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Das Unterrichtsfach Informatik im Kontext informatischer Bildung

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Diplomarbeit<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>informatischer</strong> <strong>Bildung</strong><br />

Stefan Posch-Gruber<br />

————————————–<br />

Institut für Softwaretechnologie<br />

Technische Universität Graz<br />

Betreuer: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Wolfgang Slany<br />

Graz, <strong>im</strong> Mai 2006


Meinen Eltern Marianne und Stefan Gruber gewidmet<br />

„Es ist schl<strong>im</strong>m genug“, rief Eduard, „dass man jetzt<br />

nichts mehr für sein ganzes Leben lernen kann. Unsre<br />

Vorfahren hielten sich an den Unterricht, den sie in<br />

ihrer Jugend empfangen; wir aber müssen jetzt alle<br />

fünf Jahre umlernen, wenn wir nicht ganz aus der<br />

Mode kommen wollen.“<br />

Goethe, „Wahlverwandtschaften“ (1808)


Kurzfassung<br />

Wie stellt sich das <strong>Unterrichtsfach</strong> „<strong>Informatik</strong>“ an Österreichs Schulen <strong>im</strong> Jahr 2006 dar?<br />

Welche fachdidaktischen Grundlagen und Konzepte gibt es? Was ist <strong>im</strong> Vergleich zu anderen<br />

Unterrichtsfächern das Besondere an der <strong>Informatik</strong>?<br />

Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit. Im Mittelpunkt steht<br />

ein fachdidaktischer Zugang zu den Inhalten der <strong>Informatik</strong>. Verschiedene Ansätze lerntheoretischer<br />

Grundlagen und didaktischer Modelle werden hinsichtlich ihrer Tauglichkeit<br />

für den <strong>Informatik</strong>unterricht besprochen und analysiert. Informatische <strong>Bildung</strong> wird in<br />

den <strong>Kontext</strong> moderner Informations- und Kommunikationstechnologien gesetzt und evaluiert.<br />

<strong>Das</strong> Potential der Methode eLearning für den Unterricht an Österreichs Schulen<br />

erfährt eine kritische Hinterfragung. Die Vor- und Nachteile dieser Methode kommen zur<br />

Sprache. Ein sehr wichtiger Teil dieser Arbeit sind Interviews mit dem Fachinspektor für<br />

Informationstechnologie des Landesschulrat für Steiermark und einem verantwortlichem<br />

Lehrer für eLearning an steirischen Schulen. Zitate aus diesen Interviews unterstreichen<br />

die vorliegenden theoretischen Analysen.<br />

2


Abstract<br />

How is the subject computer science approached in Austrian schools in the year 2006?<br />

Which concepts and which didactic approaches to teaching are available? Compared to<br />

other school subjects, what is so specific about teaching computer science?<br />

In my diploma thesis I have tried to find answers to these and s<strong>im</strong>ilar questions. The<br />

most <strong>im</strong>portant point of my thesis, however, is the didactic approach to teaching computer<br />

science in school. Different approaches concerning teaching methods and basic learning<br />

theories are analysed and discussed. The most <strong>im</strong>portant point is to find out how suitable<br />

the various methods and theories are for teaching computer science in school. Moreover,<br />

education in computer science is evaluated and compared to modern information and communication<br />

technology. Also eLearning in Austria’s schools is critically questioned. In<br />

particular the advantages and disadvantages of eLearning are discussed. An <strong>im</strong>portant<br />

part of my diploma thesis are interviews with the Fachinspektor for information technology<br />

of the Landesschulrat for Styria and with a teacher who is responsible for eLearning<br />

in Styrian schools. Several results from the above mentioned interviews are mentioned to<br />

support the theoretical analysis.<br />

3


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 6<br />

1.1 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.2 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.3 Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

2 <strong>Informatik</strong> und Schule 9<br />

2.1 <strong>Informatik</strong>system und Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.2 Informatische <strong>Bildung</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3 Inhalte der <strong>Informatik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.4 <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3 Lerntheoretische Grundlagen 28<br />

3.1 Lernen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.2 Behaviorismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.3 Kognitivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.4 Konstruktivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

3.5 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

4 Didaktische Modelle 39<br />

4.1 <strong>Bildung</strong>stheoretische Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.2 Lern- und lehrtheoretische Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

4.3 Informationstheoretisch-kybernetische Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

4.4 Kritisch-kommunikative Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

4.5 Anmerkung des Verfassers zur Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

5 Fachdidaktik <strong>Informatik</strong> 44<br />

5.1 Historischer Exkurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

5.2 Fragen der Fachdidaktik <strong>Informatik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

5.3 Fundamentale Ideen der <strong>Informatik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.4 Fachdidaktische Ziele eines zeitgemäßen Unterrichts . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

6 Informations- und Kommunikationstechnologien 59<br />

6.1 Didaktisches Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

6.2 Lehrstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

6.3 Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

4


5<br />

7 eLearning in der Schule 64<br />

7.1 Definition von eLearning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

7.2 Unterrichtsdurchführung und -organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

7.3 Erwartungen an eLearning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71<br />

7.4 Didaktik von eLearning am Beispiel des Instructional Systems Design . . . . 73<br />

7.5 Vor- und Nachteile von eLearning . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

8 Schlussbemerkung und Ausblick 79<br />

A Interviews 81<br />

A.1 Leitfadeninterview: Mag. Manfred Regner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

A.2 Leitfadeninterview: Mag. Franz Riegler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

B Unterrichtseinheiten 99<br />

B.1 Behaviorismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99<br />

B.2 Kognitivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

B.3 <strong>Bildung</strong>stheoretische Didaktik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103<br />

B.4 Fragend-entwickelnder Unterricht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

B.5 Politische und gesellschaftliche Ziele des Unterrichts . . . . . . . . . . . . . . 106<br />

Literaturverzeichnis 109<br />

Abbildungsverzeichnis 114<br />

Tabellenverzeichnis 115<br />

Index 116


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> steckt noch in den Kinderschuhen. Derzeit findet eine Akademisierung<br />

des <strong>Unterrichtsfach</strong>s <strong>Informatik</strong> statt. Diese Akademisierung bringt das <strong>Unterrichtsfach</strong><br />

<strong>Informatik</strong> in Verbindung mit der bereits vorhandenen Professionalisierung<br />

sozusagen an die Schwelle zum Erwachsenwerden. <strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> etabliert<br />

sich.<br />

1.1 Motivation<br />

<strong>Informatik</strong>kenntnisse sind in nahezu allen Berufssparten für den beruflichen Erfolg Voraussetzung.<br />

Verantwortlich für die Vermittlung dieser <strong>Informatik</strong>kenntnisse ist die Schule<br />

und hier namentlich das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong>. Die universitäre Ausbildung für das<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> gibt es in Österreich seit dem Herbst 2000. Im Studienjahr<br />

2005/2006 gab es mit der Einführung des Lehramtsstudiums „<strong>Informatik</strong> und <strong>Informatik</strong>management“<br />

an der technischen Universität Graz erstmals an fünf Universitätsstädten<br />

eine entsprechende akademische Ausbildung. <strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> ist also ein<br />

noch sehr junges akademisches Fach.<br />

Die Motivation der vorliegenden Arbeit ist es, einen prinzipiellen Überblick über fachdidaktische<br />

Themen und Ansätze zum <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> zu geben. Augenmerk<br />

wird dabei auf die Idee der informatischen <strong>Bildung</strong> einerseits und der Methode eLearning<br />

andererseits gelegt werden.<br />

1.2 Zielsetzung<br />

Die vorliegende Arbeit wird zeigen, dass guter, sinnerfüllter Unterricht ohne theoretische<br />

Auseinandersetzung mit den didaktischen Zugängen zur Unterrichtsgestaltung nicht möglich<br />

ist. Wichtiger Zugang zu einer didaktischen Diskussion über den Unterricht ist ein<br />

Sich-klar-Sein über die Inhalte des Unterrichts. Während in anderen Unterrichtsfächern<br />

6


KAPITEL 1. EINLEITUNG 7<br />

seit Jahren diesselben Inhalte tradiert werden, sucht das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> noch<br />

seine Inhalte. Gerade dieses Suchen macht das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> so spannend<br />

und interessant. Es unterscheidet sich unter anderem dadurch ganz maßgeblich von anderen<br />

Unterrichtsfächern. Nichtsdestotrotz ist das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> gefordert, die<br />

Zeit überdauernde Inhalte und Ziele ihres Unterrichts zu definieren.<br />

In den Medien und in der Öffentlichkeit wird <strong>im</strong>mer wieder der Einsatz neuer „bahnbrechender“<br />

Methoden in der Unterrichtsgestaltung gefordert. Ziel dieser Arbeit ist es daher<br />

auch zu zeigen, dass der Einsatz von eLearning <strong>im</strong> Unterricht mit genauer Planung und<br />

mit Mehraufwand verbunden ist. Nur wenn die Einführung in strukturierter Art und Weise<br />

erfolgt, ist der Einsatz von eLearing <strong>im</strong> Unterricht sinnvoll und zielführend.<br />

1.3 Gliederung<br />

<strong>Das</strong> Kapitel „<strong>Informatik</strong> und Schule“ setzt sich mit der gesellschaftlichen Veränderung aufgrund<br />

moderner Kommunikations- und Informationssysteme auseinander. Die schulische<br />

Auseinandersetzung mit diesen gesellschaftlichen Veränderungen mündet in der informatischen<br />

<strong>Bildung</strong>. Die informatische <strong>Bildung</strong> ist wichtiger Bestandteil der Anforderungen<br />

an die heutige Schule. Die Inhalte der Wissenschaftsdisiplin <strong>Informatik</strong> gehen über die informatische<br />

<strong>Bildung</strong> in den Anforderungskatalog des <strong>Unterrichtsfach</strong>s <strong>Informatik</strong> ein. Ein<br />

Vergleich der vier Ausrichtungen – kaufmännische Lehranstalten, humanberufliche Lehranstalten,<br />

technisch-gewerbliche Lehranstalten und allgemein bildende Schulen – hinsichtlich<br />

ihres Zugangs zur informatischen <strong>Bildung</strong> rundet dieses Kapitel ab.<br />

Im Kapitel „Lerntheoretische Grundlagen“ wird den drei großen Lerntheorien des 20. Jahrhunderts<br />

– Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus – nachgegangen. Im Zentrum<br />

steht die Frage: Was ist Lernen?<br />

„Didaktische Modelle“ stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt des dritten Kapitels. Es werden vier Modelle<br />

der allgemeinen Didaktik vorgestellt. Die Vorstellung erfolgt in chronologischer Reihenfolge,<br />

angefangen be<strong>im</strong> ältesten Modell, der „bildungstheoretischen Didaktik“, über die „lernund<br />

lehrtheoretische Didaktik“ und die „informationstheoretisch-kybernetische Didaktik“<br />

bis zum jüngsten Modell, der „kritisch-kommunikativen Didaktik“. Der didaktische Hintergrund<br />

eines Lehrers/einer Lehrerin ist ein ganz wesentlicher Bestandteil der jeweiligen<br />

Gestaltung des Unterrichts. Ohne die Beschäftigung mit dem eigenen Verständnis von Didaktik<br />

wird guter Unterricht nicht möglich sein.<br />

<strong>Das</strong> Kapitel „Fachdidaktik <strong>Informatik</strong>“ beschäftigt sich mit der noch jungen Disziplin Fachdidaktik<br />

<strong>Informatik</strong>. Zahlreiche Paradigmenwechsel prägen die Fachdidaktik <strong>Informatik</strong>.<br />

Die verschiedenen Ansätze werden <strong>im</strong> ersten Teil des Kapitels behandelt. Vier Fragen an<br />

die Fachdidaktik <strong>Informatik</strong> und deren Beantwortung stehen <strong>im</strong> Anschluss an den historischen<br />

Exkurs <strong>im</strong> Zentrum. Die erste Frage beschäftigt sich mit den Inhalten der <strong>Informatik</strong>.<br />

In der zweiten Frage wird der Aufbau einer Unterrichtseinheit beleuchtet. Die Fragen nach<br />

altersgemäßer Inhaltsauswahl und nach gesellschaftlichen und politischen Zielen des Unter-


KAPITEL 1. EINLEITUNG 8<br />

richts bilden die Fragen drei und vier dieses Teils. Der Versuch, die fundamentalen Ideen<br />

der <strong>Informatik</strong> zu klassifizieren und die daraus ableitbaren fachdidaktischen Ziele eines<br />

zeitgemäßen Unterrichts schließen dieses Kapitel ab.<br />

Im Kapitel „Informations- und Kommunikationstechnologien“ stehen der Lehrstoff und die<br />

Methoden moderner Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>im</strong> Mittelpunkt. Mit<br />

Hilfe des didaktischen Dreiecks werden die verschiedenen Funktionen und Zugänge moderner<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien beleuchtet. Dieses Kapitel stellt<br />

die Überleitung vom <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> zum Einsatz Neuer Medien <strong>im</strong> Unterricht<br />

dar. Es steht nicht mehr bloß das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> <strong>im</strong> Mittelpunkt, sondern<br />

ebenso die veränderten Anforderungen an Lehrpersonen aufgrund des Einflusses moderner<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Unterricht.<br />

<strong>Das</strong> Kapitel „eLearning in der Schule“ bildet den Abschluss der vorliegenden Arbeit. Der<br />

Definition von eLearning folgt eine kritische Hinterfragung der Methode eLearning <strong>im</strong> Unterricht.<br />

Erst die Auseinandersetzung mit den Zielen von eLearning ist Garant für den<br />

sinnvollen Einsatz dieser Methode. Der Einsatz von eLearning ist nur zielführend, wenn<br />

die Einführung in einem strukturierten Prozess erfolgt. Dieses Kaptitel stellt eine Möglichkeit<br />

der Einführung in Form eines Fünf-Stufen-Modells vor. Die Beschäftigung mit der<br />

Didaktik von eLearning und mit den Vor- und Nachteilen dieser Methode vervollständigen<br />

dieses Kapitel.


Kapitel 2<br />

<strong>Informatik</strong> und Schule<br />

Moderne Informations- und Kommunikationssysteme prägen und verändern die Gesellschaft<br />

in zunehmenden Maße. Diese Veränderung der Gesellschaft bewirkt auch eine Veränderung<br />

der Schule. Die modernen Informations- und Kommunikationssysteme finden<br />

Eingang in den Unterricht.<br />

Im folgenden Kapitel steht die informatische <strong>Bildung</strong> <strong>im</strong> Mittelpunkt. Sie wird ausgehend<br />

von verschiedenen Schwerpunktsetzungen in der schulischen Auseinandersetzung mit<br />

Informations- und Kommunikationssystemen analysiert. Die informatische <strong>Bildung</strong> und die<br />

Inhalte der <strong>Informatik</strong> bilden die Grundlage des <strong>Unterrichtsfach</strong>s <strong>Informatik</strong>.<br />

Ein Vergleich von vier Schultypen hinsichtlich ihrer allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele, ihrer allgemeinen<br />

didaktischen Grundssätze, Stundentafeln und Unterrichtsfächer sowie eine daraus<br />

resultierende Einschätzung des Verfassers zum <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> <strong>im</strong> österreichischen<br />

Schulsystem runden dieses Kapitel ab.<br />

2.1 <strong>Informatik</strong>system und Schule<br />

Peter Hubwieser unterscheidet drei verschiedene Schwerpunktsetzungen in der schulischen<br />

Auseinandersetzung mit Informations- und Kommunikationssystemen (vgl. Hub00, Seite<br />

43):<br />

• Nutzung von <strong>Informatik</strong>systemen zur Unterstützung von Lernvorgängen aller Art<br />

• Schulung von BedienerInnenfertigkeiten für konkrete Systeme<br />

• Vermittlung allgemeiner und langlebiger Grundlagen der Informationstechnik<br />

2.1.1 Unterstützung von Lernvorgängen<br />

Der Einsatz von konkreten <strong>Informatik</strong>systemen <strong>im</strong> Unterricht n<strong>im</strong>mt einen <strong>im</strong>mer größeren<br />

Stellenwert ein. Vor allem die Verbreitung des Internet hat dazu einen wichtigen Beitrag<br />

geleistet. Als Beispiele können genannt werden:<br />

9


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 10<br />

• Einsatz von Google Earth <strong>im</strong> Geographieunterricht<br />

• Beschaffung von Informationen aus dem Internet für die unterschiedlichsten Unterrichtsgegenstände,<br />

beispielsweise Informationen zum amerikanischen Bürgerkrieg für<br />

den Englischunterricht<br />

• Einsatz von Unterrichtssoftware, beispielsweise in Physik oder Geschichte<br />

2.1.2 Schulung von BedienerInnenfertigkeiten<br />

Die Schulung von BedienerInnenfertigkeiten an konkreten <strong>Informatik</strong>systemen ist die zweite<br />

mögliche Schwerpunktsetzung <strong>im</strong> informatischen Unterricht. Als Beispiel sei hier der<br />

Umgang mit Textverarbeitungs- und Kalkulationsprogrammen genannt. Nur allzu oft werden<br />

diese Kurse nach dem verwendeten Produkt genannt. Als Beispiel sei hier der Lehrplan<br />

des BG/BRG Bad Ischl genannt:<br />

„3. Klasse: nach einer Einführung in Word und Excel liegt der Schwerpunkt auf<br />

dem Erstellen von Präsentationen mit PowerPoint.“ (BG/BRG Bad Ischl)<br />

In der Regel werden die gelernten Kenntnisse und Fähigkeiten auf das spezielle Produkt<br />

zugeschnitten. Da solches Wissen oft nicht auf andere Software übertragbar ist, ist bei<br />

jedem Softwarewechsel ein Auffrischungskurs notwendig. Diese von der Schule produzierte<br />

Abhängigkeit von best<strong>im</strong>mten Softwareanbietern ist nach Ansicht des Verfassers als negativ<br />

zu beurteilen. Die Schulung von BedienerInnenfertigkeiten hat aber andererseits in der<br />

Schule auch ihre Berechtigung. Bedingung dafür ist allerdings, dass nicht die Software an<br />

sich <strong>im</strong> Vordergrund steht.<br />

„Andererseits kann <strong>im</strong> Sinne exemplarischen Lernens <strong>im</strong>plizt auch eine begrenzte<br />

Vermittlung von durchaus übertragbarem Wissen stattfinden, wenn nicht die<br />

Struktur der Software in Vordergrund steht, sondern die der Aufgabenstellung.<br />

Dann wird das erzeugte Wissensnetz mehr von der Problemdomäne geprägt<br />

anstatt vom zufälligen Aufbau eines konkreten Softwareprodukts. Ein Wechsel<br />

der verwendeten Software fällt dann wesentlich leichter, da man in den Begriffen<br />

des Problemraums statt in denen der Softwareoberfläche denkt.“ (Hub00,<br />

Seite 46)<br />

2.1.3 Vermittlung von Grundlagen der Informationstechnik<br />

Die Vermittlung allgemeiner und langlebiger Grundlagen der Informationstechnik ist <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

<strong>im</strong> eigentlichen Sinne. Für den <strong>Informatik</strong>unterricht muss die Beschreibung<br />

und Bewertung abstrakter Informationssysteme genauso ein Thema sein wie die Prinzipien,<br />

Konzepte und Strategien zur Planung und Konstruktion von <strong>Informatik</strong>systemen.<br />

Jegliche Art der Beschäftigung mit dem Computer wird in der Schule nur allzu oft als<br />

<strong>Informatik</strong> bezeichnet. Die Spannbreite von <strong>Informatik</strong> reicht vom Erlernen des Tastaturschreibens<br />

mit dem Zehn-Finger-System bis zum Umgang mit Musiksoftware. Um diese<br />

Spannbreite zu verringern, muss sich der/die LehrerIn bezüglich seiner/ihrer Inhalte und


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 11<br />

Schwerpunkte des <strong>Informatik</strong>unterrichts klar sein und diese deutlich definieren.<br />

Für Steffen Friedrich stehen drei Bereiche <strong>im</strong> Mittelpunkt des <strong>Informatik</strong>unterrichts (vgl.<br />

Ste, Seite 17):<br />

• Vermittlung von wissenschaftlich begründeter Sach-, Handlungs- und Beurteilungskompetenz<br />

<strong>im</strong> Umgang mit <strong>Informatik</strong>systemen auf wissenschaftlicher Grundlage<br />

• Informatische Modellierung von Problemen, Prozessen und Abläufen, insbesondere<br />

ihre angemessene sprachliche Beschreibung, Abstraktion und Strukturierung, ihre<br />

algorithmische Durchdringung und eine Lösung und Steuerung mit entsprechendem<br />

Werkzeug<br />

• Reflexion der prinzipiellen Möglichkeiten und Grenzen der Automatisierung geistiger<br />

Tätigkeiten<br />

2.2 Informatische <strong>Bildung</strong><br />

Die Synthese der oben genannten drei verschiedenen Schwerpunktsetzungen (siehe Seite<br />

9f) ergibt die informatische <strong>Bildung</strong> (vgl. Hub00, Seite 48). Jeder der drei Bereiche nützt<br />

Fähigkeiten und Kenntnisse aus den anderen beiden Bereichen:<br />

• Um <strong>Informatik</strong>systeme als Lernhilfen einsetzen zu können, sind best<strong>im</strong>mte Bedienerfertigkeiten<br />

ebenso Voraussetzung wie das Wissen um grundlegende Konzepte zur<br />

Beurteilung der <strong>Informatik</strong>systeme.<br />

• Die Schulung von BedienerInnenfertigkeiten ohne Hintergrundwissen bezüglich der<br />

grundlegenden Konzepte führt zu reinen Produktkursen. <strong>Das</strong> Anwenden der BedienerInnenfertigkeiten<br />

<strong>im</strong> Unterricht dient den SchülerInnen als Beispiel für den Einsatz<br />

von <strong>Informatik</strong>systemen. Durch diesen Einsatz erfahren sie das <strong>Informatik</strong>system als<br />

Lernhilfe.<br />

– Beispiel: Die SchülerInnen lernen mit Hilfe eine Tabellenkalkulationsprogamms<br />

die Unterschiede zwischen einer Liste und einer Tabelle kennen.<br />

• Die Vermittlung grundlegender <strong>informatischer</strong> Konzepte ist ein abstraktes Lehren<br />

und Lernen. Die Veranschaulichung der Konzepte am Rechner setzt best<strong>im</strong>mte BedienerInnenfertigkeiten<br />

vorraus und ist unerlässlich für die Motivation der Lernenden.<br />

Der Einsatz des <strong>Informatik</strong>systems führt dem/der Lernenden die Relevanz der grundlegenden<br />

Konzepte vor Augen.<br />

Die Abbildung 2.1 zeigt die Verflechtung der drei Schwerpunktsetzungen.<br />

Im Laufe weniger Jahrzehnte hat die <strong>Informatik</strong> die Gesellschaft maßgeblich verändert. Die<br />

informatische <strong>Bildung</strong> berührt verschiedene Aspekte: <strong>Informatik</strong> als <strong>Unterrichtsfach</strong>, Computernutzung<br />

in anderen Unterrichtsfächern, fächerübergreifenden Unterricht und Projektunterricht.<br />

Augenscheinlich ist informatische <strong>Bildung</strong> nur in einem Gesamtkonzept, welches


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 12<br />

<br />

<br />

Relevanz Überblick,<br />

Beurteilung<br />

<br />

✒<br />

✠<br />

✤<br />

✜<br />

Beherrschung<br />

grundlegender Konzepte<br />

✣<br />

✢<br />

✤<br />

✜<br />

Einsatz als<br />

Relevanz, Beispiele ✲<br />

Medium oder als Lernhilfe ✛<br />

✣<br />

✢<br />

Voraussetzung<br />

❅ ❅■<br />

❅❅❅❅❅❘ ❅<br />

Hintergrund, ❅ Veranschaulichung,<br />

❅<br />

Abstraktion<br />

❅<br />

Motivierung<br />

❅<br />

✤<br />

Schulung von<br />

Bedienerfertigkeiten<br />

✣<br />

✜<br />

✢<br />

Abbildung 2.1: Verflechtung der drei Schwerpunktsetzungen (Hub00, Seite 49)<br />

sowohl das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> als auch die anderen Fächer einbezieht, verwirklichbar.<br />

Informatische <strong>Bildung</strong> muss „zum Gesamtauftrag von Schule“ (BBF + 05, Seite 15)<br />

werden.<br />

Nur langlebiges Konzeptwissen vermittelt informatische <strong>Bildung</strong>. Trotzdem darf sich die<br />

<strong>Informatik</strong> gegenüber praktischen Problemen nicht verschließen. Die Vermittlung <strong>informatischer</strong><br />

<strong>Bildung</strong> ist nur möglich, wenn zusätzlich zu den allgemeinen Konzepten die<br />

Interessen und Bedürfnisse der SchülerInnen mit in den Unterricht einfließen.<br />

In Hinblick auf informatische <strong>Bildung</strong> darf auch deren gesellschaftliche Bedeutung nicht<br />

außer Acht gelassen werden. Sie ist gekennzeichnet durch Wissen und Erfahrung um die<br />

gesellschaftliche Bedeutung der <strong>Informatik</strong>. Sie zeigt Chancen, aber auch Risken der Informationsgesellschaft<br />

auf.<br />

Jochen Koubek spricht in diesem Sinne von <strong>informatischer</strong> Allgemeinbildung (vgl. Kou05,<br />

Seite 61f). Die informatische Allgemeinbildung wird demnach von zwei Säulen getragen:<br />

• Technische D<strong>im</strong>ension von <strong>Informatik</strong><br />

• Gesellschaftliche D<strong>im</strong>ension von <strong>Informatik</strong><br />

Die Schule vernachlässigt für Jochen Koubek den gesellschaftlichen <strong>Kontext</strong> und beschäftigt<br />

sich fast ausschließlich mit der Ausbildung der technischen Kompetenzen (vgl. Kou05, Seite<br />

65). In vielen Schulen fristen die gesellschaftlichen Aspekte der <strong>Informatik</strong> hingegen ein<br />

Schattendasein und sind bloß „Lückenfüller“.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 13<br />

„Informatische <strong>Bildung</strong> ist aus meiner Sicht eine Grundkompetenz, die ein junger Mensch, aber<br />

auch allgemein ein Mensch in unserer Gesellschaft haben muss. Wenn ich mich beispielsweise<br />

um eine Arbeitsstelle bewerbe, brauche ich Grundkompetenzen der informatischen <strong>Bildung</strong>.<br />

Ich muss in der Lage sein, den Lebenslauf mit dem Computer zu schreiben, ich muss in der<br />

Lage sein, die Stellenangebote über das Internet abzurufen und dergleichen. Die informatische<br />

<strong>Bildung</strong> ist einfach unerlässlich.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 26 - 31)<br />

2.3 Inhalte der <strong>Informatik</strong><br />

<strong>Informatik</strong> ist eine umfassende Grundlagen- und Querschnittsdisziplin. Sie beschäftigt sich<br />

mit den technischen, den organisatorischen und den gesellschaftlichen Problemen der Entwicklung<br />

und Nutzung von <strong>Informatik</strong>systemen.<br />

In allen Bereichen der Natur- und Geisteswissenschaften erschließt die <strong>Informatik</strong> mit ihren<br />

Methoden neue Denk- und Arbeitsweisen. Sie leistet damit ebenso wie die Natur- und<br />

die Geisteswissenschaften einen eigenständigen Beitrag zum Verständnis der Welt und zur<br />

Bewältigung von Zukunftsaufgaben. <strong>Informatik</strong> ist also nicht nur Informationstechnik.<br />

<strong>Informatik</strong> als Schulfach bildet die notwendigen Sach-, Methoden- und Handlungskompetenzen<br />

für die zukünftige Informations- und Wissensgesellschaft aus. In diesem Sinne<br />

vervollständigt das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> den vorhandenen Fächerkanon (vgl. Ste,<br />

Seite 15).<br />

Die Fachwissenschaft <strong>Informatik</strong> unterscheidet sechs Teilgebiete (vgl. SS04, Seite 6ff):<br />

• Theoretische <strong>Informatik</strong><br />

• Praktische <strong>Informatik</strong><br />

• Technische <strong>Informatik</strong><br />

• Angewandte <strong>Informatik</strong><br />

• <strong>Informatik</strong> und Gesellschaft<br />

• Didaktik der <strong>Informatik</strong><br />

Im Folgenden werden diese sechs Teilgebiete näher erläutert (vgl. SS04, Seite 6ff):<br />

Theoretische <strong>Informatik</strong><br />

Methoden und Modelle aus der Mathematik spielen für die Formulierung und Untersuchung<br />

von Algorithmen sowie für die Rechnerkonstruktion eine entscheidende Rolle. Der<br />

Abstraktionsgrad der Beschreibungen n<strong>im</strong>mt auf Grund der ständig komplexer werdenden


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 14<br />

Struktur der <strong>Informatik</strong>systeme ständig zu. Die theoretische <strong>Informatik</strong> untersucht und<br />

modelliert grundlegende Strukturen und Prozesse mit formalen Methoden und mathematischen<br />

Modellen.<br />

Beispiele für Teilgebiete der theoretischen <strong>Informatik</strong> sind formale Sprachen, Automatentheorie,<br />

Semantik und Komplexitätstheorie, Theorie der Berechenbarkeit.<br />

Praktische <strong>Informatik</strong><br />

Es ist Aufgabe der praktischen <strong>Informatik</strong>, den Computer zu einem komfortablen Werkzeug<br />

zu machen. Um Rechner unabhängig formulierte Algorithmen auf Rechenanlagen zu bearbeiten,<br />

ist eine umfangreiche Software nötig. Die praktische <strong>Informatik</strong> entwickelt Methoden,<br />

um Programmsysteme erstellen zu können, sowie konkrete Entwicklungsumgebungen<br />

und Software-Werkzeuge zur Unterstützung von ProgrammiererInnen und AnwenderInnen.<br />

Algorithmen, Datenstrukturen, Programmiersprachen, Betriebssysteme und Datenbanken<br />

sind die Tätigkeitsfelder der praktischen <strong>Informatik</strong>.<br />

Beispiele für Teilgebiete der praktischen <strong>Informatik</strong> sind Programmiersprachen, Übersetzerbau,<br />

Informationssysteme, Betriebssysteme, Softwaretechnologie/Programmiermethoden,<br />

S<strong>im</strong>ulationen und künstliche Intelligenz.<br />

Technische <strong>Informatik</strong><br />

Die technische <strong>Informatik</strong> beschäftigt sich mit dem funktionalen Aufbau von Computern<br />

und den dazu gehörigen Geräten sowie mit dem Entwurf von Rechnern, Geräten und Schaltungen.<br />

Beispiele für Teilgebiete der technischen <strong>Informatik</strong> sind Rechnerarchitektur, Hardware-<br />

Komponenten, Mikroprogrammierung, Leistungstoleranz und Prozessoren.<br />

Angewandte <strong>Informatik</strong><br />

<strong>Informatik</strong> ist eine anwendbare Wissenschaft, die viele Bereiche des Lebens beeinflusst. Die<br />

angewandte <strong>Informatik</strong> untersucht Abläufe in den unterschiedlichsten Bereichen auf ihre<br />

Automatisierbarkeit durch Computer. Die Grenze zwischen praktischer und angewandter<br />

<strong>Informatik</strong> ist fließend.<br />

Beispiele für das Teilgebiet angewandte <strong>Informatik</strong> sind Mensch-Maschine-Kommunikation,<br />

Computergrafik, Datenbanken, aber auch Wirtschaftsinformatik und Rechtsinformatik.<br />

<strong>Informatik</strong> und Gesellschaft<br />

Die <strong>Informatik</strong> hat großen Einfluss auf die Gesellschaft. Der Einsatz von Computern hat<br />

nachhaltige Auswirkungen auf die Arbeitswelt und auf die Freizeitgestaltung der Menschen.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 15<br />

Beispiele für den Bereich <strong>Informatik</strong> und Gesellschaft sind der Umgang mit dem Datenschutz,<br />

die Folgen der Rationalisierung durch den Computer und die Schaffung neuer Arbeitswelten.<br />

Didaktik der <strong>Informatik</strong><br />

Fachdidaktik ist die Wissenschaft des Lehrens und Lernens in einem <strong>Unterrichtsfach</strong>. Sie<br />

ist für das planvolle, institutionalisierte Lehren und Lernen relevanter Aufgaben-, Problemund<br />

Sachbereiche verantwortlich (vgl. SZ99, Seite 134). Mit der Didaktik der <strong>Informatik</strong><br />

wird sich diese Arbeit <strong>im</strong> Kapitel „Fachdidaktik <strong>Informatik</strong>“ (siehe Seite 44ff) beschäftigen.<br />

2.4 <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> muss seine Inhalte aus den Teilgebieten der <strong>Informatik</strong><br />

beziehen. Nur so ist sicher gestellt, dass die behandelten Themen unmittelbar der eigenen<br />

Disziplin entstammen. <strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> darf seine Themen nicht auf Grund<br />

gesellschaftlicher Zwänge wählen, sondern sollte sie auf Grund der in der <strong>Informatik</strong> behe<strong>im</strong>ateten<br />

<strong>Bildung</strong>swerte wählen. Sobald die <strong>Informatik</strong> ihre Teilgebiete verlässt, läuft sie<br />

Gefahr, eine Ersatzfunktion für andere Unterrichtsgegenstände zu erfüllen.<br />

Einerseits ist <strong>Informatik</strong> ein relativ junges <strong>Unterrichtsfach</strong>, es muss sich <strong>im</strong> Schulverband<br />

erst etablieren. Andererseits n<strong>im</strong>mt es durch die informatische <strong>Bildung</strong> (siehe Seite 11)<br />

eine Sonderstellung ein. Kein anderes Fach ist so gut für fächerübergreifenden Unterricht<br />

geeignet. Kein anderes Fach kommt in den Inhalten anderer Fächer derart häufig vor, sei<br />

es <strong>im</strong> Deutsch- oder Englischunterricht durch Textverarbeitungsprogramme, sei es in Mathematik<br />

durch Kalkulationsprogramme oder sei es in anderen Unterrichtsfächern durch<br />

Präsentationsprogramme. Der <strong>Informatik</strong>unterricht ist sich selbst nicht genug – <strong>im</strong> Unterschied<br />

zu anderen Schulfächern. Um informatisches Wissen sinnverfüllt anwenden zu<br />

können, bedarf es des Wissens um die Art der Anwendung. <strong>Das</strong> Wissen um den Umgang<br />

mit einem Präsentationsprogamm befähigt noch lange nicht zur Erstellung guter Präsentationen.<br />

Es reicht nicht aus, alle Befehle und Konstrukte einer Programmiersprache zu<br />

kennen, um gute Programme zu schreiben.<br />

Die Struktur des österreichischen Schulsystems sieht in der Oberstufe zwei Möglichkeiten<br />

vor, die Reifeprüfung zu erlangen. Dies sind einmal die allgemein bildenden höheren Schulen<br />

und zum anderen berufsbildende höheren Schulen. Die Inhalte jeden Schultyps werden<br />

<strong>im</strong> entsprechenden Lehrplan festgelegt.<br />

Im Folgenden werden die Lehrpläne der einzelnen Schultypen hinsichtlich ihrer Stellung<br />

zur <strong>Informatik</strong> und zum Computer <strong>im</strong> Allgemeinen durchleuchtet. Die Analyse erfolgt<br />

hinsichtlich der folgenden vier Schultypen:<br />

• Höhere kaufmännische Lehranstalten<br />

• Höhere humanberufliche Lehranstalten


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 16<br />

• Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten<br />

• Allgemein bildende höhere Schulen<br />

In den berufsbildenden höheren Lehranstalten wird allgemein bildende <strong>Informatik</strong> unterrichtet,<br />

Wirtschaftsinformatik in den kaufmännischen und humanberuflichen Lehranstalten<br />

und Angewandte <strong>Informatik</strong> in den technisch-gewerblichen Lehranstalten. Und je nach<br />

Ausrichtung der Schule werden Spezialgebiete der Informtik gelehrt.<br />

In allgemein bildenden höheren Schulen gibt es das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong>.<br />

2.4.1 Lehrpläne der berufsbildenden höheren Schulen und<br />

allgemein bildenden höheren Schulen<br />

Sowohl die Lehrpläne der berufsbildenden höheren Schulen als auch der Lehrplan der allgemein<br />

bildenden höheren Schule beschäftigen sich mit dem <strong>im</strong>mer größer werdenden Einfluss<br />

von Informations- und Kommunikationssystemen und fordern, dass <strong>im</strong> Rahmen des Unterrichts<br />

dieser Entwicklung Rechnung getragen wird.<br />

Die Leitvorstellungen des Lehrplans der Allgemein bildenden höheren Schulen begründen<br />

dies folgendermaßen:<br />

„Innovative Technologien der Information und Kommunikation sowie die Massenmedien<br />

dringen <strong>im</strong>mer stärker in alle Lebensbereiche vor.“ (Bunf, Seite 3)<br />

Die Leitvorstellungen halten darüber hinaus zum Bereich „Herstellen von Bezügen zur<br />

Lebenswelt“ fest:<br />

„Die Erstellung eigenständiger Arbeiten mit Mitteln der Informationstechnologie<br />

ist anzuregen. Dazu zählen: Recherche und Verarbeitung von Informationen<br />

mit einer Textverarbeitung oder einem Präsentationsprogramm, Erstellung von<br />

Kalkulationsmodellen, Durchführung und Auswertung von Befragungen und<br />

Exper<strong>im</strong>enten, Gestaltung von Medien, dokumentierte Kommunikation und<br />

Kooperation auch in einer Fremdsprache, Dokumentation und Präsentation von<br />

Projektarbeiten, Modellierung und S<strong>im</strong>ulation, Fachbereichsarbeiten.“ (Bunf,<br />

Seite 8)<br />

Auch die berufsbildenden höheren Schulen tragen, wie das österreichische Bundesministerium<br />

für <strong>Bildung</strong>, Wissenschaft und Kultur zu humanberuflichen Schulen ausführt,<br />

dieser Entwicklung Rechnung. Demnach vermitteln die humanberuflichen Schulen unter<br />

anderem folgende Fertigkeiten und Kompetenzen (vgl. Buna):<br />

• Grundlegende Kenntnisse <strong>im</strong> Bereich der Informationstechnologie anwenden, Standardsoftware<br />

inklusive Textverarbeitung praxisgerecht einsetzen<br />

• Branchenübliche Arbeitmittel und Software handhaben


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 17<br />

Die höheren kaufmännischen Lehranstalten verlangen <strong>im</strong> Lehrplan Folgendes: Die<br />

SchülerInnen sollen auf ihre Aufgabe<br />

„als verantwortliche Mitgestalter in Staat und Gesellschaft, vor allem auf ihre<br />

Rolle als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bzw. Unternehmerinnen und<br />

Unternehmer und als Konsumentinnen bzw. Konsumenten vorbereitet sein; insbesondere<br />

sollen sie [...] die Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

kennen und diese situationsgerecht einsetzen können.“ (Bunb,<br />

Seite 4)<br />

Der Lehrplan der höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten schreibt für<br />

die SchülerInnen folgende Qualifikation vor:<br />

„Er soll Vorgänge, Sachverhalte und Prozesse beobachten und bewerten [...] sowie<br />

in mathematisch-informationswissenschaftlicher Symbolik darstellen können;<br />

der Absolvent soll ferner mediale Informationen aufnehmen, kritisch beurteilen<br />

und mit anderen Erkenntnissen in Beziehung setzen können.“ (Bund,<br />

Seite 1)<br />

Im österreichischen Schulsystem müssen sich alle höheren Schulen <strong>im</strong> Rahmen ihres Unterrichts<br />

mit den modernen Informations- und Kommunikationssystemen und ihren Auswirkungen<br />

beschäftigen. Die effektive Nutzung und bewusste Handhabung von <strong>Informatik</strong>systemen<br />

ist ohne entsprechende Grundlagenkenntnisse nicht möglich. Es ist Aufgabe<br />

des Unterrichtsgegenstandes <strong>Informatik</strong>, den SchülerInnen diese grundlegenden Konzepte<br />

von <strong>Informatik</strong>systemen zu vermitteln. Ohne systematischen <strong>Informatik</strong>unterricht können<br />

die allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele nicht erfüllt werden.<br />

