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Speed-Magazin Sachsenring 2012 (Vorschau)

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Superbike Weltmeisterschaft – Aragon<br />

Superbike Weltmeisterschaft – Aragon<br />

Spanien<br />

Die ganz große Politik holt nun auch die Superbike<br />

WM ein. Beim Rennen Anfang Juli in Spanien,<br />

dem ersten Heimrennen für den amtierenden<br />

Weltmeister Carlos Checa, war die wirtschaftliche<br />

Situation auf der iberischen Halbinsel schwerer<br />

als je zuvor. Zahlreiche Banken haben sich mit gewagten<br />

Geschäften verzockt und stürzen nun Sparer<br />

und Immobilienbesitzer in eine schwere Krise.<br />

Die jugendliche Motorradfangemeinde leidet unter<br />

der höchsten Arbeitslosigkeit, die Spanien je gesehen<br />

hat. Abseits der Industriegebiete, fern von<br />

Tourismusmetropolen und überall im Hinterland<br />

liegt die Arbeitslosenquote für unter 28jährige<br />

bisweilen bei 50%! Und das Gebiet um das Motorland<br />

Aragon erfüllt alle diese Voraussetzungen.<br />

Die Strecke, die auf halbem Weg zwischen Zaragoza<br />

und dem Mittelmeer liegt, wurde 2006 nach<br />

fünfjähriger Planung gebaut, um Arbeitsplätze zu<br />

schaffen. Einen der besten sicherte sich damals<br />

der Formel 1-Pilot Pedro de la Rosa, der als Berater<br />

für Streckenarchitekt Tielke fungierte. In der<br />

Region sorgt der Ebro und ein kleiner See für die<br />

wenigen grünen Flächen, ansonsten findet man<br />

Schafe, Olivenbäume und herrliches Endurogelände<br />

auf den oft sehr windigen Hochflächen. Auch<br />

wenn sich der Streckenbetreiber damit rühmt,<br />

dass im Umkreis von 300 Kilometern fast 30 Millionen<br />

Menschen leben, so fanden doch nur relativ<br />

wenige den Weg nach Alcañiz. Verständlich,<br />

wenn man sich Sorgen um die Zukunft machen<br />

muss. Spannend wird auf der Strecke von Aragon<br />

aber auch der Vergleich zur MotoGP-Zunft, wenn<br />

diese dort wenige Wochen später gastiert und sicherlich<br />

vergleichbares Wetter herrscht. Logisch,<br />

dass die Superbike-Piloten die (Zeiten-) Latte so<br />

hoch wie möglich legen wollten. Sicherlich auch,<br />

um den eigenen Wert nochmals zu steigern, bevor<br />

das Transferkarussell wieder Fahrt aufnimmt. Der<br />

Der Sieger des ersten Laufes, Max Biaggi.<br />

Text: Bernd Lukas George<br />

Foto: worldSBK.com<br />

WM-Führende Max Biaggi holte sich erst mal mit<br />

1:58.837 Minuten die Bestzeit im ersten Freien<br />

Training am MotorLand Aragon, und machte deutlich,<br />

dass er in der Serie bleiben will – aber auch<br />

weiter die Nummer Eins im Team sein möchte.<br />

Und möglichst auch die Eins in der Saison 2013<br />

zwischen die dann obligatorischen Scheinwerfer-<br />

Aufkleber kleben will. Auf Rang zwei folgte Tom<br />

Sykes mit der Kawasaki, der sich zwischen das<br />

Aprilia-Geschwader quetschen konnte. Denn hinter<br />

dem schnellen Briten rangierte Biaggi-Teamkollege<br />

Eugene Laverty vor Sykes‘ Landsmann<br />

Chaz Davies mit der privaten ParkinGO-Aprilia.<br />

Schnellster BMW-Fahrer war einmal mehr Marco<br />

Melandri als Fünfter vor Ayrton Badovini. Carlos<br />

Checa kam im ersten Training lediglich auf Rang<br />

Zehn. Sicherlich fehlte ihm etwas Top-<strong>Speed</strong>, vielleicht<br />

machte er sich aber bei jedem Durchfahren<br />

von Kurve Drei der 5344 Meter langen Strecke<br />

ganz andere Gedanken: immerhin ist dieses die<br />

erste der insgesamt 18 Kurven, die nun einen Namen<br />

hat. Genau, die des Weltmeisters von 2011!<br />

Sicherlich würde es auch Marco Melandri gefallen,<br />

Namenspate für eine Rechts- oder Linkskurve<br />

zu werden. Der Italiener aus Ravenna erzielte mit<br />

seiner schnellen BMW S 1000 RR in der ersten<br />

Qualifikation die Bestzeit. Damit schlug er Max<br />

Biaggi, der am Morgen schnellster Fahrer war.<br />

Doch für den Römer wurde es doppelt ärgerlich,<br />

als er acht Minuten vor Trainingsende noch einen<br />

