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Musik › KlassiK<br />
Die erste schwarze<br />
Diva der Operngeschichte:<br />
Leontyne<br />
Price.<br />
KLavier<br />
enrique GranaDOs<br />
Goyescas, valses<br />
Poéticos<br />
Luis Fernando Pérez, Klavier<br />
Mirare (Harmonia Mundi); CD<br />
www.luisfernandoperez.com<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
KammermusiK<br />
Franz schubert<br />
striNG QUiNtet D.956 /<br />
QUartettsatZ D.703<br />
Tokyo String Quartet,<br />
David Watkin (Cello)<br />
Harmonia Mundi (Harmonia Mundi); SACD<br />
www.tokyoquartet.com<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
KammermusiK<br />
Franz schubert<br />
Klaviertrios<br />
Trio Jean Paul<br />
Cavi Music (Harmonia Mundi); 2 CDs<br />
www.triojeanpaul.de<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
klang<br />
tipp<br />
„Eine außergewöhnliche<br />
Lesart“ des<br />
Streichquintetts<br />
D.956 kündigt<br />
die Rückseite der CD-Hülle an.<br />
Ob damit der Detailreichtum in<br />
den Begleitstimmen gemeint ist?<br />
Oder die klare Herausarbeitung<br />
der Kontraste? Oder das gesangliche<br />
Spiel? Wie dem auch sei: Das<br />
Tokyo String Quartet liefert eine<br />
klassisch-sorgfältige Interpretation<br />
von Schuberts letztem Kammermusikwerk<br />
– was genauso für den<br />
Quartettsatz gilt. Den Klang der<br />
Stradivarius-Instrumente bringt<br />
die Tontechnik voll zur Geltung. Außergewöhnlich<br />
präzise. AF<br />
Borodin Quartet, Milman (Teldec)<br />
Ob er eine lustige<br />
Musik kenne?<br />
Schubert verneinte<br />
die Frage.<br />
Dass seine Musik<br />
im Spannungsfeld zwischen Heiterkeit<br />
und Schwermut entstand,<br />
lässt sich exemplarisch bei seinen<br />
Klaviertrios nachhören. Zeitnah zur<br />
Winterreise entstanden, spiegeln<br />
sie das Schmerzlich-Schöne seiner<br />
Seelenwelt wider. Mit spürbarer<br />
Hingabe trifft das Trio Jean Paul<br />
diese Lichtwechsel von Dur nach<br />
Moll und umgekehrt. Und mitunter<br />
tun sich zwischen Melodientrunkenheit<br />
und Weltschmerz Abgründe<br />
auf, die dem sensiblen Zuhörer<br />
den Atem stocken lassen. LU<br />
Beaux Arts Trio (Philips), Trio Fontenay<br />
(Teldec), Trio di Trieste (DG)<br />
musiKtheater<br />
erich WOLFGanG<br />
KOrnGOLD<br />
Die stUMMe sereNaDe<br />
Young Opera Company,<br />
Holst Sinfonietta,<br />
Klaus Simon<br />
Cpo (Otto G. Preiser & Co); 2 CDs<br />
www.holst-sinfonietta.de<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
klang<br />
tipp<br />
Frech, frivol, aber<br />
auch charmant,<br />
glamourös – so<br />
klingt „Die stumme<br />
Serenade“,<br />
eine „Komödie mit Musik“ (1946-<br />
50), die der Freiburger Dirigent<br />
Klaus Simon mit ansteckendem<br />
Elan eingespielt hat. Der Plot – eine<br />
abgedrehte Krimikomödie – bietet<br />
melodramatischen Witz und süffige<br />
Revuemelodien wie „Tausend<br />
süße, ungeküsste Küsse“. Beide<br />
Ensembles, Young Opera Company<br />
und Holst Sinfonietta, machen aus<br />
dieser liebreizenden Petitesse eine<br />
quirlige Spaßoperette, irgendwo<br />
zwischen Gershwin-Schmelz und<br />
Hollywood-Sentiment. Ein Schmarren.<br />
Aber hinreißend. OPB<br />
Korngold, Violinkonzert, Mutter,<br />
Previn (DG)<br />
OPer / LieD<br />
schumann, strauss,<br />
