Skript 2. MAR 2012/13
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Chemie II<br />
Powerpoint-Folien<br />
und Lösungen<br />
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Fachschaft Chemie<br />
Unterlagen Stieger<br />
4 Zwischenmolekulare Kräfte<br />
4.1 Van-der-Waals-Kräfte........................................................................................................... 1<br />
4.2 Dipol-Dipol-Kräfte und Wasserstoffbrücken ..................................................................... 3<br />
4.3 Löslichkeitsverhalten von Molekularverbindungen ......................................................... 7<br />
5 Ionenbindung und metallische Bindung<br />
5.1 Ionenbindung ....................................................................................................................... 8<br />
5.1.1 Edelgasregel ........................................................................................................... 8<br />
5.1.2 Ionenverbindungen (Salze) .................................................................................... 8<br />
5.1.3 Das Ionengitter .....................................................................................................10<br />
5.1.4 Die Gitterenergie und die Reaktionsenthalpie ......................................................<strong>13</strong><br />
5.1.5 Eigenschaften von Salzen ....................................................................................14<br />
5.1.6 Redoxreaktionen...................................................................................................16<br />
5.1.7 Salze mit mehratomigen Ionen .............................................................................17<br />
5.1.8 Wasserlöslichkeit von Salzen (Ion-Dipol-Kräfte) ..................................................19<br />
5.1.9 Elektrolyse ............................................................................................................20<br />
5.<strong>2.</strong> Metallische Bindung ..........................................................................................................22<br />
5.<strong>2.</strong>1 Das Elektronengasmodell .....................................................................................22<br />
5.<strong>2.</strong>2 Das Metallgitter .....................................................................................................22<br />
5.<strong>2.</strong>3 Legierungen ..........................................................................................................24<br />
5.3 Zusammenfassung Haupt- und Nebenvalenzen .............................................................26<br />
6 Organische Chemie<br />
6.1 Einleitung ............................................................................................................................29<br />
6.2 Redoxreaktionen in der organischen Chemie ................................................................33<br />
6.3 Alkohole ..............................................................................................................................34<br />
6.4 Aldehyde und Ketone ........................................................................................................37<br />
6.5 Carbonsäuren .....................................................................................................................40<br />
6.6 Carbonsäureester ..............................................................................................................43<br />
6.7 Fette .....................................................................................................................................47<br />
6.8 Seifen ..................................................................................................................................49<br />
6.9 Fossile Brennstoffe............................................................................................................51<br />
6.10 Alkane, Alkene und Alkine ................................................................................................51<br />
6.11 Kunststoffe .........................................................................................................................57<br />
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie<br />
7.1 Soffmengenkonzentration, molares Volumen und Gasgleichung ................................62<br />
7.2 Die Reaktionsenthalpie .....................................................................................................64<br />
Susanna Stieger Tel. 032 677 14 30 E-Mail: s.stieger@gawnet.ch <strong>Skript</strong> <strong>MAR</strong>11, <strong>2012</strong>/<strong>13</strong>
