Download Ausgabe 1 2014 - Wiener Seniorenbund
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www.ab5zig.at Gesundheit 27<br />
Medizinische Rehabilitation steht im Vordergrund<br />
Aus für die schnelle Berufsunfähigkeitspension<br />
Rehab statt Rente<br />
Künftig will man versuchen, möglichst<br />
viele Arbeitnehmer mit gesundheitlichen<br />
Problemen durch medizinische<br />
Behandlung und Umschulungsmaßnahmen<br />
wieder in den Arbeitsmarkt zu<br />
integrieren. Die Invaliditäts- oder Berufsunfähigkeitspension<br />
soll Ausnahme<br />
werden.<br />
Dachdecker, 49 Jahre alt, ein kaputtes<br />
Kreuz, mit dem bisherigen<br />
Beruf geht es wahrscheinlich<br />
nicht mehr. Bis jetzt war das ein<br />
Fall für eine Invalididätspension bzw.<br />
für eine Berufsunfähigkeitspension.<br />
Invaliditätspension heißt sie für Arbeitnehmer,<br />
die rechtlich Arbeiter<br />
sind. Berufsunfähigkeitspension für<br />
alle, die aus einem Angestelltenverhältnis<br />
heraus ihren Beruf aufgeben<br />
mussten. Ursachen gibt es bei Männern<br />
wie Frauen viele, körperliche wie<br />
psychische. Die Pension wurde bisher<br />
zuerst meist befristet zuerkannt, in<br />
den meisten Fällen wurde sie danach<br />
in eine unbefristete umgewandelt.<br />
Künftig sollen alle Arbeitnehmer<br />
nicht vorschnell daran denken, ihren<br />
Beruf aufzugeben, sondern medizinische<br />
und berufliche Rehabilitation in<br />
Anspruch nehmen. „Rehab statt Rente“<br />
könnte man das formulieren. Wer<br />
aber wirklich so krank oder behindert<br />
ist, dass eine berufliche Tätigkeit nicht<br />
mehr in Frage kommt, für den gibt es<br />
auch weiter über Antrag den Zugang<br />
zur frühen Pension.<br />
Ziel ist es, die Zahl jener Menschen, die<br />
allzu früh in Pension gehen, zu vermindern.<br />
In ihrem eigenen Interesse, denn<br />
frühe Pension heißt immer auch geringe<br />
Pension und Verlust der bisherigen<br />
Umgebung. Die Maßnahme soll aber<br />
auch das Pensionssystem entlasten.<br />
Für alle ab Jahrgang 1964<br />
Die neue Regelung gilt für alle, die ab<br />
1.1.1964 geboren sind. Nächstes Jahr fallen<br />
also auch schon die 51-Jährigen darunter,<br />
dann auch die 52-Jährigen usw.<br />
Nur wer jetzt älter als 50 ist, für den ändert<br />
sich nichts. Wer nach dem 1.1.1964<br />
geboren ist und bereits eine Invaliditätsoder<br />
Berufsunfähigkeitspension befristet<br />
zuerkannt bekommen hat, muss sich<br />
einer Überprüfung stellen.<br />
Zuständig für alle Maßnahmen ist<br />
wie bisher die PV, die Pensionsversicherung<br />
der Angestellten. Deren Ärzte<br />
entscheiden über eine Rehab und<br />
nachfolgende Maßnahmen.<br />
Medizinische Rehabilitation z.B. nach<br />
einem Herzinfarkt oder einer schweren<br />
Krankheit, oder auch mit dem<br />
„kaputten Kreuz“ bekommen, so notwendig,<br />
alle. Den Antrag dazu stellt<br />
entweder das behandelnde Spital an<br />
die PV oder der Hausarzt.<br />
Ist die Rückkehr in den ursprünglichen<br />
Beruf trotz medizinischer Rehab nicht<br />
möglich, werden PV und Arbeitsmarktservice<br />
(AMS) gemeinsam versuchen,<br />
diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
für einen anderen geeigneten<br />
Beruf umzuschulen. Für die medizinische<br />
Phase gibt es künftig das Rehab-<br />
Bezug-Geld, danach das Umschulungsgeld.<br />
Beide sind keine Pension!<br />
Hat jemand eine abgeschlossene Berufsausbildung,<br />
hat er das Recht, innerhalb<br />
seines Berufsumfeldes vermittelt zu<br />
werden. Hat jemand keine Ausbildung,<br />
kann ihn das AMS auf den gesamten<br />
Arbeitsmarkt verweisen. So sind z.B.<br />
gelernte Köche oder Kellner geschützt,<br />
sie sollen in ihrem Bereich bleiben. Wer<br />
nur angelernt ist oder als Aushilfe tätig<br />
war, kann auch in einen ganz anderen<br />
Wirtschaftszweig vermittelt werden.<br />
Rund 6000 Anträge pro Jahr bisher<br />
Bisher trafen bei der PV pro Jahr rund<br />
6000 Anträge von unter 50 Jährigen auf<br />
eine Berufsunfähigkeits- oder Invaliditätspension<br />
ein. Mit wie vielen Anträgen<br />
rechnet der Generaldirektor der PV,<br />
Dr. Winfried Pinggera jetzt? „Das ist das<br />
spannende“, sagt Pinggera dazu. Es gibt<br />
noch keine Prognosen. „Wir schauen,<br />
dass wir möglichst viele zurück auf den<br />
Arbeitsmarkt bringen.“ Die Zusammenarbeit<br />
mit dem AMS muss erst anlaufen.<br />
Beruflich wie gesellschaftlich ist das, so<br />
Pinggera, auch ein „Prozess im Kopf“.<br />
Alle Beteiligten müssen erkennen, dass<br />
die möglichst frühe Pension kein erstrebenswertes<br />
Ziel ist.