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Fräulein Sophie Auster (Vorschau)

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So stell‘ ich mir die liebe Vor<br />

Collage: Louise Bourgoin, Protokoll: Christina J. Hoffmann<br />

Louise Bourgoin<br />

hat Kunst studiert, wurde Wetterfee im französischen<br />

Fernsehen und gilt heute als eine der talentiertesten Nachwuchsdarstellerinnen des<br />

französischen Kinos. Für <strong>Fräulein</strong> stellt sie in einer Collage die Liebe dar und erklärt, warum<br />

wir auch ohne Partner glücklich sein können und wahre Liebe selbstlos ist.<br />

Als ich jünger war, hatte ich oft<br />

geglaubt, dass ich verliebt<br />

bin. Aber jetzt weiß ich, dass<br />

das alles Mögliche war – aber<br />

keine Liebe. Ich musste erst ein gewisses<br />

Alter erreichen, um wirklich zu<br />

lieben. Wenn ich jetzt liebe, dann habe<br />

ich das Gefühl, dass mir mein Körper<br />

nicht mehr gehört – und mein Herz auch<br />

nicht. Als ich jünger war, verwechselte<br />

ich Liebe oft mit Drama. Ich dachte<br />

immer, wenn ich wegen eines Mannes<br />

melancholisch war oder sogar verzweifelt:<br />

Das muss Liebe sein. Ich suchte<br />

mir auch gerne jemanden, der mich<br />

eigentlich nicht liebte. Mein großes Leid<br />

missverstand ich als große Liebe. Was<br />

für ein Irrtum! Das war eine sehr unreife<br />

Idee von Liebe, denn eines ist sicher:<br />

Wenn die Liebe zum Duell wird, ist sie<br />

keine Liebe, sondern eine narzisstische<br />

Suche nach sich selbst.<br />

Mittlerweile bin ich davon überzeugt,<br />

dass die Liebe erst kommen kann, wenn<br />

man im Gleichgewicht ist, mit sich selbst<br />

im Reinen und sich wohlfühlt in seiner<br />

Haut. Und nun weiß ich auch, dass<br />

wahrer Liebe etwas Selbstloses innewohnt:<br />

Das Glück des Gegenübers liegt<br />

einem mehr am Herzen als das eigene.<br />

Das findet sich schon in der griechischen<br />

Mythologie: Agape lautet der schöne<br />

Name dafür. Ursprünglich war<br />

damit Gottes reine Liebe gemeint – aber<br />

eben auch eine Liebe, die nur das<br />

Allerbeste will, die selbstlos ist und<br />

altruistisch. Das Wohl des Partners<br />

wiegt in der Agape-Liebe schwerer als<br />

das Eigene. Diese Selbstlosigkeit kann sogar<br />

so weit gehen, dass man auf eine<br />

Beziehung verzichtet, wenn sie nicht zum<br />

Besten des Geliebten ist.<br />

Das ist natürlich ganz anders als Eros.<br />

So heißt in der griechischen Mythologie<br />

die Gottheit, die das Feuer der Liebe<br />

entfacht. Also so etwas wie die klassische<br />

„Liebe auf den ersten Blick“, wo es hauptsächlich<br />

um Leidenschaft geht und um<br />

Die in der Phase des Verliebtseins<br />

ausgeschütteten Endorphine sind wie Drogen.<br />

Sex. Aber das ist ja nicht bloß ein Mythos,<br />

das gibt es ja wirklich – dass es uns<br />

packt und es ist um uns geschehen. Die<br />

Neurobiologie weiß, dass sich, wenn sich<br />

ein Mensch verliebt, ein Feuer aus<br />

Hormonen entfacht. Verschiedene Botenstoffe<br />

bescheren uns Euphorie, Aufregung,<br />

Rausch und Wohlbefinden<br />

zugleich. Die in der Phase des Verliebtseins<br />

ausgeschütteten Endorphine sind<br />

wie Drogen. Sie sorgen dafür, dass<br />

wir euphorisch, aber auch schmerzunempfindlich<br />

werden.<br />

Es gibt aber auch andere Wege zum<br />

Glücklichsein als die Liebe. Endorphine<br />

zum Beispiel bildet unser Körper auch,<br />

wenn wir Sport treiben, das Kuschelhormon<br />

Oxytocin entsteht auch beim<br />

Singen.<br />

Der Schriftsteller Frédéric Begeider sagt<br />

in seinem Buch „Die Liebe währt drei<br />

Jahre“, dass wir in einem Zeitalter des<br />

„erotischen Terrorismus“ leben: überall<br />

diese Liebes-Propaganda! In der<br />

Werbung, im Kino, in Büchern, einfach<br />

überall wird einem eingeredet, ein Leben<br />

ohne partnerschaftliche Liebe sei nicht<br />

komplett. Alles und jeder müsse einen<br />

Ehemann, eine Ehefrau, Kinder und all<br />

das haben – sonst wäre man nichts<br />

wert. Was für ein Quatsch! Man kann ein<br />

sehr kompletter und erfüllter und<br />

glücklicher Mensch sein auch ohne eine<br />

Paarbeziehung: Dafür gibt es ja Kunst,<br />

Literatur, Musik, Freunde. Die Collage<br />

mit dem Herz und der Hand stammt von<br />

mir. Sie ist sehr persönlich und illustriert<br />

meine Idee von Liebe. Was sie bedeutet?<br />

Das liegt wohl – wie die Schönheit<br />

und die Liebe – im Auge des Betrachters.<br />

ende<br />

Louise Bourgoin wurde 1981 in der Bretagne geboren.<br />

Vor ihrer Schauspielkarriere war sie unter anderem<br />

Model sowie Wetterfee beim französischen Sender<br />

Canal+. In der Filmkomödie „Das verflixte 3. Jahr“, die am<br />

19. Juli anläuft, spielt sie eine der Hauptrollen.<br />

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