Pelé - FIFA.com
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DEBATTE<br />
PRESIDENTIAL NOTE<br />
Kein Wunder spielt Soccer in den USA<br />
keine ernsthafte Rolle im Profisport. Fussball<br />
ist doch die reinste Schauspielerei. Wenn<br />
ich sehe, wie sich ein Spieler am Boden mit<br />
schmerzverzerrtem Gesicht windet und<br />
dreissig Sekunden später wieder rumsprintet,<br />
wird mir schlecht. Fussball ist so einfach<br />
nicht glaubwürdig. Und es macht nicht den<br />
Anschein, dass sich das bald ändern wird.<br />
Mike Tattersall, San Francisco<br />
Als Stürmer muss man in Sekundenbruchteilen<br />
Entscheidungen fällen. Laufe ich los<br />
oder nicht, wohin laufe ich, komme ich noch<br />
an den Ball oder entwickelt sich der Spielzug<br />
doch noch anders? Dass man sich auch<br />
einmal fallen lässt, ist auch so eine Entscheidung.<br />
Man sollte nicht zu streng sein. Schwalben<br />
gehören zum Fussball. Sie stellen keinen<br />
Betrug dar. Jeder gute Spieler weiss das.<br />
Nikos Mavridis, Thessaloniki<br />
Es muss Schwalben geben. Wenn man die<br />
Spieler zu hart bestraft, geht etwas Wesentliches<br />
im Spiel verloren: der Instinkt. Denn der<br />
Instinkt eines jeden Spielers ist es, sich einen<br />
Vorteil zu verschaffen. Auf die Gefahr hin,<br />
erwischt zu werden. Es gibt für den echten<br />
Profi keinen vorauseilenden Gehorsam – auch<br />
wenn die Regeln ansonsten natürlich akzeptiert<br />
werden.<br />
Japhet Kinhasi, Brügge<br />
“Schwalben<br />
sind das<br />
Letzte.”<br />
Es ist höchste Zeit, die Simulanten und<br />
Schauspieler auf den Fussballplätzen in die<br />
Schranken zu verweisen. Sie verfälschen mit<br />
ihrem Gebaren das Geschehen und bringen<br />
den ganzen Sport in Verruf. Für mich gibt es<br />
eine einfache Lösung des Problems: Offensichtliche<br />
Schwalben im Strafraum gehören<br />
mit einer Roten Karte geahndet. Denn wer<br />
einen Elfmeter zu erschleichen versucht,<br />
macht sich so strafbar wie ein Spieler, der<br />
einen Gegner mit einer Notbremse stoppt.<br />
Peter Durst, Innsbruck<br />
Fussball ist ein Spiel – und zu jedem Spiel<br />
gehört es, dass die Grenzen ausgereizt werden.<br />
Es ist nichts als menschlich, wenn jeder<br />
versucht, den grössten Vorteil für sich selbst<br />
herauszuschlagen. Deshalb kommt mir die<br />
Diskussion über eine härtere Bestrafung wegen<br />
Schauspielerei reichlich scheinheilig vor.<br />
Valentino Nero, Mailand<br />
Jürgen Klinsmann, Cristiano Ronaldo,<br />
Filippo Inzaghi. Die grössten Schwalbenkönige<br />
erweisen dem Fussball einen Bärendienst.<br />
Sie sind dafür verantwortlich, dass schon bei<br />
den Junioren und auf den Schulhausplätzen<br />
geschummelt und betrogen wird. Dabei handelt<br />
es sich um ein gesellschaftliches Problem.<br />
Wenn die Eltern ihren Kindern keine Werte<br />
mehr vermitteln, ist auch auf den Fussballplätzen<br />
nicht mit mehr Fairness zu rechnen.<br />
Holger Sandmann, Duisburg<br />
Die begnadeten Schauspieler überwiegen<br />
längst die begnadeten Fussballer.<br />
Volker Roth, deutscher Ex-Schiedsrichter-Obmann<br />
Ich finde, dass eine Schwalbe auch nachträglich<br />
mit einer Sperre bestraft werden<br />
sollte. Allerdings müssen wir auch aufpassen,<br />
dass nicht alle Tatsachentscheidungen des<br />
Schiedsrichters angefochten, beziehungsweise<br />
hinterfragt werden, es muss eine klare<br />
