AUDIO Yamahas großer Coup (Vorschau)
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Short Shots<br />
Orgel-Pop<br />
Pop, Rock<br />
Anna von Hausswolff<br />
Ceremony<br />
Art-Pop<br />
City Slang / Universal (CD, 2 LPs)<br />
Zugegeben, es gibt Alben, die weniger exzentrisch<br />
sind. Und nur selten spielt auf einem<br />
Pop-Album eine Kirchenorgel die Hauptrolle.<br />
Der jungen Schwedin gelingt dieser bemerkenswerte<br />
Spagat, ohne dass die 13 Songs<br />
in Richtung Avantgarde abdriften. Als Tochter<br />
des Klangkünstlers Carl Michael von Hausswolff<br />
ist für Anna ein solch ausgefallenes Konzept<br />
wahrscheinlich so selbstverständlich wie<br />
für andere die Teilnahme an einer Casting-<br />
Show. An Dramatik mangelt es hier nicht, dafür<br />
sorgt der imposante Sound der Orgel, die<br />
auch dunkel-dröhnende Bassparts einstreut.<br />
Aber auch das Zusammenspiel mit Gitarren,<br />
Piano, Drums und Singstimme – alles schön<br />
gestaffelt – funktioniert bestens. Michael Sohn<br />
Sigur Rós, Kate Bush<br />
Musik:<br />
Sigur Rós<br />
Kveikur<br />
Klang:<br />
XL / Beggars / Indigo ( CD, 2 LPs + CD)<br />
Nicht immer kamen die klingenden Merkwürdigkeiten<br />
von Sigur Rós verlustfrei beim<br />
Hörer an – die Musik der Isländer gab sich oft<br />
rätselhaft codiert, gar verkopft. Den Ausstieg<br />
von Keyboarder Kjartan Sveinsson nutzte das<br />
verbliebene Rest-Trio nun für einen gelungenen<br />
Neustart: mysteriös, bedeutungsschwer<br />
aufgeladen wie immer tönt „Kveikur“, aber<br />
griffig wie selten zuvor. Spielentscheidend:<br />
Georg Holm (b.) und Orri Pall Dyrason (dr.),<br />
die mit massiven Rhythmen für bisweilen<br />
fast schamanischen Drive sorgen und so die<br />
„nur“ bandtypisch avantgardistischen Soundscapes<br />
(Holzbläser, sphärische bis metallisch<br />
knirschende Elektronik) zum gleisend-intensiven<br />
Art-Pop-Ereignis veredeln. Christof Hammer<br />
Björk, Efterklang, Dead Can Dance<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Slackwax<br />
Time Stays, We Go<br />
Indietronic<br />
Pitch Beast / Rough Trade (CD, LP + CD)<br />
Zu den Klängen des Nürnberger Duos Peter<br />
Hoppe & Bernd Batke sind schon viele Fans<br />
abgefahren. Slackwax produzierten diverse<br />
Werbesounds. Dazu profilierte sich das Duo<br />
als Re-Worker von Mousse-T.-Songs, von<br />
denen eine stark gedrosselte Version des Anmache-Hits<br />
„Sex Bomb“ in dieser Werkschau<br />
auftaucht. In 15 Titeln mit tiefer Klangdichte<br />
überzeugen Slackwax mit der Bandbreite<br />
ihres Verschmelzungstalents für Soul, Blues,<br />
Funk und Lounge. Dazu die betörende Stimme<br />
von Anna Leyne. So eröffnet sich Canned<br />
Heats Oldie „On The Road Again“ mit völlig<br />
neuem Klangbild. Und Talk Talks Hit „Such A<br />
Shame“ ist noch nie so entschleunigt ins Ohr<br />
geschwebt. Willi Andresen<br />
The Triffids, The Smiths, The Go-Betweens<br />
Musik:<br />
Tunng<br />
Turbines<br />
Klang:<br />
Full Time Hobby / Rough Trade (CD, LP)<br />
Kein Wunder, dass Tunng zu den populärsten<br />