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 1<br />
4 Zwischenmolekulare Kräfte<br />
4.1 Van-der-Waals-Kräfte<br />
Viele Stoffe, die aus unpolaren Molekülen bestehen, begegnen uns als Gase. Kühlt man die Gase<br />
jedoch entsprechend ab, so kondensieren sie zu Flüssigkeiten und erstarren schliesslich zu Feststoffen.<br />
Das weist darauf hin, dass auch zwischen unpolaren Molekülen und zwischen den Atomen<br />
der Edelgase Anziehungskräfte wirken, wenn die Wärmebewegung der Teilchen nicht mehr allzu stark<br />
ist.<br />
In einem Atom oder in einem Atom eines Moleküls bewegen sich die Elektronen innerhalb bestimmter<br />
Räume um den Atomkern. Dabei kann die Ladungsverteilung während ganz kurzer Zeit unsymmetrisch<br />
werden, so dass das Atom resp. Molekül als Dipol mit einem positiven (+) und einem negativen<br />
(-) Pol erscheint. Man nennt diesen kurzlebigen Dipol auch temporären Dipol. Ist in diesem<br />
Moment ein anderes Atom resp. Molekül in der Nähe, wird auch dieses zweite Atom polarisiert.<br />
Elektrostatische Kräfte zwischen solchen temporären Dipolen nennt man Van-der-Waals-Kräfte. Da<br />
die Elektronen ständig in Bewegung sind, ändert sich die Ladungsverteilung in Atomen und Molekülen<br />
fortwährend, so dass diese Anziehungskräfte nur schwach sein können und mit zunehmender<br />
Entfernung der beiden Teilchen sehr stark abnehmen.<br />
Van-der-Waals-Kräfte zwischen Heliumatomen:<br />
Helium-Atom mit symmetrischer<br />
Elektronenwolke<br />
Vorübergehend polarisierte<br />
Helium-Atome<br />
- Die Van-der-Waals-Kräfte sind umso grösser, je grösser die Polarisierbarkeit eines Teilchens ist.<br />
- Die Polarisierbarkeit ist umso grösser, je grösser die Elektronenzahl und die Oberfläche des<br />
Teilchens ist. (Elektronenzahl = Gesamtelektronenzahl, nicht Zahl der Valenzelektronen.)<br />
Der Siedepunkt ist ein Mass für die Stärke der zwischenmolekularen Kräfte.<br />
Je höher der Siedepunkt, desto stärker die zwischenmolekularen Kräfte.<br />
Siedepunkte einiger flüchtiger Stoffe<br />
Elektronen Sdp. Elektronen Sdp. Elektronen Sdp.<br />
F 2 18 -187° He 2 -269° CH 4 10 -164°<br />
Cl 2 34 -34.6° Ne 10 -246° C 2 H 6 18 - 89°<br />
Br 2 70 59° Ar 18 -190° C 3 H 8 26 - 42°<br />
I 2 106 183° Kr 36 -152° C 4 H 10 34 - 0.5°<br />
Aufgaben:<br />
1. Wie lässt sich die Reihenfolge der Siedepunkte bei den Halogenen und den Edelgasen erklären?<br />
<strong>2.</strong> Warum hat Propan einen tieferen Siedepunkt als Pentan?<br />
3. Benenne folgende Verbindungen und ordne sie nach dem Siedepunkt:
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 2<br />
Arbeitsblatt: Zwischenmolekulare Kräfte (Kohäsionskräfte, Gitterkräfte)<br />
unpolare Moleküle<br />
polare Moleküle<br />
................................. Dipole ............................. Dipole<br />
ohne H an O, N, F<br />
mit H an O, N, F<br />
nur zusätzlich zusätzlich<br />
………………………………...……………………..…..….<br />
…..……………………………<br />
am schwächsten stärker am stärksten<br />
1)<br />
Unpolare Moleküle<br />
Siedepunkt<br />
68 °C ......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
2)<br />
36 °C ......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
3)<br />
27 °C ......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
4)<br />
10 °C ......................................................................................<br />
......................................................................................<br />
Van-der-Waals-Kräfte sind umso stärker<br />
- je .......................................................................................................................................<br />
.........................................................................................................................................<br />
- je .......................................................................................................................................<br />
.......................................................................................................................................
Temperatur (°C)<br />
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 3<br />
4.2 Dipol-Dipol-Kräfte und Wasserstoffbrücken<br />
Dipol-Dipol-Kräfte: Die Anziehungskräfte zwischen permanenten Dipolen sind wesentlich stärker als<br />
zwischen temporären Dipolen. Zusätzlich zu den Van-der-Waals-Kräften wirken zwischen permanenten<br />
Dipolen Dipol-Dipol-Kräfte. Dies wird durch einen Vergleich von Sauerstoff (O 2 , 16 Elektronen) und<br />
Methanal (H 2 CO, 16 Elektronen) verdeutlicht.<br />
H H H H<br />
O O O O O O O OC O C O C O C O<br />
H H H H<br />
Kein Dipol, Van-der-Waals-Kräfte<br />
Sdp. -183°C<br />
+ - + -<br />
Dipol, Dipol-Dipol-Kräfte<br />
Sdp. -21°C<br />
Wasserstoffbrücken: Bei den Wasserstoffverbindungen der Elemente aus der vierten Hauptgruppe<br />
steigt die Siedetemperatur entsprechend der stärker werdenden Van-der-Waals-Kräfte mit der Molekülmasse<br />
an. Bei den folgenden Hauptgruppen zeigt aber gerade die Wasserstoffverbindung des<br />
ersten Elementes eine besonders hohe Siedetemperatur. Wären die Eigenschaften regelmässig abgestuft,<br />
so müsste Wasser bei Raumtemperatur ein Gas sein (Siedepunkt ca. – 60°C).<br />
Auch bei vielen anderen Verbindungen, in denen Wasserstoff-Atome<br />
an Sauerstoff-, Stickstoff- oder Fluor-Atome<br />
gebunden sind, treten stärkere Wechselwirkungen auf als<br />
zwischen anderen Dipolmolekülen. Ursache für diese<br />
Eigenschaften sind jeweils Wasserstoffbrücken: Die<br />
besonders stark elektronegativen Atome (F,O,N) ziehen die<br />
Bindungselektronen so weit zu sich heran, dass am<br />
Wasserstoffatom eine hohe positive Partialladung entsteht.<br />
Das stark positivierte Wasserstoff-Atom tritt dann mit einem<br />
benachbarten Molekül in Wechselwirkung, indem es sich<br />
an ein nichtbindendes Elektronenpaar von F,O, oder N<br />
anlagert.<br />
Die Moleküle lagern sich dann zu Schwärmen zusammen, in denen jeweils ein Wasserstoffatom eine<br />
"Brücke" zwischen zwei anderen Atomen bildet. Bei den Wasserstoffbrücken handelt es sich um eine<br />
besonders ausgeprägte Wirkung der Polarität.<br />
Siedepunkte der Nichtmetall-Wasserstoff-Verbindungen<br />
150<br />
100<br />
H 2 O<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
HF<br />
NH 3<br />
H 2 S<br />
HCl<br />
PH 3<br />
H 2 Se<br />
AsH 3<br />
HBr<br />
GeH 4<br />
H 2 Te<br />
SbH 3<br />
HI<br />
SnH 4<br />
-150<br />
SiH 4<br />
-200<br />
CH 4
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 4<br />
- Sind in einem Molekül Wasserstoff-Atome an ein Fluor-, Sauerstoff- oder Stickstoff-Atom gebunden,<br />
so bilden sich Wasserstoffbrücken zu Nachbarmolekülen.<br />
- Die Wasserstoff-Atome nehmen aktiv an Wasserstoffbrücken teil.<br />
- Enthält ein Molekül negativ polarisierte Fluor-, Sauerstoff- oder Stickstoff-Atome, so können ihre<br />
nichtbindenden Elektronenpaare passiv an Wasserstoffbrücken teilnehmen.<br />
Aufgaben:<br />
4. Welche Verbindung hat den höheren Siedepunkt?<br />
O<br />
a)<br />
oder<br />
b) Ethanal oder Kohlenstoffdioxid<br />
c) Ethanol oder Aceton (Propan-2-on)<br />
5. Ordne folgende Verbindungen (mit 24-26 Elektronen) nach ihrem Siedepunkt: Methansäure,<br />
Ethanal, Ethanol, Propan). Welche Kräfte wirken zwischen den Molekülen dieser Verbindungen?<br />
6. Ordne folgende Verbindungen nach ihrem Siedepunkt: Ethansäure, Ethandial, Propan-1-ol,<br />
Propan-2-ol, Butan, 2-Methylpropan<br />
7. Zeichne die H-Brücken, die die Moleküle CH 3 OH und CH 3 COCH 3 und CH 3 NH 2 mit Wassermolekülen<br />
ausbilden können.<br />
Wasser und Eis: Die lockere Struktur von Eis (und damit seine gegenüber flüssigem Wasser<br />
geringere Dichte) ist auf Wasserstoffbrücken zurückzuführen. Eis oder Schneekristalle bilden<br />
sechseckige Muster. Im Gitter des Eises ist jedes Sauerstoff-Atom von vier Wasserstoff-Atomen<br />
umgeben. Mit zwei Wasserstoffatomen ist das Sauerstoffatom über eine Elektronenpaarbindung<br />
verbunden, während zu den beiden etwas weiter entfernten eine Wasserstoffbrücke besteht. Diese<br />
Anordnung gibt ein weitmaschiges Gitter mit durchgängigen Hohlräumen von sechseckigem<br />
Querschnitt. Wegen dieser weiträumigen Struktur besitzt Eis ein grösseres Volumen als Wasser<br />
derselben Masse.<br />
Schmilzt Eis, bricht das Gitter zusammen.<br />
Einzelne Moleküle können in die Hohlräume<br />
eindringen. Es bilden sich Gruppen<br />
(Cluster) von Molekülen, die durch<br />
Wasserstoffbrücken zusammenhalten. Von<br />
0 bis 4°C nimmt die Dichte zu. Bei weiterer<br />
Temperaturerhöhung vergrössern sich die<br />
Abstände zwischen den Molekülen und<br />
Wasser dehnt sich wie die meisten<br />
Flüssigkeiten aus.<br />
Wassermolekül<br />
H-Brücke<br />
Draufsicht<br />
Die Wasserstoffbrücken sind auch verantwortlich für die grosse Oberflächenspannung des Wassers.<br />
Die anziehenden Kräfte sind besonders ausgeprägt an Grenzflächen (z.B. Wasser-Luft), da hier<br />
Wassermoleküle einseitig nach innen gezogen werden. Die Grenzfläche ist somit gespannt. Dank der<br />
Oberflächenspannung können auf einer Wasseroberfläche sogar Gegenstände schwimmen, die eine<br />
grössere Dichte besitzen als das Wasser. Zudem nehmen Wassertropfen Kugelform an um die<br />
Oberfläche zu minimieren. Sogenannt waschaktive Substanzen (Seife, Waschmittel) lagern sich an<br />
der Grenzfläche zwischen Wasser und Luft an und vermindern dadurch die Oberflächenspannung.
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 5<br />
Arbeitsblatt: Wasser – ein besonderer Stoff<br />
Versuch 1:<br />
Gib einen Würfel festes Oel in flüssiges Oel und einen Würfel Eis in Wasser.<br />
Welcher Stoff verhält sich normal, welcher ungewöhnlich? Erkläre im Teilchenmodell.<br />
....................................................................................................................................................................<br />
....................................................................................................................................................................<br />
1020<br />
1000<br />
Dichte (kg/m 3)<br />
980<br />
960<br />
940<br />
920<br />
900<br />
-20 0 20 40 60 80 100<br />
Temperatur (°C)<br />
Temperatur (°C) 0°C<br />
fest<br />
0°C<br />
flüssig<br />
4°C<br />
flüssig<br />
95°C<br />
flüssig<br />
Dichte (kg/m 3 ) 916.8 999.8 1000 961.9<br />
Vorgang a) ......................... b) ........................... c) ............................<br />
Aufgabe 1:<br />
Wie lassen sich die Dichteänderungen von Eis zu Wasser, sowie von Wasser zwischen 0°C und 4°C<br />
bzw. zwischen 4°C und 95°C erklären?<br />
............................................................................................................ ................. .....................................<br />
................................................................................................................................ ................. .................<br />
...................................................................................................................... ................. ...........................<br />
................................................................................................................................ ................. .................
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 6<br />
Aufgabe 2:<br />
- Welche Auswirkungen hat die Dichteanomalie des Wassers in Seen im Laufe der Jahreszeiten?<br />
- Wieso gefrieren tiefe Gewässer auch in strengen Wintern nicht bis auf den Grund?<br />
Sommer Herbst und Frühling Winter<br />
Versuch 2:<br />
Eine Kristallisierschale wird mit Wasser gefüllt.<br />
Eine leicht eingefettete Rasierklinge wird mit zwei Büroklammern<br />
beladen und vorsichtig auf die Wasseroberfläche gelegt.<br />
Wie lassen sich die Beobachtungen bei Versuch 2 erklären?<br />
Ein Molekül im Innern wird .......................................................................................................................<br />
........................................................................... .............. .........................................................................<br />
Ein Molekül an der Oberfläche erfährt ............................ ............. ............................................................<br />
Wasser verhält sich, als hätte es eine .................................................. ....................................................<br />
Die Oberflächenspannung einer Flüssigkeit ist umso grösser, je ...................................................<br />
........................................................................... ....................................... ........................................<br />
Die grosse Oberflächenspannung des Wassers bewirkt, dass<br />
............................................................................................................ ................. .....................................<br />
...................................................................................................................... ................. ...........................<br />
................................................................................................................................ ................. .................<br />
Versuch 3:<br />
- Bestreue die Oberfläche des Wassers mit dem "Rasierklingenboot" aus Versuch 2 mit etwas<br />
Lycopodiumpulver und tauche vorsichtig ein Stück Seife ein.<br />
- Beobachte das Verhalten des Lycopodiumpulvers und der Rasierklinge.<br />
O<br />
C<br />
Seifeanion<br />
O
4 Zwischenmolekulare Kräfte Seite 7<br />
4.3 Löslichkeitsverhalten von Molekularverbindungen<br />
Molekularverbindungen sind wasserlöslich, wenn ihre Moleküle mit Wassermolekülen Wasserstoffbrücken<br />
ausbilden können. Ist dies nicht der Fall oder enthält ihr unpolarer Teil mehr als 3 C-Atome, so<br />
werden die Moleküle aus dem Wasserverband gedrängt, weil sich die Wassermoleküle, die untereinander<br />
starke Wasserstoffbrücken ausbilden, zusammen lagern und die anderen Moleküle verdrängen.<br />
Generell gilt für die Löslichkeit von Stoffen folgende Regel: "Gleiches löst sich in Gleichem."<br />
- Polare Stoffe lösen sich in polaren Lösungsmitteln.<br />
- Unpolare Stoffe lösen sich in unpolaren Lösungsmitteln.<br />
Aufgaben:<br />
8. Unter welchen Bedingungen ist eine Molekularverbindung wasserlöslich?<br />
9. Welche der nachfolgenden Molekularverbindungen sind schlecht wasserlöslich?<br />
Ethan, Heptanol, Cyclopentan, Methanol, Trichlormethan, 1-Chlorbutan, Propanol, Propanal?<br />
10. Welche Molekularverbindungen aus den Blöcken A und B sind miteinander mischbar? Gib an,<br />
welche Kräfte zwischen A……….A, B……….B und A……….B wirken.<br />
A<br />
B<br />
Octan Benzol Methanol<br />
Wasser<br />
Aceton<br />
Cyclohexan
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 8<br />
5 Ionenbindung und metallische Bindung<br />
5.1 Ionenbindung<br />
5.1.1 Edelgasregel<br />
Bis 1964 nahm man an, dass Edelgase keine Verbindungen eingehen können, und auch heute sind<br />
nur wenige Edelgasverbindungen bekannt. Die Elektronenkonfiguration der Edelgase mit vier doppelt<br />
besetzten Elektronenwolken (d.h. vollständig besetzten s- und p-Orbitalen) stellt also einen besonders<br />
stabilen, energiearmen Zustand dar.<br />
Auch bei Ionen findet man häufig eine Elektronenverteilung, die der von Edelgas-Atomen entspricht.<br />
Man spricht deshalb von der Edelgasregel oder Oktettregel:<br />
- Metalle haben nur wenige Valenzelektronen. Sie erreichen einen beständigen Zustand durch<br />
Abgabe aller Aussenelektronen. Dadurch entstehen positiv geladene Atomrümpfe.<br />
Positiv geladene Ionen nennt man Kationen.<br />
Beispiel: Mg Mg 2+ + 2 e –<br />
- Nichtmetalle erreichen beständige Elektronenanordnungen durch Aufnahme von Elektronen, bis<br />
die Elektronenkonfiguration des nächsthöheren Edelgases erreicht ist.<br />
Die entstehenden negativ geladenen Ionen nennt man Anionen.<br />
Beispiel: Cl + e – Cl –<br />
- Bei Halbmetallen ist beides möglich. Meistens gilt die stufenförmige Trennungslinie: was links<br />
steht, verhält sich wie ein Metall-Atom, was rechts steht, wie ein Nichtmetall-Atom.<br />
5.1.2 Ionenverbindungen (Salze)<br />
Experiment: Chlorgas wird über erhitztes Natrium geleitet.<br />
Skizziere die Versuchsanordnung. Wie können die gemachten Beobachtungen<br />
interpretiert werden?<br />
Der Stoff Kochsalz ist elektrisch neutral (ungeladen), obschon er aus Ionen besteht.<br />
Daher müssen gleich viele einfach positive Na + -Ionen wie einfach negative Cl - -Ionen vorliegen<br />
(Ladungssumme = 0). Das kleinste ganzzahlige Verhältnis dieser Ionen ist also 1:1. Daher gibt man<br />
dem Kochsalz die chemische Formel NaCl und spricht von Natriumchlorid. Mit Natriumchlorid ist also<br />
kein Teilchen gemeint.<br />
Für Ionenverbindungen gilt das Gesetz der Ladungsneutralität: Ionenverbindungen sind elektrisch<br />
neutral.<br />
Setzt man Ca (elementares Calcium) mit Chlorgas um, so entsteht eine Ionenverbindung mit den<br />
2-fach positiven Ca 2+ -Ionen (Calciumionen) und den einfach negativen Cl - -Ionen:<br />
Ca + 2 Cl Ca 2+ + 2 Cl –<br />
Um das Gesetz der Ladungsneutralität zu erfüllen, müssen in diesem Fall auf ein Ca 2+ -Ion zwei Cl - -<br />
Ionen entfallen, d.h. das kleinste ganzzahlige Verhältnis muss 1:2 sein. Aus diesem Grunde hat der<br />
Stoff Calciumchlorid die Formel CaCl 2 (der Index 1 wird nicht geschrieben).<br />
Auch bei anderen Reaktionen von Metallen mit Nichtmetallen entstehen Verbindungen, die wie<br />
Kochsalz aus Ionen aufgebaut sind. Solche Ionenverbindungen bezeichnet man allgemein als Salze.
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 9<br />
Ionenbildung<br />
Darstellung im Schalenmodell:<br />
+ +<br />
Darstellung im Kugelwolken-Modell:<br />
Na + Cl Na + Cl<br />
+<br />
–<br />
Natrium-Atom + Chlor-Atom Natrium-Ion + Chlorid-Ion<br />
Metall-Atom + Nichtmetall- Kation + Anion<br />
Atom<br />
Salz, Ionenverbindung<br />
Metalle<br />
Atomradius grösser als Kationenradius<br />
Nichtmetalle<br />
Anionenradius grösser als Atomradius
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 10<br />
Benennung von Salzen (Ionenverbindungen):<br />
- Der Name von Salzen setzt sich aus dem Namen des Kations und dem Namen des Anions<br />
zusammen.<br />
- Dabei wird der Name des Kations vom Elementnamen übernommen.<br />
Bei Kationen von Nebengruppenelementen wird zusätzlich die Ionenladung in Klammern mit<br />
römischen Ziffern angegeben.<br />
Beispiel: Für ein Salz mit Fe 2+ -Ionen wird im Namen Eisen(II) geschrieben.<br />
- Allgemein enden die Namen der negativ geladenen, einatomigen Ionen aus Nichtmetallen auf -id.<br />
Benenne folgende Nichtmetall-Ionen:<br />
F - .......................................... O 2- .......................................... N 3- ..........................................<br />
Cl - .......................................... S 2- .......................................... P 3- ..........................................<br />
Br - .......................................... Se 2- .......................................... C 4- ..........................................<br />
I - .......................................... Te 2- .......................................... H - ..........................................<br />
Aufgaben<br />
1. Bilde Verbindungen aus: K und S, Ca und P, Ge und O<br />
Mg und O, Al und O, Na und N<br />
Aus welchen Ionen bestehen diese Salze, wie lauten die Formeln und die Namen?<br />
<strong>2.</strong> Gib an, wie die Formel der folgenden Salze lautet und aus welchen Ionen sie bestehen:<br />
Indiumsulfid, Silber(I)-sulfid, Eisen(III)-chlorid, Eisen(III)-oxid, Kupfer(I)-sulfid<br />
5.1.3 Das Ionengitter<br />
Die Ionen einer Ionenverbindung (Salz) halten wegen den anziehenden elektrostatischen Kräften<br />
zwischen den positiven und den negativen Ionen zusammen. Diese Kräfte nennt man Ionenbindung.<br />
Einatomige Ionen der Hauptgruppenelemente kann man sich kugelförmig vorstellen. Da die von den<br />
Ionen ausgehenden Kräfte räumlich allseitig wirken, wird sich ein positiv geladenes Ion mit möglichst<br />
vielen negativ geladenen Ionen zu umgeben suchen und umgekehrt. Es kommt deshalb zur Bildung<br />
eines Ionengitters, d.h. eines Kristallgitters mit Ionen als Bausteinen.<br />
In einem Ionengitter sind die Kationen allseitig von Anionen umgeben, und Anionen haben nur<br />
Kationen als nächste Nachbarn. Die Packung ist dabei so dicht wie möglich.<br />
Anordnung der Ionen im festen Kochsalz.<br />
grosse Kugeln = Chlorid-Ionen<br />
kleine Kugeln = Natrium-Ionen
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 11<br />
Die Struktur des Ionengitters (Gittergeometrie) hängt vor allem vom Verhältnis der Ionenradien von<br />
Kationen und Anionen ab. Wenn der Anionenradius so gross wird, dass sich Kationen und Anionen<br />
bei einem bestimmten Gittertyp nicht mehr berühren können, kristallisiert das Salz im Gittertyp mit<br />
einer tieferen Koordinationszahl. Für 1:1-Ionenkristalle werden folgende Gittertypen gefunden:<br />
Name Zinksulfid-Typ Natriumchlorid-Typ Cäsiumchlorid-Typ<br />
r K / r A < 0.41 0.41 bis 0.73 > 0.73<br />
Koordinationszahl 4 6 8<br />
Struktur Tetraeder Oktaeder Würfel<br />
Zinksulfidgitter Natriumchloridgitter Cäsiumchloridgitter<br />
= Zn 2+ = S 2- = Na + = Cl -<br />
= Cs + = Cl -<br />
Die Koordinatonszahl (KZ) gibt die Zahl der nächsten Nachbarn eines Teilchens an.<br />
In einem Ionengitter herrscht ein hochgeordneter Zustand der Ionen. Generell nennt man Feststoffe<br />
mit Gitterbau, d.h. einem hochgeordneten Zustand der kleinsten Teilchen (Fernordnung) Kristalle.<br />
Aufgabe<br />
3 Berechne mit Hilfe der Ionenradien, welcher Gittertyp bei CsI und MgO vorliegt?<br />
4. Berechne den Abstand zwischen den Anionen für Natriumchlorid und für Natriumiodid.<br />
(Beide Kristallisieren im NaCl-Gitter.)<br />
5. Das Salz KX kristallisiert NaCl-Gittertyp. Der Abstand zwischen den Anionen beträgt 73.3 pm,<br />
Anionen und Kationen berühren sich. Um welches Element handelt es sich bei X? Rechne!
