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Schüler AZ | DIE SCHÜLERZEITUNG der <strong>Gießener</strong> <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung/Alsfelder <strong>Allgemeine</strong>n Zeitung<br />

Ein Buch und eine Couch…<br />

… mehr braucht man an manchen Wintertagen nicht. Damit euch nicht der Lesestoff<br />

ausgeht, haben wir zwei Bücher für euch herausgesucht, die euch einen spannenden<br />

Nachmittag bescheren.<br />

Auf Identitätssuche<br />

Wohin gehöre ich? Diese Frage stellt sich<br />

der 15-jährige Adam des Öfteren. Er lebt<br />

gemeinsam mit seiner Mutter am Rande<br />

der Stadt. Wer sein Vater ist, weiß er nicht.<br />

Fragt er seine Mutter nach ihm, bekommt<br />

er keine Antwort. In der Wohnung fühlt<br />

Adam sich nicht wohl, im Sommer schläft<br />

er nachts auf dem Balkon. Geschlossene<br />

Räume sind nichts für ihn. Den Zugang zu<br />

seiner Mutter scheint er mehr und mehr<br />

zu verlieren, sie mag nichts mehr essen<br />

und ihr ein Lächeln abzuringen – das<br />

schafft er nur sehr selten.<br />

Immer öfter zieht es ihn nach draußen,<br />

in den Wald. Auf eigentümliche Weise<br />

fühlt sich Adam zu Bäumen hingezogen.<br />

Wenn er bei ihnen im Wald ist, wird er<br />

innerlich ruhig und ausgeglichen. Eines<br />

Tages beschließt Adam, seinen Vater zu<br />

suchen. Er will nicht mehr in die Schule<br />

gehen, sondern sich einen Job suchen<br />

und ausziehen. Zu den Menschen um sich<br />

herum baut er immer mehr Distanz auf.<br />

Der alte, unheimliche Nachbar, aus dessen<br />

Wohnung ständig unzählige Motten<br />

herausfliegen, schimpft ihn einen »Baumbastard«.<br />

Nur Adams Freund Mattes, der<br />

bei einem Autounfall seine ganze Familie<br />

verloren hat, bleibt an seiner Seite und<br />

steht hinter ihm. Und da ist auch noch die<br />

türkischstämmige Aysha – Adams große<br />

Liebe. Wäre nur nicht ihre Familie gegen<br />

eine Beziehung. Aber wer weiß, vielleicht<br />

gibt es für die beiden trotz vieler Hürden,<br />

doch noch ein Happy End... (dar)<br />

»Adam und das Volk der Bäume«, Katja Behrens,<br />

dtv Reihe Hanser, 180 Seiten, 14,95 Euro.<br />

Weltschmerz und Freundschaft<br />

Marek ist ein Junge, den Lehrer wohl als<br />

schwierig bezeichnen würden. Doch einen<br />

Klassenraum hat der Jugendliche schon<br />

seit etwa einem Jahr nicht mehr betreten.<br />

Seit dem Tag, an dem er von einem<br />

Kampfhund angefallen wurde und sein<br />

ihm bis dahin vertrautes Gesicht verloren<br />

hat. Marek ist wütend, will mit der Welt<br />

nichts mehr zu tun haben. Dann lotst ihn<br />

seine Mutter auch noch heimlich in eine<br />

Selbsthilfegruppe für »Krüppel«. So unterschiedlich<br />

die Jugendlichen dort sind, das<br />

Eine haben sie alle gemeinsam: Freiwillig<br />

ist keiner von ihnen gekommen. Und<br />

doch haben sie nach kurzer Zeit schon<br />

ein gemeinsames Projekt, für das sie<br />

einander brauchen. Auch wenn es keiner<br />

zugeben würde: Vielleicht gibt es da sogar<br />

so etwas wie Freundschaft. Und dass nur<br />

ein Mädchen der Gruppe angehört – und<br />

dazu noch ein äußerst hübsches – sorgt<br />

für weitere Gefühlsverwirrungen. Ein<br />

plötzlicher Todesfall reißt Marek dann aber<br />

aus der Gruppe heraus und konfrontiert<br />

ihn mit ganz anderen Problemen: Einer<br />

Stiefmutter, die Gefallen an Marek findet,<br />

einem Bruder, der sich vor seinem Gesicht<br />

fürchtet, und einer großen Trauergemeinde,<br />

der man nur schwer entkommen<br />

kann.<br />

Auf jeder Seite von Alina Bronskys Roman<br />

»Nenn mich einfach Superheld« spürt man<br />

die Trauer und die Wut von Marek über<br />

sein Schicksal, ohne dass er einen tiefen<br />

Blick in sein Gefühlsleben zulässt. Obwohl<br />

man merkt, dass er in Selbstmitleid zu versinken<br />

droht, rutscht die Geschichte nie in<br />

Gefühlsduselei ab, immer ist da jemand,<br />

der Marek zurück in die Realität holt. Ein<br />

sehr lesenswertes Buch über einen Jungen,<br />

der ein Schicksal meistert, das für die<br />

meisten unvorstellbar grausam ist. (kan)<br />

Alina Bronsky: Nenn mich einfach Superheld,<br />

Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2013, 240 Seiten,<br />

16,99 Euro.<br />

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