neue mitte - KKV Bundesverband
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Geistliches wort<br />
Es gibt Gott wirklich<br />
Der Christ glaubt an die bevorstehende Ewigkeit.<br />
Fotos: <strong>KKV</strong>-<strong>Bundesverband</strong><br />
Liebe <strong>KKV</strong>erinnen und <strong>KKV</strong>er!<br />
D<br />
ie erste Enzyklika von Papst<br />
Franziskus trägt den Titel<br />
„Lumen fidei“, zu deutsch:<br />
„Licht des Glaubens“, denn sie beginnt<br />
mit diesen Worten und zeigt damit<br />
schon gleich am Beginn die Verbindung<br />
zum Vorgänger von Papst Franziskus, zu<br />
Papst Bendedikt XVI. und dessen zwei<br />
Enzykliken „Deus caritas est“ (über<br />
die Liebe) und „Spe salvi“ (über die<br />
Hoffnung).<br />
Wenn der <strong>neue</strong> Papst also nach den<br />
Enzykliken Benedikts XVI. über die<br />
Liebe und die Hoffnung nun in der<br />
ersten eigenen Enzyklika über den<br />
Glauben schreibt, meint er das gewiss<br />
programmatisch.<br />
Was heißt und bedeutet es, an Gott, an<br />
den Gott Jesu Christi zu glauben? Was<br />
verändert sich, wenn jemand an diesen<br />
Gott und Vater Jesu Christi glaubt?<br />
Und vor allem: Was heißt das überhaupt,<br />
wenn ich sage: „Ich glaube“?<br />
Der bedeutende französische Philosoph<br />
und Theologe Rémi Brague hat<br />
einmal gesagt: Das Christentum bringt<br />
eigentlich nichts Neues, es bringt nur<br />
ein <strong>neue</strong>s Licht! Und er bietet ein<br />
Beispiel dafür: So wie die Möbel in<br />
einem fast unbeleuchteten und stark<br />
verschatteten Zimmer stehen, so stehen<br />
die wesentlichen Erkenntnisse des<br />
Lebens dem Menschen vor Augen, das,<br />
worauf es ankommt: Die Goldene Regel<br />
vor allem (,‚Handle, so wie auch du<br />
behandelt werden möchtest!“), dann<br />
die wesentlichen Grundgebote „Du<br />
sollst nicht morden, nicht lügen, nicht<br />
stehlen, nicht die Ehe brechen!“, die<br />
sich in der jüdischen und in der christlichen<br />
und in vielen anderen Überlieferungen<br />
der Menschheit finden. All dies<br />
dient zuletzt welchem Ziel? Kurz und<br />
knapp lautet die Antwort: Das Ziel ist<br />
glücklich werden zu wollen! Thomas<br />
von Aquin unterstreicht ganz nüchtern<br />
zu Beginn seines Hauptwerkes<br />
„Summa Theologiae“ (quaestio 19):<br />
Es unterliegt nicht der menschlichen<br />
Willensfreiheit, glücklich werden<br />
zu wollen! Das heißt: Niemand will<br />
freiwillig unglücklich sein, jeder strebt<br />
nach Glück, und die großen Religionen<br />
der Menschheitsgeschichte sind der<br />
einmütigen Überzeugung, dieses Glück<br />
trage einen Namen: Gott!<br />
Das Licht des Glaubens<br />
erleuchtet Zimmer und Möbel<br />
Und das Christentum ist der Überzeugung<br />
und des Glaubens: Dieser Gott ist<br />
der Vater Jesu Christi und wurde von<br />
ihm geoffenbart und wird weiter – bis<br />
zum Ende der Welt – geoffenbart in der<br />
von ihm gestifteten Kirche und ihrer<br />
Sakramente! Und jetzt zurück zum<br />
Beispiel von R Brague: Das Zimmer<br />
und seine Möbel, der Mensch und<br />
seine Gedanken und sein Gewissen ist<br />
das, aber es ist fast dunkel, der Mensch<br />
sieht nicht richtig im Leben und im<br />
Denken, er verwirrt sich. Kain verwirrt<br />
sich und hält seinen Bruder Abel für<br />
seinen Feind, David verwirrt sich und<br />
hält Bathseba für sein nützliches Eigentum,<br />
jeder Mensch verwirrt sich und<br />
hält sich selbst für den Nabel der Welt<br />
und den Mitmenschen bestenfalls für<br />
einen geeigneten Geschäftspartner, um<br />
das eigene Schäfchen möglichst sicher<br />
und schnell ins Trockene zu bringen.<br />
Und da kommt das Licht des Glaubens<br />
und erleuchtet das Zimmer und<br />
seine Möbel, er leuchtet das Herz und<br />
Gewissen eines Menschen und lässt<br />
erkennen: Was du bisher für wichtig<br />
hieltest, ist bei Licht besehen, eigentlich<br />
unwichtig, und was du bisher kaum<br />
beachtet hattest, ist bei Licht und von<br />
Jesus Christus aus gesehen ungeheuer<br />
wichtig! Ignatius von Loyola (1491 bis<br />
1556) drückt das in seinen „Regeln zur<br />
Unterscheidung der Geister“ in den<br />
„Exerzitien“ so aus: Wichtig ist, bei<br />
Licht besehen, nur das, was man in der<br />
Todesstunde noch wollen wird und was<br />
man dann, rückblickend, entschieden<br />
haben wollte! Ein amerikanischer Journalist<br />
drückt es etwas rustikaler aus:<br />
Nichts konzentriert das Denken so sehr<br />
wie die bevorstehende Hinrichtung!<br />
Der Christ freilich glaubt nicht an die<br />
bevorstehende Hinrichtung, sondern<br />
an die bevorstehende Ewigkeit, und<br />
natürlich auch an das bevor stehende<br />
persönliche Gericht, an die dreimalige<br />
Frage Jesu an Petrus „Liebst du mich<br />
mehr?“ (Joh 21,15), die auch die Frage<br />
des Herrn an mich selbst sein wird.<br />
Nur diese Frage wird wichtig sein, und<br />
die Antwort darauf: Ja Herr! Und der<br />
Herr wird vermutlich weiter fragen:<br />
Und wie hat sich das gezeigt? Wen hast<br />
du geliebt und besucht und bekleidet<br />
und getröstet und gepflegt um meinetwillen?<br />
Denn was ihr den Geringsten<br />
getan habt, das hattet ihr mir getan ...<br />
Dann wird sich erweisen, ob das Licht<br />
des Glaubens das Zimmer des Herzens<br />
und des Gewissens gut beleuchtet<br />
hatte, ob mir genügend klar war, wo ich<br />
treu und tröstlich und liebevoll und<br />
großmütig und bescheiden sein sollte.<br />
Nur wer glaubt, dass der Sinn des Lebens<br />
nicht im Haben, sondern im Sein,<br />
nicht im Raffen, sondern im Hingeben,<br />
nicht im Machen, sondern im beschenkt<br />
werden besteht, lebt wirklich<br />
und vegetiert nicht einfach nur in<br />
<strong>neue</strong> <strong>mitte</strong> 03/13<br />
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