Interview Heidi! (Vorschau)
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FLASHBACK, MÄRZ 1983<br />
TWIGGY<br />
Als London anfing zu swingen, wurde LESLEY<br />
HORNBY zu Twiggy, zum ersten wirklichen<br />
SUPERMODEL in der Geschichte der Mode.<br />
Später versuchte sich Twiggy als Schauspielerin und<br />
Designerin, blieb aber vor allem eins: eine IKONE<br />
TWIGGY, TWIGGY, TWIGGY, CAN’T YOU SEE … YOUR FLASHY<br />
LOOKS JUST HYPNOTIZE ME, MÄRZ 1983<br />
ROBERT HAYES: Du spielst auch Theater – hast du<br />
keine Angst davor?<br />
TWIGGY: Oh, doch. Am schlimmsten ist der Moment,<br />
bevor man die Bühne betritt. Diese wenigen<br />
Sekunden. Man steht da und fragt sich: Wieso stehst<br />
du hier? Wieso sitzt du nicht einfach bei Woolworth<br />
an der Kasse? Als ich das erste Mal in einem Stück<br />
spielen sollte, setzte mich der Regisseur auf die Bühne<br />
– bevor der Vorhang aufging. Er ahnte wohl, dass ich<br />
es nie geschafft hätte, auf eigenen Beinen hinauszulaufen.<br />
HAYES: Welches Stück war das?<br />
TWIGGY: Cinderella.<br />
HAYES: Woher kommt die Angst?<br />
TWIGGY: Es sind die Gesichter der Menschen.<br />
Du kannst zehn Millionen Kameras auf mich richten,<br />
das macht mir überhaupt nichts aus. Aber Menschen,<br />
Menschen fallen mir schwer …<br />
HAYES: … kann man die überhaupt von der Bühne<br />
aus sehen?<br />
TWIGGY: Nicht, wenn alle Lichter an sind. Allerdings<br />
genügen meiner Panik schon die ersten Reihen.<br />
(…)<br />
HAYES: Du reist ja sehr viel. Nimmst du dein Kind<br />
eigentlich immer mit?<br />
TWIGGY: Ja. Meine Tochter ist vier. Und wenn<br />
ich sie nicht mitbringen darf, lehne ich den Job ab.<br />
Ohne sie mache ich gar nichts mehr.<br />
(…)<br />
HAYES: Gehst du gerne shoppen?<br />
TWIGGY: Früher war ich das, ja. Heute, mit dem<br />
Kind, läuft das nicht mehr. Solche Dinge machen einfach<br />
keinen Spaß mit einem Kind auf dem Arm, das<br />
kann man sich abschminken. Auch was die eigene<br />
Garderobe angeht: Wenn ich mit Carly zu Hause bin,<br />
trage ich Jeans und T-Shirts, irgendetwas Bequemes.<br />
Zumal ich auch ein Problem mit meinen Beinen habe<br />
und ungern Kleider trage, vor allem lange Kleider<br />
stehen mir gar nicht. Kurze Kleider sind okay, dazu<br />
kann ich Stiefel tragen. Die liebe ich ohnehin. Aber<br />
zurück zur Frage: Shoppen nur im Spielzeugladen.<br />
Ein Kind verändert alles, die eigenen Werte, das<br />
Lebensmodell, Wünsche, Träume, Sehnsüchte.<br />
Das Kind ist das Erste, an das man nach dem Aufwachen<br />
denkt, und das Letzte kurz vor dem Einschlafen.<br />
Seit Carly da ist, lebe ich auch zurückgezogen<br />
wie ein Eremit. Ich gehe nie aus, koche am<br />
liebsten zu Hause – und finde all das wunderbar.<br />
HAYES: Wo wohnt ihr derzeit?<br />
TWIGGY: Wir sind gerade aus Los Angeles zurück<br />
nach England gezogen. Wegen meiner Tochter.<br />
Die englischen Schulen sind einfach besser.<br />
Und ich würde auch um keinen<br />
Preis der Welt ein Kind in Los<br />
Angeles großziehen. Die Schulen,<br />
die Drogen … All das ist<br />
furchtbar und bereitet mir große<br />
Sorgen. Zumal Werte wie Loyalität,<br />
Ehrlichkeit und Integrität in<br />
Los Angeles keinerlei Bedeutung<br />
haben. Dort dreht sich alles nur<br />
um Geld, Aussehen und Jugendwahn<br />
– und das hat mit echtem<br />
Leben einfach nichts zu tun.<br />
DIE NÄCHSTE AUSGABE<br />
VON INTERVIEW<br />
ERSCHEINT AM<br />
20. MÄRZ 2013<br />
Fotos: Cris Alexander für <strong>Interview</strong> Magazine, März 1983