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BOS präsentiert für den <strong>Speed</strong>-Verlag die MotoGP <strong>2012</strong><br />
Lorenzos erster Nuller<br />
Für Jorge Lorenzo wurde der WM-Lauf in Assen<br />
zum Desaster. Bereits in der ersten Kurve der ersten<br />
Runde wurde der Spanier von seinem Landsmann<br />
Alvaro Bautista abgeschossen. Zu allem<br />
Überfluss ging dabei auch noch der Motor der<br />
Yamaha M1 kaputt. Das Rennen wurde dann souverän<br />
von Casey Stoner gewonnen. Auch Stefan<br />
Bradl stürzte.<br />
Schon im Qualifying hatte sich abgezeichnet,<br />
dass es Lorenzo gegen die Hondas von Stoner und<br />
Dani Pedrosa schwer haben würde. Dem Spanier<br />
blieb nur der dritte Startplatz mit rund drei Zehntelsekunden<br />
Rückstand auf Pole-Setter Stoner.<br />
Der und sein Teamkollege Pedrosa waren mit den<br />
Repsol Hondas die Einzigen, die die Schallmauer<br />
von 1:34-Minuten durchbrechen konnten. Lorenzo<br />
kam auf eine 1:34,001 und verpasste dieses<br />
Ziel knapp. Die Überraschung des Qualifyings<br />
kam aber vom Deutschen Stefan Bradl, der auf<br />
seiner letzten Runde perfekt den Windschatten<br />
von Valentino Rossi ausnutzen und sich auf Rang<br />
vier nach vorn schieben konnte. Cal Crutchlow<br />
und Ben Spies sollten die zweite Reihe komplettieren.<br />
„Endlich haben wir alle Komponenten passend<br />
zusammengefügt und dadurch ist uns ein<br />
sehr gutes Qualifying, eine sehr gute Rundenzeit<br />
und eine sehr gute Startposition für das morgige<br />
Rennen gelungen“, sagte Bradl im Anschluss an<br />
das Abschlusstraining. „Ich habe dieses Ergebnis<br />
nicht erwartet, da wir gestern Schwierigkeiten mit<br />
unserem Bike hatten. Doch wir haben fokussiert<br />
40 08 - <strong>2012</strong> <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />
Text: Toni Börner<br />
Alvaro Bautista räumt in der ersten Kurve Jorge Lorenzo ab.<br />
weitergearbeitet und diese Einstellung hat uns<br />
ein ausgezeichnetes Ergebnis eingebracht. Das<br />
Team hat sein großes Potenzial bewiesen. Wir<br />
haben aufgrund eines perfekten Setups ein gutes<br />
Gleichgewicht für unser Motorrad gefunden, bei<br />
den unstabilen Wetterverhältnissen war das gar<br />
nicht so einfach. Das ist unser echtes Potenzial<br />
und nun muss ich lernen, wie ich das in Zukunft<br />
wiederholen kann.“<br />
Gleich am Start rumpelte es gewaltig. San Carlo<br />
Honda Gresini-Pilot Bautista verpatzte die erste<br />
Kurve, rutschte weg und nahm den ahnungslosen<br />
Lorenzo mit ins Kies. „Leider habe ich, als ich Dovizioso<br />
folgte, meinen Bremspunkt verpasst und<br />
viel zu spät gebremst“, entschuldigte sich Honda-Pilot<br />
Bautista. „Ich habe noch versucht, das<br />
Motorrad runterzubremsen, aber ich verlor den<br />
Grip und bin vorn weggerutscht. Ich bin sehr enttäuscht,<br />
noch mehr, weil ich Lorenzo dabei mit<br />
abgeschossen habe und das war das letzte, was<br />
ich wollte. Es war mein Fehler, dass er gestürzt<br />
ist und ich möchte mich ehrlich bei ihm dafür<br />
entschuldigen. Ich hoffe, dass nie wieder so etwas<br />
passiert. Ich möchte mich auch bei meinem<br />
Team entschuldigen, denn sie haben diese Woche<br />
so hart gearbeitet und wir alle haben verpasst,<br />
was ein tolles Ergebnis hätte werden können. Und<br />
das nur wegen diesem Fehler.“<br />
Lorenzo nahm die Entschuldigung zwar an, war<br />
