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Foto: Thomas Fritzsch<br />
Die Mannschafts-Weltmeister aus Tschechien Josef Fojtik, Zdenek Cespiva und Frantisek Mrazek (v.l.) bei<br />
der Enduro Classic in Zschopau.<br />
Teil 7 1970 bis 1990 Neues Kapitel im Reglement bei den Sechstagefahrten<br />
wurde 1970 aufgeschlagen Text: Thomas Fritzsch<br />
45. ISDT 1970 in El Escorial (SPA)<br />
Nachdem in den 60er Jahren die westdeutsche<br />
Trophy-Mannschaft 1961 und 68), Ostdeutschland<br />
zwischen 1963 und 1967 und 1969 tonangebend<br />
waren, wurde bei der 45. Auflage der International<br />
Six Days Trial (ISDT) Anfang Oktober<br />
1970 ein neues Kapitel im Reglement des internationalen<br />
Wettbewerbes aufgeschlagen. Auf die<br />
Akteure wartete neben vielen Veränderungen mit<br />
Spanien zudem ein neues Austragungsland. Eine<br />
der bedeutendsten Neuerungen, die auf den Weg<br />
gebracht wurden, war wohl die Festlegung des<br />
Internationalen Motorsportverbandes (FIM), dass<br />
ab sofort den Teilnehmerländern freistünde, welche<br />
Motorräder sie einsetzen. Es war also nicht<br />
mehr zwingend notwendig, dass eine Nation ihre<br />
Zweiräder selbst produziert hatte. Damit wurden<br />
auch den Ländern, die nicht auf eigene Hersteller<br />
zurückgreifen konnten, Startmöglichkeiten<br />
eingeräumt. Eine weitere Neuerung betraf die<br />
Namensgebung. Zukünftig sollte die internationale<br />
Trophäe, um die mit Ausnahmen wegen der<br />
beiden Weltkriege seit 1913 in Folge gerungen<br />
wurde, in Welttrophäe umbenannt werden. Damit<br />
durften sich zukünftig die Sieger der Trophy als<br />
Mannschaftsweltmeister bezeichnen. Geändert<br />
wurde auch der Charakter der Sonderprüfungen,<br />
die von da ab an den ersten fünf Veranstaltungstagen<br />
zusätzlich Beschleunigungsprüfungen über<br />
200 Meter auf der Straße vorsahen. Damit wurde<br />
die Zahl der Sonderprüfungen auf zehn erhöht.<br />
Hinzu kam am letzten Tag eine abschließende Geschwindigkeitsprüfung,<br />
die zunächst auf einem<br />
Straßen-Rundkurs ausgetragen und drei Jahre<br />
später auf Crossgelände übertragen wurde.<br />
Doch zurück ins Jahr 1970, ins herbstliche Spanien.<br />
Zentrum der Austragung für 322 Starter<br />
aus 16 Ländern war El Escorial, ein 50 Kilometer<br />
nördlich von Madrid gelegenes beschauliches<br />
Städtchen, weltbekannt durch sein historisches<br />
königliches Kloster. Mit 55 Geländesportlern stellte<br />
die Nationalmannschaft der BRD die meisten<br />
Teilnehmer im Feld, gefolgt von Großbritannien<br />
mit 42. Die DDR entsandte 17 Sportler auf MZ<br />
und Simson. Die Frage war: Welche Trophymannschaft<br />
wird die erste sein, die für ihre Nation mit<br />
dem Weltmeistertitel Ruhm erlangt. Favoriten gab<br />
es einige, so wollten sich die Männer aus Zschopau<br />
natürlich erneut den Trophysieg sichern. Auch die<br />
Westdeutschen lagen bereits in Lauerstellung. Zu-<br />
Peter Uhlig<br />
Foto: Archiv Fritzsch<br />
dem wollte die Tschechoslowakei sich nicht mehr<br />
mit einem 2. oder 3. Platz zufriedengeben, denn<br />
der letzte Sieg der Trophymannschaft lag bereits<br />
