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Itertal Express September/Oktober 2013 - Itertalklinik Seniorenzentrum

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Das Fest wurde in der neuen Wohnung gefeiert. Es gab Fotografien<br />

dieses Tages: die Eltern des Bräutigams in Schwarz, die Mutter der Braut,<br />

mit weißem zurückgekämmten Haar, Eva mit wehendem Schleier und<br />

Mattjö vor einem schwarzen Mercedes. Bruder Karl in Uniform. Alle waren<br />

gekommen diesem Ereignis beizuwohnen: die Geschwister, die Cousinen,<br />

die Freunde. Mutter Anna ließ anlässlich der Hochzeit ihres Sohnes die<br />

geliebten Tiere alleine zuhause, die Schafe, Hühner und Zicklein dösten in<br />

ihrer warmen Wohnstube.<br />

Mattjö ging nach der Hochzeit wie jeden Morgen in seine Werkstatt. Dort<br />

stand für ihn schon ein Glas frisch gemolkene Milch zurecht. Mutter Anna<br />

sorgte sich um den Sohn: bekam er bei der Schwiegertochter genug zu<br />

essen? Eva tat ihren Dienst weiter im Lebensmittel-Konsum. Ihre<br />

Geschäftsleiterinnenstelle in Burtscheid wollte sie nicht, wie sonst bei<br />

verheirateten Frauen üblich, sofort aufgeben.<br />

Auf dem Heimweg schaute Eva jeden Abend durch das Fenster der<br />

mütterlichen Wohnung. Würde die Mutter alleine zurechtkommen? Für<br />

Eva waren Koch- und Hausarbeiten ungewohnte Tätigkeiten, hatte sie<br />

doch immer ihre großen Schwestern für die Hausarbeit an ihrer Seite<br />

gehabt.<br />

Das Wäschewaschen begann sonntags abends mit dem Einsetzen der<br />

Wäsche, am Montagabend folgte das Waschen und Wringen der Wäsche.<br />

Sie war müde, wenn sie in die kalte, schlecht beleuchtete Waschküche<br />

kam. Das Stärken und Bügeln der weißen Stücke übernahm die Mutter.<br />

Eva spürte recht schnell eine morgendliche Übelkeit. Sie war “ in anderen<br />

Umständen“. Bei Mattjö löste diese freudige Nachricht sofort den<br />

Entschluss aus, für das Kleine ein solides, rollbares Eichenbettchen zu<br />

tischlern. Man sollte es in das jeweils wärmste und ruhigste Zimmer<br />

schieben können.<br />

Er nötigte Eva, die Arbeit zu beenden. Sein Stolz verbot ihm, seine<br />

schwangere Frau in einer Anstellung zu sehen.<br />

Für Eva begann eine wunderbare Zeit, sie lernte das Kochen, sie hatte<br />

Muße nach Herzenslust zu nähen, zu stricken, sich mit der Mutter<br />

auszutauschen. Da saßen die beiden am Küchentisch, die Hände niemals<br />

ruhend, manchmal betend, die Familiendinge besprechend.<br />

In diesem Sommer wanderte Eva mit ihrem Mann zu den Tanten in die<br />

Eifel. Als Schwangere legte sie die 32km Strecke ohne Mühen zurück.<br />

Wie freuten sich die beiden Bäuerinnen ihr Patenkind „ in Hoffnung“ zu<br />

sehen. Man aß Birnenfladen, abends Speck und Bauernbrot. Die<br />

Gesellschaft war herzlich, es stand ein Bett zurecht.<br />

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