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Die Hieroglyphen in Abydos scheinen<br />
moderne technische Gerätschaften zu zeigen.<br />
als automatisches Schreiben, und sie<br />
konnte den Zustand, in dem sie dies tat,<br />
relativ präzise beschreiben.<br />
Sie sagte: „Es ist so, als ob ich unter<br />
einem merkwürdigen Bann stehen<br />
würde. Ich bin nicht im Traum, aber<br />
auch nicht wach.“ Sie hatte auch ein<br />
Gefühl, jemand würde ihr diese Texte<br />
diktieren.<br />
Diese nächtlichen Eskapaden<br />
dauerten fast ein ganzes Jahr,<br />
und sie schrieb in dieser Zeit nahezu<br />
70 Seiten mit Hieroglyphenschrift<br />
voll. Den Text habe ihr ein „Geist“ mit<br />
Namen Hor-Ra diktiert, so sagte sie.<br />
Der Inhalt betraf ihr früheres Leben in<br />
Ägypten. Omm Seti hat diese Schriften<br />
stets für Wahrheit gehalten.<br />
Die geheimnisvollen Texte erzählten,<br />
sie sei ein Mädchen mit Namen<br />
Bentreshyt gewesen. Schon frühzeitig<br />
gaben sie ihre Eltern in den Tempel<br />
Kom El Sultan. Er befand sich etwas<br />
nördlich vom Tempel Setis I., der damals<br />
gerade im Bau war. Bentreshyt<br />
sollte dort zu einer Priesterin erzogen<br />
werden.<br />
Mit zwölf Jahren legte sie ein<br />
Keuschheitsgelübde ab. Sie lernte<br />
auch komplizierte Regeln und Rituale<br />
des Tempels, die mit Tod und Auferstehung<br />
von Osiris zu tun hatten. In jenem<br />
früheren Leben in Ägypten hatte sie als<br />
Bentreshyt auch den Pharao Seti I. im<br />
Garten seines Tempels getroffen.<br />
In Dorothys heutiger Familie waren<br />
inzwischen Abenteuer und merkwürdige<br />
Ereignisse an der Tagesordnung.<br />
Zum Beispiel rannte ihr Schwiegervater<br />
eines Nachts schreiend auf die<br />
Straße. Er behauptete, er habe die Gestalt<br />
eines Pharaos auf Dorothys Bett<br />
sitzen sehen.<br />
Dorothy wird Archäologin<br />
Nach drei Jahren war die Ehe von Dorothy<br />
und Imam am Ende. Dorothy zog<br />
mit dem Sohn um nach Giza, in die<br />
Nähe der Pyramiden. In den nächsten<br />
zwanzig Jahren arbeitete sie als Assistentin<br />
zweier berühmter Ägyptologen,<br />
Selim Hassan und Achmed Fakhry.<br />
Ihnen half sie bei Ausgrabungen und<br />
beim Katalogisieren der Fundstücke<br />
auf dem Giza-<br />
Plateau und<br />
in Dashur.<br />
Sie leistete<br />
damals einen<br />
bedeutsamen<br />
Beitrag zur<br />
Ägyptologie,<br />
besonders wenn es um Expertisen<br />
ging. Speziell Dr. William Kelly Simpson,<br />
Dozent an der Yale-Universität,<br />
war von Dorothy Eadys Wissen und<br />
Kenntnissen sehr beeindruckt. Er sagte,<br />
kein anderer Spezialist jener Zeit<br />
hätte so gut ägyptische Sprache und<br />
ägyptische Kunst miteinander verbinden<br />
können wie sie.<br />
Es dauerte aber noch weitere 19<br />
Jahre, bis Dorothy tatsächlich<br />
nach Abydos kam. Sie behauptete<br />
immer, einen starken inneren Wunsch<br />
gehabt zu haben, dorthin zu fahren,<br />
aber – wie sie sagte – etwas von ihr Unabhängiges<br />
und Stärkeres hatte ihr nie<br />
erlaubt, diesen Platz zu besuchen.<br />
Im Jahre 1956 erlaubte ihr die Abteilung<br />
für ägyptische Altertümer endlich,<br />
in Abydos zu arbeiten. Sie spielte eine<br />
wichtige Rolle bei den archäologischen<br />
Forschungsarbeiten. Vor allem wollte<br />
man damals die ursprüngliche Größe<br />
des Tempels genau bestimmen.<br />
Diese Ausgrabungen führten letztendlich<br />
dazu, dass man die Überreste<br />
des Gartens von Seti I. tatsächlich fand<br />
– genau den Garten, den sie immer in<br />
