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Interview Heidi! (Vorschau)

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DaviD amsDen: Eigentlich wollten wir um zehn<br />

Uhr morgens miteinander sprechen, aber da dachte<br />

ich: Das geht ja gar nicht. Das widerspricht doch jedem<br />

Klischee, das ich über den dekadenten Lebensstil<br />

von Leuten wie dir habe, du stehst doch nie vor<br />

15 Uhr auf!<br />

agnes Deyn: Ich wünschte, es wäre so. Leider<br />

weckt mich meine innere Uhr jeden Morgen zwischen<br />

6.30 und 7.30 Uhr. Dementsprechend muss<br />

ich, wenn ich wirklich genug Schlaf bekommen will,<br />

eigentlich um 22 Uhr ins Bett. Wie sich das für eine<br />

Oma wie mich gehört.<br />

amsDen: Als Model hast du Dinge erreicht, von<br />

denen sehr viele nur träumen können. Du warst ganz<br />

oben. Hast du denn keine Angst, als Schauspielerin<br />

noch einmal von ganz unten anzufangen?<br />

Deyn: Als ich anfing zu modeln, hatte ich keinen<br />

Schimmer, was ich eigentlich mache. Ich fragte ständig<br />

nach, ob das, was ich tue, irgendwie okay ist. Und<br />

so halte ich es jetzt als Schauspielerin.<br />

amsDen: Stimmen die Gerüchte, dass du mit<br />

dem Modeln aufhören willst? Für immer?<br />

Deyn: Ach, ganz so eng sehe ich das nicht. Ich<br />

wurde beispielsweise gerade für <strong>Interview</strong> fotografiert.<br />

Und das war toll!<br />

top<br />

reeD krAkoff<br />

höschen<br />

cosAbellA<br />

amsDen: Das musst du ja jetzt sagen.<br />

Deyn: Nein, es war großartig. Dennoch fragte<br />

ich mich auf dem Weg ins Studio, ob ich überhaupt<br />

noch modeln kann.<br />

amsDen: Gab es denn einen Punkt in deiner<br />

Karriere als Model, an dem du gemerkt hast, dass es<br />

dich nicht mehr so interessiert?<br />

Deyn: Ja, den gab es. Auf einmal war der Funke<br />

weg. Und selbst das war mir egal. Letztendlich wollte<br />

ich nie Model werden. Ich wurde auf der Straße angequatscht,<br />

habe das ein paar Jahre gemacht und gut.<br />

Ich habe keine Lust, mir einzureden, dass der Funke<br />

noch da ist. Ich will auch nicht behaupten: „Yeah, this<br />

is so great“, wenn es das nicht ist. Die Fähigkeit, so zu<br />

tun, als sei alles okay, habe ich verloren.<br />

amsDen: Ich habe mir Pusher angeschaut, den<br />

Film, in dem du eine Stripperin spielst. Wie hast du<br />

dich auf die Rolle vorbereitet?<br />

Deyn: Oh, zuerst habe ich alles gelesen, was ich<br />

zu diesem Thema finden konnte, unendlich viele<br />

Biografien von Strippern und Süchtigen. Das eigentliche<br />

Tanzen lernte ich bei einem Mädchen aus der<br />

Londoner Stripper-Szene, eine unglaubliche Frau.<br />

amsDen: Hingst du früher in Strip-Clubs rum?<br />

Deyn: Nicht wirklich. Aber plötzlich war es das<br />

Spannendste überhaupt. Ich konnte nicht genug davon<br />

bekommen und lief nur noch rum und überredete<br />

alle, mit mir in Strip-Clubs zu gehen. Frauen,<br />

Sex, Sinnlichkeit, alles da.<br />

amsDen: Als Model hast du einen eigenen, einen<br />

signifikanten Look. Wenn die Leute deinen Namen<br />

hören, geht sofort das Kopfkino los. Hilft das<br />

bei der Schauspielerei, wo generell ja eher chamäleonartige<br />

Fähigkeiten gefragt sind?<br />

Deyn: Weder noch. Es hilft nicht, schaden wird<br />

es aber auch nicht. Außerdem bin ich gerade mal 30.<br />

amsDen: Das stimmt! Wie fühlen sich die 30<br />

eigentlich an für jemanden, der lange in einem so von<br />

Jugend besessenen Gewerbe gearbeitet hat?<br />

Deyn: Vor allem aufregend. Ich habe mich als<br />

