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Mehrfa<strong>ch</strong>er S<strong>ch</strong>weizermeister unter uns!<br />
R.B.: I<strong>ch</strong> klingelte an der Haustüre an der Hellerstrasse<br />
8, hier in Bruggen. Ein hübs<strong>ch</strong>er junger Mann mit<br />
breiten S<strong>ch</strong>ultern öffnet mir die Türe. David Herzmann<br />
sitzt im Rollstuhl<br />
und bittet<br />
mi<strong>ch</strong> freundli<strong>ch</strong><br />
herein. Er ist sofort<br />
von der Arbeit<br />
na<strong>ch</strong> Hause gekommen,<br />
um mit<br />
mir das Interview<br />
zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
David wird im September<br />
16 Jahre alt<br />
und hat vor drei<br />
Wo<strong>ch</strong>en eine Lehre<br />
im Detailhandel<br />
in einem Sportges<strong>ch</strong>äft<br />
angefangen.<br />
Auf die Frage «wie er zur Rollstuhl-Lei<strong>ch</strong>tathletik gekommen<br />
ist», hat er keine genaue Antwort parat.<br />
Sein Vater konnte besser Auskunft geben.<br />
Im Alter von sieben Jahren haben ihn die Eltern zu<br />
einem S<strong>ch</strong>nuppertraining in Frauenfeld mitgenommen.<br />
2004 - erster Rennrollstuhl<br />
An diesem Tag<br />
konnte David, unter<br />
der Anleitung von<br />
Paul Odermatt (Trainer<br />
von Marcel Hug,<br />
dem mehrfa<strong>ch</strong>en<br />
Europameister,<br />
Weltmeister<br />
und<br />
Weltrekordhalter),<br />
das<br />
erste Mal einen<br />
speziellen<br />
Rennrollstuhl<br />
ausprobieren.<br />
Paul Odermatt hat es fertig gebra<strong>ch</strong>t Ehrgeiz<br />
und den nötigen Willen in David zu wecken.<br />
Mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen<br />
bra<strong>ch</strong>te er David zu Hö<strong>ch</strong>stleistungen.<br />
Fünf mal S<strong>ch</strong>weizermeister bei den Junioren<br />
und bei Junioren-Weltmeisters<strong>ch</strong>aften belegte<br />
er sehr gute Plätze (Siehe Kasten).<br />
Sportinterwiev<br />
Wie trainierst du? I<strong>ch</strong> stellte mir vor, dass David jeden<br />
Tag seine Trainingseinheiten zu erfüllen hat und dass<br />
er mit seinem Rennrollstuhl dur<strong>ch</strong>s Quartier düst. Er<br />
erklärte mir, dass er mit diesem Renngerät ni<strong>ch</strong>t auf<br />
der Strasse mit Auf- und Abgängen fahren kann, sondern<br />
am besten auf einer Lei<strong>ch</strong>tathletikbahn fährt.<br />
So finden die Trainings in Frauenfeld oder in Arbon<br />
statt. Natürli<strong>ch</strong> sind die tägli<strong>ch</strong>en Bewegungen im<br />
Rollstuhl au<strong>ch</strong> Training. Zur Ergänzung absolviert<br />
David ein Krafttraining. Die Eltern sind ebenso gefordert.<br />
Sie bringen David jeweils mit dem Auto an<br />
die Trainings und Meetings. Er könnte zwar mit den<br />
öffentli<strong>ch</strong>en Verkehrsmitteln anreisen, wenn ni<strong>ch</strong>t<br />
die spezielle Ausrüstung ihn daran hindern würde.<br />
Der lange Weg zur Allmend in Frauenfeld ist ebenso<br />
ein Hindernis. S<strong>ch</strong>munzelnd fügte David hinzu, dass<br />
es mit dem eigenen Auto kein Problem sein würde!<br />
Über das Gesi<strong>ch</strong>t des Vaters hus<strong>ch</strong>te ein lei<strong>ch</strong>tes Lä<strong>ch</strong>eln<br />
und meinte: David ist ja erst 16!<br />
Wir wüns<strong>ch</strong>en David Herzmann genügend Dur<strong>ch</strong>haltewillen<br />
für die Lehre und den Sport. Dass er seine<br />
Leistungen in beiden Disziplinen halten, wenn ni<strong>ch</strong>t<br />
verbessern kann.<br />
I<strong>ch</strong> wüns<strong>ch</strong>e mir, dass die Tagespresse mehr über<br />
den Behindertensport beri<strong>ch</strong>tet und die Leistungen<br />
aller Sportler würdigt.<br />
Lieber David, herzli<strong>ch</strong>en Dank für dieses Gesprä<strong>ch</strong>.<br />
Zwei Welten – der Alltagsstuhl und der Renner!<br />
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