2.4.2 Höhere kaufmännische Lehranstalten<br />

Allgemeine <strong>Bildung</strong>sziele<br />

Die allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele des Lehrplans für höhere kaufmännische Lehranstalten fordern<br />

unter anderem folgende Kompetenzen (vgl. Bunb, Seite 4):<br />

• Schlüsselqualifikationen entwickeln und zum logischen, kreativen und vernetzten Denken<br />

fähig sein<br />

• Die für die Lösung von Aufgaben erforderlichen Informationen beschaffen können<br />

• Die Möglichkeiten der Informations- und Kommunikationstechnologie kennen und<br />

diese situationsgerecht einsetzen können<br />

Zur Erreichung dieser drei <strong>Bildung</strong>sziele kann der <strong>Informatik</strong>unterricht sehr viel beitragen.<br />

In nahezu keinem anderen <strong>Unterrichtsfach</strong> kann logisches, kreatives und vernetztes Denken<br />

besser gelehrt, geschult und gefördert werden als in <strong>Informatik</strong>. Hier kann dem/der<br />

SchülerIn die Möglichkeit geboten werden, eigene Wege zur Lösung zu finden und die vorgegebenen<br />

Bahnen zu verlassen.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 18<br />

Kenntnisse rund um die Informations- und Kommunikationstechnologie sind in der gegenwärtigen<br />

westlichen Welt Teil des täglichen Lebens. Der richtige Umgang, der effektive<br />

Einsatz neuer Technologien muss geübt werden. Aber auch die Gefahr, die neue Technologien<br />

in sich bergen, darf nicht vernachlässigt werden.<br />

Allgemeine didaktische Grundsätze<br />

Der Lehrplan der höheren kaufmännischen Lehranstalten ist ein Rahmenlehrplan. Dadurch<br />

ist es LehrerInnen möglich, Neuerungen und Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und<br />

Kultur in den Unterricht einzubeziehen. LehrerInnen sind auch angehalten, neue Lernformen<br />

und neue Medien in den Unterricht einzubauen.<br />

Laut Lehrplan befähigen neue Lernformen die SchülerInnen zur Lösung von Problemen.<br />

Beispielsweise kann <strong>im</strong> Sinne der Methodenvielfalt kooperatives, offenes Lernen eingesetzt<br />

werden. Ziele des kooperativen, offenen Lernens sind demgemäß (vgl. Bunb, Seite 5):<br />

• SchülerInnen zu kooperativer und selbstverantwortlicher Arbeitsweise erziehen<br />

• SchülerInnen für Einzel- und für Teamarbeit befähigen<br />

• SchülerInnen durch gegenseitige Hilfeleistung und Unterstützung zu sozialem und<br />

solidarischem Handeln und Lernen motivieren<br />

Kooperatives, offenes Lernen kann folgendermaßen stattfinden:<br />

• Arbeitsteilig in der Gruppe<br />

• Mit fachspezifischen und fächerübergreifenden Themen- und Aufgabenstellungen<br />

• Unter Verwendung von spezifischen, problemorientierten Unterrichtsmitteln (z. B.<br />

Aufgabenblättern, Fallstudien, Übungsbeispielen und -einheiten)<br />

Kooperatives, offenes Lernen sollte nach Möglichkeit mit Softwareunterstützung oder unter<br />

Verwendung moderner informations- und kommunikationstechnologischer Hilfsmittel vonstatten<br />

gehen.<br />

SchülerInnen benötigen Grundkompetenz <strong>im</strong> Umgang mit Neuen Medien. Sie benötigen<br />

informatische <strong>Bildung</strong> (siehe Seite 11f).<br />

In weiterer Folge wird der fächerübergreifende Aspekt der <strong>Informatik</strong> ebenso hervorgehoben<br />

wie die wichtige Stellung, die die Informationstechnologie in unserem Leben einn<strong>im</strong>mt:<br />

„Auf die Anwendung der in den Unterrichtseinheiten ’Wirtschaftsinformatik’<br />

und ’Informations- und Officemanagement’ erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

ist in allen Unterrichtsgegenständen großer Wert zu legen. [...] In jedem<br />

Unterrichtsgegenstand sind der Übungsfirmen-<strong>Kontext</strong> und der IT-Bezug neben<br />

dem fächerübergreifenden Aspekt besonders zu berücksichtigen.“ (Bunb,<br />

Seite 6)


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 19<br />

Der Lehrplan schreibt für alle anderen relevanten Unterrichtsfächer einen IT-Bezug fest.<br />

Dieser ist neben dem fächerübergreifendem Aspekt in der Unterrichtsgestaltung besonders<br />

zu beachten. In den höheren kaufmännischen Lehranstalten sind also alle LehrerInnen dazu<br />

angehalten, informatische <strong>Bildung</strong> in ihren Fächern zu lehren. Der IT-Bezug umfasst<br />

den Einsatz von Office-Software (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Präsentationsprogramme,<br />

Datenbankprogramme) ebenso wie den Einsatz von betriebswirtschaftlicher<br />

Standardsoftware.<br />

In den höheren kaufmännischen Lehranstalten lehrt der <strong>Informatik</strong>unterricht wichtige Grundlagen<br />

und Grundkompetenzen, die in anderen Unterrichtsfächern von entscheidender Wichtigkeit<br />

sind. Es ist nicht Ziel des Unterrichts, <strong>Informatik</strong>erInnen auszubilden. Vielmehr<br />

sollen die SchülerInnen jene Kompetenzen entwickeln, die für einen effizienten und verantwortungsbewussten<br />

Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien nötig<br />

sind.<br />

Stundentafel<br />

Der Lehrplan der höheren kaufmännischen Lehranstalten (vgl. Bunb, Seite 1) sieht als<br />

Pflichtfächer sechs Wochenstunden Wirtschaftsinformatik und sieben Wochenstunden Informations-<br />

und Officemanagement vor. Diese Wochenstunden sind wie in Tabelle 2.1 dargestellt<br />

aufgeteilt:<br />

Pflichtgegenstand I. II. III. IV V Summe<br />

Wirtschaftsinformatik 2 2 2 - - 6<br />

Informations- und Officemanagement 3 2 2 - - 7<br />

Tabelle 2.1: Stundentafel der österreichischen höheren kaufmännischen Lehranstalten, ausgegeben<br />

2004<br />

Unterrichtsfächer<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

Die Inhalte der <strong>Informatik</strong> (siehe Seite 13f) finden sich <strong>im</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> Wirtschaftsinformatik<br />

wieder. Die Schwerpunkte liegen in der praktischen <strong>Informatik</strong> und in der angewandten<br />

<strong>Informatik</strong>. Die Teilgebiete technische <strong>Informatik</strong> und <strong>Informatik</strong> und Gesellschaft<br />

werden <strong>im</strong> Lehrplan nur gestreift. Theoretische <strong>Informatik</strong> kommt <strong>im</strong> Lehrplan der kaufmännischen<br />

Lehranstalten nicht vor.<br />

Informations- und Officemanagement<br />

Die Schwerpunkte liegen <strong>im</strong> Erlernen des Zehn-Finger-Tastenschreibens und in Produktschulungen<br />

von Office-Programmen.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 20<br />

2.4.3 Höhere humanberufliche Lehranstalten<br />

Allgemeine <strong>Bildung</strong>sziele<br />

Die allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele des Lehrplans für höhere humanberufliche Lehranstalten<br />

fordern keine explizite Auseinandersetzung mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Es soll jedoch der Einsatz moderner technischer Hilfsmittel geübt und<br />

gelernt werden (vgl. Bunc, Seite 3).<br />

Allgemeine didaktische Grundsätze<br />

Der Lehrplan ist ein Rahmenlehrplan. Die LehrerInnen sind also aufgefordert, Veränderungen<br />

und Neuerungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in ihrem Unterricht zu<br />

berücksichtigen (vgl. Bunc, Seite 3).<br />

Die Anwendbarkeit <strong>im</strong> Beruf ist für höhere humanberufliche Lehranstalten das Hauptkriterium<br />

für die Auswahl der Lehrinhalte. Wechselnde Sozialformen stellen einen methodischen<br />

Beitrag zur Praxisrelevanz dar. Die SchülerInnen sollen auch in Bezug auf Gesprächsführung,<br />

Kommunikation und Teamarbeit gefördert werden.<br />

Die SchülerInnen müssen in der Lage sein, sich selbständig in Software einzuarbeiten. Es<br />

ist eine Praxisanforderung, dass sich SchülerInnen anhand von Handbüchern, Dokumentationen<br />

und Internetforen den Umgang mit Software aneigenen (Bunc, vgl. Seite 24f).<br />

Stundentafel<br />

Der Lehrplan für höhere humanberufliche Lehranstalten (vgl. Bunc, Seite 1) sieht als<br />

Pflichtfächer zwei Wochenstunden Wirtschaftsinformatik und sieben Wochenstunden Textverarbeitung<br />

und Publishing vor. Diese Wochenstunden sind wie in Tabelle 2.2 ersichtlich<br />

aufgeteilt.<br />

Pflichtgegenstand I. II. III. IV V Summe<br />

Wirtschaftsinformatik 1 - - - 1 2<br />

Textverarbeitung und Publishing 3 2 2 - - 7<br />

Tabelle 2.2: Stundentafel der österreichischen höheren Lehranstalten für wirtschaftliche<br />

Berufe, ausgegeben 2004<br />

Unterrichtsfächer<br />

Wirtschaftsinformatik<br />

Der Pflichtgegenstand Wirtschaftsinformatik beschäftigt sich zum Großteil mit Standardsoftware.<br />

Von den Teilgebieten der <strong>Informatik</strong> werden fast ausschließlich praktische und<br />

angewandte <strong>Informatik</strong> abgedeckt. Darüber hinaus findet einzig das Teilgebiet <strong>Informatik</strong><br />

und Gesellschaft findet Platz.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 21<br />

Textverarbeitung und Publishing<br />

Die Schwerpunkte liegen <strong>im</strong> Erlernen des Zehn-Finger-Tastenschreibens, <strong>im</strong> Umgang mit<br />

peripheren Eingabeeinheiten sowie in der Erstellung druckreifer Vorlagen (vgl. Bunc, Seite<br />

39).<br />

2.4.4 Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten<br />

Allgemeine <strong>Bildung</strong>sziele<br />

Die allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele der höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten<br />

fordern folgende Kompetenzen (vgl. Bund, Seite 1f):<br />

• Fachkompetenz: Kenntnis der mit dem Berufsfeld zusammenhängenden fachlichen<br />

Inhalte in Theorie und Praxis<br />

• Methodenkompetenz: Fähigkeit, Informationen zu beschaffen und Problemlösungen<br />

zu planen, geeignete Lösungsmethoden auszuwählen und durchzuführen<br />

• Sozialkompetenz: Fähigkeit zu Kooperation und Kommunikation, Teamfähigkeit<br />

• Selbstkompetenz: Fähigkeit zu aktiver Lebens- und Berufsgestaltung, zu Selbstorganisation,<br />

Eigeninitiative und Weiterbildung<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht ist in der Lage, Wesentliches für die Erreichung dieser oben genannten<br />

Kompetenzen beizutragen. Die Erlangung und Erhaltung von Fachkompetenz ist<br />

in der heutigen Wissensgesellschaft ohne informatische <strong>Bildung</strong> nahezu unmöglich. Die<br />

Beschaffung von Information und das Lösen von Problemen ist wichtiger Bestandteil der<br />

modernen Informations- und Kommunikationstechnologie. Ohne grundlegende Kenntnisse<br />

der Informations- und Kommunkationstechnologie ist allgemeine Methodenkompetenz<br />

nicht möglich.<br />

Die Vermittlung von Sozial- und Selbstkompetenz sollte nach Ansicht des Verfassers für<br />

jede schulische <strong>Bildung</strong> eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

Allgemeine didaktische Grundsätze<br />

Der Lehrplan der höheren technischen und gewerblichen (einschließlich kunstgewerblichen)<br />

Lehranstalten ist ein Rahmenlehrplan. Im Lehrplan finden sich keine Anweisungen über<br />

den Einsatz Neuer Medien in den einzelnen Unterrichtsfächern. Die didaktischen Grundsätze<br />

verlangen jedoch die kritische Auseinandersetzung mit Informationen sowie deren<br />

informatische Aufbereitung. Der Lehrplan verlangt eine Auseinandersetzung mit den modernen<br />

Informations- und Kommunkationstechnologien dahingehend, dass der Unterricht<br />

an den aktuellen Stand der Technik angepasst wird.<br />

Im Rahmen der ganzheitlichen <strong>Bildung</strong> fordert der Lehrplan der höheren technische und<br />

gewerbliche Lehranstalten Medienerziehung. Wo und in welcher Form diese Medienerziehung<br />

erfolgen soll, ist <strong>im</strong> Lehrplan nicht ausgeführt.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 22<br />

Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten versuchen aufbauend zu unterrichten: In<br />

den unteren Jahrgängen wird Wissen vermittelt, welches in den höheren benötigt wird.<br />

Stundentafel<br />

Für alle höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten mit Ausnahme der höheren<br />

Lehranstalt für Kunst und Design (nur zwei Wochenstunden Angewandte <strong>Informatik</strong>) gilt<br />

folgende Stundentafel:<br />

Pflichtgegenstand I. II. III. IV V Summe<br />

Angewandte <strong>Informatik</strong> - 2 2 - - 4<br />

Tabelle 2.3: Stundentafel der österreichischen höheren technischen und gewerblichen Lehranstalt,<br />

ausgegeben 1998<br />

Eine Sonderstellung n<strong>im</strong>mt die höhere technische Lehranstalt für elektronische Datenverarbeitung<br />

und Organisation ein. Hier sieht die Stundentafel wie folgt aus:<br />

Pflichtgegenstand I. II. III. IV V Summe<br />

Grundlagen der Elektronischen Datenverarbeitung 4 5 - - - 9<br />

Prozessregelung und Rechnerverbund mit Laborübung - - 4 4 2 10<br />

Programmieren 4 7 4 - - 15<br />

EDV-Betriebssysteme - - 3 - - 3<br />

Angewandte Datentechnik - - 4 - - 4<br />

Projektentwicklung - - 2 3 7 12<br />

Computergesteuerte Textverarbeitung 3 - - - - 3<br />

Tabelle 2.4: Stundentafel der österreichischen höheren Lehranstalt für elektronische Datenverarbeitung<br />

und Organisation, ausgegeben 1998<br />

Unterrichtsfächer<br />

Angewandte <strong>Informatik</strong><br />

Die SchülerInnen lernen den Aufbau, die Funktionsweise und die Einsatzmöglichkeiten des<br />

Computers kennen. Sie beschäftigen sich mit Standardsoftware zur Lösung von Aufgaben<br />

der Berufspraxis. Eine höhere Programmiersprache wird für die Lösung einfacher Probleme<br />

vorgestellt. Weitere Schwerpunkte sind Informationsbeschaffung und die gesellschaftlichen<br />

Auswirkungen der <strong>Informatik</strong>. Dieses Fach beschäftigt sich mit den Teilgebieten praktische<br />

<strong>Informatik</strong> und <strong>Informatik</strong> und Gesellschaft.<br />

Grundlagen der elektronischen Datenverarbeitung<br />

Die SchülerInnen beschäftigen sich mit Aufbau und Wirkungsweise der elektronischen<br />

Datenverarbeitung. Sie lernen die algorithmischen, maschinen- und problemorientierten<br />

Grundlagen von Programmiersprachen kennen. Dieser Gegenstand gehört in die theoretische<br />

<strong>Informatik</strong>.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 23<br />

Prozessregelung und Rechenverbund mit Laborübung<br />

In diesem Fach lernen die SchülerInnen den Computer in Regelungs- und Datenkommunikationssystemen<br />

einzusetzen. Sie beschäftigen sich mit Funktion, Struktur und Administration<br />

von Computernetzen. Weitere Inhalte sind Sicherheitsprobleme bei Netzwerken<br />

und Maßnahmen zur Gewährleistung von Datensicherheit und Datenschutz. Die technische<br />

und die praktische <strong>Informatik</strong> sind Thema dieses Unterrichtsgegenstandes.<br />

Programmieren<br />

Der Gegenstand Programmieren begleitet die SchülerInnen höherer technischer und gewerblicher<br />

Lehranstalten in allen fünf Schulstufen. Im Laufe dieser Zeit lernen sie mindestens<br />

drei Programmiersprachen kennen. Der Unterricht teilt sich auf in Algorithmik,<br />

Sprache, Methode und Anwendung. Dieses <strong>Unterrichtsfach</strong>s ist in der praktischen <strong>Informatik</strong><br />

behe<strong>im</strong>atet.<br />

EDV-Betriebssysteme<br />

Die SchülerInnen lernen den Aufbau und die Funktionsweise von Systemsoftware und Betriebssystemen<br />

kennen. Dieser Gegenstand befasst sich mit praktischer <strong>Informatik</strong>.<br />

Angewandte Datentechnik<br />

Der Gegenstand Angewandte Datentechnik beschäftigt sich mit den Methoden der Datenerfassung<br />

und der Datenorganisation. Die SchülerInnen lernen das Erstellen und den<br />

Umgang mit Datenbanken. Dieses <strong>Unterrichtsfach</strong> beschäftigt sich großteils mit angewandter<br />

<strong>Informatik</strong>.<br />

Projektentwicklung<br />

Hier lernen die SchülerInnen Verfahren für die Planung, Überwachung und Realisierung<br />

von Projekten kennen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von Projektergebnissen.<br />

Computerunterstützte Textverarbeitung<br />

<strong>Das</strong> Fach Computerunterstützte Textverarbeitung lehrt die SchülerInnen das Schreiben<br />

mit dem Zehnfingersystem und den Umgang mit Textverarbeitungsprogrammen.<br />

2.4.5 Allgemein bildende höhere Schulen<br />

Allgemeine <strong>Bildung</strong>sziele<br />

Die allgemeinen <strong>Bildung</strong>sziele des Lehrplan der allgemein bildenden höheren Schulen weisen<br />

ausdrücklich auf die Rolle von Mult<strong>im</strong>edia und Telekommunikation in der heutigen<br />

Gesellschaft hin:<br />

„Besonders Mult<strong>im</strong>edia und Telekommunikation sind zu Best<strong>im</strong>mungsfaktoren<br />

für die sich fortentwickelnde Informationsgesellschaft geworden. Im Rahmen des<br />

Unterrichts ist diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen und das didaktische<br />

Potenzial der Informationstechnologien bei gleichzeitiger kritischer rationaler


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 24<br />

Auseinandersetzung mit deren Wirkungsmechanismen in Wirtschaft und Gesellschaft<br />

nutzbar zu machen.“ (Bunf, Seite 3)<br />

Die allgemein bildende höhere Schule hat laut Lehrplan folgende Aufgabe:<br />

„Den Schülerinnen und Schülern sind relevante Erfahrungsräume zu eröffnen<br />

und geeignete Methoden für eine gezielte Auswahl aus computergestützten<br />

Informations- und Wissensquellen zur Verfügung zu stellen.“ (Bunf, Seite 3)<br />

Allgemeine didaktische Grundsätze<br />

Der neue Lehrplan der allgemein bildenden höheren Schulen gilt seit dem Schuljahr 2004/05,<br />

die bisherigen Lehrpläne der Oberstufe sind auslaufend noch bis 2006/07 gültig. Der neue<br />

Lehrplan ist kein Rahmenlehrplan, die Inhalte sind verbindliche Vorgaben:<br />

„Die Vorgaben (Lehrziele, Themenbereiche usw.) <strong>im</strong> Abschnitt ’Lehrstoff’ der<br />

einzelnen Unterrichtsgegenstände der Oberstufe sind verbindlich umzusetzen;<br />

dies gilt auch für den Fall schulautonomer Stundenreduktionen. Die zeitliche<br />

Gewichtung und die konkrete Umsetzung der Vorgaben obliegen alleine den<br />

Lehrerinnen und Lehrern und ermöglichen somit eine flexible Anwendung.“<br />

(Bune, Seite 9)<br />

Die allgemeinen didaktischen Grundsätze sprechen die Bedeutung des Informationsmanagements<br />

an der Oberstufe an. Es werden LehrerInnen aller Unterrichtsgegenstände dazu<br />

angehalten, die Mittel der Informationstechnologie einzusetzen:<br />

„Dies gilt in besonderem Maße für die Oberstufe der allgemein bildenden höheren<br />

Schule. Hier sind in allen Gegenständen Informationsmanagement sowie<br />

Lern-und Unterrichtsorganisation mit Mitteln der Informationstechnologie zu<br />

praktizieren. Dabei sind in kommunikativen und kooperativen Arbeitsformen<br />

Informationsquellen zu erschließen und unterschiedliche Informationsformen zu<br />

bearbeiten, Inhalte zu systematisieren und zu strukturieren und Arbeitsergebnisse<br />

zusammenzustellen und mult<strong>im</strong>edial zu präsentieren. Die Ergebnisse und<br />

deren Interpretation sind stets kritisch zu hinterfragen und Auswirkungen auf<br />

den Einzelnen und die Gesellschaft zu reflektieren.<br />

Die Erstellung eigenständiger Arbeiten mit Mitteln der Informationstechnologie<br />

ist anzuregen. Dazu zählen: Recherche und Verarbeitung von Informationen<br />

mit einer Textverarbeitung oder einem Präsentationsprogramm, Erstellung von<br />

Kalkulationsmodellen, Durchführung und Auswertung von Befragungen und<br />

Exper<strong>im</strong>enten, Gestaltung von Medien, dokumentierte Kommunikation und<br />

Kooperation auch in einer Fremdsprache, Dokumentation und Präsentation<br />

von Projektarbeiten, Modellierung und S<strong>im</strong>ulation.“ (Bune, Seite 8)<br />

Für das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> und damit für die <strong>Informatik</strong>lehrerInnen bedeutet dies<br />

eine neue Herausforderung. <strong>Informatik</strong> wird in der allgemein bildenden höheren Schule<br />

zum Grundlagenfach, welches für die anderen Unterrichtsfächer Vorkenntnisse und Grundlagen<br />

schaffen muss. Die LehrerInnen anderer Unterrichtsfächer werden durch den neuen<br />

Lehrplan aufgefordert, den Computer in ihren Fächern <strong>im</strong> Sinne einer vertiefenden Allgemeinbildung<br />

einzusetzen.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 25<br />

Stundentafel<br />

Der Lehrplan der allgemein bildenden höheren Schulen sieht zwei Wochenstunden <strong>Informatik</strong><br />

in der fünften Schulstufe vor. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeiten des<br />

Wahlpflichtfachs <strong>Informatik</strong> (schülerInnenautonomer Bereich) und der Schwerpunktsetzung<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie (schulautonomer Bereich).<br />

Pflichtgegenstand I. II. III. IV Summe<br />

<strong>Informatik</strong> 2 - - - 2<br />

Tabelle 2.5: Stundentafel der österreichischen allgemein bildenden höheren Schule, ausgegeben<br />

2004<br />

Unterrichtsfächer<br />

<strong>Informatik</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> deckt alle Inhalte der <strong>Informatik</strong> (siehe Seite 13ff) mit<br />

Ausnahme der technischen <strong>Informatik</strong> ab. Die Schwerpunkte liegen in der praktischen <strong>Informatik</strong><br />

und in der angewandten <strong>Informatik</strong>. In den meisten Schulen liegt der Schwerpunkt<br />

auf Office-Software und auf der Gestaltung von Internetseiten.<br />

2.4.6 Einschätzung des Verfassers zum <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong><br />

<strong>im</strong> österreichischen Schulsystem<br />

Sowohl in den allgemein bildenden höheren Schulen als auch in den berufsbildenden höheren<br />

Schulen werden allgemein bildende Inhalte gelehrt. Nach Einschätzung des Verfassers steht<br />

der Anteil allgemein bildender Inhalte vor allem in den berufsbildenden höheren Schulen<br />

<strong>im</strong> Hintergrund. Spezialgebiete der <strong>Informatik</strong>, die sich meist auf den berufsspezifischen<br />

Schwerpunkt konzentrieren, dominieren.<br />

Informatische Konzepte und Erkenntnisse der theoretischen <strong>Informatik</strong> sollten ebenso Teil<br />

des Unterrichts sein wie von Wirtschaft und Gesellschaft geforderte Fähigkeiten <strong>im</strong> Umgang<br />

mit AnwenderInnenprogrammen. Vor allem jene Gegenstände, welche sich mit Textverarbeitung<br />

beschäftigen und beispielsweise dezidiert die „Tastschreibmethode mit einer<br />

Mindestgeschwindigkeit von etwa 200 Anschlägen pro Minute“ (Bunc, Seite 39) fordern,<br />

sind nicht Teil einer informatischen Ausbildung.<br />

Obwohl handlungs- und anwendungsorientierter Unterricht wichtig ist, sollte dennoch nicht<br />

auf theoretische Grundlagen und Hintergrundwissen verzichtet werden.<br />

Denn dadurch erfahren SchülerInnen eine Kompetenzerweiterung und sind zu höheren Abstraktionen<br />

fähig. Ein ausgewogener Mix aus Beherrschung von Standardsoftware, Beschäftigung<br />

mit Informationstechnologie und Einführung in die Softwareentwicklung ist für die


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 26<br />

Unterrichtsgestaltung wünschenswert. Dies sollte sowohl für allgemein bildende höheren<br />

Schulen als auch für berufsbildende höhere Schulen gelten.<br />

Informatische Konzepte<br />

Die SchülerInnen sollen <strong>im</strong> Unterricht auch informatische Konzepte wie beispielsweise die<br />

Objektorientierung (siehe Seite 37) oder Modellbildung (siehe Seite 32) kennenlernen.<br />

Für die Vermittlung der Grundkonzepte der Programmierung eignet sich nach Ansicht<br />

des Verfassers beispielsweise das Java-Hamster-Modell (Bol02) sehr gut.<br />

Für dieses Java-Hamster-Modell spricht seine Einfachheit und seine Methodik:<br />

• Einfachheit<br />

– Für ProgrammieranfängerInnen konzipiert<br />

– Keine professionelle Programmierumgebung<br />

– Keine Kenntnisse als Voraussetzung<br />

– Intuitive Bedienbarkeit<br />

• Methodik<br />

– Schrittweise Programmausführung<br />

– Visuelle Darstellung<br />

– Einfache Rückmeldung bezüglich Korrektheit<br />

– Stufenweiser Aufbau<br />

Erkenntnisse der theoretischen <strong>Informatik</strong><br />

Die SchülerInnen lernen in einem allgemein bildenden <strong>Informatik</strong>unterricht auch formale<br />

Sprachen und die Automatentheorie kennen.<br />

Die Lernumgebung Kara stellt für den Verfasser eine sehr gute Möglichkeit dar, den SchülerInnen<br />

die Automatentheorie näher zu bringen. <strong>Das</strong> Berechungsmodell der Lernumgebung<br />

Kara ist auf endliche Automaten eingeschränkt.<br />

Für den Einsatz endlicher Automaten <strong>im</strong> Unterricht spricht Folgendes (vgl. RRH05, Seite<br />

27f):<br />

• Alltagsgeräte<br />

Endliche Automaten kommen <strong>im</strong> Alltag häufig vor (z. B. Videorekorder, Steuerung<br />

einer Waschmaschine)<br />

• Einfache Struktur<br />

Der Programmablauf wird in den Zuständen und Zustandsübergängen statisch definiert.<br />

Weitere Kontrollstrukturen oder Datenspeicher in Form von Variablen werden<br />

nicht benötigt.


KAPITEL 2. INFORMATIK UND SCHULE 27<br />

• Visualisierung<br />

Endliche Automaten lassen sich auf einfache Weise grafisch erstellen und darstellen.<br />

• Für alle neu<br />

Endliche Automaten sind in der Regel für alle SchülerInnen neu. Die Bandbreite der<br />

unterschiedlichen Vorkenntnisse ist weniger breit.


Kapitel 3<br />

Lerntheoretische Grundlagen<br />

Schulunterricht kann als organisierter Lernprozess bezeichnet werden. Jedem Lernprozess<br />

liegt bewusst oder unbewusst eine Lerntheorie zugrunde. Die Wahl dieser Lerntheorie beeinflusst<br />

die Gestaltung des Unterrichts nachhaltig.<br />

Im Folgenden werden die drei großen Lerntheorien des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Davor<br />

geht es jedoch um die Frage: Was heißt „Lernen“?<br />

Im Anhang der vorliegenden Arbeit findet sich zu jeder Lerntheorie eine ausgearbeitete<br />

Unterrichtseinheit für den <strong>Informatik</strong>unterricht.<br />

3.1 Lernen<br />

Die amerikanischen Psychologen Gordon Bower und Ernest Hilgard beziehen Lernen auf<br />

„die Veränderung <strong>im</strong> Verhalten oder <strong>im</strong> Verhaltenspotential eines Organismus in einer best<strong>im</strong>mten<br />

Situation, die auf wiederholte Erfahrungen des Organismus in dieser Situation<br />

zurückgeht“ (Gud03, Seite 213). Angeborene Reflexe (Reaktionstendenzen), reifungsbedingte<br />

Veränderungen oder durch Ermüdung, Triebe oder Drogen bedingte Veränderungen<br />

werden nicht als Lernen bezeichnet.<br />

Lernen ist kein beobachtbarer Vorgang, sondern wird aus der dauerhaften Veränderung<br />

des Verhaltens gefolgert. Die Dauerhaftigkeit der Veränderung ist zu betonen, weil Lernen<br />

unabhängig von zeitlichen Veränderungen, wie etwa der aktuellen Motivation, ist (vgl.<br />

Wera).<br />

Lernen ist <strong>im</strong> Gegensatz zu Erziehung ein neutraler Begriff. Ein Lernvorgang kann sowohl<br />

wünschenswerte als auch unerwünschte Ergebnisse liefern (vgl. And).<br />

Es gibt verschiedene Arten des Lernens. Eine sehr einfache Unterscheidung ist jene von<br />

vier Arten des Lernens in Reihenfolge aufsteigender Komplexität (vgl. Wera):<br />

28


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 29<br />

• Gewöhnung<br />

„Gewöhnungslernen“ bezeichnet das Lernen, einen Reiz zu ignorieren, der für die<br />

momentane Situation keine nützliche Information enthält. Dadurch wird eine Überflutung<br />

mit Reizen vermieden, und man kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.<br />

Beispiel: Der Lärmpegel <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>raum ist aufgrund der vielen Computer hoch.<br />

Der/die <strong>Informatik</strong>lehrerIn lernt, dies zu ignorieren und passt die Lautstärke seiner/ihrer<br />

St<strong>im</strong>me der Umgebung an.<br />

• Klassische Konditionierung<br />

„Klassische Konditionierung“ bezeichnet das Lernen, dass einem Reiz ein anderer<br />

folgen wird. Dieses Lernen läuft automatisch ab.<br />

Beispiel: Der/die ComputernutzerIn weiß: Dem Warnton des Computers folgt eine<br />

Fehlermeldung.<br />

• Operante Konditionierung<br />

„Operante Konditionierung“ bezeichnet das Lernen, dass einer Aktion eine Konsequenz<br />

folgt. Dieses Lernen ist vor allem in Zusammenhang mit Motivationsfragen<br />

von Bedeutung.<br />

Beispiel: Der/die SchülerIn weiß: Dem Lernen folgt eine gute Note.<br />

• Komplexes Lernen<br />

„Komplexes Lernen“ bezeichnet ein Lernen, das über das Herstellen von Assoziationen<br />

oder das Reagieren auf Ergebnisse eigenen Handelns hinausgeht. Bei diesem<br />

Lernen handelt sich vor allem „um einen Abstraktionsprozess. Der Lernende muss<br />

die richtigen Abstraktionen finden sowie die richtigen Operationen zu ihrer Manipulation“<br />

(Wera).<br />

Beispiel: SchülerInnen wenden Problemlösungsstrategien (schrittweise Verfeinerung,<br />

Top-Down-Programmentwurf) <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht praktisch an.<br />

Die oben angeführten Lerntheorien entstanden aus dem Systematisieren der Kenntnisse<br />

über das Lernen, über Lernbedingungen und Lernergebnisse.<br />

3.2 Behaviorismus<br />

Für BehavioristInnen passiert Lernen durch Verstärkung.<br />

Als Begründer des Behaviorismus gilt der amerikanische Psychologe John B. Watson. Der


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 30<br />

Behaviorismus versteht den Organismus (Mensch und Tier) als eine Maschine. Die Funktionsweise<br />

dieser Maschine kann demnach nur aus dem Input (Reiz) und dem Output<br />

(Reaktion) erschlossen werden. Die Maschine selbst wird als „Black Box“ angesehen, das<br />

heißt als nicht nachvollziehbarer, für die Forschung nicht relevanter Teil des Lernprozesses.<br />

Der Behaviorismus schenkt dem internen Prozess des Lernens also keine Aufmerksamkeit.<br />

Der amerikanische Psychologe Burrhus Frederic Skinner ist der bekannteste Vertreter der<br />

Übertragung behavioristischer Annahmen auf die Unterrichtspraxis. Er sieht in der Theorie<br />

des operanten Konditionierens die Erklärung allen Verhaltens.<br />

„Zur Vervollkommnung der Strategie, jeden einzelnen Lernschritt zu verstärken,<br />

schlug er programmierten Unterricht vor, in dem die Lehrende [streckenweise]<br />

durch Lehrprogramme und ’Lehrmaschinen’ ersetzt wird.“ (Hum03, Seite 37)<br />

3.2.1 Didaktische Ansätze<br />

Behavioristische Methoden werden dort angewandt, wo es ums Üben, Trainieren und Auswendiglernen<br />

geht. Vertreter dieser Methode gehen davon aus, „dass Lernen <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

durch Belohnung und Bestrafung gesteuert werden kann. Bei komplexeren Inhalten<br />

und Aufgaben werden diese in kleine Lernschritte zerlegt und in eine - nach Auffassung des<br />

Lehrenden opt<strong>im</strong>ale - Reihenfolge gebracht“ (Blu98, Seite 108). Die behavioristische Sichtweise<br />

wurde mit zunehmender Verfügbarkeit von Computern auch auf die Lernsoftware<br />

übertragen. Es zeigte sich, dass „die Programme relativ inflexibel waren und oft zu Langeweile<br />

führten, da die Aufgabe der Lernenden lediglich darin bestand, auf Basis auswendig<br />

gelernten Wissens zur richtigen Zeit den richtigen Knopf zu drücken. Getestet wurde die<br />

Wiedergabe, aber nicht die Anwendung von Konzepten“ (Blu98, Seite 110).<br />

3.2.2 Kritik<br />

Der Behaviorismus hat eine sehr eingeschränkte Auffassung über die Natur des Lernens.<br />

Individuelle Faktoren werden ebenso vernachlässigt wie die Problemlösefähigkeit und die<br />

Übertragbarkeit von Wissen.<br />

Für Frank Thissen sind die Hauptkritikpunkte am Behaviorismus folgende (zitiert nach<br />

Blu98, Seite 110):<br />

• Der/die LehrerIn weiß, was der/die Lernende in Zukunft wissen soll bzw. muss.<br />

• Der/die LehrerIn kann den Lernprozess steuern.<br />

• Es gibt eine opt<strong>im</strong>ale Reihenfolge der „portionsweisen“ Darstellung der Informationen.<br />

• Der/die Lernende n<strong>im</strong>mt die Inhalte auf und muss sie bei Befragung wiedergeben<br />

können.