Frau gefunden. Jeder sagt und denkt etwas anderes<br />

darüber, wer wie was sein soll und muss. Eine Frau<br />

muss dies, eine Frau muss das … All die Projek tionen,<br />

die nirgendwo hinführen. Damit ist mit 30 Schluss.<br />

Ich habe meinen Platz gefunden. Als plötzlich die 30<br />

da waren, wusste ich: Fuck yeah, jetzt kann ich einfach<br />

nur ich selbst sein.<br />

amsDen: Deshalb auch Los Angeles?<br />

Deyn: Viele meiner Freunde wohnen hier, ich<br />

habe sechs Jahre in New York gelebt und wollte einfach<br />

mal wieder eine Veränderung. Außerdem hätte<br />

ich keinen weiteren Winter in New York überlebt.<br />

amsDen: Vermisst du New York?<br />

Deyn: Nicht den Winter. Aber ich war vergangene<br />

Woche da, und es war toll. Ein wenig fühlte es<br />

sich an, wie einen Exfreund wieder zu treffen.<br />

amsDen: Wo wir schon von älter und erwachsen<br />

werden sprechen: Du hast im vergangenen Jahr geheiratet!<br />

Erzählst du mir von eurer Hochzeit?<br />

Deyn: Der Tag war fantastisch, toll, aber ich<br />

möchte mein Privatleben lieber privat halten. Ich<br />

hoffe, du verstehst das.<br />

amsDen: Absolut. Allerdings frage ich mich,<br />

wie du dann mit der öffentlichen Inszenierung deines<br />

Privatlebens umgehst, die in den vergangenen<br />

Jahren stattfand. Die Vogue druckte beispielsweise<br />

mal eine Geschichte mit dir und deinem Exfreund,<br />

dem The-Strokes-Gitarristen Albert Hammond Jr.,<br />

die jetzt für immer da sein wird.<br />

Deyn: Ja, manchmal nervt es eben, wenn dein<br />

Leben öffentlich dokumentiert wird. Aber irgendwie<br />

ist es auch okay, ich will mich nicht beschweren. Und<br />

schämen muss ich mich dafür nicht.<br />

amsDen: Ein Detail zu deinem Ehemann schlug<br />

ziemlich hohe Wellen in der Presse: Er ist Scientologe.<br />

Die Medienvertreter spekulierten, ob auch du<br />

nun konvertierst?<br />

Deyn: Es ist wirklich erstaunlich: Früher hat<br />

mich nie jemand nach meiner Religion gefragt. Und<br />

auch nicht: „Wie ist es so, mit einem Christen zusammen<br />

zu sein?“<br />

amsDen: Zum Abschluss noch einmal eine<br />

leichte Frage zu einem schweren Anliegen: Hast du<br />

in L.A. endlich aufgehört zu rauchen? Ich habe immer<br />

das Gefühl, die Stadt sei eigentlich ideal dafür.<br />

Deyn: Yeah. Ich rauche seit fast einem Jahr nicht<br />

mehr. Als ich am West End in einem Stück spielte und<br />

wie ein Schornstein qualmte, meinte irgendwann der<br />

Regisseur zu mir, dass es nicht gerade förderlich für<br />

mein Bühnendasein sei. Also habe ich aufgehört.<br />

amsDen: Glückwunsch!<br />

Deyn: (lacht) Vielen Dank! Dennoch schaue ich<br />

immer sehnsüchtig drein, wenn ich irgendwo ein<br />

paar Raucher stehen sehe. Dann denke ich immer:<br />

Ach, ich war mal eine von euch. Und ich habe es<br />

geliebt.<br />

Alle Fotos: Craig McDean/Art+Commerce<br />

BH & HöSCHEN<br />

AMERICAN APPAREL<br />

ROCK<br />

ALBERTA fERRETTI<br />

109<br />

Hair ESTHER LANGHAM<br />

Make-up MARK CARRASQUILLO<br />

Manicure ALICIA TORELLO/THE WALL GROUP<br />

Casting MICHLLE LEE/KCD, INC.<br />

Set Design PIERS HANMER<br />

Retouching GLOSS STUDIO NEW yORK<br />

Digital Technician NICHOLAS ONG<br />

Photography Assistants SIMON ROBERTS,<br />

HUAN NGUyEN, MARU TEPPEI<br />

Styling Assistants JOSHUA COURTNEy,<br />

MATTHEW TAUGER<br />

Hair Assistant DAVID COLVIN<br />

Make-up Assistant EMI KANEKO<br />

Set Assistants LOUIS SAROWSKy, SEAN BARTH<br />

Special thanks INDUSTRIA SUPER STUDIOS,<br />

ELITE MODELS Ny

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