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MARKETING & WERBUNG<br />
18 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />
20. Januar 2014 2/14<br />
nicht, was hinter irgendwelchen<br />
Kurven passiert. Da<br />
müsst Ihr als Anbieter doch so<br />
viel Druck ausüben, dass es<br />
klappt.<br />
Nassauer: Die Frage ist doch,<br />
wo ist die übergeordnete Instanz,<br />
die den Container im<br />
Blick hat? Wer schaut neutral<br />
in den Telekom-Container<br />
oder den Ferrero-Container?<br />
Wer kann überhaupt sagen,<br />
welche Tags in der Kette vorhanden<br />
sind, welche funktionieren<br />
und welche nicht?<br />
Kramer: Sie als Kunde sollten<br />
das schon wissen. Vielleicht<br />
nicht Sie persönlich, aber<br />
jemand, den Sie damit beauftragen,<br />
zum Beispiel Ihre<br />
Agentur. Letzten Endes muss<br />
bei Ihnen die Entscheidung<br />
liegen, wer alles in Ihre Auslieferungskette<br />
darf. Wenn Sie<br />
sich entscheiden, Marktforschung<br />
einzubinden, oder<br />
günstiges Inventar auf einer<br />
Real-Time-Bidding-Plattform<br />
beziehen, liegt das in Ihrer<br />
Verantwortung und Ihre<br />
Agentur sollte nicht ohne Ihre<br />
Kenntnis irgendwelche Tags<br />
einbauen.<br />
Port: Wir stellen außerdem<br />
immer wieder fest, dass es<br />
Probleme bei der Auslieferung<br />
gibt, wenn die Werbemittel bei<br />
Drittparteien liegen. Die Kreativen<br />
verstoßen in ihrem Ehrgeiz oft gegen<br />
die technischen Spezifikationen, die die<br />
Vermarkter an die Agenturen geben.<br />
Schließlich will man etwas ganz Besonderes<br />
bieten, etwas noch Interaktiveres,<br />
etwas, was noch mehr blinkt!<br />
Am Ende passt das oft<br />
nicht mehr in die<br />
Standardvorgaben.<br />
Leider<br />
können wir am<br />
Ende der Kette<br />
nicht mehr viel<br />
verändern, wir<br />
„Das Thema Visibilität,<br />
ist, was die Preise angeht,<br />
ein Nullthema, es hat<br />
wenig Relevanz.“<br />
Matthias Ehrlich<br />
könnten das<br />
Werbemittel nur<br />
noch entfernen.<br />
Hier braucht es von<br />
Kundenseite eine klare<br />
Ansage gegenüber den Partnern, beispielsweise<br />
den Kreativagenturen, sich an<br />
die Spezifikationen zu halten.<br />
Storch: Die handwerklichen Fehler, die<br />
müssen raus, ganz klar. Wenn ein TV-Spot<br />
falsch geschnitten ist, müssen wir ja auch<br />
eingreifen. Was ich gut nachvollziehen<br />
kann, ist, dass wir die Auslieferungsketten<br />
verkürzen müssen, damit alles schneller<br />
geht. Aber ich weiß nicht, ob man diese<br />
Entwicklung überhaupt noch zurückdrehen<br />
kann. Es gibt einfach inzwischen zu<br />
viele Beteiligte, auf die man auch nicht<br />
mehr verzichten kann.<br />
Kramer: Ich glaube auch nicht, dass wir das<br />
zurückdrehen können, aber wir können<br />
jedem Beteiligten, der in die Kette eintritt,<br />
gewisse Spielregeln auferlegen. Ja, vielleicht<br />
sind es am Schluss 20 Tags, die eingebaut<br />
sind. Wenn die alle unseren gemeinsamen<br />
Standards entsprechen, dürfen<br />
es auch 20 Tags sein. Aber wenn nur<br />
ein fauler Tag dabei ist, dann müssen wir<br />
den identifizieren können und der muss<br />
aus der Auslieferungskette rausfliegen.<br />
Storch: Jetzt muss ich aber noch mal auf<br />
das Thema Visibilität zurückkommen.<br />
Wir haben das schon messen lassen und<br />
haben Werte von 60 Prozent bekommen<br />
und das waren keine Wald-und-Wiesen-<br />
Seiten, sondern alles Top-Vermarkter.<br />
Mudter: Die Agof hat das Thema<br />
ja bereits aufgegriffen. Wir<br />
werden die Visibilitäten<br />
einzelner Webseiten<br />
über die Agof <strong>Internet</strong><br />
Facts ausweisen.<br />
Das wird erst einmal<br />
ein Wert sein, der<br />
wird nicht allen reichen,<br />
aber damit haben<br />
wir eine valide Basis, um zu<br />
beurteilen, ob das, was beim<br />
jeweiligen Publisher abgebildet<br />
wird, eine gute oder weniger gute<br />
Visibilität ausweist. Das heißt dann<br />
nicht, dass Sie etwas mit einer schlechteren<br />
Visibilität nicht einkaufen, aber zu<br />
einem anderen Preis.<br />
Ist das für alle Vermarkter okay, für weniger<br />
Visibility geringere Preise zu verlangen?<br />
Ehrlich: Das Problem mit der Sichtbarkeit<br />
haben wir doch in jeder Gattung. Wer aufs<br />
Ulrich Kramer<br />
