Pelé - FIFA.com
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KLUB-WM<br />
Marokko im Rausch<br />
Zwar nur Zweiter. Aber Raja-Casablanca-Spieler Mouhssine Iajour fühlt sich wie ein Sieger.<br />
Marokko wie verzaubert: Die Final-Qualifikation<br />
Raja Casablancas an der Klub-WM gehört zu<br />
den grössten Überraschungen im vergangenen<br />
Fussball-Jahr.<br />
Alan Schweingruber, Marrakesch<br />
So richtig betrübt waren sie nicht, die<br />
Spieler von Raja Casablanca. Sie trugen<br />
nach der 0:2-Finalniederlage gegen Bayern<br />
München zwar traurige Gesichter zur<br />
Schau, aber wenn man genau hinschaute,<br />
dann sah man den Stolz in ihren Augen.<br />
Zu viel hatten sie erreicht an dieser Klub-WM,<br />
zu viel war in diesem Land in diesen elf Tagen<br />
passiert, als dass nun eine verpasste Sensation<br />
gegen die derzeit beste Mannschaft der Welt die<br />
gute Stimmung hätte gefährden können.<br />
Sicher, eine Siegprämie von fünf Millionen<br />
Dollar wäre nicht zu verschmähen gewesen.<br />
Die Trophäe stünde heute über allem in diesem<br />
Verein, der schon elf Meisterschaften gewonnen<br />
hat. Aber Genugtuung und Stolz hatten<br />
sich längst eingenistet, unabhängig vom Finale.<br />
Wenn man nun etwas zurückspult und sich die<br />
Meldungen rund um Raja Casablanca nochmals<br />
vor Augen führt, dann wird einem bewusst,<br />
was für ein Umschwung da gerade stattgefunden<br />
hat. Der Klub steckte nach dem<br />
verlorenen Pokalfinale gegen El Jadida Anfang<br />
November in einer wahren Depression. Dann<br />
kam das 0:1 in der Meisterschaft gegen denselben<br />
Gegner und das Abrutschen in die Tabellenmitte.<br />
Ausgerechnet vor der Klub-WM. Raja<br />
Casablanca war verzweifelt und entliess Trainer<br />
Mohamed Fakhir – den Mann, der letzte<br />
Saison den Meistertitel geholt und von 1972 bis<br />
1999 ohne Pause im Verein gespielt und gecoacht<br />
hatte. Der frische Wind, den Chefcoach<br />
Faouzi Benzarti in die Mannschaft brachte,<br />
wirkte. Als Turnier-Aussenseiter – und eigentlich<br />
nur dabei, weil ein Klub das Gastgeberland<br />
vertreten darf – schlug Raja Casablanca zuerst<br />
Auckland City, später die Mexikaner von<br />
CF Monterrey und am 18. Dezember im Halbfinale<br />
Atlético Mineiro – ein Coup.<br />
Je länger die Klub-WM dauerte, desto eindrücklicher<br />
war, was sich in den Strassen der<br />
marokkanischen Städte und Dörfer abspielte.<br />
Casablanca feierte schon nach den ersten<br />
beiden Siegen die Nächte durch. Nach dem<br />
Viertelfinale wurde das Turnier im Land mit<br />
33 Millionen Einwohnern zum Volksfest. Insbesondere<br />
die alte Handelsstadt Marrakesch,<br />
wo Halbfinale und Finale ausgetragen wurden,<br />
erlebte aufwühlende, laute Tage. Morgens um<br />
neun Uhr ging es los mit den vielen Motorrollern<br />
und Autos, die ohne Ziel durch die<br />
Strassen kurvten. Sie zogen grüne Fahnen<br />
hinter sich her, die Lenker drückten auf ihre<br />
Hupen, die zwei, drei, vier oder fünf euphorischen<br />
Mitfahrer schrien “Raja” in alle Himmelsrichtungen.<br />
Und wenn die Wintersonne<br />
dann weiter oben am Himmel stand, so gegen<br />
zwei Uhr nachmittags, begann die Stadt regelrecht<br />
zu kochen. In die ohnehin schon recht<br />
imposante Geräuschkulisse mischten sich:<br />
bellende Hunde, der Muezzin, schnaubende<br />
Pferde, schreiende Babys, pfeifende Polizisten,<br />
heulende Sirenen, quietschende Reifen. In<br />
Richtung des Stadions bildeten sich Staus. Auf<br />
AFP<br />
16 THE <strong>FIFA</strong> WEEKLY