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 31<br />

<strong>Das</strong> Lernen konzentriert sich auf die reine Wiedergabe vorgegebener Lerninhalte. Typisch<br />

behavioristisches Lernen ist gezieltes Prüfungslernen. SchülerInnen lernen für Prüfungen<br />

auswendig und vergessen nach absolvierter Prüfung den gelernten Stoff wieder. Dieses<br />

Wissen kann als zusammenhangloses, träges Wissen bezeichnet werden.<br />

„Träges Wissen ist die Bezeichnung für Wissen, das durch Unterricht erworben<br />

wurde und in Unterrichtssituationen auch reproduziert werden kann, in der<br />

Anwendungssituation den Lernenden aber nicht zur Verfügung steht.“ (Fri)<br />

Für einfache Problemstellungen oder für Aufgaben, bei denen Memorieren von Fakten <strong>im</strong><br />

Vordergrund steht, kann der behavioristische Ansatz durchaus Sinn machen. Im Bereich<br />

von <strong>Informatik</strong> und eLearning spielen „behavioristische Positionen vor allem bei der Integration<br />

tutorieller Komponenten eine Rolle“ (Blu98, Seite 111).<br />

3.2.3 Unterrichtseinheit<br />

Die Theorie des Behaviorismus lässt sich dann <strong>im</strong> Unterricht gut einsetzen, wenn die Lernziele<br />

klar vorgegeben sind, wenn es sich um ein „Drill and Practise“-Lernen handelt. In<br />

der Lerneinheit „Speichern einer Präsentation“ (siehe Seite 100f) wird den SchülerInnen<br />

anhand eines Rezepts vermittelt, wie sie vorgehen müssen, um eine Präsentation zu speichern.<br />

Wenn sie diese Vorgangsweise verinnerlichen, erfüllen sie die Anforderungen des<br />

ECDL.<br />

3.3 Kognitivismus<br />

KognitivistInnen sind der Ansicht, Lernen geschehe durch Einsicht.<br />

Die wichtigsten Vertreter des Kognitivismus sind Jean Piaget, Jerome Bruner und Lew<br />

Wygotsky. Der Kognitivismus kann historisch als Gegenbewegung zum Behaviorismus gesehen<br />

werden.<br />

Die Denkprozesse des Lernens treten in den Mittelpunkt und wollen von den KognitivistInnen<br />

erkannt und erklärt werden. Die KognitivistInnen beschäftigen sich <strong>im</strong> Gegensatz<br />

zu den BehavioristInnen auch mit der „Black Box“, also den inneren Vorgängen in einem<br />

Individuum (vgl. Wera).<br />

Lernen wird <strong>im</strong> Kognitivismus als ein Informationsverarbeitungsprozess angesehen. Entsprechend<br />

einem technischem System verarbeitet das Gehirn demnach Eingaben und erstellt<br />

daraus Ausgaben.<br />

„Dadurch wird der individuellen ’Verarbeitung’ durch die Schülerin be<strong>im</strong> Lernen<br />

eine hohe Bedeutung zugemessen. Dennoch gehen die Ansätze von starken<br />

Wechselwirkungen zwischen internen Verarbeitungsprozessen und externen<br />

Präsentationen aus. Es handelt sich um ein Ein-/Ausgabe-Modell <strong>im</strong> Sinne der<br />

Verarbeitung von Symbolen.“ (Hum03, Seite 39)


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 32<br />

Auf die Anweisungen kann ein Kommunikationsmodell mit Sender, Übertragung und Empfänger<br />

angewandt werden.<br />

„Ein Lehrender teilt Informationen mit. Diese sind in einem Medium auf eine<br />

oder verschiedene Arten codiert. Der Empfänger, also der Lernende, decodiert<br />

diese Information aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden Informationen<br />

und seiner internen Schemata. Ein Lernproblem kann dann <strong>im</strong>mer auf einen<br />

oder mehrere dieser Punkte zurückgeführt werden: entweder die Information<br />

war fehlerhaft oder das gewählte Medium nicht adäquat oder mit Störungen<br />

behaftet, oder die Informationsaufnahme des Lernenden war in irgendeiner Weise<br />

gestört - z. B. durch Mangel an Motivation oder Vorwissen.“ (Blu98, Seite<br />

112)<br />

<strong>Das</strong> Denkmuster des Kognitivismus ist das der Problemlösung. Es ist nicht wichtig, auf<br />

Aufgaben oder Reize eine einzig richtige Lösung zu finden. Im Vordergrund steht vielmehr,<br />

„richtige Methoden und Verfahren zur Problemlösung zu erlernen, deren Anwendung erst<br />

die richtige(n) Antwort(en) ergeben. Außerdem können verschiedene Verfahren zu opt<strong>im</strong>alen<br />

Ergebnissen führen“ (Iri, Seite 13).<br />

3.3.1 Didaktische Ansätze<br />

Die Aufnahme und Verarbeitung von Wissen wird <strong>im</strong> Kognitivismus als <strong>Bildung</strong> verstanden.<br />

Dies kann z. B. durch den Aufbau mentaler Modelle erfolgen.<br />

„Unter mentalen Modellen versteht man individuelle Denkmodelle, die das Verständnis<br />

eines Sachverhalts prägen. ... Beispiele für mentale Modelle sind die<br />

Darwinsche Evolutionstheorie, die Vorstellung vom Herz als einer Pumpe oder<br />

von Hypertext als einem Netzwerk mit physischer Ausdehnung. ... Mentale<br />

Modelle sind dynamisch, d. h. sie werden mit zunehmendem Verständnis eines<br />

Sachverhalts, eines Objektes oder eines Prozesses elaboriert und angepasst.“<br />

(Blu98, Seite 100)<br />

Für den/die <strong>Informatik</strong>erIn ist ein Modell eine „vereinfachte struktur- und verhaltenstreue<br />

Beschreibung eines realen Systems“ (Bau96, Seite 161). Peter Hubwieser betrachtet den<br />

Prozess der Modellbildung nicht als Lerninhalt, sondern als ein durchgängiges Prinzip des<br />

<strong>Informatik</strong>unterrichts (vgl. Hub00, Seite 69).<br />

Die erkenntnistheoretische Theorie der Kognition hat zwei pädagogisch-methodische Konzepte<br />

begründet: das entdeckende Lernen und das Lernen mit Mikrowelten (Sch96, Seite<br />

65).<br />

Entdeckendes Lernen<br />

Jerome Bruner und David Paul Ausubel prägten das Prinzip des entdeckenden Lernens.<br />

<strong>Das</strong> Hauptmerkmal des entdeckenden Lernens ist der Umstand, dass die Quintessenz des<br />

Lehrstoffs nicht vorgegeben ist, sondern vom/von der Lernenden selbst entdeckt werden


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 33<br />

muss. Dadurch wird der/die Lernende angeregt, „Sachverhalte und Gesetzmäßigkeiten selbständig<br />

zu erkennen, die auf einzelne Problemsituationen angewendet werden können. Auf<br />

diese Weise ergeben sich Transfermöglichkeiten, d. h. Möglichkeiten, das vorhandene Vorwissen<br />

in die neue Problemsituation einfließen zu lassen und damit mit dem Vorwissen zu<br />

ass<strong>im</strong>ilieren. Durch den Aufbau von kognitiven Strukturen kann so träges Wissen verhindert<br />

werden“ (Fra, Seite 9).<br />

Für den <strong>Informatik</strong>unterricht bietet sich aufgrund seiner offenen Unterrichtssituation entdeckendes<br />

Lernen als eine Unterrichtsmethode an. Der Erfolg dieser Unterrichtsmethode<br />

hängt vom gewählten Thema und von der Aufgabenstellung ab.<br />

Ruedi Arnold, Werner Hartmann und Ra<strong>im</strong>ond Reichert geben drei zentrale Hinweise für<br />

die erfolgreiche Umsetzung entdeckenden Lernens <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht (AHR05, vgl.<br />

Seite 199f):<br />

• Die Offenheit des Themas<br />

Entdeckendes Lernen bedeutet für die SchülerInnen, ein Thema selbständig zu erkunden,<br />

Hypothesen aufzustellen, zu überprüfen und mit MitschülerInnen auszutauschen.<br />

Es ist nicht entdeckendes Lernen, eine gegebene Aufgabe mit einem vorgegebenen<br />

Lösungsweg zu lösen. Der Lernstoff muss vielgestaltig sein und verschiedene<br />

Aspekte umfassen. Für die SchülerInnen müssen verschiedenartige Entdeckungswege<br />

möglich sein.<br />

• Die Vollständigkeit des zur Verfügung gestellten Materials<br />

Den SchülerInnen steht das notwendige Unterrichtsmaterial vollständig zur Verfügung.<br />

Die Lehrperson muss das Material so aufbereiten, dass alle Lernenden den<br />

Inhalt vollständig verstehen und die Informationen bewältigen können. Es geht be<strong>im</strong><br />

entdeckenden Lernen darum, ausgehend vom vorgegebenen Material und dem eigenen<br />

Vorwissen selbständig neue Ideen und neues Wissen entwickeln zu können.<br />

• <strong>Das</strong> Honorieren aller ernsthaften Beiträge<br />

Alle Vorschläge und Ideen müssen bei der Beurteilung ernst genommen werden. Alle<br />

ernsthaften Beiträge sind durch den/die LehrerIn zu honorieren. Die Lehrperson darf<br />

bei halbrichtigen Lösungen und Beiträgen nicht helfend eingreifen.<br />

Lernen mit Mikrowelten<br />

<strong>Das</strong> bekannteste Beispiel für Mikrowelten sind die von dem südafrikanischen Mathematiker<br />

Seymour Papert speziell für Kinder entwickelten Programmiersprachen „Logo“ und „Turtletalk“.<br />

Paperts Logo und Turtletalk gelten als „autonome, aber beschränkte Umgebungen,<br />

in denen best<strong>im</strong>mte Gesetze ausprobiert, mit vielfältigen Perspektivenwechseln gearbeitet<br />

und Objekte konstruiert werden können“ (Sch96, Seite 46). <strong>Das</strong> zu lernende Wissen wird in<br />

der Mikrowelt versteckt. Die SchülerInnen haben die Möglichkeit und die Aufgabe, dieses<br />

Wissen wiederzufinden.


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 34<br />

3.3.2 Kritik<br />

<strong>Das</strong> alleinige Erklärungsmodell des Kognitivismus ist Informationsverarbeitung. Die informationsverarbeitenden<br />

Hirnleistungen spielen unbestritten eine große Rolle. Der Kognitivismus<br />

vernachlässigt aber die körperlichen und sozialen Aspekte des Lernens (vgl. Blu98,<br />

Seite 113f.).<br />

Michael Kerres kritisiert am Kognitivismus hauptsächlich die Reduktion menschlichen Handelns<br />

auf geistige Informationsverarbeitung, bei der „das Individuum als Zentrum von Wissen<br />

und Handeln überbewertet wird und die menschliche Emotionalität, Leiblichkeit und<br />

Situiertheit des Handelns in der Lebenswelt ausgeblendet werden“ (Ker01, Seite 74).<br />

3.3.3 Unterrichtseinheit<br />

Anhand einer Unterrichteinheit für entdeckendes Lernen wird gezeigt, wie kognitivistische<br />

Theorien <strong>im</strong> schulischen <strong>Informatik</strong>unterricht eingesetzt werden können. <strong>Das</strong> Thema<br />

der Unterrichtseinheit ist die Geschichte des Computers (siehe Seite 103f). Die Strukur der<br />

Unterrichtsplanung und der Beurteilungsmaßstab wurde von Urs Battaglia (vgl. Urs) übernommen.<br />

In der Lerneinheit erarbeiten sich die SchülerInnen selbstständig einen Überblick<br />

über die Geschichte der <strong>Informatik</strong>.<br />

Folgende Lernziele stehen bei dieser Unterrichtseinheit für entdeckendes Lernen <strong>im</strong> Vordergrund:<br />

• Eigenverantwortliches Arbeiten<br />

• Arbeiten <strong>im</strong> Team<br />

• Üben des Umgangs mit den Informationsmedien Internet und Bibiliothek<br />

• Erstellen und Vortragen einer Präsentation<br />

• Lernen von Wissenwertem über die Geschichte des Computers<br />

3.4 Konstruktivismus<br />

Lernen beruht auf Erleben, glauben die KonstruktivistInnen.<br />

Die Auffassung, dass Wissen durch interne subjektive Konstruktion von Ideen und Konzepten<br />

entsteht, bezeichnet Astrid Blumstengel als Kern der konstruktivistischen Position<br />

(vgl. Blu98, Seite 114).


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 35<br />

Jede/r Lernende konstruiert demnach sein/ihr Wissen und sein/ihr Abbild der Wirklichkeit<br />

selbst. Er/sie ist dabei <strong>im</strong>mer an die Konventionen seiner/ihrer Kultur und Zeit gebunden<br />

(vgl. Werb). Laut Konstruktivismus ist „das Subjekt (als lebendes System) alleiniger Urheber<br />

des Wissens, seiner Konstitution und Konstruktion. Der Mensch konstruiert seine<br />

Welt, in der er lebt“ (Gud03, Seite 46f.).<br />

Nach der konstruktivistischen Lerntheorie wird neues Wissen <strong>im</strong>mer in Bezug auf bereits<br />

vorhandenes Wissen konstruiert. Daher ist das Vorwissen des/der Lernenden von entscheidender<br />

Bedeutung.<br />

„Be<strong>im</strong> Lernen spielt die Aktivierung von Vorkenntnissen, ihre Ordnung, Korrektur,<br />

Erweiterung, Ausdifferenzierung und Integration eine entscheidende Rolle.“<br />

(Iri, Seite 15)<br />

Für Theo Byland und Peter Gloor bedeutet Konstruktivismus die Erfüllung folgender<br />

sieben Aspekte (BG02, Seite 35):<br />

• Wissen wird individuell erworben.<br />

• Wissen wird in sozialen Bezügen erworben.<br />

• Wissen erfolgt in mehrd<strong>im</strong>ensionalen Bezügen.<br />

• Wissen basiert auf Vorverständnis.<br />

• Wissen ist <strong>im</strong>mer unabgeschlossen.<br />

• Wissen wird mit wenig Fremdsteuerung erworben.<br />

• Wissenserwerb ist nicht vorhersehbar.<br />

3.4.1 Didaktische Ansätze<br />

Der/die LehrerIn wird <strong>im</strong> Konstruktivismus zum Coach, der den individuellen Lernprozess<br />

anregt und begleitet. Die konstruktivistische Auffassung vom Lernen und Lehren kann wie<br />

folgt zusammengefasst werden (Thi97, Seite 118, zitiert nach (Blu98)):<br />

• Lernen ist aktive Wissenskonstruktion in Verbindung mit bereits bestehendem Wissen.<br />

• Lernen ist individuell. Der jeweilige Lernweg ist nicht vorhersehbar.<br />

• Der Lernprozess beginnt mit der Anregung der richtigen Fragen be<strong>im</strong>/bei der Lernenden.<br />

Erst wenn der/die Lernende die Fragen und das Problem versteht, ist er/sie<br />

für den Lernstoff und die Antworten bereit.<br />

• Lernen ist die Konstruktion und Verfeinerung mentaler kognitiver Landkarten.<br />

• Wissen an sich ist durch den/die LehrerIn nicht vermittelbar. Der/die Lernende konstruiert<br />

das Wissen selbst. Der/die LehrerIn hilft durch sein/ihr Tun, durch Hinweise<br />

und Informationen.


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 36<br />

Neues Wissen wird vom/von der Lernenden so modelliert, dass es in ihr/sein Weltbild<br />

passt. Der/die Lernende ist aktiv, dem/der Lehrenden kommt die Aufgabe zu, „Problemsituationen<br />

und ’Werkzeuge’ zur Problembearbeitung zur Verfügung zu stellen und bei<br />

Bedarf auf Bedürfnisse der Lernenden zu reagieren“ (Hum03, Seite 41).<br />

Für Peter Hubwieser bedeutet dies für die Praxis Folgendes (vgl. Hub00, Seite 11):<br />

• Wenn möglich, ist aktive Auseinandersetzung mit dem Stoff Pflicht.<br />

• Die SchülerInnen sollen sich Problemlösungsmethoden selbst erschließen.<br />

• Der/die LehrerIn fungiert als Berater - statt als PräsentatorIn.<br />

• Während des Unterrichts soll genügend Zeit für die Konstruktionsvorgänge gelassen<br />

werden.<br />

• Lernumgebungen müssen so nahe wie möglich an der Wirklichkeit liegen.<br />

• Derselbe Stoff kann aus unterschiedlichen Perspektiven erschlossen werden.<br />

3.4.2 Kritik<br />

Der Konstruktivismus kann zu einer Reihe von Problemen für die Lernenden führen. Vor<br />

allem schwächere SchülerInnen können Schwierigkeiten mit dem Fehlen des klar abgegrenzten<br />

Lernstoffs und der fehlenden Vorgabe des einzig richtigen Lösungsweges haben. Die<br />

Verantwortung für das Lernen geht vom/von der Lehrenden auf die Lernenden über. Mit<br />

diesem Umstand haben zum Teil sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen Probleme (vgl.<br />

Iri, Seite 17).<br />

Der Zeitaufwand für die Lehrenden erhöht sich <strong>im</strong> konstruktivistischen Modell <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu von Lehrenden gesteuertem Unterrichten wesentlich.<br />

„Entdecken und eigenes Konstruieren ist zweifellos sinnvoll und resultiert oft<br />

in höherer Qualität des Lernens, aber ohne Steuerung und Anleitung dauert<br />

dieser Prozess sehr lange.“ (Blu98, Seite 125)<br />

3.4.3 Unterrichtseinheit<br />

Die Gestaltung einer „konstruktivistischen“ Unterrichtseinheit erfordert sehr hohen Vorbereitungsaufwand.<br />

Die SchülerInnen sollten langsam an diese Methode herangeführt werden.<br />

Es bietet sich ein Einstieg über entdeckendes Lernen (siehe Seite 32f) an. Nach und nach<br />

können die Einheiten dann <strong>im</strong>mer offener und handlungsorientierter gestaltet werden. So<br />

werden die Lernenden und Lehrenden langsam zur konstruktivistischen Auffassung von<br />

Lernen bzw. Lehren hingeführt. Der Unterricht muss mit einer konstruktivistischen Einheit<br />

differenziert abgehalten werden, da nicht alle SchülerInnen gut und sinnvoll mit der<br />

konstruktivistischen Methodik unterrichtet werden können.


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 37<br />

Als Thema für Unterrichtseinheiten bietet sich die objektorientierte Programmierung an.<br />

Die SchülerInnen sollten bereits mit einer strukturierten Programmiersprache vertraut sein,<br />

selbständig die Sinnhaftigkeit der Objektorientierung erkennen und diese für ihre Programme<br />

einsetzen. Eine objektorientierte Sprache wird aus eigenem Antrieb von den SchülerInnen<br />

erlernt.


KAPITEL 3. LERNTHEORETISCHE GRUNDLAGEN 38<br />

3.5 Zusammenfassung<br />

Im Schulalltag hat jede der drei Lerntheorien – der Behaviorismus, der Kognitivismus, der<br />

Konstruktivismus – ihre Berechtigung. Es ist wichtig, dass der <strong>Informatik</strong>unterricht methodisch<br />

abwechslungsreich gestaltet wird. Je nach Lerninhalt und Lehrzielen ist die geeignete<br />

Methode zu wählen.<br />

Peter Baumgartner und Sabine Payer stellen die drei großen Lerntheorien in einer Tabelle<br />

gegenüber:<br />

Kategorie Behaviorismus Kognitivismus Konstruktivismus<br />

Hirn ist ein passiver Behälter informationsverarbeitendeschlossenes<br />

informationell ge-<br />

System<br />

Gerät<br />

Wissen wird abgelagert verarbeitet konstruiert<br />

Wissen ist eine konkrete Input- ein adäquater interner<br />

mit einer Situation<br />

Outputrelation<br />

Verarbeitungs-<br />

operieren zu können<br />

prozess<br />

Lernziele richtige Antworten richtige Methoden komplexe Situationen<br />

zur Antwortfindung<br />

bewältigen<br />

Paradigma St<strong>im</strong>ulus-Response Problemlösung Konstruktion<br />

Strategie lehren beobachten und helfen<br />

kooperieren<br />

LehrerIn ist Autorität TutorIn Coach, TrainerIn<br />

Feedback extern vorgegeben extern modelliert intern modelliert<br />

Tabelle 3.1: Lernparadigmen (vgl. Blu98, Seite 108)


Kapitel 4<br />

Didaktische Modelle<br />

„Didaktik ist eine Sache der Definition.“ So treffend formuliert es Wilhelm H. Peterßen in<br />

seinem Buch „Lehrbuch Allgemeine Didaktik“ (Pet89, Seite 16). <strong>Das</strong> Wort Didaktik ist vom<br />

griechischen didaskein hergeleitet. <strong>Das</strong> Stammwort hat einen sehr weiten Bedeutungsbereich.<br />

Es kann aktiv als „lehren“ oder „unterrichten“, passiv als „lernen“ oder „unterrichtet<br />

werden“ und medial als „aus sich selbst lernen“ oder „sich aneignen“ übersetzt werden.<br />

<strong>Das</strong> vom Verb abgeleitete Substantiv bedeutet „Lehre“, „Unterricht“, „Unterweisung“ (vgl.<br />

JM93, Seite 17), (vgl. Kla72, Seite 18).<br />

<strong>Das</strong> Wort Didaktik bezieht sich also sowohl auf das Lehren als auch auf das Lernen. Didaktik<br />

kann ganz allgemein als die Wissenschaft vom Lehren und Lernen bezeichnet werden.<br />

Im Folgenden wird zwischen allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik unterschieden. Während<br />

die Fachdidaktik <strong>im</strong> Kapitel „Fachdidaktik der <strong>Informatik</strong>“ (siehe Seite 44ff) ausführlich<br />

behandeln wird, liegt der Schwerpunkt dieses Kapitels auf der Vorstellung und Analyse<br />

der wichtigsten allgemeinen didaktischen Modelle.<br />

<strong>Das</strong> Wissen um didaktische Modelle ist für jede/n, der/die LehrerIn ist oder LehrerIn<br />

wird, von großer Relevanz. Denn dieses Wissen dient dazu, sich „verinnerlichte didaktische<br />

Normen und Haltungen bewusst zu machen und sie in Richtung auf eine eigene didaktische<br />

Theorie ’<strong>im</strong> Hinterkopf’ weiterzuentwickeln“(JM93, Seite 130).<br />

4.1 <strong>Bildung</strong>stheoretische Didaktik<br />

<strong>Das</strong> bildungstheoretische Modell ist der älteste didaktische Ansatz. Demnach ist die <strong>Bildung</strong><br />

der Ausgangs- und Bezugspunkt jeder didaktischen Entscheidung. Ein Unterrichtskonzept<br />

wird auf Grundlage der Theorie der Allgemeinbildung entworfen (vgl. Pet89, Seite<br />

83f). Werner Jank und Hilbert Meyer bezeichnen Allgemeinbildung als die Fähigkeit, kritisch,<br />

sachkompetent, selbstbewusst und solidarisch denken und handeln zu können (vgl.<br />

JM93, Seite 139).<br />

39


KAPITEL 4. DIDAKTISCHE MODELLE 40<br />

Im Jahre 1958 veröffentlichte der deutsche Erziehungswissenschaftler Wolfgang Klafki erstmals<br />

seine didaktische Analyse. Die didaktische Analyse stellt für Klafki den „Kern der<br />

Unterrichtsvorbereitung“ (Pet89, Seite 97) dar.<br />

4.1.1 Didaktische Analyse einer Unterrichtseinheit nach dem<br />

<strong>Bildung</strong>skonzept vom Klafki<br />

Im Folgenden wird ein Beispiel für eine didaktische Analyse nach Klafki vorgestellt. Die<br />

fünf Grundfragen stammen von Werner Jank und Hilbert Mayer (JM93, Seite 134f) und<br />

von Wilhelm H. Peterßen (Pet89, Seite 97f). Die Arbeitsunterlagen zur Unterrichtseinheit,<br />

welche sich mit Formatierung in Textverarbeitungsprogrammen beschäftigt, befinden sich<br />

<strong>im</strong> Anhang (siehe Seite 105). Die Unterrichtseinheit ist für eine 1. Klasse AHS konzipiert.<br />

1. Exemplarische Bedeutung<br />

Welchen größeren bzw. allgemeinen Sinn- und Sachzusammenhang kann das Thema<br />

der Einheit für den/die SchülerIn erschließen?<br />

Die Unterrichtseinheit ist exemplarisch für den Umgang mit Office-Programmen. Die<br />

Markierung von Zeichen, Wörtern und Sätzen wird ebenso wie die Zeichenformatierung<br />

in anderen Programmen angewandt.<br />

2. Gegenwartsbedeutung<br />

Welche Bedeutung hat das Thema bereits jetzt <strong>im</strong> Leben der SchülerInnen?<br />

Den SchülerInnen wird möglicherweise bekannt sein, dass Text in Office-Programmen<br />

beliebig verändert werden kann, ohne ihn jedesmal neu zu tippen.<br />

3. Zukunftsbedeutung<br />

Worin liegt die Bedeutung des Themas für die Zukunft der SchülerInnen?<br />

Viele SchülerInnen möchten die ECDL-Prüfung erfolgreich absolvieren. Manche möchten<br />

ihre Texte nach eigenen Wünschen gestalten können, andere werden dies in ihrem<br />

Beruf brauchen können.<br />

4. Struktur<br />

Welche Struktur haben Thema und Inhalt der Einheit?<br />

• Um einen Text formatieren zu können, muss er markiert werden. Als ersten<br />

Schritt lernen die SchülerInnen das Markieren von Zeichen, Wörtern und Sätzen.<br />

• Die SchülerInnen lernen verschieden Möglichkeiten der Zeichendarstellung kennen<br />

und anwenden.<br />

• Die SchülerInnen lernen zwei Arten des Zugriffs auf die Formatierungsmöglichkeiten<br />

kennen.


KAPITEL 4. DIDAKTISCHE MODELLE 41<br />

5. Unterrichtliche Zugänglichkeit<br />

Was sind die besonderen Fälle/Beispiele, anhand derer das Thema den SchülerInnen<br />

interessant und begreifbar gemacht werden kann?<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse und Fähigkeiten sind auch für andere Unterrichtsfächer<br />

interessant. Die SchülerInnen können die neuen Fertigkeiten auch privat (z. B.<br />

für die Gestaltung einer Party-Einladung) anwenden.<br />

4.2 Lern- und lehrtheoretische Didaktik<br />

Paul He<strong>im</strong>ann gilt als der Vater der lerntheoretischen Didaktik. Für He<strong>im</strong>ann ist nicht<br />

der <strong>Bildung</strong>sbegriff, sondern der Lernbegriff von zentraler Bedeutung. Die Didaktik wird<br />

als eine Theorie des Unterrichts definiert, die „alle <strong>im</strong> Unterricht auftretenden Erscheinungen<br />

und Bedingungen der wissenschaftlichen Kontrolle unterwirft“ (Bla80, Seite 91).<br />

Um die vollständige Erfassung aller <strong>im</strong> Unterricht auftretenden Faktoren zu gewährleisten,<br />

haben Paul He<strong>im</strong>ann und Wolfgang Schulz eine Strukturanalyse des Unterrichts entworfen.<br />

Folgende sechs Grundfragen umschließen laut lern- und lehrtheoretischer Didaktik das<br />

Objekt Unterricht (vgl. JM93, Seite 185), (vgl. Bla80, Seite 101ff), (vgl. Pet89, Seite 121ff):<br />

• Intention<br />

Welche Ziele verfolgt der/die LehrerIn mit seinem/ihrem Unterricht?<br />

• Thematik<br />

Welche Inhalte werden gelehrt?<br />

• Methodik<br />

Wie werden die Inhalte vermittelt?<br />

• Medien<br />

Womit werden die Inhalte vermittelt?<br />

• Anthropologisch-psychologische Voraussetzungen<br />

An wen vermittelt der/die LehrerIn die Inhalte?<br />

• Sozial-kulturelle Voraussetzungen<br />

In welcher Situation werden die Inhalte vermittelt?<br />

Wolfgang Schulz analysiert auch den Bereich der Unterrichtsplanung. Er unterscheidet vier<br />

Schritte der Unterrichtsplanung (vgl. JM93, Seite 219):<br />

• Perspektivenplanung (Gliederung der Unterrichtseinheiten eines Semesters)<br />

• Umrissplanung (Formulierung der Unterrichtsziele)


KAPITEL 4. DIDAKTISCHE MODELLE 42<br />

• Prozessplanung (Planung des konkreten Unterrichts, d. h. Zeitablauf, Methoden, Hilfen<br />

und Kontrollen, Festlegung von Lehr- und Lernzielen)<br />

• Planungskorrektur (Kurzfristige Planung aufgrund unvorhergesehener Ereignisse)<br />

Die drei zentralen Begriffe des Unterrichts sind für Wolfgang Schulz Kompetenz, Autonomie<br />

und Solidarität. Diese drei Zielsetzungen sind aufeinander angewiesen und bedingen sich<br />

gegenseitig.<br />

„Kompetenz sei kein Wert für sich, sondern sei wichtig, indem sie Autonomie<br />

fördere. Autonomie sei ebenfalls kein Wert für sich, weil die Autonomie des<br />

einzelnen <strong>im</strong>mer an die Grenzen stößt, welche ihm das Autonomiestreben seiner<br />

Mitmenschen setzt; Selbstbest<strong>im</strong>mung und Selbstverwirklichung dürfen nicht<br />

auf Kosten anderer gehen, sondern müssen in sozialer Verantwortung realisiert<br />

werden, also in Solidarität.“ (Wolfgang Schulz zitiert nach Werner Jank und<br />

Hilbert Mayer JM93, Seite 221)<br />

4.3 Informationstheoretisch-kybernetische Didaktik<br />

Felix von Cube und Helmar Frank entwickelten aus den Grundlagen der Kybernetik, der<br />

Informationstheorie und der behavioristischen Lerntheorie die informationstheoretischekybernetische<br />

Didaktik. Laut diesem Modell wird Didaktik zur reinen Methodik.<br />

„Die kybernetisch-informationstheoretische Didaktik wendet unter der Voraussetzung<br />

gegebener Ziele kybernetische Begriffe und Methoden auf die Planung<br />

von Unterricht in Ausbildunsprozessen an.“ (Gud03, Seite 243)<br />

Der Erziehungsvorgang wird als Regelungsprozess gesehen und dementsprechend der Lernund<br />

Lehrprozess als Regelkreis (siehe Abbildung 4.1) modelliert.<br />

KriterikerInnen der informationstheoretisch-kybernetischen Didaktik merken an, der Unterrichtsprozess<br />

sei zu komplex, um ihn als derart einfaches Modell beschreiben zu können.<br />

Dieser Ansatz hatte trotzdem beachtliche Auswirkungen auf Modelle zur Opt<strong>im</strong>ierung und<br />

Evaluierung von Lehrveranstaltungen oder die Entwicklung und Strukturierung mult<strong>im</strong>edialer,<br />

maschineller Lehr- und Lernprogramme (vgl. Thoa, Seite 4), (vgl. Hub00, Seite<br />

27).<br />

4.4 Kritisch-kommunikative Didaktik<br />

Die kritisch-kommunikative Didaktik ist der jüngste Ansatz der allgemeindidaktischen<br />

Theorien. Diese Didaktik sucht nicht technische Lösungen für Probleme der unterrichtlichen<br />

Kommunikation, sondern zwischenmenschliche Lösungen.


KAPITEL 4. DIDAKTISCHE MODELLE 43<br />

Lernziel<br />

❄<br />

Regler: LehrerIn<br />

<br />

✠<br />

Stellglied: Lernsteuerung<br />

❅ ❅❘<br />

❅ ❅■<br />

Messfühler: Lernkontrolle<br />

<br />

✒<br />

Regelgröße: SchülerIn<br />

✻<br />

Störungen<br />

✻<br />

Abbildung 4.1: Unterricht nach dem Regelkreis (vgl. fvC72, Seite 88)<br />

„Unterricht, Lehren und Lernen usw. werden als ein kommunikatives Geschehen<br />

aufgefasst, als ein Geschehen, in dem verschiedene beteiligte Personen in eine<br />

Beziehung zueinander treten.“ (Pet89, Seite 156)<br />

Gerade <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht müssen LehrerInnen darauf achten, nicht „SklavInnen“<br />

der Technik zu werden. Es ist nicht sinnvoll, die Kommunikation <strong>im</strong> Unterricht nur über<br />

die technische Schiene laufen zu lassen. Trotz der Vorteile der modernen Medien bedarf<br />

Unterricht auch der zwischenmenschlichen Kommunikation.<br />

4.5 Anmerkung des Verfassers zur Didaktik<br />

Didaktik darf auch kritisch sein. Es ist nicht Aufgabe der Didaktik, gesellschaftliche Zustände<br />

einfach zu akzeptieren. Didaktik muss vielmehr soziale Rahmenbedingungen kritisch<br />

hinterfragen und diese gegebenenfalls zu ändern versuchen.<br />

Für den/die LehrerIn bedeutet dies auch, dass Lehrpläne sowie strukturelle und soziale<br />

Rahmenbedingungen der eigenen Schule hinterfragbar sind.


Kapitel 5<br />

Fachdidaktik <strong>Informatik</strong><br />

Fachdidaktiken gibt es für jedes in der Schule vertretene <strong>Unterrichtsfach</strong>. Die Fachdidaktik<br />

ist das Bindeglied zwischen der Fachwissenschaft und dem <strong>Bildung</strong>ssystem. Sie macht die<br />

Erkenntnisse der Wissenschaft den lernenden Kindern und Erwachsenen zugänglich.<br />

Der Auftrag der Fachdidaktik <strong>Informatik</strong> besteht in „der Erforschung und Entwicklung<br />

des Lehrens und Lernens von <strong>Informatik</strong> in allen Altersstufen. Ihr wichtigstes Ziel ist<br />

die Gestaltung und Verbesserung des <strong>Informatik</strong>unterrichts; dabei muss sie auf Resultate<br />

der allgemeinen Didaktik, der Pädagogik, der Psychologie und der Wissenschaftstheorie<br />

zurückgreifen“ (Bau96, Seite 45).<br />

5.1 Historischer Exkurs<br />

Die Didaktik der <strong>Informatik</strong> hat trotz ihres kurzen Bestehens bereits mehrfach ihr Denkmuster<br />

verändert. Der historische Exkurs verdeutlicht dies <strong>im</strong> Folgenden.<br />

Die einzelnen Stadien und Ansätze lösen einander nicht ab, sondern sind Bestandteil einer<br />

Entwicklung, die in der heutigen Schulinformatik fußt. Die einzelnen Phasen üben auch<br />

heute noch Einfluss auf die Didaktik der <strong>Informatik</strong> aus. In Anbetracht der Tatsache, dass<br />

LehrerInnen ihrer Unterrichtsplanung eine best<strong>im</strong>mte Theorie zugrunde legen und spezielle<br />

Einstiege suchen, sind die Grundlagen der einzelnen Stadien auch heute noch von Interesse<br />

(vgl. RH90, Seite 175ff), (vgl. Bau96, Seite 112ff), (vgl. Hub00, Seite 50ff), (vgl. Thob,<br />

Seite 22ff).<br />

5.1.1 Hardewareorientierter Ansatz<br />

In den späten 1960er-Jahren wurden in Österreichs Schulen die ersten Unterrichtsversuche<br />

zur <strong>Informatik</strong> durchgeführt. Die ausführenden LehrerInnen kamen aus den Gebieten<br />

der mathematisch-technischen Grundlagen der <strong>Informatik</strong>. Die typischen Lehrplaninhalte<br />

waren binäres Rechnen, Aussagenlogik, technische Grundlagen des Aufbaus digitaler Rechenanlagen<br />

und maschinennahe Programmiersprachen. Die Lernziele konzentierten sich<br />

44


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 45<br />

hauptsächlich auf die logischen Grundlagen der Datenverarbeitung und ihre technische<br />

Realisierung.<br />

Der fehlende bleibende Beitrag zur Allgemeinbilung spricht gegen den hardwareorientierten<br />

Ansatz, denn jede neue Hardware erfordert Umlernen. Trotzdem findet sich dieser Ansatz<br />

teilweise in den Lehrplänen der berufsbildenden Schulen und in der Denkweise mancher<br />

LehrerInnen.<br />

5.1.2 Algorithmenorientierter Ansatz<br />

Ab Mitte der 1970er-Jahre erfolgte eine Abkehr von der technischen <strong>Informatik</strong> hin zur<br />

theoretischen <strong>Informatik</strong>. <strong>Das</strong> Ziel des <strong>Informatik</strong>unterrichts war, systematisch algorithmische<br />

Probleme zu lösen und diese Lösungen als Programm zu formulieren. Im Unterricht<br />

kam vorzugsweise das Top-Down-Verfahren zum Einsatz (vgl. Hub00, Seite 51):<br />

1. Erkennen des Problems<br />

2. Entwurf der Lösung<br />

3. Lösung des Problems<br />

4. Prüfung der Korrektheit<br />

5. Diskussion möglicher Alternativen und Verbesserung<br />

Die Forderung nach vollständiger Algorithmisierung konnte <strong>im</strong> Hinblick auf die altersgemäße<br />

Vermittelbarkeit nur bei relativ einfachen Beispielen mit geringer Komplexität verwirklicht<br />

werden. Auch die Unabhängigkeit der Lösungen von Programmiersprachen wurde<br />

vernachlässigt, und so stand das Erlernen einer Programmiersprache <strong>im</strong> Vordergrund. Die<br />

Sprache „Pascal“ übte einen sehr großen Einfluss auf den algorithmenorientierten Ansatz<br />

aus.<br />

Durch die starke Konzentration auf Algorithmen und Programmiersprache wurde der allgemeinbildende<br />

Charakter der Schule vernachlässigt. Die <strong>Informatik</strong> wurde auch in der<br />

Schule zur Ingenieurswissenschaft.<br />

5.1.3 Anwenderorientierter Ansatz<br />

Ab Mitte der 1970er-Jahre entstand als Erweiterung des algorithmenorientierten Ansatzes<br />

der anwenderorientierte Ansatz. Die Schule versuchte verstärkt, die konkrete Lebenssituation<br />

der SchülerInnen in den Lehrplan einzubeziehen. Erstmals standen den Schulen<br />

finanzierbare Rechner zur Verfügung, und erste Standardsoftware, wie „Wordstar“ oder<br />

„VisiCalc“, war verfügbar. Die Algorithmik blieb das Werkzeug der <strong>Informatik</strong>, jedoch mit<br />

dem Zusatz, in einen Anwendungsbezug einbettbar zu sein.<br />

Richtungsweisend für die didaktische Umorientierung war die „GI - Gesellschaft für <strong>Informatik</strong>“:


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 46<br />

„Gegenstand des <strong>Informatik</strong>unterrichts ist in erster Linie nicht die technische<br />

Funktion des Rechners. Vielmehr erscheint es wesentlich, Möglichkeiten der<br />

Anwendungen des Rechners sowie Auswirkung und Grenzen des Einsatzes von<br />

Rechenanlagen zu kennen und zu erkennen.“ (zitiert nach Bau96, Seite 114)<br />

Der Werkzeugcharakter des Rechners wird betont. Erstmals werden auch die Grenzen der<br />

Möglichkeiten und die Verantwortung des <strong>Informatik</strong>ers für die Gesellschaft thematisiert.<br />

Innerhalb des anwendungsorientieren Unterrichts sind unterschiedliche Schwerpunktsetzungen<br />

feststellbar (vgl. Thob, Seite 25f):<br />

• Anwendung als Software-Engineering<br />

Die Situation der Softwareherstellung wird <strong>im</strong> Unterricht s<strong>im</strong>uliert. Die SchülerInnen<br />

erwerben Kenntnisse von Programmaufbau und Konzepten des Software-Engineerings.<br />

Es wird produktorientiert unterrichtet und vorgegangen.<br />

• Anwendung als Benutzung vorhandener Software<br />

Der Umgang mit Standardsoftware wird <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht gelehrt und gelernt.<br />

• Anwendung als Prototyping<br />

Aus Zeitgründen kann <strong>im</strong> Unterricht keine vollständige Software entwickelt werden.<br />

Die Analyse und die Wieder- und Weiterbearbeitung bestehender Softwaresysteme<br />

wurde Inhalt des <strong>Informatik</strong>unterrichts.<br />

• Anwendung als Modellierung von Wirklichkeit<br />

Die integrative Behandlung von gesellschaftlichen Aspekten und Algorithmik sollte<br />

mit dieser Schwerpunktsetzung ermöglicht werden.<br />

Der anwenderorientierte Unterricht sieht <strong>im</strong> Projektunterricht die wichtigste Unterrichtsform.<br />

In der Schule ist die Komplexität der Praxis nur schwer nachvollziehbar, da die<br />

dafür nötige Stundenanzahl nicht gegeben ist. Trotzdem wird dieser Ansatz in den Schulen<br />

gepflegt und weiterentwickelt.<br />

5.1.4 Benutzerorientierter Ansatz<br />

Ab den späten 1980er-Jahre drangen informatische Systeme verstärkt in die Freizeit und<br />

ins Alltagsleben ein. Es kam zur Weiterentwicklung der Standardsoftware. Die Einarbeitungszeit<br />

in dieselbe verminderte sich scheinbar. Es entstand das Internet.<br />

Als Folge dieser Entwicklungen entstand der benutzerorientierte Ansatz. Dieser verzichtet<br />

auf Programmierung und informatische Konzepte. Die Nutzung von Anwendersystemen<br />

steht <strong>im</strong> Vordergrund. <strong>Informatik</strong> wird zu einem gesellschaftsorientierten Fach mit klarer<br />

Ausrichtung auf die Arbeitswelt. <strong>Das</strong> Erlernen von Anwendersoftware, einseitige Bedienfertigkeiten<br />

und gesellschaftliche Fragen stehen <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Dem benutzerorientieren Ansatz fehlt laut Peter Hubwieser die intellektuelle Tiefe (vgl.<br />

Hub00, Seite 53): Die SchülerInnen sehen nur die äußere Struktur der Programmoberfläche,<br />

die inneren Konzeptionen wie Datenstrukturen und Algorithmen bleiben verborgen.


