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Seltsame Hieroglyphen<br />
im Tempel von Abydos.<br />
"Das ist mein<br />
Haus. Hier habe<br />
ich gewohnt.<br />
Aber warum<br />
sind das alles<br />
Ruinen? Und wo<br />
ist der Garten?"<br />
Die britische Archäologin Dorothy<br />
Eady war erst vier Jahre alt, als<br />
ihre Eltern sie im Jahre 1908<br />
zu einem Besuch des British Museum<br />
in London mitnahmen. Anfangs konnte<br />
das kleine Mädchen mit den Exponaten<br />
nicht viel anfangen. Einzig und allein die<br />
ägyptische Abteilung fas-<br />
zinierte sie.<br />
Die Mutter wollte das<br />
Mädchen auf den Arm<br />
nehmen, aber Dorothy<br />
krallte sich krampfhaft<br />
an der Vitrine mit einer<br />
Mumie fest und schrie<br />
mit vollkommen veränderter,<br />
tiefer Stimme:<br />
„Laßt mich hier. Ich bin<br />
bei meinen Leuten.“<br />
Schon seit einem Jahr<br />
hatte Dorothy einen ständig<br />
sich wiederholenden<br />
Traum. Darin kam<br />
ein großes Gebäude mit<br />
hohen Säulen vor sowie<br />
ein riesiger Garten voller<br />
Bäume, Blumen und<br />
Früchte. Gleichzeitig wickelten sich bei ihr erste Symptome<br />
enteiner<br />
Depression. Das Mädchen weinte<br />
oft grundlos, und sie sagte immer wieder<br />
zu den Eltern, sie würde gerne nach<br />
Hause zurückkehren. Obwohl die Familie<br />
versuchte, sie davon zu überzeugen,<br />
dass sie doch zu Hause war und dass<br />
es ihr dort schließlich gut ging, war sie<br />
damit nicht einverstanden. Sie empfand<br />
ihr Elternhaus als fremd. Allerdings<br />
war sie auch nicht in der Lage zu sagen,<br />
wo sich ihr wahres Elternhaus befand.<br />
Der Fall Omm Seti<br />
Die erste Spur, die auf Ägypten hinwies,<br />
ergab sich an jenem Tag im British Museum.<br />
Ihr Traum über das seltsame Gebäude<br />
mit den hohen Säulen erhielt<br />
erst etwas mehr Sinn, als Dorothy sieben<br />
Jahre alt war. Auslöser war eine<br />
Abbildung des Tempels von Seti I. in<br />
Abydos . Dorothys Vater war verzweifelt,<br />
als er hörte, dass seine Tochter<br />
voller Freude ausrief: „Das ist mein<br />
Haus. Hier habe ich gewohnt. Aber warum<br />
sind das alles Ruinen? Und wo ist<br />
der Garten?“<br />
Hier war die Reaktion der Familie<br />
sehr bestimmt. Tempel in der<br />
Wüste haben keine Gärten, so<br />
erklärte man ihr. Außerdem solle sie<br />
endlich aufhören, solchen Unsinn zu<br />
erzählen.<br />
45 Jahre später fuhr Dorothy Eady<br />
als Mitarbeiterin der Abteilung für<br />
ägyptische Altertümer nach Abydos<br />
und mietete eine Wohnung in der<br />
Nähe des Tempels von Seti I. Endlich,<br />
so spürte sie, war sie nach Hause gekommen.<br />
Sie lebte hier bis zu ihrem<br />
Tod im Jahre 1981. Den Menschen in<br />
Ägypten war sie nur unter dem Namen<br />
Omm Seti bekannt, was auf Deutsch<br />
so viel bedeutet wie „Mutter von Seti“.<br />
Dorothy Eady hatte zwischenzeitlich<br />
einen Ägypter geheiratet und ihm einen<br />
Sohn geboren, den sie Seti genannt<br />
hatte.<br />
Und was den Garten betraf – er<br />
wurde tatsächlich von Archäologen<br />
entdeckt, und zwar genau an der Stelle,<br />
die Dorothy ihnen genannt hatte,<br />
nämlich an der Südseite des Tempels.<br />
Information aus der Vergangenheit<br />
Dorothy Eady war fest davon überzeugt,<br />
dass sie die Reinkarnation einer<br />
Frau aus dem alten Ägypten war.<br />
Ihr ganzes Leben war höchst ungewöhnlich.<br />
Sie war eine sehr kreative,<br />
dynamische und mutige Frau, dabei<br />
aber auch sehr exzentrisch. Schon<br />
als junges Mädchen hatte sie ein Studium<br />
der Ägyptologie begonnen, und<br />
Sir Ernest Wallis Budge , der Kurator<br />
für ägyptische Altertümer des British<br />
Museum, hatte ihr persönlich Privatunterricht<br />
im Lesen von Hieroglyphen<br />
erteilt. Die ganze Zeit über hatte sie<br />
weiterhin merkwürdige Träume, in<br />
denen immer wieder Ägypten vorkam.<br />
Sie war auch sehr belesen und<br />
hatte an der Kunstakademie das<br />
Zeichnen gelernt.<br />
Mit 27 Jahren begann sie als Journalistin<br />
für eine ägyptische Zeitung in<br />
London zu schreiben. In ihrer Arbeit<br />
beschäftigte sie sich hauptsächlich<br />
mit der Anfertigung politischer Zeichnungen<br />
sowie mit Artikeln, die meist<br />
den Wunsch der Ägypter nach Freiheit<br />
vom britischen Kolonialismus zum Inhalt<br />
hatten.<br />
Im britischen Unterhaus lernte sie<br />
einen jungen Ägypter, Imam Abdel<br />
Maguid, kennen. Sie heirateten wenig<br />
später, und schon bald darauf packten<br />
sie ihre Koffer und gingen nach<br />
Ägypten . Dort kam es mit der Zeit zu<br />
merkwürdigen Ereignissen. Dorothy<br />
stand oft während der Nacht auf, und<br />
wenn das Mondlicht hell genug war,<br />
beschrieb sie seitenweise Papierblätter<br />
in großer Geschwindigkeit mit Hieroglyphen.<br />
Sie selbst bezeichnete es<br />
<strong>Mystery</strong>-<strong>Welten</strong> 2012 MATRIX 3000 25