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AUDIO Sanfter Genuss (Vorschau)

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Musik › POP UND ROCK<br />

<strong>AUDIO</strong>PHILE POP-CDS DES MONATS<br />

SONgwrITEr<br />

Christina Lux<br />

Playground<br />

Prudence (Rough Trade); CD<br />

Musik:<br />

Klang:<br />

klang<br />

tipp<br />

Das kleine, aber feine Waldhausstudio als<br />

Aufnahmeort, Mohi Buschendorf als Toningenieur<br />

und Mixer: Wer sich etwas genauer<br />

auskennt in der audiophilen deutschen Musikszene,<br />

der stößt im Kleingedruckten von Christina<br />

Lux’ neuem Album auf vertraute Namen.<br />

Mehrfach schon standen das ungewöhnliche<br />

100-Quadratmeter-Studio, gelegen im sächsischen<br />

Birkholz unweit von Magdeburg, und<br />

sein Besitzer und Betreiber Buschendorf für<br />

herausragende Aufnahmen aus Weltmusik,<br />

Jazz oder Folk – so zum Beispiel auch bei<br />

Platten des <strong>AUDIO</strong>-Lesern wohlbekannten<br />

deutschen Gitarre-Gesangs-Duos Friend N’<br />

Fellow: Zuletzt verwöhnte 2010 deren Album<br />

„Discovered“ das anspruchsvolle Ohr, und<br />

auch auf den fünf CDs, die <strong>AUDIO</strong> zusammen<br />

mit der Lautsprecherfirma KEF während<br />

des Jahres 2011 seinen Lesern spendierte,<br />

war das Trio F&F + Buschendorf mit zwei<br />

Aufnahmen vertreten.<br />

Auch im Fall von Christina Lux hält die Kombination<br />

aus Studiolocation und Tonmeister,<br />

was sie verspricht: „Playground“ begeistert<br />

mit einem intimen und bestens aufgelösten<br />

Klangbild, bei dem man hört, dass feinste<br />

Technik und ein sensibles Produzenten-Ohr<br />

bzw. -Händchen dahintersteckt – aber nie<br />

aufdringlich davon belästigt wird. Vier einzelne,<br />

akustisch unterschiedlich abgestimmte<br />

Aufnahmekabinen beherbergt das Holz-Glas-<br />

Ensemble mit der bungalow-artigen Architektur,<br />

in dessen Innerem Recording-Equipment,<br />

Aufnahmezubehör und Abhörtechnik unter<br />

anderem von Pro Tools, Apogee, Sennheiser,<br />

Lexicon, NAD und Dynaudio verbaut wurde.<br />

Und so wechseln luftigtransparente<br />

Perkussionparts<br />

mit erdig-trockenen<br />

Gitarrenriffs und intimen atmosphärischem<br />

Aperçus.<br />

Im Zentrum der Arrangements<br />

steht aber die kräftige, stets zwischen<br />

Verletzlichkeit und Unnahbarkeit wechselnde<br />

Altstimme von Christina Lux. Dass Joni Mitchell,<br />

die Mutter aller distinguierten Songwriterinnen,<br />

auch die 46-jährige Karlsruherin<br />

beeinflusst hat, das dokumentieren die<br />

gefühlvollen, aber unsentimentalen Arrangements<br />

etwa von „Sanctuary“ und „Embrace“<br />

aufs Angenehmste. Doch auch temperamentvolle,<br />

ins Bluesige hineinreichende<br />

Töne (etwa in „Head Held High“) stehen ihr<br />

prächtig. Dabei fragt man sich stets, wann die<br />

Lux besser ist: in ihren leisen Balladen – oder<br />

dann, wenn etwas Druck und Dynamik in die<br />

Arrangements kommen wie im elektrifizierten<br />

„Defense“ oder in „War Torn“ mit fulminanten<br />

E-Gitarren-Ausbrüchen. Die deutsch<br />

getexteten Songs „Es ist gut so“ und „Vergehen“<br />

zeigen Christina Lux’ Händchen für<br />

eindringliche, individuell gefärbte Verse auch<br />

im heimischen Idiom.<br />

Als kongenialer Partner für die poetischen<br />

musikalischen Selbstreflexionen der charismatischen<br />

Frontfrau Christina Lux glänzt übrigens<br />

das Allround-Talent Reentko, der schon<br />

an der Dresdner Semperoper und mit dem<br />

französischen Künstlerensemble Cirque de<br />

Soleil arbeitete. Als Ko-Komponist und Multiinstrumentalist<br />

(an Gitarre, Klavier, Keyboards<br />

und Schlagzeug) agiert der unter Musikerkollegen<br />

als ausdrucksstarker Individualist wie<br />

als uneitler Sideman hoch geschätzte Alleskönner<br />

zwar eher im Hintergrund – doch eine<br />

explizite persönliche Widmung im Booklet<br />

lässt erahnen, welche Bedeutung er für das<br />

Entstehen der 14 Lieder hatte. Fazit: 49:25<br />

Minuten lux-uriöser Sound und sensibel-eindringliches<br />

Liedgut zwischen Folk, Jazz, Pop<br />

und Soul.<br />

Christof Hammer<br />

POP<br />

TwIggy<br />

Romantically Yours<br />

Capitol (EMI); CD<br />

Musik:<br />

NEw fOLk<br />

ANI DIfrANCO<br />

Which Side Are You On?<br />

Righteous Babe Records (Tonpool); CD, LP<br />

Musik:<br />

Klang:<br />

Klang:<br />

Romantischer<br />

Pop ohne Pepp:<br />

Twiggy.<br />

Wer schon immer<br />

wissen wollte,<br />

welche Lieder<br />

das ehemalige<br />

Topmodel Twiggy<br />

am liebsten hört, der erhält auf „Romantically<br />

Yours“ nun die Antwort.<br />

Keine Frage: Die heute 62-Jährige<br />

hat sich mit Bryan Adams‘ „Heaven“<br />

oder Richard Marx‘ „Right<br />

Here Waiting For You“ hübsche<br />

Balladen für ihr erstes Album seit<br />

zwölf Jahren ausgesucht. Schade<br />

nur, dass ihren Interpretationen<br />

jeglicher (jeglicher!) Pepp fehlt. JH<br />

„Please Get My Name Right“<br />

Drei Jahre ließ<br />

Ani DiFranco ihre<br />

Fans auf ihr 21.<br />

Album warten.<br />

Ein Blatt nimmt<br />

die Provokateurin mit eigenem Label<br />

auch auf „Which Side Are You<br />

On?“ nicht vor den Mund. Im Gegenteil<br />

– die Texte der Singer/Songwriterin<br />

sind politischer denn je. Zu<br />

Gast auf dem solide abgemischten<br />

Tonträger: ein Kinder-Chor, eine<br />

Blaskapelle und Folk-Legende Pete<br />

Seeger, dessen Song Pate für den<br />

Titel der Platte stand. NH<br />

Ben Harper<br />

Fotos: Thorsten Wingenfelder / Prudence, Brian Aris / EMI, Wichita / Rough Trade

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