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 47<br />

Dadurch würden die SchülerInnen in der Entwicklung ihrer Kritik- und Abstrahierungsfähigkeit<br />

stark eingeschränkt.<br />

5.1.5 Systemorientierter Ansatz<br />

Der systemorientierte Ansatz ist die Synthese der bisher gezeigten Ansätze. Der Computer<br />

wird nicht als isoliertes Einzelgerät, sondern als Teil umfassender Systeme gesehen. Informatische<br />

und allgemeinbildende Aspekte werden <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht behandelt und<br />

thematisiert.<br />

5.2 Fragen der Fachdidaktik <strong>Informatik</strong><br />

Für Sigrid Schubert und Andreas Schwill hat die Fachdidaktik <strong>Informatik</strong> vor allem folgende<br />

Fragen zu beantworten (vgl. SS04, Seite 18):<br />

• Welche Inhalte der <strong>Informatik</strong> sind für die Schule relevant? (<strong>Informatik</strong>)<br />

• Wie baut man eine Unterrichtsstunde auf? (Pädagogik)<br />

• Welche Fähigkeiten hat ein Kind best<strong>im</strong>mten Alters? (Psychologie)<br />

• Welche politischen und gesellschaftlichen Ziele soll der Unterricht verfolgen? (Institution<br />

Schule)<br />

Die folgenden vier Kapitel (Seite 47 bis Seite 52) werden die oben angeführten Fragen<br />

beantworten.<br />

5.2.1 Inhalte der Schulinformatik<br />

Welche Inhalte der <strong>Informatik</strong> sind für die Schule relevant?<br />

Die Inhalte des <strong>Unterrichtsfach</strong>s <strong>Informatik</strong> sind durch die jeweiligen Lehrpläne vorgegeben.<br />

„Die Ziele sind festgelegt durch den Lehrplan. Der Lehrplan ist jedoch so verfasst, dass er<br />

Spielraum in der Umsetzung lässt, d. h. der Lehrer hat eine gewisse Flexibilität, diesen Lehrplan<br />

umzusetzen. Die Ziele der <strong>Informatik</strong> sind generell zwischen AHS und BHS unterschiedlich.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 51 - 54)


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 48<br />

Die Lehrpläne von AHS und BHS wurden <strong>im</strong> Kapitel „<strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong>“ (siehe<br />

Seite 15ff) näher ausgeführt. Der/die LehrerIn hat die Möglichkeit, seinen/ihren Unterricht<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Lehrplans flexibel zu gestalten. Im Sinne der kritisch-kommunikativen<br />

Didaktik (siehe Seite 42) soll er/sie die „Lehrpläne nicht als fraglos geltende Gegebenheit<br />

akzeptieren, sondern sie kritisch reflektieren“ (Bau96, Seite 27).<br />

5.2.2 Aufbau einer Unterrichtseinheit<br />

Wie baut man eine Unterrichtsstunde auf?<br />

Jede Unterrichtseinheit sollte Teil einer Unterrichtsplanung (siehe Seite 41f) sein. Es ist<br />

wichtig zu beachten, dass die gewählte Unterrichtsform auf den jeweiligen Lehrstoff abgest<strong>im</strong>mt<br />

ist. Unterricht entwickelt sich aus der Interaktion zwischen LehrerInnen und<br />

SchülerInnen sowie zwischen SchülerInnen untereinander. Diese Interaktionen lassen sich<br />

hinsichtlich zweier Gesichtspunkte klassifizieren: nach der Sozialform und nach der Aktionsform<br />

(vgl. Bau96, Seite 188), (vgl. SS04, Seite 293f).<br />

Die Sozialform wird folgendermaßen unterschieden (vgl. Bau96, Seite 188), (vgl. SS04, Seite<br />

294):<br />

• Klassenunterricht<br />

Alle SchülerInnen nehmen gleichermaßen am Unterricht teil und kommunizieren untereinander<br />

und mit dem/der LehrerIn.<br />

• Gruppenunterricht<br />

Die SchülerInnen sind in mindestens zwei Gruppen geteilt. Die Kommunikation vollzieht<br />

sich ausschließlich innerhalb der Gruppe.<br />

• Einzelunterricht<br />

Es ist keine Kommunikation zwischen den SchülerInnen möglich oder erlaubt.<br />

Die Aktionsform wird folgendermaßen unterschieden (vgl. Bau96, Seite 188), (vgl. SS04,<br />

Seite 294):<br />

• Darbietende Form<br />

Die Lerninhalte werden hauptsächlich vom/von der LehrerIn präsentiert. Die SchülerInnen<br />

nehmen die Inhalte mehr oder weniger passiv auf.<br />

• Gelenkte Entdeckung<br />

Die SchülerInnen gestalten den Unterricht mit. Der/die LehrerIn liefert die geeigneten<br />

Hilfestellungen zur Entdeckung.<br />

• Forschungsform<br />

Der/die LehrerIn gibt lediglich Anregungen. Der Unterricht wird von den Aktivitäten<br />

der SchülerInnen geprägt und gestaltet.


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 49<br />

Theoretisch lasssen sich aus den oben gezeigten Sozial- und Aktionsformen neun Unterrichtsformen<br />

ableiten. Diese genaue Aufteilung ist für den Klassenunterricht, nicht jedoch<br />

für den Gruppen- und Einzelunterricht zielführend.<br />

Hierbei handelt es sich um Idealtypen. In der schulischen Realität kommen zumeist Mischtypen<br />

vor.<br />

Klassenunterricht<br />

Klassenunterricht ist sehr gut geeignet, um Inhalte, Zusammenfassungen oder Fragestellungen<br />

aus der Sicht des/der LehrerIn darzustellen. Der Vorteil des Klassenunterrichts ist,<br />

dass die SchülerInnen unter der Anleitung des/der LehrerIn lernen und arbeiten können.<br />

Als Nachteil können die verminderte Selbsttätigkeit der SchülerInnen und die Beeinträchtigung<br />

individueller Lernweisen angesehen werden (vgl. Bau96, Seite 188).<br />

Der Klassenunterricht kann in folgende Unterrichtsformen unterschieden werden:<br />

• Lehrervortrag, Frontalunterricht<br />

Der Frontalunterricht ist die älteste Unterrichtsform. Im Frontalunterricht dominiert<br />

der/die LehrerIn das Unterrichtsgeschehen. Obwohl der Frontalunterricht eher negativ<br />

belegt ist, hat er in der Schule nach wie vor seine <strong>Das</strong>einsberechtigung, um<br />

Abwechslung der Unterrichtsformen zu ermöglichen und zu gewährleisten.<br />

Beispiel: Abschließende Gegenüberstellung von Vorgehensmodellen in der Softwareentwicklung.<br />

• Fragend-entwickelnder Unterricht<br />

In dieser Unterrichtsform gibt der/die LehrerIn den Lerninhalt und das Ziel des Unterrichts<br />

vor. Der Unterricht wird also vom/von der LehrerIn dominiert. Die SchülerInnen<br />

werden durch gezielte Zwischen- und Rückfragen aufgefordert, die Gedanken<br />

des/der LehrerIn nachzuvollziehen und sind so am Problem und an der Entwicklung<br />

der Lösung beteiligt.<br />

Beispiel: Der/die LehrerIn erarbeitet mit den SchülerInnen elementare Datenstrukturen<br />

(siehe Seite 105). Der Ablauf der Unterrichtssequenz ist vom/von der LehrerIn<br />

vorgegeben, Abweichungen von der Vorgabe seitens der SchülerInnen werden korrigiert<br />

oder abgewiesen.<br />

• Freies Unterrichtsgespräch<br />

Die Beiträge der SchülerInnen gestalten den Unterricht. Der/die LehrerIn ist für<br />

den organistatorischen Ablauf, nicht aber für den inhaltlichen Ablauf verantwortlich.<br />

Durch die Vorgabe einer Thematik oder eines Problems gibt der/die LehrerIn<br />

lediglich den Impuls für die Unterrichtseinheit. Danach zieht er/sie sich weitgehend<br />

zurück und achtet auf die Einhaltung der Spielregeln und die Ergebnissicherung der<br />

Diskussion.<br />

Beispiel: Die gesamte Klasse bekommt vom/von der LehrerIn ein offenes Problem


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 50<br />

gestellt, etwa die Lösung der eMail-Wartung an der Schule. Die AdminstratorInnen<br />

sind nicht mehr in der Lage, die eMails für alle SchülerInnen und LehrerInnen zu<br />

warten. Es wird daher eine Lösung gesucht, die die AdminstratorInnen entlastet. Die<br />

SchülerInnen arbeiten an dieser Lösung.<br />

Gruppenunterricht<br />

Für den Gruppenunterricht wird die Klasse zeitlich begrenzt in Lerngruppen aufgeteilt.<br />

Eine Sonderform des Gruppenunterrichts ist die Partnerarbeit.<br />

Eine Gruppe kann ausgehend von den drei Aktionsformen (siehe Seite 48) unterschiedlich<br />

unterrichtet werden:<br />

• Jede Gruppe wird <strong>im</strong> Vorlesungsstil unterrichtet.<br />

• Jede Gruppe bekommt ein Problem, und der/die LehrerIn hilft und unterstützt die<br />

einzelnen Gruppen auf ihrem Lösungsweg.<br />

• Jede Gruppe erhält ein offenes Problem und kann und muss eigene Lösungen entwickeln.<br />

Einzelarbeit<br />

Einzelarbeiten eignen sich in Form von Fachbereichsarbeiten oder Referaten sehr gut als<br />

studienvorbereitende Arbeitstechniken.<br />

Sind genügend Computer vorhanden, leistet die Einzelarbeit <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht gute<br />

Dienste. Jede/r SchülerIn kann an ihrem/seinem eigenen Computer die gestellte Aufgabe<br />

bearbeiten und lösen. Mit den verschiedenen Aktionsformen kann der Unterricht durch<br />

den/die LehrerIn differenziert werden.<br />

Projektunterricht<br />

Der Projektunterricht spielt für Sigrid Schubert und Andreas Schwill <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

eine besonders große Rolle. Der <strong>Informatik</strong>unterricht bietet die Möglichkeit, Projektunterricht<br />

gezielt als Lehr- und Wissenschaftsmethode einzusetzen (vgl. SS04, Seite 296ff).<br />

Dadurch ist es möglich, sowohl Hochbegabte als auch SchülerInnen mit Lernschwächen individuell<br />

zu fördern. Im Rahmen des Projektunterrichts ist denkbar, an Problemlösungen<br />

der „wirklichen“ Welt zu arbeiten und so die Realität in die Schule hereinzuholen. Darüber<br />

hinaus ermöglicht der Projektunterricht entdeckendes Lernen (siehe Seite 32f), (vgl. RH90,<br />

Seite 207).<br />

Es ist von großer Bedeutung, zwischen dem pädagogischen und dem informatischen Projektbegriff<br />

zu unterscheiden. Während der pädagogische Projektbegriff das Gemeinsame<br />

von Lernenden in den Vordergrund stellt, geht es be<strong>im</strong> informatischen Projekt um die<br />

Aufteilung der Arbeit zum Zweck der Effektivitätssteigerung. Dadurch bilden sich SpezialistInnen<br />

heraus, die nur noch über definierte Schnittstellen miteinander kommunizieren.


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 51<br />

<strong>Das</strong> kann zur Folge haben, dass gute SchülerInnen die Arbeit alleine machen und schlechte<br />

SchülerInnen als „lästiges Beiwerk“ gesehen werden.<br />

Nur <strong>im</strong> pädagogischen Projekt arbeiten alle Beteiligten gemeinsam an der Lösung eines<br />

gestellten Problems (vgl. SS04, Seite 297ff). Im <strong>Informatik</strong>unterricht muss also eine Synthese<br />

von pädagogischen und informatischen Projekten hergestellt werden.<br />

Sigrid Schubert und Andreas Schwill bevorzugen eine Teamstruktur (vgl. SS04, Seite 306),<br />

die folgende Bedingungen erfüllt:<br />

• Alle Teammitglieder sind nahezu gleichberechtigt.<br />

• Die Struktur erfordert über den gesamten Projektverlauf Berührungspunkte zwischen<br />

allen Teammitgliedern.<br />

Die Wahl des Projektthemas sollte in Absprache mit den SchülerInnen stattfinden. Eine<br />

Variante ist, dass der/die LehrerIn verschiedene Themen vorgibt und sich die SchülerInnen<br />

anschließend für einen Themenvorschlag entscheiden. Eine andere Variante ist, dass die<br />

SchülerInnen sich selbst eine Themenliste erarbeiten und sich in Absprache mit dem/der<br />

LehrerIn für ein Thema entschieden.<br />

Wichtig für die Themenwahl ist die Realisierbarkeit der Thematik innerhalb der vorgegebenen<br />

Projektdauer. Die Themen sollen auch in Bezug zur Lebenswelt der SchülerInnen<br />

stehen.<br />

Beispiel für ein Projektthema<br />

In Tirol und Oberösterreich wird jährlich für SchülerInnen der Unterstufen ein LEGO-<br />

Roboter-Programmierwettbewerb veranstaltet. Die SchülerInnen erhalten verschiedene Aufgaben,<br />

die <strong>im</strong> Team durch Konstruktion und Programmierung eines LEGO-Roboters gelöst<br />

werden müssen. Für die Lösung der Aufgaben haben die Projektteams acht Wochen Zeit.<br />

Dabei werden sie von einem/einer LehrerIn betreut. Be<strong>im</strong> Wettbewerb muss der programmierte<br />

Roboter die gestellten Aufgaben in vorgegebener Zeit lösen.<br />

„Ziel ist, Kinder und Jugendliche für Wissenschaft und Technologie zu begeistern,<br />

den Teilnehmern den Gedanken des Teamgeists zu vermitteln und Kinder<br />

und Jugendliche anzuspornen, komplexe Aufgaben mit kreativen Lösungen zu<br />

bewältigen.“ (Sch05, Seite 23)<br />

5.2.3 Altersgemäße Auswahl und Vermittlung der Inhalte<br />

Welche Fähigkeiten hat ein Kind best<strong>im</strong>mten Alters?<br />

Lernpsychologie ist eine wichtige Bezugswissenschaft für jede Fachdidaktik. Vor allem be<strong>im</strong><br />

Unterricht in der Unterstufe sollten sich LehrerInnen bewusst sein, dass viele SchülerInnen<br />

noch nicht in der Lage sind, alle Denkoperationen auszuführen. Die Unterrichtsinhalte sollten<br />

möglichst real präsentiert werden, d. h. konkrete Dinge sollten die Ausgangspunkte des


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 52<br />

Unterrichts sein. Abstrakte theoretische Konzepte haben in der Unterstufe nichts verloren<br />

(vgl. Hub00, Seite 11).<br />

5.2.4 Politische und gesellschaftliche Ziele des Unterrichts<br />

Welche politischen und gesellschaftlichen Ziele soll der Unterricht verfolgen?<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht hat die Aufgabe, SchülerInnen die Möglichkeit zu bieten, sich<br />

mit den neuen Technologien, ihren Anwendungen und möglichen Auswirkungen kritisch<br />

und reflektierend auseinanderzusetzen.<br />

Lehreinheiten aus dem <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong>, die sich mit politischen oder gesellschaftlichen<br />

Themen beschäftigen, sind nach Einschätzung des Verfassers bei SchülerInnen<br />

nicht sehr geschätzt. Von der <strong>Informatik</strong>lehrerin Elisabeth Hopfenwieser stammt unten<br />

angeführte Idee zur Gestaltung einer Unterrichtssequenz zum Thema „Personenbezogene<br />

Daten - Datenschutzgesetz“.<br />

Beispiel „Personenbezogene Daten - Datenschutzgesetz“ (Hop03)<br />

Die SchülerInnen arbeiten in Kleingruppen mit Materialiensammlungen zu den verschiedenen<br />

Teilaspekten, erstellen eine Präsentation und stellen diese der gesammelten Klasse vor.<br />

Nach der Vorstellung aller Schülerpräsentationen und anschließender Diskussion erfolgt eine<br />

Zusammenfassung der Ergebnisse in einem Lehrervortrag (siehe auch Materaliensammlung<br />

Seite 108ff).<br />

5.3 Fundamentale Ideen der <strong>Informatik</strong><br />

5.3.1 Historischer Ansatz<br />

Rüdeger Baumann, Schulbuchautor und Fachberater für Mathematik und <strong>Informatik</strong> in<br />

Niedersachsen, macht das Wesen der <strong>Informatik</strong> an ihren historischen Wurzeln fest. Mitte<br />

der 1930er-Jahre entwickelte sich mit den Arbeiten von Konrad Zuse (Bau des ersten<br />

Programm gesteuerten Rechners), den theoretischen Überlegungen von Alan M. Turing<br />

(Möglichkeiten und Grenzen der Berechenbarkeit) und den Abhandlungen von Claude M.<br />

Shannon (Schaltkreis-, Codierungs- und Informationstheorie) die <strong>Informatik</strong> (vgl. Bau03,<br />

Seite 60f).<br />

Die <strong>Informatik</strong> hat sich aus dem Rechnen, dem Führen (Steuern und Regeln) sowie dem<br />

Kommunizieren entwickelt. Diese lebensweltlichen Bereiche gehen bis in das klassische<br />

Altertum zurück. Jedem dieser Bereiche entspricht einer fundamentalen Idee.<br />

„Dem Rechnen entspricht die Idee der Formalisierung, dem Führen die Idee der<br />

Automatisierung und dem Kommunizieren entspricht die Idee der Vernetzung.“<br />

(Bau96, Seite 51)


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 53<br />

Idee der Formalisierung<br />

Die Idee der Formalisierung spielt in der Geschichte des menschlichen Denkens eine zentrale<br />

Rolle. Ein wesentlicher Teil der Entwicklung von Mathematik und Logik beruht darauf,<br />

best<strong>im</strong>mte Bereiche <strong>im</strong>mer weiter zu formalisieren; diese Tätigkeiten „betreffen das Rechnen<br />

(mit Zahlen), das logische Schließen und (allgemeiner) das Lösen von Problemen“ (Bau96,<br />

Seite 52). Im <strong>Informatik</strong>unterricht zeigt sich die Idee der Formalisierung vorwiegend <strong>im</strong><br />

Algorithmusbegriff und in den Konzepten der theoretischen <strong>Informatik</strong> (siehe Seite 13).<br />

Idee der Automatisierung<br />

Die Idee der Automatisierung bewirkte in Verbindung mit der Formalisierung die Erfindung<br />

des Computers (vgl. Bau03, Seite 61). Im <strong>Informatik</strong>unterricht präsentiert sich die Idee der<br />

Automatisierung vor allem in der Beschäftigung mit der Von-Neumann-Architektur und<br />

in den Konzepten der technischen <strong>Informatik</strong> (siehe Seite 14).<br />

Idee der Vernetzung<br />

Die Idee der Vernetzung hat viele Gesichter, angefangen von neuronalen Netzen über semantische<br />

Netze bis zum Internet. Die Vernetzung ist für Rüdeger Baumann das derzeit<br />

beherrschende Paradigma der <strong>Informatik</strong> (vgl. Bau03, Seite 62).<br />

5.3.2 Inhaltlicher Ansatz<br />

Auch der deutsche <strong>Informatik</strong>er Andreas Schwill definiert die fundamentalen Ideen der <strong>Informatik</strong>.<br />

Er geht dabei vom philosophischen Ideenbegriff und vom Ideenbegriff in der Pädagogik<br />

aus. Eine fundamentale Idee der <strong>Informatik</strong> ist ein Denk-, Handlungs-, Beschreibungsoder<br />

Erklärungsschema, das fünf Kriterien erfüllt (vgl. SS04, Seite 85f), (vgl. Mod02, Seite<br />

40ff):<br />

1. Horizontalkriterium<br />

Die Idee ist auf verschiedene Bereiche der <strong>Informatik</strong> anwendbar oder in ihnen erkennbar.<br />

Dieses Kriterium sortiert reines Spezialwissen aus.<br />

2. Vertikalkriterium<br />

Die Idee kann auf jedem intellektuellen Niveau aufgezeigt und vermittelt werden.<br />

Dieses Kriterium ermöglicht es, den Unterricht an unterschiedlichen Stellen sinnvoll<br />

abzubrechen und zu einem späteren Zeitpunkt vertiefend fortzuführen.<br />

3. Zielkriterium<br />

Die Idee dient der Annäherung an ein idealisiertes Ziel, ist jedoch sicher unerreichbar.


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 54<br />

4. Zeitkriterium<br />

Die Idee ist in der historischen Entwicklung der <strong>Informatik</strong> deutlich wahrnehmbar<br />

und bleibt längerfristig relevant.<br />

5. Sinnkriterium<br />

Die Idee weist einen Bezug zum Alltag und zur alltäglichen Lebenswelt auf, und sie<br />

muss für das Verständnis des Fachs <strong>Informatik</strong> notwendig sein.<br />

Den Computer besser nutzbar und universell einsetzbar zu machen ist eine zentrale Aufgabe<br />

der <strong>Informatik</strong>. Eine Schlüsselrolle spielt diesbezüglich die Software und somit die Softwareentwicklung.<br />

Andreas Schwill erforscht aus diesem Grund diesen Entwicklungsprozess<br />

nach fundamentalen Ideen. Er identifiziert mit Hilfe der oben genannten fünf Kriterien drei<br />

sogenannte „Masterideen“, das heißt grundlegende Ideen, die wiederum eine Reihe weiterer<br />

Ideen liefern.<br />

Die drei Masterideen sind laut Andreas Schwill die Idee der Algorithmisierung, die Idee der<br />

Sprache und die Idee der strukturierten Zerlegung (vgl. Sch93, Seite 14f). Eckart Modrow<br />

ersetzt die Idee der Sprache durch die Idee der Formalisierung (vgl. Mod02, Seite 50f).<br />

Aus den drei Masterideen leiten Andreas Schwill und Eckart Modrow einen Katalog mit<br />

rund 50 weiteren fundamentalen Ideen ab (SS04, Seite 96), (Mod02, Seite 50). Auszüge<br />

daraus seien an dieser Stelle genannt:<br />

Idee der Algorithmisierung<br />

Die Idee der Algorithmisierung beinhaltet unter anderem Folgendes:<br />

• Entwurfsparadigma (Divide and Conquer, Backtracking)<br />

• Progammierkonzepte (Iteration, Rekursion)<br />

• Ablauf (Prozess, Prozessor)<br />

• Evaluation (Korrektheit, Komplexität)<br />

Diese Idee der Algorithmisierung birgt die Zielvorstellung in sich, alle Probleme ließen sich<br />

durch maschinell nachvollziehbare Vorgangsweisen korrekt und effizient lösen.<br />

Idee der strukturierten Zerlegung<br />

Die Idee der strukturierten Zerlegung beinhaltet unter anderem Folgendes:<br />

• Modularisierung (z. B. Botton-up-Methode als Methode, Spezifikation als Hilfsmittel)<br />

• Hierarchisierung (z. B. Baum als Darstellung, Vererbung als Realisierung)<br />

• Orthogonalisierung (Emulation)<br />

Die strukturierte Zerlegung bezeichnet Andreas Schwill als die zentrale Idee der Problemanalyse.<br />

Dabei werden die noch unbest<strong>im</strong>mten Anforderungen präzisiert und strukturiert<br />

zu Papier gebracht. Die Möglichkeiten der Realisierung werden untersucht (vgl. Sch93,<br />

Seite 16).


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 55<br />

Idee der Formalisierung<br />

Die Idee der Formalisierung beinhaltet unter anderem Folgendes:<br />

• formale Sprache (Syntax, Semantik)<br />

• Automat (Zustand, Übergang, Vernetzung)<br />

• Berechenbarkeit<br />

Diese Idee der Formalisierung erweitert das Spektrum in Richtung theoretischer und technischer<br />

<strong>Informatik</strong>. In der Schulinformatik führt sie zu dauerhaften Inhalten und unterstreicht<br />

die Wichtigkeit der Behandlung von Schlüsselproblemen, die sich aus den formalen<br />

Konzepten ergeben (vgl. Mod02, Seite 50).<br />

5.4 Fachdidaktische Ziele eines zeitgemäßen Unterrichts<br />

Die Inhalte des Unterrichts gründen sich auf seinen Zielen. Diese wiederum best<strong>im</strong>men die<br />

didaktischen Ansätze, nach denen der Unterricht organisiert und gestaltet wird.<br />

Die maßgeblichen didaktischen Bereiche für den <strong>Informatik</strong>unterricht in österreichischen<br />

Schulen sind Wissenschaft, Gesellschaft, Ausbildung und Unterstützung. Jeder dieser Bereiche<br />

verfolgt gest<strong>im</strong>mte Ansätze:<br />

• Wissenschaft: Ideenorientierter Ansatz<br />

• Gesellschaft: Sozial- und gesellschaftsorientierter Ansatz<br />

• Ausbildung: Arbeitsweltorientierter Ansatz<br />

• Unterstützung: Integrativer Ansatz<br />

Im Folgenden werden die oben genannten Bereiche näher analysiert.<br />

5.4.1 Bereich: Wissenschaft<br />

Jedes <strong>Unterrichtsfach</strong> sollte sich in erster Linie an den fundamentalen Ideen der ihm zugrunde<br />

liegenden Wissenschaftsdisziplin orientieren. Der Einsatz des ideenorientierten<br />

Ansatzes ist deshalb unabdingbar.<br />

„Da den fundamentalen Ideen eine längerfristige Gültigkeit zugeschrieben wird,<br />

kann es einem <strong>Informatik</strong>unterricht nach diesem Ansatz am ehesten gelingen,<br />

dem Druck der Wissenschaft, der durch die Halbwertszeit des <strong>Informatik</strong>wissens<br />

aufgebaut wird, zu entgehen.“ (SS04, Seite 21)


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 56<br />

<strong>Das</strong> Identifizieren möglichst aller fundamentaler Ideen zu einem best<strong>im</strong>mten Themenbereich<br />

ist noch nicht ausreichend. Der/die LehrerIn hat zusätzlich die Aufgabe, aus diesen<br />

Ideen jene Teilmenge zu wählen, welche für die jeweilige SchülerInnengruppe von<br />

Bedeutung ist. Es macht beispielsweise einen großen Unterschied, ob der/die LehrerIn<br />

seinen/ihren Unterricht für DatenbankanwenderInnen oder für DatenbankentwicklerInnen<br />

gestaltet.<br />

5.4.2 Bereich: Gesellschaft<br />

Die Schule darf nicht nur eine Anstalt für den Wissenserwerb sein. Sie hat auch die Aufgabe,<br />

die SchülerInnen auf ihrem Weg zu mündigen und verantwortungsbewussten StaatsbürgerInnen<br />

zu unterstützen. Im <strong>Informatik</strong>unterricht ist dies durch den sozial- und gesellschaftsorientierten<br />

Ansatz verwirklichbar. Im sozial- und gesellschaftsorientieren Ansatz<br />

werden die persönlichen und gesellschaftlichen Aspekte der <strong>Informatik</strong> thematisiert.<br />

Nutzen und Schaden der <strong>Informatik</strong> für die Gesellschaft und für den Einzelnen werden<br />

erläutert und analysiert.<br />

5.4.3 Bereich: Ausbildung<br />

Vordringlichster Auftrag der Schule ist nach wie vor die Ausbildung. Der arbeitsweltorientierte<br />

Ansatz sieht seine Aufgabe darin, die SchülerInnen auf ihre zukünftige Aufgabe<br />

in der Arbeitswelt vorzubereiten. Die SchülerInnen lernen aktuelle Anwendungen und Anwendungsmöglichkeiten<br />

kennen und nutzen. <strong>Informatik</strong>kenntnisse erhöhen unbestritten die<br />

Chancen am Arbeitsmarkt. Dieser Ansatz bringt den SchülerInnen informatische Produkte<br />

näher, welche in der Arbeitswelt verlangt und gefordert werden. Unterschiedliche Produkte<br />

und Systeme werden hinsichtlich ihres Nutzens und Schadens für BenutzerInnen, Firma<br />

und Wirtschaft differenziert und analysiert.<br />

5.4.4 Bereich: Unterstützung<br />

Der Computer wird in vielen anderen Unterrichtsfächern als Unterrichtsmittel eingesetzt.<br />

Der integrative Ansatz versucht, den SchülerInnen das nötige Rüstzeug zu vermitteln,<br />

den Computer <strong>im</strong> Bereich Schule und Ausbildung sinnvoll und nutzbringend einzusetzen.<br />

5.4.5 Zusammenfassung<br />

Die deutsche Gesellschaft für <strong>Informatik</strong> forderte 1976, den SchülerInnen folgende Fähigkeiten<br />

zu vermitteln (zitiert nach Rei03, Seite 34):<br />

• Algorithmische Lösung von Problemen und anschließende Programmerstellung<br />

• Übertragung des Gelernten auf praxisorientierte Probleme


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 57<br />

• Sich bewusst werden über die Auswirkung der Datenverarbeitung auf die Gesellschaft<br />

• Bearbeitung der theoretischen und technischen Grundlagen der <strong>Informatik</strong><br />

Diese Lernziele haben sich über die Jahre als konstant erwiesen – trotz mannigfaltiger<br />

Änderungen und Weiterentwicklungen. <strong>Informatik</strong>unterricht, der diese vier Punkte beherzigt,<br />

ist erstens zeitgemäß und deckt zweitens die vier Bereiche Wissenschaft, Gesellschaft,<br />

Ausbildung und Unterstützung ab.<br />

Zeitgemäßer <strong>Informatik</strong>unterricht trifft ausgehend von den fundamentalen Ideen eine zielgruppengerechte<br />

Auswahl der Unterrichtsthemen.<br />

Thema des Unterrichts<br />

Fundamentale Ideen<br />

Warum ist das Thema<br />

für den Lernenden relevant?<br />

Leitidee<br />

❄<br />

Unterrichtsgegenstand<br />

Ausgewählte fundamentalle Ideen<br />

Dispositionsziele<br />

❄<br />

✛<br />

✛<br />

Rahmenbedingungen<br />

(Zeit, Infrastruktur,<br />

Vorkenntnisse,<br />

Lehrplan, ...)<br />

❄<br />

Operationalisierte Lernziele<br />

✛<br />

Abbildung 5.1: Vorgehensmodell Auswahl Lernziel (vgl. Har05, Seite 48)<br />

Leitideen legen die Kriterien für die Auswahl der fundamentalen Ideen fest. Sie begründen,<br />

warum etwas gelernt werden soll und legen fest, was gelernt werden soll. Die Leitideen ordnen<br />

das Thema in einen größeren <strong>Kontext</strong> ein und zeigen den SchülerInnen die Relevanz<br />

des Themas (vgl. Har05, Seite 47f).<br />

Leitideen führen unter Berücksichtigung der Zielgruppe zur Auswahl der fundamentalen<br />

Ideen für ein best<strong>im</strong>mtes Unterrichtsthema (vgl. Har05, Seite 47f).<br />

Dispositionsziele markieren den Übergang von allgemein formulierten Leitideen und fundamentalen<br />

Ideen zu operationalisierten Lernzielen. Dispositionsziele beschreiben das erwünschte<br />

und angestrebte Verhalten, etwa die Bereitschaft, be<strong>im</strong> Programmieren den Coding<br />

Standard einzuhalten (vgl. Har05, Seite 47f).


KAPITEL 5. FACHDIDAKTIK INFORMATIK 58<br />

Operationalisierte Lernziele legen fest, was die Lernenden nach dem Unterricht können<br />

sollen und wie dieses Können überprüft werden kann (vgl. Har05, Seite 47f).


Kapitel 6<br />

Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien<br />

Im folgenden Kapitel wird anhand des didaktischen Dreiecks die Stellung und die Funktion<br />

moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bildlich dargestellt. Die sich<br />

daraus ergebende Unterscheidung zwischen Lehrstoff und Methode wird in weiterer Folge<br />

detailliert dargelegt.<br />

6.1 Didaktisches Dreieck<br />

In den Lehrplänen der österreichischen Schulen wird explizit die Auseinandersetzung mit<br />

modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gefordert. Es scheint, als<br />

seien sowohl die Beschäftigung mit als auch der Einsatz von ITK der alleinige Aufgabenbereich<br />

des/der <strong>Informatik</strong>lehrerIn. Beides gehört zwar in sein/ihr Aufgabengebiet. Die<br />

kritische Auseinanderandersetzung mit ITK ist jedoch ebenso wie deren Einsatz <strong>im</strong> Unterricht<br />

als Methode die Aufgabe jedes Lehrers/jeder Lehrerin.<br />

Der Einsatz von ITK <strong>im</strong> Unterricht wird vom Verfasser in dieser Arbeit mit dem Begriff<br />

eLearning gleichgesetzt (siehe Seite 65).<br />

„Im <strong>Informatik</strong>unterricht in der Schule soll nicht die Vermittlung von Produktwissen <strong>im</strong> Vordergrund<br />

stehen, sondern die Vermittlung von Kompetenzen, sodass Schülerinnen und Schüler in<br />

der Lage sind, sich auf neue Situationen am Computer und am <strong>Informatik</strong>sektor einzustellen.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 37 - 40)<br />

Mit Hilfe des didaktischen Dreiecks werden zwei unterschiedlichen Ausprägungen von IKT<br />

<strong>im</strong> Schulsystem verschaulicht.<br />

Ganz allgemein stellt das didaktische Dreieck die Beziehung zwischen LehrerIn, SchülerIn<br />

und Inhalt <strong>im</strong> Unterrichtsgeschehen dar. <strong>Das</strong> didaktische Dreieck illustriert die gleichwer-<br />

59


KAPITEL 6. INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIEN 60<br />

tige Position von Lehrenden, Lernenden und Inhalt. Der/die SchülerIn setzt sich mit einem<br />

Lernstoff bzw. Inhalt auseinander, und der/die LehrerIn unterstützt den Lernprozess. Die<br />

Auseinandersetzung mit dem Inhalt und die Hilfestellung seitens des/der LehrerIn erfolgt<br />

über Kommunikation (vgl. Abbildung 6.1).<br />

Lehrende<br />

Inhalt<br />

✁❆❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

✁ ✁✁✁✁✁✁✁✁ ❆<br />

❆<br />

❆<br />

Kommunikation<br />

✁ ✁ ✁ ✁ ✁<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

Lernende<br />

Abbildung 6.1: Unterricht <strong>im</strong> didaktischen Dreieck (HH04, Seite 73)<br />

<strong>Das</strong> didaktische Dreieck sagt nichts darüber aus, wie Kommunikation vonstatten gehen<br />

soll. Eine Möglichkeit der Kommunikation bietet der Einsatz von IKT <strong>im</strong> Unterricht.<br />

Lehrende<br />

Inhalt<br />

✁❆❆<br />

✁ ✁✁ ❆<br />

❆<br />

✁ ✁✁ ❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

IKT ❆<br />

❆<br />

❆<br />

✁ ✁✁✁✁✁✁✁ ❆<br />

❆<br />

Lernende<br />

Abbildung 6.2: Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>im</strong> didaktischen Dreieck<br />

(vgl. HH04, Seite 73)<br />

IKT verändern das Verhältnis zwischen Lehrenden, Lernenden und Inhalt nicht. Sie ändern<br />

jedoch die Art der Kommunikation. Die Kommunikation wird modernisiert (vgl. Abbildung<br />

6.2).<br />

Der Einsatz von IKT <strong>im</strong> Unterricht ändert auch nicht den Kern des Unterrichtens. Es geht<br />

nach wie vor um die Vermittlung von Wissen und Inhalten. Sowohl die Aneignung der In-


KAPITEL 6. INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIEN 61<br />

halte als auch deren Aufbereitung ist und bleibt arbeitsintensiv. Daran ändern auch IKT<br />

nichts.<br />

„Schüler sind sehr offen für Lernmethoden, sind sehr begierig danach, etwas zu machen.<br />

eLearning ist eine willkommene Abwechslung. Für die meisten bedeutet es Freude, vor dem<br />

Gerät zu sitzen.<br />

Den echten Wert des Lernens muss man den Schülern erst vermitteln, sozusagen ’dazuverkaufen’.<br />

Manche Schüler haben die Erwartung, wenn sie vor dem Computer sitzen, dann können sie den<br />

Stoff schon. <strong>Das</strong> echte Lernen, das echte Verdauen des Lernstoffs passiert jedoch erst wieder<br />

in Knochenarbeit. Die Arbeit am PC ist vielleicht ein bisschen angenehmer, aber sie bleibt<br />

Knochenarbeit.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 287 - 294)<br />

Lautet das Thema des Unterrichts IKT, dann stellt sich das didaktitische Dreieck wie in<br />

Abbildung 6.3 dar. Die handelnden Personen bleiben die gleichen, die Form der Kommunikation<br />

bleibt dem/der LehrerIn überlassen. <strong>Das</strong> Thema der Unterrichtseinheit könnte<br />

lauten: „Der Einfluss moderner Informations- und Kommunikationstechnologien auf die<br />

Gesellschaft“ – ein Thema, das für den philosophischen Einführungsunterricht ebenso interessant<br />

ist wie für den <strong>Informatik</strong>unterricht.<br />

Lehrende<br />

IKT<br />

✁ ✁ ✁ ✁ ✁<br />

✁ ✁ ✁<br />

✁<br />

Kommunikation<br />

✁ ✁✁✁✁<br />

❆❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

❆<br />

Lernende<br />

Abbildung 6.3: Lehrinhalt Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

Der/die <strong>Informatik</strong>lehrerIn hat <strong>im</strong> Schulverband eine besondere Rolle inne: Zusätzlich zum<br />

Unterricht hat er/sie häufig die Rolle, LehrerInnen anderer Unterrichtsfächer <strong>im</strong> informatischen<br />

Bereich zu helfen. Diese Hilfestellung wird nicht nur <strong>im</strong> schulischen Bereich erwartet,<br />

sondern ist manchmal auch <strong>im</strong> privaten Bereich erwünscht.


KAPITEL 6. INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIEN 62<br />

„Ich kenne außer den <strong>Informatik</strong>lehrern keine andere Lehrergruppe, die in anderen Bereichen<br />

und auch <strong>im</strong> Privatbereich so viel hilft. Man würde ja nicht zu einem Biologen gehen, wenn man<br />

<strong>im</strong> Garten ein Problem hat und von ihm verlangen, dass er jetzt sofort <strong>im</strong> Garten nachschaut.<br />

In der Schule kommen die Kollegen aber sehr oft mit Computerproblemen von zuhause, und<br />

man versucht als <strong>Informatik</strong>er, diese Probleme zu lösen.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 59 - 64)<br />

Darüber hinaus findet sich der/die <strong>Informatik</strong>lehrerIn häufig <strong>im</strong> Spannungsfeld zwischen<br />

der kritischen Beschäftigung mit IKT und deren methodischem Einsatz wieder.<br />

„Die Rolle des <strong>Informatik</strong>lehrers definiert sich nicht nur als Lehrer. Man ist gleichzeitig Berater<br />

und Helfer bei den Lehrern, man betreut die Computer der Schule. Man ist derjenige, der die<br />

Hardware und die Software betreut, der den Lehrern hilft, der in der Schulverwaltung hilft und<br />

der - provokant gesagt - daneben die Schüler unterrichtet. Der Unterricht läuft in Wirklichkeit<br />

natürlich nicht nebenher. Wir haben hier ein Sammelsurium.<br />

Man kann sich das vorstellen wie einen Autohändler, der Autos verkauft, die Autos auch repariert<br />

und die Softwarefehler in der Zentrale zu richten versucht - alles in einer Person.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 69 - 75)<br />

6.2 Lehrstoff<br />

Der sinnerfüllte Umgang mit IKT kann heute zweifellos als neue Schlüsselqualifikation<br />

bezeichnet werden. Die Relevanz von IKT ist auch an ihrem vermehrten Einsatz in den<br />

Haushalten ablesbar. So waren <strong>im</strong> Jahr 2005 laut Statistik Austria bereits rund 63% aller<br />

österreichischen Haushalte mit einem Computer ausgestattet. Die Statistik Austria untersuchte<br />

auch den Einsatz von Computern <strong>im</strong> Privatbereich. Dazu wurden Personen <strong>im</strong> Alter<br />

zwischen 16 und 74 Jahren befragt. In den letzten drei Monaten vor der Befragung hatten<br />

rund 98% der SchülerInnen und StudentInnen einen Computer benutzt. Von diesen 98%<br />

hatten 84% den Computer täglich verwendet (vgl. Aus05, Seite 13ff).<br />

Es ist die Aufgabe der Schule, diese Schlüsselqualifikation der Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

auszubilden und zu fördern. Für das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> wurde<br />

diese Thematik bereits <strong>im</strong> Kapitel „<strong>Informatik</strong> und Schule“ (siehe Seite 9ff) besprochen.<br />

Aber auch die anderen Unterrichtsfächer sind gefordert, ihren Beitrag leisten. Es geht dabei<br />

nicht darum, die SchülerInnen mit neuer und mehr Information zu erdrücken, sondern die<br />

SchülerInnen in allen Unterrichtsfächern zu ermächtigen, folgende wichtige Fertigkeiten zu<br />

erlangen (vgl. Mat, Seite 22):<br />

• Wie kann ich selbst lernen?