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 12<br />
Arbeitsblatt zur Berechnung des kritischen Radienverhältnisses für den NaCl-Typ<br />
- energetisch günstig<br />
- schwache Abstossung<br />
zwischen Anionen<br />
- starke Anziehung zwischen<br />
Anionen und Kationen<br />
- Grenzfall<br />
- Abstossung zwischen<br />
Anionen<br />
- Anziehung zwischen<br />
Anionen und Kationen<br />
- energetisch ungünstig<br />
- starke Abstossung<br />
zwischen Anionen<br />
- schwache Anziehung zwischen<br />
Anionen und Kationen<br />
Kennt man das Verhältnis der Ionenradien von Kation r K und Anion r A , so lässt sich in vielen Fällen der<br />
Gittertyp des Kristalls voraussagen. Für die Berechnung des kritischen Radienverhältnisses r K : r A , das<br />
die unterste Grenze für einen bestimmten Gittertyp darstellt, geht man von folgenden Annahmen aus:<br />
- Ionen sind starre Kugeln mit genau definiertem Radius (r K und r A )<br />
- Anionen und Kationen müssen sich berühren, Anionen dürfen sich gerade berühren (Grenzfall)<br />
Zeige durch Rechnung, dass das kritische<br />
Verhältnis<br />
für den NaCl-Typ<br />
......................................................................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................................................................<br />
......................................................................................................................................................................................................
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite <strong>13</strong><br />
5.1.4 Die Gitterenergie und die Reaktionsenthalpie<br />
Die Reaktion von Natrium mit Chlorgas erfolgt unter Aussendung von Licht und Wärme. Bei der<br />
Bildung von Natriumchlorid wird also Energie freigesetzt.<br />
Natrium-Atomverband<br />
Chlor-Moleküle<br />
Energiezufuhr<br />
Energiezufuhr<br />
Natriumatome<br />
Natrium-Atome<br />
1 Elektron<br />
Chlor-Atome<br />
Chloratome<br />
Energiezufuhr<br />
Natrium-Ion<br />
Chlorid-Ion<br />
Energieabgabe<br />
Natriumchlorid-<br />
Ionenverband<br />
Um isolierte Natrium-Atome aus dem Atomverband des festen Natriums zu erhalten, muss Energie zugeführt<br />
werden, ebenso zur Spaltung der Chlor-Moleküle. Auch für die Bildung der Na + -Ionen aus Natrium<br />
muss Energie aufgewendet werden.<br />
Bei der Bildung des Ionengitters aus den einzelnen Ionen wird aber sehr viel Energie frei. Diese Energie<br />
wird als Gitterenergie bezeichnet. Sie ist die Ursache dafür, dass bei der Reaktion von Natrium und<br />
Chlor insgesamt Energie freigesetzt wird. Die Gitterenergie ist die Ursache der grossen Energiefreisetzung<br />
bei vielen Reaktionen von Metallen mit Nichtmetallen. Je grösser die elektrostatischen<br />
Anziehungkräfte (Gitterkräfte) zwischen den Ionen eines Salzes sind, desto grösser ist die Gitterenergie<br />
Die Summe der bei all diesen Reaktionsschritten aufgenommenen und freigesetzten Energien bezeichnet<br />
man als Reaktionsenthalpie H.<br />
6. a) Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol NaCl aus den Elementen Na und Cl 2 .<br />
b) Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 3 mol Magnesiumoxid.<br />
7. Berechne die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 50 g Rubidiumbromid.<br />
8. a) Die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol Aluminiumoxid beträgt -1610 kJ, die Gitterenergie<br />
für 1 mol Aluminiumoxid - 15200 kJ. Berechne die Sublimationsenergie von Aluminium.<br />
b) Die Reaktionsenthalpie für die Bildung von 1 mol Aluminiumfluorid -1610 kJ. Berechne die<br />
Gitterenergie von Aluminiumfluorid.
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 14<br />
5.1.5 Eigenschaften von Salzen<br />
Salze sind meist hart und spröde.<br />
Dies kann dadurch erklärt werden, dass bei<br />
Verschiebung der Schichten um den Durchmesser<br />
eines Ions die Abstossungskräfte überwiegen.<br />
Ionen gleicher Ladung, die sich gegenseitig<br />
abstossen, müssen aneinander vorbeigleiten: das<br />
Ionengitter bricht.<br />
Name des Salzes Formel Schmelz-<br />
Bleibromid PbBr 2 373<br />
Bleichlorid PbCl 2 501<br />
Kupferchlorid CuCl 2 620<br />
Kaliumchlorid KCl 770<br />
Natriumchlorid NaCl 801<br />
Bleisulfid PbS 1114<br />
Kupferoxid CuO <strong>13</strong>36<br />
Aluminiumoxid Al 2O 3 2045<br />
Calciumoxid CaO 2570<br />
Magnesiumoxid MgO 2802<br />
temperatur (°C)<br />
Salze haben eine hohe Schmelztemperatur.<br />
Die hohe Schmelztemperatur ist dadurch zu<br />
erklären, dass die einzelnen Ionen im Gitter<br />
durch die Anziehungskräfte der sie umgebenden<br />
Ionen sehr stark gebunden sind.<br />
Salze weisen im festen Zustand keine elektrische Leitfähigkeit auf, da die Ionen aufgrund der<br />
Ionenbindung auf ihren Gitterplätzen festgehalten werden. Erst durch Wärmezufuhr schwingen die<br />
Ionen immer stärker um ihre Gitterplätze. Bei hohen Temperaturen verlassen sie ihre Plätze, das<br />
Gitter bricht zusammen.<br />
Die Schmelze enthält freibewegliche Ionen, die den elektrischen Strom leiten.<br />
Auch beim Lösen eines Salzes im Wasser bricht das Gitter zusammen. Die freibeweglichen Ionen sind<br />
von Wassermolekülen umhüllt. Salzlösungen leiten den elektrischen Strom.<br />
Aufgaben<br />
9. Ordne die Salze Strontiumsulfid, Strontiumchlorid und Strontiumoxid nach ihrem Schmelzpunkt<br />
und begründe sorgfältig.<br />
10. Strom wird durch eine Bariumbromid-Lösung geleitet. Was geschieht an der Anode und an der<br />
Kathode?
