Solothurn - Kirchenblatt
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«Mary – Queen of Scots» «Akte Grüninger»<br />
das Leben zu retten. Doch Grüninger<br />
büsste bitter dafür: Die Politik liess ihn<br />
fallen, er wurde als Polizeihauptmann abgesetzt<br />
und das Bezirksgericht verurteilte<br />
ihn zu einer Geldstrafe. 32 Jahre später<br />
ehrte ihn Israel als «Gerechten der Völker».<br />
Erst 1993 ist Paul Grüninger auch<br />
durch die St.Galler Regierung politisch rehabilitiert<br />
worden. Bis zu seinem Tod lebte<br />
er in Armut und starb am 22. Februar 1972<br />
im Alter von 80 Jahren.<br />
Der Film ist eine Gratwanderung zwischen<br />
Fakten und Fiktion. Obwohl es, mit einer<br />
Ausnahme, alle Figuren im Film gegeben<br />
hat, sind die Szenen und Dialoge erfunden.<br />
«Ein fiktionaler Film», erklärt der Regisseur<br />
Alain Gsponer, «ist immer eine Interpretation<br />
der Geschichte, man muss eine Entscheidung<br />
treffen.» Die Person Grüninger<br />
war nicht leicht fassbar, die Dokumente<br />
seien widersprüchlich. Gsponer entschied<br />
sich für einen strengen, wenig herzlichen<br />
Hauptmann. Vielleicht zu streng. Doch der<br />
Film will keine Huldigung sein. «Heroisiert<br />
wird hier niemand, es geht um die Zivilcourage<br />
einer ganzen Region.»<br />
Alain Gsponer ist mittlerweile ein wahrer<br />
Experte, wenn es um Schweizer Flüchtlingshilfe<br />
geht. Bevor er mit Filmen anfing,<br />
hat der in Berlin lebende Zürcher jahrelang<br />
recherchiert und mit vielen Zeitzeugen<br />
gesprochen, darunter mit Ruth Roduner,<br />
der Tochter des St. Galler Hauptmanns.<br />
«Grüninger ist kein Einzelfall», erzählt<br />
Gsponer und spricht gar von einem<br />
schweizweiten Phänomen. Viele Grenzkantone<br />
hätten «weiche» Grenzen gehabt,<br />
also Grenzwächter, die Flüchtlinge<br />
einliessen.<br />
Mit dem Film folgt nun eine weitere Würdigung<br />
des Flüchtlingshelfers, wenn auch<br />
eine kritische. Paul Grüninger wird differenziert<br />
dargestellt, auch Bestechlichkeit<br />
thematisiert. Trotz allem: Schauspieler Stefan<br />
Kurt ist überzeugt von Grüninger: «Ich<br />
weiss, dass er ein grosses Herz hatte – vielleicht<br />
hat er es manchmal hinter seiner<br />
Uniform versteckt.»<br />
«Akte Grüninger» wird am 23. Januar als<br />
Eröffnungsfilm der <strong>Solothurn</strong>er Filmtage<br />
seine Weltpremiere feiern. Am International<br />
Holocaust Day (Tag des Gedenkens an<br />
die Opfer des Nationalsozialismus), 27. Januar<br />
2014, sind weitere Schulvorührungen<br />
zu Sonderkonditionen geplant, bevor<br />
er am 30. Januar offiziell auf die Leinwände<br />
kommt. Im Januar 2014 erscheint<br />
zusätzlich umfangreiches Unterrichtsmaterial<br />
zum Film.<br />
Literatur<br />
Über jüdische Flüchtlinge, Schlepper,<br />
Landjäger, Zöllner, Bauern und einen<br />
Polizeioffizier mit Gewissen.<br />
Stefan Keller<br />
Grüningers Fall.<br />
Geschichten von<br />
Flucht und Hilfe.<br />
WoZ im Rotpunktverlag<br />
1998 (4. auflage)<br />
ISBN: 978-3-85869-157-6<br />
<strong>Solothurn</strong>er Filmtage<br />
23. – 30. Januar 2014<br />
www.solothurnerfilmtage.ch<br />
Akte Grüninger<br />
Montag, 27. Januar, 21.00, Reithalle<br />
Viktoria – A Tale of Grace and Greed<br />
Freitag, 24. Januar, 14.00, Konzertsaal<br />
Dienstag, 28. Januar, 14.30, Landhaus<br />
Stop the Pounding Heart<br />
Dienstag, 28. Januar, 20.30, Canva Club<br />
mary Queen of Scots<br />
Samstag, 25. Januar,17.00, Reithalle<br />
Dienstag, 28. Januar, 14.30, Reithalle<br />
KIRCHENBLATT 2 2014<br />
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