Berlin.Friedrichstraße Ausgabe 01/2014 (Vorschau)
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people | interview<br />
Serie: <strong>Berlin</strong>s Diplomaten<br />
Panayotis Zografos, Botschafter von Griechenland<br />
G<br />
riechenland hat turbulente Zeiten<br />
hinter sich. Aber es tut sich etwas<br />
bei den Griechen, sagt Panayotis<br />
Zografos, seit einigen Monaten Botschafter<br />
der Hellenischen Republik in <strong>Berlin</strong>. Nun<br />
hat das Land seit Januar den Vorsitz im Ministerrat<br />
der EU und will beweisen, dass es<br />
mehr ist als das schöne Urlaubsziel mit hohen<br />
Schulden. Der neue Botschafter hat viel<br />
vor, zum Beispiel den baldigen Umzug der<br />
Griechischen Botschaft an den historischen<br />
Ort in der Hiroshimastraße.<br />
→ Sie sind seit 9 Monaten Botschafter Griechenlands<br />
in <strong>Berlin</strong>. Wie gefällt es Ihnen hier?<br />
<strong>Berlin</strong> ist natürlich ein Spitzenposten für uns.<br />
Vor allem auch durch die derzeitigen Umstände<br />
– Stichwort Wirtschaftskrise – auch<br />
eine sehr interessante Position. <strong>Berlin</strong> ist eine<br />
Weltstadt, aber als Botschafter kann man natürlich<br />
nicht nur in <strong>Berlin</strong> bleiben, sondern<br />
besucht auch regelmäßig die anderen Bundesländer.<br />
Das habe ich in der kurzen Zeit,<br />
seit ich mein Beglaubigungsschreiben erhalten<br />
habe, auch getan. Ich habe bis heute eine<br />
Vielzahl von Bundesländern besucht. Dort<br />
habe ich die Ministerpräsidenten kennengelernt,<br />
die Landtagspräsidenten, die Bürgermeister,<br />
aber auch viele Leute aus dem Gebiet<br />
der Wirtschaft getroffen. Ebenso habe ich die<br />
griechischen Gemeinden in Deutschland, die<br />
übrigens ziemlich groß sind, getroffen und<br />
Gespräche geführt. Neben den Ministerpräsidenten<br />
versuche ich auch immer, verschiedene<br />
Minister des jeweiligen Bundeslandes aufzusuchen,<br />
um Möglichkeiten einer bilateralen<br />
Zusammenarbeit auszuloten. Außerdem will<br />
ich diesen Gesprächspartnern ein Bild über<br />
das aktuelle Griechenland mit den vorhandenen<br />
Problemen vermitteln.<br />
Man ist wirklich viel unterwegs und hat eine<br />
sehr breit gefächerte Aufgabe: Außenpolitik,<br />
Kultur, Wirtschaft, Presse. Das ist das alltägliche<br />
Leben eines Botschafters, der in <strong>Berlin</strong><br />
normalerweise nicht sehr viel über sich<br />
verfügt, wie er es sich vielleicht wünschen<br />
würde.<br />
→ Was sind neben den Reisen weiterhin Ihre<br />
Aufgaben als Griechischer Botschafter?<br />
Wir haben eine Reihe von wichtigen Besuchen.<br />
Der griechische Ministerpräsident war,<br />
seitdem ich hier in Deutschland akkreditiert<br />
bin, schon zwei Mal in <strong>Berlin</strong>. Daneben gibt<br />
es auch eine Reihe von Ministerbesuchen;<br />
und Bundespräsident Joachim Gauck wird<br />
Griechenland Anfang März einen Staatsbesuch<br />
abstatten. Diese Termine bedürfen einer<br />
umfänglichen Vorbereitung. Ich hoffe, dass<br />
diese dazu beitragen können, die Beziehungen<br />
zu festigen und auch einige Missverständnisse,<br />
die sich durch die Wirtschaftskrise ergeben<br />
haben, auszuräumen.<br />
→ Sind Sie mit einem besonderen Anliegen<br />
hierher nach <strong>Berlin</strong> gekommen?<br />
Das wichtigste ist unter diesen Umständen<br />
natürlich, der deutschen Bevölkerung ein<br />
richtiges Bild darüber zu verschaffen, was<br />
in Griechenland gerade passiert, wie wir die<br />
Wirtschaftskrise in einer erfolgreichen Art<br />
und Weise bewältigen.<br />
Griechenland besitzt von Januar bis<br />
Juni 2<strong>01</strong>4 die Ratspräsidentschaft<br />
der Europäischen Union.<br />
→ Wie sieht denn Ihr Alltag als Botschafter aus?<br />
Morgenstund hat Gold im Mund. Ich stehe<br />
jeden Morgen um 5 Uhr auf. Um 5:30 Uhr<br />
erhalte ich die Zeitungen. Das sind immer die<br />
Frankfurter und die Süddeutsche Zeitung.<br />
Für die Lektüre nehme ich mir etwa 1,5 Stunden<br />
Zeit und dann starte ich in den Tag. Ab<br />
9 Uhr bin ich im Büro. Es gibt bei mir natürlich<br />
keine Mittagspause, ich arbeite durch bis<br />
17 Uhr – offiziell, inoffiziell des Öfteren auch<br />
noch den ganzen Abend. Es gibt Empfänge,<br />
Vorträge und andere Verpflichtungen. Aber<br />
auch Mittagessen mit deutschen Gästen aus<br />
der Politik, Journalisten, Beamten aus dem<br />
Auswärtigen Amt und so weiter.<br />
→ Wenn man Diplomat ist und in der Welt<br />
herumkommt, muss man sich immer wieder<br />
auf neue Länder einstellen. Fühlen Sie sich<br />
denn in dem jeweiligen Land zu Hause?<br />
Ja, ich bin hier zu Hause. Und ich stelle mich<br />
auf das Land ein, in dem ich gerade bin, damit<br />
ich mich wohl fühle. Meines Erachtens ist<br />
es für meinen Beruf nicht von Vorteil, wenn<br />
man sich in einem Land nicht zu Hause fühlt.<br />
Das trägt nicht dazu bei, einen Zugang zum<br />
Land zu finden. Dieser ist notwendig, um als<br />
Botschafter erfolgreich zu sein. Ich finde, es<br />
ist sehr wichtig, dass man sich darauf einstellt,<br />
dass das jeweilige Land für die nächsten drei<br />
oder vier Jahre das Hause ist, auch wenn das<br />
eigentliche Daheim in meinem Fall immer in<br />
Athen in Griechenland sein wird. Aber ich<br />
habe hier keinen Grund, mich nicht wohlzufühlen.<br />
Mein ganzes Erziehungswesen ist<br />
deutsch, seit meiner Kindheit.<br />
→ Und sie waren auch an einer deutschen<br />
Schule …<br />
Ja, das stimmt. Als Dreijähriger hatte ich<br />
auch ein deutsches Kindermädchen bei uns<br />
zu Hause. Ich fühle mich hier wohl. Ich kenne<br />
das Land, ich kenne die Leute, ich spreche die<br />
Sprache. Ich weiß, wie die Deutschen denken,<br />
wie sie handeln und das ist ein wichtiger Faktor<br />
bei der Ausübung meiner Position.<br />
→ Sie waren ja auch schon zwischen 1985 und<br />
1988 hier.<br />
Fotos: Torsten George<br />
10 <strong>Berlin</strong>.<strong>Friedrichstraße</strong> Nr. 1 2<strong>01</strong>4