aber trotzdem extrem aufgebracht. „Heute war ein<br />
komplettes Desaster“, so der Yamaha-Werkspilot.<br />
Foto: Ronny Lekl<br />
„Alvaros Manöver war einfach verrückt. Wir haben<br />
uns nach dem Vorfall getroffen, er hat sich entschuldigt<br />
und wir haben und die Hand gegeben.<br />
Aber meiner Meinung nach ist das für diesen Vorfall<br />
nicht genug. Als ich 2005 in Japan einen Fehler<br />
machte, wurde ich mit einem Rennen bestraft.<br />
Die Rennleitung sagte mir, dass ich beim nächsten<br />
Rennen auf dem <strong>Sachsenring</strong> von der letzten Position<br />
aus starten muss. Aber das ist nichts. Wir<br />
hoffen mal, dass wir in der Zukunft Glück haben<br />
und nichts mehr passiert, aber wenn Fahrer nicht<br />
richtig bestraft werden, dann machen sie weiter<br />
solche verrückten Sachen wie heute. Mein Bein<br />
hat einen heftigen Schlag abbekommen, aber es<br />
ist nichts Ernsthaftes passiert. Glücklicherweise<br />
hatten wir eine Führung von 25 Punkten und so<br />
sind wir jetzt nicht so weit hinten. Wir stehen jetzt<br />
wieder bei Null mit Casey und fangen von vorn an.<br />
Die Meisterschaft ist noch lang, mal sehen was<br />
so passiert.“<br />
Das Rennen selbst wurde von Stoner mit fünf<br />
Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Pedrosa<br />
gewonnen. „Die Pole Position und jetzt den Sieg<br />
zu holen ist wirklich unglaublich“, konstatierte<br />
der Australier. „Ein großer Dank geht an mein<br />
gesamtes Team, die nie aufgegeben haben. Mein<br />
Plan war eigentlich, einen besseren Start zu haben,<br />
als ich ihn tatsächlich hatte. Ich wollte meine<br />
Energie nutzen und eine Lücke aufreißen und die<br />
bis zum Schluss halten.“ Das schwierigste am<br />
Rennen sei gewesen, den Hinterreifen zu schonen.<br />
„Da wir den weicheren Reifen gewählt hatten,<br />
war auch die Chance größer, dass wir den<br />
kaputt machen und am Ende des Rennens nichts<br />
mehr übrig bleibt. Als ich sah, dass Dani eine<br />
anständige Pace hinlegte und dass wir uns von<br />
den anderen absetzten, entschied ich, da zu bleiben<br />
und auf die Reifen zu achten. Mit noch neun,<br />
zehn Rennen wusste ich, dass wir keinen großen<br />
Einbruch bei den Reifen zu befürchten hatten.<br />
Ich fühlte mich noch wohl und entschied, ihn zu<br />
überholen und zu schauen, ob ich eine Lücke raus<br />
fahren kann. Es war ein hartes Rennen, meine<br />
Unterarme pumpten, da ich meine Verletzungen<br />
vom gestrigen Sturz kompensieren musste. Aber<br />
meine Fitness war gut und das Motorrad hat insgesamt<br />
gut funktioniert. Mir tut es leid für Jorge.<br />
Niemand will auf eine solche Weise Punkte gegen<br />
einen Konkurrenten gewinnen, aber wie wir auch<br />
sehen konnten, kann ein Rennen alles ändern.“<br />
Pedrosa musste sich am Ende des Rennens doch<br />
etwas über den zweiten Platz hinter seinem<br />
Teamkollegen ärgern. Der Spanier hat in dieser<br />
Saison zwar schon in sechs von sieben Rennen<br />
auf dem Podest gestanden, war aber immer<br />
„nur“ Zweiter oder Dritter. Ein Sieg blieb ihm verwehrt.<br />
Dank seines schlechtesten Resultats in Le<br />
Mans – Platz vier – liegt er nach dem Assen-Lauf<br />
noch in Schlagdistanz zur Spitze: nur 19 Punkte<br />
fehlen auf Stoner und Lorenzo, die punktgleich<br />
sind. „Wenn ich mir die Rundenzeiten von diesem<br />
Wochenende anschaue, wusste ich, dass ich einen<br />
besseren Rhythmus als Casey hatte, darum