PDF 4,4 MB - Kreuzberg Museum
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Unterdessen verbreitet sich in der Stadt die Nachricht über die Inhaftierung der<br />
Zeitungsschreiber.<br />
Auch Ernst Gotzkowsky erhält die Kunde davon und eilt<br />
„ nochmals des Abends nach 9 Uhr zu dem Graf von Tottieben,<br />
eben als derselbe<br />
zu Bette gehen wollte“ mit der „ängstlichen“ Bitte „diese Leute nicht zu<br />
prostituiren“ ( Duwe, S .67). „Bedenken und erwegen Ew. Excellenz , - wendet er<br />
sich an den müden Tottleben, einmal diese Handlung,<br />
die da vorgenommen<br />
werden soll. Diese Leute sind ganz unschuldig an dem,<br />
was in der Zeitung<br />
gestanden haben mag; und welches die Russen so erbittert,<br />
haben sie keinen<br />
Antheil. Es hänget das Zeitungswesen nicht bloß von ihrer Willkühr ab,<br />
sondern es<br />
muß solches allemal die Censur paßiren; überdieß so sind wir ja alle Menschen ,<br />
die stets Fehlern unterworfen sind, und dann so ist auch nicht beständig Krieg ,<br />
und die gegenwärtig Lage der Sache kann sich auch gar bald ändern,<br />
daß dahero<br />
dieser Vorfall und Beschimpfung an einem oder dem andern rußisch-kaiserlichen<br />
Unterthan, der eben so unschuldig ist wie diese Männer,<br />
hinwieder gerächet<br />
werden könnte;<br />
sollte sodann rußischer Seits nicht ein solches Verfahren für eine<br />
Grausamkeit betrachtet werden ?“( Duwe, S.68).<br />
Mit seinen Argumenten behält Gotzkowsky sicherlich Recht:<br />
über welche<br />
persönliche Verantwortung der Journalisten kann man in einem Staat reden,<br />
keine Pressefreiheit gibt?<br />
wo es<br />
„Auf diese Reden sähe mich der Graf von Tottieben starr an ,“ -berichtet<br />
Gotzkowsky. Er müsse „ die Sache noch beschlafen“ , lautet seine Antwort,<br />
mit der<br />
er den Berliner Unterhändler an diesem Abend entlässt ( ebenda).<br />
Bereits „ um 4 Uhr des angegangenen Morgens“ steht der unermüdliche<br />
Gotzkowsky schon wieder vor dem Bett des Generals.<br />
Diesmal versucht er mit den<br />
Schmeicheleien den Grafen von seinem Vorhaben abzureden: < ich > „fragte ihn :<br />
ob,<br />
nach einer gehaltenen guten Ruhe, ihm ein guter Engel nicht andere,<br />
als am<br />
vorhergehenden Tag gehegte,<br />
Gesinnungen gegen die armen unschuldigen<br />
Arrestanten eingeflöset hätte ?“( ebenda).<br />
Schließlich kapituliert der<br />
Hauptstadtbezwinger vor so viel Beharrlichkeit,<br />
50 er gibt Gotzkowsky seine<br />
50. Gotzkowsky ist nicht der einzige, der sich für die Freilassung der Zeitungsschreiber engagiert ,<br />
wohl aber der hartnäckigste Bittsteller. U. a.<br />
setzen sich der kursächsische und königlich polnische<br />
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