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Superbike Weltmeisterschaft – Aragon<br />
Superbike Weltmeisterschaft – Aragon<br />
Spanien<br />
Die ganz große Politik holt nun auch die Superbike<br />
WM ein. Beim Rennen Anfang Juli in Spanien,<br />
dem ersten Heimrennen für den amtierenden<br />
Weltmeister Carlos Checa, war die wirtschaftliche<br />
Situation auf der iberischen Halbinsel schwerer<br />
als je zuvor. Zahlreiche Banken haben sich mit gewagten<br />
Geschäften verzockt und stürzen nun Sparer<br />
und Immobilienbesitzer in eine schwere Krise.<br />
Die jugendliche Motorradfangemeinde leidet unter<br />
der höchsten Arbeitslosigkeit, die Spanien je gesehen<br />
hat. Abseits der Industriegebiete, fern von<br />
Tourismusmetropolen und überall im Hinterland<br />
liegt die Arbeitslosenquote für unter 28jährige<br />
bisweilen bei 50%! Und das Gebiet um das Motorland<br />
Aragon erfüllt alle diese Voraussetzungen.<br />
Die Strecke, die auf halbem Weg zwischen Zaragoza<br />
und dem Mittelmeer liegt, wurde 2006 nach<br />
fünfjähriger Planung gebaut, um Arbeitsplätze zu<br />
schaffen. Einen der besten sicherte sich damals<br />
der Formel 1-Pilot Pedro de la Rosa, der als Berater<br />
für Streckenarchitekt Tielke fungierte. In der<br />
Region sorgt der Ebro und ein kleiner See für die<br />
wenigen grünen Flächen, ansonsten findet man<br />
Schafe, Olivenbäume und herrliches Endurogelände<br />
auf den oft sehr windigen Hochflächen. Auch<br />
wenn sich der Streckenbetreiber damit rühmt,<br />
dass im Umkreis von 300 Kilometern fast 30 Millionen<br />
Menschen leben, so fanden doch nur relativ<br />
wenige den Weg nach Alcañiz. Verständlich,<br />
wenn man sich Sorgen um die Zukunft machen<br />
muss. Spannend wird auf der Strecke von Aragon<br />
aber auch der Vergleich zur MotoGP-Zunft, wenn<br />
diese dort wenige Wochen später gastiert und sicherlich<br />
vergleichbares Wetter herrscht. Logisch,<br />
dass die Superbike-Piloten die (Zeiten-) Latte so<br />
hoch wie möglich legen wollten. Sicherlich auch,<br />
um den eigenen Wert nochmals zu steigern, bevor<br />
das Transferkarussell wieder Fahrt aufnimmt. Der<br />
Der Sieger des ersten Laufes, Max Biaggi.<br />
Text: Bernd Lukas George<br />
Foto: worldSBK.com<br />
WM-Führende Max Biaggi holte sich erst mal mit<br />
1:58.837 Minuten die Bestzeit im ersten Freien<br />
Training am MotorLand Aragon, und machte deutlich,<br />
dass er in der Serie bleiben will – aber auch<br />
weiter die Nummer Eins im Team sein möchte.<br />
Und möglichst auch die Eins in der Saison 2013<br />
zwischen die dann obligatorischen Scheinwerfer-<br />
Aufkleber kleben will. Auf Rang zwei folgte Tom<br />
Sykes mit der Kawasaki, der sich zwischen das<br />
Aprilia-Geschwader quetschen konnte. Denn hinter<br />
dem schnellen Briten rangierte Biaggi-Teamkollege<br />
Eugene Laverty vor Sykes‘ Landsmann<br />
Chaz Davies mit der privaten ParkinGO-Aprilia.<br />
Schnellster BMW-Fahrer war einmal mehr Marco<br />
Melandri als Fünfter vor Ayrton Badovini. Carlos<br />
Checa kam im ersten Training lediglich auf Rang<br />
Zehn. Sicherlich fehlte ihm etwas Top-<strong>Speed</strong>, vielleicht<br />
machte er sich aber bei jedem Durchfahren<br />
von Kurve Drei der 5344 Meter langen Strecke<br />
ganz andere Gedanken: immerhin ist dieses die<br />
erste der insgesamt 18 Kurven, die nun einen Namen<br />
hat. Genau, die des Weltmeisters von 2011!<br />
Sicherlich würde es auch Marco Melandri gefallen,<br />
Namenspate für eine Rechts- oder Linkskurve<br />
zu werden. Der Italiener aus Ravenna erzielte mit<br />
seiner schnellen BMW S 1000 RR in der ersten<br />
Qualifikation die Bestzeit. Damit schlug er Max<br />
Biaggi, der am Morgen schnellster Fahrer war.<br />
Doch für den Römer wurde es doppelt ärgerlich,<br />
als er acht Minuten vor Trainingsende noch einen<br />
