PDF-Datei - Karl-May-Gesellschaft
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abzuwarten und dann weiter zu melden. Der Noquer „Eidechse“ gehörte in diesem Falle Ibn Asl und konnte<br />
nicht weit entfernt von hier, wahrscheinlich an der Dschesireh Hassanieh liegen.<br />
„Du bist verschwiegen, und das freut mich sehr,“ meinte der Mann. „Nur mit verschwiegenen Leuten kann<br />
man sich auf Geschäfte einlassen.“<br />
„Ah, auch du treibst also diese Dinge, welche nicht jedermann zu wissen braucht?“<br />
„Wenn es nun so wäre?“<br />
[121] „So paßten wir zusammen.“<br />
„Wirklich? Weißt du auch, daß es ein sehr gefährliches Geschäft ist, Requiq 1 ) [ 1 ) Sklaven.] zu machen?“<br />
„Pah! Ich möchte wissen, wieso gefährlich. Man zieht nach einem Dorfe der Schwarzen, umzingelt es,<br />
steckt es in Brand und nimmt die Neger in Empfang, wenn sie aus den brennenden Hütten gesprungen<br />
kommen. Die Alten und Schwachen sticht oder schießt man nieder, und mit den andern geht man fort. Wo<br />
ist da die Gefahr?“<br />
„Dabei allerdings nicht; sie beginnt erst mit dem Transporte.“<br />
„Man darf sich nicht erwischen lassen und muß die Sklaven an Ort und Stelle verkaufen.“<br />
„Das kann man nicht, denn es ist kein Käufer da.“<br />
„So nimmt man einen mit, welcher die Schwarzen sofort nach der Jagd kauft und bezahlt und dann die<br />
Gefahren des Transportes auf sich nimmt.“<br />
„Wo wäre ein solcher Mann zu bekommen?“<br />
„Wo? Hm!“ brummte ich bedeutungsvoll.<br />
„Wer ist er?“ fragte er.<br />
„Das wird dich wohl nicht sehr interessieren, denke ich.“<br />
„Mehr als du denkst. Ist der Mann reich?“<br />
„Er besitzt soviel, wie er braucht.“<br />
„Auch mutig muß er sein!“<br />
„Das ist er. Er war mehreremal in Abessinien, um Sklaven dort zu kaufen. Dazu gehört doch schon etwas.“<br />
„Allerdings. Wo befindet er sich jetzt?“<br />
„Am weißen Nile, vielleicht gar nicht weit von hier.“<br />
„Du bist wirklich außerordentlich vorsichtig. Meinst du dich selbst?“<br />
„Das sage ich natürlich nicht.“<br />
„Mir darfst du es sagen, denn - -“<br />
[122] „Denn - - ? Warum redest du nicht aus?“<br />
„Weil ich auch vorsichtig sein muß. Aber wenn ich mich in dir nicht irre, so könnte ich dir vielleicht sagen,<br />
bei wem du Requiq kaufen kannst.“<br />
„Nun, bei wem?“<br />
„Bei Ibn Asl.“<br />
„Allah! Bei diesem berühmten Sklavenjäger? Wo befindet er sich?“<br />
„Wo sich dein Händler befindet, nämlich am weißen Nil.“<br />
„In welcher Gegend?“<br />
„Vielleicht gar nicht weit von hier,“ antwortete er, indem er meine vorigen Worte wiederholte.<br />
Ich that, als ob ich sehr freudig überrascht sei, und rief aus:<br />
„Das ist gut; das ist sehr gut! Ich hörte von ihm sprechen. Ein türkischer Händler, den ich kenne, sagte mir,<br />
daß er viel von ihm gekauft habe.“<br />
„Meinst du Murad Nassyr? Den kennst du also?“<br />
„Sehr gut. Ich habe oft Requiq von ihm gekauft.“<br />
„Ah, endlich gestehst du ein, daß du es selbst bist, von dem du sprachst!“<br />
„Allah w' Allah! Es ist mir so herausgefahren.“<br />
„Sei unbesorgt! Es schadet nichts, denn nun kann auch ich offen sein. Ich sage dir, daß ich bei Ibn Asl im<br />
Dienst stehe.“<br />
„Ist das wahr? Oder willst du mich nur versuchen?“<br />
„Es ist die Wahrheit. Welchen Grund könnte ich haben, mich fälschlicherweise für einen Diener des<br />
Sklavenjägers auszugeben?“<br />
„Um mich zu fangen. Du könntest leicht im Dienste des Khedive stehen.“<br />
„Selbst wenn dies der Fall wäre, könnte ich dir [123] jetzt nicht schaden. Ich müßte dich auf der That<br />
ertappen. Also, aufrichtig! Sage mir, ob du Requiq kaufen willst!“<br />
„Nun gut, ich will es wagen und dir Vertrauen schenken, obgleich ich dich noch nie gesehen habe. Ja, ich<br />
kaufe Sklaven, sobald ich sie bekommen kann.“<br />
„Wo wolltest du von hier hin?“<br />
„Nilaufwärts, noch weit über Faschodah hinaus, bis ich auf irgend einer Seriba finde, was ich suche.“<br />
Unter einer Seriba versteht man eine Niederlassung von Sklavenjägern. Diese Niederlassungen sind nach<br />
dortigen Begriffen festungsartig angelegt. Sie bestehen aus Hütten, welche teils zur Unterkunft der<br />
Sklavenjäger, teils als Vorratshäuser dienen und mit einer oft mehrfachen, dichten Stachelhecke umgeben<br />
sind.<br />
„Du hast gar nicht nötig, so aufs Geratewohl zu reisen,“ meinte der Mann zutraulich. „Hast du Geld mit?“<br />
GR 17 / Im Lande des Mahdi 2 – Seite 38