KAPITEL 6. INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSTECHNOLOGIEN 63<br />

• Wie kann ich Probleme lösen?<br />

• Wie kann ich zu Informationen gelangen?<br />

In der heutigen Gesellschaft sind die Fertigkeit der Informationsbeschaffung und der Umgang<br />

mit dieser Information oft ein entscheidender Faktor. Damit sich Senecas ironische<br />

Feststellung „Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir“ (SS98, Seite 356) nicht bewahrheitet,<br />

sind alle Unterrichtsfächer aufgefordert, in ihrem Rahmen die Schlüsselqualifikation<br />

IKT zu vermitteln.<br />

6.3 Methode<br />

Für Theo Byland und Peter Gloor zeichnet sich das Lernen <strong>im</strong> Zeitalter des Internet<br />

durch stärkere Individualisierung und mehr Eigenaktivität aus. Die Lernenden haben die<br />

Möglichkeit, Informationen aus dem Internet zu beziehen. Sie sind somit unabhängiger von<br />

der schulischen Wissensvermittlung. Diese Unabhängigkeit bewirkt auch eine kritischere<br />

Haltung dem Schulwissen gegenüber. Der Lernprozess läuft wieder stärker be<strong>im</strong> Lernenden<br />

ab. Die Lehrkräfte sind weniger VermittlerInnen von Wissen, als vielmehr OrganisatorInnen<br />

von Lernprozessen (vgl. BG02, Seite 34f).<br />

„A Guide on the Side, Not a Sage on the Stage.“(BG02, Seite 35)<br />

Der Einsatz von IKT lässt sich mit allen Lerntheorien verbinden. Es kommen jedoch vermehrt<br />

konstruktivistisch orientierte Ansätze (siehe Seite 34f) zur Anwendung. Um IKT<br />

als Methode richtig einsetzen zu können, muss es zu einer didaktischen Umorientierung<br />

kommen. Dazu müssen neue Arten von Arbeitsaufgaben entwickelt werden. Es reicht nicht<br />

aus, „alte“ Arbeitsblätter mit Hilfe von IKT den SchülerInnen zu vermitteln, sondern die<br />

Arbeitsaufträge müssen relativ offen und doch mit klaren Rahmenbedingungen formuliert<br />

werden.<br />

Es besteht die Gefahr, dass der Einsatz von IKT <strong>im</strong> Unterricht didaktische und pädagogische<br />

Rückschritte verursacht, weil sich LehrerInnen zu sehr auf die Technik verlassen<br />

oder mit der Technik beschäftigt sind.<br />

„Unter dem großen Schlagwort eLearning werden moderne Dinge verkauft, die eigentlich in<br />

eine pädagogische Steinzeit zurückversetzen. Wenn sich ein Schüler beispielsweise einen Text<br />

ausdruckt, um ihn danach durchzulesen, hätte er stattdessen auch einem Lehrervortrag zuhören<br />

können. Durch das Zuhören wäre sogar ein stärkerer Eindruck entstanden. Die M<strong>im</strong>ik, Gestik<br />

und Tafelgestaltung des Lehrers hätten den Lehrstoff noch verstärkt. Unter dem Deckmantel<br />

der Technik wird meiner Meinung nach viel verkauft, das eine Verschlechterung der Didaktik<br />

bewirkt.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 463 - 469)


Kapitel 7<br />

eLearning in der Schule<br />

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des Computers und digitaler Medien <strong>im</strong> Unterricht<br />

wurde es notwendig, die Modelle der Unterrichtsplanung zu erweitern. In diesem Kapitel<br />

werden die Gründe für sowie gegen die Methode eLearning erläutert. Es werden didaktische<br />

Funktionen ebenso besprochen wie die Ziele von eLearning.<br />

„<strong>Das</strong> sind zwei Paar Schuhe: eLearning und <strong>Informatik</strong>unterricht. eLearning ist eine Methode für<br />

sehr viele Unterrichtsfächer, und <strong>Informatik</strong> ist ein Gegenstand, in dem <strong>Informatik</strong> vermittelt<br />

wird. <strong>Das</strong> ist gleich wie z. B. Deutsch und ich muss in Geographie etwas schreiben.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 144 - 147)<br />

7.1 Definition von eLearning<br />

Eine hieb- und stichfeste Definition für eLearning zu finden, ist schwierig. Einfacher ist<br />

es, Kriterien zu definieren, die erfüllt sein müssen, um von eLearning sprechen zu können.<br />

Thomas Nárosy und Verena Riedler nennen folgende Kriterien (vgl. Thoc, Seite 223):<br />

• Einsatz neuer Technologien zur Vorstellung von Lerninhalten<br />

• Nutzung neuer Kommunikationstechnologien<br />

• Mult<strong>im</strong>ediale Aufbereitung der Lerninhalte<br />

• Gelegenheit zum selbst gesteuerten Lernen<br />

• Zeitunabhängiges Lernen<br />

• Ortsunabhängiges Lernen<br />

• Individualisierung der Lerninhalte<br />

• Interaktive Lernprozesse<br />

64


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 65<br />

• Persönliche Betreuung unter Nutzung moderner Kommunikationstechnologien<br />

• Lineare, nicht vernetzte Aufbereitung vom Inhalten<br />

In der vorliegenden Arbeit wird von folgender Definition von eLearning <strong>im</strong> schulischen<br />

Bereich ausgegangen:<br />

eLearning ist ein Überbegriff für den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

für die Präsentation und Vermittlung von Lerninhalten<br />

<strong>im</strong> Unterricht.<br />

„Präsentation“ meint die digitale Aufbereitung und Verteilung von mult<strong>im</strong>edial aufbereitetem<br />

Lernmaterial, angefangen vom einfachen Word-Dokument bis zum komplexen „Web<br />

Based Training“. Der Begriff „Vermittlung“ bezieht sich auf die Nutzung neuer Medien zur<br />

Gestaltung und Lenkung des Lernprozesses. Es gibt also zwei Arten der Interaktion: Zum<br />

einem interagiert ein Programm mit den Lernenden, zum anderen die Lehrperson mithilfe<br />

eines Programms mit den SchülerInnen (vgl. Iri, Seite 9).<br />

„Für mich ist eLearning der Einsatz des Computers oder der elektronischen Medien als Methode.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 82 - 83)<br />

7.2 Unterrichtsdurchführung und -organisation<br />

Der Computereinsatz in der Schule ist erst gerechtfertig und sinnvoll, wenn sich folgende<br />

Fragen positiv beantworten lassen (vgl. Mos01, Seite 55):<br />

• Befähigt der Computer SchülerInnen, etwas zu tun, was ohne Computer nicht möglich<br />

wäre?<br />

• Befähigt der Computer SchülerInnen, etwas besser zu tun als ohne Computer?<br />

Der Einsatz des Computers verbessert den Unterricht nicht automatisch. Es ist ein sorgfältiger<br />

Blick auf die <strong>Bildung</strong>s- und Lernziele genauso wichtig wie eine mediendidaktische<br />

Analyse.<br />

„Wichtig wird sein, dass Lehrer didaktisch <strong>im</strong> Umgang mit den neuen Medien viel besser ausgebildet<br />

werden, damit sie das wirklich vorleben können. Vielfach werden Dinge einfach angeboten,<br />

man sagt einfach: Wir machen jetzt eLearning. Dann wird ein Programm kurz vorgestellt, und<br />

dann wird damit gearbeitet, und nächste Stunde ist wieder konventioneller Unterricht.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 309 - 313)


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 66<br />

eLearning ist fächer- und themenunabhängig. Je nach Schulfach ergeben sich jedoch unterschiedliche<br />

Schwerpunkte. In naturwissenschaftlichen Fächern stehen S<strong>im</strong>ulationsprogramme<br />

und Exper<strong>im</strong>ente <strong>im</strong> Vordergrund, während in geisteswissenschaftlichen Fächern durch<br />

eLearning eher kreative Aktivitäten unterstützt werden.<br />

„Es gibt sicher Bereiche, wo eLearning keinen Sinn macht, sondern andere Methoden besser<br />

sind. In der Physik beispielsweise kann es sein, dass das Freihandexper<strong>im</strong>ent viel mehr bringt<br />

als ein virtuelles Exper<strong>im</strong>ent am Computer. Dort gehört unbedingt das Freihandexper<strong>im</strong>ent<br />

gemacht.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 128 - 131)<br />

Es gibt keine Norm, wie lange eine eLearning-Einheit dauern soll. Die Zeit am Computer<br />

richtet sich nach den Unterrichtsgegenständen und den Arbeitsmethoden. Es gilt dabei<br />

aber zu beachten, dass die Konzentration bei Bildschirmarbeiten schneller nachlässt als<br />

bei anderen Arbeiten. Aus diesem Grund sollen sich die Arbeitsformen abwechseln und<br />

Gruppenarbeitsphasen und Klassenunterricht die eLearning-Einheit auflockern. Vor allem<br />

Gruppenarbeitsphasen „stärken die Bereitschaft zum individuellen Lernen“ (Tre04, Seite<br />

35).<br />

„Eine eLearning-Sequenz ist <strong>im</strong>mer so aufgebaut, dass sie in den Darstellungsformen wechselt.<br />

Mit anderen Worten: Es wechselt <strong>im</strong>mer Lehrervortrag oder Diskussion mit einer Phase, die<br />

Schüler am Computer erledigen. Nach Möglichkeit sollte der Wechsel innerhalb einer Unterrichtseinheit<br />

stattfinden, denn Kinder sollen nicht eine ganze Stunde nur am PC arbeiten. Der<br />

Computer wird dort eingeblendet, wo man ihn wirklich als zusätzliches Mittel braucht.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 153 - 157)<br />

eLearning verändert die Rolle der Lehrperson, da andere Lehr- und Lernformen zur Anwendung<br />

kommen. Die Lehrperson ist nicht mehr WissensvermittlerIn sondern Begleitperson.<br />

SchülerInnen lernen selbstgesteuert (siehe Seite 63). Der Umgang mit den unterschiedlichen<br />

Kenntnissen der SchülerInnen ist für jedes Unterrichtsvorhaben ein Problem.<br />

Für die unterschiedlichen „Startvoraussetzungen“ der SchülerInnen gibt es folgende Lösungsmöglichkeiten<br />

(vgl. BG02, Seite 28):<br />

• Gute und schwächere SchülerInnen arbeiten gemeinsam in einer Gruppe.<br />

• Es werden Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad vom/von der LehrerIn<br />

bereitgestellt.<br />

• Gute SchülerInnen werden als TutorInnen eingesetzt.<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht kann den SchülerInnen die nötigen Kenntnisse vermitteln, damit<br />

sie in der Schule eLearning sinnvoll und Gewinn bringend anwenden können.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 67<br />

Der Einstieg in eLearning ist für die Lehrkräfte meist sehr zeitaufwändig. Die Vorteile<br />

von eLearning <strong>im</strong> Unterricht ergeben sich erst aufgrund von Erfahrungen und Übung. Es<br />

ist auch wichtig, dass sich LehrerInnen nicht als Einzelkämpfer mit eLearning beschäftigen,<br />

sondern dass das Projekt eLearning gemeinsam mit KollegInnen durchgeführt und<br />

bewältigt wird.<br />

„Aber ich bekomme auch Rückmeldungen, dass der Einstieg für Lehrer in den Bereich eLearning<br />

am Anfang mit einem Mehraufwand verbunden ist. Wenn man einigermaßen vertraut damit ist,<br />

bringt es dem Lehrer jedoch etwas. D. h. Lehrer sind nach der Anfangsphase zufriedener.“<br />

Manfred Regner, Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

(PG06b, Zeile 105 - 108)<br />

Eine Besonderheit von eLearning ist die Abhängigkeit von der Technik. Es ist also wichtig,<br />

<strong>im</strong>mer einen „Notfallplan“ zu haben, um gegebenenfalls auch ohne Computer oder Netzwerk<br />

arbeiten zu können.<br />

Die Lernkontrollen lassen sich auf traditionellem Weg durchführen. Es ist auch möglich,<br />

die SchülerInnen ihre Lernwege dokumentieren zu lassen, zum Beispiel in Form von Lerntagebüchern.<br />

eLearning führt zu eher offenen Unterrichtsformen.<br />

„Es gibt spätestens am Ende einer eLearning- bzw. blended learning-Sequenz einen Check: Wo<br />

stehe ich? Wie geht’s mir? Wo bin ich? Und bei diesem Check sollte der Schüler <strong>im</strong> besten Fall<br />

selbst draufkommen. Wenn nicht, muss der Lehrer das Regulativ sein, das dem Schüler dann<br />

sagt: Hoppla, da ist etwas schief gelaufen. Bei allen, bei denen es klappt, ist es mir als Lehrer<br />

egal, wie der Stoff erarbeitet wurde. Hauptsache, der Schüler kann den Stoff. In diesem Sinn<br />

gibt es dazwischen schon die Freiräume, die der Schüler nutzen kann, vor allem <strong>im</strong> Vergleich<br />

zum unisonen Betrieb, wo der Lehrer nur seine St<strong>im</strong>me verwendet und einen Vortrag von 50<br />

Minuten macht. Da muss jeder Schüler dem Lehrer zuhören, ob er will oder nicht. Der Schüler<br />

hat <strong>im</strong> Prinzip keine Alternative.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 195 - 203)<br />

7.2.1 Fünf-Stufen-Modell zur Einführung eines neuen Mediums<br />

Wichtig für eLearning wie für jedes neue Medium und jede neue Methode ist eine gute<br />

Einführung. Die Gewinn bringende und Sinn erfüllte Einführung eines neuen Mediums in<br />

den Schulunterricht sollte nach einem strukturierten Prozess ablaufen. <strong>Das</strong> neue Medium<br />

kann beispielsweise eine Lernplattform oder ein Wiki sein. Unter „Wiki“ wird eine Sammlung<br />

von Webseiten verstanden, die von jedem/r (berechtigtem/n) BesucherIn betrachtet<br />

und verändert werden können.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 68<br />

„Denn Schüler mit einer Lernerfahrung von zehn, zwölf Jahren sind so eingefahren in ihren<br />

Lernerfahrungen, dass diese Umstellung erst längerfristig möglich sein wird. Und sie wird überhaupt<br />

nur mit neuen Modellen möglich sein. Denn es erfordert eine völlige Umstellung der<br />

Lehrerarbeit.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 147 - 150)<br />

Gilly Salmon hat ein Fünf-Stufen-Modell (vgl. Sal03, Seite 28ff) zur Einführung eines neuen<br />

Mediums entwickelt. <strong>Das</strong> Modell bietet einen Rahmen, der es sowohl LehrerInnen als<br />

auch SchülerInnen erlaubt, stufenweise auf die erworbenen und bereits vorhandenen Erfahrungen<br />

aufzubauen (siehe Abbildung 7.1). Dieses Modell eignet sich gut, um eLearning<br />

in den Unterricht einzuführen. SchülerInnen sowie LehrerInnen können je nach Vorbildung<br />

unterschiedlich viel Zeit auf den einzelnen Stufen verbringen, bevor sie die nächste Stufe<br />

erkl<strong>im</strong>men.<br />

„The model applies to all online software, but if experienced participants are<br />

introduced to new-to-them software, they will tend to linger for a while at<br />

stages one or two, but then move on quite rapidly up the steps.“ (Sal03, Seite<br />

30)<br />

<strong>Das</strong> Fünf-Stufen-Modell soll zur Einführung eines neuen Mediums mögliche Fallen vermeiden<br />

und die Zufriedenheit der Beteiligten erhöhen helfen.<br />

Im Folgenden werden die einzelnen Stufen <strong>im</strong> Detail analysiert.<br />

Stufe 1: Motivation und Zugang<br />

In dieser Phase geht es darum, die eigene Computerumgebung bestmöglich an das neue<br />

Medium anzupassen. Besonders wichtig ist ein schneller und frustrationsfreier Einstieg in<br />

das neue Medium.<br />

„For e-moderators and students alike, being able to gain access quickly and<br />

easily to the system is a key issue at stage one. ... Another key is being motivated<br />

to spend t<strong>im</strong>e and effort.“ (Sal03, Seite 30)<br />

Alle Beteiligten sollten motiviert werden, <strong>im</strong>mer wieder gerne auf das neue Medium zurückzugreifen,<br />

auch wenn vielleicht am Anfang nicht alles reibungslos funktioniert. Um<br />

dies zu erreichen, ist es wichtig, dass die Beteiligten so wenig wie möglich mit technischen<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Die Probleme betreffen zumeist die Konfiguration der<br />

Hard- und Software und den Zugang zum Netzwerk (vgl. Sal03, Seite 31). Darüber hinaus<br />

kann die Unvertrautheit mit der Benutzeroberfläche die Motivation senken.<br />

Die SchülerInnen sollten Unterstützung in technischen Belangen erhalten. Und sie sollten<br />

um den Nutzen und die Sinnhaftigkeit des neu eingeführten Systems wissen.<br />

In dieser Phase des Fünf-Stufen-Modells zur Einführung eines neuen Mediums haben viele<br />

LehrerInnen erfahrungsgemäß mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen. Diese Schwierigkeiten<br />

liegen in der fehlenden Zeit genauso begründet wie in mangelndem Wissen.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 69<br />

Selbstorganisation<br />

Wissenskonstruktion<br />

Informationsaustausch<br />

✻<br />

Online-Sozialisation<br />

Zugang und Motivation<br />

Zunahme der Interaktion<br />

Abbildung 7.1: Fünf-Stufen-Modell zur Einführung eines neuen Mediums (vgl. Sal03, Seite<br />

29)<br />

„Wir Lehrer haben eine riesen Flut an Dingen, die uns über das Internet und über die<br />

Programme zur Verfügung stehen. Aber wir haben kaum Raum, um uns methodisch-didaktisch<br />

damit auseinanderzusetzen.<br />

Hemmschuh ist, dass wir zu wenig können. Viele Lehrer haben zu wenig Basiswissen,<br />

sodass sie gar nicht wissen, was das Programm alles kann oder was sie damit machen könnten.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 321 - 325)<br />

Diese erste Stufe ist abgeschlossen, wenn möglichst alle TeilnehmerInnen das neue Medium<br />

zuminderst einmal benutzt haben.<br />

Stufe 2: Online-Sozialisation<br />

In der zweiten Stufe des Fünf-Stufen-Modells zur Einführung eines neuen Mediums geht es<br />

um Sozialisation und Festigung. Der Zugang zum neuen Medium ist bereits geschafft. Es<br />

ist den BenutzerInnen noch unklar, wie die vielen neuen Funktionen in einem „didaktisch<br />

sinnvollen Lernprozess eingesetzt werden können“ (BHH02, Seite 14). Es folgt nun eine<br />

aktive Auseinandersetzung mit dem neuen Medium.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 70<br />

In dieser Phase findet noch kein Lernprozess statt. Es ist eine Phase des Vertrautwerdens<br />

mit dem Medium. Dabei kann es nötig sein, manche SchülerInnen gezielt zum Exper<strong>im</strong>entieren<br />

aufzufordern.<br />

In dieser Phase ist es wichtig, dass sich die SchülerInnen, die sich nicht unweigerlich persönlich<br />

kennen müssen, zu einer Gemeinschaft zusammen finden. Einer der Vorteile von<br />

eLearning und den neuen Medien generell ist, dass mit diesen Methoden klassen- und<br />

schulübergreifend zusammengearbeitet werden kann. Damit diese übergreifende Zusammenarbeit<br />

Frucht bringend sein kann, muss für alle TeilnehmerInnen das Miteinander <strong>im</strong><br />

Vordergrund stehen.<br />

„Many of the benefits of online networking in education and training flow from<br />

building an online community of people who feel they are working together at<br />

common tasks.“ (Sal03, Seite 33)<br />

Diese Phase kann als beendet betrachtet werden, wenn alle TeilnehmerInnen begonnen<br />

haben, Gedanken und Informationen auszutauschen.<br />

Stufe 3: Informationsaustausch<br />

In dieser Phase findet reger Informationsaustausch zwischen den Beteiligten statt. Kleinere<br />

Arbeitsaufträge des Lehrers/der Lehrerin können bereits gemeinschaftlich erfüllt werden.<br />

Die SchülerInnen lernen.<br />

„For participants, their learning requires two kinds of interaction: interaction<br />

with the course content and interaction with people.“ (Sal03, Seite 38)<br />

Technische Unklarheiten unterbrechen in dieser Phase des Informationsaustauschs den<br />

Lernprozess <strong>im</strong>mer wieder. LehrerInnen müssen <strong>im</strong>mer wieder auf mögliche Lösungswege,<br />

beispielsweise auf die Nutzung von FAQ (frequently asked questions) hinweisen. Diese<br />

Unterbrechungen dienen langfristig dazu, den Lernprozess effizienter zu gestalten (vgl.<br />

BHH02, Seite 15).<br />

Am Ende dieser Stufe sind alle TeilnehmerInnen in der Lage, benötigte Informationen über<br />

das Medium zu finden, und gebrauchte Informationen über das Medium weiterzugeben.<br />

Stufe 4: Wissenskonstruktion<br />

Auf der vierten Stufe, der Stufe der Wissenskonstruktion, erfolgt der Gedankenaustausch<br />

frei und nahezu ohne technische Schwierigkeiten. Die Möglichkeiten und Funktionen des<br />

Mediums werden ausgeschöpft.<br />

Bedeutung und Funktion des/der LehrerIn treten in den Hintergrund. Die SchülerInnen<br />

nutzen das vorhandene Material und sind in der Lage, voneinander und miteinander unter<br />

den neuen Gegebenheiten zu lernen (vgl. BHH02, Seite 15).


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 71<br />

„The use of networked technologies enables access to the communication and<br />

sharing of such knowledge, the opportunity to present and publish individual<br />

and collective views, and easy ways of building on the ideas of others. At stage<br />

four these are the a<strong>im</strong>s!“ (Sal03, Seite 41)<br />

Abgeschlossen ist die Stufe der Wissenskonstruktion, wenn eine gemeinsame Aufgabe zu<br />

einem vereinbarten Ergebnis führt.<br />

Stufe 5: Selbstorganisation<br />

Auf Stufe fünf übernehmen die Lernenden die Verantwortung für ihr eigenes Lernen und für<br />

das Lernen der ganzen Gruppe. Die Lernenden benötigen fast keine Unterstützung mehr,<br />

und es kann durchaus zum „online Aufstand“ (BHH02, Seite 15) kommen. <strong>Das</strong> bedeutet,<br />

die Lehrenden werden von den Lernenden als störend empfunden, die Lernenden versuchen,<br />

die Lehrenden vom Lernprozess auszuschließen.<br />

„At stage five, participants become responsible for their own learning through<br />

computer-mediated opportunities and need little support beyond that already<br />

available.“ (Sal03, Seite 48)<br />

Interaktion <strong>im</strong> Fünf-Stufen-Modell nach Gilly Salmon<br />

Mit jeder Stufe n<strong>im</strong>mt die Interaktion zwischen den Lernenden zu, und der/die LehrerIn<br />

tritt zusehends in den Hintergrund. Der/die LehrerIn lässt den SchülerInnen <strong>im</strong>mer mehr<br />

Freiheiten. <strong>Das</strong> Ergebnis wird dadurch <strong>im</strong>mer offener.<br />

„Der Lehrer muss definieren, was er sich erwartet, aber er muss auch die Offenheit haben, dass<br />

ein Schüler weiter geht oder sich andere Dinge erarbeitet, die sehr interessant sein können. Er<br />

darf sich auch von einem Ergebnis überraschen lassen und das dann in den Unterricht einbauen.<br />

<strong>Das</strong> soll nicht zu einem Chaos führen, setzt aber eine gewisse Offenheit von Seiten des Lehrers<br />

voraus. “<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter am BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 180 - 184)<br />

7.3 Erwartungen an eLearning<br />

Eine Möglichkeit, eLearning einzuführen, stellt das Fünf-Stufen-Modell von Gilly Salmun<br />

(siehe Seite 67ff) dar. Die Einführung von eLearning nach diesem Modell erfordert vom/von<br />

der LehrerIn einen erheblichen Aufwand an Ressourcen. Dieser Mehraufwand seitens des<br />

Lehrers/der Lehrerin steigert die Erwartungen an die Methode eLearning. Die Schule soll<br />

moderner, das Lernen einfacher werden. Die Methode eLearning wird häufig für die Übermittlung<br />

und die Kommunikation der Lerninhalte verantwortlich gemacht.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 72<br />

Der deutsche Arbeitspsychologe Michael Treier hat sich mit den Erwartungen an eLearning<br />

auseinandergesetzt und die Aspekte Lernerfolg, Lernmotivation, Effizienzsteigerung<br />

und Wissensmanagement näher beleuchtet (vgl. Tre04, Seite 30ff):<br />

• Steigerung des Lernerfolgs<br />

Die Frage, ob eLearning den Lernerfolg steigert, muss laut Treier verneint werden,<br />

da der durchschnittliche Lernerfolg nicht vom gewählten Mediensystem abhängt.<br />

• Steigerung der Lernmotivation<br />

Die mult<strong>im</strong>ediale Darbietung des Lernstoffs bewirkt eine Steigerung der Lernmotivation.<br />

Leider verschwindet der Reiz des Neuen sehr schnell, und die Steigerung<br />

der Lernmotivation ist nur von kurzer Dauer. Die Lernenden merken sehr rasch, dass<br />

auch das Lernen mit einem neuen Medium mit Arbeit verbunden ist. Diese Enttäuschung<br />

darüber, dass das Lernen mit eLearning nicht nur einfach und unterhaltsam<br />

ist, bewirkt eine sehr hohe Abbrecherquote.<br />

• Steigerung der Effizienz<br />

eLearning steigert die Effizienz des Lernens. Dafür müssen jedoch einige Bedingungen<br />

erfüllt werden: Die SchülerInnen müssen ausreichend auf die Methode eLearning<br />

vorbereitet werden. eLearning erfordert zu Beginn einen erheblichen Mehraufwand<br />

(siehe Seite 67ff) von Seiten des Lehrers/der Lehrerin – sei dies nun in der Vorbereitung<br />

der SchülerInnen auf die neue Lernmethode oder in der erhöhten Vorbereitungsund<br />

Einarbeitungszeit des Lehrers/der Lehrerin. Darüber hinaus darf auch eine entsprechende<br />

Betreuung der SchülerInnen seitens der LehrerInnen nicht fehlen.<br />

• Ein Schritt zum Wissensmanagement<br />

Durch den Aufbau einer entsprechenen <strong>Bildung</strong>splattform bietet eLearning eine sehr<br />

gute Basis für Wissensmanagement. Jede/r LehrerIn kann seine/ihre eLearning-Einheit<br />

über eine Plattform anderen LehrerInnen zur Verfügung stellen und bekommt<br />

eLearning-Einheiten von anderern LehrerInnen zur Verfügung gestellt.<br />

Einschätzung des Verfassers zu den Erwartungen an eLearning<br />

Die Erwartungen an eLearning sind zu hoch. Vielfach wird die Erwartung geweckt, dass<br />

die neuen Technologien allein ein Garant für besseren Unterricht seien. Neue Technologien<br />

wie beispielsweise eLearning sind jedoch nur Methoden, deren Einsatz in der Schule <strong>im</strong><br />

Sinn der Methodenvielfalt unbedingt erforderlich ist.<br />

Ohne didaktisch gut ausgebildete LehrerInnen und eine gezielte und gut durchdachte Einführung<br />

von eLearning in den Unterricht wird die Methode eLearning die vielfach an sie<br />

gestellten Erwartungen nicht erfüllen können.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 73<br />

7.4 Didaktik von eLearning am Beispiel des Instructional<br />

Systems Design<br />

Lernen wird dann dem Instruktionsparadigma zugeordnet, wenn pr<strong>im</strong>är die Vermittlung<br />

von Wissen <strong>im</strong> Vordergrund steht. Im Unterschied dazu wird Lernen, „bei dem die Erarbeitung<br />

durch den Lernenden <strong>im</strong> Vordergrund steht, dem Problemlösungsparadigma zugeordnet“<br />

(Iss02, Seite 154). In Anbetracht der veränderten Anforderungen des Informationszeitalters<br />

sollte es zu einem „Paradigmenwechsel vom instruktionsbasierten zum problemorientierten,<br />

lernerzentrierten Unterricht“ (Iss02, Seite 155) kommen. Obwohl ein Paradigmenwechsel<br />

vom instruktionsbasierten zum problemorientierten Unterricht gefordert<br />

wird, gibt es noch kein eigenes Entwicklungsmodell für problemorientierte, lernerzentrierte<br />

Lernsysteme. Ein Entwicklungsmodell für Computer unterstützte Lernsysteme, welches<br />

einem pädagogisch-didaktischen Gestaltungsprozess dient, ist das Instructional Systems<br />

Design (ISD). Dieses Modell steht vor allem für die Beschreibung von Problemlösungsund<br />

Entwicklungsprozessen (vgl. Blu98, Seite 149).<br />

<strong>Das</strong> Modell „Instructional Systems Design“ geht auf den amerikanischen Psychologen Robert<br />

M. Gagné zurück (vgl. May01, Seite 43). Es besteht aus drei Arbeitsbereichen, welche<br />

<strong>im</strong> Folgenden näher beleuchtet werden:<br />

• Analyse und Planung<br />

• Entwicklung von Lehr- und Lernmodulen<br />

• Evaluation und Einsatz<br />

7.4.1 Instructional Systems Design: Analyse und Planung<br />

Im Arbeitsbereich Analyse und Planung wird die Grundlage für den „didaktischen Erfolg“<br />

(Iss02, Seite 157) gelegt. Dieser Bereich besteht aus den Schritten: Definition der Lernziele,<br />

Identifikation der Eigenschaften der Lernenden, Auswahl der Lerninhalte und Planung der<br />

Lehr- und Lernmethoden und der Medien (vgl. Iss02, Seite 158). Diese vier Schritte werden<br />

<strong>im</strong> Folgenden näher ausgeführt.<br />

Definition der Lernziele<br />

Die Definition klarer und überprüfbarer Lernziele ist von entscheidender Bedeutung für<br />

eLearning. Nur präzise formulierte Lernziele lassen deren Erreichung hinterher überprüfen<br />

(vgl. Iss02, Seite 159).<br />

Daniela Mair, Medienautorin und Beraterin für eLearning, hat folgende Regeln für Lernzielsätze<br />

aufgestellt (vgl. Mai05, Seite 65):<br />

• Ein Lernziel beginnt <strong>im</strong>mer mit dem Subjekt, das den/die Lernenden bezeichnet.<br />

• <strong>Das</strong> Verb des Lernziels ist aussagekräftig und steht <strong>im</strong>mer am Ende des Satzes.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 74<br />

• Lernzielsätze sind handlungsorientiert.<br />

• Lernziele sind aktiv formuliert.<br />

Identifikation der Eigenschaften der Lernenden<br />

Die individuellen Merkmale von SchülerInnen, beispielsweise Vorerfahrungen, Wissen, Fertigkeiten,<br />

Motivation und Interessen, haben großen Einfluss auf den Lernerfolg. So ist zum<br />

Beispiel der Lernerfolg motivierter Schüler höher, wenn ihnen ein hohes Maß an Selbststeuerung<br />

ermöglicht wird, „während niedrig leistungsmotivierte Schüler bei Fremdsteuerung<br />

bessere Leistungen erreichen“ (Iss02, Seite 159).<br />

Der/die LehrerIn sollte bei der Erstellung einer eLearning-Einheit seine/ihre SchülerInnen<br />

kennen und dieses Wissen bei der Programmkonzeption berücksichtigen.<br />

Die Wahl des geeigneten didaktischen Ansatzes ist demzufolge von den SchülerInnen und<br />

vom Lernziel abhängig. Daniela Mair unterscheidet folgende Ansätze (vgl. Mai05, Seite<br />

17):<br />

• Ansatz der Fremdsteuerung<br />

Eine fest vorgegebene Navigation führt durch das Lernprogramm. Der fremd gesteuerte<br />

Ansatz eignet sich dann, wenn Orientierungswissen vermittelt werden soll.<br />

<strong>Das</strong> Lernprogramm gibt den SchülerInnen einen ersten, vom/von der LehrerIn ausgewählten<br />

Überblick über den Lernstoff. Gut passt dieser Ansatz auch, wenn nur wenig<br />

Unterrichtszeit zur Verfügung steht.<br />

• Ansatz der Selbststeuerung<br />

SchülerInnen können sich frei durch das Lernprogramm bewegen. Dieser Ansatz wird<br />

angewandt, wenn der Lerninhalt komplex ist und verschiedenste Antworten und Zugänge<br />

zulässt. Für den selbst gesteuerten Ansatz muss viel Unterrichtszeit zur Verfügung<br />

stehen.<br />

• Kombination<br />

In der Praxis hat sich eine Kombination von Fremd- und Selbststeuerung bewährt.<br />

Den SchülerInnen steht eine Navigation als Orientierungshilfe zur Verfügung, sie können<br />

aber auch alternative Lernwege beschreiten. Der Grad der Fremd- beziehungsweise<br />

Selbststeuerung kann vom/von der LehrerIn in Abhängigkeit vom Lehrstoff frei<br />

gewählt werden.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 75<br />

Auswahl der Lerninhalte<br />

Von den Lernzielen und der Zielgruppe ausgehend werden die Lerninhalte ausgewählt. Für<br />

die Auswahl der Lerninhalte gilt folgende Formel: „So viel, wie für das Lernziel nötig, doch<br />

so wenig wie möglich.“ (Mai05, Seite 48)<br />

Planung der Lehr- und Lernmethoden und der Medien<br />

Bei der Planung von Lehr- und Lernmethoden sowie von Medien wird über die didaktischen<br />

Strategien und Taktiken entschieden. Die grundlegenden didaktischen Strategien st<strong>im</strong>men<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen mit den „events of instruction“ von Robert M. Gagné überein (vgl. Iss02,<br />

Seite 161f):<br />

• Aufmerksamkeit erregen und motivieren<br />

• Lernziele vereinbaren<br />

• <strong>Das</strong> Lernen aktivieren und unterstützen<br />

– durch Aktivieren relevanten Vorwissens<br />

– durch Informationsangebote<br />

– durch Hinweise und Hilfen<br />

– durch Beispiele, Fragen und Aufgaben<br />

– durch Rückmeldung und Korrektur<br />

• <strong>Das</strong> neu Gelernte mit dem bereits Vorhandenen verknüpfen<br />

• <strong>Das</strong> Gelernte vertiefen, festigen, üben, anwenden, wiederholen<br />

• Den Lernerfolg ermitteln und rückmelden<br />

• Auf weitere Lernmöglichkeiten hinweisen<br />

Darüber hinaus stehen dem/der LehrerIn für die Abfolge der Lernschritte erprobte didaktische<br />

Regeln zur Seite (vgl. Iss02, Seite 163):<br />

• Vom Allgemeinen zum Besonderen<br />

• Vom Bekannten zum Unbekannten<br />

• Vom Einfachen zum Komplizierten<br />

• Vom Leichten zum Schweren<br />

• Vom nahe Liegenden zum Entfernten<br />

• Vom Interessanten zum Uninteressanten


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 76<br />

7.4.2 Instructional Systems Design: Entwicklung und Produktion<br />

Die verwendete Software best<strong>im</strong>mt die „Arbeitsweise und die Freiheitsgrade bei der Entwicklung“<br />

(Iss02, Seite 165) der eLearning-Einheit. Es gibt eine Vielzahl an Autorensystemen,<br />

die die LehrerInnen bei der Erstellung von eLearning-Einheiten unterstützen. Als<br />

Beispiel sei hier das Freeware-Programm „Hot Potatoes“ genannt.<br />

„Die Frage, was man einsetzt, sollte nicht motiviert sein vom Softwareprodukt, sondern von der<br />

inhaltlichen Komponente. Die Software spielt für mich als Lehrer eine untergeordnete Rolle. Es<br />

kann ruhig eine alte, rud<strong>im</strong>entäre Software sein. Wenn sie das Ziel des Unterrichts verfolgt, dann<br />

ist sie die richtige. Die Software ist <strong>im</strong>mer vom jeweiligen Thema abhängig und muss vom Lehrer<br />

entschieden werden. Eine Software lebt nur, wenn sie der Lehrer auch leben lässt <strong>im</strong> Unterricht.<br />

<strong>Das</strong> wichtigste ist, dass die Software die Inhalte bringen bzw. die Ziele des Lehrplans erfüllen<br />

kann. Dann ist sie die geeignete.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 224 - 231)<br />

7.4.3 Instructional Systems Design: Evaluation und Einsatz<br />

Die Überprüfung und Bewertung sowie der Einsatz der erstellten eLearning-Einheit schließen<br />

das Entwicklungsmodell „Instructional Systems Design“ ab. Die Überprüfung sollte<br />

soweit wie möglich von einzelnen VertreterInnen der Zielgruppe, sprich einzelnen SchülerInnen,<br />

durchgeführt werden.<br />

„Als Lehrer sind die Schüler und die Eltern meine unmittelbaren Gradmesser. Sie geben mir<br />

Rückmeldungen über die Brauchbarkeit oder auch Wünsche. Ich persönlich schaue <strong>im</strong>mer auf<br />

die Schüler selbst. Wie lernen die Schüler? Nach Beantwortung dieser Frage versuche ich das<br />

Angebot an die Schüler anzupassen oder für sie etwas Neues zu entwerfen.<br />

Evaluierung nach außen und von außen ist wichtig. Sie ermöglicht den Vergleich mit verschiedenen<br />

Schulen: Wie wird dort gearbeitet? Man kann andere Lehrer zu sich in die Klasse einladen<br />

oder selbst zu anderen gehen.“<br />

Franz Riegler, eLSA-Projektleiter BRG Kepler, Graz<br />

(PG06a, Zeile 359 - 366)<br />

7.5 Vor- und Nachteile von eLearning<br />

Der Einsatz von eLearning in der Schule bedeutet nicht, dass der/die LehrerIn den konventionellen<br />

Unterricht außer Acht lassen soll. eLearning bietet dem/der LehrerIn vielmehr<br />

eine zusätzliche Methode, ein zusätzliches Werkzeug. Der Einsatz von eLearning ist mit<br />

Vor- und Nachteilen verbunden.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 77<br />

Vorteile von eLearning<br />

Für Thomas Nárosy und Verena Riedler kann eLearning in folgenden Bereichen erfolgreich<br />

eingesetzt werden (vgl. Thoc, Seite 223f):<br />

• Zur Wissensvermittlung bei neuartigen Themen<br />

eLearning-Module lassen sich einfacher auf den neuesten Stand bringen als herkömmlichen<br />

Medien. LehrerInnen und SchülerInnen sind in der Lage <strong>im</strong>mer am Puls der<br />

Zeit zu lehren und zu lernen.<br />

• Zur Sicherung und Erreichung eines homogenen Wissensstandes<br />

Mit Hilfe von eLearning-Modulen kann in einer inhomogenen Klasse eine gemeinsame<br />

und einheitliche Grundlage geschaffen werden. eLearning bietet ebenso Hilfestellung<br />

zur Selbsteinschätzung.<br />

• Zur individuellen Vertiefung von Lerninhalten<br />

SchülerInnen haben mit eLearning die Möglichkeit, sich nach eigenen Interessen mit<br />

Inhalten auseinanderzusetzen.<br />

• Zur Vorbereitung auf den Unterricht<br />

SchülerInnen haben die Möglichkeit, sich auf den Unterricht vorzubereiten. Mögliche<br />

Fragestellungen und Unklarheiten können dann <strong>im</strong> Klassenverband besprochen<br />

werden.<br />

Theo Byland und Peter Gloor sind der Ansicht, dass eLearning zu einer Verbesserung des<br />

Lernens führen kann (vgl. BG02, Seite 39f):<br />

• eLearning ermöglicht mult<strong>im</strong>ediales Lernen und damit Lernen über verschiedene Sinneskanäle.<br />

• eLearning unterstützt kognitive Prozesse während des Lernens.<br />

• eLearning ermöglicht interaktives, selbst gesteuertes, entdeckendes und damit individualisiertes<br />

Lernen.<br />

• eLearning ermöglicht orts- und zeitunabhängiges Lernen.<br />

• eLearning ermöglicht die Zusammenstellung und Strukturierung fremder Lernangebote<br />

<strong>im</strong> Internet.<br />

Nachteile von eLearning<br />

Nach Einschätzung des Verfassers kann eLearning folgende Nachteile haben:<br />

• Einseitig visuell geprägtes Lernen am Bildschirm<br />

Ein visueller Lerntyp ist be<strong>im</strong> eLearning klar <strong>im</strong> Vorteil, während ein motorischer<br />

Lerntyp benachteiligt ist.