barber u.a.<br />
collectioN of<br />
solo alBUMs<br />
Leontyne Price<br />
RCA (Sony); 26 CDs<br />
www.sonyclassical.de<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Kennst du eine,<br />
willst du alle<br />
– nach diesem<br />
Grundsatz hat<br />
RCA sämtliche<br />
Solo-Alben von Leontyne<br />
Price in zwei Boxen im Original-<br />
Jacket-Look herausgebracht: 14<br />
Opern-Alben und 12 Recitals mit<br />
Liedern, Songs und Spirituals. Äußerer<br />
Anlass ist der 85. Geburtstag<br />
der amerikanischen Sopranistin.<br />
Sie war die erste schwarze Diva<br />
der Operngeschichte, und ihre<br />
Stimme war ein Wunder an Leuchtkraft<br />
und Langlebigkeit. Noch mit<br />
65 legte sie in der Carnegie Hall<br />
eine der anspruchsvollsten Nummern<br />
von Richard Strauss („Zweite<br />
Brautnacht!“) derart mühelos hin,<br />
dass man seinen Ohren kaum traute.<br />
Ihre Arien-Recitals gehören in<br />
jede anständige Opern-Diskothek,<br />
und auch als Liedsängerin (Schumann,<br />
Strauss, Barber etc.) hat sie<br />
einen Ehrenplatz unter den großen<br />
Sängern des 20. Jahrhunderts verdient.<br />
Da die Boxen äußerst preisgünstig<br />
sind, kann man nur sagen:<br />
Zugreifen!<br />
MT<br />
„Original Album Classics“ (Sony)<br />
Macht er sich<br />
bereits Gedanken<br />
um seine Zukunft?<br />
Countertenor<br />
Andreas Scholl.<br />
Ende des<br />
19.Jahrhunderts<br />
begann in Europa<br />
die Besinnung<br />
auf eigene Nationale<br />
Schulen, wobei in der Musik<br />
Frankreich, Russland und auch<br />
Spanien hervortraten. In dieser<br />
Zeit zählte Enrique Granados zu<br />
den wichtigsten Komponisten<br />
Spaniens, mit seinem zweiteiligen<br />
Klavier-Zyklus „Goyescas“ – angelehnt<br />
an seinen Lieblingsmaler<br />
Goya – schuf er eine typisch spanische<br />
Tonsprache. Mit seinem originären<br />
Empfinden für diese Musik<br />
setzt Luis Fernando Pérez die<br />
„Goyescas“ in wahrhaftige Tongemälde<br />
um. Signifikant für sein Spiel<br />
sind Präzision, geschmeidige Anmut<br />
und Temperament. LU<br />
de Larrocha (Decca), Luisada (DG),<br />
Ciccolini (EMI)<br />
vOKaLmusiK<br />
JOhann sebastian<br />
bach<br />
KaNtateN BWv 82, 169,<br />
200 U. a.<br />
Andreas Scholl,<br />
Kammerorchester Basel<br />
Decca (Universal); CD<br />
www.andreasscholl.ch<br />
Musik:<br />
Klang:<br />
Schwierig,<br />
schwierig, wenn<br />
ein Countertenor<br />
in die Jahre<br />
kommt. Ikonen<br />
der Zunft wie Michael Chance oder<br />
Jochen Kowalski mussten ihren<br />
Stern sinken sehen, und auch Andreas<br />
Scholl muss sich wohl langsam<br />
darauf einrichten. Was der<br />
Stimme immer mehr zu schaffen<br />
macht, ist die Geschmeidigkeit<br />
und Schlankheit in allen Lagen und<br />
der Wechsel dazwischen. Scholl<br />
schlägt für die Bach-Kantaten, darunter<br />
„Ich habe genug“ (Nr. 82),<br />
einen lyrischen Ton an, kann aber<br />
die Mühen der Artikulation nicht<br />
kaschieren. Und so einzigartig,<br />
dass man darüber hinweghören<br />
könnte, ist sein Timbre nicht. BWV<br />
169 sollte man mit Robin Blaze bei<br />
Masaaki Suzuki hören und 82 – am<br />
besten mit einem Bariton. LM<br />
Purcell „Oh Solitude“ (Decca)<br />
Foto:s Jack Mitchell / Sony, James McMillan / Universak<br />
70 03/2012 › www.audio.de