Neue Bücher - Instytut Książki
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AFRIKANISCHE<br />
ELEKTRONIK<br />
Er führte<br />
den Jungen in das Restaurant am Ende des ersten Passagierdecks.<br />
Die meisten Plätze waren bereits belegt, hauptsächlich<br />
von einer Gruppe von Fußballfans, die von einem<br />
Auswärtsspiel zurückkehrten. Mehrere Dutzend Männer<br />
in den Farben ihres Vereins – alle machten reichlich betrübte<br />
Gesichter, was eindeutig darauf hindeutete, dass das<br />
Spiel nicht zu ihren Gunsten ausgegangen war. Einige von<br />
ihnen öffneten bereits die ersten Bierdosen und fluchten<br />
lautstark auf die „beschissenen Franzosen“. Es gelang Rybka,<br />
sich einen Eckplatz zu erobern, direkt am Fenster und<br />
gleichzeitig mit Sicht auf den von der Decke hängenden<br />
Fernseher.<br />
„Wenigstens kannst du Fernsehen gucken“, sagte er zu<br />
dem Jungen. „Normalerweise würdest du jetzt das Meer sehen,<br />
andere Schiffe und Möwen, aber heute ist es neblig und<br />
man sieht überhaupt nichts.“<br />
Dann kam ihm der Gedanke, dass das Kind im Laufe seiner<br />
Überfahrt aus Afrika wahrscheinlich genug vom Meer<br />
gesehen hatte. Oder vielleicht auch nicht, schließlich wusste<br />
er nicht, unter welchen Bedingungen der Junge gereist war.<br />
Als blinder Passagier konnte er die gesamte Überfahrt eingesperrt<br />
in irgendeiner stickigen Kabine verbracht haben, oder<br />
sogar in einer Kiste im Laderaum. Wer wusste das schon, der<br />
Weg in ein besseres Leben war nicht für alle gleichermaßen<br />
bequem.<br />
„Warte hier und rühr dich nicht von der Stelle!“, sagte er,<br />
als das Vibrieren der Motoren stärker wurde und er spürte,<br />
wie sie von der Küste ablegten.<br />
Er stand auf, um etwas zu Essen zu bestellen. Während<br />
er in der Schlange stand, ließ er das Kind nicht eine Sekunde<br />
aus den Augen. Der Junge saß regungslos auf seinem Platz in<br />
der Ecke und starrte durch das Fenster, als habe er in dem<br />
dichten Nebel, der das Schiff einhüllte, irgendetwas Interessantes<br />
entdeckt.<br />
Der dunkelhäutige Junge verschlang seine Bohnen mit<br />
Speck, ohne dabei den Blick vom Cartoon Network abzuwenden,<br />
und Rybka kam der Gedanke, dass der Kleine keine<br />
Schwierigkeiten haben würde, sich einzugewöhnen. In<br />
einigen Monaten würde ihn niemand mehr von anderen<br />
Kindern, die auf den Britischen Inseln geboren und aufgewachsen<br />
waren, unterscheiden können. Er würde in der<br />
bunten Menge aufgehen, die die Straßen Londons bevölkerte,<br />
er würde beginnen, wie ein echter Londoner zu sprechen,<br />
er würde die Stadt kennenlernen und lernen in ihr zu leben.<br />
Und in einigen Jahren würde er sich nicht einmal mehr an<br />
Afrika erinnern, an das Dschungeldorf oder die Slums, in<br />
denen er bis jetzt gelebt hatte.<br />
„Hast du keine Sehnsucht nach Zuhause?“, fragte er.