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Schüler AZ | DIE SCHÜLERZEITUNG der <strong>Gießener</strong> <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung/Alsfelder <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung<br />
VIP-Tickets! Für Samstag und Sonntag!<br />
Natürlich wieder in Italien – was nur empfehlenswert<br />
ist.<br />
Als Schüler oder Student verdient man<br />
allerdings nicht viel, sodass wir unser gesamtes<br />
Erspartes für die Tickets opferten<br />
und dann einfach nichts mehr übrig war<br />
und wir im Auto nächtigten. Am Samstag<br />
ging es gleich um 9 Uhr auf die Strecke.<br />
Es ist wirklich ein Hammergefühl, einfach<br />
überall durchgelassen zu werden, nur<br />
weil man so ein schlichtes Band um den<br />
Hals hat. Ich muss sagen, für die harte<br />
Schlafgelegenheit wurden wir allein schon<br />
beim Frühstück entschädigt. Mit dem<br />
Cappuccino in der Hand und der Sonnenbrille<br />
auf der Nase ging es raus, direkt an<br />
den Zaun zur Start- und Zielgeraden, um<br />
das erste Training zu sehen. Wahnsinn!<br />
Die Lautstärke ist atemberaubend und die<br />
Gänsehaut bei so viel Nähe zu diesen PS-<br />
Monstern geht gar nicht mehr weg.<br />
Zu einem VIP-Paket gehört natürlich auch<br />
der Besuch des Fahrerlagers. Wow! Diese<br />
ganzen aneinandergereihten Motorhomes,<br />
das bunte Treiben und herumeilende<br />
Mechaniker – da geht der ein oder andere<br />
Fahrer schon mal unter. Der Moment, in<br />
dem man ihm dann gegenübersteht oder<br />
auch nur kurz über den Weg läuft, ist<br />
unbeschreiblich. Der Puls steigt in ungeahnte<br />
Höhen und man ist wie in Trance,<br />
weil man einfach nicht glauben kann,<br />
dass Jorge Lorenzo oder Valentino Rossi<br />
gerade tatsächlich rübergesehen und gewunken<br />
haben! In der VIP-Lounge an sich<br />
ist es aber auch sehr sehr cool. Zumal<br />
niemand damit rechnete, an diesem Ort<br />
zwei Schülern zu begegnen. Ich glaube,<br />
wir saßen mit Leuten an einem Tisch, die<br />
wir im »normalen Leben« niemals so nah<br />
zu Gesicht bekommen hätten. Ob Engländer,<br />
Holländer oder Italiener, ja sogar mit<br />
einer Gruppe aus Neuseeland kamen wir<br />
ins Gespräch! Alle sehr sympathisch und<br />
immer für einen Smalltalk zu haben.<br />
Den besten Einblick in die ganze Arbeit an<br />
solch einem Wochenende bekommt man<br />
während der Pitlane-Tour – die Boxengasse<br />
ist hierbei für 30 Minuten für VIPs und<br />
Teamgäste geöffnet. Ja, das wär’s – von<br />
einem MotoGP-Rennstall einmal als Gast<br />
eingeladen zu werden! Für uns Normalsterbliche<br />
wahrscheinlich ein ewiger Traum!<br />
Wenn man diese Touren einmal mitgemacht<br />
hat und Fahrern wie Marquez einmal<br />
bis auf wenige Zentimeter nahe kam,<br />
merkt man: Auch diese Vollblut Racer sind<br />
im Grunde genommen nur ganz normale<br />
Menschen, die viel lieber die Kamera<br />
scheuen würden, als die meiste Zeit vor<br />
ihr zu stehen.<br />
Die Rennen am Sonntag waren einmalig.<br />
Mit jeder Motorradklasse, die an Start und<br />
Ziel vorbeirauschte, wurde es lauter, bis<br />
dann schließlich der unverwechselbare<br />
Sound der GP-Maschine ertönt.<br />
Klar, vor dem Fernseher zu Hause sieht<br />
man im Grunde mehr, aber diesen Gänsehautfaktor<br />
will man einfach nie wieder<br />
missen! Der Höhepunkt folgte nach dem<br />
Rennen. Tausende Fans stürmen die Strecke<br />
und plötzlich steht man ganz vorne<br />
in einem gelben Meer und bekommt ein<br />
unglaubliches Gefühl von Einheit. Wenn<br />
man dort steht, mit Fans die »nur« ein<br />
Stehplatzticket haben und nun im Chor<br />
»Vale, Vale, Vale« rufen... Niemals wieder<br />
– und ich bin mir sicher –, nirgendwo<br />
anders spürt man so viel Liebe. Für dieses<br />
Gefühl gibt es keine Worte.<br />
Überhaupt ist Motorsport in Italien etwas<br />
ganz Besonderes. Gut, wir haben mit<br />
Vettel auch einen erfolgreichen deutschen<br />
Formel-eins-Fahrer, aber Monza ist ja<br />
auch nochmal einmaliger als der Hockenheimring<br />
oder der Nürburgring.<br />
Die MotoGP-Strecke liegt in Misano und<br />
damit direkt an der italienischen Adria.<br />
Unvergesslich die Strandpromenade mit<br />
den vielen Restaurants, in denen man<br />
immer wieder dem Motorsport begegnet.<br />
In den vielen kleinen Shops etwa, in<br />
denen man so ziemlich alles kaufen kann,<br />
was das Fan-Herz begehrt. Und wenn<br />
man an einem Samstagabend entspannt<br />
durch die Straßen schlendert, um den<br />
anstrengenden Tag auf der Rennstrecke<br />
ausklingen zu lassen, hört man – Motorengeräusche!<br />
Nein! In Italien kennt man,<br />
was diesen Sport betrifft, kein Ende! Es<br />
weckt die Neugier und man folgt dem<br />
Geräusch. Ein Grasbahnrennen! Mitten<br />
in Misano, keine 15 Minuten vom Strand<br />
entfernt! Wahnsinn. Die Grasbahn ist nur<br />
provisorisch – um genau zu sein: typisch<br />
italienisch – durch Sperrbänder und kleine<br />
Zäune von den Fans abgegrenzt. Und das<br />
ganze Spektakel ist kostenlos! Man darf<br />
einfach überall hin. Sogar mit den Fahrern<br />
kann man leicht reden, da diese unter einfachen<br />
Zelten neben ihren Bikes stehen<br />
und mindestens genauso viel Spaß haben<br />
wie die vielen Motorsportverrückten. So<br />
etwas erlebt man nur in Italien!<br />
Alles in allem war es ein unvergessliches<br />
Wochenende. Ein ganz besonderes Erlebnis.<br />
Und natürlich wollen wir das 2014<br />
wiederholen! Ob als VIP oder Fan auf der<br />
Naturtribüne spielt keine Rolle. Solange<br />
das Herz dafür schlägt, nimmt man vieles<br />
auf sich, um Momente, wie die an diesem<br />
Wochenende erlebten, zu genießen und<br />
darauf zurückblicken zu können. Denn<br />
was bleibt sind die Erinnerungen. Und die<br />
sind um einiges stärker und bedeutsamer<br />
als alle gesammelten Autogramme und<br />
Fotos zusammen. Viktoria Chiara Hägel<br />
Siegerehrung mit Jorge Lorenzo auf dem ersten, Dani Pedrosa auf dem zweiten<br />
und Marc Marquez auf dem dritten Platz.<br />
Foto: Viktoria Chiara Hägel<br />
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