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Musik › POP UND ROCK<br />
Geheimtipp<br />
hiphop/pop<br />
piGeon john<br />
Dragon Slayer<br />
Urban (Universal); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
brit-pop/rock<br />
kaiser chiefs<br />
The Future Is Medieval<br />
B-Unique (Universal); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Christof Hammer<br />
<strong>AUDIO</strong>-Redakteur<br />
americana/pop<br />
other Lives<br />
Tamer Animals<br />
PIAS / Rough Trade; CD, LP; ab 26.8.<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Ein Rapper, der<br />
mit Klischees<br />
bricht? Der einmal<br />
in die Rolle<br />
des Gangsters,<br />
dann in die des reuigen Hausmannes<br />
schlüpft? Neben Wortwitz<br />
und Underground-Credibility auch<br />
noch Hit-Appeal mitbringt? Sogar<br />
einfühlsam die Songwriter-Gitarre<br />
bedient? Pigeon John schafft einen<br />
ungewöhnlichen Spagat. Manchmal<br />
überdehnt sich er sich auf „Dragon<br />
Slayer“ zwar dabei in Richtung Pop<br />
– feines Album dennoch. SW<br />
✪ Jurassic 5, De La Soul<br />
Britpop fürs<br />
Oktoberfest: Mit<br />
dem Ohrwurm-<br />
„Ruby“ schafften<br />
es die Kaiser<br />
Chiefs sogar bis ins Wiesn-Bierzelt.<br />
„The Future Is Medieval“ spricht<br />
wieder ein anderes Publikum an.<br />
Und egal, ob bei düsterem Wave<br />
oder Synthie-Popsongs, psychedelisch<br />
Beatleskem oder konventionellem<br />
Britrock: Wer hier mitgröhlen<br />
will, wird sich schwer tun. Die<br />
Kaiser Chiefs sinnieren inzwischen<br />
wieder lieber im kleinen Pub. SW<br />
✪ David Bowie, Beatles, Supergrass<br />
Der Refrain-Rausch ist<br />
vorbei, die Katerstimmung<br />
prächtig: Kaiser Chiefs.<br />
Bewegt sich<br />
eine Band in<br />
einem völlig<br />
eigenständigen<br />
Klangkosmos<br />
und etwas jenseits musikalischer<br />
Konventionen, steigt das Risiko,<br />
dass man als Hörer den Musikern<br />
nur befremdet lauscht, wie<br />
sie ihr Innerstes in Töne gießen.<br />
Wohl respektiert man Absicht<br />
und Aufwand, bleibt aber oft<br />
angesichts allzu ausgeprägter<br />
Ego-Trips außen vor. Bei den<br />
Other Lives geschieht das Gegenteil:<br />
Schleichend und explizit<br />
zugleich wird man hineingezogen<br />
in die Soundwelt dieses US-<br />
Fünfers. In 16-monatiger Detailarbeit<br />
frickelte die Band um Multiinstrumentalist<br />
Jesse Tabish<br />
ein komplexes Orchesterpop-/<br />
Americana-Kaleidoskop zusammen:<br />
Schwelgerische Piano- und<br />
Streicherparts und akustische<br />
Country-Fragmente werden verheiratet,<br />
Westerngitarren mit<br />
Walzerrhythmen kombiniert und<br />
leicht psychedelische Mittsechziger-Brian-Wilson-Sounds<br />
in<br />
Wilco-artigen, retromodernen<br />
Country-Pop und cinemascopehafte<br />
Ennio-Morricone-Klänge<br />
überführt. Das ist <strong>durch</strong>dacht<br />
angelegt und ausformuliert,<br />
aber ganz und gar nicht verkopft,<br />
sondern bringt, etwa in „For 12“,<br />
„Dust Bowl III“ oder dem Titelsong<br />
„Tamer Animals“, große<br />
Pop-Momente hervor, in die<br />
man sich als Freund feinsinniger<br />
Songwriterkunst auf’s Angenehmste<br />
hineinfühlt.<br />
✪ Mercury Rev, Prefab Sprout<br />
60 09/2011 › www.audio.de<br />
pop<br />
WoLf GanG<br />
Suego Falls<br />
Atlantic (Warner); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Für die ersten<br />
Promo-Fotos ließ<br />
