Thalia Magazin

THALIA | Aktuell 17
Der Bundestag, das Herz unserer
Demokratie, funktioniert –
aber anders als gedacht.
„Das Hohe Haus – ein Jahr im Parlament“ heißt das neue Buch von Roger Willemsen. Das Thalia Magazin wollte mehr über
dieses spannende und ungewöhnliche Sachbuch erfahren und hat den sympathischen Schriftsteller zu einem exklusiven
Interview gebeten.
F
ür sein neues Buch „Das Hohe Haus –
ein Jahr im Parlament“ hat Roger
Willemsen hinter die Kulissen des
Deutschen Bundestages geschaut und für
seine Recherchen keine einzige Sitzungswoche
des vergangenen Jahres verpasst.
Dabei hat er mit offenem Blick Situationen
erfasst, die sich oft fernab der Kameras und
von Klischees ereigneten. Wir freuen uns
sehr, dass wir im April vier Veranstaltungen
mit dem beliebten Autor präsentieren dürfen,
die das Buch und seine Inhalte zum Thema
haben. Und damit nicht genug, stand er uns
auch noch für ein Interview zur Verfügung!
TM: Herr Willemsen, was hat Sie dazu
gebracht bzw. daran gereizt, ein Jahr
lang bei jeder Parlamentssitzung
anwesend zu sein?
Roger Willemsen: Das Parlament ist keine
Sache, die man den Parlamentariern oder
den Journalisten überlassen darf. Sie blicken
darauf aus ihrer Perspektive. Ich aber wollte
wissen: Was sieht der Bürger? Was sagt das
Hohe Haus über uns aus? Weiß es von uns?
Repräsentiert es uns? Können wir uns und
unsere Lage im Parlament erkennen? Das
war aufregender als erwartet.
© Anita Affentranger
© Mathias Bothor
TM: Welche Parlamentssitzung ist
Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben
und warum?
Es gab eine Sitzung, in der mit einiger Skrupellosigkeit
über deutsche Rüstungsexporte
geredet wurde. Hier erschienen zivile Tote
wie Schwund. Schon eine Debatte später
sprach man mit hoher Feinfühligkeit von der
Notwendigkeit, zu früh und tot Geborene
registrieren und mit Namen bestatten zu
lassen: Zweimal ging es ums ganze Leben,
einmal rücksichtslos, einmal voller Respekt.
TM: Jeder Bürger hat ja eine durch die
mediale Berichterstattung geprägte
Vorstellung des Bundestags. Gab es
Erwartungen oder Vorurteile, die Sie
bei der eigenen Beobachtung des
Bundestages korrigieren mussten?
Viele. Wir erfahren ja meist nur von den
tagesaktuellen Debatten und solchen von
momentaner Brisanz. Der Bundestag verhandelt
aber sämtliche Aspekte unseres Lebens,
oft mit viel Sachverstand, hohem Arbeitseinsatz
der Abgeordneten, aber auch rabiat im
Stil und bisweilen bizarr in der Sprache.
TM: Wie hat man auf Ihre ständige
Anwesenheit reagiert? Hatten Sie exklusiven
Zugang? Fiel es überhaupt auf,
dass Sie bei jeder Sitzung dabei waren?
Lange bin ich nicht aufgefallen, glaube ich.
Die Abgeordneten schauen ja nicht oft auf
die immer gut besetzten Tribünen. Allmählich
aber sammelten sich in meiner Tasche
immer mehr Visitenkarten von Abgeordneten.
Prinzip des Buches war jedoch: kein
Hintergrundgespräch, keine Privatkontakte,
keine Einflussnahme, egal welcher Art. Ich
wollte wirklich nur der Bürger sein, der sich
sein Parlament ansieht und fragt: Was treibt
ihr hier eigentlich?
Sie möchten Roger Willemsen live erleben?
Thalia präsentiert vier Veranstaltungen zu
„Das Hohe Haus – Ein Jahr im Parlament“
(2. April 2014 Berlin – BABYLON /
31. März 2014 Trier / Theater Trier /
3. April Dresden Theater Wechselbad /
4. April 2014 Cottbus Kino Weltspiegel).
Alle Infos dazu und zu weiteren abwechslungsreichen
Veranstaltungen finden Sie
auf www.thalia.de/veranstaltungen.