KAPITEL 7. ELEARNING IN DER SCHULE 78<br />

• Selbständigkeit überfordert die Lernenden<br />

Für viele SchülerInnen stellt die Selbstmotivation und -disziplin ein schier unüberwindbares<br />

Hindernis zum Lernerfolg dar. eLearning kann diese fehlende Motivation<br />

aufgrund des Alleingelassenseins vor dem Computer noch verstärken.<br />

• Technische Grundkompetenz<br />

Es werden von den SchülerInnen und LehrerInnen technische Kompetenzen vorausgesetzt.<br />

Der richtige Umgang mit dem Computer wird oftmals als wichtiger angesehen<br />

als der zu vermittelnde Lerninhalt.<br />

• Fehlende Didaktik<br />

Die technische Umsetzung der Lerninhalte ist oftmals wichtiger als deren didaktische<br />

Umsetzung.<br />

• Soziale Isolation<br />

Wenn Rückmeldungen von LehrerInnen, Eltern und MitschülerInnen fehlen, kann<br />

die Lernarbeit am Computer zur sozialen Isolation führen.<br />

Nur allzu oft werden die Potenziale von eLearning nicht ausgeschöpft. Viele eLearning-<br />

Einheiten sind didaktisch schlecht aufbereitet und führen aufgrund des Übermaßes an Information<br />

zu einer kognitiven Überlastung der SchülerInnen. Oftmals wird die abgebildete<br />

Wirklichkeit zu sehr vereinfacht und reduziert. <strong>Das</strong> kann dazu führen, dass die SchülerInnen<br />

zwar die S<strong>im</strong>ulation verstehen, aber keine Einsichten über grundlegende Zusammenhänge<br />

gewinnen. Viele eLearning-Einheiten befinden sich <strong>im</strong>mer noch auf der Stufe behavioristisch<br />

orientierter Unterweisungen. Die Suche <strong>im</strong> Internet kann zu stundenlangem, lernzeitraubendem<br />

Surfen führen, wobei sich die SchülerInnen <strong>im</strong> World Wide Web verlieren.<br />

Gezielter eLearning-Einsatz bedarf einer sorgfältigen und aufwändigen Vorbereitungs- und<br />

Aufarbeitungszeit (vgl. BG02, Seite 41f).<br />

Trotz dieser Nachteile und Gefahren ist eLearning eine wichtige zusätzliche Methode, die<br />

<strong>im</strong> Unterricht nicht fehlen darf. SchülerInnen werden möglicherweise in ihrem zukünftigen<br />

Berufsleben mit eLearning in Berührung kommen. Es ist deshalb wichtig, dass die Schule<br />

die SchülerInnen auf diese Methode vorbereitet.


Kapitel 8<br />

Schlussbemerkung und Ausblick<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> ist erwachsen geworden. Durch die Einführung des universitären<br />

Lehramtsstudiums „<strong>Informatik</strong> und <strong>Informatik</strong>management“ wurde eine akademische<br />

Diskussion über das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> angeregt. Diese Diskussion zwischen AbsolventInnen<br />

des universitären Lehramtsstudiums einerseits und in der Praxis stehenden<br />

<strong>Informatik</strong>lehrerInnen, die sich ihr Wissen <strong>im</strong> Selbststudium und aus Eigeninteresse angeeignet<br />

haben, befruchtet das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong>.<br />

Viele Fragen sind noch offen. Die vorliegende Arbeit hat sich mit den Inhalten der <strong>Informatik</strong><br />

und der informatischen <strong>Bildung</strong> beschäftigt. <strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> kann<br />

nicht umhin, sich seine Themen aus der Fachwissenschaft <strong>Informatik</strong> zu holen. Nur so ist<br />

gewährleistet, dass das <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> jung bleibt und auch zukünftige Trends<br />

mit in den Unterricht hineinn<strong>im</strong>mt.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> ist aber mehr als bloßes Abbild der Fachwissenschaft <strong>Informatik</strong>.<br />

Es ist wichtigster Vermittler einer informatischen <strong>Bildung</strong>. Im Sinne der informatischen<br />

<strong>Bildung</strong> lernen die SchülerInnen dreierlei: den Einsatz des Mediums Computer als<br />

Lernhilfe (Schlagwort: eLearning), den Umgang mit Standardsoftware und grundlegende<br />

Konzepte der <strong>Informatik</strong>.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Unterrichtsfach</strong> <strong>Informatik</strong> hat eine wichtige Funktion in der Schule inne. <strong>Das</strong> Wissen<br />

um Konzepte und Anwendungen der <strong>Informatik</strong> ist in der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts<br />

eine zusätzliche Kulturtechnik. Es ist Aufgabe des <strong>Unterrichtsfach</strong>s <strong>Informatik</strong>,<br />

den SchülerInnen diese Kulturtechnik näher zu bringen.<br />

Die besondere Rolle des/der <strong>Informatik</strong>lehrerIn ist bisher noch nicht Thema der fachdidaktischen<br />

Forschung. Hier besteht noch Handlungsbebedarf. Aufgrund der Omnipräsenz<br />

von <strong>Informatik</strong> sind <strong>Informatik</strong>lehrerInnen höheren Anforderungen ausgesetzt als LehrerInnen<br />

anderer Unterrichtsfächer. <strong>Informatik</strong>lehrerInnen haben, wie in der vorliegenden<br />

Arbeit erörtert, viele Rollen <strong>im</strong> Schulverband inne: Sie sind oftmals für das reibungslose<br />

Funktionieren des Schulnetzwerkes genauso verantwortlich wie für die Computer <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>raum<br />

und so manchen Privatcomputer eines Kollegen/einer Kollegin. Die Aufgabe<br />

des Unterrichtens darf hier nicht in den Hintergrund gedrängt werden.<br />

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KAPITEL 8. SCHLUSSBEMERKUNG UND AUSBLICK 80<br />

<strong>Informatik</strong>lehrerInnen haben auch mit der Schnelllebigkeit ihres <strong>Unterrichtsfach</strong>s zu kämpfen.<br />

Ohne laufende Weiterbildung kann <strong>Informatik</strong> nicht unterrichtet werden. Der/die <strong>Informatik</strong>lehrerIn<br />

sollte den aktuellen Stand der Forschung nicht aus den Augen verlieren.<br />

Dies verdeutlicht ein einfacher Vergleich: Ein/e HistorikerIn oder ChemikerIn, der/die nach<br />

dem Wissensstand von 1995 unterrichtet, wird kein Problem haben und kann einen guten<br />

Unterricht gestalten. Wenn dasselbe hingegen eine/e <strong>Informatik</strong>erIn macht, ist das Wissen,<br />

das er/sie vermittelt, restlos überaltet. <strong>Informatik</strong> zu unterrichten, ist und bleibt eine große<br />

Herausforderung.


Anhang A<br />

Interviews<br />

A.1 Leitfadeninterview: Mag. Manfred Regner<br />

Name: Mag. Manfred Regner<br />

Position: Fachinspektor für Informationstechnologie, Landesschulrat für Steiermark<br />

Ort: 8011 Graz<br />

Datum: 7. Februar 2006<br />

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Welchen Stellenwert hat <strong>Informatik</strong> in der Schule?<br />

Man muss bezüglich <strong>Informatik</strong> in der Schule beziehungsweise zum Wort <strong>Informatik</strong><br />

zwei Dinge unterscheiden: Verstehen wir unter <strong>Informatik</strong> informatische <strong>Bildung</strong> d. h. den<br />

Einsatz <strong>im</strong> Allgemeinen? Oder verstehen wir darunter nur die <strong>Informatik</strong>, d. h. beispielsweise<br />

Bits und Bytes, Algorithmen und dergleichen?<br />

Ich spreche jetzt von <strong>informatischer</strong> <strong>Bildung</strong>. Der Stellenwert der informatischen <strong>Bildung</strong><br />

steigt in der Schule, weil der Computer vermehrt als Arbeitsgerät eingesetzt wird.<br />

Der Computer wird als Lehrgerät eingesetzt, d. h. als eine zusätzliche Methode. Als solche<br />

bereichert sie den Unterricht. D. h. der Computer wird nicht nur <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

eingesetzt, sondern auch in sehr vielen anderen Gegenständen, um den Unterricht zu bereichern.<br />

Durch den Computer lassen sich zusätzliche Wege finden, damit Schüler Lerninhalte<br />

lernen bzw. zu Kompetenzen kommen.<br />

Bezüglich <strong>Informatik</strong> selbst, also nicht als informatische <strong>Bildung</strong>, sondern als Bits und<br />

Bytes, stellt sich die Lage anders dar. In der AHS ist <strong>Informatik</strong> in der 5. Klasse ein<br />

zweistündiges Pflichtfach. In der Unterstufe gibt es kein Pflichtfach <strong>Informatik</strong>. In vielen<br />

Unterstufen wird das jedoch schulautomom geregelt, d. h. es werden schulautonom Stunden<br />

zur Verfügung gestellt. Und in der Oberstufe gibt es in der AHS das Wahlpflichtfach<br />

<strong>Informatik</strong> <strong>im</strong> Umfang von vier bzw. sechs Wochenstunden. In der BHS hat die <strong>Informatik</strong><br />

naheliegenderweise einen größeren Stellenwert.<br />

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Ich muss jedoch dazusagen, dass es viele Schulen in der Steiermark gibt, wo der Computer<br />

als Arbeitsgerät und als zusätzliche Methode eingesetzt wird. Als Vertreter dafür<br />

seien die eLSA-Schulen 1 und die Schulen des eClusters 2 zu nennen.<br />

Inwiefern sehen Sie die <strong>Informatik</strong> als Teil der Allgemeinbildung?<br />

Informatische <strong>Bildung</strong> ist aus meiner Sicht eine Grundkompetenz, die ein junger Mensch,<br />

aber auch allgemein ein Mensch in unserer Gesellschaft haben muss. Wenn ich mich beispielsweise<br />

um eine Arbeitsstelle bewerbe, brauche ich Grundkompetenzen der informatischen<br />

<strong>Bildung</strong>. Ich muss in der Lage sein, den Lebenslauf mit dem Computer zu schreiben,<br />

ich muss in der Lage sein, die Stellenangebote über das Internet abzurufen und dergleichen.<br />

Die informatische <strong>Bildung</strong> ist einfach unerlässlich.<br />

Be<strong>im</strong> Umgang mit dem Computer kommt es aus meiner Sicht nicht so sehr darauf<br />

an, mit den modernsten Produkten umgehen zu können. Es geht vielmehr darum, Flexibilität<br />

zu entwickeln, um sich auf neue Umstände einstellen zu können. Sprich: Wenn z.<br />

B. eine neue Windows-Version oder eine neue Linux-Version herauskommt, soll ich in der<br />

Lage sein, mir auch selbständig das notwendige Wissen anzueignen, damit ich mit diesem<br />

Programm umgehen kann. Und das ist aus meiner Sicht auch eine Aufgabe von Schule.<br />

Im <strong>Informatik</strong>unterricht in der Schule soll nicht die Vermittlung von Produktwissen <strong>im</strong><br />

Vordergrund stehen, sondern die Vermittlung von Kompetenzen, sodass Schülerinnen und<br />

Schüler in der Lage sind, sich auf neue Situationen am Computer und am <strong>Informatik</strong>sektor<br />

einzustellen.<br />

Und zur <strong>Informatik</strong> selber, also Bits und Bytes: Auch algorithmisches Denken ist Teil<br />

der Allgemeinbildung. Aber das ist wahrscheinlich meine Sicht der Dinge.<br />

Welche Rolle nehmen <strong>Informatik</strong>lehrerinnen und -lehrer <strong>im</strong> Schulverband ein?<br />

<strong>Informatik</strong>lehrer haben einen wichtigen Stellenwert <strong>im</strong> Schulverband - aus einem einfachen<br />

Grund: Der Geographielehrer, der Englischlehrer, der Französischlehrer brauchen<br />

häufig Hilfestellung vom <strong>Informatik</strong>lehrer. Der <strong>Informatik</strong>lehrer bzw. die <strong>Informatik</strong>lehrerin<br />

ist eine Schlüsselfigur <strong>im</strong> Schulalltag.<br />

Welche groben Ziele verfolgt der <strong>Informatik</strong>-Unterricht in der Steiermark?<br />

Die Ziele sind festgelegt durch den Lehrplan. Der Lehrplan ist jedoch so verfasst, dass<br />

er Spielraum in der Umsetzung lässt, d. h. der Lehrer hat eine gewisse Flexibilität, diesen<br />

Lehrplan umzusetzen. Die Ziele der <strong>Informatik</strong> sind generell zwischen AHS und BHS<br />

unterschiedlich.<br />

1 <strong>Das</strong> Projekt „eLSA“ steht für eLearning <strong>im</strong> Schul-Alltag. eLSA läuft an österreichischen Unterstufen.<br />

Ziel von eLSA ist, dass alle SchülerInnen einer eLSA-Schule Erfahrungen mit eLearning <strong>im</strong> Unterricht<br />

machen.<br />

2 Im Projekt „eCluster-Schulen“ des österreichischen Bundesministeriums für <strong>Bildung</strong>, Wissenschaft und<br />

Kultur haben sich Schulen zusammengeschlossen, um eLearning als Schwerpunkt in den schulischen Alltag<br />

zu integrieren. Ziel des Projekts, welches ausschließlich an Oberstufen läuft, ist die Evaluierung von<br />

eLearning für die Einführung ins Regelschulsystem. <strong>Das</strong> Projekt „eCluster-Schulen“ läuft von September<br />

2002 bis Juli 2006.


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Wenn Sie ein Nicht-<strong>Informatik</strong>er fragt: Warum ist <strong>Informatik</strong> wichtig? Wozu brauchen<br />

wir das an der Schule? Was sagen Sie ihm?<br />

Hier gibt es wieder zwei Ansätze. Wir brauchen deshalb <strong>Informatik</strong> in der Schule und ein<br />

eigenes Fach <strong>Informatik</strong>, weil algorithmisches Denken und dieser Zugang des Problemlösens<br />

aus meiner Sicht in keinem anderen Fach so gemacht wird wie in der <strong>Informatik</strong>. Ich bin<br />

selber Mathematiker. Aber die Kompetenz des Problemlösens lernt man sehr, sehr gut in<br />

der <strong>Informatik</strong>. D. h. man hat eine Aufgabenstellung und muss sie dann lösen, man hat<br />

ein Ziel und muss dieses Ziel erreichen. <strong>Das</strong> ist ein problemorientierter Ansatz.<br />

Algorithmisches Denken habe ich vorhin schon erwähnt. Klarerweise gehört es zur informatischen<br />

<strong>Bildung</strong>. Sowohl dieses algorithmische Denken als auch dieser problemorientierte<br />

Zugang sind aus meiner Sicht ein Teil der Allgemeinbildung. Daher brauchen wir<br />

<strong>Informatik</strong> an der Schule.<br />

Andererseits vermittelt der <strong>Informatik</strong>unterricht an der Schule informatische <strong>Bildung</strong>.<br />

Der Einsatz des Computers ist eine zusätzliche Methode, d. h. der Schüler und die Schülerin<br />

haben die Möglichkeit, auf eine neuartige Art und Weise sich Kompetenzen anzueignen, z.<br />

B. <strong>im</strong> Englichunterricht, Französischunterricht, genauso in Latein und Geographie. Die Methodenvielfalt<br />

wird durch den <strong>Informatik</strong>unterricht erweitert. Andererseits ist es natürlich<br />

wichtig, dass der junge Mensch in der Lage ist, mit der EDV, mit Computersystemen sowie<br />

mit modernen Medien umzugehen. Und die Motivation der Schüler ist auch viel größer,<br />

wenn sie mit diesen elektronischen Medien arbeiten.<br />

Nun zum Bereich eLearning. Was kann sich der Laie unter eLearning vorstellen?<br />

Es wurde schon oft versucht, eLearning zu definieren. Es gibt die verschiedensten Zugänge<br />

und die verschiedensten Interpretationen von eLearning. Man kann es sehr weit<br />

sehen oder sehr eng. Für mich ist das jetzt wieder subjektiv: Ist eLearning Lernen mit und<br />

am Computer oder der Einsatz der Methode der elektronischen Medien? Letzteres meint<br />

mit Unterstützung der elektronischen Medien zusätzliche Kompetenzen zu erwerben. <strong>Das</strong><br />

kann z. B. die Arbeit mit einer Lernplattform sein, wie z. B. Moodle, Datenaustausch über<br />

Moodle, also einfache Arbeitsblätter. <strong>Das</strong> können genauso umfangreiche An<strong>im</strong>ationen sein.<br />

Wobei das reine Erstellen z. B. eines Filmes für mich nicht eLearning ist. Der reine, der<br />

alleinige Umgang mit dem Tool ist für mich nicht eLearning. Für mich ist eLearning der<br />

Einsatz des Computers oder der elektronischen Medien als Methode.<br />

Was sind die Kernziele von eLearning?<br />

Für mich sind die Kernziele von eLearning, dass der Schüler und die Schülerin die<br />

Möglichkeit haben, sich Kompetenzen mittels einer zusätzlichen Methode anzueignen. <strong>Das</strong><br />

heißt, dass Wissenserwerb interessanter und spannender ist und dass dadurch das Ergebnis<br />

nachhaltiger ist. <strong>Das</strong> bedeutet, dass der Schüler ganz einfach lieber lernt.<br />

Wie viele SchülerInnen und LehrerInnen arbeiten in der Steiermark in etwa mit eLearning?<br />

Gibt es grobe Zahlen?


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Es gibt in Österreich die eLSA-Schulen. In der Steiermark sind das zur Zeit sechs.<br />

Darüber hinaus gibt es den eCluster, das in der Steiermark aus neun Schulen besteht. In<br />

diesen Schulen wird versucht, sehr umfangreich eLearning in den Schulalltag einzubinden.<br />

In den anderen Schulen ist es meist abhängig vom einzelnen Lehrer.<br />

Gibt es Erfahrung mit der Akzeptanz von eLearning bei den DirektorInnen? Wie nehmen<br />

DirektorInnen eLearning auf?<br />

Direktoren der eClusterschulen und eLSA-Schulen nehmen eLearning naheliegenderweise<br />

sehr positiv an und auf. Es hat sich gezeigt, dass Direktorinnen und Direktoren, die<br />

eLearning <strong>im</strong> Schulalltag wirklich gesehen haben, das eher positiv sehen. Denn sie merken,<br />

dass es einen Mehrwert für den Unterricht bringt.<br />

Bekommen Sie als Fachinspektor auch Rückmeldungen, inwiefern LehrerInnen eLearning<br />

akzeptieren? Wenn ja, wie fallen diese Rückmeldungen aus?<br />

Ich muss gestehen, als Fachinspektor habe ich eher mit Kolleginnen und Kollegen zu<br />

tun, die eLearning positiv sehen. D. h. ich bekomme in der Regel positive Rückmeldungen.<br />

Aber ich bekomme auch Rückmeldungen, dass der Einstieg für Lehrer in den Bereich eLearning<br />

am Anfang mit einem Mehraufwand verbunden ist. Wenn man einigermaßen vertraut<br />

damit ist, bringt es dem Lehrer jedoch etwas. D. h. Lehrer sind nach der Anfangsphase<br />

zufriedener. Sie sind auch davon überzeugt, dass den Schülern der Unterricht besser gefällt.<br />

Die Rückmeldungen sind meistens so, dass die Lehrer artikulieren, dass eLearning mit<br />

Mehraufwand verbunden ist, der jedoch letztendlich etwas bringt, weil er die Zufriedenheit<br />

bei Lehrern und Schülern erhöht. Diese Rückmeldungen sind jedoch nicht repräsentativ,<br />

weil sie meist von Lehrern kommen, denen eLearning ein Anliegen ist.<br />

Und wie sieht es tendenziell bei den SchülerInnen aus? Mögen sie eLearning oder lehnen<br />

sie es eher ab?<br />

Ich kann jetzt auch nur von Schülerinnen und Schülern sprechen, die eLearning positiv<br />

sehen. Denn ich als Fachinspektor habe meistens nur mit solchen Schülerinnen und Schülern<br />

zu tun. <strong>Das</strong> liegt in der Natur der Sache. Die Schüler, die ich kennengelernt habe, sehen<br />

eLearning positiv.<br />

Welche Vorteile hat die Methode eLearning?<br />

eLearning hat den Vorteil, dass es eine zusätzliche Methode ist. Der Unterricht wird<br />

dadurch interessanter und ansprechender. Der Schüler hat das Gefühl, er arbeitet mit<br />

einem modernen Medium, d. h. er ist in vielen Fällen auch motivierter. Und wenn man<br />

eLearning gut und sinnvoll einsetzt, hat sich auch gezeigt, dass das Wissen nachhaltiger<br />

wirkt. Was vermittelt wurde oder was sich der Schüler selber angeeignet hat, bleibt länger<br />

<strong>im</strong> Gedächtnis.


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Wenn Sie eLearning kritisch betrachten: Welche Nachteile gibt es?<br />

Man muss bei eLearning sicher aufpassen. eLearning gehört aus meiner Sicht dort eingesetzt,<br />

wo es Sinn macht. Es gibt sicher Bereiche, wo eLearning keinen Sinn macht, sondern<br />

andere Methoden besser sind. In der Physik beispielsweise kann es sein, dass das Freihandexper<strong>im</strong>ent<br />

viel mehr bringt als ein virtuelles Exper<strong>im</strong>ent am Computer. Dort gehört<br />

unbedingt das Freihandexper<strong>im</strong>ent gemacht. Auch in anderen Bereichen kann der konventionelle<br />

Unterricht die Inhalte manchmal viel besser vermitteln als eLearning, das virtuell<br />

ist. Dort gehört der konventionelle Unterricht gemacht und nicht eLearning. eLearning<br />

gehört aus meiner Sicht dort eingesetzt, wo es Sinn macht.<br />

Ein weiterer Nachteil kann sein, dass der Schüler wenn möglich dahe<strong>im</strong> einen Computer<br />

haben soll. <strong>Das</strong> kann ein Nachteil für jene sein, die keinen PC zuhause haben.<br />

Wichtig ist, nicht ausschließlich den PC als Methode einzusetzen. Gefragt ist trotz<br />

moderner Technik die Methodenvielfalt. Insofern sprechen wir die ganze Zeit von „blended<br />

learning“.<br />

Es gibt Ansätze, die davon ausgehen, dass eLearning vor allem dazu da ist, um den<br />

<strong>Informatik</strong>unterricht zu legit<strong>im</strong>ieren. Denn es macht ihn für andere Fächer nutzbar. Inwiefern<br />

können Sie diese Ansicht teilen?<br />

<strong>Das</strong> sind zwei Paar Schuhe: eLearning und <strong>Informatik</strong>unterricht. eLearning ist eine<br />

Methode für sehr viele Unterrichtsfächer, und <strong>Informatik</strong> ist ein Gegenstand, in dem <strong>Informatik</strong><br />

vermittelt wird. <strong>Das</strong> ist gleich wie z. B. Deutsch und ich muss in Geographie etwas<br />

schreiben.<br />

Was wünschen Sie sich für den <strong>Informatik</strong>unterricht der Zukunft?<br />

Dort, wo die Infrastruktur noch nicht opt<strong>im</strong>al ist, wünsche ich mir die entsprechende<br />

Infrastruktur. In der Unterstufe der AHS sind fixe Unterrichtsstunden wünschenswert,<br />

d. h. nicht schulautonomer <strong>Informatik</strong>unterricht, sondern wirklich verbindlicher <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

für die gesamte Unterstufe an jeder AHS. Als Fachinspektor für <strong>Informatik</strong><br />

sind Unterrichtsstunden und Infrastruktur meine Hauptanliegen für das <strong>Unterrichtsfach</strong><br />

<strong>Informatik</strong>.


ANHANG A. INTERVIEWS 86<br />

A.2 Leitfadeninterview: Mag. Franz Riegler<br />

Name: Mag. Franz Riegler<br />

Position: <strong>Informatik</strong>lehrer am BRG Kepler, eLSA-Projektleiter für das BRG Kepler<br />

Ort: 8020 Graz<br />

Datum: 15. Februar 2006<br />

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Welchen Stellenwert hat <strong>Informatik</strong> in der Schule?<br />

<strong>Informatik</strong> in der Schule hat sicherlich an Bedeutung gewonnen. Es ist bewusst geworden,<br />

dass man sich in den Schulen mehr Stunden mit der <strong>Informatik</strong> beschäfigen muss, als<br />

zusätzliche Kulturtechnik sozusagen, so wie man schreiben und lesen lernt. Man hat zuminderst<br />

in der AHS erkannt, dass es wichtig ist, auch <strong>Informatik</strong> als weitere Kulturtechnik<br />

benutzen zu lernen.<br />

Es gibt natürlich große Brüche zwischen denen, die sagen, wir verlieren an Allgemeinbildung,<br />

wenn wir die <strong>Informatik</strong> einführen, und jenen, die <strong>Informatik</strong> als Teil der Allgemeinbildung<br />

sehen. Allgemeinbildung kann nicht von den klassischen Pflichtfächern gepachtet<br />

sein, sondern zur Allgemeinbildung gehört auch <strong>Informatik</strong>. Andererseits glaube ich auch,<br />

dass Schulen die <strong>Informatik</strong> deshalb so boomen lassen, weil sie sich dadurch erwarten,<br />

dass sie Schüler halten bzw. gewinnen können. Vielleicht machen es manche sogar unreflektiert,<br />

einfach um das Gefühl zu haben, da dabei zu sein, wenn die Parallelschule oder<br />

eine nahegelegene Schule auch <strong>Informatik</strong> anbietet.<br />

Viele engagierte <strong>Informatik</strong>lehrer machen guten Unterricht. Aber meiner Meinung nach<br />

hinkt das Stundenkontingent einem echt guten Unterricht hinterher. Ohne Stunden kann<br />

man keinen wirklich guten <strong>Informatik</strong>unterricht machen. Wichtig ist auch, was <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

vermittelt wird und in welchem Konnex Unterrichtsinhalte stehen. Die große<br />

Frage ist: Wozu mache ich das Ganze? Geht es nur um das Erlernen eines Computerprogramms<br />

<strong>im</strong> technischen Sinn? Und dieses „Wozu“ fehlt manchmal. Wenn <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

nur herunterreduziert ist auf das Auswendiglernen von Befehlen, dann ist es meiner<br />

Meinung nach fragwürdig, ob man dafür ein großes Stundenkontingent braucht. Denn viele<br />

Kinder setzen auch zuhause den Computer ein und erlernen dort die Programmtechnik<br />

locker und leicht. Dafür müssen sie nicht in Extrastunden gedrillt werden in der Schule,<br />

was sie sowieso zuhause lernen. Wenn in <strong>Informatik</strong> jedoch Wert auf die Umsetzung und<br />

Anwendbarkeit des Erlernten auch in anderen Fächern gelegt wird, sieht die Sache anders<br />

aus. Dann braucht man mehr Stunden. Es kommt <strong>im</strong>mer auf die Umsetzung an, d. h. ich<br />

lerne was, damit ich es dann anwenden kann. Und dieses Lernen von Anwendungen sollte<br />

in der <strong>Informatik</strong> liegen, wobei die echte Anwendung dann durchaus in den einzelnen anderen<br />

Gegenständen sein kann. Der <strong>Informatik</strong>unterricht der Unterstufe sollte dazu rüsten,<br />

Anwendungen am PC in den anderen Fächern sinnerfüllt zu nutzen. Aber so ein Unterricht<br />

ist schwer umzusetzen, denn soviele Stunden hat man nicht.<br />

Inwiefern sehen Sie die <strong>Informatik</strong> als Teil der Allgemeinbildung?<br />

Wie bereits gesagt, <strong>Informatik</strong> ist ein Teil der Allgemeinbildung, wie schreiben, lesen,<br />

und andere Kulturtechniken, von denen es wichtig ist, sie zu können, egal, was man nach<br />

der Schule macht. Für mich geht es aber noch ein Schritt weiter: In der AHS zumindest


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definiere ich die <strong>Informatik</strong> als etwas, das ich anwenden kann, wo ich über den reinen User,<br />

also den, der die Maschine bedient, hinausgehen kann und dann kombiniert mit meinem<br />

Allgemeinwissen und meinem Computerwissen etwas Neues mache.<br />

Welche Rolle nehmen <strong>Informatik</strong>lehrerInnen <strong>im</strong> Schulverband ein?<br />

Die Rolle von Informtiklehrerinnen und -lehrern ist unterschiedlich. Einerseits gelten<br />

sie bei manchen Kollegen als die Gurus, die in der <strong>Informatik</strong> das Wissen herumtragen,<br />

das andere Kollegen nicht haben. Und da ist man oft in der Rolle, dass man dann vielen<br />

Kollegen hilft, helfen muss und auch bereit ist, etwas zu tun. Aber manchmal artet es ein<br />

bisschen aus. Manchmal glauben Kollegen, dass die <strong>Informatik</strong>er etwas Besseres sind, obwohl<br />

sie es nicht sind. In Wirklichkeit haben sie nur viel mehr Arbeit, dadurch dass sie <strong>im</strong><br />

Bereich <strong>Informatik</strong> um einiges mehr wissen. <strong>Das</strong> kann <strong>im</strong> Lehrkörper dazu führen, dass es<br />

polarisiert, dass dann die Kollegen das Gefühl haben, sie kommen <strong>im</strong>mer als Bittsteller zum<br />

<strong>Informatik</strong>er, wenn sie etwas brauchen. Andererseits könnte es auch ausgenutzt werden, um<br />

ein gewisses Machtverhältnis auszuspielen. Ein <strong>Informatik</strong>er kann mit der Macht, die er<br />

hat, wenn er eine Maschine bedienen kann, und ein anderer braucht dieses Wissen, auch unqualifiziert<br />

umgehen. Meine Erfahrung ist, dass die meisten <strong>Informatik</strong>er sehr umgängliche<br />

Menschen und eigentlich extrem hilfsbereit sind. Ich kenne außer den <strong>Informatik</strong>lehrern<br />

keine andere Lehrergruppe, die in anderen Bereichen und auch <strong>im</strong> Privatbereich so viel<br />

hilft. Man würde ja nicht zu einem Biologen gehen, wenn man <strong>im</strong> Garten ein Problem hat<br />

und von ihm verlangen, dass er jetzt sofort <strong>im</strong> Garten nachschaut. In der Schule kommen<br />

die Kollegen aber sehr oft mit Computerproblemen von zuhause, und man versucht als<br />

<strong>Informatik</strong>er, diese Probleme zu lösen.<br />

Meiner Meinung nach ist es ein ungelöstes Problem <strong>im</strong> Schulbetrieb, dass das mittlere<br />

Management fehlt. Es fehlen Stunden, um Lehrer zu betreuen. Mit Projekten wie z. B.<br />

eLSA gibt es solche Stunden. Es gibt das Konzept von eBuddy und eTutor. <strong>Das</strong> sind<br />

Möglichkeiten, dass Lehrer für andere Lehrer die Rolle eines Tutors übernehmen und dafür<br />

auch bezahlt bekommen von den Pädagogischen Akademien bzw. vom Ministerium. <strong>Das</strong><br />

sind Anfänge, die in die richtige Richtung gehen, damit solche Dinge für die <strong>Informatik</strong>er<br />

auch abgegolten werden.<br />

Vielfach erlebe ich, dass die <strong>Informatik</strong>er schwerstens überlastet sind durch ihre vielen<br />

Zusatzfunktionen in der Schule. Und dann können sie das alles nicht mehr bewerkstelligen.<br />

Die Rolle des <strong>Informatik</strong>lehrers definiert sich nicht nur als Lehrer. Man ist gleichzeitig Berater<br />

und Helfer bei den Lehrern, man betreut die Computer der Schule. Man ist derjenige,<br />

der die Hardware und die Software betreut, der den Lehrern hilft, der in der Schulverwaltung<br />

hilft und der – provokant gesagt – daneben die Schüler unterrichtet. Der Unterricht<br />

läuft in Wirklichkeit natürlich nicht nebenher. Wir haben hier ein Sammelsurium. Man<br />

kann sich das vorstellen wie einen Autohändler, der Autos verkauft, die Autos auch repariert<br />

und die Softwarefehler in der Zentrale zu richten versucht – alles in einer Person. <strong>Das</strong>s<br />

das natürlich in der Summe nicht professionell sein kann, ist ganz klar. Daraus resultieren<br />

dann <strong>im</strong>mer wieder Konflikte. Es gibt <strong>im</strong>mer Kollegen, die sagen, der <strong>Informatik</strong>er hilft mir<br />

nicht, er unterstützt mich nicht ausreichend in der Schule, ich kann das selber nicht. Die<br />

Vielfachrolle des <strong>Informatik</strong>lehrers führt oft zu menschlichen Problemen untereinander, die<br />

durchaus verständlich sind, an denen aber der <strong>Informatik</strong>er am allerwenigsten schuld ist,<br />

weil er nichts dafür kann, wenn ein Kollege den Computer nicht selber beherrscht. Und


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es ist nicht unbedingt seine Sache, wenn ein Kollege nicht eine Datei von einer Diskette<br />

kopieren kann.<br />

Dieses Dilemma führt dazu, dass manche <strong>Informatik</strong>er einfach menschlich überfordert<br />

sind. Immer freundlich zu bleiben, <strong>im</strong>mer die Arbeiten für Kollegen zu erledigen, ist schwierig.<br />

Da sind <strong>Informatik</strong>er meiner Meinung nach in einer äußerst gestressten Situation, und<br />

diese ist nicht leicht zu meistern. Einerseits kann man viel <strong>im</strong> Vergleich zu den anderen<br />

in diesem Bereich, andererseits kommt wahnsinnig viel dazu. Manchmal artet es aus, und<br />

man kann es selber gar nicht beeinflussen, so sehr man will, man schafft es nicht und ist<br />

dann zu jemanden unfreundlich, obwohl es der dann gar nicht verdient hat in der Situation.<br />

Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem <strong>Informatik</strong>unterricht?<br />

Ziel ist es, über den Computer und seine Möglichkeiten Bescheid zu wissen. Darüber<br />

hinaus geht es darum, dieses Wissen anzuwenden oder zuminderst Ideen zur Anwendung<br />

zu entwickeln. Pr<strong>im</strong>är ist das Ziel, Programme zu bedienen und den Computer zu beherrschen.<br />

Ich sage jetzt ein Beispiel: Bearbeitung von Bilddateien. Wenn ich ein Programm<br />

hernehme wie Photoshop oder G<strong>im</strong>p. Dann sagt mir bald jemand, ich kann mit diesem<br />

Programm umgehen, ich kann ein Bild speichern. Aber das ist es nicht. In der Oberstufe<br />

wird Bildbearbeitung auf einem professionellen Niveau unterrichtet, sodass die Schüler<br />

einen Großteil der Funktionen nutzen können. Die Nutzung des Programms, die Nutzung<br />

der Funktionen ist unser Handwerkszeug. Damit starten wir. Und das ist auch wirklich<br />

wichtig. Danach geht es um die Anwendung. Den Schülern werden Ideen gegeben, wie man<br />

ein Programm anwenden und umsetzen kann. Die echte Umsetzung passiert dann infolgedessen<br />

in den Einzelfächern oder zu Hause in privater Beschäftigung. Für mich ist wichtig,<br />

dass der Schüler erkennt, welchen Wert dieses Wissen für ihn hat, dass er nicht nur reproduziert,<br />

sondern dass er mit diesem Wissen auch weitergehen und weitere Schritte herleiten<br />

kann.<br />

Deshalb sind auch die Aufgabenstellungen so, dass zuerst einmal gecheckt wird: Was<br />

kann ich? <strong>Das</strong> ist ein reiner Wissenscheck, durchaus vergleichbar mit Vokabellernen: Was<br />

beherrscht der Schüler? Weiß er, wo er nachschauen muss, wenn er etwas nicht weiß? Ein<br />

Maturant kann durchaus <strong>im</strong> Internet nachschauen, er muss halt wissen, wo er nachschaut,<br />

wo er was findet, wie er was findet, und in gegebener Zeit eine Lösungsvorschlag bringt.<br />

Es geht also <strong>im</strong>mer um Anwendung. Dieses verarbeitende Denken ist eher ein reflektiertes<br />

Denken. Die Denkschule, die man da vermittelt, ist sicherlich auch ein großes Ziel.<br />

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Nun zum Bereich eLearning. Was kann sich der Laie in groben Zügen unter eLearning<br />

vorstellen?<br />

Grundsätzlich glaube ich, dass unter dem landläufigen Begriff eLearning das falsche<br />

verstanden wird. Definitionsgemäß bedeutet eLearning, ein Mensch arbeitet mit einem<br />

Computer, und er erarbeitet sich hier Wissen, Erkenntnisse und Fertigkeiten. Demnach<br />

bedeutet eLearning die Aufhebung des konventionellen Unterrichts. Es hat mit der Schule<br />

als solche überhaupt nichts zu tun. Hier wäre der Begriff „Blended learning“ besser. Man<br />

bleibt aber häufig be<strong>im</strong> Begriff eLearning, weil er in aller Munde ist.<br />

Im Schulbereich handelt es sich, wenn von eLearning die Rede ist, in Wirklichkeit <strong>im</strong>mer


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um blended learning.<br />

Blended learning ist die Möglichkeit, den Computer überall dort einzusetzen, wo er<br />

einen Mehrwert gegenüber bisherigen oder anderen Methoden darstellt. Für mich kreist<br />

alles um den Begriff Mehrwert <strong>im</strong> weitesten Sinn. Schüler können dadurch motivierter sein,<br />

etwas zu machen. Es kann eine Verbesserung <strong>im</strong> Bereich der Lerntechnik darstellen, mit<br />

dem Mittel blended learning verschiedene Lernwege aufzuzeigen. Ich kann den Schülern 10<br />

verschiedene Möglichkeiten des Vokalbellernens aufzeigen mit dem Computer. Wenn ich<br />

als Lehrer <strong>im</strong> Unterricht stehe, habe ich diese 10 Möglichkeiten in dieser Fülle nicht, oder<br />

nur eingeschränkt. Ein Lehrer kann verschiedenste Methoden anwenden, vom Overheadprojektor<br />

bis zur Tafel. Aber manchmal kann der Computer mehr bieten, weil es damit<br />

schneller oder effizienter geht.<br />

Unterricht definiert sich für mich nicht nur <strong>im</strong> Schulunterricht, sondern auch über<br />

