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PC Games Magazin Risen 3 (Vorschau)

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Wenn Tote in der Totenwelt ein weiteres Mal sterben,<br />

„ersprießen“ sie zu prächtigen Blumenbeeten.<br />

Der hünenhafte Dämon Glottis wird im<br />

Spielverlauf zu Mannys bestem Freund.<br />

Plan geht nicht auf: Die herzensgute<br />

Dame wird vom DOD um ihr Zugticket<br />

betrogen und dazu verdammt,<br />

einsam durch die gefährliche Totenwelt<br />

zu reisen. Ein Skandal, der<br />

Manny wachrüttelt: Beherzt nimmt<br />

der Knochenkopf Meches Fährte<br />

auf, um sie sicher ans Ziel zu bringen.<br />

Dabei schließt er sich nicht nur<br />

einer Rebellentruppe an, sondern<br />

lernt auch den liebenswerten Glottis<br />

kennen – ein lautstarker Dämon<br />

und Mechaniker mit einer brennenden<br />

Leidenschaft für alles, was Sprit<br />

verbraucht. Auf ihrer Suche nach<br />

Meche treten die zwei Freunde eine<br />

epische, vierjährige Reise kreuz und<br />

quer durch die Totenwelt an, trotzen<br />

dabei Riesenkraken und brennenden<br />

Biebern, erleben Abenteuer auf<br />

und unter dem Meer, steigen zwischendurch<br />

sogar zu erfolgreichen<br />

Besitzern eines feinen Nachtclubs<br />

auf. Es ist eine der verrücktesten,<br />

besten Geschichten, die Tim Schafer<br />

je geschrieben hat: Die bizarre<br />

Totenwelt fühlt sich vom ersten Moment<br />

an vertraut und – ironischerweise<br />

– lebendig an. Charaktere sind<br />

bis in die Nebenrollen glaubhaft und<br />

liebevoll ausgearbeitet, die ausführlichen<br />

Dialoge werden außerdem<br />

von motivierten Sprechern vertont,<br />

die vor allem im englischen Original<br />

begeistern. Zusammen mit einem<br />

fabelhaften Soundtrack, der mexikanische<br />

Klänge mit lässigem Jazz<br />

verbindet, entsteht von der ersten<br />

Minute an eine Atmosphäre, die nur<br />

Ausnahmetiteln vorbehalten ist.<br />

Selbst als die Story in der zweiten<br />

Spielhälfte dramaturgisch etwas<br />

ins Straucheln gerät, scheinen den<br />

Entwicklern nie die Ideen auszugehen.<br />

Grim Fandango ist Komödie,<br />

Abenteuer, Romanze und Krimi in<br />

einem – Manny flirtet mit skelettierten<br />

Ladys, nimmt es mit Gaunern,<br />

Monstern und Verrätern auf und löst<br />

seine Probleme (obwohl er sich nie<br />

von seiner treuen Sense trennen<br />

kann) so oft wie möglich mit Charme<br />

und nicht mit Gewalt. Denn Grim<br />

Fandango ist ein klassisches Rätselspiel<br />

– auch wenn es bei Release mit<br />

vielen Konventionen brach.<br />

Film noir zum anfassen<br />

Grim Fandango war das erste Adventure<br />

von Lucas Arts, das mit einer<br />

3D-Engine betrieben wurde. Das<br />

brachte grundlegende Änderungen<br />

mit sich. Anders als etwa bei The<br />

Curse of Monkey Island (1997) sind<br />

die Umgebungsgrafiken nicht handgezeichnet,<br />

sondern aufwendig in<br />

640 x 480 Pixeln vorgerendert und<br />

setzen auf einen realistischen Look.<br />

Umso ungewöhnlicher wirken die<br />

Charaktere, die in den detailreichen<br />

Umgebungen agieren: Alle Figuren<br />

bestehen aus groben 3D-Modellen<br />

und sind eher spärlich animiert – ein<br />

bewusster Kontrast zu den realistisch<br />

gestalteten Schauplätzen. Das<br />

Design der Verstorbenen ist deutlich<br />

an die Calaveras angelehnt – so werden<br />

die stilisierten Schädel genannt,<br />

die in Mexiko traditionell zum Tag der<br />

Toten (siehe Kasten unten) als Dekoration<br />

verwendet werden.<br />

Der Einsatz einer 3D-Engine gab<br />

den Designern viele Möglichkeiten.<br />

Im zweiten Akt, der in der Hafenstadt<br />

Rupacava spielt, ist beispielsweise<br />

wunderbar weich animiertes Wasser<br />

zu sehen, das vorgerendert in den<br />

Hintergründen schwappt. Um solche<br />

stimmigen Szenen noch besser<br />

einzufangen, wählten die Grafiker<br />

hin und wieder weit herausgezoomte<br />

Perspektiven, die dem Spiel einen<br />

filmähnlichen Look verleihen. Diese<br />

Schönheit hat aber auch ihren Preis:<br />

Manche Laufwege fallen in Grim Fandango<br />

sehr weit aus, sodass man etwas<br />

zu viel Zeit damit verbringt, Manny<br />

von einem Rätsel zum nächsten<br />

zu befördern. Ein Problem, das durch<br />

die ungewöhnliche Steuerung noch<br />

deutlicher zutage tritt – denn auch in<br />

dieser Hinsicht wich Grim Fandango<br />

kräftig vom Genre-Standard ab.<br />

rätseln ohne Maus-unterstützung<br />

Grim Fandango ist zwar ein klassisches<br />

Adventure, allerdings ohne<br />

den Zusatz „Point and Click“. Denn<br />

eine Maussteuerung gibt es nicht,<br />

das Spiel wird untypisch mit der<br />

Tastatur bedient. Mit den Pfeiltasten<br />

scheucht man Manny durch die<br />

Gegend, weitere Tasten lassen ihn<br />

Dia De los Muertos – Der tag Der toten<br />

Für Grim Fandango ließ sich tim schafer von einem mexikanischen Feiertag inspirieren.<br />

Vom 31. Oktober bis 2. November wird in Mexiko traditionell der Dia de Los Muertos<br />

gefeiert, der Tag der Toten, der auf alte Bräuche der Azteken zurückgeht. Anders als<br />

es der Name vermuten lässt, handelt es sich dabei aber nicht um eine reine Trauerveranstaltung<br />

– der Tag der Toten ist vielmehr ein fröhliches Fest, mit Paraden, Musik und<br />

farbenfrohen Kostümen. Dabei soll der Verstorbenen gedacht werden, die nach altmexikanischem<br />

Glauben zu dieser Zeit aus dem Jenseits zurückkehren, um ihre lebenden<br />

Verwandten zu besuchen. Straßen, Geschäfte und Schaufenster werden zu diesem Anlass<br />

mit Skeletten und Schädeln – den sogenannten Calaveras – verziert, Gabentische<br />

und Altäre für die Toten werden mit verschiedensten Speisen gedeckt, an denen sich die<br />

Verstorbenen stärken sollen. Beispielsweise wird zu dem Fest das Pan de Muerto (Totenbrot)<br />

gebacken, eine traditionelle Süßspeise, die auch im ersten Akt von Grim Fandango<br />

eine kleine Rolle spielt. Die wohl bekannteste Figur des Totenfestes ist heutzutage La<br />

Catrina – die Darstellung einer Skelett-Dame in herrschaftlicher Kleidung.<br />

03 | 2014<br />

Solche Calavera-Puppen (in der Mitte eine Figur der La Catrina)<br />

dienten Tim Schafer als Inspiration für Grim Fandango.<br />

sunsinger / Shutterstock.com<br />

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