8 Jahre zurück. Nun, am 5. Oktober, übernahmen<br />
sowohl das siegeshungrige Sextett als auch das<br />
Quartett auf Jawa-Maschinen bereits auf der ersten<br />
276 Kilometern im Wettbewerb um Trophy<br />
und Silbervase die Führungsarbeit, gefolgt von<br />
beiden deutschen Mannschaften auf Zündapp<br />
und MZ. Schon nach der Hälfte der insgesamt<br />
1448 Kilometer zeichnete sich eine Vorentscheidung<br />
ab. Das Ringen um den Titel fochten von<br />
da ab Tschechoslowakei und BRD untereinander<br />
aus. Was aber war mit der unerschrockenen<br />
DDR-Auswahl? Am Morgen des 3. Tages ahnten<br />
weder Werner Salevsky, Klaus Halser, Peter Uhlig,<br />
Klaus Teuchert, Fred Willamowski noch Karlheinz<br />
Wagner angesichts eines nur leicht bewölkten<br />
Himmels, dass schon kurze Zeit später das Wetter<br />
radikal umschlagen würde. Schwarze Wolken<br />
zogen am Himmel auf, während die Temperaturen<br />
rapide sanken. Schließlich blieb durch Regen und<br />
Hagel vom milden Herbst nicht viel übrig. In 1512<br />
Meter Höhe, über einem Gebirgsmassiv mit dem<br />
Berg Alto de los Leones de Castilla schneite es<br />
gar, worauf keiner der Fahrer vorbereitet war. Der<br />
Erste, der unter diesen Bedingungen ausfiel, war<br />
der Routinier Peter Uhlig, der in den Jahren zuvor<br />
an jedem der sechs ostdeutschen Trophysiege<br />
seinen Anteil hatte. Damit konnte man seitens der<br />
Zschopauer einen erneuten Sieg abschreiben. Am<br />
vierten Tag sollte es noch schlimmer kommen,<br />
als die MZ-Maschinen von Salevsky, Halser und<br />
Willamowski am Start zunächst nicht anspringen<br />
wollten, um später ganz den Dienst zu versagen.<br />
Einzig Teuchert und Wagner schafften es von den<br />
Ostdeutschen nach sechs Tagen, mit einer Goldmedaille<br />
das Ziel zu erreichen. Erstmals hatte die<br />
DDR-Trophymannschaft die Technik, die sonst so<br />
verlässlich war, im Stich gelassen. Ganz im Gegensatz<br />
zur tschechoslowakischen Trophymannschaft,<br />
bei der es weiterhin wie geschmiert lief.<br />
Petr Cemus (175), Frantisek Mrazek (250), Zdenek<br />
Cespiva und Kvetoslav Masita (350), Josef<br />
Fojtik und Jaroslav Briza (360) gingen nach sechs<br />
strapaziösen Tagen mit Wetter, wie es wechselhafter<br />
nicht hätte sein können, als glückliche<br />
Gewinner hervor. Die Tschechoslowakei holte sich<br />
damit zum achten Mal die Trophäe, die zu diesem<br />
Zeitpunkt erstmals Welttrophäe war, in ihr Land.<br />
Den Erfolg in Spanien komplettierten die Landsleute<br />
Josef Cisar, Jiri Jasansky, Miroslav Vytlacil<br />
und Josef Rabas, indem sie vor dem Team A der<br />
DDR, auch die Silbervase für sich beanspruchten.<br />
46. ISDT 1971 Isle of Man (GB)<br />
Schauplatz der 46. Auflage der Sechstagefahrt<br />
im Jahr 1971 war zum zweiten Mal nach 1965<br />
die britische Insel Isle of Man. Der Respekt der<br />
Starter vor der 1714-Kilometer-Marathondistanz<br />
auf dem rauen Eiland war groß, erinnerte man<br />
sich noch gut sechs Jahre zurück. Diesmal jedoch<br />
6 08 - <strong>2012</strong> <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin