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Skript 2. MAR 2012/13

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Chemie II<br />

Powerpoint-Folien<br />

und Lösungen<br />

www.ksso.ch<br />

Fachschaft Chemie<br />

Unterlagen Stieger<br />

4 Zwischenmolekulare Kräfte<br />

4.1 Van-der-Waals-Kräfte........................................................................................................... 1<br />

4.2 Dipol-Dipol-Kräfte und Wasserstoffbrücken ..................................................................... 3<br />

4.3 Löslichkeitsverhalten von Molekularverbindungen ......................................................... 7<br />

5 Ionenbindung und metallische Bindung<br />

5.1 Ionenbindung ....................................................................................................................... 8<br />

5.1.1 Edelgasregel ........................................................................................................... 8<br />

5.1.2 Ionenverbindungen (Salze) .................................................................................... 8<br />

5.1.3 Das Ionengitter .....................................................................................................10<br />

5.1.4 Die Gitterenergie und die Reaktionsenthalpie ......................................................<strong>13</strong><br />

5.1.5 Eigenschaften von Salzen ....................................................................................14<br />

5.1.6 Redoxreaktionen...................................................................................................16<br />

5.1.7 Salze mit mehratomigen Ionen .............................................................................17<br />

5.1.8 Wasserlöslichkeit von Salzen (Ion-Dipol-Kräfte) ..................................................19<br />

5.1.9 Elektrolyse ............................................................................................................20<br />

5.<strong>2.</strong> Metallische Bindung ..........................................................................................................22<br />

5.<strong>2.</strong>1 Das Elektronengasmodell .....................................................................................22<br />

5.<strong>2.</strong>2 Das Metallgitter .....................................................................................................22<br />

5.<strong>2.</strong>3 Legierungen ..........................................................................................................24<br />

5.3 Zusammenfassung Haupt- und Nebenvalenzen .............................................................26<br />

6 Organische Chemie<br />

6.1 Einleitung ............................................................................................................................29<br />

6.2 Redoxreaktionen in der organischen Chemie ................................................................33<br />

6.3 Alkohole ..............................................................................................................................34<br />

6.4 Aldehyde und Ketone ........................................................................................................37<br />

6.5 Carbonsäuren .....................................................................................................................40<br />

6.6 Carbonsäureester ..............................................................................................................43<br />

6.7 Fette .....................................................................................................................................47<br />

6.8 Seifen ..................................................................................................................................49<br />

6.9 Fossile Brennstoffe............................................................................................................51<br />

6.10 Alkane, Alkene und Alkine ................................................................................................51<br />

6.11 Kunststoffe .........................................................................................................................57<br />

7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie<br />

7.1 Soffmengenkonzentration, molares Volumen und Gasgleichung ................................62<br />

7.2 Die Reaktionsenthalpie .....................................................................................................64<br />

Susanna Stieger Tel. 032 677 14 30 E-Mail: s.stieger@gawnet.ch <strong>Skript</strong> <strong>MAR</strong>11, <strong>2012</strong>/<strong>13</strong>


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 1<br />

4 Zwischenmolekulare Kräfte<br />

4.1 Van-der-Waals-Kräfte<br />

Viele Stoffe, die aus unpolaren Molekülen bestehen, begegnen uns als Gase. Kühlt man die Gase<br />

jedoch entsprechend ab, so kondensieren sie zu Flüssigkeiten und erstarren schliesslich zu Feststoffen.<br />

Das weist darauf hin, dass auch zwischen unpolaren Molekülen und zwischen den Atomen<br />

der Edelgase Anziehungskräfte wirken, wenn die Wärmebewegung der Teilchen nicht mehr allzu stark<br />

ist.<br />

In einem Atom oder in einem Atom eines Moleküls bewegen sich die Elektronen innerhalb bestimmter<br />

Räume um den Atomkern. Dabei kann die Ladungsverteilung während ganz kurzer Zeit unsymmetrisch<br />

werden, so dass das Atom resp. Molekül als Dipol mit einem positiven (+) und einem negativen<br />

(-) Pol erscheint. Man nennt diesen kurzlebigen Dipol auch temporären Dipol. Ist in diesem<br />

Moment ein anderes Atom resp. Molekül in der Nähe, wird auch dieses zweite Atom polarisiert.<br />

Elektrostatische Kräfte zwischen solchen temporären Dipolen nennt man Van-der-Waals-Kräfte. Da<br />

die Elektronen ständig in Bewegung sind, ändert sich die Ladungsverteilung in Atomen und Molekülen<br />

fortwährend, so dass diese Anziehungskräfte nur schwach sein können und mit zunehmender<br />

Entfernung der beiden Teilchen sehr stark abnehmen.<br />

Van-der-Waals-Kräfte zwischen Heliumatomen:<br />

Helium-Atom mit symmetrischer<br />

Elektronenwolke<br />

Vorübergehend polarisierte<br />

Helium-Atome<br />

- Die Van-der-Waals-Kräfte sind umso grösser, je grösser die Polarisierbarkeit eines Teilchens ist.<br />

- Die Polarisierbarkeit ist umso grösser, je grösser die Elektronenzahl und die Oberfläche des<br />

Teilchens ist. (Elektronenzahl = Gesamtelektronenzahl, nicht Zahl der Valenzelektronen.)<br />

Der Siedepunkt ist ein Mass für die Stärke der zwischenmolekularen Kräfte.<br />

Je höher der Siedepunkt, desto stärker die zwischenmolekularen Kräfte.<br />

Siedepunkte einiger flüchtiger Stoffe<br />

Elektronen Sdp. Elektronen Sdp. Elektronen Sdp.<br />

F 2 18 -187° He 2 -269° CH 4 10 -164°<br />

Cl 2 34 -34.6° Ne 10 -246° C 2 H 6 18 - 89°<br />

Br 2 70 59° Ar 18 -190° C 3 H 8 26 - 42°<br />

I 2 106 183° Kr 36 -152° C 4 H 10 34 - 0.5°<br />

Aufgaben:<br />

1. Wie lässt sich die Reihenfolge der Siedepunkte bei den Halogenen und den Edelgasen erklären?<br />

<strong>2.</strong> Warum hat Propan einen tieferen Siedepunkt als Pentan?<br />

3. Benenne folgende Verbindungen und ordne sie nach dem Siedepunkt:


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 2<br />

Arbeitsblatt: Zwischenmolekulare Kräfte (Kohäsionskräfte, Gitterkräfte)<br />

unpolare Moleküle<br />

polare Moleküle<br />

................................. Dipole ............................. Dipole<br />

ohne H an O, N, F<br />

mit H an O, N, F<br />

nur zusätzlich zusätzlich<br />

………………………………...……………………..…..….<br />

…..……………………………<br />

am schwächsten stärker am stärksten<br />

1)<br />

Unpolare Moleküle<br />

Siedepunkt<br />

68 °C ......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

2)<br />

36 °C ......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

3)<br />

27 °C ......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

4)<br />

10 °C ......................................................................................<br />

......................................................................................<br />

Van-der-Waals-Kräfte sind umso stärker<br />

- je .......................................................................................................................................<br />

.........................................................................................................................................<br />

- je .......................................................................................................................................<br />

.......................................................................................................................................


Temperatur (°C)<br />

4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 3<br />

4.2 Dipol-Dipol-Kräfte und Wasserstoffbrücken<br />

Dipol-Dipol-Kräfte: Die Anziehungskräfte zwischen permanenten Dipolen sind wesentlich stärker als<br />

zwischen temporären Dipolen. Zusätzlich zu den Van-der-Waals-Kräften wirken zwischen permanenten<br />

Dipolen Dipol-Dipol-Kräfte. Dies wird durch einen Vergleich von Sauerstoff (O 2 , 16 Elektronen) und<br />

Methanal (H 2 CO, 16 Elektronen) verdeutlicht.<br />

H H H H<br />

O O O O O O O OC O C O C O C O<br />

H H H H<br />

Kein Dipol, Van-der-Waals-Kräfte<br />

Sdp. -183°C<br />

+ - + -<br />

Dipol, Dipol-Dipol-Kräfte<br />

Sdp. -21°C<br />

Wasserstoffbrücken: Bei den Wasserstoffverbindungen der Elemente aus der vierten Hauptgruppe<br />

steigt die Siedetemperatur entsprechend der stärker werdenden Van-der-Waals-Kräfte mit der Molekülmasse<br />

an. Bei den folgenden Hauptgruppen zeigt aber gerade die Wasserstoffverbindung des<br />

ersten Elementes eine besonders hohe Siedetemperatur. Wären die Eigenschaften regelmässig abgestuft,<br />

so müsste Wasser bei Raumtemperatur ein Gas sein (Siedepunkt ca. – 60°C).<br />

Auch bei vielen anderen Verbindungen, in denen Wasserstoff-Atome<br />

an Sauerstoff-, Stickstoff- oder Fluor-Atome<br />

gebunden sind, treten stärkere Wechselwirkungen auf als<br />

zwischen anderen Dipolmolekülen. Ursache für diese<br />

Eigenschaften sind jeweils Wasserstoffbrücken: Die<br />

besonders stark elektronegativen Atome (F,O,N) ziehen die<br />

Bindungselektronen so weit zu sich heran, dass am<br />

Wasserstoffatom eine hohe positive Partialladung entsteht.<br />

Das stark positivierte Wasserstoff-Atom tritt dann mit einem<br />

benachbarten Molekül in Wechselwirkung, indem es sich<br />

an ein nichtbindendes Elektronenpaar von F,O, oder N<br />

anlagert.<br />

Die Moleküle lagern sich dann zu Schwärmen zusammen, in denen jeweils ein Wasserstoffatom eine<br />

"Brücke" zwischen zwei anderen Atomen bildet. Bei den Wasserstoffbrücken handelt es sich um eine<br />

besonders ausgeprägte Wirkung der Polarität.<br />

Siedepunkte der Nichtmetall-Wasserstoff-Verbindungen<br />

150<br />

100<br />

H 2 O<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

HF<br />

NH 3<br />

H 2 S<br />

HCl<br />

PH 3<br />

H 2 Se<br />

AsH 3<br />

HBr<br />

GeH 4<br />

H 2 Te<br />

SbH 3<br />

HI<br />

SnH 4<br />

-150<br />

SiH 4<br />

-200<br />

CH 4


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 4<br />

- Sind in einem Molekül Wasserstoff-Atome an ein Fluor-, Sauerstoff- oder Stickstoff-Atom gebunden,<br />

so bilden sich Wasserstoffbrücken zu Nachbarmolekülen.<br />

- Die Wasserstoff-Atome nehmen aktiv an Wasserstoffbrücken teil.<br />

- Enthält ein Molekül negativ polarisierte Fluor-, Sauerstoff- oder Stickstoff-Atome, so können ihre<br />

nichtbindenden Elektronenpaare passiv an Wasserstoffbrücken teilnehmen.<br />

Aufgaben:<br />

4. Welche Verbindung hat den höheren Siedepunkt?<br />

O<br />

a)<br />

oder<br />

b) Ethanal oder Kohlenstoffdioxid<br />

c) Ethanol oder Aceton (Propan-2-on)<br />

5. Ordne folgende Verbindungen (mit 24-26 Elektronen) nach ihrem Siedepunkt: Methansäure,<br />

Ethanal, Ethanol, Propan). Welche Kräfte wirken zwischen den Molekülen dieser Verbindungen?<br />

6. Ordne folgende Verbindungen nach ihrem Siedepunkt: Ethansäure, Ethandial, Propan-1-ol,<br />

Propan-2-ol, Butan, 2-Methylpropan<br />

7. Zeichne die H-Brücken, die die Moleküle CH 3 OH und CH 3 COCH 3 und CH 3 NH 2 mit Wassermolekülen<br />

ausbilden können.<br />

Wasser und Eis: Die lockere Struktur von Eis (und damit seine gegenüber flüssigem Wasser<br />

geringere Dichte) ist auf Wasserstoffbrücken zurückzuführen. Eis oder Schneekristalle bilden<br />

sechseckige Muster. Im Gitter des Eises ist jedes Sauerstoff-Atom von vier Wasserstoff-Atomen<br />

umgeben. Mit zwei Wasserstoffatomen ist das Sauerstoffatom über eine Elektronenpaarbindung<br />

verbunden, während zu den beiden etwas weiter entfernten eine Wasserstoffbrücke besteht. Diese<br />

Anordnung gibt ein weitmaschiges Gitter mit durchgängigen Hohlräumen von sechseckigem<br />

Querschnitt. Wegen dieser weiträumigen Struktur besitzt Eis ein grösseres Volumen als Wasser<br />

derselben Masse.<br />

Schmilzt Eis, bricht das Gitter zusammen.<br />

Einzelne Moleküle können in die Hohlräume<br />

eindringen. Es bilden sich Gruppen<br />

(Cluster) von Molekülen, die durch<br />

Wasserstoffbrücken zusammenhalten. Von<br />

0 bis 4°C nimmt die Dichte zu. Bei weiterer<br />

Temperaturerhöhung vergrössern sich die<br />

Abstände zwischen den Molekülen und<br />

Wasser dehnt sich wie die meisten<br />

Flüssigkeiten aus.<br />

Wassermolekül<br />

H-Brücke<br />

Draufsicht<br />

Die Wasserstoffbrücken sind auch verantwortlich für die grosse Oberflächenspannung des Wassers.<br />

Die anziehenden Kräfte sind besonders ausgeprägt an Grenzflächen (z.B. Wasser-Luft), da hier<br />

Wassermoleküle einseitig nach innen gezogen werden. Die Grenzfläche ist somit gespannt. Dank der<br />

Oberflächenspannung können auf einer Wasseroberfläche sogar Gegenstände schwimmen, die eine<br />

grössere Dichte besitzen als das Wasser. Zudem nehmen Wassertropfen Kugelform an um die<br />

Oberfläche zu minimieren. Sogenannt waschaktive Substanzen (Seife, Waschmittel) lagern sich an<br />

der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft an und vermindern dadurch die Oberflächenspannung.


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 5<br />

Arbeitsblatt: Wasser – ein besonderer Stoff<br />

Versuch 1:<br />

Gib einen Würfel festes Oel in flüssiges Oel und einen Würfel Eis in Wasser.<br />

Welcher Stoff verhält sich normal, welcher ungewöhnlich? Erkläre im Teilchenmodell.<br />

....................................................................................................................................................................<br />

....................................................................................................................................................................<br />

1020<br />

1000<br />

Dichte (kg/m 3)<br />

980<br />

960<br />

940<br />

920<br />

900<br />

-20 0 20 40 60 80 100<br />

Temperatur (°C)<br />

Temperatur (°C) 0°C<br />

fest<br />

0°C<br />

flüssig<br />

4°C<br />

flüssig<br />

95°C<br />

flüssig<br />

Dichte (kg/m 3 ) 916.8 999.8 1000 961.9<br />

Vorgang a) ......................... b) ........................... c) ............................<br />

Aufgabe 1:<br />

Wie lassen sich die Dichteänderungen von Eis zu Wasser, sowie von Wasser zwischen 0°C und 4°C<br />

bzw. zwischen 4°C und 95°C erklären?<br />

............................................................................................................ ................. .....................................<br />

................................................................................................................................ ................. .................<br />

...................................................................................................................... ................. ...........................<br />

................................................................................................................................ ................. .................


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 6<br />

Aufgabe 2:<br />

- Welche Auswirkungen hat die Dichteanomalie des Wassers in Seen im Laufe der Jahreszeiten?<br />

- Wieso gefrieren tiefe Gewässer auch in strengen Wintern nicht bis auf den Grund?<br />

Sommer Herbst und Frühling Winter<br />

Versuch 2:<br />

Eine Kristallisierschale wird mit Wasser gefüllt.<br />

Eine leicht eingefettete Rasierklinge wird mit zwei Büroklammern<br />

beladen und vorsichtig auf die Wasseroberfläche gelegt.<br />

Wie lassen sich die Beobachtungen bei Versuch 2 erklären?<br />

Ein Molekül im Innern wird .......................................................................................................................<br />

........................................................................... .............. .........................................................................<br />

Ein Molekül an der Oberfläche erfährt ............................ ............. ............................................................<br />

Wasser verhält sich, als hätte es eine .................................................. ....................................................<br />

Die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit ist umso grösser, je ...................................................<br />

........................................................................... ....................................... ........................................<br />

Die grosse Oberflächenspannung des Wassers bewirkt, dass<br />

............................................................................................................ ................. .....................................<br />

...................................................................................................................... ................. ...........................<br />

................................................................................................................................ ................. .................<br />

Versuch 3:<br />

- Bestreue die Oberfläche des Wassers mit dem "Rasierklingenboot" aus Versuch 2 mit etwas<br />

Lycopodiumpulver und tauche vorsichtig ein Stück Seife ein.<br />

- Beobachte das Verhalten des Lycopodiumpulvers und der Rasierklinge.<br />

O<br />

C<br />

Seifeanion<br />

O


4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 7<br />

4.3 Löslichkeitsverhalten von Molekularverbindungen<br />

Molekularverbindungen sind wasserlöslich, wenn ihre Moleküle mit Wassermolekülen Wasserstoffbrücken<br />

ausbilden können. Ist dies nicht der Fall oder enthält ihr unpolarer Teil mehr als 3 C-Atome, so<br />

werden die Moleküle aus dem Wasserverband gedrängt, weil sich die Wassermoleküle, die untereinander<br />

starke Wasserstoffbrücken ausbilden, zusammen lagern und die anderen Moleküle verdrängen.<br />

Generell gilt für die Löslichkeit von Stoffen folgende Regel: "Gleiches löst sich in Gleichem."<br />

- Polare Stoffe lösen sich in polaren Lösungsmitteln.<br />

- Unpolare Stoffe lösen sich in unpolaren Lösungsmitteln.<br />

Aufgaben:<br />

8. Unter welchen Bedingungen ist eine Molekularverbindung wasserlöslich?<br />

9. Welche der nachfolgenden Molekularverbindungen sind schlecht wasserlöslich?<br />

Ethan, Heptanol, Cyclopentan, Methanol, Trichlormethan, 1-Chlorbutan, Propanol, Propanal?<br />

10. Welche Molekularverbindungen aus den Blöcken A und B sind miteinander mischbar? Gib an,<br />

welche Kräfte zwischen A……….A, B……….B und A……….B wirken.<br />

A<br />

B<br />

Octan Benzol Methanol<br />

Wasser<br />

Aceton<br />

Cyclohexan


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 8<br />

5 Ionenbindung und metallische Bindung<br />

5.1 Ionenbindung<br />

5.1.1 Edelgasregel<br />

Bis 1964 nahm man an, dass Edelgase keine Verbindungen eingehen können, und auch heute sind<br />

nur wenige Edelgasverbindungen bekannt. Die Elektronenkonfiguration der Edelgase mit vier doppelt<br />

besetzten Elektronenwolken (d.h. vollständig besetzten s- und p-Orbitalen) stellt also einen besonders<br />

stabilen, energiearmen Zustand dar.<br />

Auch bei Ionen findet man häufig eine Elektronenverteilung, die der von Edelgas-Atomen entspricht.<br />

Man spricht deshalb von der Edelgasregel oder Oktettregel:<br />

- Metalle haben nur wenige Valenzelektronen. Sie erreichen einen beständigen Zustand durch<br />

Abgabe aller Aussenelektronen. Dadurch entstehen positiv geladene Atomrümpfe.<br />

Positiv geladene Ionen nennt man Kationen.<br />

Beispiel: Mg Mg 2+ + 2 e –<br />

- Nichtmetalle erreichen beständige Elektronenanordnungen durch Aufnahme von Elektronen, bis<br />

die Elektronenkonfiguration des nächsthöheren Edelgases erreicht ist.<br />

Die entstehenden negativ geladenen Ionen nennt man Anionen.<br />

Beispiel: Cl + e – Cl –<br />

- Bei Halbmetallen ist beides möglich. Meistens gilt die stufenförmige Trennungslinie: was links<br />

steht, verhält sich wie ein Metall-Atom, was rechts steht, wie ein Nichtmetall-Atom.<br />

5.1.2 Ionenverbindungen (Salze)<br />

Experiment: Chlorgas wird über erhitztes Natrium geleitet.<br />

Skizziere die Versuchsanordnung. Wie können die gemachten Beobachtungen<br />

interpretiert werden?<br />

Der Stoff Kochsalz ist elektrisch neutral (ungeladen), obschon er aus Ionen besteht.<br />

Daher müssen gleich viele einfach positive Na + -Ionen wie einfach negative Cl - -Ionen vorliegen<br />

(Ladungssumme = 0). Das kleinste ganzzahlige Verhältnis dieser Ionen ist also 1:1. Daher gibt man<br />

dem Kochsalz die chemische Formel NaCl und spricht von Natriumchlorid. Mit Natriumchlorid ist also<br />

kein Teilchen gemeint.<br />

Für Ionenverbindungen gilt das Gesetz der Ladungsneutralität: Ionenverbindungen sind elektrisch<br />

neutral.<br />

Setzt man Ca (elementares Calcium) mit Chlorgas um, so entsteht eine Ionenverbindung mit den<br />

2-fach positiven Ca 2+ -Ionen (Calciumionen) und den einfach negativen Cl - -Ionen:<br />

Ca + 2 Cl Ca 2+ + 2 Cl –<br />

Um das Gesetz der Ladungsneutralität zu erfüllen, müssen in diesem Fall auf ein Ca 2+ -Ion zwei Cl - -<br />

Ionen entfallen, d.h. das kleinste ganzzahlige Verhältnis muss 1:2 sein. Aus diesem Grunde hat der<br />

Stoff Calciumchlorid die Formel CaCl 2 (der Index 1 wird nicht geschrieben).<br />

Auch bei anderen Reaktionen von Metallen mit Nichtmetallen entstehen Verbindungen, die wie<br />

Kochsalz aus Ionen aufgebaut sind. Solche Ionenverbindungen bezeichnet man allgemein als Salze.


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 9<br />

Ionenbildung<br />

Darstellung im Schalenmodell:<br />

+ +<br />

Darstellung im Kugelwolken-Modell:<br />

Na + Cl Na + Cl<br />

+<br />

–<br />

Natrium-Atom + Chlor-Atom Natrium-Ion + Chlorid-Ion<br />

Metall-Atom + Nichtmetall- Kation + Anion<br />

Atom<br />

Salz, Ionenverbindung<br />

Metalle<br />

Atomradius grösser als Kationenradius<br />

Nichtmetalle<br />

Anionenradius grösser als Atomradius


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 10<br />

Benennung von Salzen (Ionenverbindungen):<br />

- Der Name von Salzen setzt sich aus dem Namen des Kations und dem Namen des Anions<br />

zusammen.<br />

- Dabei wird der Name des Kations vom Elementnamen übernommen.<br />

Bei Kationen von Nebengruppenelementen wird zusätzlich die Ionenladung in Klammern mit<br />

römischen Ziffern angegeben.<br />

Beispiel: Für ein Salz mit Fe 2+ -Ionen wird im Namen Eisen(II) geschrieben.<br />

- Allgemein enden die Namen der negativ geladenen, einatomigen Ionen aus Nichtmetallen auf -id.<br />

Benenne folgende Nichtmetall-Ionen:<br />

F - .......................................... O 2- .......................................... N 3- ..........................................<br />

Cl - .......................................... S 2- .......................................... P 3- ..........................................<br />

Br - .......................................... Se 2- .......................................... C 4- ..........................................<br />

I - .......................................... Te 2- .......................................... H - ..........................................<br />

Aufgaben<br />

1. Bilde Verbindungen aus: K und S, Ca und P, Ge und O<br />

Mg und O, Al und O, Na und N<br />

Aus welchen Ionen bestehen diese Salze, wie lauten die Formeln und die Namen?<br />

<strong>2.</strong> Gib an, wie die Formel der folgenden Salze lautet und aus welchen Ionen sie bestehen:<br />

Indiumsulfid, Silber(I)-sulfid, Eisen(III)-chlorid, Eisen(III)-oxid, Kupfer(I)-sulfid<br />

5.1.3 Das Ionengitter<br />

Die Ionen einer Ionenverbindung (Salz) halten wegen den anziehenden elektrostatischen Kräften<br />

zwischen den positiven und den negativen Ionen zusammen. Diese Kräfte nennt man Ionenbindung.<br />

Einatomige Ionen der Hauptgruppenelemente kann man sich kugelförmig vorstellen. Da die von den<br />

Ionen ausgehenden Kräfte räumlich allseitig wirken, wird sich ein positiv geladenes Ion mit möglichst<br />

vielen negativ geladenen Ionen zu umgeben suchen und umgekehrt. Es kommt deshalb zur Bildung<br />

eines Ionengitters, d.h. eines Kristallgitters mit Ionen als Bausteinen.<br />

In einem Ionengitter sind die Kationen allseitig von Anionen umgeben, und Anionen haben nur<br />

Kationen als nächste Nachbarn. Die Packung ist dabei so dicht wie möglich.<br />

Anordnung der Ionen im festen Kochsalz.<br />

grosse Kugeln = Chlorid-Ionen<br />

kleine Kugeln = Natrium-Ionen


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 11<br />

Die Struktur des Ionengitters (Gittergeometrie) hängt vor allem vom Verhältnis der Ionenradien von<br />

Kationen und Anionen ab. Wenn der Anionenradius so gross wird, dass sich Kationen und Anionen<br />

bei einem bestimmten Gittertyp nicht mehr berühren können, kristallisiert das Salz im Gittertyp mit<br />

einer tieferen Koordinationszahl. Für 1:1-Ionenkristalle werden folgende Gittertypen gefunden:<br />

Name Zinksulfid-Typ Natriumchlorid-Typ Cäsiumchlorid-Typ<br />

r K / r A < 0.41 0.41 bis 0.73 > 0.73<br />

Koordinationszahl 4 6 8<br />

Struktur Tetraeder Oktaeder Würfel<br />

Zinksulfidgitter Natriumchloridgitter Cäsiumchloridgitter<br />

= Zn 2+ = S 2- = Na + = Cl -<br />

= Cs + = Cl -<br />

Die Koordinatonszahl (KZ) gibt die Zahl der nächsten Nachbarn eines Teilchens an.<br />

In einem Ionengitter herrscht ein hochgeordneter Zustand der Ionen. Generell nennt man Feststoffe<br />

mit Gitterbau, d.h. einem hochgeordneten Zustand der kleinsten Teilchen (Fernordnung) Kristalle.<br />

Aufgabe<br />

3 Berechne mit Hilfe der Ionenradien, welcher Gittertyp bei CsI und MgO vorliegt?<br />

4. Berechne den Abstand zwischen den Anionen für Natriumchlorid und für Natriumiodid.<br />

(Beide Kristallisieren im NaCl-Gitter.)<br />

5. Das Salz KX kristallisiert NaCl-Gittertyp. Der Abstand zwischen den Anionen beträgt 73.3 pm,<br />

Anionen und Kationen berühren sich. Um welches Element handelt es sich bei X? Rechne!


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 12<br />

Arbeitsblatt zur Berechnung des kritischen Radienverhältnisses für den NaCl-Typ<br />

- energetisch günstig<br />

- schwache Abstossung<br />

zwischen Anionen<br />

- starke Anziehung zwischen<br />

Anionen und Kationen<br />

- Grenzfall<br />

- Abstossung zwischen<br />

Anionen<br />

- Anziehung zwischen<br />

Anionen und Kationen<br />

- energetisch ungünstig<br />

- starke Abstossung<br />

zwischen Anionen<br />

- schwache Anziehung zwischen<br />

Anionen und Kationen<br />

Kennt man das Verhältnis der Ionenradien von Kation r K und Anion r A , so lässt sich in vielen Fällen der<br />

Gittertyp des Kristalls voraussagen. Für die Berechnung des kritischen Radienverhältnisses r K : r A , das<br />

die unterste Grenze für einen bestimmten Gittertyp darstellt, geht man von folgenden Annahmen aus:<br />

- Ionen sind starre Kugeln mit genau definiertem Radius (r K und r A )<br />

- Anionen und Kationen müssen sich berühren, Anionen dürfen sich gerade berühren (Grenzfall)<br />

Zeige durch Rechnung, dass das kritische<br />

Verhältnis<br />

für den NaCl-Typ<br />

......................................................................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................................................................<br />

......................................................................................................................................................................................................


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite <strong>13</strong><br />

5.1.4 Die Gitterenergie und die Reaktionsenthalpie<br />

Die Reaktion von Natrium mit Chlorgas erfolgt unter Aussendung von Licht und Wärme. Bei der<br />

Bildung von Natriumchlorid wird also Energie freigesetzt.<br />

Natrium-Atomverband<br />

Chlor-Moleküle<br />

Energiezufuhr<br />

Energiezufuhr<br />

Natriumatome<br />

Natrium-Atome<br />

1 Elektron<br />

Chlor-Atome<br />

Chloratome<br />

Energiezufuhr<br />

Natrium-Ion<br />

Chlorid-Ion<br />

Energieabgabe<br />

Natriumchlorid-<br />

Ionenverband<br />

Um isolierte Natrium-Atome aus dem Atomverband des festen Natriums zu erhalten, muss Energie zugeführt<br />

werden, ebenso zur Spaltung der Chlor-Moleküle. Auch für die Bildung der Na + -Ionen aus Natrium<br />

muss Energie aufgewendet werden.<br />

Bei der Bildung des Ionengitters aus den einzelnen Ionen wird aber sehr viel Energie frei. Diese Energie<br />

wird als Gitterenergie bezeichnet. Sie ist die Ursache dafür, dass bei der Reaktion von Natrium und<br />

Chlor insgesamt Energie freigesetzt wird. Die Gitterenergie ist die Ursache der grossen Energiefreisetzung<br />

bei vielen Reaktionen von Metallen mit Nichtmetallen. Je grösser die elektrostatischen<br />

Anziehungkräfte (Gitterkräfte) zwischen den Ionen eines Salzes sind, desto grösser ist die Gitterenergie<br />

Die Summe der bei all diesen Reaktionsschritten aufgenommenen und freigesetzten Energien bezeichnet<br />

man als Reaktionsenthalpie H.<br />

6. a) Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol NaCl aus den Elementen Na und Cl 2 .<br />

b) Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 3 mol Magnesiumoxid.<br />

7. Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 50 g Rubidiumbromid.<br />

8. a) Die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol Aluminiumoxid beträgt -1610 kJ, die Gitterenergie<br />

für 1 mol Aluminiumoxid - 15200 kJ. Berechne die Sublimationsenergie von Aluminium.<br />

b) Die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol Aluminiumfluorid -1610 kJ. Berechne die<br />

Gitterenergie von Aluminiumfluorid.


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 14<br />

5.1.5 Eigenschaften von Salzen<br />

Salze sind meist hart und spröde.<br />

Dies kann dadurch erklärt werden, dass bei<br />

Verschiebung der Schichten um den Durchmesser<br />

eines Ions die Abstossungskräfte überwiegen.<br />

Ionen gleicher Ladung, die sich gegenseitig<br />

abstossen, müssen aneinander vorbeigleiten: das<br />

Ionengitter bricht.<br />

Name des Salzes Formel Schmelz-<br />

Bleibromid PbBr 2 373<br />

Bleichlorid PbCl 2 501<br />

Kupferchlorid CuCl 2 620<br />

Kaliumchlorid KCl 770<br />

Natriumchlorid NaCl 801<br />

Bleisulfid PbS 1114<br />

Kupferoxid CuO <strong>13</strong>36<br />

Aluminiumoxid Al 2O 3 2045<br />

Calciumoxid CaO 2570<br />

Magnesiumoxid MgO 2802<br />

temperatur (°C)<br />

Salze haben eine hohe Schmelztemperatur.<br />

Die hohe Schmelztemperatur ist dadurch zu<br />

erklären, dass die einzelnen Ionen im Gitter<br />

durch die Anziehungskräfte der sie umgebenden<br />

Ionen sehr stark gebunden sind.<br />

Salze weisen im festen Zustand keine elektrische Leitfähigkeit auf, da die Ionen aufgrund der<br />

Ionenbindung auf ihren Gitterplätzen festgehalten werden. Erst durch Wärmezufuhr schwingen die<br />

Ionen immer stärker um ihre Gitterplätze. Bei hohen Temperaturen verlassen sie ihre Plätze, das<br />

Gitter bricht zusammen.<br />

Die Schmelze enthält freibewegliche Ionen, die den elektrischen Strom leiten.<br />

Auch beim Lösen eines Salzes im Wasser bricht das Gitter zusammen. Die freibeweglichen Ionen sind<br />

von Wassermolekülen umhüllt. Salzlösungen leiten den elektrischen Strom.<br />

Aufgaben<br />

9. Ordne die Salze Strontiumsulfid, Strontiumchlorid und Strontiumoxid nach ihrem Schmelzpunkt<br />

und begründe sorgfältig.<br />

10. Strom wird durch eine Bariumbromid-Lösung geleitet. Was geschieht an der Anode und an der<br />

Kathode?


6 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 15<br />

Arbeitsblatt zu den Eigenschaften von Salzen<br />

Der Schmelzpunkt von Salzen ist um so höher, ..................................................................................<br />

Abschätzungen zur Stärke der Gitterkräfte können mit Hilfe des .............................................................<br />

gemacht werden.<br />

- Die Gitterkräfte sind um so stärker, je ......................................................................................................<br />

- Die Gitterkräfte sind um so stärker, je ......................................................................................................<br />

Setze die fehlenden Werte ein.<br />

Salz Ionen Ionenladung Abstand Schmelzpunkt<br />

NaCl 801°C<br />

KCl 770°C<br />

CaO 2570°C<br />

NaF 992°C<br />

NaCl hat den höheren Schmelzpunkt als KCl, weil ........................................................................................<br />

CaO hat den höheren Schmelzpunkt als NaF, weil .......................................................................................<br />

Die Ionenladung hat einen ............................... Einfluss auf den Schmelzpunkt als die Ionengrösse.<br />

Elektrische Leitfähigkeit<br />

Fliessende elektrische Ladung wird als elektrischer Strom bezeichnet.<br />

- In Metallen sowie in Graphit fliessen ........................................................................................................<br />

Diese Stoffe verändern sich bei Stromdurchgang nicht.<br />

- In Salzlösungen und Salzschmelzen wandern ........................... Die ................................ wandern<br />

zur Anode (+Pol) und ........................................................................ Die ................................<br />

wandern zur Kathode (-Pol) und ..............................................................................................................<br />

Salzlösungen und Salzschmelzen zersetzen sich also bei Stromdurchgang.<br />

+Pol<br />

-Pol<br />

Metalldraht<br />

NaCl-Schmelze<br />

(> 801 °C)<br />

Elektrode


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 16<br />

5.1.6 Redoxreaktionen<br />

Lavoisier (1743 - 1794) führte für die chemische Umsetzung von Elementen mit Sauerstoff (Oxygenum)<br />

den Begriff "Oxidation" ein. Der Begriff "Reduktion" wurde für die Abspaltung von Sauerstoff aus einer<br />

Verbindung verwendet.<br />

Heute werden Reaktionen, bei denen Elektronenübergänge stattfinden, als Redoxreaktionen bezeichnet.<br />

Im Wort "Redox" stecken die Begriffe "Oxidation" und "Reduktion". Sie werden wie folgt definiert:<br />

Oxidation = Elektronenabgabe<br />

Reduktion = Elektronenaufnahme<br />

In einer Redoxreaktion bezeichnet man den Reaktionspartner, der Elektronen aufnimmt als Oxidator oder<br />

Oxidationsmittel. Das Teilchen, das an den Oxidator Elektronen verliert, wird oxidiert.<br />

Den Reaktionspartner, der Elektronen abgibt, bezeichnet man als Reduktor oder Reduktionsmittel. Das<br />

Teilchen, das vom Reduktor Elektronen aufnimmt, wird reduziert.<br />

Für Metalle gilt:<br />

Der Oxidator wird reduziert, der Reduktor oxidiert.<br />

- Je leichter ein Metall oxidiert wird (d.h. je leichter es Elektronen abgibt), desto unedler ist das Metall.<br />

- Je schwerer ein Metall oxidiert wird (d.h. je schwerer es Elektronen abgibt), desto edler ist das Metall.<br />

Wichtig:<br />

- In jeder Redoxreaktion finden Oxidation und Reduktion gleichzeitig statt.<br />

- Die Summe der abgegebenen Elektronen ist immer gleich der Summe der aufgenommenen<br />

Elektronen.<br />

Jede Redoxreaktion lässt sich durch eine Redoxgleichung beschreiben, die in eine Oxidationsgleichung<br />

und eine Reduktionsgleichung zerlegt werden kann.<br />

Oxidationsgleichung: Al Al 3+ + 3 e –<br />

Reduktionsgleichung: Br + 1 e – Br – x 3<br />

Redoxgleichung Al + 3 Br Al 3+ + 3 Br –<br />

Reaktionsgleichung Al + 1½ Br 2<br />

oder<br />

2 Al + 3 Br 2<br />

AlBr 3<br />

2 AlBr 3<br />

Aufgabe:<br />

11. Formuliere Oxidations-, Reduktions-, Redox- und Reaktionsgleichung für die Reaktion von:<br />

a) Magnesium mit Brom<br />

b) Aluminium mit Sauerstoff<br />

c) Kalium mit Schwefel<br />

d) Calcium und Stickstoff<br />

1<strong>2.</strong> Schwarz angelaufenes Silber enthält einen Belag von Silber(I)-sulfid. Es kann gereinigt werden, wenn<br />

es in heissem Salzwasser mit einer Aluminiumfolie umwickelt wird.<br />

Dabei findet folgende Reaktion statt:<br />

Silber(I)-sulfid + Aluminium<br />

Silber + Aluminiumsulfid.<br />

a) Formuliere die Reaktionsgleichung mit Formeln.<br />

b) Zerlege die Salze in die Ionen.<br />

c) Formuliere die Oxidations- und die Reduktionsgleichung.


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 17<br />

5.1.7 Salze mit mehratomigen Ionen<br />

Gemäss unserer Modellvorstellung entstehen Elektronenpaarbindungen, indem Einzelelektronen von<br />

Atomen bindende Elektronenpaare zwischen den Atomen ausbilden. So gehen O- und S-Atome<br />

normalerweise zwei Bindungen ein. Es existieren aber auch Stoffe mit Molekülen oder Ionen, die wir<br />

mit diesem Modell nicht erklären und deren Existenz wir nicht vorhersagen können. Durch eine<br />

Erweiterung unserer Modellvorstellungen mit nachfolgenden Regeln, können wir bei bekannter<br />

Summenformel dennoch die Lewis-Formel und die räumliche Struktur solcher Teilchen ermitteln.<br />

Mehratomige Ionen<br />

Das Salz CaSO 4 (Calciumsulfat) besteht aus Ca 2+ und SO 4 2 -Ionen. SO 4 2 ist ein mehratomiges Ion,<br />

das als Ganzes eine elektrische Ladung trägt, die nicht einem bestimmten Atom zugeordnet werden<br />

kann. Die Atome im SO 4 2 -Ion sind über gemeinsame Elektronenpaare miteinander verbunden. Der<br />

Bau des Sulfat-Ions kann mit den folgenden Regeln vorausgesagt werden:<br />

Lewis-Formel: - Sehr oft gilt für Atomverbände das Symmetrieprinzip.<br />

Das Schwefel-Atom wird also von vier Sauerstoff-<br />

Atomen umgeben.<br />

- Die Gesamtzahl der Aussenelektronen im Sulfat-Ion<br />

beträgt 32, dies entspricht 16 Elektronenpaaren.<br />

Diese 16 Elektronenpaare müssen so verteilt werden,<br />

dass für alle Atome die Oktettregel erfüllt ist. Jedes<br />

Atom muss also von vier Elektronenpaaren (egal ob<br />

bindenden oder nichtbindenden) umgeben sein.<br />

Räumliche Struktur: - Die tetraedrische Gestalt des Sulfat-Ions ist eine<br />

Folge der Elektronenpaarabstossung.<br />

O<br />

N<br />

O<br />

O<br />

-<br />

Für das Nitrat-Ion (NO 3<br />

- ) vermag die übliche Schreibweise mit einer Doppelbindung<br />

und zwei Einfachbindungen seine Eigenschaften nicht in befriedigender<br />

Weise zu erklären. Messungen der Bindungslängen an vielen Molekülen<br />

haben gezeigt, dass Mehrfachbindungen kürzer sind als Einfachbindungen.<br />

Man würde also erwarten, dass das Nitrat-Ion eine kürzere und<br />

zwei längere N-O-Bindungen besitzt. In Wirklichkeit sind alle drei Bindungen mit je 124 pm gleich lang.<br />

Offenbar muss in diesem Teilchen ein besonderer Zustand vorliegen, der mit einer gewöhnlichen<br />

Lewis-Formel nicht beschrieben werden kann.<br />

O<br />

N<br />

O<br />

O<br />

-<br />

Man nimmt an, dass hier drei Elektronenpaare nicht nur zwei, sondern<br />

gleichzeitig mehreren Atomen angehören. Diese Elektronenpaare sind<br />

über mehrere Atome delokalisiert, d.h. sie bilden über mehrere Atome<br />

ausgedehnte Elektronenwolken.<br />

Da die Energie der Elektronen um so geringer ist, je mehr Raum ihnen zur Verfügung steht, ist ein<br />

Teilchen mit delokalisierten Elektronen energieärmer und somit stabiler als ein Teilchen von vergleichbarer<br />

Struktur, dessen Elektronen paarweise zwischen zwei Atomen lokalisiert sind.<br />

Teilchen mit delokalisierten Elektronen können durch eine Lewis-Formel nicht wiedergegeben werden.<br />

Um nicht auf diese praktische Schreibweise verzichten zu müssen, schreibt man oft mehrere Lewis-


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 18<br />

Formeln für ein solches Teilchen, die sogenannten Grenzformeln. Man meint damit, dass keine dieser<br />

Formeln die wahre Elektronenverteilung wiedergibt. Der wirkliche Zustand liegt irgendwo dazwischen.<br />

Diese Formulierung nennt man Mesomerie. Von Teilchen mit delokalisierten Elektronen sagt man oft,<br />

sie seien mesomer.<br />

Mesomerie-Schreibweise für das Nitrat-Ion:<br />

-<br />

-<br />

O<br />

O<br />

O N<br />

O N<br />

O N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

-<br />

Die Grenzformeln stellen aber keine wirklich existierenden Teilchen dar, sondern sind bloss Schreibhilfen,<br />

um den wirklichen, mit einer Lewis-Formel nicht wiederzugebenden Zustand zu beschreiben.<br />

Dies wird durch das Zeichen angedeutet.<br />

Mesomere Systeme sind immer planar.<br />

Mesomere Systeme sind energieärmer als jede der (nicht existierenden) Grenzformeln.<br />

In vielen wichtigen Salzen liegen mehratomige Anionen oder Kationen vor:<br />

Name Formel Name Formel<br />

Sulfat<br />

2–<br />

SO 4 Sulfit<br />

2–<br />

SO 3<br />

Hydrogensulfat<br />

–<br />

HSO 4 Hydrogensulfit<br />

–<br />

HSO 3<br />

Phosphat<br />

3–<br />

PO 4 Phosphit<br />

3–<br />

PO 3<br />

Hydrogenphosphat<br />

2-<br />

HPO 4 Dihydrogenphosphat<br />

–<br />

H 2 PO 4<br />

Perchlorat<br />

–<br />

ClO 4 Chlorat<br />

–<br />

ClO 3<br />

Chlorit<br />

–<br />

ClO 2 Hypochlorit ClO –<br />

Ammonium<br />

+<br />

NH 4<br />

Nitrat (mesomer)<br />

–<br />

NO 3 Nitrit<br />

–<br />

NO 2<br />

Carbonat (mesomer)<br />

2–<br />

CO 3 Hydrogencarbonat<br />

–<br />

HCO 3<br />

Aufgaben<br />

<strong>13</strong>. Zeichne Lewis-Formel und räumliche Struktur folgender Ionen:<br />

Phosphat, Hydrogenphosphat, Chlorat, Ammonium, Nitrosyl (NO 2 + ), Chlorit, Dithionit (S 2 O 4 2– )<br />

14. a) Das Carbonat-, das Hydrogencarbonat und das Acetat-Ion (CH 3 COO - ) sind mesomer.<br />

Zeichne die möglichen Grenzstrukturen und die räumliche Struktur.<br />

b) Liegt im Sulfit-Ion Mesomerie vor? Welche räumliche Struktur besitzt das Ion?<br />

15. Zeichne die Lewis-Formel und die räumliche Struktur der folgenden Teilchen:<br />

NO 2 – , NO 2 und N 2 O 4 . Markiere die delokalisierten Elektronen mit Farbe.<br />

16. Nenne Gitterbausteine und Formeln folgender Salze: Natriumsulfat, Magnesiumphosphat,<br />

Ammoniumnitrat, Bariumnitrit, Natriumcarbonat, Natriumnitrid, Chrom(III)-sulfat,<br />

Calciumdihydrogenphosphat.


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 19<br />

5.1.8 Wasserlöslichkeit von Salzen (Ion-Dipol-Kräfte)<br />

Der Lösungsvorgang: Da Wasser-Moleküle Dipole<br />

sind, werden sie von den Ionen stark angezogen und<br />

lagern sich an der Oberfläche des Gitters an. Die<br />

elektrostatischen Kräfte zwischen den Ionen und den<br />

Wassermolekülen werden Ion-Dipol-Kräfte genannt.<br />

Durch die Wasseranlagerung lockert sich an diesen<br />

Stellen der Ionenverband. Einzelne Ionen lösen sich aus<br />

dem Gitter, dabei werden sie vollständig von den<br />

Wassermolekülen umhüllt. Dieser Vorgang lässt sich bis<br />

zum völligen Abbau des Gitters wiederholen. In der<br />

Lösung besitzen alle Ionen eine Hülle von Wassermolekülen,<br />

die Hydrathülle. Die Bildung einer Hydrathülle<br />

nennt man Hydration. Die Hydrathüllen der<br />

negativen und positiven Ionen verhindern, dass sich die<br />

Ionen soweit nähern können, dass die Anziehungskräfte<br />

zwischen den Ionen wieder wirksam werden können.<br />

Zerteilung eines Ionengitters durch<br />

Wassermoleküle.<br />

Die Reaktionsgleichung für das Auflösen eines Salzes in Wasser wird wie folgt geschrieben:<br />

NaCl(s)<br />

Na + (aq) + Cl – (aq)<br />

Hydration und Gitterkräfte: Löst man Salze in Wasser, so beobachtet man häufig eine Temperaturänderung.<br />

Bei der Bildung der Hydrathülle wird Energie frei. Zum Herauslösen der Ionen aus dem<br />

Gitter muss dagegen Energie aufgewendet werden. Ist der Betrag der freigesetzten Hydrationsenthalpie<br />

(H H ) grösser als die aufzuwendende Gitterenenthalpie (H G ), erwärmt sich die Lösung. Der<br />

Lösungsvorgang ist exotherm., die Lösungsenthalpie (H L ) hat ein negatives Vorzeichen. Im<br />

umgekehrten Fall kühlt sich die Lösung ab, der Vorgang verläuft endotherm.<br />

H L = H G + H H<br />

H G : Gitterenenthalpie<br />

H H : Hydrationsenenthalpie<br />

H L : Lösungsenthalpie<br />

Wenn die Gitterenenthalpie sehr viel grösser ist als die Hydrationsenthalpie, sind die Salze schwer<br />

wasserlöslich.<br />

Faustregel: Salze, die aus je zweifach- oder stärker geladenen einatomigen Ionen bestehen,<br />

sind wenig wasserlöslich.<br />

Aquakomplexe<br />

Ein Komplex ist ein aus verschiedenen Atomen aufgebautes, in sich<br />

abgeschlossenes Teilchen. Das Teilchen im Zentrum des Komplexes<br />

bezeichnet man als Zentralteilchen, die daran gebundenen Teilchen<br />

als Liganden.Ionen mit Hydrathüllen nennt man Aquakomplexe.<br />

Das Ion bildet das Zentralteilchen, die umgebenden Wassermoleküle<br />

sind die Liganden. Aquakomplexe positiver Ionen sind beständiger<br />

als die der negativen Ionen, weil positive Ionen kleiner sind und<br />

daher die Ladung pro Oberflächeneinheit grösser ist.<br />

Für Aquakomplexe mit bekannter Anzahl Wasserliganden schreibt<br />

man z.B. [Ca(H 2 O) 6 ] 2+ . Ein Ca 2+ -Ion ist von 6 Wasser-Liganden<br />

umgeben.<br />

Hexaaquacalcium-Komplex<br />

[Ca(H 2 O) 6 ] 2+


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 20<br />

Wenn die Anzahl der von einem Ion gebundenen Wassermoleküle nicht genau bekannt ist, schreibt man<br />

z.B. Na + (aq) oder Cl – (aq).<br />

Salzhydrate: Bei vielen Salzen sind die Anziehungskräfte zwischen Ionen und Wassermolekülen so<br />

stark, dass die Kationen beim Verdunsten des Wassers ihre Hydrathülle behalten. Es kristallisiert ein<br />

Salz aus, das hydratisierte Ionen als Gitterbausteine enthält.In der Formel eines solchen Salzes<br />

werden die pro Formeleinheit gebundenen Wassermoleküle ebenfalls angegeben:<br />

z.B. CaCl 2 . 6 H 2 O oder [Ca(H 2 O) 6 ]Cl 2<br />

Durch Erhitzen lassen sich solche Salze vom Hydratwasser befreien.<br />

17. Berechne die Lösungsenthalpie für NaCl. Die Gitterenthalpie beträgt 781 kJ . mol . l -1 , die<br />

Hydrationsenthalpie -780 kJ . mol . l -1 .<br />

18. Beurteile die Löslichkeit von Natriumchlorid, Calciumbromid und Aluminiumoxid.<br />

19. Wieso wird CaCl 2 als Trocknungsmittel eingesetzt.<br />

20. CaCl 2 löst sich exotherm, CaCl 2<br />

. 6 H2 O dagegen endotherm. Worauf beruht die unterschiedliche<br />

Lösungsenthalpie?<br />

21. Welche der folgenden Stoffsysteme leiten den elektrischen Strom: Ethanol/Wasser, NaCl/Wasser,<br />

Ether/Pentan, BaCl 2 /H 2 O, Al 2 O 3 /H 2 O.<br />

5.1.9 Elektrolyse<br />

Elektrolyse einer wässrigen Kupferchloridlösung: In eine Kupferchloridlösung tauchen zwei<br />

Elektroden, die mit den Polen einer Gleichspannungsquelle leitend verbunden sind. An der Elektrode,<br />

die mit dem Minuspol verbunden und deshalb negativ geladen ist, wird Kupfer abgeschieden. Diese<br />

Elektrode, die Kathode, besitzt einen Elektronenüberschuss und zieht positiv geladene Ionen,<br />

Kationen, an. Ein an der Kathode ankommendes Kupferion bekommt aus ihr zwei Elektronen und es<br />

entsteht daraus ein Kupfer-Atom.<br />

Kathodenreaktion: Cu 2+ + 2 e – Cu<br />

An der Elektrode, die mit dem Pluspol verbunden und deshalb positiv geladen ist, beobachtet man die<br />

Entwicklung von Chlor. An dieser Elektrode, der Anode, herrscht Elektronenmangel, sie zieht negativ<br />

geladene Ionen, Anionen, an. Die Chlorid-Ionen geben jeweils ein Elektron an die Anode ab, die<br />

entstehenden Chlor-Atome vereinigen sich zu Chlor-Molekülen.<br />

Anodenreaktion: 2 Cl - 2 Cl + 2 e –<br />

2 Cl Cl 2<br />

Durch die Elektrolyse wird das Kupferchlorid in die Elemente Kupfer und Chlorgas zerlegt. An der<br />

Kathode werden dabei so viele Elektronen abgegeben, wie an der Anode aufgenommen werden. Die<br />

Gleichspannungsquelle muss der Kathode ständig so viele Elektronen nachliefern, wie sie der Anode<br />

entzieht. Die Gleichspannungsquelle hat demnach die Funktion einer Elektronenpumpe.<br />

Bei der Elektrolyse werden positiv geladene Ionen von der Kathode (Minuspol) angezogen und<br />

nehmen dort Elektronen auf (Reduktion). Negativ geladene Ionen geben an der Anode (Pluspol)<br />

Elektronen ab (Oxidation).


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 21<br />

Arbeitsblatt zur Elektrolyse<br />

Elektrolyse einer CuCl 2 -Lösung<br />

+Pol -Pol Metalldraht<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

Elektrolyse einer NaCl-Lösung<br />

+Pol -Pol Metalldraht<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 22<br />

5.<strong>2.</strong> Metallische Bindung<br />

Die Mehrheit der Elemente (ca. 75%) zählt man zu den Metallen. Diese Zuordnung erfolgt aufgrund<br />

charakteristischer Eigenschaften:<br />

- Alle Metalle sind gute Leiter für Wärme und Elektrizität. Sie leiten den elektrischen Strom im festen<br />

wie im flüssigen Zustand. Dabei nimmt die elektrische Leitfähigkeit mit steigender Temperatur ab.<br />

- Metallschmelzen sowie Metallstücke mit glatter Oberfläche zeigen den typischen metallischen<br />

Glanz.<br />

- Die besondere Bedeutung vieler Metalle als Werkstoffe ist vor allem auf deren hohe Festigkeit,<br />

kombiniert mit plastischer Verformbarkeit (Duktilität) zurückzuführen.<br />

Die gemeinsamen Eigenschaften der Metalle sind auf die besondere Art der chemischen Bindung bei<br />

Metallen und auf ähnliche Strukturmerkmale bezüglich Anordnung der Atome im festen Metall zurückzuführen.<br />

5.<strong>2.</strong>1 Das Elektronengasmodell<br />

Zum Verständnis der guten elektrischen Leitfähigkeit<br />

von Metallen benötigt man ein Modell, das das<br />

Fliessen von Elektronen durch ein Metallstück<br />

deuten kann. Metall-Atome besitzen im Gegensatz<br />

zu Nichtmetall-Atomen geringe Ionisierungsenergien<br />

für die Valenzelektronen. Die Anzahl der<br />

Valenzelektronen ist meist gering. Man kann<br />

modellhaft annehmen, dass die im Gitter dicht<br />

beieinander sitzenden Metall-Atome ihre Valenzelektronen<br />

nicht im Einflussbereich jeweils eines<br />

Kerns halten. Diese Elektronen können sich<br />

zwischen den positiven Atomrümpfen im ganzen<br />

Kristall bewegen. Sie bilden ein "Elektronengas",<br />

das die positiven Atomrümpfe zusammenhält.<br />

Atomrumpf<br />

Valenzelektron<br />

Metalle sind im allgemeinen um so härter, je mehr Aussenelektronen sie besitzen. Je grösser die<br />

Anzahl der im Elektronengas vorhandenen Elektronen und je höher die Ladung der Atomrümpfe ist,<br />

desto stärker ist der Zusammenhalt im Gitter.<br />

Mit dem Elektronengasmodell lässt sich die elektrische Leitfähigkeit der Metalle erklären:<br />

Beim Anlegen einer Spannung können die Elektronen im elektrischen Feld fliessen. Da mit höherer<br />

Temperatur das Schwingen der Atomrümpfe um die Gitterplätze zunimmt, wird dieser Elektronenfluss<br />

immer stärker behindert, so dass die elektrische Leitfähigkeit des Metalls mit steigender Temperatur<br />

abnimmt. Die beim Stromfluss auftretende Erwärmung des Metalls lässt sich als Reibungswärme der<br />

Elektronen an den Atomrümpfen deuten. (http://www.chemie-interaktiv.net/bilder/stromleitung.swf)<br />

5.<strong>2.</strong>2 Das Metallgitter<br />

In einem Metallkristall sind die Atome regelmässig angeordnet. Sie nehmen, ähnlich wie die Ionen bei<br />

den Ionengittern der Salze, feste Gitterplätze ein. Man spricht deshalb von einem Metallgitter. Die<br />

Strukturverhältnisse in Gittern reiner Metalle sind gegenüber Ionengittern vereinfacht, da alle<br />

Bausteine des Gitters dieselbe Grösse besitzen. Während in Ionengittern die Anordnung der Ionen<br />

zudem durch deren Ladungsverhältnis mitbestimmt wird, können sich die ungeladenen Metall-Atome<br />

zu sehr viel dichteren Strukturen zusammenlagern. Die Koordinationszahlen in Metallgittern sind<br />

deshalb meist höher als in Ionengittern. Wegen dieser einfachen Verhältnisse findet man im<br />

wesentlichen nur drei Strukturtypen, denen man die meisten Metallgitter zuordnen kann. Im Metall


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 23<br />

betrachtet man vereinfacht die Metall-Atome als gleich grosse Kugeln. Ordnet man diese möglichst<br />

dicht in einer Ebene, so ist jede Kugel von sechs anderen umgeben. Beim Darüberlegen einer zweiten<br />

Schicht kommt jede hinzukommende Kugel in eine Vertiefung der ersten Schicht zu liegen. Eine<br />

solche Anordnung nennt man dichteste Kugelpackung, die Koordinationszahl ist 1<strong>2.</strong> Für die Kugeln<br />

der dritten Schicht ergeben sich zwei Anordnungsmöglichkeiten:<br />

- Diese Kugeln können sich zum einen genau senkrecht über denen der ersten Schicht befinden.<br />

Dann ergibt sich für das Gitter die Schichtfolge AB-AB-AB. Wegen der hexagonalen Symmetrie<br />

bezeichnet man ein Gitter mit dieser Schichtfolge als hexagonal dichteste Kugelpackung<br />

(Magnesiumtyp).<br />

Hexagonal dichteste Packung (AB-AB)<br />

1. Schicht von oben betrachtet.<br />

Zeichne die Zentren der Atome der 1., <strong>2.</strong> und 3. Schicht.<br />

- Im zweiten Fall liegen erst die Kugeln der vierten Schicht in einer zur ersten Schicht identischen<br />

Lage. Die Schichtfolge ist hier ABC-ABC-ABC. Diese Schichtfolge ergibt die kubisch dichteste<br />

Kugelpackung (Kupfertyp).<br />

Kubisch dichteste Kugelpackung (ABC-ABC)<br />

1. Schicht von oben betrachtet.<br />

Zeichne die Zentren der Atome der 1., <strong>2.</strong> und 3. Schicht<br />

Neben diesen dichtesten Kugelpackungen kommt bei Metallen häufig<br />

ein dritter Gittertyp, das kubisch innenzentrierte Gitter mit der<br />

Koordinationszahl 8 vor (Wolframtyp). Ein Teilchen ist im Zentrum eines<br />

Würfels, die anderen acht in dessen Ecken angeordnet. Da die sechs<br />

übernächsten Nachbarn nur wenig weiter entfernt sind, ist die<br />

Raumausnützung nur geringfügig kleiner als bei den dichtesten<br />

Kugelpackungen (68% statt 74.05%)<br />

Mit dem Modell der Kugelpackungen lässt sich die Duktilität der Metalle und deren gute Wärmeleitfähigkeit<br />

erklären:


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 24<br />

Duktilität: Durch äusseren Druck können die einzelnen, durch die Kugeln gebildeten Ebenen des<br />

Gitters gegeneinander verschoben werden, ohne dass dabei das Gitter zerstört wird.<br />

Wärmeleitfähigkeit: Aufgrund der dichten Packung der Atome können auch Schwingungen des Gitters<br />

rasch vom einen zum anderen Ende weitergeleitet werden.<br />

5.<strong>2.</strong>3 Legierungen<br />

Durch Mischen verschiedener flüssiger Metalle lassen sich Legierungen herstellen. Beim Erkalten<br />

bildet sich ein Metallgitter aus, in dem je nach Mischungsverhältnis unterschiedliche Anteile an<br />

Atomen verschiedener Grösse eingebaut sind. Grössen- und Anzahlverhältnis der verschiedenen<br />

Atomsorten beeinflussen die Eigenschaften der Legierungen.<br />

Substitutionsmischkristalle: bei ähnlicher Grösse der<br />

Atomrümpfe und wenn die Partner elementar im gleichen<br />

Gittertyp kristallisieren, lassen sich die Gitterbausteine in<br />

zufälliger Weise ersetzen. Es sind beliebige Mischverhältnisse<br />

möglich.<br />

Beispiel: Kupfer-Gold-Legierung<br />

Einlagerungsmischkristalle: sie entstehen durch Einlagerung<br />

von kleineren Fremdatomen in ein Wirtsgitter.<br />

Beispiel: Stahl besteht aus Fe (Wirtsgitter) und weniger als<br />

1.7 % C (kleine Fremdatome)<br />

Da die Atome verschiedener Metalle nur in den seltensten Fällen genau gleich gross sind, ist das<br />

Gleiten entlang von Gleitebenen doch etwas erschwert. Legierungen sind deshalb im allgemeinen<br />

härter reine Metalle.<br />

Aufgaben<br />

1. Gib den Bereich im Hauptgruppenperiodensystem an, in dem Metalle angeordnet sind.<br />

H<br />

He<br />

Li Be B C N O F Ne<br />

Na Mg Al Si P S Cl Ar<br />

K Ca Ga Ge As Se Br Kr<br />

Rb Sr In Sn Sb Te I Xe<br />

Cs Ba Tl Pb Bi Po At Rn


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 25<br />

<strong>2.</strong> Wie kann man den Zusammenhalt der Atome in einem Metall erklären?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

3. Ist Kalium oder Calcium härter? Begründe.<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

4. Wieso leiten Metalle den elektrischen Strom?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

5. Wieso sinkt die elektrische Leitfähigkeit eines Metalls mit steigender Temperatur?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

6. Vergleiche die Leitfähigkeit von Metallen und Salzen. Skizziere, was bei Stromdurchgang passiert.<br />

7. Wieso sind Metalle leicht verformbar (duktil), Salze dagegen spröde?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

8. Wie lässt sich die gute Wärmeleitfähigkeit der Metalle erklären?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

9. Was geschieht mit unedlen Metallen (z.B. Mg) bzw. edlen Metallen (z.B. Au), wenn sie mit<br />

Sauerstoff in Kontakt sind?<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

10. Ist Aluminium oder Natrium das edlere Metall? Begründe!<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

..............................................................................................................................................................<br />

11. Beschreibe und skizziere das Gitter des Magnesiums und des Kupfers.<br />

1<strong>2.</strong> Kupfer und Gold bilden Substitutionsmischkristalle. Was kann über die Duktilität verglichen mit der<br />

von Stahl ausgesagt werden?


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 26<br />

5.3 Zusammenfassung Haupt- und Nebenvalenzen<br />

- Unter Hauptvalenzen versteht man diejenigen Arten der chemischen Bindung, bei denen die<br />

Bindungskräfte besonders stark sind. Es handelt sich um die Elektronenpaarbindung (kovalente<br />

Bindung, Atombindung), die Ionenbindung und die Metallbindung.<br />

- Alle chemischen Bindungen, die nicht zu den Hauptvalenzen gehören, fasst man unter dem Begriff<br />

Nebenvalenzen zusammen. Es handelt sich um schwächere Bindungskräfte. Zu den Nebenvalenzen<br />

gehören: Van-der-Waals-Kräfte, Dipol-Dipol-Kräfte, Wasserstoffbrücken, Ion-Dipol-Kräfte.<br />

Hauptvalenzen Struktur Art der Verbindung<br />

Ionenbindung<br />

(ungerichtet)<br />

Anziehung zwischen<br />

Anionen und Kationen<br />

Ionengitter<br />

Salze<br />

Ionenverbindungen<br />

Elektronenpaarbindung<br />

kovalente Bindung,<br />

Atombindung (gerichtet)<br />

gemeinsame<br />

Elektronenpaare<br />

Moleküle<br />

Atomgitter<br />

mehratomige Ionen<br />

Molekularverbindungen<br />

Atomkristalle<br />

Salze mit mehratomigen<br />

Ionen<br />

Metallbindung<br />

(ungerichtet)<br />

Elektronengas hält<br />

Atomrümpfe<br />

zusammen<br />

Metallgitter<br />

Metalle, Legierungen<br />

Nebenvalenzen<br />

Van-der-Waals-Kräfte<br />

Dipol-Dipol-Kräfte<br />

Wasserstoffbrücken<br />

Ion-Dipol-Kräfte<br />

Anziehung zwischen kurzlebigen Dipolen<br />

Anziehung zwischen permanenten<br />

Dipolen, die keine H-Brücken bilden<br />

können<br />

Anziehung zwischen nichtbindenden<br />

Elektronenpaaren von negativ polarisierten<br />

F, O oder N und positiv polarisierten H,<br />

die an F, O oder N gebunden sind<br />

Anziehung zwischen Ionen und<br />

permanenten Dipolen<br />

zwischen unpolaren Molekülen<br />

(und Edelgasatomen)<br />

Beispiel: Pentan<br />

zwischen polaren Molekülen<br />

Beispiel: Bromwasserstoff<br />

(HBr)<br />

zwischen polaren Molekülen,<br />

die die Bedingungen für H-<br />

Brücken erfüllen<br />

Beispiel: Wasser<br />

zwischen Ionen und polaren<br />

Molekülen<br />

Beispiel: [Ca(H 2 O) 6 ] 2+<br />

Aufgaben:<br />

1. Welche Hauptvalenzen treten in folgenden Verbindungen auf?<br />

Cu 3 Au, CaCO 3 , C 6 H 6 , MgO.<br />

<strong>2.</strong> Welche Valenzen werden beim Verdampfen von Wasser gespalten? Welches sind die kleinsten<br />

Teilchen im Wasserdampf?<br />

3. Welche Valenzen werden beim Lösen von Kochsalz in Wasser gespalten, welche werden<br />

gebildet?


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 27<br />

Art der Verbindung Skizze, Name der Teilchen Bindungen und Kräfte<br />

bzw. des Reinstoffs<br />

………………..………………..<br />

…………………………………………..<br />

………………………………….. .<br />

Natriumchlorid, fest (Smp. 800 °C)<br />

……………………………..<br />

…………………………………………..<br />

Lithium, fest (Smp. 180 °C)<br />

………………………………<br />

…………………………………………..<br />

…………………………………………..<br />

Wasser, flüssig (Sdp.100 °C)<br />

……………………………….<br />

………………………………………….<br />

…………………………………………..<br />

Methanal, flüssig (Sdp.-19° C)<br />

………………………………<br />

………………………………………….<br />

………………………………………….<br />

Methan, flüssig (Sdp. -162°C)


5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 28<br />

Arbeitsblatt: Haupt- und Nebenvalenzen<br />

Name<br />

Formel<br />

Art der Verbindung<br />

Hauptvalenzen Nebenvalenzen Wasserlöslichkeit<br />

Aggregatzustand<br />

bei RT<br />

Butan<br />

Ethansäure<br />

Methanal<br />

Ammoniak<br />

Kaliumiodid<br />

Calciumcarbonat<br />

Benzol<br />

Kohlenstoffdioxid<br />

Aluminiumoxid<br />

Cu 3 Au<br />

Calciumchloridhexahydrat<br />

Siliciumcarbid,<br />

sehr hart, SiC


6 Organische Chemie Seite 29<br />

6 Organische Chemie<br />

6.1 Einleitung<br />

Seit dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass Stoffe aus tierischen und pflanzlichen Organismen Kohlenstoff<br />

enthalten. Trotz intensiver Bemühungen gelang es damals aber nicht, solche Verbindungen der belebten<br />

Natur im Labor künstlich herzustellen. Dadurch bestätigte sich die Vorstellung, dass Verbindungen der<br />

lebenden Organismen nur mit Hilfe einer "Lebenskraft" aufgebaut werden können. Man nannte daher die<br />

betreffenden Stoffe "organische Verbindungen" und grenzte sie damit von den "anorganischen<br />

Verbindungen" der unbelebten Natur ab.<br />

1828 gelang es jedoch Wöhler die organische Verbindung Harnstoff herzustellen.<br />

N H 2<br />

NH 4 OCN<br />

N H 2<br />

C<br />

O<br />

Ammoniumcyanat<br />

(anorganisches Salz)<br />

Harnstoff<br />

(Ausscheidungsprodukt für Stickstoff beim Menschen<br />

und vielen Tieren)<br />

Mit dieser Synthese, der bald weitere folgten, war bewiesen, dass prinzipiell auch organische Verbindungen<br />

im Labor hergestellt werden können.<br />

Heute kennt man etwa 5 Millionen organische Verbindungen, und man weiss, dass die Zahl der möglichen<br />

Kohlenstoffverbindungen fast unbeschränkt gross ist.<br />

Die Gründe für die Vielzahl organischer Verbindungen sind:<br />

- Unbeschränkte Selbstbindefähigkeit des Kohlenstoffatoms. Dies ermöglicht die Ausbildung von<br />

Makromolekülen.<br />

- In vielen Kohlenstoffverbindungen sind trotz gleicher Summenformel verschiedene Atomanordnungen<br />

möglich, eine Erscheinung die als Isomerie bezeichnet wird.<br />

- Weitere Verbindungsmöglichkeiten ergeben sich durch das Auftreten von "Fremdatomen" (O, N,<br />

seltener S, P) in oder an den Kohlenstoffketten oder Ringen.<br />

Organische Verbindungen besitzen folgende charakteristische Merkmale:<br />

- Sie sind in der Regel brennbar und russen beim Verbrennen.<br />

- Sie zersetzen sich unter der Einwirkung von Hitze oder starken Säuren oder Basen.<br />

- Sie besitzen meist einen typischen Geruch.<br />

- Sie weisen in Lösung kaum elektrische Leitfähigkeit auf.<br />

- Sie besitzen tiefe Schmelz- oder Siedepunkte.<br />

Die Eigenschaften organischer Verbindungen werden weniger durch das Molekülgerüst bestimmt als durch<br />

reaktive Molekülteile, die funktionellen Gruppen. Die funktionellen Gruppen sind Atomgruppen, die nicht<br />

nur aus C und H bestehen, sondern noch zusätzliche Atomarten enthalten. Durch Zusammenfassen von<br />

Verbindungen mit gleicher funktioneller Gruppe zu Stoffklassen lässt sich die Vielzahl organischer<br />

Verbindungen übersichtlich ordnen.<br />

Aufgabe:<br />

1. Zeichne folgende Verbindungen:<br />

Butanol, Methylpropylether, Ethandisäure, Pentan-2,4-diol, 2,3-Dimethyl-pentan,<br />

2-Hydroxybutansäure, Hexa-2,4-dien, Propanal, Butan-2,3-dion, Ethylamin, Propin.


6 Organische Chemie Seite 30<br />

Name Stoffklasse funktionelle Gruppe<br />

OH<br />

OH<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

OH<br />

COOH<br />

HOOC<br />

COOH<br />

O<br />

O<br />

NH 2<br />

HO<br />

OH<br />

O<br />

O


6 Organische Chemie Seite 31<br />

Einteilung in Stoffklassen<br />

1. Kohlenwasserstoffe<br />

Stoffklasse<br />

Allgemeine<br />

Summenformel<br />

Alkane C n H 2n+2 -an<br />

C<br />

Alkene C n H 2n -en<br />

C<br />

Alkine C n H 2n-2 -in<br />

C<br />

C<br />

C<br />

C<br />

Endung<br />

Aromaten<br />

<strong>2.</strong> Kohlenstoff-Sauerstoff-Verbindungen<br />

Stoffklasse Kurzschreibweise funktionelle Gruppe Endung<br />

Alkohole Hydroxylgruppe -ol (Hydroxy-)<br />

Ether<br />

R<br />

OH<br />

R 1 O R 2<br />

R<br />

Alkoxygruppe<br />

Aldehyde Carbonylgruppe -al<br />

O<br />

Ketone<br />

R 1 C R 2<br />

Carbonylgruppe -on<br />

R<br />

C<br />

C<br />

O<br />

H<br />

O<br />

Carbonsäuren Carboxylgruppe -säure<br />

OH<br />

Hydroxycarbonsäure<br />

R<br />

CH<br />

OH<br />

C O OH<br />

Carboxylgruppe<br />

Hydroxylgruppe<br />

Ester<br />

C O O<br />

-ester<br />

Säurechlorid<br />

R 1<br />

O<br />

C<br />

R 1<br />

R 2<br />

R 2<br />

OCl<br />

O<br />

C<br />

-säurechlorid<br />

3. Kohlenstoff-Stickstoff-(Sauerstoff)-Verbindungen<br />

Stoffklasse Kurzschreibweise Funktionelle Gruppe Endung<br />

Amine Aminogruppe -amin<br />

R<br />

Aminosäuren<br />

R<br />

NH 2<br />

C O OH<br />

CH<br />

NH 2<br />

Carboxylgruppe<br />

Aminogruppe<br />

Amide<br />

R 1<br />

O<br />

C<br />

NH<br />

R 2<br />

-amid


6 Organische Chemie Seite 32<br />

Nomenklaturregeln für organische Verbindungen<br />

Benennung von Alkanen<br />

1. Die ersten vier Alkane tragen historische Namen. Beispiel: Methan, Ethan, Propan, Butan.<br />

Die weiteren Alkane erhalten systematische Namen, die sich durch Anhängen der Silbe -an an<br />

griechische oder lateinische Zahlwörter ergeben. Beispiel: Pentan.<br />

<strong>2.</strong> Die längste Kette (Hauptkette) bestimmt den Stammnamen.<br />

3. Dem Stammnamen werden die Namen der Seitenketten vorangestellt. Diese ergeben sich durch<br />

Austausch der Endung -an des entsprechenden Alkans durch -yl. Beispiel: Methylpropan.<br />

4. Um die Verknüpfungsstelle zwischen Haupt- und Seitenkette anzuzeigen, werden die Kohlenstoffatome<br />

der Hauptkette so durchnumeriert, dass die Verzweigungsstellen möglichst kleine Zahlen<br />

erhalten. Diese Zahlen werden dem Namen der Seitenketten vorangestellt.<br />

Beispiel: 2-Methylhexan, nicht 5-Methylhexan.<br />

5. Gleiche Seitenketten werden durch Zahlwörter (di, tri, tetra, penta) zusammengefasst.<br />

Beispiel: 2,3-Dimethylbutan.<br />

6. Verschiedene Seitenketten werden alphabetisch geordnet. Beispiel: 3-Ethyl-2,2-dimethylhexan.<br />

Benennung von Verbindungen mit funktionellen Gruppen<br />

1. Der Name von Alkenen und Alkinen ergibt sich durch Ersatz der Endung -an im Namen des Alkans durch<br />

den Buchstaben -en und -in. Die Lage der Mehrfachbindung wird durch möglichst kleine Zahlen<br />

gekennzeichnet.<br />

Beispiele: Pent-2-en, Pent-1,3-dien (oder Penta-1,3-dien).<br />

<strong>2.</strong> Bei Halogenkohlenwasserstoffen werden die Halogen-Atome wie Alkyl-Gruppen berücksichtigt.<br />

Beispiel: 2-Chlorpropan.<br />

3. Bei Alkoholen (-OH), Aldehyden (-CHO), Ketonen (-CO-) und Carbonsäuren (-COOH) wird der Name<br />

aus dem Namen des Alkans durch Anfügung der Endung -ol, -al, -on oder -säure gebildet. Die Stellung<br />

der funktionellen Gruppe wird durch eine möglichst kleine, vorangestellte Zahl angegeben.<br />

Beispiel: Pentan-2-ol.<br />

4. Bei Ethern (-O-) ergibt sich der Name durch Aufreihung der Namen der Alkylgruppen und Anfügen der<br />

Endung -ether. Beispiel: Ethylmethylether.<br />

In gleicher Weise verfährt man mit den Aminen (-NH 2 ). Beispiel: Ethylamin.<br />

5. Bei Verbindungen mit mehreren funktionellen Gruppen bildet die funktionelle Gruppe mit höchster Priorität<br />

die Endung, alle anderen Substituenten werden in alphabetischer Reihenfolge dem Stammnamen<br />

vorangestellt. Vorsilben funktioneller Gruppen (nach zunehmender Priorität geordnet):<br />

Amino- (-NH 2 ), Hydroxy- (-OH), Oxo- (-CO-), Oxo- (CHO).<br />

Beispiele: 2-Hydroxypropansäure, 4-Aminobutan-2-ol, 3-Oxopropansäure, 2-Oxopropanal.<br />

6. Bei der Nummerierung der Hauptkette haben funktionelle Gruppen, die die Endung bilden, höchste<br />

Priorität. Dann folgen Mehrfachbindungen und an letzter Stelle Seitenketten oder funktionelle Gruppen,<br />

die dem Stammnamen vorangestellt werden.<br />

Beispiele: Oct-6-en-2-ol und nicht Oct-2-en-7-ol, 6,7-Dichlor-oct-2-en und nicht 2,3-Dichlor-oct-6-en.<br />

Die homologe Reihe der Alkane (Allgemeine Summenformel C n H 2n+2 )<br />

Formel Name Formel Name<br />

CH 4<br />

Methan<br />

C 6 H 14<br />

Hexan<br />

C 2 H 6<br />

Ethan<br />

C 7 H 16<br />

Heptan<br />

C 3 H 8<br />

Propan<br />

C 8 H 18<br />

Octan<br />

C 4 H 10<br />

Butan<br />

C 9 H 20<br />

Nonan<br />

C 5 H 12<br />

Pentan<br />

C 10 H 22<br />

Decan


6 Organische Chemie Seite 33<br />

6.2 Redoxreaktionen in der organischen Chemie<br />

Die formale Trennung einer Redoxreaktion in einen Oxidations- und einen Reduktionsschritt bereitet keine<br />

Schwierigkeiten, so lange an der Reaktion Elemente und einfache Ionen beteiligt sind. In diesem Fall lässt<br />

sich die Elektronenübertragung einfach nachvollziehen (z.B. Bildung von Salzen aus Metallen und<br />

Nichtmetallen).<br />

Oxidation<br />

Reduktion<br />

Al Al 3+ + 3 e -<br />

∙ 2<br />

O + 2 e - O 2– ∙ 3<br />

Redoxgleichung 2 Al + 3 O 2 Al 3+ + 3 O 2–<br />

Reaktionsgleichung 2 Al + 1½ O 2 Al 2 O 3 oder<br />

4 Al + 3 O 2 2 Al 2 O 3<br />

Bei der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser oder bei der Verbrennung von Methan liegen<br />

jedoch keine Ionenbindungen vor, sondern ausschliesslich Elektronenpaarbindungen. Um dennoch zu<br />

einer allgemein gültigen Formulierung des Redoxbegriffs zu kommen, hat man folgenden Formalismus<br />

entwickelt: Man ordnet die Bindungselektronen der polaren Elektronenpaarbindungen formal dem elektronegativeren<br />

Atom zu. Die sich für die Atome ergebenden fiktiven Ladungszahlen nennt man<br />

Oxidationszahlen. Oxidationszahlen werden in Formeln als römische Zahlen über die Elementsymbole<br />

geschrieben.<br />

Regeln zur Ermittlung der Oxidationszahlen<br />

1. Bindungselektronen von polaren Elektronenpaarbindungen werden formal dem elektronegativeren<br />

Atom zugeordnet.<br />

<strong>2.</strong> Bei den unpolaren Bindungen zwischen zwei gleichartigen Atomen werden die Bindungselektronen<br />

den beiden Atomen je zur Hälfte zugeordnet.<br />

3. Elemente haben die Oxidationszahl 0.<br />

4. In Verbindungen hat Wasserstoff die Oxidationszahl +I<br />

(Ausnahme: in Hydriden -I)<br />

5. In Verbindungen hat Sauerstoff die Oxidationszahl -II<br />

(Ausnahme: in Peroxiden -I)<br />

6. In Verbindungen haben Fluor, Chlor und Brom meistens die Oxidationszahl -I<br />

7. In einer Verbindung (elektrisch neutral) ist die Summe der Oxidationszahlen aller Atome Null.<br />

8. In einem Ion ist die Summe der Oxidationszahlen aller Atome gleich der Ionenladung.<br />

Nach Erweiterung des Redoxbegriffs gilt:<br />

Oxidation<br />

Elektronenabgabe<br />

Erhöhung der Oxidationszahl<br />

Beispiele: Sauerstoffaufnahme, Wasserstoffabspaltung


6 Organische Chemie Seite 34<br />

Reduktion Elektronenaufnahme<br />

Erniedrigung der Oxidationszahl<br />

Aufgaben:<br />

Beispiele: Wasserstoffanlagerung, Sauerstoffabspaltung<br />

<strong>2.</strong> Ermittle die Oxidationszahlen von: Methan, Ethan, Propan, Methanal, Ethanal, Methansäure, CO 2<br />

3. Ermittle die Oxidationszahlen von NH 3 , NH 4 + , SO 2 , SO 4 2- , PO 4 3- , Cr 2 O 7<br />

2-<br />

4. Ermittle den Oxidationsschritt und den Reduktionsschritt bei folgenden Redoxreaktionen:<br />

a) Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff<br />

b) Verbrennung von Methan<br />

c) Reaktion von Aluminium mit Salzsäure (HCl in Wasser) zu Aluminiumchlorid und Wasserstoff<br />

5. Ermittle den Oxidationsschritt und den Reduktionsschritt bei folgenden Redoxreaktionen. Setze die<br />

fehlenden Koeffizienten ein.<br />

Tipp: Die Elektronenbilanz muss ausgeglichen sein. Es müssen also gleich viele Elektronen<br />

abgegeben wie aufgenommen werden:<br />

a) NH 3 + O 2 NO + H 2 O<br />

b) SO 32<br />

- + MnO 4<br />

- + H + Mn 2+ + SO 42<br />

- + H 2 O<br />

c) MnO 4<br />

- + I - + OH - MnO 4<br />

2–<br />

+ IO 4<br />

- + H2 O<br />

6. Ermittle den Oxidations- und Reduktionsschritt durch Einsetzen der Oxidationszahlen. Setze die<br />

stöchiometrischen Koeffizienten ein.<br />

a) Mit Hilfe von Alcotest-Röhrchen (Blastest) kann die Polizei den Blutalkoholgehalt durch eine<br />

Farbreaktion abschätzen. In den Röhrchen läuft folgende Reaktion ab:<br />

CH 3 CH 2 OH + Cr 2 O 7<br />

2- + H + CH 3 CHO + Cr 3+ + H 2 O<br />

gelb<br />

b) Ethandial reagiert mit NO 3 – und H + zu CO 2 , Stickstoff und Wasser.<br />

c) Ethandisäure reagiert mit MnO 4 – und H + zu CO 2 , Mn 2+ und Wasser<br />

grün<br />

6.3 Alkohole<br />

Struktur und Eigenschaften: Alkoholmoleküle weisen als funktionelle Gruppe die Hydroxylgruppe<br />

( _ OH) auf. Stellt der Molekülrest eine Alkylgruppe das, so spricht man von einem Alkanol. Der einfachste<br />

Vertreter dieser Stoffklasse ist Methanol (CH 3 OH).<br />

Neben den unpolaren C _ H-Bindungen gibt es im Methanol eine polare<br />

C _ O-Bindung und eine polare O _ H-Bindung.<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

O<br />

H<br />

- Wegen der Hydroxylgruppe zeigen Alkohole und Wasser ein ähnliches Reaktionsverhalten (z.B.<br />

Reaktion mit Alkalimetallen).


6 Organische Chemie Seite 35<br />

- Die Siedetemperatur der Alkohole liegt viel höher als bei Alkanen ähnlicher Grösse, da zwischen den<br />

OH-Gruppen Wasserstoffbrücken ausgebildet werden.<br />

- Mit steigender Grösse des Alkylrests nimmt der Einfluss der funktionellen Gruppe auf die Stoffeigenschaften<br />

ab. Langkettige Alkanole ähneln den entsprechenden Alkanen.<br />

Methanol<br />

Methanol unterscheidet sich im Geschmack kaum von Ethanol, ist<br />

für den Menschen aber sehr giftig. Bereits 30 - 50 ml Methanol sind<br />

tödlich. Die Giftwirkung zeigt sich jedoch erst nach ca. 20 Stunden.<br />

Ethanol<br />

Zu Genusszwecken in alkoholischen Getränken. Brennspiritus,<br />

Lösungsmittel für Farben, Reinigungs- und Desinfektionsmittel,<br />

Treibstoff.<br />

Alkohole bilden eine homologe Reihe mit der allgemeinen Summenformel C n H 2n+1 OH.<br />

Die Hydroxylgruppe ist die funktionelle Gruppe der Alkohole.<br />

Isomerie bei Alkoholen: Die Isomeren Butan-1-ol und Butan-2-ol unterscheiden sich in chemischen<br />

Reaktionen teilweise erheblich. Das Reaktionsverhalten wird offensichtlich auch durch die Stellung der<br />

Hydroxylgruppe bestimmt. Man unterscheidet drei Klassen von Alkanolen:<br />

Primäre Alkohole:<br />

Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />

nur mit einem weiteren C-Atom verbunden.<br />

Beispiel: Butan-1-ol<br />

OH<br />

Sekundäre Alkohole: Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />

mit zwei C-Atomen verbunden.<br />

Beispiel: Butan-2-ol.<br />

OH<br />

Tertiäre Alkohole:<br />

Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />

mit drei weiteren C-Atomen verbunden. Beispiel: 2-<br />

Methylpropan-2-ol.<br />

OH<br />

Unter Isomerie versteht man die Tatsache, dass bei gleicher Summenformel unterschiedliche Stoffteilchen<br />

existieren. Isomere unterschiedlicher Atomsequenz nennt man Strukturisomere (Konstitutionsisomere).<br />

Mehrwertige Alkohole: Alkohole, die mehr als eine Hydroxylgruppe im Molekül aufweisen, werden<br />

mehrwertig genannt. Dabei finden sich die Hydroxylgruppen an verschiedenen C-Atomen.<br />

Nach der Erlenmeyer-Regel sind Verbindungen mit zwei Hydroxylgruppen am selben C-Atom nicht stabil.<br />

Ethan-1,2-diol<br />

(Ethylenglycol)<br />

Propan-1,2,3-triol<br />

(Glycerin)<br />

Frostschutzmittel (Schmelzpunkt -15,6°C,<br />

Siedepunkt 197°C)<br />

Dickflüssige, süssliche Flüssigkeit. Nicht nur gut<br />

wasserlöslich, sondern sogar hygroskopisch.<br />

Experiment: Nachweis mehrwertiger Alkohole<br />

Einige Tropfen eines Alkohols (Ethanol und Ethandiol) werden zu 1 ml CuSO 4 -Lösung (c = 0.5 mol · l –1 )<br />

gegeben. Danach wird mit Natronlauge (c = 1 mol · l –1 ) aufgefüllt und geschüttelt.<br />

Bei Ethanol zeigt sich die übliche Blaufärbung des Cu 2+ -Aquakomplexes, bei Ethandiol färbt sich die<br />

Lösung tiefblau. Diese Farbe wird durch wasserlösliche Cu 2+ -Chelat-Komplexe hervorgerufen.


6 Organische Chemie Seite 36<br />

Experiment: Oxidation von primären, sekundären und tertiären Alkoholen durch<br />

Kupfer(II)-oxid<br />

über Bunsenbrennner<br />

erhitzen<br />

eintauchen in<br />

Ethanol<br />

Zugabe von<br />

Schiffs-<br />

Reagens<br />

über Bunsenbrennner<br />

erhitzen<br />

eintauchen in<br />

Propan-2-ol<br />

Zugabe von<br />

Schiffs-<br />

Reagens<br />

über Bunsenbrennner<br />

erhitzen<br />

eintauchen in<br />

Schiffs-<br />

2-Methylpropan-2-ol<br />

Zugabe von<br />

Reagens


6 Organische Chemie Seite 37<br />

Aufgaben:<br />

7. Formuliere die Reaktion von Natrium mit Methanol, bzw. von Natrium mit Wasser. Gib Oxidationsund<br />

Reduktionsschritt an.<br />

8. a) Zeichne einen primären, sekundären und tertiären Alkohol mit der Summenformel C 5 H 10 O.<br />

Benenne die Verbindungen.<br />

b) Die Verbindungen aus a) werden mit heissem Kupfer(II)-oxid behandelt. Formuliere die<br />

Reaktionsgleichungen.<br />

Kupfer und seine Verbindungen Formel Farbe<br />

Kupfermetall<br />

Kupfer(II)-oxid<br />

Kupfer(I)-oxid<br />

Kupfer-Aquakomplex<br />

Kupfer-Chelatkomplex<br />

(Komplex mit einem<br />

mehrzähnigem Liganden)<br />

...………………………<br />

...………………………<br />

...………………………<br />

...………………………<br />

………………………………………..<br />

………………………………………..<br />

………………………………………..<br />

………………………………………..<br />

………………………………………..<br />

6.4 Aldehyde und Ketone<br />

Aldehyde weisen als funktionelle Gruppe eine endständige Carbonylgruppe _ CHO auf.<br />

Der Name Aldehyd leitet sich ab von alcoholus dehydrogenatus, da sich Aldehyde durch Wasserstoffabspaltung<br />

(Dehydrierung) aus primären Alkoholen herstellen lassen.<br />

Bei der Oxidation von primären Alkoholen entstehen Aldehyde:<br />

H<br />

C<br />

O<br />

Ethanol + Kupfer(II)-oxid ..................... + Wasser + Kupfer<br />

Ketone tragen als funktionelle Gruppe ebenfalls eine Carbonylgruppe. Die<br />

Carbonylgruppe ist aber nicht endständig wie bei den Aldehyden.<br />

C<br />

C<br />

C<br />

O<br />

.


6 Organische Chemie Seite 38<br />

Bei der Oxidation von sekundären Alkoholen entstehen Ketone:<br />

Propan-2-ol + Kupfer(II)-oxid ....................... + Wasser + Kupfer<br />

Propan-2-on (Aceton) ist eine leicht brennbare Flüssigkeit, die sowohl mit Wasser als auch mit hydrophoben<br />

Stoffen in jedem Verhältnis mischbar ist. Es ist deshalb ein häufig verwendetes Lösungsmittel.<br />

Tertiäre Alkohole lassen sich nicht oxidieren:<br />

2-Methylpropan-2-ol<br />

+ Kupfer(II)-oxid<br />

- Primäre Alkohole lassen sich zu Aldehyden, sekundäre Alkohole zu Ketonen oxidieren.<br />

- Es handelt sich um eine Eliminierungsreaktion (Abspaltung von 2 Atomen aus einem Molekül).<br />

Die Silberspiegelprobe - eine Nachweisreaktion für Aldehyde: Versetzt man eine ammoniakalische<br />

Silbernitratlösung mit einem Aldehyd, so entsteht Silber, das sich als Silberspiegel an der<br />

Gefässwand absetzt. Der Aldehyd reduziert Silberionen zu Silber und wird dabei oxidiert.<br />

Ethanal + ... Ag + + ... OH - Ethansäure + ... Ag + H 2 O<br />

Im Gegensatz zu den Aldehyden besitzen Ketone keine reduzierende Wirkung, da sie nicht weiter<br />

oxidiert werden können. Die Silberspiegelprobe fällt bei Ketonen deshalb negativ aus.


6 Organische Chemie Seite 39<br />

Experiment:<br />

Fehling-Probe zur Unterscheidung von Aldehyden und Ketonen<br />

Fehling-Reagens:<br />

CuSO 4 , NaOH und Tartrat gelöst in Wasser<br />

(Tartrat: mehrzähniger Ligand, verhindert das Auskristallisieren von festem Cu(OH) 2 )<br />

Wichtig für die Reaktion sind Cu 2+ - und OH − -Ionen.<br />

Ethanal + Fehling-Reagens<br />

Propan-2-on + Fehling-Reagens<br />

Glucose + Fehling-Reagens


6 Organische Chemie Seite 40<br />

6.5 Carbonsäuren<br />

Die funktionelle Gruppe der Carbonsäuren ist die Carboxylgruppe ( _ COOH).<br />

Carbonsäuremoleküle sind stark polar. Über die Carboxylgruppe können die Moleküle untereinander<br />

Wasserstoffbrücken ausbilden. Die Siedepunkte der Carbonsäuren liegen deshalb viel höher als bei<br />

vergleichbaren Verbindungen, die keine H-Brücken ausbilden können.<br />

Bei der Oxidation von Ethanal entsteht Ethansäure (Essigsäure). Bei folgender Reaktion handelt es sich<br />

um die Fehling-Reaktion, die auch zur Unterscheidung zwischen Aldehyden und Ketonen dient:<br />

C<br />

O<br />

O<br />

H<br />

Ethanal + ....Cu 2+ (aq) + ....OH - Ethansäure + ...Cu 2 O (s) + ... H 2 O<br />

Essig ist eine wässrige Lösung von Ethansäure und zusätzlichen Aromastoffen. Wenn man Wein an der<br />

Luft stehen lässt, so entsteht daraus Essig. An der Oberfläche des Weins bildet sich eine Haut von<br />

Essigsäurebakterien. Deren Enzyme oxidieren Ethanol stufenweise über Ethanal zu Essigsäure.<br />

Methansäure<br />

(Ameisensäure)<br />

Ethansäure<br />

(Essigsäure)<br />

Butansäure<br />

(Buttersäure)<br />

Höhere Carbonsäuren<br />

Fettsäuren<br />

Stark ätzende Flüssigkeit. z.B. in den Giftdrüsen der<br />

Ameisen und in den Brennhaaren der Brennnessel.<br />

Stark ätzende Flüssigkeit, stechend riechend. Essig<br />

wird zum Konservieren von Nahrungsmitteln<br />

verwendet, da die Essigsäure Bakterien abtötet.<br />

Übelriechende Flüssigkeit. Entsteht beim Ranzigwerden<br />

von Butter, Vorkommen im Schweiss von<br />

Menschen und Säugetieren.<br />

Bei Zimmertemperatur fest. Sie sind als Verbindungen<br />

in Fetten und fetten Ölen enthalten.<br />

Die saure Reaktion: Werden Carbonsäuren in Wasser gelöst, so erhält man saure Lösungen (z.B. Essig,<br />

Zitronensaft). Löst man Essigsäure in Wasser, so leitet die Lösung den elektrischen Strom. In der wässrigen<br />

Lösung müssen also Ionen vorliegen.<br />

Carbonsäure + Wasser Carboxylat-Ion + Hydronium-Ion


6 Organische Chemie Seite 41<br />

Bei dieser Reaktion gibt die Carbonsäure ein H + (Proton) ab. Das abgetrennte H + reagiert sofort mit einem<br />

Wassermolekül zum Hydronium-Ion.<br />

Säuren sind Stoffe, die H + abgeben können. Die mit Wasser gebildeten H 3 O + -Ionen sind die Ursache der<br />

typischen Eigenschaften wässriger Säurelösungen.<br />

Die Carbonsäureanionen heissen Carboxylat-Ionen. Ihre funktionelle Gruppe heisst Carboxylat-gruppe.<br />

Die Carboxylatgruppe ist mesomer:<br />

Grenzformeln der Carboxylatgruppe<br />

Dicarbonsäuren: Stoffe, deren Moleküle zwei Carboxylgruppen enthalten, heissen Dicarbonsäuren.<br />

Wichtige Vertreter dieser Stoffklasse sind die Oxalsäure (Ethandisäure, in Spinat und<br />

Rhabarbern) und die Bernsteinsäure (Butandisäure).<br />

Mehr als die Hälfte der Nierensteine sind Oxalatsteine. Nierensteine entstehen durch Ausfällung<br />

von sonst im Harn gelösten Stoffen. Oxalationen bilden mit Calciumionen unlösliche Salze.<br />

Oxalsäure + Wasser Oxalat + Hydronium-Ionen<br />

Oxalat + Ca 2+ Calciumoxalat<br />

Hydroxycarbonsäuren: Der wichtigste Vertreter dieser Stoffgruppe ist die<br />

Milchsäure (2-Hydroxypropansäure). Milchsäure entsteht bei der Vergärung<br />

von Kohlenhydraten durch bestimmte Bakterien (z.B. Lactobacillus). Die<br />

Milchsäuregärung spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Joghurt<br />

und Sauerkraut. Im Muskel entsteht beim Abbau von Kohlenhydraten Milchsäure,<br />

wenn die Sauerstoffzufuhr ungenügend ist.<br />

Zwei Hydroxylgruppen im Molekül enthält die Weinsäure (2,3-Dihydroxybutandisäure).<br />

Ein schwerlösliches Salz der Weinsäure, das Kaliumhydrogentartrat,<br />

ist Hauptbestandteil des Weinsteins.<br />

Aromatische Carbonsäuren: Die einfachste aromatische Carbonsäure ist<br />

die Benzoesäure (Benzolcarbonsäure). Das Natriumbenzoat dient zur<br />

Lebensmittelkonservierung.<br />

Salicylsäure (2-Hydroxy-Benzolcarbonsäure) wirkt als Heilmittel gegen<br />

Schmerzen und Fieber.


6 Organische Chemie Seite 42<br />

Arbeitsblatt: Berechnung des Blutalkoholgehalts<br />

Getränk<br />

Alkoholgehalt <br />

(% Vol.)<br />

Bier:<br />

Wein:<br />

Feldschlösschen Original<br />

Feldschlösschen <strong>2.</strong>4<br />

Feldschlösschen alkoholfrei<br />

Rotwein<br />

Weisswein<br />

4.8<br />

<strong>2.</strong>4<br />

0.5<br />

<strong>13</strong>.5<br />

1<strong>2.</strong>5<br />

Wodka 37.5 (- 55)<br />

Malibu 21.5<br />

Baileys, Pasoa 17<br />

Café de Paris, Litschi 6.7<br />

Promillegrenze im Strassenverkehr: Blutalkoholgehalt maximal 0.5 0 / 00.<br />

⁄ ⁄<br />

Zur Abschätzung des Blutalkoholgehaltes muss bekannt sein, wieviel Gramm Alkohol man zu sich<br />

genommen hat.<br />

Der Alkoholgehalt von Getränken wird als Volumenkonzentration in Prozent (% Vol.) angegeben.<br />

V(Alkohol) = V(Getränk) ∙(Alkohol)<br />

m(Alkohol) = (Alkohol) ∙V(Alkohol)<br />

V: Volumen [ml]<br />

m: Masse [g]<br />

: Dichte des Alkohols 0.78 g/ml<br />

: Alkoholgehalt 10 % = 0.10<br />

Der Alkohol verteilt sich schnell im gesamten Körper, vor allem im Wasseranteil, der bei Männern bei 70%,<br />

bei Frauen (und übergewichtigen Männern) bei ca. 60 % liegt. Dies wird durch den Faktor 0.7 bzw. 0.6<br />

berücksichtigt.<br />

Für die Berechnung des Blutalkoholgehalts gilt folgende Näherungsformel:<br />

Männ r ⁄<br />

m<br />

m Körp r ∙ 7<br />

Fr n ⁄<br />

m<br />

m Körp r ∙ 6<br />

m(Alkohol): [g]<br />

m(Körper): [kg]<br />

Der Alkohol wird in der Leber mit näherungsweise konstanter Geschwindigkeit abgebaut. Pro Stunde sinkt<br />

der Alkoholgehalt bei Männern um ca. 0.15 0 / 00, bei Frauen etwa um ca. 0.1 0 / 00<br />

Aufgabe: Wie hoch wäre dein Blutalkoholgehalt, wenn du um 22 Uhr folgende Getränke trinken würdest?<br />

0.5 Liter Bier<br />

0.5 Liter Rotwein<br />

3 Gummibärli (enthält je 40 ml Wodka)<br />

………………………………………….…<br />

………………………………………….…<br />

………………………………………….…<br />

………………………………………….…<br />

kurz nach 22 Uhr<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

am nächsten Morgen um 7 Uhr<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………<br />

……………………


6 Organische Chemie Seite 43<br />

6.6 Carbonsäureester<br />

Die funktionellen Gruppen sind reaktionsfähige Stellen. Bringt man Carbonsäuren und Alkohole miteinander<br />

zur Reaktion, so entstehen Ester.<br />

Essigsäure + Ethanol Essigsäureethylester + Wasser<br />

Allgemein:<br />

Carbonsäure + Alkohol Ester + Wasser<br />

Bei der Reaktion der Carboxylgruppe mit der Hydroxylgruppe spaltet sich Wasser ab und es entsteht ein<br />

Estermolekül. Die funktionelle Gruppe der Carbonsäureester ist die R-COO-R'-Gruppe. (R und R':<br />

Abkürzung der jeweiligen Alkylreste).<br />

Kondensationsreaktionen sind Reaktionen, bei denen sich zwei Moleküle unter Abspaltung von Wasser<br />

(oder anderen kleinen Molekülen) vereinigen.<br />

Bei der Kondensation von Säuren und Alkoholen entstehen Ester, man nennt diese Reaktion auch<br />

Veresterung.<br />

Ester niederer Carbonsäuren: Ester aus niederen Carbonsäuren und niederen Alkoholen (jeweils (C 1 –<br />

C 5 ) haben einen angenehmen fruchtigen oder blumigen Geruch und werden als Duft- oder Aromastoffe<br />

verwendet. Solche Ester sind auch gute Lösungsmittel für Fette.<br />

Ester höherer Carbonsäuren: Ester höherer Carbonsäuren und höherer Alkohole findet man in natürlichem<br />

Wachs. Bienenwachs besteht aus Palmitinsäure (C 16 ) und einem C 30 -Alkohol.<br />

Aufgaben<br />

9. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Oxidation von Butan-2-ol und von Propanol. Oxidiere zuerst<br />

mit Kupfer(II)oxid und danach mit Fehling-Reagenz.<br />

10. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Kondensation von Ethanol mit Ethanol. Zu welcher<br />

Stoffklasse gehört das Produkt?<br />

11. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Kondensation von Ethansäure mit Methylamin. Zu welcher<br />

Stoffklasse gehört das Produkt?<br />

1<strong>2.</strong> a) Die Hydroxylgruppe von Salicylsäure kondensiert mit Ethansäurechlorid (CH 3 COCl) zu Acetylsalicylsäure<br />

(Aspirin). Formuliere die Reaktionsgleichung.<br />

b) Aus welchen Edukten kann Paracetamol (HO-C 6 H 4 -NH-CO-CH 3 , Benzolring mit Substituenten in<br />

1,4 Stellung) synthetisiert werden?<br />

<strong>13</strong>. Nitroglycerin ist ein Ester, der aus dem 3-wertigen Alkohol Glycerin (Propan-1,2,3-triol) und der<br />

anorganischen Salpetersäure (HNO 3 , H ist an O gebunden) gebildet wird. Formuliere die Reaktionsgleichung.<br />

14. Aus Methanol und beliebigen anorganischen Verbindungen soll Methansäuremethylester hergestellt<br />

werden. Formuliere die Reaktionsgleichungen für die drei erforderlichen Reaktionsschritte.


6 Organische Chemie Seite 44<br />

Experimente: Synthese von Essigsäurepentylester<br />

Material und Chemikalien:<br />

Rundkolben, Liebigkühler, Scheidetrichter, Heizpilz, Gummischläuche, Schliffklammern, Stativmaterial<br />

Pentanol, Essigsäure, ZnCl 2 (wasserfrei)<br />

Arbeitsanleitung:<br />

In einem Rundkolben werden 25 ml Pentanol (0.23 mol) mit 25 ml Essigsäure (0.43 mol) gemischt. Dann<br />

werden 7 – 8 Spatel ZnCl 2 zugegeben. Das Gemisch wird bis zum Sieden erhitzt (Stufe 5) und dann<br />

während ca. 20 Minuten rückflussiert (Stufe 3.5).<br />

Das Produkt wird in den Scheidetrichter gegossen und dreimal mit 100 ml Wasser ausgeschüttelt um die<br />

überschüssige Essigsäure zu entfernen.<br />

Scheidetrichter für die<br />

Abtrennung der Essigsäure<br />

Apparatur für die<br />

Synthese<br />

Aufgaben:<br />

1. Formuliere die Reaktionsgleichung mit Strukturformeln und bezeichne bei den Edukten die Teilchen,<br />

die abgespalten werden. Begründe, wieso diese Teilchen abgespalten werden.<br />

<strong>2.</strong> Welche Funktion hat das ZnCl 2 ?<br />

Herstellung von künstlichem Wintergrünöl (Salicylsäuremethylester)<br />

Prinzip:<br />

Salicylsäure bildet mit Methanol den Salicylsäuremethylester, der in vielen Pflanzen<br />

vorkommt. Er wurde erstmals als duftender Bestandteil des Wintergrüns entdeckt und<br />

deshalb Wintergrünöl genannt.<br />

Reagenzien:<br />

Salicylsäure, Methanol, konz. Schwefelsäure<br />

Material:<br />

Reagenzglas und Reagenzglashalter, 250 ml Becherglas als Wasserbad<br />

Arbeitsanleitung:<br />

Aufgabe:<br />

10 Tropfen Methanol werden in einem Reagenzglas mit 4 Tropfen konz.<br />

Schwefelsäure versetzt. Achtung: Schutzbrille! Dazu gibt man eine kleine<br />

Spatelspitze Salicylsäure (ca. 0.02 g) und erhitzt 5 min lang im siedenden<br />

Wasserbad. Wasserbad: ca. 100 ml Wasser in Becherglas mit Bunsenbrenner zum<br />

Sieden erhitzen.<br />

Formuliere die Reaktionsgleichung mit Strukturformeln und bezeichne bei den Edukten die Teilchen, die<br />

abgespalten werden. Begründe, wieso diese Teilchen abgespalten werden.


6 Organische Chemie Seite 45<br />

Arbeitsblatt Schmerzmittel:<br />

a) Gib an, um was für Stoffklassen es sich handelt.<br />

Schwach wirkende Schmerzmittel<br />

COOH<br />

O<br />

C<br />

CH 3<br />

O<br />

O<br />

H N C CH 3<br />

HOOC<br />

H<br />

N<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

OH<br />

Acetylsalicylsäure<br />

Präparate:<br />

Aspirin. Alcacyl, Aspro,<br />

Treupel, Contra-Schmerz,<br />

NeoCitran<br />

Paracetamol<br />

Präparate:<br />

Panadol, Tylenol,<br />

Treupel, Contra-<br />

Schmerz, NeoCitran<br />

Mefenaminsäure<br />

Präparat:<br />

Ponstan<br />

b) Durch welche Reaktion kann Heroin aus Morphin hergestellt werden?<br />

Stark wirkende Schmerzmittel und Drogen<br />

N CH 3 N CH 3<br />

HO<br />

O<br />

Morphin<br />

OH<br />

H 3 C<br />

C<br />

O<br />

O<br />

Heroin<br />

O O C CH 3<br />

O<br />

N CH 2 CH CH 2<br />

H 3 C<br />

CH 2<br />

C<br />

O<br />

C<br />

CH 3<br />

CH 3<br />

CH 2 CH N CH 3<br />

HO<br />

HO<br />

O<br />

O<br />

Methadon<br />

Naloxon<br />

(Gegenmittel bei Heroin-Überdosis)


6 Organische Chemie Seite 46<br />

Arbeitsblatt: Zusammenstellung wichtiger Reaktionen<br />

Oxidationen<br />

prim. Alkohol + .<br />

+ .<br />

sek. Alkohol +<br />

Kondensationen<br />

Alkohol + Carbonsäure<br />

Alkohol + Säurechlorid<br />

Amin + Carbonsäure<br />

Amin + Säurechlorid<br />

Alkohol + Alkohol


6 Organische Chemie Seite 47<br />

6.7 Fette<br />

Fette sind Ester aus höheren Fettsäuren und dem mehrwertigen Alkohol Glycerin (Propan-1,2,3-triol).<br />

H 2 C OH<br />

HC OH<br />

H 2 C OH<br />

H 2 C O<br />

O<br />

C C 17 H 35<br />

O<br />

O<br />

+ 3 C C 17 H 35<br />

HC O C C 17 H 35 + 3<br />

HO<br />

O<br />

H 2 O<br />

H 2 C O C C 17 H 35<br />

Glycerin + Stearinsäure Glycerintristearat + Wasser<br />

Allgemein:<br />

Glycerin + Fettsäuren Fett + Wasser<br />

Die drei Hydroxylgruppen des Glycerins können im Fettmolekül sowohl mit gleichen als auch mit verschiedenen<br />

Fettsäuren verestert sein. Dies erklärt die grosse Vielfalt der Fette.<br />

Eigenschaften von Fetten: Fette sind ausgesprochen hydrophob ("wasserfeindlich"). Sie lösen sich gut in<br />

Benzin und anderen unpolaren Lösungsmitteln. In Wasser sind Fette nicht löslich. Fett und Wasser bilden<br />

scharfe Grenzflächen.<br />

Fette lassen sich in feste, halbfeste und flüssige Fette einteilen. Ursache dafür ist der unterschiedliche Anteil<br />

gesättigter und ungesättigter Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren enthalten keine C=C-Doppelbindungen,<br />

ungesättigte Fettsäuren enthalten C=C-Doppelbindungen in cis-Anordnung.<br />

Der Schmelzpunkt eines Fetts ist um so tiefer, je mehr C=C-Doppelbindungen in den Fettsäuren vorhanden<br />

sind.<br />

Einige wichtige Fettsäuren<br />

Stearinsäure<br />

(C 18 H 36 O 2 ) (18:0)<br />

Ölsäure<br />

(C 18 H 34 O 2 ) (18:1)<br />

Linolsäure<br />

(C 18 H 32 O 2 ) (18:2)<br />

10 9<br />

<strong>13</strong> 12 10 9<br />

COOH<br />

COOH<br />

COOH<br />

Linolensäure<br />

(C 18 H 30 O 2 ) (18:3)<br />

16 15 <strong>13</strong> 12<br />

10<br />

9<br />

COOH<br />

Die letzteren zwei Fettsäuren werden auch als essentielle Fettsäuren bezeichnet, da der menschliche<br />

Organismus diese Fettsäuren benötigt, sie aber nicht selbst herstellen kann und somit auf ihre Zufuhr durch die<br />

Nahrung angewiesen ist.<br />

Aufgaben:<br />

15. Zeichne ein Fettmolekül mit einer Palmitinsäure (Hexadecansäure, 16:0), einer Ölsäure (cis-Octa-dec-9-ensäure,<br />

18:1) und einer Linolensäure (alls cis-Octadec-9,12,15-triensäure, 18:3).<br />

16. Wieso haben Fette mit ungesättigten Fettsäuren einen tieferen Schmelzpunkt als Fette mit gesättigten<br />

Fettsäuren?


6 Organische Chemie Seite 48<br />

Experiment: Herstellung von Seife<br />

Ein Fett wird in alkalischer Lösung in Seifeanionen und Glycerin gespalten. Sind die Gegenionen zu den<br />

Seifeanionen Kaliumionen, so entsteht Flüssigseife, im Falle von Natriumionen Kernseife.<br />

Material: - 1 150 ml Becherglas<br />

- 1 100 ml Becherglas<br />

- Thermometer<br />

- Glasstab<br />

- Gummifinger<br />

- Fläschchen mit Schraubverschluss<br />

- Bunsenbrenner, Dreibein, Drahtnetz<br />

- Schutzbrille<br />

Chemikalien: - Fettlösung: 60% Cocosfett und 40 % Oelsäure (18:1),<br />

durch Erwärmen verflüssigt (mit 25 ml Messzylinder)<br />

- 15%-ige Kalilauge (mit 50 ml Messzylinder)<br />

- Wasser (mit 50 ml Messzylinder)<br />

- Duftstoff (Rosen- oder Citronellöl)<br />

Durchführung:<br />

Schutzbrille tragen! Kalilauge ist stark ätzend.<br />

- In einem 150 ml Becherglas werden 50 ml Wasser und 22 ml Fettlösung unter gutem Rühren auf 90° C<br />

(aber nicht höher) erhitzt.<br />

- Gleichzeitig werden in einem 100 ml Becherglas 30 ml Kalilauge ebenfalls auf 90°C erhitzt.<br />

- Beide Bechergläser werden auf die Tischplatte gestellt. Anschliessend wird die Kalilauge unter gutem<br />

Rühren in die Fett/Wasser-Mischung gegeben, bis die Lösung klar erscheint.<br />

- Wenn die Lösung nicht klar wird, muss sie unter gutem Rühren noch einmal auf 90°C erhitzt werden.<br />

- Die fertige Seife kann mit einem Duftstoff (3 Tropfen) parfümiert und/oder einem Lebensmittelfarbstoff<br />

(1 Tropfen) gefärbt und in ein Fläschchen abgefüllt werden.<br />

Untersuchungen der Seife<br />

Material: - 3 Reagenzgläser<br />

- Wasser mit 5 ml Pipette<br />

- 1%-ige Seifenlösung mit 5 ml Plastikpipette<br />

- 4 M Salzsäure mit 3 ml Plastikpipette<br />

- 0.1 M CaCl 2 -Lösung mit 3 ml Plastikpipette<br />

- Bromthymolblaulösung (gelb: neutral, blau: alkalisch)<br />

Durchführung:<br />

1. Gib ca. 2 ml Wasser und 2 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und schüttle. Füge einige Tropfen<br />

Bromthymolblaulösung zu und schüttle.<br />

<strong>2.</strong> Gib ca. 3 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und füge einige Tropfen Salzsäure (c = 1 mol · l –1 ) zu.<br />

3. Gib ca. 3 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und füge einige Tropfen CaCl 2 -Lösung (c = 0.1 mol · l –1 ) zu.<br />

Aufgaben:<br />

- Zeichne eine Seifenblase (enthält Wasser, Seife und Luft) im Modell.<br />

- Formuliere die Reaktionsgleichungen für Reaktion 1-3.


6 Organische Chemie Seite 49<br />

6.8 Seifen<br />

Ausgangsstoffe für die Seifenherstellung sind vor allem pflanzliche Fette und Öle, die unter Zugabe<br />

von Natronlauge oder Kalilauge stundenlang gekocht werden. Dabei werden die Fette als natürliche<br />

Ester in Glycerin und Fettsäuren gespalten. Von diesem Verfahren stammt der früher gebräuchliche<br />

Ausdruck Verseifung für die Hydrolyse der Ester.<br />

Mit Natronlauge erhält man feste Kernseife, mit Kalilauge dagegen Schmierseife:<br />

H 2 C O<br />

HC O<br />

H 2 C O<br />

O<br />

C<br />

O<br />

C<br />

O<br />

C<br />

C 17 H 35<br />

H 2 C OH<br />

C 17 H 35 + 3 Na + + 3 OH -<br />

3 C 17 H 35 COO - + 3 Na + + HC OH<br />

C 17 H 35<br />

H 2 C OH<br />

Glycerintristearat + 3 NaOH 3 Natriumstearat + Glycerin<br />

Seifen sind Natrium- oder Kaliumsalze der höheren Fettsäuren.<br />

Nachteile von Seifen:<br />

- In hartem Wasser reagieren die für die Waschwirkung entscheidenden Fettsäureanionen mit den<br />

Ca 2+ -Ionen des Wassers zu schwerlöslichen Salzen, den Kalkseifen. Dadurch wird ein Teil der<br />

Seife nutzlos verbraucht, andererseits lagert sich die Kalkseife als "Grauschleier" auf der Wäsche<br />

ab.<br />

2 C 17 H 35 COO – + Ca 2+ (C 17 H 35 COO) 2 Ca<br />

- In saurem Wasser werden die Carboxylat-Anionen protoniert. Die sich bildenden Fettsäuren<br />

scheiden sich im Wasser als weisse Flocken ab.<br />

C 17 H 35 COO – + H 3 O + C 17 H 35 COOH + H 2 O<br />

- Seifen wirken alkalisch:<br />

C 17 H 35 COO – + H 2 O C 17 H 35 COOH + OH-<br />

Grenzflächenaktivität: Grenzflächenaktive Stoffe wie Seifen nennt man Tenside. Sie reichern sich<br />

an Grenzflächen an. Taucht man z.B. ein Stück Kernseife in Wasser, dessen Oberfläche mit einem<br />

Pulver bestreut wurde, so bewegt sich das Pulver sofort von der Seife weg. Das Tensid besetzt die<br />

Grenzfläche zwischen Wasser und Luft. Dabei bilden sich zwischen den Carboxylatgruppen und den<br />

Wassermolekülen Wasserstoffbrücken. Die unpolaren Alkylreste sind hydrophob und ragen aus der<br />

Oberfläche des Wassers heraus. Dasselbe geschieht auch an der Grenzfläche zwischen einer polaren<br />

und einer unpolaren Lösung (z. B. Wasser und Benzol).


6 Organische Chemie Seite 50<br />

Micellbildung und Emulgiervermögen: Wenn eine<br />

Seifenlösung mehr Seife enthält, als an der Oberfläche Platz<br />

hat, bilden sich in der Lösung Aggregate von Seifenionen, die<br />

Micellen. Die hydrophoben Alkylreste lagern sich zusammen<br />

und bilden das Innere der Micelle. Die hydrophilen Carboxylatgruppen<br />

bilden mit Wassermolekülen Wasserstoffbrücken<br />

aus. Durch die Ausbildung von Micellen wirken Tenside als<br />

Emulgatoren. Gibt man z.B. wenig Öl in Wasser, so lagert sich<br />

das Öl in das hydrophobe (oder lipophile) Innere der Micellen<br />

ein und wird so in kleinsten Tröpfchen im Wasser verteilt. Es<br />

liegt eine Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W) vor. In Wasser-in-Öl-<br />

Emulsionen (W/O) ist das Wasser in Form kleinster Tröpfchen<br />

im Öl verteilt. Die polaren Gruppen sind nun im Inneren der<br />

Micellen, während die Alkylreste aussen mit Ölmolekülen Vander-Waals-Bindungen<br />

eingehen.<br />

Dispergiervermögen: Tenside ermöglichen nicht nur das<br />

Emulgieren nicht miteinander mischbarer Flüssigkeiten, sie<br />

begünstigen auch das feine Verteilen oder Dispergieren<br />

unlöslicher Feststoffe in Flüssigkeiten. Aktivkohle kann z.B.<br />

durch Filtrieren von Wasser getrennt werden. Nach Zugabe<br />

eines Tensids wird die Aktivkohle jedoch dispergiert und läuft<br />

durch das Filterpapier.<br />

Waschvorgang: Beim Waschen sind alle beschriebenen<br />

Eigenschaften der Tenside von Bedeutung. In einer Seifenlösung<br />

beginnt das Ablösen von Öl von einem Gewebe durch<br />

Anreicherung der Seifenionen an der Grenzfläche zwischen<br />

Lösung und Faser. Aufgrund der erniedrigten Oberflächenspannung<br />

(siehe Kapitel 5) kann das Wasser das Gewebe<br />

benetzen und in die Fasern eindringen. Die hydrophoben<br />

Alkylreste treten mit dem unpolaren Schmutz in Wechselwirkung,<br />

der Schmutz wird in kleinere Bruchstücke zerlegt.<br />

Schliesslich wird er in Micellen eingelagert und abtransportiert.<br />

Grenzflächenadsorption und<br />

Micellbildung in einer Seifenlösung<br />

Phasen der Schmutzablösung beim<br />

Waschen<br />

Synthetische Tenside: Die Nachteile der Seife führten nach dem 1. Weltkrieg zu intensiven<br />

Versuchen, grenzflächenaktive Substanzen mit günstigeren Eigenschaften herzustellen. Als Leitfaden<br />

diente das Strukturprinzip der Seifenanionen: ein langkettiger Alkylrest und eine polare Endgruppe.<br />

Heute gibt es anionische, kationische, nichtionische und zwitterionische Tenside.<br />

Dodecylsulfat (Natriumlaurylsulfat) ist ein wichtiges anionisches Tensid, das stark schäumt. Es wird in<br />

Duschgel, Zahnpasta und Shampoo eingesetzt. Es ist eine sehr schwache Base, d.h. es macht<br />

Wasser nicht alkalisch und reagiert nicht mit H 3 O + in sauren Lösungen.<br />

O<br />

O<br />

S<br />

O<br />

Na +<br />

O


6 Organische Chemie Seite 51<br />

6.9 Fossile Brennstoffe<br />

Vollständige Verbrennung: ....................................................................................................................<br />

Zunahme von<br />

Erdgas .............................................................................<br />

- .......................................................<br />

Erdöl: - ........................................................<br />

- ........................................................<br />

..............................................................................<br />

..............................................................................<br />

..............................................................................<br />

................................................................................<br />

Russbildung:<br />

(Unvollständige Verbrennung)<br />

Saurer Regen:<br />

Treibhauseffekt: Bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entsteht CO 2 und Wasser. CO 2 und<br />

Wasserdampf lassen das sichtbare und kurzwellige (UV) Sonnenlicht zur Erde durchdringen, absorbieren<br />

aber die von der Erde zurückgeworfene langwellige Wärmestrahlung, so dass sich die erdnahe<br />

Luftschicht erwärmt. Der natürliche Treibhauseffekt bewirkt eine mittlere globale Temperatur von etwa<br />

+ 15°C.<br />

Seit 1958 ist der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre<br />

laufend gestiegen, eine Folge des wachsenden<br />

Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Diese Zunahme<br />

verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt und<br />

führt somit zu einem Temperaturanstieg.<br />

Bei der Verbrennung nachwachsender Brennstoffe<br />

wird zwar auch CO 2 freigesetzt, beim Nachwachsen<br />

neuer Pflanzen für die Photosynthese<br />

aber wieder aufgenommen.<br />

Photosynthese<br />

6 CO 2 + 6 H 2 O C 6 H 12 O 6 + 6 O 2<br />

Verbrennung<br />

H 2 O, CO 2<br />

H 2 O<br />

CO 2<br />

Rapspflanze<br />

CO 2<br />

6.10 Alkane, Alkene und Alkine<br />

Rapsöl


6 Organische Chemie Seite 52<br />

Alkane<br />

Die häufigste Reaktion der Alkane ist die Verbrennung, bei der viel Energie freigesetzt wird. Bei<br />

vollständiger Verbrennung entstehen Kohlenstoffdioxid und Wasser. Aus der Sicht des Chemikers ist<br />

die Verbrennung eine nutzlose Reaktion, da keine verwertbaren Reaktionsprodukte erhalten werden.<br />

Die Alkane sind sehr reaktionsträge, was sich durch ihre Struktur erklären lässt. Alle Atome weisen die<br />

maximale Zahl an Bindungspartnern auf, d.h. die Alkane sind gesättigte Kohlenwasserstoffe. Bevor<br />

eine neue Bindung geknüpft werden kann, muss eine andere Bindung gelöst werden. C-H-Bindungen<br />

sind sehr stabile Bindungen, die etwas schwächeren C-C-Bindungen sind durch die Wasserstoffatome<br />

gegen Angriffe geschützt. Die Reaktion mit den reaktionsfreudigen Halogenen Chlor und Brom stellt<br />

eine der wenigen Möglichkeiten dar, um aus den reaktionsträgen Alkanen verwertbare Produkte zu<br />

synthetisieren.<br />

Experiment: Hexan wird mit Brom versetzt und das Gemisch wird mit einer Lampe belichtet. Die<br />

entweichenden Dämpfe werden zuerst über Universalindikatorpapier geleitet und<br />

danach in Silber(I)-nitrat-Lösung eingeleitet.<br />

Formuliere die Reaktionsgleichungen für die Bromierung von Hexan und die Nachweisreaktionen<br />

von Bromwasserstoff.<br />

Reaktionsmechanismus der Bromierung von Methan:<br />

Die Reaktion von Alkanen mit Brom findet nur statt, wenn Energie in Form von Licht oder Wärme zugeführt<br />

wird, da Brom-Moleküle zuerst in Radikale aufgepalten werden müssen (homolytische Bindungsspaltung).<br />

Licht, Wärme<br />

1) Br–Br 2 Br<br />

Br-Radikale sind reaktiv genug, um ein H aus einer C–H-Bindung abzulösen.<br />

2) CH 4 + Br CH 3 + H-Br<br />

Das Methyl-Radikal vermag mit einem Brom-Molekül zu reagieren:<br />

3) CH 3 + Br 2 CH 3 Br + Br<br />

Das bei Reaktion 3) entstandene Brom-Radikal steht wieder für Reaktion 2) zur Verfügung.<br />

Beendet man die Belichtung, so bricht die Reaktion nach kurzer Zeit ab, da sich zwei Radikale beim<br />

Zusammenstoss vereinigen.<br />

4) H 3 C + CH 3 H 3 C–CH 3<br />

H 3 C + Br<br />

H 3C–Br


6 Organische Chemie Seite 53<br />

Die Gesamtreaktion ist eine Substitution, bei der die angreifenden Teilchen Radikale sind. Sie wird<br />

deshalb radikalische Substitution (abgekürzt S R ) genannt:<br />

CH 4 + Br 2 CH 3 Br + H-Br<br />

Da jedes Wasserstoffatom eines Alkanmoleküls durch ein Halogenatom ersetzt werden kann, gibt es<br />

eine Vielzahl von Halogenalkanen.<br />

Eigenschaften und Verwendung von Halogenalkanen:<br />

Je mehr Wasserstoffatome durch Halogenatome ersetzt sind, desto schlechter ist die Brennbarkeit.<br />

Vollständig substituierte Halogenalkane sind nicht brennbar<br />

- Kleine Halogenalkane (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, FCKW) wurden als Treibgase in<br />

Spraydosen, zum Entfetten von Metallteilen, in der chemischen Reinigung (Tetrachlorethen), als<br />

Feuerlöschmittel, als Narkosemittel (z.B. Halothan, 2-Brom-2-chlor-1,1,1-trifluorethan), als<br />

Kältemittel in Kühlschränken und bei der Herstellung von Schaumstoffen verwendet. Heute sind<br />

Halogenalkane für die meisten dieser Anwendungen verboten.<br />

- Durch Halogenierung können aus dem Erdöl gewonnene Alkane in verwertbare Produkte<br />

umgewandelt werden:<br />

R<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

H<br />

H<br />

+ Cl 2 + OH Oxidation O Oxidation<br />

R C Cl R C OH R C<br />

– HCl – Cl <br />

H<br />

H<br />

H<br />

R<br />

C<br />

O<br />

OH<br />

Da Halogenkohlenwasserstoffe in der Natur kaum vorkommen, sind sie schwer abbaubar. FCKW<br />

gelangen durch Diffusion in 10 – 20 Jahren in die Stratosphäre und zerstören die Ozonschicht, welche<br />

die Erde vor UV-B-Strahlen schützt.<br />

Alkene<br />

Treten in Kohlenwasserstoffen C=C-Doppelbindungen auf, so gehören die Moleküle zur Stoffklasse<br />

der Alkene. Es handelt sich um ungesättigte Kohlenwasserstoffe.<br />

Im Unterschied zu den C _ C-Einfachbindungen sind Doppelbindungen starr, also nicht frei drehbar.<br />

Die vier Substituenten einer Doppelbindung liegen mit den beiden C=C in derselben Ebene. Deshalb<br />

gibt es für die Substituenten an einer C=C-Gruppe unterschiedliche geometrische Anordnungen, es<br />

existieren damit zwei isomere Moleküle.<br />

H 3 C<br />

H<br />

C<br />

C<br />

CH 3<br />

H<br />

H<br />

H 3 C<br />

C<br />

C<br />

CH 3<br />

H<br />

cis-But-2-en<br />

trans-But-2-en<br />

cis-trans-Isomerie: Unterschiedliche räumliche Anordnung der Substituenten an einer C=C-<br />

Doppelbindung bei gleicher Atomsequenz und gleicher Summenformel.<br />

Im Gegensatz zur Einfachbindung stellt die Doppelbindung einen Ort stark erhöhter Reaktionsfähigkeit<br />

dar. Die Elektronendichte ist im Bereich der Doppelbindung erhöht. Nähert sich ein Brom-Molekül


6 Organische Chemie Seite 54<br />

diesem Bereich erhöhter negativer Ladung, so kann es zu einer Polarisierung des Brom-Moleküls<br />

kommen. Durch die erhöhte Ladungsdichte der Doppelbindung werden die Elektronen des Brom-<br />

Moleküls abgestossen. Gleichzeitig wird ein Elektronenpaar des Alkens auf die positivierte Seite des<br />

Brom-Moleküls verschoben. Zwischen dem C-Atom und dem positivierten und deshalb elektrophilen<br />

Br-Atom bildet sich eine Bindung, gleichzeitig entsteht ein Br - -Ion. Man spricht von einer<br />

heterolytischen Bindungsspaltung. Im zweiten Reaktionsschritt lagert sich das nucleophile Br – -Ion an<br />

das nun positiv geladene C-Atom an und es bildet sich eine weitere C–Br-Bindung. So erfolgen bereits<br />

bei Zimmertemperatur Additionsreaktionen.<br />

Carbenium-Ion<br />

Reaktionsmechanismus der<br />

elektrophilen Addition von<br />

Brom an Ethen:<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

H<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

H<br />

Gesamtreaktion:<br />

Elektrophile Addition<br />

Ethen + Brom 1,2-Dibromethan<br />

Die Elektronendichte im Bereich der Doppelbindung wird durch Substituenten an den C-Atomen<br />

beeinflusst. So reagiert Chlorethen etwa 25-mal langsamer mit Brom als Ethen. 1,2-Dichlorethen<br />

reagiert nocht langsamer und Tetrachlorethen praktisch nicht. Aufgrund der grösseren Elektronegativität<br />

kommt es zu einer Elektronenverschiebung der C-Cl-Bindung. Die Ladungsverschiebung wirkt über<br />

die direkt betroffene Bindung hinaus auch auf die benachbarten Bindungen. Im Bereich der C=C-<br />

Bindung nimmt die Elektronendichte ab.<br />

Ethen (Ethylen): Ethen ist heute der wichtigste Grundstoff für organische Synthesen in der<br />

chemischen Industrie. Da Ethen-Moleküle symmetrisch gebaut sind, ergeben sich bei der Addition<br />

keine isomeren Nebenprodukte. Etwa die Hälfte des hergestellten Ethens wird zum Kunststoff<br />

Polyethen (Polyethylen, PE) umgesetzt.<br />

Alkine<br />

Treten in Kohlenwasserstoffen CC-Dreifachbindungen auf, so gehören die Moleküle zur Stoffklasse<br />

der Alkine. Ethin, der einfachste Vertreter der Alkine, brennt mit einer sehr hellen und stark russenden<br />

Flamme; Ethin-Luft-Gemische sind. explosionsfähig. Mit reinem Sauerstoff erreicht man eine<br />

Verbrennungstemperatur von 3000°C. Ethin wird daher zum Schweissen verwendet.<br />

Bei Alkinen sind Additionsreaktionen in zwei Stufen möglich.<br />

Aufgaben:<br />

17. Ein Mol Cyclopenten wird mit drei Mol Brom gemischt.<br />

a) Das Gemisch wird zuerst im Dunkeln reagieren gelassen.<br />

b) Danach wird das Gemisch belichtet.<br />

Formuliere alle Reaktionsgleichungen (Gesamtreaktion für a) und b) und Reaktionsmechanismus)<br />

18. Ein Mol 1,2-Dichlorbut-1,3-dien wird mit einem Mol Chlor reagieren gelassen. Formuliere die<br />

Reaktionsgleichung für die Gesamtreaktion. Welche der beiden Doppelbindungen wird bevorzugt<br />

chloriert? Begründe.


6 Organische Chemie Seite 55<br />

Bildung und Abbau von Ozon in der Stratosphäre<br />

Zerstörung des Ozons am Beispiel von CF 2 Cl 2 :<br />

UV-C<br />

CF 2 Cl 2 CF 2 Cl . + Cl .<br />

Cl . + O 3 ClO . + O 2 1 Chloratom kann bis zu 100'000 O 3 -<br />

ClO . + O 3 Cl . + 2O 2 Moleküle zerstören<br />

2 O 3 3 O 2<br />

Bildung und Abbau von Ozon in der Troposphäre


6 Organische Chemie Seite 56<br />

Arbeitsblatt: Energetische Betrachtungen zur Halogenierung von Alkanen und Alkenen<br />

Bindungsenthalpien in kJ/mol<br />

Br−Br 193 H−Br 366 H−H 436 C=C 614<br />

C−Br 285 C−H 4<strong>13</strong> C−C 348<br />

Wieso findet bei der Bromierung von Ethan Reaktion 1) statt und nicht Reaktion 2)?<br />

Berechne für beide Reaktionen die Reaktionsenthalpie H.<br />

1)<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H H<br />

H + Br Br H C C H + H Br<br />

H Br<br />

H =<br />

2)<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H H<br />

H + Br Br<br />

H C C H + H H<br />

Br Br<br />

H =<br />

Wieso findet bei der Bromierung von Ethen eine Addition 3) und nicht eine Substitution 4) statt?<br />

Berechne für beide Reaktionen die Reaktionsenthalpie H.<br />

3)<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

H<br />

H H<br />

+ Br Br<br />

H C C<br />

Br Br<br />

H<br />

H =<br />

4)<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

H<br />

+ Br Br<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

Br<br />

+ H Br<br />

H =


6 Organische Chemie Seite 57<br />

6.11 Kunststoffe<br />

Nach dem <strong>2.</strong> Weltkrieg haben die Kunststoffe in vielen Bereichen die herkömmlichen Werkstoffe wie<br />

Holz, Metall und Stein verdrängt. Dies ist auf ihre vielseitige Verwendbarkeit zurückzuführen.<br />

Kunststoffe lassen sich bei ihrer Synthese gezielt mit den gewünschten Eigenschaften herstellen.<br />

Vorteilhafte Eigenschaften<br />

- Als Nichtleiter isolieren Kunststoffe gut<br />

gegen Elektrizität und Wärme.<br />

- Beständigkeit gegen Wasser und Luft.<br />

- Beständigkeit gegen Säuren und Laugen.<br />

- Kunststoffe lassen sich bei der Herstellung<br />

leicht verformen, einfärben und<br />

verarbeiten.<br />

- "Werkstoffe nach Mass".<br />

Nachteilige Eigenschaften<br />

- Geringe Härte und Kratzfestigkeit.<br />

- Meistens geringe Temperaturbeständigkeit<br />

- Geringe Beständigkeit gegen organische<br />

Lösungsmittel.<br />

- Elektrische Aufladung beim Reiben.<br />

- Unter Einwirkung von Licht und Wärme<br />

werden viele Kunststoffe brüchig.<br />

- Wegwerfartikel<br />

Bei der Synthese von Kunststoffen geht man von kleinen Molekülen aus. Diese Monomere sind die<br />

Bausteine für die Bildung kettenförmiger oder netzförmiger Makromoleküle. Die Monomere müssen<br />

Mehrfachbindungen oder mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen. Ihre Verknüpfung zu<br />

Polymeren kann je nach Art der Monomeren durch verschiedene Polyreaktionen erfolgen.<br />

Polymerisation: Bei der Polymerisation geht man von ungesättigten Monomeren aus. Als funktionelle<br />

Gruppe reagieren C=C-Doppelbindungen. Die Reaktion verläuft als Kettenreaktion und wird durch<br />

Initiatoren wie Radikale oder Ionen ausgelöst. Bei der Reaktion eines Radikals entsteht ein neues<br />

Radikal. Durch Anlagerung weiterer Monomere wird die Kette verlängert. Es bilden sich thermoplastische<br />

Kunststoffe, die man als Polymerisate bezeichnet.<br />

Bildung von Radikalen<br />

Wärme, Licht<br />

R R<br />

R<br />

Initiatormolekül<br />

+ R<br />

Radikal<br />

Mechanismus der<br />

radikalischen Polymerisation<br />

Kettenstart<br />

H H<br />

H H<br />

R + C C<br />

R C C<br />

H H<br />

H H<br />

Monomermolekül<br />

Kettenwachstum<br />

R<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

H H<br />

+ n C C<br />

H H<br />

R<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

H H<br />

C C<br />

nH H<br />

Kettenabbruch<br />

R<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

H H<br />

C C<br />

nH H<br />

+<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

R<br />

m<br />

R<br />

H H<br />

C C<br />

H H<br />

R<br />

n+m+2


6 Organische Chemie Seite 58<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

F<br />

C<br />

F<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

H<br />

H<br />

C<br />

CH 3<br />

H<br />

C<br />

Cl<br />

F<br />

C<br />

F<br />

H<br />

C<br />

CN<br />

H<br />

C<br />

H H<br />

C C<br />

H H n<br />

H H<br />

C C<br />

H CH 3 n<br />

H H<br />

C C<br />

H Cl n<br />

F F<br />

C C<br />

F F n<br />

H H<br />

C C<br />

H CNnn<br />

H H<br />

C C<br />

H<br />

n<br />

Polyethen (PE)<br />

Lupolen, Hostalen<br />

Polypropen (PP)<br />

Polyvinylchlorid (PVC)<br />

Polytetrafluorethen<br />

(PTFE), Teflon<br />

Polyacrylnitril (PAN)<br />

Dralon, Orlon<br />

Polystyrol (PS)<br />

Styropor<br />

Wichtige Polymere aus<br />

Ethen und Ethenderivaten<br />

H<br />

H<br />

C<br />

C<br />

H<br />

COOCH 3<br />

H H<br />

C C<br />

H COOCH 3<br />

n<br />

Polymethacrylsäuremethylester<br />

(PMMA)<br />

Plexiglas<br />

Polykondensation: Bei der Polykondensation geht man von Monomeren mit mindestens zwei<br />

funktionellen Gruppen aus. Als funktionelle Gruppen eignen sich Hydroxylgruppen, Carboxylgruppen<br />

und Aminogruppen. Die Verknüpfung erfolgt zuerst zu Dimeren, woraus durch weitere Kondensation<br />

schliesslich Makromoleküle entstehen. Bei jedem Reaktionsschritt spalten sich kleinere Moleküle aus<br />

zwei miteinander reagierenden funktionellen Gruppen ab.<br />

Die Polykondensation von bifunktionellen Monomeren führt zu linearen, thermoplastischen Makromolekülen.<br />

Aus trifunktionellen Monomeren bilden sich dreidimensional vernetzte, duroplastische<br />

Makromoleküle. Die nach diesem Reaktionstyp gebildeten Kunststoffe heissen allgemein Polykondensate<br />

(Polyamide oder Polyester).<br />

Beispiel:<br />

H<br />

O<br />

O<br />

C<br />

(CH 2 ) 2<br />

O<br />

C<br />

O<br />

H<br />

-H O O<br />

2 O<br />

+ H O (CH<br />

... O ...<br />

2 ) 4 O H<br />

O C (CH 2 ) 2 C O (CH 2 ) 4<br />

Disäure + Diol Polyester<br />

Polyaddition: Die Verknüpfung von Monomeren kann auch über funktionelle Gruppen erfolgen, die<br />

Additionsreaktionen eingehen. Im Gegensatz zur Polykondensation werden keine kleineren Moleküle<br />

abgespalten. Kennzeichnend für die Polyaddition ist die Übertragung von Wasserstoffatomen von<br />

einer Monomerart zur anderen. Zu den wichtigsten durch Polyaddition hergestellten Kunststoffen<br />

gehören die Polyurethane.<br />

Beispiel:<br />

O C N (CH<br />

...<br />

2 ) 2 N C O + H O (CH C N (CH 2 ) 2 N C<br />

O ...<br />

2 ) 4 O H<br />

O (CH 2 ) 4<br />

Diisocyanat Diol Polyurethan<br />

O<br />

H<br />

H<br />

O


6 Organische Chemie Seite 59<br />

Klassifizierung von Kunststoffen<br />

Thermoplaste bestehen aus linearen Molekülen unterschiedlicher Länge, die durch Wasserstoffbrücken,<br />

Dipol-Dipol-Kräfte und/oder Van-der-Waals-Kräfte zusammengehalten werden. Sie werden<br />

aus Monomeren mit zwei funktionellen Gruppen hergestellt. Beim Erwärmen werden die zwischenmolekularen<br />

Bindungen allmählich gelöst und die Ketten können aneinander vorbeigleiten. Der<br />

Thermoplast erweicht und schmilzt schliesslich. Bei höherer Temperatur lassen sich thermoplastische<br />

Kunststoffe in beliebige Formen pressen. Nach dem Abkühlen erhält man ein festes thermoplastisches<br />

Formteil.<br />

Duroplaste bestehen aus netzartigen Strukturen. Die Monomere haben drei funktionelle Gruppen und<br />

können durch Elektronenpaarbindungen dreidimensional vernetzt werden. Erhitzt man Duroplaste, so<br />

bleibt die dreidimensionale Struktur erhalten. Erst bei sehr hohen Temperaturen zerreisst das Netz<br />

unter Spaltung von Elektronenpaarbindungen, wobei sich der Kunststoff zersetzt.<br />

Da sich duroplastische Kunststoffe in der Wärme nicht verformen lassen, müssen sie bereits bei der<br />

Synthese die gewünschte Form erhalten. Nach dem Aushärten können sie nur noch mechanisch<br />

bearbeitet werden.<br />

Elastoplaste bestehen ebenfalls aus Netzstrukturen, die aber weitmaschiger sind als bei den<br />

Duroplasten. Elastoplaste (oder Elastomere) lassen sich unter Zug oder Druck leicht verformen.<br />

Wegen ihrer Elastizität kehren sie danach immer wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Bei hoher<br />

Temperatur zersetzen sich Elastoplaste ähnlich wie Duroplaste. Die Verarbeitung der Elastoplaste<br />

erfolgt wie bei den Duroplasten. Sie werden meist unter Einwirkung von Hitze und Druck in der<br />

Endform synthetisiert.<br />

Zersetzung<br />

Abbau der<br />

Makromoleküle<br />

Thermoplaste<br />

Zersetzungstemperaturbereich<br />

plastischer Zustand<br />

Makromoleküle<br />

frei beweglich<br />

Elastoplaste<br />

Thermoplaste<br />

Fliesstemperaturbereich<br />

weichplastischer<br />

Zustand<br />

Makromoleküle<br />

teilweise frei beweglich<br />

Duroplaste<br />

Thermoplaste<br />

Elastoplaste<br />

Erweichungstemperaturbereich<br />

hartelastischer<br />

Zustand<br />

Makromoleküle fest<br />

miteinander verbunden


6 Organische Chemie Seite 60<br />

Arbeitsblatt: Bildung von Polymeren<br />

Strukturformeln der<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

HO-(CH 2 ) 4 -OH<br />

HOOC<br />

COOH<br />

COOH<br />

Name der Monomeren Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp<br />

1,3,5-Benzoltricarbonsäure<br />

Strukturformel des<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

H<br />

C<br />

H<br />

C<br />

H<br />

CH 3<br />

Name des Monomeren Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp<br />

Strukturformeln der<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

HOOC<br />

COOH<br />

H 2 N-(CH 2 ) 4 -NH 2<br />

Name der Monomeren Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp<br />

Terephtalsäure


6 Organische Chemie Seite 61<br />

Arbeitsblatt: Zusammensetzung von Polymeren<br />

Strukturformeln der<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

F F F F F F<br />

C C C C C C<br />

F F F F F F<br />

Name des<br />

Monomeren<br />

Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp<br />

Strukturformel des<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

O<br />

H O H O H O<br />

C C O C C O C C<br />

CH 3 CH 3 CH 3<br />

Name des<br />

Monomeren<br />

Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp<br />

Strukturformeln der<br />

Monomeren<br />

Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />

O<br />

O<br />

O<br />

C N N C O (CH 2 ) 2 O C N<br />

N<br />

H H H H<br />

O<br />

C<br />

Name der<br />

Monomeren<br />

Polyreaktionstyp<br />

Name des<br />

Polymeren<br />

Kunststofftyp


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 62<br />

7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie<br />

7.1 Soffmengenkonzentration, molares Volumen und Gasgleichung<br />

Die Stoffmengenkonzentration<br />

Um den Gehalt einer Substanz in einer Lösung anzugeben, wird die Stoffmengenkonzentration c verwendet.<br />

Wenn die Art des Lösungsmittels nicht angegeben ist, wird Wasser verwendet.<br />

Es gilt:<br />

c<br />

<br />

n<br />

V<br />

c: Stoffmengenkonzentration [c] = 1 mol/l<br />

n: Stoffmenge des gelösten Stoffes [n] = 1 mol<br />

V: Volumen der Lösung [V] = 1 l<br />

Das molare Volumen<br />

Bei Gasen lässt sich das Volumen einfacher bestimmen als die Masse. Deshalb ist die Erkenntnis von<br />

Avogadro, dass in 1 Liter Helium gleich viele Moleküle enthalten sind wie in einem Liter Sauerstoff, von grosser<br />

Bedeutung. Das Gesetz von Avogadro lautet:<br />

Gleiche Volumina gasförmiger Stoffe enthalten bei gleicher Temperatur und gleichem Druck gleich<br />

viele Teilchen.<br />

Helium<br />

2<strong>2.</strong>4 l<br />

Sauerstoff<br />

Wählt man als äussere Bedingungen p = 101'325 Pa<br />

und T = 273 K (0°C), so nimmt bei Gasen die Stoffmenge<br />

1 mol ein Volumen von 2<strong>2.</strong>4 Liter ein.<br />

Unter diesen Normbedingungen enthalten 2<strong>2.</strong>4 l eines idealen<br />

Gases 6 . 10 23 Teilchen (d.h. Gasmoleküle).<br />

m = 4 g<br />

n =1 mol<br />

m = 32 g<br />

n = 1 mol<br />

N = N = 6.02 10 23 N = N = 6.02 10 23<br />

Es gilt somit:<br />

n<br />

<br />

V<br />

V<br />

m<br />

(p, T = konst.)<br />

n: Stoffmenge [n] = 1 mol<br />

V: Volumen des Gases [V] = 1 l<br />

V m : Molares Volumen<br />

[V m ] = 1 l / mol<br />

Das molare Volumen von idealen Gasen beträgt:<br />

bei Normbedingungen (p = 101'325 Pa, T = 273 K): V m = 2<strong>2.</strong>4 l / mol<br />

bei Standardbedingungen (p = 101'325 Pa, T = 298 K): V m = 24.45 l / mol<br />

Die allgemeine Gasgleichung<br />

Wenn die Stoffmenge nicht bei Norm- oder Standardbedingungen berechnet werden soll, so kommt die<br />

allgemeine Gasgleichung zur Anwendung (Herleitung siehe Physik).


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 63<br />

p V nR T<br />

R = 8.3144 J . K -1 . mol -1<br />

Diese Gleichung gilt streng genommen nur für ideale Gase:<br />

- kein Eigenvolumen der Gasteilchen<br />

- keine Kräfte zwischen den Teilchen<br />

Reale Gase erfüllen diese Gleichung um so besser, je kleiner der Druck und je höher die Temperatur. Unter<br />

diesen Bedingungen spielen die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen die geringste Rolle.<br />

Aufgaben<br />

1. Wie viel Gramm Magnesiumchlorid muss man abwägen, um 2 l einer Lösung herzustellen, deren Chlorid-<br />

Ionenkonzentration 0.05 mol/l beträgt?<br />

<strong>2.</strong> Schwefelsäure-Lösung (H 2 SO 4(aq) ) reagiert mit Natronlauge (NaOH (aq) ) zu Natriumsulfat (Na 2 SO 4 ) und<br />

Wasser. Wie viele Milliliter Natronlauge mit c(NaOH) = 0.75 mol / l werden benötigt, damit die<br />

Schwefelsäure in 50 ml Schwefelsäure-Lösung mit c(H 2 SO 4 ) = 0.15 mol / l vollständig reagiert?<br />

3. Natriumthiosulfat (Na 2 S 2 O 3 ) reagiert mit Iod vollständig zu Natriumtetrathionat (Na 2 S 4 O 6 ) und Natriumiodid.<br />

Welches Volumen einer Lösung mit c(Na 2 S 2 O 3 ) = 0.64 mol / l braucht es zur vollständigen Umsetzung von<br />

15.3 g I 2 ?<br />

4. Lösung 1: 2 g Calciumbromid werden in Wasser gelöst, so dass das Volumen der Lösung<br />

0.4 Liter beträgt.<br />

Lösung 2: 2 g Aluminiumbromid werden in Wasser gelöst, so dass das Volumen der Lösung<br />

0.4 Liter beträgt.<br />

Lösung 1 und 2 werden gemischt. Berechne die Konzentration der Calcium-, Aluminium- und Bromid-Ionen<br />

in der Mischlösung.<br />

5. Bestimmung des Citronensäure- und Vitamin C-Gehalts in einer Zitrone<br />

a) Wie viel Gramm Citronensäure (C 6 H 8 O 7 ) enthalten 10 ml Zitronensaft, wenn für die vollständige<br />

Reaktion der Citronensäure 18 ml Natronlauge mit c(NaOH) = 1 mol/l verbraucht wurde? Citronensäure<br />

reagiert mit NaOH zu Na 3 C 6 H 5 O 7 und H 2 O.<br />

b) Wie viel Gramm Vitamin C (C 6 H 8 O 6 ) enthält eine Zitrone, wenn für die vollständige Umsetzung des<br />

darin enthaltenen Vitamin C 45 ml Iodat-Lösung mit c(KIO 3 ) = 0.02 mol/l benötigt wurde?<br />

3 C 6 H 8 O 6 + KIO 3 3 C 6 H 6 O 6 + KI + 3 H 2 O<br />

6. 1000 g Soda (Na 2 CO 3 ) werden in einem Tank in Wasser gelöst. 250 ml der Lösung werden mit HCl-Lösung<br />

mit c(HCl) = 0.5 mol / l titriert, wobei 40 ml verbraucht werden. Berechne das Volumen der Lösung im Tank.<br />

Soda reagiert mit HCl zu NaCl, CO 2 und H 2 O.<br />

7. Wie viel Teilchen enthalten 50 Liter Sauerstoff bei 60°C und 90'000 Pa?<br />

8. Berechne das molare Volumen von Stickstoff bei 200°C und 50'000 Pa.<br />

9. Welche Dichte haben Kohlenstoffmonoxid, Stickstoff und Sauerstoff bei 50°C und 100'000 Pa?


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 64<br />

10. 0.19 ml Ethanol (Dichte: 782 kg/m 3 ) wurden verdampft. Bei einer Temperatur von 89°C ergab sich ein<br />

Gasvolumen von 90 ml. Der Luftdruck betrug 101'000 Pa. Berechne die molare Masse von Ethanol.<br />

11. Eine Verbindung aus den Elementen C, H und N hat eine molare Masse von 162 g . mol -1 .<br />

Bei der vollständigen Verbrennung von 5.278 g Verbindung entstehen bei Normbedingungen 14.336 g<br />

Kohlenstoffdioxid, 728 ml Stickstoffgas und Wasser.<br />

Ermittle die Summenformel der Verbindung und zeichne eine mögliche Strukturformel.<br />

1<strong>2.</strong> Ein Gemisch von C 2 H 6 und C 3 H 8 wird mit O 2 vollständig verbrannt unter Bildung von 1<strong>2.</strong>5 g CO 2 und 7.2 g<br />

H 2 O. Wieviel Massenprozent C 2 H 6 enthält das Gemisch?<br />

7.2 Die Reaktionsenthalpie<br />

Der Energieinhalt der Welt ist konstant<br />

Energieerhaltungssatz<br />

1. Hauptsatz der Thermodynamik<br />

(in der Formulierung des deutschen Physikers Clausius)<br />

Dies bedeutet, dass Energie weder neu geschaffen, noch zerstört werden kann.<br />

Energie, d.h. die Fähigkeit Arbeit zu leisten, existiert in verschiedenen Formen und kann als kinetische Energie<br />

oder potentielle Energie in Erscheinung treten. Potentielle und kinetische Energie sowie auch die verschiedenen<br />

Energieformen können ineinander umgewandelt werden.<br />

Auch chemische Vorgänge sind immer mit Energieumsätzen verknüpft. Die Wärmeenergie, die ein System bei<br />

konstantem Druck an die Umgebung abgibt oder von ihr aufnimmt, wird als Reaktionsenthalpie (H)<br />

bezeichnet. Die meisten chemischen Reaktionen erfolgen bei konstantem Druck.<br />

Stoffsystem<br />

wird durch die Reaktion vorerst wärmer als die<br />

Umgebung bzw. als die Edukte<br />

exotherm<br />

Wärmefluss<br />

Umgebung<br />

(Lufthülle)<br />

Stoffsystem<br />

wird durch die Reaktion vorerst kälter als die<br />

Umgebung bzw. als die Edukte<br />

endotherm<br />

Wärmefluss<br />

<br />

Umgebung<br />

(Lufthülle)<br />

Exotherme Reaktionen Wärmeabgabe H < 0, Vorzeichen von H negativ<br />

Endotherme Reaktionen Wärmeaufnahme H > 0, Vorzeichen von H positiv<br />

Da chemische Reaktionen durch Trennung und Neubildung von Bindungen charakterisiert sind, ist die<br />

Veränderung des Energieinhalts in erster Linie durch die Energiebilanz dieser Vorgänge bestimmt.<br />

- Um eine Bindung zu trennen, ist stets Energie erforderlich.<br />

- Bei der Bildung einer Bindung wird stets Energie frei.


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 65<br />

Werden bei einer Reaktion also schwache Bindungen gespalten und neue, festere Bindungen gebildet, so<br />

verläuft die Reaktion exotherm. Werden starke Bindungen gespalten und neue schwache gebildet, so verläuft<br />

die Reaktion endotherm.<br />

In vielen Fällen können die gleichen Produkte auf verschiedene Weise hergestellt werden. Der Energieumsatz<br />

ist dabei unabhängig vom Reaktionsverlauf, sonst würde der Energieerhaltungssatz nicht erfüllt. Diese<br />

Überlegungen wurden im Satz von Hess zusammengefasst:<br />

Die Reaktionsenthalpie ist unabhängig vom Reaktionsweg. Sie hängt nur vom Anfangs- und<br />

Endzustand des Systems ab.<br />

Beispiel:<br />

Graphit kann direkt zu Kohlenstoffdioxid verbrannt werden (Weg A) oder indirekt über<br />

Kohlenstoffmonoxid (Weg B und C).<br />

CO<br />

+ ½ O 2<br />

+ ½ O 2<br />

C CO 2<br />

+ O 2<br />

Weg A: C (Graphit) + O 2 (g) CO 2 (g) H A = -393 kJ . mol -1<br />

Weg B: C (Graphit) + ½ O 2 (g) CO(g) H B = -111 kJ . mol -1<br />

Weg C: CO(g) + ½ O 2 (g) CO 2 (g) H C = -282 kJ . mol -1<br />

Entsprechend dem Satz von Hess gilt:<br />

H A = H B + H C = -111 kJ . mol -1 + (-282 kJ . mol -1 ) = -393 kJ . mol -1<br />

Würde die Reaktion über Weg A mehr Energie liefern als bei der Rückreaktion über Weg B und C zugeführt<br />

werden muss, so könnte man Energie aus dem "Nichts" erzeugen (Perpetuum mobile). Gemäss<br />

Energieerhaltungssatz ist dies nicht möglich.<br />

Berechnung von Reaktionsenthalpien aus Bindungsenthalpien<br />

Der für die Spaltung von 1 mol einer bestimmten Elektronenpaarbindung notwendige Energiebetrag<br />

wird molare Bindungsenthalpie genannt.<br />

Beispiele: H _ H (g) 2 H(g) H m = + 436 kJ·mol –1<br />

2 H(g) H _ H(g) H m = - 436 kJ·mol –1


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 66<br />

Die Reaktionsenthalpie kann berechnet werden, wenn die Reaktion in Teilschritte zerlegt wird:<br />

- die Bindungen der Edukte werden unter Energiezufuhr gespalten (H positives Vorzeichen)<br />

- die Bindungen der Produkte werden unter Energieabgabe neu gebildet (H negatives Vorzeichen).<br />

Die Summe der bei diesen Teilschritten benötigten und freigesetzten Energie entspricht der molaren<br />

Reaktionsenthalpie H m<br />

.<br />

H m = H m (Spaltung) + H m (Neubildung)<br />

Berechnung von Reaktionsenthalpien aus Bildungsenthalpien<br />

Die molare Standardbildungsenthalpie (H f ) ist die molare Reaktionsenthalpie für die Bildung einer<br />

Verbindung aus den Elementen bei Standardbedingungen.<br />

[H f ] = 1 kJ . mol -1<br />

(Der Index f bedeutet of formation = Bildungs....)<br />

Standardbedingungen: T = 298 K (25°C), p = 101'300 Pa<br />

Die molare Standardbildungsenthalpie der Elemente hat man willkürlich gleich Null gesetzt. Wenn verschiedene<br />

Modifikationen vorkommen, ordnet man der stabileren Modifikation den Wert Null zu:<br />

H f (Graphit) = 0 kJ . mol -1 H f (Diamant) = + 2 kJ . mol -1<br />

Beispiele:<br />

H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O(g) H f = -242 kJ . mol -1<br />

Na (s) + ½ Cl 2 (g) NaCl(s) H f = -411 kJ . mol -1<br />

Sind die molaren Standardbildungsenthalpien von allen Reaktionspartnern bekannt, so kann die molare<br />

Reaktionsenthalpie bei Standardbedingungen berechnet werden.<br />

Es gilt:<br />

H m = H f (Produkte) - H f (Edukte)<br />

Die Reaktionsenthalpie H für eine beliebige Stoffmenge n kann wie folgt berechnet werden:<br />

H = H<br />

<br />

m<br />

n<br />

<br />

H m ] = 1 kJ . mol -1<br />

H] = 1 kJ<br />

n] = 1 mol<br />

Aufgaben:<br />

<strong>13</strong>. Berechne die molare Reaktionsenthalpie für die Verbrennung von Propan mit Hilfe der molaren<br />

Standardbildungsenthalpien.<br />

14. a) Berechne die molare Verbrennungsenthalpie von Glucose (C 6 H 12 O 6 ). Rechne mit H 2 O (l) .<br />

b) Wie gross ist der physikalische Brennwert (Reaktionsenthalpie pro Gramm) von Glucose?<br />

c) Wie viele Liter Sauerstoff werden bei Standardbedingungen für die Verbrennung von einem Mol<br />

Glucose verbraucht?


7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 67<br />

15. a) Wie viele Liter Methangas müssen bei Standardbedingungen verbrannt werden, um eine<br />

Energiemenge von 15000 kJ zu gewinnen? Rechne mit H 2 O(l).<br />

b) Wie viele Liter CO 2 werden dabei gebildet?<br />

c) Berechne den Brennwert von Methan.<br />

16. a) Berechne die Standardbildungsenthalpie von 1,3,5-Cyclohexatrien mit Hilfe der Bindungsenthalpien.<br />

b) Die molare Standardbildungsenthalpie für Benzol 83 kJ·mol –1 . Berechne die Mesomerieenergie von<br />

Benzol.<br />

Mesomerieenergie<br />

1,3,5-Cyclohexatrien, nicht existent! Benzol<br />

3 Einfachbindungen, 3 Doppelbindungen 6 Einfachbindungen, 6 Elektronen delokalisiert<br />

17. Berechne die molare Reaktionsenthalpie für die Bildung von Ethanal aus den Elementen mit Hilfe von<br />

Bindungsenthalpien. Um was für eine Art von Reaktionsenthalpie handelt es sich?<br />

18. Berechne die Gitterenthalpie von NaCl: Na + (g) + Cl - (g) NaCl(s)<br />

Gitterenthalpie<br />

19. Berechne die molare Sublimationsenthalpie für Aluminium. Die Standardbildungsenthalpie für<br />

Aluminiumoxid beträgt -1610 kJ·mol –1 , die Gitterenthalpie -15‘200 kJ·mol –1 .<br />

Lösungen:<br />

1. m(MgCl 2 ) = 4.76 g<br />

<strong>2.</strong> V(NaOH) = 20 ml<br />

3. V(Na 2 S 2 O 3 ) = 188 ml<br />

4. n(Ca 2+ ) = 0.01 mol, c(Ca 2+ ) = 0.0125 mol · l –1 , n(Al 3+ ) = 0.0075 mol, c(Al 3+ ) = 0.0094 mol · l –1 ,<br />

n(Br – ) = 0.02 + 0.0225 mol, c(Br – ) = 0.053 mol · l –1<br />

5. a) m(C 6 H 8 O 7 )=1.152 g b) m(C 6 H 8 O 6 ) = 0.475 g<br />

6. V(Soda) = 235.8 l<br />

7. n = 1.625 mol<br />

8. V m = 78.65 l . mol - 1<br />

9. (CO) = 1.043 kg m –3 , (N 2 ) = 1.043 kg m –3 , (O 2 ) = 1.192 kg m –3 ,<br />

10. 49.3 g . mol - 1<br />

11. C 10 H 14 N 2<br />

1<strong>2.</strong> m(C 2 H 6 ) = 1.92 g, m(C 3 H 8 ) = <strong>2.</strong>288 g 45.6 % C 2 H 6<br />

<strong>13</strong>. H m = -2219 kJ . mol - 1<br />

14. a) H m = -2814 kJ . mol -1 , b) H = -15.6 kJ, c) V(O 2 ) = 146.7 l<br />

15. a) V(Methan) = 0.412 m 3 = 412 l, b) V(CO 2 ) = 412 l c) H = -55.6 kJ<br />

16. a) H f = 246 kJ . mol -1 , b) H Mesomerie = -163 kJ . mol - 1<br />

17. H m = -190 kJ . mol -1 = H f(Ethanal)<br />

18. H G = -789 kJ . mol - 1

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