Dissertation_M_Fischer.pdf - OPUS - Universität Augsburg
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1 Einleitung 1<br />
1 Einleitung<br />
Diamant weist viele extreme Materialeigenschaften auf und nimmt diesbezüglich eine herausragende<br />
Stellung unter allen Materialien ein. Besonders hervorzuheben sind dabei die höchste Wärmeleitfähigkeit<br />
aller Festkörper bei Raumtemperatur, die höchste mechanische Härte und die breitbandige<br />
optische Transparenz. Darüber hinaus sind durch die sehr hohen Ladungsträgerbeweglichkeiten in<br />
extrem reinen und strukturell perfekten Kristallen ausgezeichnete elektronische Eigenschaften gegeben.<br />
Diese Kombination herausragender Materialparameter macht Diamant für ein breites Feld<br />
von Anwendungen zum ultimativen Material.<br />
Natürlich vorkommende Diamanten entstanden im Erdinneren unter sehr hohen Drücken und<br />
Temperaturen und wurden durch Vulkanismus an die Erdoberfläche bzw. in oberflächennahe Schichten<br />
befördert. Für die künstliche Herstellung von Diamant gibt es prinzipiell zwei unterschiedliche<br />
Ansätze. Bei der Hochdruck-Hochtemperatur-Synthese (High Pressure High Temperature, HPHT),<br />
die in den 1950er-Jahren bei General Electric entwickelt wurde, wird Diamant bei hohem Druck<br />
(50 kbar) und hoher Temperatur (>1400 ◦ C)) synthetisiert. Unter diesen Bedingungen stellt Diamant<br />
die stabile Kohlenstoffmodifikation dar. Die zweite Möglichkeit ist die chemische Gasphasenabscheidung<br />
(Chemical Vapour Deposition, CVD) von Diamant. Hier wird bei Drücken im Bereich<br />
mehrerer 10 mbar und Temperaturen zwischen 500 ◦ C und 1200 ◦ C gearbeitet. Durch das Ausnutzen<br />
von Nichtgleichgewichtsprozessen mit kinetisch kontrollierten Wachstumsbedingungen kann Diamant,<br />
der bei diesen Parametern eine metastabile Phase darstellt, abgeschieden werden.<br />
Durch die letztgenannte CVD gelang es, polykristalline Diamantscheiben mit einem Durchmesser<br />
von bis zu 15 cm und einer Dicke von mehreren Millimetern herzustellen [Fra09]. Dieses polykristalline<br />
Material wird dank seiner großflächigen Verfügbarkeit bereits industriell genutzt. Beispiele<br />
für kommerzielle Produkte sind hier Fenster für Hochleistungslaser, Mikrowellen- und Synchrotronstrahlung,<br />
Schneidwerkzeuge, Wärmespreizer und chirurgische Skalpelle (siehe Abb. 1.1).<br />
Abbildung 1.1 Einsatzfelder von polykristallinem CVD-Diamant: a) Laserfenster für CO 2 -Laser; b) Mikrowellen-<br />
und Terahertzfenster; c) Diamantmesser; d) Wärmespreizer [Dia04]<br />
Bei einkristallinem Material ist die großflächige Verfügbarkeit bislang nicht gegeben. Die strukturell<br />
sehr hochwertigen HPHT-Kristalle sind in ihrer Größe auf ca. 1 cm Kantenlänge begrenzt. Es<br />
gibt allerdings Ansätze, HPHT-Kristalle durch homoepitaktisches Wachstum mittels CVD größer<br />
oder auf aneinandergelegten Einkristallen zu wachsen. Gerade Letzteres scheint ein vielversprechender<br />
Ansatz zu sein [Mok06, Yam10, Yam11, Yam12].<br />
Eine alternative Möglichkeit stellt die Heteroepitaxie von Diamant, also das Wachstum auf einem<br />
Fremdsubstrat, dar. Seit ca. 1990 wurden viele unterschiedliche Materialien als mögliche Substrate<br />
getestet. Jedoch gelang es einzig auf Iridium, das 1996 erstmals als Substrat erfolgreich eingesetzt