Hausübungen. Der Computer bietet hier die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig zu<br />

lernen und zu üben. Der Computer ist ein zusätzliches Mittel, um freudvoller und adäquater<br />

zu arbeiten. Es ist sicherlich kein Ersatz für den Lehrer.<br />

Meiner Meinung nach steigt der Wert, weil der Lehrer durch blended learning gewisse<br />

Dinge aussparen kann, die er nicht mehr so monoton <strong>im</strong> Unterricht bringen muss, sondern<br />

individualisieren kann. Dadurch bleibt mehr Zeit für kleine Schülergruppen, mit denen man<br />

geziehlt arbeiten kann. <strong>Das</strong> heißt, die Maschine unterstützt und entlastet den Lehrer. Der<br />

Lehrer geht weg von seiner Rolle als Vortragender und Allwissender und wird mehr zum<br />

Coach und Berater. Er untersützt die Kinder in ihrem Lernprozess. Interessant ist, dass<br />

Kinder vielfach lieber <strong>im</strong> konventionellen, traditionellen Unterricht arbeiten. Die Phasen<br />

des eingeblendeten eLearnings oder blended learnings sollten darher relativ kurz sein.<br />

Denn Schüler mit einer Lernerfahrung von zehn, zwölf Jahren sind so eingefahren in<br />

ihren Lernerfahrungen, dass diese Umstellung erst längerfristig möglich sein wird. Und<br />

sie wird überhaupt nur mit neuen Modellen möglich sein. Denn es erfordert eine völlige<br />

Umstellung der Lehrerarbeit.<br />

Wenn Sie an eine typische eLearning-Einheit denken: Wie ist sie methodisch-didaktisch<br />

aufgebaut?<br />

Eine eLearning-Sequenz ist <strong>im</strong>mer so aufgebaut, dass sie in den Darstellungsformen<br />

wechselt. Mit anderen Worten: Es wechselt <strong>im</strong>mer Lehrervortrag oder Diskussion mit einer<br />

Phase, die Schüler am Computer erledigen. Nach Möglichkeit sollte der Wechsel innerhalb<br />

einer Unterrichtseinheit stattfinden, denn Kinder sollen nicht eine ganze Stunde nur am PC<br />

arbeiten. Der Computer wird dort eingeblendet, wo man ihn wirklich als zusätzliches Mittel<br />

braucht. <strong>Das</strong> wäre zum Beispiel für eine Präsentation zu Beginn der Einheit der Fall. In<br />

der Präsentationsphase unterstützt der PC den Lehrer in der Visualisierung sehr gut. Der<br />

Schüler hat auch die Möglichkeit, diese Präsentation nachher noch einmal durchzuschauen.<br />

Dann folgt eine Erklärungsphase durch den Lehrer. Sehr gerne setze ich danach in der<br />

Übungsphase den Computer ein, um zu festigen. Andere Modelle gibt es natülich auch.<br />

Man kann den Computer zur Erarbeitung selbst heranziehen, etwa indem man die Kinder<br />

auf eine Reise durchs Internet schickt. Voraussetzung für eLearning bzw. blended learning<br />

ist eine gezielte Vorbereitung des Lehrers. Nur dann können die Kinder in kürzester Zeit<br />

die Ergebnisse herausfinden, die man sich erwartet. <strong>Das</strong> Problem ist: Der Lehrer muss<br />

definieren, was er sich erwartet, aber er muss auch die Offenheit haben, dass ein Schüler


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weiter geht oder sich andere Dinge erarbeitet, die sehr interessant sein können. Er darf sich<br />

auch von einem Ergebnis überraschen lassen und das dann in den Unterricht einbauen. <strong>Das</strong><br />

soll nicht zu einem Chaos führen, setzt aber eine gewisse Offenheit voraus. Für den Großteil<br />

der Schüler ist es eine Hilfe, wenn der Lehrer vorab sagt, was und wieviel zu erledigen<br />

ist. Wichtig ist auch, dass das Ganze <strong>im</strong>mer in einem kommunikativen Rahmen läuft. Die<br />

Schüler sitzen zusammen in der Schule, und diese Situation sollte man insofern nutzen, dass<br />

man Wissen nicht auf ein eingleisiges Auf-den-Computer-Schauen beschränkt, sondern das<br />

erworbene Wissen auch austauscht und darüber diskutiert. So kann man Festigungsphasen<br />

ohne Computer machen.<br />

Eine andere Form wäre, mit Schülern in anderen Schulen zusammenzuarbeiten. Hier<br />

bietet sich ein Forum oder eine Lernplattform gut an, um Schüler zusammenzuführen.<br />

Im Projekt eLSA gibt es da gut laufende Beispiele. Beispielsweise haben sich Kinder <strong>im</strong><br />

Bereich bildnerische Erziehung und Religion zusammengefunden und arbeiten gemeinsam<br />

zu einem Thema. <strong>Das</strong> sind Lernformen, die es ohne den Computer nicht gegeben hätte.<br />

Hier werden neue Tore für die Kinder aufgemacht und neue Wege beschritten, die sie dazu<br />

führen sollten, dass sie dann auch als Erwachsene das Kommunikationsmittel reif und<br />

überlegt dort einsetzen, wo es einen Mehrwert bringt.<br />

Aufpassen muss man bei eLearning bzw. blended learning vor allem auf die Zeit. Der<br />

Lehrer muss gezielt Zeitvorgaben geben und sagen, was das Endergebnis sein soll. <strong>Das</strong> ist<br />

sehr wichtig, damit man sich nicht verzettelt. Die Zeit in der Schule ist extrem kurz – gerade<br />

für solche Dinge. Im Regelfall erstreckt sich eine blended learning-Sequenz über mehrere<br />

Schulstunden. Der Computer wird dort <strong>im</strong>mer wieder eingeblendet, wo man ihn braucht.<br />

In der Realität ist das nicht <strong>im</strong>mer so leicht, weil man nicht <strong>im</strong>mer einen Computer zur<br />

Verfügung hat.<br />

Wichtig be<strong>im</strong> eLearning bzw. blended learning ist, dass der Lehrer vorab Möglichkeiten<br />

empfiehlt, um sich ein best<strong>im</strong>mtes Thema anzueignen. Dann werden die Schüler alleine auf<br />

die Reise geschickt und jeder sucht sich seinen Weg, wie er das Wissen am besten erwirbt.<br />

Es gibt spätestens am Ende einer eLearning- bzw. blended learning-Sequenz einen Check:<br />

Wo stehe ich? Wie geht’s mir? Wo bin ich? Und bei diesem Check sollte der Schüler <strong>im</strong><br />

besten Fall selbst draufkommen. Wenn nicht, muss der Lehrer das Regulativ sein, das dem<br />

Schüler dann sagt: Hoppla, da ist etwas schief gelaufen. Bei allen, bei denen es klappt, ist<br />

es mir als Lehrer egal, wie der Stoff erarbeitet wurde. Hauptsache, der Schüler kann den<br />

Stoff. In diesem Sinn gibt es dazwischen schon die Freiräume, die der Schüler nutzen kann,<br />

vor allem <strong>im</strong> Vergleich zum unisonen Betrieb, wo der Lehrer nur seine St<strong>im</strong>me verwendet<br />

und einen Vortrag von 50 Minuten macht. Da muss jeder Schüler dem Lehrer zuhören, ob<br />

er will oder nicht. Der Schüler hat <strong>im</strong> Prinzip keine Alternative.<br />

eLearning bzw. blended learning soll nicht <strong>im</strong> Chaos enden, zum Schluss soll klar sein,<br />

was sich der Schüler in der Einheit erworben hat. Ziel am Stundenende oder der Sequenz<br />

ist die Beherrschung der vorgegebenen Aufgaben oder Lernziele.<br />

Welche Software können Sie für eLearning empfehlen und warum?<br />

Die Frage, was man einsetzt, sollte nicht motiviert sein vom Softwareprodukt, sondern<br />

von der inhaltlichen Komponente. Die Software spielt für mich als Lehrer eine untergeordnete<br />

Rolle. Es kann ruhig eine alte, rud<strong>im</strong>entäre Software sein. Wenn sie das Ziel des<br />

Unterrichts verfolgt, dann ist sie die richtige. Die Software ist <strong>im</strong>mer vom jeweiligen Thema


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abhängig und muss vom Lehrer entschieden werden. Eine Software lebt nur, wenn sie der<br />

Lehrer auch leben lässt <strong>im</strong> Unterricht. <strong>Das</strong> Wichtigste ist, dass die Software die Inhalte<br />

bringen bzw. die Ziele des Lehrplans erfüllen kann. Dann ist sie die geeignete.<br />

Ich persönlich bevorzuge freie Softwareprodukte <strong>im</strong> Gegensatz zu kommerziellen. Denn<br />

bei den kommerziellen weiß man nie, ob sie ein Schüler auch zur Verfügung hat. <strong>Das</strong> heißt<br />

mit freier Software bin ich als Lehrer relativ unabhängig. Man muss nur schauen, dass die<br />

freie Software auch weiterhin zur Verfügung steht. Die Software sollte frei über das Internet<br />

verfügbar sein, das heißt, man kann problemlos zugreifen. <strong>Bildung</strong> sollte meiner Meinung<br />

nach <strong>im</strong> Schulbereich möglichst offen sein für alle, ohne Diskr<strong>im</strong>ierung, ob jemand Geld<br />

hat oder nicht. <strong>Das</strong> wäre wichtig, damit nicht jene Schüler bevorzugt werden, die finanziell<br />

besser gestellt sind.<br />

Ich verstehe schon, dass man mit Software auch etwas verdienen will, andererseits denke<br />

ich, dass hier vom Staat her die Unterstützung da sein müsste, dass Software für den<br />

Schulgebrauch kostenlos zur Verfügung steht. Man muss nicht unbedingt große Lerntools<br />

ankaufen. Oft würde es reichen, vorhandene Lerntools zu verbessern.<br />

Software sollte gut strukturiert sein. Sie sollte so aufgebaut sein, dass man jederzeit<br />

weiß, wo man sich befindet und wie die Software zu bedienen ist. Die Software sollte aber<br />

vom Inhaltlichen motiviert und leicht bedienbar sein. Viele Softwarelösungen, Lernplattformen<br />

usw. sind für viele Lehrer noch zu komplex zu bedienen. Die Herausforderung der<br />

Softwareentwicklung wird in Zukunft sicher sein, Produkte zu entwickeln, die auch Lehrern<br />

gerecht werden.<br />

Wie zeichnen sich Lerninhalte aus, die sich für eLearning eignen?<br />

Sie sollten auf jeden Fall mehrere Lernwege anbieten. Die Chance der neuen Medien<br />

ist, dass es verschiedene Wege zum Ziel gibt. Damit können auch verschiedene Sinne der<br />

Schüler angesprochen werden. Der Lehrer muss bei den Lerninhalten den Aspekt des Alters<br />

miteinbauen.<br />

Welche Fertigkeiten brauchen SchülerInnen für eLearning?<br />

Wie bei allen Lerntechniken müssen sie die Lerntechnik einmal vorgelebt und erklärt<br />

bekommen. Lernen lernen spielt bei eLearning bzw. blended learning eine noch größere<br />

Rolle. <strong>Das</strong> heißt es ist ganz ganz wichtig, den Kindern die Mechanismen zu zeigen und<br />

ihnen auch Erfolgserlebnisse mit eLearning vermitteln. Und das würde am besten gehen,<br />

wenn der Lehrer <strong>im</strong> Unterricht das auch leben würde. <strong>Das</strong> heißt beispielsweise, der Lehrer<br />

sagt: „Lernt mit diesem Tool, und in der nächtsten Stunde gibt’s einen Check dazu.“ Dann<br />

merkt der Schüler: Wenn ich da lerne, dann kommt der Erfolg. Wenn der Schüler dann<br />

auch merkt, dass er beispielsweise auch bei der Schularbeit Erfolg hat, weil das Lerntool<br />

geholfen hat, dann wird der Schüler den Sinn und die Sinnhaftigkeit des neuen Lernens<br />

begreifen.<br />

Es ist auch wichtig, dass man Eltern mitinformiert, dass Eltern einen Eindruck bekommen<br />

von der Methode des blended learnings und wie man den Computer als Lernmittel<br />

einsetzt. Meiner Erfahrung nach sind viele Eltern – genauso wie viele Lehrer – überfordert<br />

vom Computer. Die ersten Fragen der Eltern sind meistens: Wie lange soll ein Kind vorm<br />

Computer sitzen? Oder: Welches Programm soll ich kaufen? Obwohl sie sich selbst noch


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nicht wirklich damit beschäftigt haben, wie der Computer helfen kann und was der Computer<br />

tun kann. Ich glaube, hier wäre wichtig, dass alle Schulpartner, also Eltern, Lehrer<br />

und Schüler an einem Strang ziehen. Wichtig ist, dass hier noch viel mehr Fortbildung<br />

und Entwicklung geleistet wird, sodass alle Benutzergruppen erfahren, wo das Potential<br />

der Maschine liegt. Denn auch Eltern können mit ihren Kindern mitlernen oder können<br />

ihre Kinder mit Hilfe des Computers prüfen. Dazu bedarf es jedoch meist einer eigenen<br />

Schulung der Eltern, in Elternabenden oder Sprechstunden. Der Lehrer kann den Eltern<br />

das einmal ganz konkret erklären, sodass Eltern Aha-Erlebnisse bekommen, weil sie diese<br />

Methoden bisher nicht gekannt haben. Es wäre also ganz wichtig, die Eltern einzubinden,<br />

um eLearning und den Computer als Unterrichtsprinzip leben zu lassen.<br />

Meiner Meinung nach muss allgemein viel stärker auf Lernen lernen geachtet werden,<br />

grundsätzlich in allen Bereichen und auch <strong>im</strong> Computerbereich. Im Computerbereich muss<br />

der Lehrer einmal sagen: So funktioniert das Tool, das steckt alles drinnen und das steckt<br />

dahinter. <strong>Das</strong> muss der Lehrer mit den Kindern durchexerzieren. Und wenn sie das erlebt<br />

haben, dann muss der Lehrer abwägen: Funktioniert das mit diesen Kindern? Ist das Tool,<br />

ist eLearning für sie adäquat oder nicht? Und das ist unterschiedlich. Bei manchen Klassen<br />

funktioniert es gut, bei anderen schlechter.<br />

Bei meinen Schülern spielt eLearning momentan eine untergeordnete Rolle. Und das,<br />

obwohl ich als Lehrer sowie die Schule schon längere Zeit großen Wert darauf legen. Wenn<br />

30% der Schüler blended learning nutzen, dann ist das für mich schon eine relativ hohe<br />

Zahl. Die restlichen 70% erreiche ich <strong>im</strong> Moment noch nicht. Ich habe auch nicht die<br />

Ambition, hier alle zu bekehren, weil es nichts zu bekehren gibt. Wenn der Lernerfolg<br />

da ist, müssen Schüler nicht eLearning machen. Aber ich als Lehrer möchte den Kindern<br />

vermitteln, dass es noch etwas andere Lernmethoden gibt. Die Schüler sollen eLearning<br />

zumindest kennenlernen. Und je früher das Kennenlernen stattfindet, desto besser. Be<strong>im</strong><br />

Lernen lernen ganz allgemein sollte nicht der Computer <strong>im</strong> Vordergrund stehen, sondern<br />

das Lernen selbst. Der Computer ist nur ein Werkzeug, wie eine Füllfeder oder ein Lineal.<br />

Meiner Meinung ist ein große Fehler in Volksschulen, dass der Computer oft zwangsmäßig<br />

in den Unterricht miteinbezogen wird. Meiner Meinung nach sollte der Computer in der<br />

Volksschule schon einbezogen werden, aber mit Maß und Ziel. So sollte es auch am Anfang<br />

der AHS sein, dass der Computer eingebettet ist. Und dass es nicht heißt: Wir lernen jetzt<br />

mit dem Computer lernen. Sondern: Wir lernen auch mit dem Computer.<br />

Wie kommt eLearning bei den SchülerInnen an?<br />

Schüler sind sehr offen für Lernmethoden, sind sehr begierig danach, etwas zu machen.<br />

eLearning ist eine willkommene Abwechslung. Für die meisten bedeutet es Freude, vor dem<br />

Gerät zu sitzen.<br />

Den echten Wert des Lernens muss man den Schülern erst vermitteln, sozusagen „dazuverkaufen“.<br />

Manche Schüler haben die Erwartung, wenn sie vor dem Computer sitzen,<br />

dann können sie den Stoff schon. <strong>Das</strong> echte Lernen, das echte Verdauen des Lernstoffs<br />

passiert jedoch erst wieder in Knochenarbeit. Die Arbeit am PC ist vielleicht ein bisschen<br />

angenehmer, aber sie bleibt Knochenarbeit. Die Schüler werden anspruchsvoller, was das<br />

Angebot betrifft. Die Schüler schauen sich eine Lerneinheit zwar an, und in der Schule ist es<br />

eine tolle Abwechslung. Den wahren Gehalt einer eLearning-Sequenz kann ich jedoch erst<br />

ermessen, wenn Schüler freiwillig, von sich aus, zuhause auf das Angebot zugreifen. <strong>Das</strong>


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ideale Angebot ist, wenn die Schüler die zur Verfügung gestellten Materialen eigenständig,<br />

ohne dass der Lehrer sie darauf hinweisen muss, für Schularbeiten oder Tests nutzen. Daran<br />

sollte man sich auch für weitere Entwicklungen orientieren. <strong>Das</strong>s der Lehrer sagt: Ich<br />

produziere nicht, weil ich etwas produzieren will, sondern ich schaue, was meine Schüler<br />

am meisten unterstützt und baue darauf auf.<br />

eLearning darf nicht zu einem Wunschkonzert für die Schüler werden, denn der Lehrer<br />

hat einen Lehrplan zu erfüllen. Aber trotzdem soll er vor allem <strong>im</strong> Tools investieren, die<br />

die Schüler annehmen. Mir fällt auf, dass die wirklich guten Lerntools ein Renner für<br />

die Schüler sind, aber nur relativ selten angeboten werden. Es ist die Frage: Inwieweit<br />

kann man Schüler dazubringen, dass sie sich neue Lernmethoden aneignen? Schüler mit<br />

zehn Jahren Lernerfahrung steigen oft aus Gewohnheit nicht um. Aber bei den jüngeren<br />

Schülern wird sich in den nächsten Jahren zeigen, was da möglich ist. Wichtig wird sein,<br />

dass Lehrer didaktisch <strong>im</strong> Umgang mit den neuen Medien viel besser ausgebildet werden,<br />

damit sie das wirklich vorleben können. Vielfach werden Dinge einfach angeboten, man<br />

sagt einfach: Wir machen jetzt eLearning. Dann wird ein Programm kurz vorgestellt, und<br />

dann wird damit gearbeitet, und nächste Stunde ist wieder konventioneller Unterricht.<br />

<strong>Das</strong> hat keinen Sinn, es muss Eines ins Andere passen. Der Unterricht muss sich fügen wie<br />

Rädchen in Rädchen. Erst dann hat es einen Sinn, dass man eLearning betreibt. Sonst<br />

ist es etwas Losgelöstes, das man schon einmal in der Stunde oder am Semesterende in<br />

einer Stunde machen kann. Aber grundsätzlich soll es in die normale Unterrichtsarbeit<br />

eingebettet werden und integrierender Bestandteil des Unterrichts sein. Wenn eLearning<br />

so gelebt wird, wird es besser angenommen werden. Aber dafür bedarf es von Seiten der<br />

Lehrer einer eingehenden Beschäftigung mit der Thematik und einer Auseinandersetzung<br />

mit all dem, was auf sie zukommt. Wir Lehrer haben eine riesen Flut an Dingen, die uns<br />

über das Internet und über die Programme zur Verfügung stehen. Aber wir haben kaum<br />

Raum, um uns methodisch-didaktisch damit auseinanderzusetzen. Hemmschuh ist, dass<br />

wir zu wenig können. Viele Lehrer haben zu wenig Basiswissen, sodass sie gar nicht wissen,<br />

was das Programm alles kann oder was sie damit machen könnten. Der Programmierer<br />

kennt die Tools, aber der <strong>Informatik</strong>er an der Schule kann oft gar nicht abschätzen, welches<br />

Potential ein Programm für den Unterricht beinhaltet. Viele Nicht-<strong>Informatik</strong>lehrer kennen<br />

wiederum nicht das informationstechnische Potential eines Programms. Und somit bleiben<br />

gewisse Bereiche eines Programms verborgen und erschließen sich niemanden. Es sei denn,<br />

der Schüler kommt intuitiv drauf, wenn er damit arbeitet, aber soweit kommt ein Schüler<br />

meist nicht.<br />

Wird die Qualität der eLearning-Einheiten gemessen, und wenn ja, wie?<br />

Natürlich gibt es Möglichkeiten, die Qualität messen zu lassen. Außenevaluierungen<br />

sind natürlich wichtig und notwendig. Als Lehrer sind die Schüler und die Eltern meine<br />

unmittelbaren Gradmesser. Sie geben mir Rückmeldungen über die Brauchbarkeit oder<br />

auch Wünsche. Ich persönlich schaue <strong>im</strong>mer auf die Schüler selbst. Wie lernen die Schüler?<br />

Nach Beantwortung dieser Frage versuche ich das Angebot an die Schüler anzupassen oder<br />

für sie etwas Neues zu entwerfen.<br />

Evaluierung nach außen und von außen ist wichtig. Sie ermöglicht den Vergleich mit<br />

verschiedenen Schulen: Wie wird dort gearbeitet? Man kann andere Lehrer zu sich in die<br />

Klasse einladen oder selbst zu anderen gehen.


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Um die Qualität zu steigern, kann man sich auch Wettbewerben stellen. Preise bei<br />

solchen Wettbewerben sind natürlich Rückmeldungen und auch eine Chance, Lehrer davon<br />

zu überzeugen, dass man mit eLearning doch nicht auf dem falschen Weg ist. Auch die<br />

Teilnahme an Projekten, die österreichweit gemacht werden, ist eine gute Chance, um<br />

herauszufinden, wo man sich selbst bewegt. Man kann natürlich auch mit Universitäten<br />

so zusammenarbeiten und sich dort wissenschaftlich evaluieren lassen. <strong>Das</strong> ist <strong>im</strong>mer eine<br />

Frage der Kosten, ob es sich eine Schule leisten kann.<br />

Wichtig ist auch, dass man offen <strong>im</strong> Gespräch bleibt, dass man weltweit die Sachen<br />

herzeigt, anbietet, nicht versteckt. So kann man versuchen, möglichst viele Rückmeldungen<br />

zu bekommen. Aber vor allem am Lernerfolg der Schüler sieht man dann, wie es<br />

angenommen wird und in welche Richtung man weiterarbeiten soll. Meine Hauptfrage als<br />

Lehrer ist: Nutzt das dem Unterricht? Was bringt es dem Unterricht? Ansonsten muss<br />

ich es überdenken. Gut gedachte Tools sind schon in der Versenkung verschwunden, weil<br />

sie niemand verwendet hat. Der User gibt die wichtigen Rückmeldungen, obwohl er nicht<br />

fachlich beurteilen kann.<br />

Wie ist die Zust<strong>im</strong>mung/Ablehnung von eLearning einerseits bei den <strong>Informatik</strong>lehrerInnen,<br />

andererseits bei den LehrerInnen anderer Fächer?<br />

Grundsätzlich waren <strong>Informatik</strong>lehrer <strong>im</strong>mer schon offen für diese Materie. Ein <strong>Informatik</strong>lehrer<br />

hat in der Regel kein Problem mit eLearning. Er freut sich über Neuerungen<br />

und Ergänzungen und ist sehr exper<strong>im</strong>entierfreudig. Dabei stellt sich <strong>im</strong>mer die Frage,<br />

was bringen die Neuerungen und Ergänzungen inhaltlich. Man muss als <strong>Informatik</strong>lehrer<br />

aufpassen, dass man nicht nur <strong>im</strong>mer probiert, sondern dass man auch konsequent Inhalte<br />

zur Verfügung stellt. Es hat keinen Sinn, x Tools durchzuprobieren und dann wieder<br />

wegzulegen. Man muss sich für etwas entscheiden und dann Aufbauarbeit leisten.<br />

Im Lehrkörper der Nicht-<strong>Informatik</strong>er ist es gespalten. Es gibt vehemente Ablehner von<br />

eLearning, also Lehrer, die damit nichts zu tun haben wollen. <strong>Das</strong> größte Problem dürfte<br />

dabei die Phobie vor der Technik sein. Es ist für viele Lehrer zu komplex, zu kompliziert.<br />

Diese Phobie hält sie davon ab, den Computer einzusetzen. Hier gilt es, viel Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten. Und wenn dann die Leute merken, dass das Ganze gar nicht so schwierig<br />

ist, funktioniert es auch. Ein gutes Beispiel ist die Bedienung des Beamers, die eigentlich<br />

nur aus dem Drücken eines Knopfes besteht. Ich habe Kollegen kennengelernt, die Angst<br />

hatten, den Beamer auch noch zu bedienen. <strong>Das</strong> Zeigen der Bedienung reichte aus, damit<br />

die Kollegen den Beamer <strong>im</strong> Unterricht einsetzten, weil sie sahen, dass es nicht kompliziert<br />

ist. Aber bis es zu diesem Schritt gekommen ist, ist eine geraume Zeit vergangen.<br />

Es war gar nicht so leicht möglich, den Leuten zu sagen: <strong>Das</strong> ist der Beamer, das ist der<br />

Einschaltknopf, das ist der Ausschaltknopf. Man muss oft warten, bis die Zeit reif ist in<br />

unserem <strong>Bildung</strong>ssystem, in unserem Lehrersystem. Es gibt keine Automatik, die vorgibt<br />

und sagt, ab morgen muss jeder Lehrer einen Beamer bedienen können. Oder ab morgen<br />

muss jeder eMails lesen. Es gibt Empfehlungen und Richtlinien, aber eine Umstellung der<br />

Technik wie in einem Betrieb ist <strong>im</strong> Schulsystem nicht vorgesehen. Deshalb muss man in<br />

der Schule eher mit Überzeugungsarbeit vorgehen, und das möglichst sensibel.<br />

Bei den Ablehnern gibt es aber auch eine Gruppe, die von ihrer Arbeit und ihrer<br />

Arbeit sehr überzeugt ist. Sie lehnen eLearning deshalb ab, weil sie sich dadurch in ihrer<br />

Art des Unterrichtens eingeengt sehen. Viele dieser Lehrer machen einen sehr guten, einen


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exzellenten Unterricht, und da wäre es schade, wenn sie zuviel Zeit mit dem Computer<br />

verbringen, wenn sie dort die Methodik oder Didaktik nicht haben und sie sich auch nicht<br />

aneignen wollen. Trotzdem glaube ich, dass ein Mindestmaß an Kompetenz für jeden Lehrer<br />

wichtig ist und jeden Lehrer unterstützen könnte. <strong>Das</strong> wäre zu den absoluten Gegnern<br />

gesagt.<br />

Es gibt dann die Gruppe der Indifferenten, die sich weder noch äußert. <strong>Das</strong> ist für mich<br />

als Koordinator von eLearning die schwierigste Gruppe. Denn sie muss man erst erreichen,<br />

erst zu einem Gespräch bringen und dazu anregen, dass sie sich mit der Thematik auseinandersetzen.<br />

Diese Gruppe von Lehrern will nach Möglichkeit nicht tangiert werden, weil<br />

eLearning mehr Arbeit bedeutet. Und die Arbeit ist am Anfang eine sehr große, eLearning<br />

bedeutet einen Mehraufwand. Ich kann auch verstehen, warum manche Lehrer es nicht<br />

machen. Was ich aber längerfristig nicht verstehe, ist, dass eine Schule deshalb stehen oder<br />

hinten bleibt. Hier müsste ein Umdenken, eine Professionalität <strong>im</strong> Berufsbild einkehren. In<br />

gegebenen Umstiegsphasen sollten die Lehrer die Möglichkeit haben, umzulernen. Aber sie<br />

müssten dazu auch die Bereitschaft haben und es wirklich tun. Unsere Schule ist hier eine<br />

Ausnahme, weil der Computer sehr stark und so gut wie allmöglich eingesetzt wird. Aber<br />

an anderen Schulen gibt es doch noch Lehrer, die einfach nicht bereit sind, einen gewissen<br />

Mehraufwand zu machen. Ich weiß, das wirkt jetzt polarisierend, manche Lehrer haben<br />

einfach viel zu tun. Es gibt <strong>im</strong> Schulsystem viele andere wichtige Beschäftigungen. Hier<br />

müsste man neu abwägen, auch <strong>im</strong> Lehrerbereich: Welche Stunden werden wofür vergeben,<br />

sei das nun <strong>im</strong> Kustodiat oder <strong>im</strong> Bibliotheksdienst? Eine Neubewertung dieser Zusatzstunden<br />

müsste dazu führen, jenen Lehrern zusätzliche Werteinheiten zu geben, die extrem<br />

viel Zusätzliches machen. Es gibt <strong>im</strong> Vergleich dazu auch Lehrer, die nur unterrichten und<br />

sich weniger mit Zusätzlichem beschäftigen.<br />

Auch hier wieder der Hinweis: Es gibt kein mittleres Management in der Schule. Hier<br />

wäre es gefragt, dass <strong>im</strong> mittleren Management Leute sind, die unterstützen und anderen<br />

Lehrern helfend beistehen. <strong>Das</strong> mittlere Management könnte auch den Weg für die große<br />

Gruppe jener Lehrer öffnen, die noch nicht so weit ist. <strong>Das</strong> würde Technik betreffen, aber<br />

genauso Didaktik und Methodik und den kaufmännischen Bereich. Alle diese Dinge gehören<br />

in einen professionelleren Bereich. Wenn man sich eine Firmenstruktur anschaut, dann<br />

hat man dort eine wichtige, eine tragende Rolle des mittleren Managements. In der Schule<br />

gibt es nur eine, die das Sagen hat, und das ist die Direktion. Darüberhinaus gibt es lauter<br />

gleichwertige Teammitglieder. <strong>Das</strong> kann gut funktionieren, wenn man sich versteht. Aber<br />

es beginnt schon mit der Schulentwicklung. Diese ist auch nicht auf festen, institutionellen<br />

Dingen gebaut, sondern wird von einigen guten, umtriebigen Lehrern betrieben. Hier wäre<br />

es wichtig, auch die Schulentwicklung ins mittlere Management hineinzuverlagern, und<br />

dafür auch die entsprechende Entlohnung und Werteinheiten zu liefern. Man muss auch<br />

Zeitressourcen und die Lehrerrolle insgesamt anders definieren. Der Lehrer unterrichtet<br />

dann beispielsweise 20 Stunden, 5 Stunden macht er mittleres Management, und 15 Stunden<br />

hat er zur Vorbereitung der Unterrichtseinheiten. Wenn ich <strong>im</strong> eLearning-Bereich gute<br />

Materialien habe, wenn ich gut vorbereitet bin und die arbeitsintensive Anfangszeit überwunden<br />

habe, dann muss ich weniger vorbereiten. Wenn die Materialien gut sind, kann ich<br />

auch hier etwas einarbeiten. Es soll ein Modell herauskommen, wo Lehrer, die <strong>im</strong> mittleren<br />

Management arbeiten, weniger unterrichten. Nur so kann Ausgewogenheit entstehen.<br />

Nur so kommt es nicht so weit, dass manche Lehrer – z. B. die <strong>Informatik</strong>er <strong>im</strong> PC-<br />

Bereich der Schule – wahnsinnig viel arbeiten müssen und andere um dasselbe Geld weitaus


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weniger.<br />

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Welche Nachteile von eLearning gibt es Ihrer Einschätzung nach?<br />

Die Mensch-Maschine-Beziehung kann zu einer Vereinsamung führen, Schüler kommen<br />

weg von der Realität. Ein Extrembeispiel ist, dass der Lehrer sagt: Wir sprechen heute über<br />

den Bauernhof und schauen uns am Computer Bilder von einem Bauernhof an. Damit die<br />

Schüler den Bauernhof jedoch wirklich erleben, muss man mit ihnen auf den Bauernhof<br />

gehen. Die Realität lässt sich durch den Computer nicht ersetzen. Die virtuelle Realität<br />

<strong>im</strong> PC ist eine gefährliche Welt, die sich den Kindern und Jugendlichen auftut. Hier gilt<br />

es, ganz bewusst auf die Zeiten zu achten. Wieviel Zeit verbringen die Kindern vorm<br />

Computer, was machen sie vorm Computer? Was passiert mit den Kindern, wenn sie lange<br />

am Computer spielen?<br />

Im Schulwesen ist die Gefahr groß, einen eigenen <strong>Informatik</strong>zug ins Leben zu rufen,<br />

aber dabei auf die Inhalte zu vergessen. Man muss einen <strong>Informatik</strong>schwerpunkt jedoch<br />

erst mit Inhalten füllen, man muss erst zeigen, dass das etwas Gutes ist. Vielfach sind die<br />

Mittel zwar modern, in einer computergestützten Schule aber gilt es erst zu beweisen, dass<br />

der Einsatz der Mittel auch sinnerfüllt und inhaltserfüllt passiert. Am Ende soll für Schüler<br />

und Lehrer etwas dabei herauskommt. Hier sind sicherlich die Entscheidungsträger gefragt.<br />

Die Entscheidungsträger müssten Normen festlegen: Was macht ein Lehrer mit den neuen<br />

Medien? Was soll eLearning leisten? Was muss bei der Stunde am Ende herauskommen?<br />

ELearning darf nicht zur reinen Beschäftigungstherapie werden, bei der Schüler einfach vor<br />

dem PC sitzen.<br />

Ein weiterer Nachteil ist das Gesundheitsrisiko. Wer lange vorm PC sitzt, muss sich<br />

der gesundheitlichen Folgen bewusst sein, sei das nun schlechteres Sehen oder schlechtere<br />

Körperhaltung.<br />

Erfahrungsgemäß dauern Sequenzen mit dem Computer viel zu lange. Hier fehlt vielen<br />

Lehrern die Erfahrung, diese Sequenzen zu straffen und effizienter zu arbeiten. Durch<br />

effizienteren Einsatz des Computers können Schüler besser an der Stange gehalten werden.<br />

Wie lange braucht ein Schüler beispielsweise für eine Recherche? Wie kann ein Lehrer eine<br />

Recherche gezielt aufteilen auf mehrere Schüler? Eine Lösungsmöglichkeit ist, dass jeder<br />

Schüler nur zwei Fragen beantworten muss. Danach tauscht sich die Gruppe, die Klasse in<br />

einer Diskussion aus. So kommt man schneller zum Ergebnis, zum Ziel. Hier wird viel Zeit<br />

vergeudet, und es ist <strong>im</strong> Unterricht schade um diese Zeit.<br />

Unter dem großen Schlagwort eLearning werden moderne Dinge verkauft, die eigentlich<br />

in eine pädagogische Steinzeit zurückversetzen. Wenn sich ein Schüler beispielsweise einen<br />

Text ausdruckt, um ihn danach durchzulesen, hätte er stattdessen auch einem Lehrervortrag<br />

zuhören können. Durch das Zuhören wäre sogar ein stärkerer Eindruck entstanden.<br />

Die M<strong>im</strong>ik, Gestik und Tafelgestaltung des Lehrers hätten den Lehrstoff noch verstärkt.<br />

Unter dem Deckmantel der Technik wird meiner Meinung nach viel verkauft, das eine Verschlechterung<br />

der Didaktik bewirkt. Ich bin neuen Programmen gegenüber <strong>im</strong>mer skeptisch.<br />

Was das Programm kann, ist nicht interessant. Interessant ist, was am Ende dabei<br />

rauskommt und was die Schüler dazulernen. Welche Möglichkeiten haben die Schüler <strong>im</strong><br />

sozialen, kommunikativen Bereich gehabt? Wenn der Mehrwert nicht da ist, kann man die<br />

ganze moderne Technik vergessen. Als Lehrer muss man aufpassen, dass man nicht alles<br />

aus der Hand gibt, sondern dass man Lehrinhalte mit der Technik nur anders gestaltet.


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Trotz der Technik und trotz der Freiheit des individuellen Lernens darf man das Lernziel<br />

der Schüler nicht aus den Augen verlieren.<br />

Was muss man zum Thema <strong>Informatik</strong>unterricht noch beachten? Was können Sie aus<br />

der Praxis erzählen, was nicht in Büchern steht?<br />

Man darf als Lehrer über die reinen Fachziele hinaus nicht auf die Erziehungsziele<br />

vergessen. Man muss trotzdem mit der Gruppe arbeiten, das heißt beispielsweise sich am<br />

Anfang der Stunde zusammensetzen und eine Arbeitsbesprechung machen. Schüler müssen<br />

als Menschen geachtet werden. Nur so kann der Lehrer integrativ an der Erziehungsaufgabe<br />

mitarbeiten. <strong>Das</strong> bedeutet auch, eine Kultur für das Arbeiten am Computer zu entwickeln.<br />

Der <strong>Informatik</strong>unterricht darf nicht zum Methodendrill werden, á la: Wie verwende ich<br />

Word. Der Lehrer soll vielmehr eine echte Kulturtechnik vermitteln, á la: Wie gehe ich mit<br />

dem Computer um.<br />

Man muss als <strong>Informatik</strong>lehrer aufpassen, dass man sich nicht nur der Technik ausliefert,<br />

sondern den Unterricht auch sozial und abwechlungsreich gestaltet. Die Kinder sollen<br />

nicht nur Beispiele üben, und ich als Lehrer sitze vorne. <strong>Das</strong> könnten die Schüler zuhause<br />

genauso machen. Da reichen fünf Minuten zum Austeilen der Arbeitsanweisung, danach<br />

warte ich vorne und warte, bis der Erste fertig ist, und sag dann, warte noch, ich muss<br />

noch meine eMails fertig checken. Ich weiß nicht, wie das wirklich abläuft und ich will auch<br />

niemanden etwas unterstellen. Aber hier sollte man diese 50 Minuten Unterricht den Kindern<br />

schenken, man bekommt auch dafür bezahlt, es ist also kein Geschenk. Aus eigener<br />

Erfahrung sollte man auch aufpassen, dass man in diesen 50 Minuten nicht als Systemadministrator<br />

unterwegs ist oder anderen Lehrern in EDV-Fragen hilft und deshalb nur die halbe<br />

Zeit in der Stunde ist. Dies ist auch ein Appell an die Direktionen und an Kollegen, die<br />

<strong>Informatik</strong>lehrer in dieser Zeit auch in Ruhe arbeiten zu lassen. Denn oft kommt jemand<br />

und holt einen aus dem Unterricht heraus. Der Lehrer muss sich konkret überlegen, was<br />

er in den 50 Minuten macht und was die Kinder nicht machen können, wenn er als Lehrer<br />

nicht anwesend ist. Es geht also um sinnerfüllte Stunden und darum, die Kinder nicht nur<br />

alleine arbeiten zu lassen. In der Stunde ist der Lehrer der Berater, der herumgeht, der<br />

manchmal mit den Besseren, manchmal mit den Schwächeren arbeitet, und das wirklich<br />

50 Minuten lang. Es ist die Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern, die fruchten<br />

soll. Die Maschine ist nur Hilfsmittel. Auch wenn es manchmal Übungsbeispiele gibt, die<br />

die Kinder alleine lösen, muss der Lehrer für die Kinder da sein und sie unterstützen. Hier<br />

gilt methodisch-didaktisch dasselbe, das für alle Lehrer gilt. Obwohl die <strong>Informatik</strong>er die<br />

Technik können, heißt das nicht, dass sie die Didaktik kennen und können. Die Methodenvielfalt<br />

eines Lehrers und der Einsatz dieser Methoden kommt nicht automatisch. Hier<br />

müssen Lehrer bereit sein, didaktisch noch einiges dazu zu lernen.<br />

Es ist auch wichtig, in <strong>Informatik</strong> Standards zu entwickeln. Es muss beispielsweise<br />

klar sein, was der Schüler können soll, wenn er die AHS abgeschlossen hat. Es gibt schon<br />

vorgegebene Standards z. B. ECDL. Aber warum muss sich die Schule von einer Firma<br />

wie Microsoft diktieren lassen, oder von Leuten, die damit Geld verdienen? <strong>Das</strong> schaffen<br />

die <strong>Informatik</strong>er alleine auch, dass sie Standards definieren. Und man könnte über den<br />

ECDL hinausgehen, das heißt, ich brauche nicht die Technik <strong>im</strong> letzten Detail, aber ich<br />

brauche den Konnex zur Umsetzung. Man müsste sich mehr überlegen als nur den reinen<br />

technischen Aspekt ECDL. Hier fehlt der Umsetzungsgedanke.