Vertretern der Indietronic-Sparte gehören.<br />
Auch Album Nummer 5 gefällt mit sommerlicher<br />
Leichtigkeit, homogenem Liedgut und<br />
entspannt-schaukelnden Melodien in schlauen<br />
Arrangements. Das Sextett wirkt dabei<br />
songorientierter denn je. Statt Klangforschung<br />
und Soundspielereien gibt’s folkig-luftige<br />
Tracks, die von gedämpften Wechselgesang<br />
getragen werden. Zielgerichtet wird dabei<br />
aus oft kontemplativen Stimmungen das psychedelische<br />
Potential beziehungsweise das<br />
melancholische Elementarteilchen herausgeschält<br />
– was gut bis vorzüglich klappt wie<br />
im krautigen Shuffle „Trip Trap“ oder dem pulsierenden<br />
Singalong „Bloodlines“. Daniel Vujanic<br />
Good Arrows (2007); The Books<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Francis International Airport Cache<br />
(Siluh/Cargo; CD, LP)<br />
Mal noisig-frickelig, mal elegischelegant:<br />
Spannende analoge und<br />
digitale Klänge mischt dieses österreichische<br />
Quintett zu kühlem<br />
Synthie-Pop, der die Sound-DNA<br />
von Talk Talk, The Notwist und<br />
Radiohead in sich vereint. ham<br />
Scott Matthew Unlearned<br />
(Glitterhouse/Indigo; CD, LP+CD)<br />
Gemäß dem Motto „Vergiss, was<br />
Du über die Musik weißt“covert<br />
der New Yorker Songpoet hier Titel<br />
von Whitney Houston und Rod<br />
Stewart bis Joy Division und den<br />
Bee Gees: in kammer musikalischen<br />
Piano-Gitarren-Arrangements, die je<br />
nach Gusto durch intensive Kargheit<br />
berühren oder ob relativer Gleichförmigkeit<br />
langweilen können. Dass<br />
Matthew allerdings fast alle Vorlagen<br />
mit leidensschwerem Timbre zum<br />
trauerumflortem Klagelied verwandelt,<br />
ist eine irritierende bis nervige<br />
Sicht der Dinge. ham<br />
Makeshift Innocence Yours To Keep<br />
(DEAG/Sony; CD)<br />
Als Live-Act ist die Truppe von<br />
Jesse-James Cameron schon eine<br />
echte Attraktion, doch auch via CD<br />
funktioniert der Reggae-Folk dieser<br />
kanadischen Formation prächtig.<br />
Wer Acts wie Marley, Mayer (John)<br />
und Johnson (Jack) schätzt, sollte<br />
hier mal genauer hinhören. ham<br />
French Films White Orchid (Odyssey /<br />
Rough Trade; CD, LP+MP3-download)<br />
Finnische Band, frankophiler Name,<br />
englisch-amerikanischer Sound:<br />
Mit beschwingten Sixties-Melodien,<br />
schwerem Brummel-Bass<br />
und charmanten Mittachtziger-Riffs<br />
klingen French Films auf ihrem<br />
zweiten Album wie eine Mischung<br />
aus den Beach Boys, The Cure<br />
und The Jesus And Mary Chain:<br />
Surf Music trifft auf Wave-Pop und<br />
Noise-Rock – und man versteht<br />
sich bestens. ham<br />
Ohrbooten Alles für alle bis alles<br />
alle ist (BMG Rights / Rough<br />
Trade; CD, LP)<br />
Viel Reggae, ordentlich HipHop, ein<br />
Schuss (Punk-)Rock, dazu phatte<br />
Reime, getextet mit frecher Berliner<br />
Schnauze: Mit Album Nummer<br />
4 füllen die Ohrbooten die Lücke<br />
zwischen Culcha Candela und<br />
Seeed. ham<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
www.audio.de 08 /2013 61