ist Geschäftsführender Gesellschafter der<br />
Media-Agentur Pilot Hamburg. Seit 2007<br />
vertritt der BVDW-Vizepräsident zudem als<br />
Sprecher des Fachforum Online-Mediaagenturen<br />
(Foma) die Interessen der Agenturen<br />
im Online-Werbemarkt, unter anderem bei<br />
Agma und Agof.<br />
■ www.pilot.de<br />
Matthias Ehrlich<br />
ist seit Juni 2013 Präsident des Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW).<br />
Im Herbst 2013 hat sich Ehrlich mit seinem Beratungsunternehmen Ehrlich<br />
Strategies selbstständig gemacht; zuvor war Ehrlich CEO beim Online-Vermarkter<br />
United <strong>Internet</strong>, bei dem er immer noch im Aufsichtsrat sitzt.<br />
■ www.bvdw.org<br />
Klo geht, sieht den TV-Spot<br />
nicht. In Print gibt es immer<br />
Seiten weiter hinten oder zwischen<br />
den Kleinanzeigen, von<br />
denen bekannt ist, dass sie<br />
weniger beachtet werden, und<br />
für die werden auch geringere<br />
Preise bezahlt. Bei Online ist<br />
das nicht anders. Diese Art<br />
der Preisbildung hat doch<br />
immer schon stattgefunden –<br />
und funktioniert. Eigentlich<br />
ist das Thema Visibilität, was<br />
die Preise angeht, ein Nullthema.<br />
Es hat keinesfalls die<br />
Relevanz, mit der es immer<br />
hochgespielt wird. Bei den<br />
Premiumvermarktern und<br />
den guten Agenturen käme<br />
keiner auf die Idee, schlechter<br />
sichtbares Inventar zu hohen<br />
Preisen zu verkaufen.<br />
Storch: Wenn ich im nicht<br />
sichtbaren Bereich werbe, also<br />
nur über Scrollen zu sehen<br />
wäre, wüsste ich nicht, warum ich dafür<br />
überhaupt noch etwas zahlen sollte. Es sei<br />
denn, es wird Performance-basiert, also<br />
über Klicks, abgerechnet.<br />
Mudter: Ich bin bei Ihnen, solange eine<br />
Werbung gar nicht sichtbar ist und es auch<br />
nicht sein kann. Wenn eine Werbung<br />
nicht im sichtbaren Browser-Bereich eingeblendet<br />
wird, und der Inhalt auch keine<br />
Veranlassung bietet herunterzuscrollen,<br />
dann ist das quasi null Visibility. Wogegen<br />
ich mich aber wehre, ist diese Forderung<br />
nach 100 Prozent Sichtbarkeit. Alle unsere<br />
Studien zeigen: Die Sichtbarkeit in Prozent<br />
korreliert nicht automatisch mit Marketingerfolg.<br />
Wir haben Werbemittel mit<br />
einer durchschnittlichen Sichtbarkeit von<br />
50 Prozent, die einen viel höheren Impact<br />
haben, was Wiedererkennung oder Markenaufbau<br />
betrifft, als andere Werbemittel,<br />
die 100 Prozent haben. Früher waren<br />
alle Websites klassisch mit drei Fenstern<br />
aufgebaut: In der Mitte der Content Frame,<br />
oben war ein Frame mit Füll-Bannern,<br />
rechts war noch mal ein Frame für Skyscraper<br />
– 100 Prozent Sichtbarkeit. Allerdings<br />
haben wir festgestellt, dass mit der Zeit<br />
eine gewisse Werbe-Blindness eingetreten<br />
war. Die Leute haben das einfach ausgeblendet,<br />
sich nur noch auf den Content<br />
konzentriert. Das Medium Rectangle hingegen,<br />
nach wie vor ein Standardwerbemittel,<br />
verfügt über eine vergleichsweise<br />
schlechte Visibilität, zahlt aber extrem auf<br />
die Marke ein. Deswegen sind wir von den<br />
100 Prozent Sichtbarkeit abgekommen.<br />
Wir bieten absolute Transparenz, was die<br />
einzelnen Werbemittel anbelangt. Jeder<br />
Marketingverantwortliche entscheidet<br />
selbst, welchen Fokus er setzt: Sichtbarkeit<br />
oder Impact.<br />
Den Ball würde ich gerne auffangen und<br />
zum Thema Werbewirkung überleiten,<br />
auch einer der Hauptkritikpunkte der<br />
OWM. Was genau bemängeln Sie denn?<br />
Storch: Dass Online grundsätzlich wirkt,<br />
wissen wir natürlich. Aber wenn wir<br />
unsere Töpfe verteilen, muss Online uns<br />
erklären können, warum wir anderswo<br />
eine Millionen rausnehmen sollen. Denn<br />
nur weil es ein neues Medium gibt, haben<br />
wir ja nicht mehr Geld. Wenn Online weiterhin<br />
wachsen möchte, – Mobile kommt<br />
dazu, Social kommt dazu –, dann brauchen<br />
wir viel mehr Erklärungen, wie das<br />
intermedial funktioniert. Wir glauben,<br />
dass in der heutigen fragmentierten Welt<br />
das Zusammenspiel der einzelnen Medien<br />
eine ganz andere Bedeutung hat und wir<br />
deshalb lernen müssen, wie die Menschen<br />
beispielsweise mit Second Screen und<br />
First Screen umgehen. Ich habe schon