26.03.2014 Aufrufe

PDF 4,4 MB - Kreuzberg Museum

PDF 4,4 MB - Kreuzberg Museum

PDF 4,4 MB - Kreuzberg Museum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Katerstimmung<br />

Noch in der Nacht des 04. Oktobers muss General Tottleben einsehen,<br />

dass der<br />

Versuch, Preußens Hauptstadt im Fluge zu erobern, gescheitert ist.<br />

20 Der Tag,<br />

so schön begann, endet in einem Desaster : »Diese Nacht kam so theuer zu<br />

stehen, daß wir mehr denn 700 Todte und noch mehr verwundete zähleten,<br />

und<br />

ich selbst hatte bey den Stürmen mein Pferd unter dem Leibe verlohren« ,<br />

21<br />

berichtet er in seiner veröffentlichen „Relation“ ( Wilke, S. 49).<br />

Noch bis etwa drei Uhr nachts ballert er wuterfüllt weiter auf die Stadt<br />

-<br />

der<br />

solange<br />

die Vorräte an Kugeln reichen,<br />

danach jedoch muss er aufbrechen und die<br />

dieser Gelegenheit fast als an Verrath streifend“ ( Masslowski, S.239).<br />

Im Gegenteil zu dem Urteil des<br />

Feldmarschalls Brühl bezichtigt Masslowski Tottleben des Zeitverlustes „von mehr als einen Tag“ :<br />

„Die Kunst Totleben’ s musste gerade darin bestehen,<br />

durch einen schnellen Anfall die Berliner zu<br />

verblüffen ( was ja auch geschah) und, ehe sie zur Besinnung kommen konnten,<br />

wenigstens ein Thor<br />

zu erobern oder eine Bresche in die Mauern zu legen... und nicht die Steingebäude,<br />

wohl aber die<br />

Thore zu bombardieren ... “( Masslowski, S.238 f ).<br />

Statt dessen tut Tottleben „lauter unnütze und<br />

fehlerhafte Dinge“ ( ebenda)<br />

wie die Errichtung von zwei Batterien sowie die Bombardierung des<br />

Königlichen Schlosses und schenkt dementsprechend den Verteidigern Zeit,<br />

Sturms gründlich vorzubereiten.<br />

sich auf die Abwehr des<br />

20. Die Schuld für den Misserfolg seines Sturms will Tottleben später dem Grafen Tschernyschew<br />

geben, der ihm auf seine Bitten keine Verstärkungen geschickt hat.<br />

Anhand der detaillierten Analyse<br />

von Tottlebens Argumentation kommt Dmitrij Masslowski zu dem Schluss,<br />

standhält ( siehe: Masslowski, S.236 ff).<br />

dass sie keinerlei Kritik<br />

21. Jürgen Wilke bezichtigt Tottlebens gedruckte „Relation“ der maßlosen Übertreibung:<br />

keine von<br />

den Zahlen, die Tottleben aufführt ( 9 Millionen Kontributionsforderung, 6500 am 03. Oktober auf<br />

Berlin abgefeuerte Geschosse, 700 Mann Verlust infolge des missglückten Sturms usw. usf.),<br />

meint<br />

Wilke, findet ihre Bestätigung in den sonstigen Quellen ( Wilke, S.49).<br />

In diesem Zusammenhang ist<br />

es nicht uninteressant, die Angaben der „Relation“ mit Tottlebens Bericht an Fermor vom 04. Oktober<br />

zu vergleichen: hier beziffert er seine Verluste auf insgesamt 86 Mann, davon 61 Verwundeten<br />

( Korobkov, Semiletnjaja vojna, S.675), d. h. diesmal untertreibt er wahrscheinlich stark.<br />

Die Kritik Wilkes, generell richtig, trifft jedoch in einem Punkt nicht zu:<br />

die Forderung einer<br />

Kontribution in Höhe von 9 Millionen Talern wird vom Graf Lehndorff in dessen Tagebüchern<br />

bestätigt ( Lehndorff. S.131).<br />

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!