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Die Schulen untereinander sollten informatische Inhalte abklären. Wenn Schüler die<br />

Schule wechseln, machen sie oft ganz was anderes. Es kann nicht sein, dass Lehrer ein<br />

halbes Jahr mit irgendeinem Programm irgendetwas machen und nicht definieren, was<br />

dabei herauskommen soll.<br />

Teamwork wäre ein weiterer wichtiger Punkt. In der <strong>Informatik</strong> gibt es in der Regel<br />

keine Bücher. Hier wäre es wichtig, dass man sich Materialien austauscht. Vielleicht könnte<br />

man die Materialien auch standardisieren für die Schule und darüberhinaus. Man könnte<br />

sich die Arbeit mit neuen Programmen aufteilen und dann das Wissen untereinander<br />

aufteilen. Dann müsste sich nicht jeder <strong>Informatik</strong>lehrer alles selbst erarbeiten und der<br />

Informationsfluss wäre verbessert.


Anhang B<br />

Unterrichtseinheiten<br />

B.1 Behaviorismus<br />

Unterrichtseinheit: Präsentation speichern<br />

Beispiel für eine Unterrichtseinheit nach der Lerntheorie des Behaviorismus ist das Erlernen<br />

eines Präsentationsprogramms für die ECDL-Prüfung. Die Leistungsbeurteilung erfolgt<br />

durch Abfrage oder durch Vorzeigen am Computer.<br />

Im Folgenden wird ein Teil einer Unterrichtseinheit detailliert wiedergegeben.<br />

Was kannst du hier lernen?<br />

• Lerne, wie du eine Präsentation speichern kannst.<br />

• Lerne, wie du eine Präsentation unter einem anderen Namen speichern kannst.<br />

Präsentation speichern<br />

Um eine Präsentation zu speichern, wähle den Befehl DATEI → SPEICHERN oder klicke<br />

auf die Schaltfläche .<br />

Präsentation unter anderem Namen speichern<br />

Möchtest du die aktuelle Präsentation unter einem anderen Namen oder in einem anderen<br />

Ordner speichern, dann gehe folgendermaßen vor:<br />

1. Wähle den Menüpunkt DATEI → SPEICHERN UNTER...<br />

2. Im anschließenden Speicherdialog wähle das gewünschte Verzeichnis aus.<br />

3. Bei Bedarf ändere den Dateinamen und bestätige den Dialog.<br />

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ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 100<br />

Was kannst du für den ECDL brauchen?<br />

• Eine Präsentation an einem best<strong>im</strong>mten Ort eines Laufwerks speichern<br />

• Eine Präsentation unter einem anderen Namen speichern<br />

B.2 Kognitivismus<br />

Unterrichtseinheit: Geschichte der <strong>Informatik</strong><br />

Die Lerneinheit soll den SchülerInnen Überblick über die Geschichte der <strong>Informatik</strong> geben.<br />

In Abhängigkeit vom Wissensstand und vom Interesse der SchülerInnen können verschiedene<br />

Bereiche und Ausschnitte der <strong>Informatik</strong>-Geschichte entdeckt werden. Die Arbeit wird<br />

in Gruppen von zwei bis drei Personen durchgeführt.<br />

Die Unterrichtseinheit zum Kognitivismus dauert acht Unterrichtseinheiten und ist wie<br />

in Tabelle B.1 ersichtlich strukturiert.<br />

Unterrichtseinheit Zeit in Minuten Aufgabe<br />

1<br />

20’<br />

Lesen der Aufgabenstellung<br />

Sichtung des Informationsmaterials<br />

25’<br />

Suchen und Festlegen einer Fragestellung<br />

Aufteilung der Arbeit<br />

2<br />

3 135’ Vertiefung und Recherche<br />

4<br />

5<br />

Gestaltung von Plakaten<br />

90’<br />

6 Vorbereitung des Vortrags<br />

7<br />

8<br />

90’ Vorstellung der Plakate<br />

Tabelle B.1: Zeitplan (vgl. Urs)<br />

Voraussetzung für die Durchführung dieser Unterrichtseinheit ist, dass die SchülerInnen<br />

mit der Informationssuche <strong>im</strong> Internet und dem Umgang mit Präsentationsprogrammen<br />

vertraut sind. Da es sich um eine einführende Unterrichtseinheit handelt, ist inhaltlich kein<br />

spezielles Vorwissen nötig.<br />

Als Einstieg bekommen die SchülerInnen den Text „Geschichte des Computers“ (siehe Seite<br />

101) zu lesen. Die SchülerInnen werden auch an<strong>im</strong>iert, diesen Text kritisch zu hinterfragen.<br />

Anschließend beginnt die Gruppenphase. Diese dauert sechs Unterrichtseinheiten. Die<br />

SchülerInnen können sich diese sechs Einheiten frei einteilen. Für die Informationsbeschaffung<br />

stehen den SchülerInnen sowohl das Internet als auch die Bibliothek zur Verfügung.


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 101<br />

In der siebten und achten Einheit stellt jede Gruppe in einer etwa zehnminütigen Präsentation<br />

ihre Arbeit vor.<br />

Beurteilt werden Gruppenarbeit und Präsentation nach dem Beurteilungsmaßstab von Urs<br />

Battaglia (Urs):<br />

• Die Fragestellung entspricht der Aufgabenstellung, ist nicht trivial zu beantworten<br />

und führt zu neuen Fragen.<br />

□ 2 □ 1 □ 0<br />

• Der Inhalt ist fachlich korrekt und enthält keine falschen Aussagen.<br />

□ 1 □ 0<br />

• Die Informationen auf dem Plaket gehen auf die Fragestellung ein, sind vielschichtig,<br />

beleuchten verschiedene Wege und Betrachtungen und gehen in die Tiefe.<br />

□ 4 □ 2 □ 0<br />

• <strong>Das</strong> Plakat zeigt eine klare Strukturierung des Themas und zeigt den Weg der Entdeckung<br />

(roter Faden).<br />

□ 2 □ 1 □ 0<br />

• Im Vortrag werden Motivation und Vorgehensweise geschildert. Die erarbeiteten Erkenntnisse<br />

und neuen Fragestellungen werden anhand des Plakats aufgezeigt.<br />

□ 2 □ 1 □ 0<br />

• Plakat und Vortrag sind leicht verständlich und benutzen keine Fachausdrücke, die<br />

nicht erklärt werden können.<br />

□ 2 □ 1 □ 0<br />

• Spezieller Einsatz, Kreativität, ...<br />

□ 2 □ 1 □ 0<br />

Notenschlüssel (max. 15 Punkte):<br />

Punkte ≥14 ≥11 ≥8 ≥5<br />

Note 1 2 3 4<br />

Tabelle B.2: Notenschlüssel zur Beurteilung der Unterrichtseinheit Kognitivismus<br />

Es wird die Arbeit der Gruppe als solche beurteilt. Jedes Mitglied erhält dieselbe Note.<br />

Geschichte des Computers<br />

von Gregor Delvaux de Fenffe<br />

Die Revolution des Computers ist so folgenreich, dass wir von einer neuen Epoche sprechen,<br />

in der wir leben: dem digitalen Zeitalter. Virtuelle Realität, Informationsgesellschaft,<br />

globales Dorf - Schlagworte, die auf eine Maschine zurückgehen, die unsere Welt auf dramatische<br />

Weise verändert und beschleunigt hat: der Computer.


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 102<br />

Computer - Rechner - Berechnungen<br />

Computer ist ein lateinisch-englisches Wort. Es bedeutet so viel wie Rechenmaschine,<br />

Zusammenrechen-Apparat. Im ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit war<br />

das Wort „Computer“ eine Berufsbezeichnung für Menschen, die Kalkulationen vornahmen.<br />

Computer waren Leute, die etwa für Astronomen sehr komplizierte und langwierige<br />

Berechnungen durchführten. Später nannte man die Arbeiter, die die mechanischen Rechenmaschinen<br />

bedienten, Computer. Heute bezeichnet man mit dem Wort eine Maschine,<br />

die mit Hilfe einer Vorschrift - eines Programms - Daten verarbeitet. Computer sind frei<br />

programmierbare Universalmaschinen, das heißt, der Benutzer gibt etwas ein (Input), der<br />

Computer verarbeitet auf eine gewünschte Weise (Programm) die eingegebenen Daten -<br />

und liefert ein Ergebnis (Output). Vom Computer verarbeitete Daten können zum Beispiel<br />

als Berechnungen, Gleichungen, Tabellen, Diagramme, Texte, Konstruktionen, Zeichnungen<br />

und Bilder ausgegeben werden.<br />

[...]<br />

Mechanisierung der Büroarbeit<br />

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Dutzende neuer Rechenmaschinen erdacht,<br />

ausgetüftelt und realisiert, doch keines der Geräte wurde serienmäßig gebaut und vertrieben.<br />

Erst <strong>im</strong> ausgehenden 19. Jahrhundert machte die Entwicklung und Produktion von<br />

Rechenmaschinen besonders in den USA <strong>im</strong> Zuge der Mechanisierung der Büroarbeit Fortschritte.<br />

Einfache Rechenmaschinen wurden neben der Entwicklung von Schreibmaschinen<br />

und Registrierkassen <strong>im</strong> großen Stil gefertigt und genutzt. Vor der eigentlichen Erfindung<br />

des Computers begann nun das Zeitalter der Lochkartenautomaten, die den Durchbruch<br />

bei der massenhaften Verarbeitung von Daten einläuteten und bis in die 1950er-Jahre des<br />

20. Jahrhundert hinein in Gebrauch waren.<br />

Zuse und die Folgen<br />

Der Computer als elektromechanische und schließlich als vollelektronische Datenverarbeitungsanlage<br />

ist eine Erfindung des 20. Jahrhunderts, mitten <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg erdacht<br />

und erbaut. Die ersten Großrechner waren herausragende Ingenieursleistungen, die meist<br />

auf theoretischen und praktischen Grundlagenforschungen vieler verschiedener Tüftler und<br />

Wissenschaftler wie dem Deutschen Konrad Zuse beruhten. Weltweit konnte man damals<br />

Computer an einer Hand abzählen, darunter so namhafte Maschinen wie Zuse, Mark oder<br />

ENIAC. Diese ersten elektronischen Rechner der Menschheit waren in ihren Ausmaßen geradezu<br />

monströse Anlagen, die ständig gewartet werden mussten und nur einen Bruchteil<br />

der Rechenleistung besaßen, die heute jeder herkömmliche PC aufweist.<br />

[...]<br />

Visionen verschlafen<br />

Dieses erste Computer-Fieber Mitte der 1970er-Jahre brachte schlagartig viele technisch<br />

interessierte und computerbegeisterte Tüftler zusammen, die sich in kleinen Clubs und Arbeitsgemeinschaften<br />

organisierten. Sie fingen an, abseits der Entwicklungslabors großer und<br />

alteingesessener Firmen „ihren“ Computer weiterzuentwickeln. So genannte Schnittstellen


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 103<br />

wurden entwickelt, an denen sich eine Tastatur anschließen ließ oder auch ein Monitor. Die<br />

Firma Xerox, Marktführer in Kopiergeräten, hatte hingegen sehr früh schon einen funktionsfähigen<br />

He<strong>im</strong>computer entwickelt. Aber Xerox zeigte keinerlei Interesse daran, den<br />

Kleincomputer auf den Markt zu bringen. Analog zur Firma IBM, dem Marktführer <strong>im</strong><br />

Bereich der Großrechenanlagen, unterschätzte Xerox das enorme Marktpotenzial für den<br />

Kleincomputer und erkannte nicht rechtzeitig die viel versprechende Zukunft dieser neuen<br />

technischen Errungenschaft.<br />

PC-Revolution<br />

<strong>Das</strong> machte den Weg frei für junge Visionäre und geniale Bastler. Der Kleincomputer wurde<br />

so noch einmal ganz von vorne erfunden. In einem der legendären Altair-Clubs lernten<br />

sich Steve Jobs und Steve Wozniak kennen; gemeinsam gründeten sie die Firma Apple, bis<br />

heute Stil prägend in der Entwicklung von He<strong>im</strong>computern. Microsoft-Gründer Bill Gates<br />

konnte Anfang der 1980er-Jahre vom Garagentüftler zum Mult<strong>im</strong>illiardär aufsteigen, weil<br />

er für den PC die dringend benötigte Software entwarf und seine Betriebssysteme MS-DOS<br />

und Windows geschickt vermarktete und massentauglich machte.<br />

Computer - eine Technik verändert die Welt<br />

Längst steuern die komplizierten Rechenmaschinen unsere Flugzeuge, Autos und Fotoapparate,<br />

und auf den meisten Schreibtischen steht ein PC. Computer sind aus Beruf, Alltag<br />

und Freizeit nicht mehr wegzudenken. Sie stehen in Betrieben, Büros und in Vorstandsetagen,<br />

in Kinder- und Wohnz<strong>im</strong>mern. Computer organisieren und ordnen die Geschicke<br />

der Wirtschaft und Industrie, des Transports und Verkehrs. Computer sind zentrale Werkzeuge<br />

der Wissenschaft, Technik und Medizin. Computer spielen eine zentrale Rolle bei<br />

militärischen Auseinandersetzungen und in Kriegen, in Friedenszeiten s<strong>im</strong>ulieren sie komplexe<br />

kl<strong>im</strong>atische Veränderungen und helfen Naturkatastrophen frühzeitig zu erkennen. Die<br />

wichtigste Rolle spielt der Computer heute in der zwischenmenschlichen Kommunikation.<br />

Internet und E-Mail verbinden durch den Computer Menschen an den entferntesten Orten<br />

miteinander, Informationen und Daten lassen sich in Sekundenbruchteilen austauschen,<br />

abrufen und verbreiten. <strong>Das</strong> Rad der Geschichte lässt sich nicht mehr zurückdrehen, ohne<br />

Computer wäre die Komplexität der modernen Industrienationen heute nicht aufrecht zu<br />

erhalten.<br />

Der Text wurde an der mit [...] bezeichneten Stelle gekürzt. Der ungekürzte Text findet<br />

man unter: (Gre).<br />

B.3 <strong>Bildung</strong>stheoretische Didaktik<br />

Unterrichtseinheit: Formatierung von Texten<br />

Am Ende dieser Lerneinheit sind SchülerInnen in der Lage, Texte zu formatieren. Am<br />

Beginn wird das Merkblatt Formatierung gemeinsam gelesen und ausgefüllt. Anschließend<br />

erarbeiten die SchülerInnen eigenständig des Arbeitsblatt Formatierung. Die SchülerInnen<br />

bekommen vom/von der LehrerIn Rückmeldung bezüglich des fertigen Arbeitsblatts.


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 104<br />

Merkblatt Formatierung<br />

Daten auswählen<br />

Bei Textverarbeitungsprogrammen kann nachträglich das Erscheinungsbild des Textes verändert<br />

werden. Diese Möglichkeit wird auch formatieren (=<br />

) genannt.<br />

Damit der Text verändert werden kann, muss er marktiert werden.<br />

Zeichen, Wörter und Sätze markieren:<br />

• Einzelne Buchstaben:<br />

• Ein Wort:<br />

• Eine Zeile:<br />

Zeichenformatierung<br />

Die Zeichen (Buchstaben, Ziffer usw.) stellen die kleinste Einheit in einem Dokument dar.<br />

Die nächst größeren Einheiten sind .<br />

Für einzelne Zeichen kann die Darstellung geändert werden (z.B. fett, kursiv, unterstrichen.<br />

Und es können auch Schriftart und Schriftgröße verändert werden. Und das macht man<br />

mit der .<br />

Zeichen können höher oder tiefer gestellt, farbig gestaltet oder an<strong>im</strong>iert (= )<br />

werden.<br />

Weitere Möglichkeiten für Formatierungen sind z. B. Kapitälchen oder schattiert.<br />

Diese Formatierungsmöglichkeiten findest du auf zwei Arten, entweder <strong>im</strong> Menü Format/Zeichen<br />

oder über das <strong>Kontext</strong>menü (=<br />

)(dann Zeichen).<br />

Diese Formatierungsmöglichkeiten gelten auch für .<br />

Wichtig:<br />

Immer zuerst den Text schreiben und erst dann formatieren!<br />

Arbeitsblatt Formatierung<br />

Formatiere folgende Sätze:<br />

• Ich will ganz bunt werden, und zwar jedes Wort.<br />

• Kannst du mich groß machen?<br />

• Hilfe, ich bin so gerade, ich möchte schräg werden.<br />

• Mein Name ist Bond, James Blond, ich bin sehr wichtig und möchte deshalb fett<br />

werden.<br />

• Damit ich nicht nach unten falle, musst du mich bitte unterstreichen.


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 105<br />

• Rechts, nach rechts, schnell.<br />

• Ich fühl mich in der Mitte richtig gut.<br />

• Eins klein, eins groß, eins klein, eins groß, das Letzte groß.<br />

• Alle Sonnenblumen blühen gelb, auch ich möchte gelb sein.<br />

• Kannst du mich hervorheben?<br />

• Ich bin so breit, bitte sperre mich.<br />

• Du breiter Wicht, ich mache mich ganz schmal und dafür rot.<br />

• Ich bin ein Schatten meiner selbst, schattiert eben.<br />

• Nur Großbuchstaben, alle.<br />

• Kannst du den Kleinen bitte hochstellen?<br />

• Wer hat mich durchgestrichen?<br />

• Und zum Abschluss gibt’s ein Feuerwerk. Ich blinke.<br />

B.4 Fragend-entwickelnder Unterricht<br />

Unterrichtseinheit: Elementare Datenstrukturen<br />

Der Inhalt dieser Unterrichtssequenz ist an die Lehrveranstaltung Datenstrukturen und<br />

Algorithmen (Einheit: Elementare Datenstrukturen) von Prof. Hermann Maurer angelehnt.<br />

Lineares Feld<br />

Def.: Eine Datenstruktur<br />

D = (K, R) mit k = k 1 , ..., k n und R = N, N = (k i , k i + 1)|i = 1, 2, ...n − 1<br />

heißt lineares Feld (der Ordnung n).<br />

Nach der Besprechung und Erklärung der Definition, gemeinsames Erarbeiten von sequentieller<br />

und geketteter Speicherung.<br />

Stapel<br />

Def.: Ein lineares Feld heißt Stapel (stack, push-down, store, Kellerspeicher), wenn nur<br />

der erste Knoten inspiziert und entfernt werden kann, und ein neuer Knoten nur als<br />

neuer erster Knoten hinzugefügt werden kann.<br />

Die Definition wird gemeinsam ausgehend vom linearen Feld und Beispielen erarbeitet.<br />

Abschließend werden Anwendungsbeispielen für Stapel, z. B. Auswertung von arithmetischen<br />

Ausdrücken und Auflösung von Rekursionen vorgestellt und besprochen.


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 106<br />

B.5 Politische und gesellschaftliche Ziele des Unterrichts<br />

Unterrichtseinheit: Gesellschaftliche Aspekte der <strong>Informatik</strong><br />

Stellvertretend wird das Arbeitsblatt zum Thema „Personenbezogene Daten - Datenschutzgesetz“<br />

vorgestellt. Weitere Themen für Gruppenarbeiten könnten sein: „User-Verhalten,<br />

Datenschatten“, „Spam-Mails“, „Copyright in der Musik- und Filmbranche“ oder „Softwarelizenzen“.<br />

Arbeitsblatt „Personenbezogene Daten - Datenschutzgesetz“<br />

• Arbeitet die angeführten Textstellen und Links durch.<br />

• Beantwortet die Fragen am Ende des Arbeitsblattes und erstellt dann eine Präsentation,<br />

um die Klasse über eure Ergebnisse zu informieren.<br />

• Es steht euch natürlich frei, auch noch weitere Quellen verwenden; diese müssen dann<br />

aber angegeben werden.<br />

Konzept Bürgerkarte<br />

Bürgerkarten sind das „amtliche Ausweisdokument“ <strong>im</strong> elektronischen Verwaltungsverfahren,<br />

etwa <strong>im</strong> Behördengang über das Internet. Es sind dabei gewisse Anforderungen zu<br />

erfüllen, um die Verfahren sicher zu gestalten. Aus technischer Sicht sind derzeit Chipkarten<br />

bzw. sogenannte Smartcards das Mittel der Wahl, um den Sicherheitsanforderungen<br />

für solch ein Konzept zu genügen - daher auch der Name Bürgerkarte. <strong>Das</strong> Konzept ist<br />

allerdings nicht darauf eingeschränkt. So ist denkbar, dass Geräte des täglichen Gebrauchs<br />

(Mobiltelefone, Zusatzgeräte zu PC oder tragbarem Computer wie USB-Geräte) dem Konzept<br />

Bürgerkarte folgen und damit zur „Bürgerkarte“ werden.<br />

Mehr Informationen zur Bürgerkarte findest du unter: www.buergerkarte.at (10. März<br />

2006)<br />

Datenfass ohne Boden<br />

’Data Retention’ könnte ein wichtiger Begriff für Europas Bürger und ihre ’informationelle<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung’ werden, nämlich dann, wenn der EU-Ministerrat beschließen sollte, dass<br />

künftig alle Verbindungsdaten (Telefon und Internet) in Europa, von Oma González in Spanien<br />

über Sie bis zu Klein-Mika in Finnland, gespeichert und zur Verbrechens-bekämpfung<br />

genutzt werden.<br />

Mehr Informationen zu ’Data Retention’ findest du u. a. unter: www.politik-digital.de/econsumer/datenschutz/retent.shtml<br />

(10. März 2006)<br />

Nach Microsofts Hailstorm – My Services verhagelt<br />

<strong>Das</strong> Ziel von My Services war, wichtige Dienste wie E-Mail, Adress- und Terminverwaltung<br />

auf Basis einer zentralen Datenbank mit den Profilen der Kunden zu integrieren. Schon<br />

kurz nach Erscheinen hatten allerdings die Nutzerbedingungen, die Microsoft für den mit


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 107<br />

My Services verwobenen Anmelde- und Identifizierungsdienst Passport proklamierte, Ärger<br />

ausgelöst. Dort nahm sich der Redmonder Riese das Recht heraus, persönliche Informationen<br />

„zu benutzen, ändern, kopieren, verteilen, (...) oder verkaufen“. Selbst prompte<br />

Rettungsversuche durch entschärfte neue Vereinbarungen kamen jedoch offenbar zu spät<br />

für die Rettung des Gesamtkonzepts.<br />

Diese Meldung findest du unter: www.heise.de/newsticker/meldung/26424 (10. März 2006)<br />

Privacy Policy der ORF-Teletext Produktionsgesellschaft mbH<br />

ORF.at möchte allen seinen Nutzern den Besuch auf den ORF.at Seiten so angenehm wie<br />

möglich gestalten; dazu gehört - ganz an vorderer Stelle - für ORF.at auch die Wahrung<br />

der Privatsphäre jedes Einzelnen und der Schutz der persönlichen Daten.<br />

ORF.at trägt größte Sorge, dass die Privatsphäre seiner User be<strong>im</strong> Besuch der ORF.at<br />

Seiten respektiert wird und alles technisch Mögliche getan wird, um eine Gefährdung der<br />

Datensicherheit hintanzuhalten.<br />

Bei der Registrierung zur Teilnahme in den verschiedenen Communities von ORF.at ist die<br />

Bekanntgabe personenbezogener Daten erforderlich. Diese Daten werden nicht an Dritte<br />

weitergegeben und nach den Best<strong>im</strong>mungen des Datenschutzgesetzes 2000 streng vertraulich<br />

behandelt. Eine Auswertung der Daten erfolgt ausschließlich intern zur Aufrechterhaltung<br />

des Community-Betriebes. ORF.at wird ohne vorherige Zust<strong>im</strong>mung des Users keine<br />

persönlichen Angaben über die Person des Users auswerten oder weitergeben, außer ORF.at<br />

ist in gutem Glauben, dass dies unbedingt notwendig ist, um gesetzliche Anforderungen<br />

zu erfüllen, Rechte oder Eigentum von ORF.at zu verteidigen oder um die Interessen der<br />

anderen User zu schützen.<br />

Die meisten Seiten, wie vor allem die Informationsangebote, können von den Besuchern<br />

ohne erforderliche Bekanntgabe der persönlichen Daten besucht werden.<br />

ORF.at arbeitet mit sicheren Datennetzen, die sowohl durch Firewalls als auch mittels<br />

Passwörter geschützt sind. Nur ausgewählte Personen haben Zugang zu diesen Daten und<br />

sind gesetzlich und vertraglich zu deren Gehe<strong>im</strong>haltung verpflichtet.<br />

ORF.at garantiert seinen Besuchern, alles organisatorisch und technisch Mögliche zu tun,<br />

um die Daten vor Missbrauch, Verlust oder Änderung zu schützen.<br />

Diesen Text findest du unter: www.orf.at/orfon/<strong>im</strong>pressum/privacy.html (10. März 2006)<br />

Vorratsdatenspeicherung - eine sicherheitspolitische Sackgasse<br />

Permanentüberwachung von Telefonverbindungen, eMail und SMS gefährden Grundfreiheiten<br />

- mit Grundwerten einer offenen Gesellschaft unvereinbar - Wirtschaftsspionage<br />

wird auf Knopfdruck möglich - Redaktions-, Anwalts- und Ärztegehe<strong>im</strong>nis gehen verloren<br />

- massive wirtschaftliche Belastung droht.<br />

Mehr zu dieser Thematik findest du unter: www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=<br />

PUB-TEXT-ARGEDATEN&s=28764tot (10. März 2006)<br />

<strong>Das</strong> österreichische Datenschutzgesetz 2000<br />

Um die Fragen beantworten zu können, informiere dich auf der Internetseite der Arge Daten<br />

- Österreichische Gesellschaft für Datenschutz: www.ad.or.at


ANHANG B. UNTERRICHTSEINHEITEN 108<br />

Fragen (Hop03, vgl. Seite 262):<br />

• Was sind für dich personenbezogenen Daten? Welches österreichische Gesetz ist für<br />

den Schutz personenbezogener Daten zuständig?<br />

• Gibt es Daten wie Name oder Adresse, die überhaupt nicht geschützt werden? Welche<br />

deiner personenbezogenen Daten sollten besonders gut geschützt werden?<br />

• Was darf mit geschützten Daten nicht geschehen?<br />

• An wen kann man sich <strong>im</strong> Fall der Verletzung des Datenschutzes wenden?<br />

• Darf man Daten von Minderjährigen wie Namen, Adressen, Hobbys, eMail-Adressen<br />

oder Ähnliches auf einer Homepage veröffentlichen, wenn diese zugest<strong>im</strong>mt haben?<br />

• Beschreibe Situationen, in denen deine Daten verwendet werden, um dich zu belästigen<br />

oder dir zu schaden!<br />

• Welche Probleme könnten auftreten, wenn deine Daten auf einem der Rechner einer<br />

Firma gespeichert sind?<br />

• Warum könnten österreichische (und europäische DatenschützerInnen) dagegen kämpfen,<br />

dass personenbezogene Daten auf amerikanischen Servern von Firmen wie Microsoft<br />

oder AOL gespeichert sind?


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über die Lehrpläne der allgemein bildenden höheren Schulen geändert<br />

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[Thoc] Thomas Nárosy and Verena Riedler. E-Learning in der Schule. E-Learning ist in<br />

aller Munde - vielleicht mehr den je. http://www.gym1.at/schulinformatik<br />

(10. Februar 2006).<br />

[Tre04] Michael Treier. Personale Voraussetzungen für das Lernen mit Neuen Medien.<br />

Evaluation und Gestaltung <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Implementierung einer<br />

<strong>Bildung</strong>splattform in einem Konzern. Hamburg, Deutschland, 2004.<br />

[Urs] Urs Battaglia. Analog und Digital Ű Zwei Welten zwischen 0 und<br />

1. http://www.swisseduc.ch/informatik/entdecken/analog_digital/<br />

index.html (28. Februar 2006).<br />

[Wera] Werner Stangl. [werner stangl]s arbeitsblätter. Lernen. http://www.<br />

stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/LERNEN/default.shtml (27. Februar<br />

2006).<br />

[Werb] Werner Stangl. [werner stangl]s arbeitsblätter. Lernen. http://<br />

arbeitsblaetter.stangl-taller.at/LERNEN/LerntheorienKonstruktive.<br />

shtml (01. März 2006).


Abbildungsverzeichnis<br />

2.1 Verflechtung der drei Schwerpunktsetzungen (Hub00, Seite 49) . . . . . . . . 12<br />

4.1 Unterricht nach dem Regelkreis (vgl. fvC72, Seite 88) . . . . . . . . . . . . . 43<br />

5.1 Vorgehensmodell Auswahl Lernziel (vgl. Har05, Seite 48) . . . . . . . . . . . 57<br />

6.1 Unterricht <strong>im</strong> didaktischen Dreieck (HH04, Seite 73) . . . . . . . . . . . . . 60<br />

6.2 Informations- und Kommunikationstechnologien <strong>im</strong> didaktischen Dreieck<br />

(vgl. HH04, Seite 73) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

6.3 Lehrinhalt Informations- und Kommunikationstechnologien . . . . . . . . . 61<br />

7.1 Fünf-Stufen-Modell zur Einführung eines neuen Mediums (vgl. Sal03, Seite<br />

29) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

114


Tabellenverzeichnis<br />

2.1 Stundentafel der österreichischen höheren kaufmännischen Lehranstalten,<br />

ausgegeben 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.2 Stundentafel der österreichischen höheren Lehranstalten für wirtschaftliche<br />

Berufe, ausgegeben 2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.3 Stundentafel der österreichischen höheren technischen und gewerblichen Lehranstalt,<br />

ausgegeben 1998 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.4 Stundentafel der österreichischen höheren Lehranstalt für elektronische Datenverarbeitung<br />

und Organisation, ausgegeben 1998 . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.5 Stundentafel der österreichischen allgemein bildenden höheren Schule, ausgegeben<br />

2004 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

3.1 Lernparadigmen (vgl. Blu98, Seite 108) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

B.1 Zeitplan (vgl. Urs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100<br />

B.2 Notenschlüssel zur Beurteilung der Unterrichtseinheit Kognitivismus . . . . 101<br />

115


Index<br />

Aktionsform, 48<br />

Algorithmen, 13<br />

Allgemein bildende höhere Schulen, 16, 23,<br />

25<br />

Allgemeinbildung, informatische, 12<br />

Ansatz der Fremdsteuerung, 74<br />

Ansatz der Selbststeuerung, 74<br />

Ansatz, algorithmenorientiert, 45<br />

Ansatz, anwenderorientiert, 45<br />

Ansatz, arbeitsweltorientiert, 55, 56<br />

Ansatz, benutzerorientiert, 46<br />

Ansatz, hardwareorientiert, 44<br />

Ansatz, ideenorientiert, 55<br />

Ansatz, integrativ, 55, 56<br />

Ansatz, sozial- und gesellschaftsorientiert, 55,<br />

56<br />

Ansatz, systemorientiert, 47<br />

Anwendbarkeit, 20<br />

Auswendiglernen, 30<br />

Automatentheorie, 26<br />

Automatisierung, 11<br />

Autonomie, 42<br />

Bedeutung, gesellschaftliche, 12<br />

Bedienerfertigkeiten, 9–11<br />

BedienerInnenfertigkeiten, 11<br />

Behaviorismus, 29–31, 38<br />

Berufsbildende höhere Lehranstalten, 16<br />

Berufsbildende höhere Schulen, 25<br />

<strong>Bildung</strong>, inforamtische, 15<br />

<strong>Bildung</strong>, informatische, 11, 12<br />

<strong>Bildung</strong>swerte, 15<br />

Black Box, 30, 31<br />

Computereinsatz, 65<br />

Darbietende Form, 48<br />

Didaktik, 39, 43<br />

Didaktik, bildungstheoretische, 39<br />

Didaktik, informationstheoretische-kybernetische,<br />

42<br />

Didaktik, kritisch-kommunikative, 42<br />

Didaktik, lern- und lehrtheoretische, 41<br />

Didaktische Analyse, 40<br />

Didaktische Modelle, 39<br />

Didaktisches Dreieck, 59, 60<br />

Effizienz, 72<br />

Einzelarbeit, 50<br />

Einzelunterricht, 48, 49<br />

eLearning, 64, 66, 67, 71–73, 76, 78<br />

eLearning, Dauer, 66<br />

eLearning, Definition, 64, 65<br />

eLearning, Nachteile, 77<br />

eLearning, Schule, 64<br />

eLearning, Vorteile, 77<br />

Entdeckendes Lernen, 32–34<br />

Entwicklungsumgebungen, 14<br />

Fachdidaktik, 44, 47<br />

Fachkompetenz, 21<br />

Formale Sprachen, 26<br />

Forschungsform, 48<br />

Fragend-entwickelnder Unterricht, 49<br />

Freies Unterrichtsgespräch, 49<br />

Frontalunterricht, 49<br />

Fundamentale Ideen, 52–54, 57<br />

Fächerkanon, 13<br />

Fünf-Stufen-Modell, 67–69, 71<br />

Gelenkte Entdeckung, 48<br />

Gesellschaft, 11<br />

Gewöhnungslernen, 29<br />

Grundkompetenz, 18<br />

Grundlagenkenntnisse, 17<br />

Gruppenunterricht, 48, 49<br />

Gruppenunzterricht, 50<br />

116


INDEX 117<br />

Handlungskompetenzen, 13<br />

Horizontalkriterium, 53<br />

Höhere humanberufliche Lehranstalten, 16,<br />

20<br />

Höhere kaufmännische Lehranstalten, 17<br />

Höhere technische und gewerbliche Lehranstalten,<br />

17, 21<br />

Idee der Algorithmisierung, 54<br />

Idee der Automatisierung, 53<br />

Idee der Formalisierung, 53–55<br />

Idee der Sprache, 54<br />

Idee der strukturierten Zerlegung, 54<br />

Idee der Vernetzung, 53<br />

<strong>Informatik</strong> und Gesellschaft, 14<br />

<strong>Informatik</strong>, angewandte, 14<br />

<strong>Informatik</strong>, praktische, 14<br />

<strong>Informatik</strong>, technische, 14<br />

<strong>Informatik</strong>, theoretische, 13<br />

<strong>Informatik</strong>systeme, 9, 11<br />

Informationsaustausch, 70<br />

Informationsbeschaffung, 63<br />

Informationsmanagement, 24<br />

Informationstechnik, Grundlagen, 9, 10<br />

Informationsverarbeitung, 34<br />

Informationsysteme, 11<br />

Instrucional Systems Design, 73<br />

Instruktionsparadigma, 73<br />

IT-Bezug, 19<br />

Klassenunterricht, 48, 49<br />

Kognitivismus, 31, 32, 34, 38<br />

Kommunikationsmodell, 32<br />

Kompetenz, 42<br />

Kompetenzerweiterung, 25<br />

Komplexes Lernen, 29<br />

Konditionierung, klassisch, 29<br />

Konditionierung, operant, 29, 30<br />

Konstruktivismus, 34–36, 38<br />

Konzepte, informatische, 11<br />

Konzeptwissen, 12<br />

Landkarte, kognitiv, 35<br />

Lehramtsstudium, 79<br />

Lernen, 28, 30, 73<br />

Lernen mit Mikrowelten, 32, 33<br />

Lernen, individuell, 35<br />

Lernen, kooperatives offenes , 18<br />

Lernerfolg, 72<br />

Lernkontrollen, 67<br />

Lernmotivation, 72<br />

Lernprozess, 28, 30, 35<br />

Lernpsychologie, 51<br />

Lerntheoretische Grundlagen, 28<br />

Lerntheorie, 28, 29<br />

Masterideen, 54<br />

Mentale Modelle, 32<br />

Methodenkompetenz, 21<br />

Modellbildung, 26, 32<br />

Modelle, didaktische, 39<br />

Modellierung, 11<br />

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien,<br />

59–63<br />

Motivation, 11<br />

Objektorientierung, 26<br />

Perspektivenplanung, 41<br />

Planungskorrektur, 42<br />

Politische und gesellschaftliche Ziele, 52<br />

Problemlösung, 32<br />

Problemlösungsparadigma, 73<br />

Problemlösungsstrategie, 29<br />

Programmsysteme, 14<br />

Projektdauer, 51<br />

Projektthema, 51<br />

Projektunterricht, 11, 50<br />

Prozessplanung, 42<br />

Prüfungslernen, 31<br />

Rahmenlehrplan, 18, 20, 21<br />

Rechnerkonstruktion, 13<br />

Reflexion, 11<br />

Regelkreis, 42<br />

Regeln, didaktische, 75<br />

Regelungsprozess, 42<br />

Rolle des/der <strong>Informatik</strong>lehrerIn, 61<br />

Schlüsselqualifikation, 63<br />

Schule, 9<br />

Schulsystem, österreichisch, 15, 17<br />

Schulverband, 15<br />

Selbstkompetenz, 21


INDEX 118<br />

Sinnkriterium, 54<br />

Softwarewechsel, 10<br />

Solidarität, 42<br />

Sozialform, 48<br />

Sozialkompetenz, 21<br />

Standardsoftware, 25<br />

Strategien, didaktische, 75<br />

Zielkriterium, 53<br />

Zukunftsaufgaben, 13<br />

Teamstruktur, 51<br />

Top-Down-Verfahren, 45<br />

Träges Wissen, 31<br />

Umgang mit Information, 63<br />

Umrissplanung, 41<br />

Unterricht, fächerübergreifend, 11, 15, 18<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Angewandte Datentechnkik,<br />

23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Angewandte <strong>Informatik</strong>, 22<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Computerunterstützte Textverarbeitung,<br />

23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, EDV-Betriebssysteme, 23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Grundlagen der elektronischen<br />

Datenverarbeitung, 22<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, <strong>Informatik</strong>, 25<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Informations- und Officemanagement,<br />

19<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Programmieren, 23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Projektentwicklung, 23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Przozessregelung und Rechenverbund<br />

mit Laborübung, 23<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Textverarbeitung und Publishing,<br />

21<br />

<strong>Unterrichtsfach</strong>, Wirtschaftsinformatik, 19,<br />

20<br />

Unterrichtsform, 49<br />

Unterrichtsgestaltung, 26<br />

Unterrichtsplanung, 44, 48<br />

Vertikalkriterium, 53<br />

Wissen, 35<br />

Wissensgesellschaft, 21<br />

Wissenskonstruktion, 35, 70<br />

Wissensmanagement, 72<br />

Wissensvermittlung, schulische, 63<br />

Zeitkriterium, 54

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