sich Max Mc-<br />
Elligott mit einer<br />
Katze fotografieren.<br />
Die flüchtete, und das Bild<br />
wurde als Suchanzeige großflächig<br />
in London plakatiert. Witzige Story,<br />
die gut zu den verschrobenen<br />
Songs des Newcomers passt: Die<br />
sind quietschig und arty, aber auch<br />
hübsch eingängig. Anspieltipp: das<br />
prägnante „Lions In Cages“. Die<br />
Katze stand übrigens nach einigen<br />
Tagen wieder vor der Tür ... JO<br />
✪ MGMT, Metronomy<br />
pop/sonGWriter<br />
coLbie caiLLat<br />
All Of You<br />
Republic (Universal); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Locker-flockig<br />
klangen Colbie<br />
Caillats Songs<br />
ja schon immer.<br />
Jetzt, da die kalifornische<br />
Sängerin verliebt ist, wird<br />
es noch gefühlsduseliger. Auf ihrem<br />
neuen Album erzählt die 26-Jährige<br />
von den Höhen und Tiefen ihrer<br />
Beziehung zu Bandkollege Justin<br />
Young. Entspannte Reggae-Rhythmen<br />
und ein paar Ukulele-Zupfer<br />
sorgen dafür, dass der Sound nicht<br />
allzu kitschig wird, sondern Lust<br />
auf Sommer macht.<br />
CZ<br />
✪ Stevie Nicks, Joss Stone<br />
foLk<br />
WindinG stairs<br />
Surviving Funeral Season<br />
Make My Day (Alive); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Nach dem gelungenen<br />
Debüt<br />
„Everything”<br />
(2010) scheint<br />
dem weiblichmännlichen<br />
Duo die Luft ausgegangen<br />
zu sein. Zwar ist noch der ein<br />
oder andere Ohrwurm zu finden,<br />
insgesamt verliert man sich aber<br />
zu sehr im verwinkelten Kosmos<br />
aus Kuschel-Folk, Elektronik, Fahrstuhlmusik<br />
und Spielkonsolen-<br />
Soundtrack. Gerade wegen der<br />
schwedischen Herkunft hätte man<br />
sich viel mehr Mut gewünscht. KT<br />
✪ Clannad, The Pierces<br />
Viel Gefühl und<br />
viel Dusel: Colbie<br />
Caillats Songs<br />
gehen gerade<br />
noch als Sommer-<br />
Pop <strong>durch</strong>.<br />
pop<br />
daan<br />
Manhay<br />
Heart Of Berlin (Universal); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Nach seiner Zeit<br />
bei Dead Man<br />
Ray machte Daan<br />
Stuyven große<br />
Schritte in Richtung<br />
einer versuchten Reinkarnation<br />
von Robert Palmer. Leider<br />
dröhnt er auf seinem fünften Album<br />
bloß noch mit tiefem Timbre <strong>durch</strong><br />
schmierige Klänge, die ausgerechnet<br />
die schlimmsten Momente des<br />
80er-Gentleman-Pops neu aufkochen.<br />
Zuckrig-madige Songs mit<br />
Klavier und Gitarren, die irgendwie<br />
keinen Sinn ergeben. KT<br />
✪ dEUS, Michael Bublé, Adam Green<br />
rock/pop<br />
diverse<br />
Better Than The Original<br />
Ministry Of Sound (Warner); CD<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Gut, die Behauptung,<br />
Milows<br />
„Ayo Technology“<br />
sei besser als<br />
das Original, ist<br />
diskutabel. Ansonsten macht dieser<br />
Coversampler seine Sache nicht<br />
schlecht: gute Songs, relativ ruhig<br />
und halbwegs ordentlich nachgespielt.<br />
Höhepunkte: Die Beiträge von<br />
William Fitzsimmons („Heartless“),<br />
Ozark Henry („Black Hole Sun“) und<br />
Cat Power („Wonderwall“), die dem<br />
Anspruch des Sampler-Titels auf jeden<br />
Fall gerecht werden. JO<br />
✪ Norah Jones, Café del Mar<br />
Fotos: Jeremy Charles / PIAS, Danny North / Universal, Robert Ascroft / Universal, Alexander Gnädinger / Sony, Kristin Burns / Stone‘d Records