Sturz in Kurve 16 hinnehmen musste. Hinter den<br />

beiden Italienern wurde der schlaksige Tom Sykes<br />

Dritter. Melandris Bestzeit lag bei 1:58.608 Minuten,<br />

womit er Checas Rundenrekord aus dem ersten<br />

Rennen von 2011 knapp unterbieten konnte.<br />

Eugene Laverty wurde Vierter und Leon Haslam<br />

konnte sich auf Position Fünf verbessern. Die Distanz<br />

zum Teamkollegen an der Spitze gefiel „Pocket<br />

Ron“ Haslam bestimmt nicht. Doch wenigstens<br />

rangierte er vor den schnellen italienischen<br />

BMW-Kunden Ayrton Badovini (6.) und Michel Fabrizio<br />

(7.). Die Differenzierung wird nötig, weil ein<br />

weiterer Italiener mit einer BMW lediglich auf der<br />

23., und damit letzten Position rangierte. Norino<br />

Brignola hätte es mit dem Grillini Progea S 1000<br />

RR Superbike auch bei den Superstock-Maschinen<br />

nur knapp unter die besten 20 geschafft. Also<br />

nur eine Frage der Zeit, bis auch der 39 jährige<br />

Römer sich bei dem Team verabschiedet. Sicherlich<br />

weiter auf einen bayrischen Untersatz wird<br />

aber Marco Melandri hoffen, der Vizeweltmeister<br />

konnte sich in der zweiten Qualifikation nochmals<br />

deutlich steigern und erzielte eine 1:57.491.<br />

Kawa-Pilot Tom Sykes war allerdings nur fünf Tausendstel<br />

langsamer. Der Namenspatron für Kurve<br />

Drei, der amtierende Weltmeister Carlos Checa<br />

wurde als bester Ducati-Pilot Dritter. Melandris<br />

Teamkollege Leon Haslam wurde Vierter. Die<br />

beiden Aprilia-Angestellten Eugene Laverty und<br />

Max Biaggi belegten die Plätze Fünf und Sechs,<br />

vor Leon Camier mit der FIXI Crescent Suzuki.<br />

Badovini komplettierte die provisorische zweite<br />

Startreihe. Einen schweren Stand hatte dagegen<br />

Jonathan Rea, der im letzten Jahr Aragon verletzungsbedingt<br />

verpasst hatte und dessen Ten Kate<br />

Team trotzdem auf die Testfahrten vor wenigen<br />

Wochen verzichtete. Der elfte Platz ist damit für<br />

den „Strecken-Rookie“ achtbar. Was aber auch<br />

die Situation deutlich macht: auch in dieser Serie<br />

arbeiten viele Teams am Rande des Möglichen.<br />

Die benötigten Budgets sind nicht mehr vorhanden.<br />

Sponsoren ziehen sich zurück oder verzögern<br />

Zahlungen. Und die Kosten für Tests und<br />

Weiterentwicklungen steigen immer mehr! Umso<br />

ärgerlicher, wenn dann einzelne Glanzleistungen<br />

noch nicht einmal auffallen. Eine solche war beispielsweise<br />

der 11. Platz von David Salom auf der<br />

Pedercini-Kawasaki im ersten freien Training. Im<br />

Zeittraining verpasste der Schulfreund von Jorge<br />

Lorenzo dann aber doch wieder den Einzug in die<br />

Superpole. Mit Aoyama, Canepa, Berger und Hopkins<br />

hatte er einige namhafte Piloten hinter sich.<br />

Superpole<br />

In der ersten Sitzung wurden dann mit Fabrizio,<br />

Camier, Baz und Zanetti schon zwei Werkspiloten<br />

aussortiert. Bevor in der Superpole Zwei mit Badovini<br />

der letzte BMW-Satelliten Fahrer und die<br />

drei Ducatisti Guintoli, Smrz und Giugliano auf<br />

die dritte Startreihe verteilt wurden. Bis dahin<br />

gab Marco Melandri das Tempo vor, konnte sich<br />

aber in der letzten Pole nicht mehr steigern und<br />

musste mit ansehen, wie Tom Sykes auf der Kawasaki<br />

mit einer Zeit von 1:56.552 Minuten seine<br />

sechste Poleposition des Jahres holte. Mit seiner<br />

Bestzeit unterbot der Brite den Rundenrekord von<br />

2011 um über eine Sekunde. Eine unglaubliche<br />

Zeit, wenn man bedenkt, dass er mit dieser Zeit<br />

über die MotoGP Distanz 2011 als Dritter auf das<br />

Podest neben die beiden Repsol-Honda-Piloten<br />

geklettert wäre. Der Vergleich mit den CR-Teams<br />

wird interessant. Und das wird dann auch die beiden<br />

Aprilia Racing-Fahrer Max Biaggi und Eugene<br />

08 - <strong>2012</strong> <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />

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