Sturz in Kurve 16 hinnehmen musste. Hinter den<br />
beiden Italienern wurde der schlaksige Tom Sykes<br />
Dritter. Melandris Bestzeit lag bei 1:58.608 Minuten,<br />
womit er Checas Rundenrekord aus dem ersten<br />
Rennen von 2011 knapp unterbieten konnte.<br />
Eugene Laverty wurde Vierter und Leon Haslam<br />
konnte sich auf Position Fünf verbessern. Die Distanz<br />
zum Teamkollegen an der Spitze gefiel „Pocket<br />
Ron“ Haslam bestimmt nicht. Doch wenigstens<br />
rangierte er vor den schnellen italienischen<br />
BMW-Kunden Ayrton Badovini (6.) und Michel Fabrizio<br />
(7.). Die Differenzierung wird nötig, weil ein<br />
weiterer Italiener mit einer BMW lediglich auf der<br />
23., und damit letzten Position rangierte. Norino<br />
Brignola hätte es mit dem Grillini Progea S 1000<br />
RR Superbike auch bei den Superstock-Maschinen<br />
nur knapp unter die besten 20 geschafft. Also<br />
nur eine Frage der Zeit, bis auch der 39 jährige<br />
Römer sich bei dem Team verabschiedet. Sicherlich<br />
weiter auf einen bayrischen Untersatz wird<br />
aber Marco Melandri hoffen, der Vizeweltmeister<br />
konnte sich in der zweiten Qualifikation nochmals<br />
deutlich steigern und erzielte eine 1:57.491.<br />
Kawa-Pilot Tom Sykes war allerdings nur fünf Tausendstel<br />
langsamer. Der Namenspatron für Kurve<br />
Drei, der amtierende Weltmeister Carlos Checa<br />
wurde als bester Ducati-Pilot Dritter. Melandris<br />
Teamkollege Leon Haslam wurde Vierter. Die<br />
beiden Aprilia-Angestellten Eugene Laverty und<br />
Max Biaggi belegten die Plätze Fünf und Sechs,<br />
vor Leon Camier mit der FIXI Crescent Suzuki.<br />
Badovini komplettierte die provisorische zweite<br />
Startreihe. Einen schweren Stand hatte dagegen<br />
Jonathan Rea, der im letzten Jahr Aragon verletzungsbedingt<br />
verpasst hatte und dessen Ten Kate<br />
Team trotzdem auf die Testfahrten vor wenigen<br />
Wochen verzichtete. Der elfte Platz ist damit für<br />
den „Strecken-Rookie“ achtbar. Was aber auch<br />
die Situation deutlich macht: auch in dieser Serie<br />
arbeiten viele Teams am Rande des Möglichen.<br />
Die benötigten Budgets sind nicht mehr vorhanden.<br />
Sponsoren ziehen sich zurück oder verzögern<br />
Zahlungen. Und die Kosten für Tests und<br />
Weiterentwicklungen steigen immer mehr! Umso<br />
ärgerlicher, wenn dann einzelne Glanzleistungen<br />
noch nicht einmal auffallen. Eine solche war beispielsweise<br />
der 11. Platz von David Salom auf der<br />
Pedercini-Kawasaki im ersten freien Training. Im<br />
Zeittraining verpasste der Schulfreund von Jorge<br />
Lorenzo dann aber doch wieder den Einzug in die<br />
Superpole. Mit Aoyama, Canepa, Berger und Hopkins<br />
hatte er einige namhafte Piloten hinter sich.<br />
Superpole<br />
In der ersten Sitzung wurden dann mit Fabrizio,<br />
Camier, Baz und Zanetti schon zwei Werkspiloten<br />
aussortiert. Bevor in der Superpole Zwei mit Badovini<br />
der letzte BMW-Satelliten Fahrer und die<br />
drei Ducatisti Guintoli, Smrz und Giugliano auf<br />
die dritte Startreihe verteilt wurden. Bis dahin<br />
gab Marco Melandri das Tempo vor, konnte sich<br />
aber in der letzten Pole nicht mehr steigern und<br />
musste mit ansehen, wie Tom Sykes auf der Kawasaki<br />
mit einer Zeit von 1:56.552 Minuten seine<br />
sechste Poleposition des Jahres holte. Mit seiner<br />
Bestzeit unterbot der Brite den Rundenrekord von<br />
2011 um über eine Sekunde. Eine unglaubliche<br />
Zeit, wenn man bedenkt, dass er mit dieser Zeit<br />
über die MotoGP Distanz 2011 als Dritter auf das<br />
Podest neben die beiden Repsol-Honda-Piloten<br />
geklettert wäre. Der Vergleich mit den CR-Teams<br />
wird interessant. Und das wird dann auch die beiden<br />
Aprilia Racing-Fahrer Max Biaggi und Eugene<br />
08 - <strong>2012</strong> <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />
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