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internet magazin 2014 » 03<br />
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sant. Schon die Zahl der Journalisten sinkt ja, die<br />
Nachrichtenagenturen liefern alles Wichtige in die<br />
Redaktionssysteme. Blogger sind da nur mit interessanten<br />
Gesprächen zu ködern – nicht über Zahlen,<br />
sondern über Innovationen und Ideen.<br />
»Dabei bieten wir ein Setup, das Blogger vielleicht<br />
gar nicht auf die Beine stellen können«, sagt Huh.<br />
Zwar lässt sich heute schon viel anstellen mit<br />
einem iPhone mit Mikro und Stativ, doch Daimler<br />
fährt mehrere Kameras und gute Ausleuchtung<br />
auf. Und der Sound, das Wichtigste bei jedem<br />
Video, wird nicht durch Nebengeräusche gestört.<br />
Trotz dieses Aufw<strong>and</strong>s sagt der Daimler-Kommunikator:<br />
»Das Finanzielle hält sich in Grenzen.«<br />
Eben weil die Satellitenschaltung ohnehin stattfände.<br />
»Würden wir nur diese Interviews machen,<br />
würden wir sicher auf ein Tool wie Google Hangout<br />
zurückgreifen«, glaubt Huh.<br />
Dieses aber sei eben auch nicht unproblematisch<br />
bei Produktneuvorstellungen auf Messen – denn<br />
dann werden die Datenleitungen, die sich die Messestände<br />
teilen, zum Engpassfaktor.<br />
Mit dieser Idee erfinden die Stuttgarter die digitale<br />
Welt nicht neu. Doch sie demonstrieren,<br />
dass selbst Großkonzerne einfach mal machen<br />
können. Viel zu häufig verhindert vor allem der<br />
Rechtfertigungsdruck auf Digitalverantwortliche<br />
die Umsetzung neuer Ideen. Munter werden da<br />
TV-Einschaltquoten und Zeitschriftenreichweiten<br />
mit Youtube-Abrufen und Facebook-Fanzahlen<br />
verglichen. Gerade so, als ob jeder Fernsehschauer<br />
und jeder <strong>Magazin</strong>leser tatsächlich einen Werbespot<br />
oder eine gedruckte Anzeige wahrnimmt.<br />
Dieser Rechtfertigungsdruck sorgt für Hektik und<br />
für Fehlgriffe wie bei der Bayer AG. Die hatte<br />
2012 einige inhaltlich gute Videos produziert. Um<br />
deren Abrufzahlen nach oben zu drücken, schaltete<br />
sie diese jedoch bei halbseidenen, asiatischen<br />
Seiten, bei denen Nutzer fürs Videogucken honoriert<br />
werden. Gleichzeitig hatte Bayer vergessen,<br />
bei Youtube die Statistiken auf privat zu stellen,<br />
wie der Videojournalist Markus Hündgen in seinem<br />
Blog dokumentierte. Damit entwerteten die<br />
Leverkusener ihre eigentlich prima gemachten<br />
Bewegtbildinhalte.<br />
Natürlich müssen auch in den USA die Digitalisten<br />
in Konzernen für den Erfolg ihrer Arbeit einstehen.<br />
Doch scheint es, dort gibt es mehr Geduld für das<br />
Thema. Und jene Kultur des Scheiterns, die in jedem<br />
Bericht aus dem Silicon Valley auftaucht, scheint<br />
auch in klassischen Konzernen ein wenig verankert:<br />
Ein Projekt darf schief gehen – nicht ständig, aber<br />
eben auch mal. In Deutschl<strong>and</strong> dagegen ist selbst<br />
einmaliges Scheitern oft ein Karrierekiller (oder<br />
wird so wahrgenommen).<br />
Bis sich diese Mentalität ändert, wird es noch eine<br />
ganze Zeit brauchen. Projekte wie die Daimler-Interviews<br />
zeigen, dass die Beinfreiheit für Digitalverantwortliche<br />
zumindest bei einigen Unternehmen<br />
größer wird. Fast immer wird dies mit Wohlwollen<br />
und Interesse aus dem Kreis der digitalen Multiplikatoren<br />
begleitet.<br />
Als ich das Mikro beiseite lege, wartet schon der<br />
nächste Fragensteller: Martin R<strong>and</strong>elhoff, der<br />
junge Macher des viel beachteten Blogs »Zukunft<br />
Mobilität«, für das er 2012 den Grimme Online<br />
Award erhielt. Und auch er wäre nicht hier ohne<br />
das Live-Interview.