Linie geben, wann es zu diesen Sperren<br />
kommt und wann nicht.<br />
Anders Berqvist, Umea<br />
Sicher ist eine Schwalbe unsportlich.<br />
Ich verurteile das genauso und bin ein Verfechter<br />
des Feldverweises bei einer eindeutigen?<br />
Schwalbe, dennoch kann eine nachträgliche<br />
Bestrafung anhand der Fernsehbilder nur<br />
erfolgen, wenn der Schiedsrichter die Situation<br />
anders wahrgenommen hat. Dies ist bei einer<br />
Schwalbe ja grundsätzlich ausgeschlossen?<br />
Cornelia Reder, Fischbach<br />
Letztlich ist es eine Frage des Fair Plays.<br />
Spieler, die betrügen wollen, wird es immer<br />
geben – in jeder Sportart. Aber in einem<br />
Umfeld, in dem Anstand und Respekt keine<br />
leeren Worte sind, wird weniger Theater<br />
gespielt. In der Premier League werden Divers<br />
gnadenlos ausgepfiffen. Doch seit immer<br />
mehr Ausländer unsere Liga bevölkern, ist<br />
auch in England diese Entwicklung nicht<br />
mehr aufzuhalten. Leider.<br />
David Best, Lemington<br />
Ich finde Schwalben das Letzte. Sie sind ein<br />
Betrug am Gegenspieler und am Fussball<br />
überhaupt. Spielsperren wären angemessen.<br />
Victor D Johnston, Leeds<br />
“Stoppt die<br />
Laienschauspieler”<br />
Der Fussball ist in den letzten Jahren immer<br />
schneller und direkter geworden – auch dank<br />
gezielten technischen Anpassungen. Dazu gehören<br />
die Einführung der Rückpassregel oder das<br />
Prinzip, mehr als einen Matchball zu verwenden.<br />
Die grössten Spielverzögerungen sind heute<br />
aber fast ausschliesslich auf schauspielerische<br />
Einlagen zurückzuführen, um vermeintliche<br />
Verletzungen vorzutäuschen. Was in anderen<br />
Sportarten verpönt ist, gehört im Fussball mittlerweile<br />
zum Tagesgeschäft. Obwohl das Simulieren<br />
lächerlich wirkt, wenn man es in Zeitlupe<br />
sieht, und es äusserst unfair ist, wird es als<br />
Schlaumeierei gesehen – oder im schlimmsten<br />
Fall als Kavaliersdelikt. Dazu gehört auch das<br />
Herausschinden von Penaltys durch tief fliegende<br />
Schwalben.<br />
Für mich jedoch ist es ein grosses Ärgernis –<br />
umso mehr, als die (vermeintlich) Halbtoten spätestens<br />
dann zu neuem Leben erwachen, wenn sie<br />
vom Spielfeld geleitet werden. Die Seitenlinie<br />
scheint einen wundervollen Heilungsprozess zu<br />
bewirken, der die Medizin vor grosse Rätsel stellt.<br />
Gefordert sind die Schiedsrichter. Schon<br />
jetzt besteht nämlich eine klare Weisung: Wenn<br />
ein Spieler am Boden liegt, ist es nicht die Aufgabe<br />
der gegnerischen Mannschaft, den Ball ins<br />
Aus zu befördern. Der Schiedsrichter soll eingreifen,<br />
wenn eine ernsthafte Verletzung vorliegt.<br />
Will ein “angeschlagener” Spieler sofort<br />
wieder aufs Feld zurückkehren, kann ihn der Unparteiische<br />
so lange warten lassen, bis sich die<br />
Unterzahlsituation auf die Kräfteverhältnisse auf<br />
dem Platz auswirkt. Das würde faktisch einer<br />
Zeitstrafe gleichkommen – und möglicherweise<br />
bei allen Schauspielern ein Umdenken auslösen.<br />
Es ist eine Frage des Respekts, auf solche<br />
Schummeleien zu verzichten – Respekt gegenüber<br />
dem Gegner, gegenüber den Fans und letztlich<br />
gegenüber sich selbst als Profi und Vorbild.<br />
Ihr Sepp Blatter<br />
THE <strong>FIFA</strong> WEEKLY<br />
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