ihren Träumen gesehen hatte.<br />
Omm Seti \t "Siehe Eady, Dorothy"<br />
tat nie etwas dazu, um sich herum einen<br />
Mythos aufzubauen, und sie gründete<br />
auch keine Glaubensgemeinschaft<br />
o. ä. Sie versuchte niemals jemanden<br />
davon zu überzeugen, dass ihre Visionen<br />
echt seien. Sie galt als anerkannte<br />
Expertin für Abydos und kannte Details<br />
aus der Geschichte des Tempels, die<br />
sonst überhaupt nicht bekannt waren.<br />
In Wirklichkeit war Omm Seti im tiefsten<br />
Innern felsenfest von der ägyptischen<br />
Magie überzeugt. Sie glaubte,<br />
dass die Macht der ägyptischen Götter<br />
an manchen Orten der Kraft in Ägypten<br />
bis heute wirken würde.<br />
Von allen ihren Bekannten und<br />
den Wissenschaftlern, mit denen<br />
sie auf der rationalen Ebene eng<br />
verbunden war und zusammenarbeitete,<br />
hat niemand je ein negatives Wort<br />
über sie geäußert oder ihr in irgendeinem<br />
Punkt widersprochen. Nie konnte<br />
man ihr nachweisen, dass sie etwas<br />
über das alte Ägypten gesagt hätte,<br />
was sich im Nachhinein als falsch herausgestellt<br />
hatte. Dr. Hanny El Zeini ,<br />
ein Chemiker, begleitete Dorothy in<br />
den nächsten zwölf Jahren und wurde<br />
zu ihrem engsten Freund. Gerade diesem<br />
Mann hatte sie ihre tiefsten ägyptischen<br />
Reinkarnationserinnerungen<br />
anvertraut. Vom Anfang ihres Kennenlernens<br />
an entschied sich El Zeini, die<br />
Aussagen von Dorothy über den Garten<br />
des Tempels zu verifizieren. Mehrmals<br />
sprach er mit dem Leiter der Ausgrabungen,<br />
und man zeigte ihm schließlich<br />
den Platz, wo man den Garten entdeckt<br />
hatte. Es waren dort Bewässerungskanäle<br />
zu sehen, aber die Überreste von<br />
Baumstämmen und Wurzeln waren<br />
schon vom Sand der Wüste zugeschüttet.<br />
Der Ausgrabungsleiter beschrieb<br />
die Rolle von Omm Seti bei den Ausgrabungen<br />
folgendermaßen: „Sie war es,<br />
die die Wurzeln der Bäume entdeckt<br />
hat. Sie hat auch immens geholfen,<br />
einen Tunnel zu finden, der unter dem<br />
nördlichen Teil des Tempels verläuft.<br />
Sie scheint einen geheimnisvollen<br />
Sinn für das Terrain zu besitzen, über<br />
das sie läuft. Ich bin erstaunt über ihre<br />
tiefen Kenntnisse, was diesen Tempel<br />
und seine Umgebung betrifft. Ich wage<br />
zu behaupten, dass die Anwesenheit<br />
dieser Frau absolut unentbehrlich ist,<br />
während jeglicher archäologischer Expeditionen<br />
in der Region Abydos.“<br />
Kurze Zeit später erzählte Dorothy<br />
ihrem Freund El Zeini die wohl unglaublichste<br />
Geschichte im Zusammenhang<br />
mit ihren ägyptischen Wurzeln.<br />
Laut Aussage von Dorothy hatte<br />
sich Pharao Seti I. in das Mädchen<br />
Bentreshyt verliebt, als er sie im<br />
Garten des Tempels getroffen hatte.<br />
Sie war damals vierzehn Jahre alt. Ihre<br />
Verbindung war gefährlich, weil die<br />
Gesetze des Tempels verlangten, dass<br />
das Mädchen eine Jungfrau bleiben<br />
musste. Leider wurde Bentreshyt doch<br />
schwanger, und die Priester des Tempels<br />
zwangen sie zur Aussage, dass<br />
sie einen Liebhaber hatte. Sie sagten<br />
ihr auch, dass sie für dieses Vergehen<br />
die Todesstrafe erhalten würde. Da<br />
sie Angst hatte, dass während eines<br />
Prozesses die Identität ihres Liebhabers<br />
herauskommen könnte, tötete sie<br />
sich selbst. Der Pharao Seti I. soll geschworen<br />
haben, dass er sie niemals<br />
vergessen würde.<br />
<strong>Mystery</strong>-<strong>Welten</strong> 2012 MATRIX 3000 27