Raster-Tunnel-Mikroskopie - Fakultät für Physik
Raster-Tunnel-Mikroskopie - Fakultät für Physik
Raster-Tunnel-Mikroskopie - Fakultät für Physik
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Halbleiter sind dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Valenz- und Leitungsband eine<br />
Energielücke existiert, die für die Elektronen verboten ist. Die elektrische Leitfähigkeit, d.h.<br />
das Anheben von Elektronen über die Lücke hinweg ins Leitungsband, kann durch thermische<br />
oder optische Anregung erzeugt werden. Oder man ‘pflanzt’ mittels Fremdatomen mit anderer<br />
Valenzelektronenanzahl Zustände in die Energielücke ein, was zu einer höheren Zahl<br />
beweglicher Ladungsträger führt, genannt ‘Dotierung’ ([10]).<br />
RTM-Untersuchungen von Halbleiteroberflächen sind nur im Ultra-Hoch-Vakuum<br />
(UHV) möglich, da diese Materialien an ihren Grenzflächen freie Valenzen besitzen, die an<br />
Luft entweder sehr schnell Oxidschichten oder instabile Zwischenschichten ausbilden, die<br />
isolierend wirken.<br />
Die Fermi-Energie der Halbleiter liegt bei nicht vorhandener <strong>Tunnel</strong>spannung in der<br />
Energielücke. Damit die Voraussetzungen für das Elektronen-<strong>Tunnel</strong>n zwischen Spitze und<br />
Probe erfüllt sind (s. Kap.3), müssen <strong>Tunnel</strong>spannungen von einem Volt und mehr angelegt<br />
werden.<br />
Nichtsdestotrotz sind Halbleiteroberflächen ein lohnenswertes RTM-Forschungsgebiet<br />
([2]):<br />
(i) Bei Halbleitern existieren im Gegensatz zu Metallen lokalisierte<br />
Oberflächenzustände, die mit Hilfe des RTM’s abgebildet werden können.<br />
(ii) Halbleiteroberflächen neigen aufgrund ihrer freien Valenzen stark dazu, Rekonstruktionen<br />
auszubilden, die mit anderen Untersuchungsmethoden sehr schwierig<br />
auszumachen sind. Unter Rekonstruktionen versteht man Oberflächenveränderungen<br />
aufgrund der Wechselwirkung der freien Valenzen, damit die Gesamtenergie des<br />
Festkörpers minimiert wird.<br />
(iii) Bei der Interpretation der RTM-Bilder fällt die Unterscheidung von elektronischen<br />
und topologischen Eigenschaften oftmals sehr schwer. Deshalb nutzt man aus, daß die<br />
erhaltenen Abbildungen der Halbleiterproben stark von der angelegten <strong>Tunnel</strong>spannung<br />
abhängen. Liegt die Probe z.B. am Minuspol der Spannung, so tunneln die Elektronen<br />
aus dem Valenzband des Halbleiters heraus, polt man um, so tunneln sie ins<br />
Leitungsband der Probe hinein! Bei dotierten Halbleitern ist es bei entsprechender Wahl<br />
der <strong>Tunnel</strong>spannung sogar möglich, die Zustandsdichten im Donator- bzw.<br />
Akzeptorband abzubilden!<br />
Wie oben schon erwähnt wurde, sind Proben aus reinen Halbleitermaterialien für<br />
Untersuchungen mit dem Luft-RTM nicht tauglich. Es gibt jedoch Halbleiter, die aus<br />
übereinanderliegenden Schichten zweier Atomsorten aufgebaut sind, die durch Van-der-Waals-<br />
Kräfte zusammengehalten werden, z.B. WSe 2 (Wolframdiselenid) und MoS 2 (Molybdändisulfid).<br />
Innerhalb der Schichten bilden alle Valenzorbitale kovalente Bindungen, so daß es<br />
folglich auch an der Oberfläche keine freien Valenzen gibt. Deshalb sind solcherlei Halbleiter<br />
an ihren Grenzflächen stabil und relativ frei von Kontaminationen, also im Luft-RTM<br />
verwendbar.<br />
24