6 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 15<br />
Arbeitsblatt zu den Eigenschaften von Salzen<br />
Der Schmelzpunkt von Salzen ist um so höher, ..................................................................................<br />
Abschätzungen zur Stärke der Gitterkräfte können mit Hilfe des .............................................................<br />
gemacht werden.<br />
- Die Gitterkräfte sind um so stärker, je ......................................................................................................<br />
- Die Gitterkräfte sind um so stärker, je ......................................................................................................<br />
Setze die fehlenden Werte ein.<br />
Salz Ionen Ionenladung Abstand Schmelzpunkt<br />
NaCl 801°C<br />
KCl 770°C<br />
CaO 2570°C<br />
NaF 992°C<br />
NaCl hat den höheren Schmelzpunkt als KCl, weil ........................................................................................<br />
CaO hat den höheren Schmelzpunkt als NaF, weil .......................................................................................<br />
Die Ionenladung hat einen ............................... Einfluss auf den Schmelzpunkt als die Ionengrösse.<br />
Elektrische Leitfähigkeit<br />
Fliessende elektrische Ladung wird als elektrischer Strom bezeichnet.<br />
- In Metallen sowie in Graphit fliessen ........................................................................................................<br />
Diese Stoffe verändern sich bei Stromdurchgang nicht.<br />
- In Salzlösungen und Salzschmelzen wandern ........................... Die ................................ wandern<br />
zur Anode (+Pol) und ........................................................................ Die ................................<br />
wandern zur Kathode (-Pol) und ..............................................................................................................<br />
Salzlösungen und Salzschmelzen zersetzen sich also bei Stromdurchgang.<br />
+Pol<br />
-Pol<br />
Metalldraht<br />
NaCl-Schmelze<br />
(> 801 °C)<br />
Elektrode
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 16<br />
5.1.6 Redoxreaktionen<br />
Lavoisier (1743 - 1794) führte für die chemische Umsetzung von Elementen mit Sauerstoff (Oxygenum)<br />
den Begriff "Oxidation" ein. Der Begriff "Reduktion" wurde für die Abspaltung von Sauerstoff aus einer<br />
Verbindung verwendet.<br />
Heute werden Reaktionen, bei denen Elektronenübergänge stattfinden, als Redoxreaktionen bezeichnet.<br />
Im Wort "Redox" stecken die Begriffe "Oxidation" und "Reduktion". Sie werden wie folgt definiert:<br />
Oxidation = Elektronenabgabe<br />
Reduktion = Elektronenaufnahme<br />
In einer Redoxreaktion bezeichnet man den Reaktionspartner, der Elektronen aufnimmt als Oxidator oder<br />
Oxidationsmittel. Das Teilchen, das an den Oxidator Elektronen verliert, wird oxidiert.<br />
Den Reaktionspartner, der Elektronen abgibt, bezeichnet man als Reduktor oder Reduktionsmittel. Das<br />
Teilchen, das vom Reduktor Elektronen aufnimmt, wird reduziert.<br />
Für Metalle gilt:<br />
Der Oxidator wird reduziert, der Reduktor oxidiert.<br />
- Je leichter ein Metall oxidiert wird (d.h. je leichter es Elektronen abgibt), desto unedler ist das Metall.<br />
- Je schwerer ein Metall oxidiert wird (d.h. je schwerer es Elektronen abgibt), desto edler ist das Metall.<br />
Wichtig:<br />
- In jeder Redoxreaktion finden Oxidation und Reduktion gleichzeitig statt.<br />
- Die Summe der abgegebenen Elektronen ist immer gleich der Summe der aufgenommenen<br />
Elektronen.<br />
Jede Redoxreaktion lässt sich durch eine Redoxgleichung beschreiben, die in eine Oxidationsgleichung<br />
und eine Reduktionsgleichung zerlegt werden kann.<br />
Oxidationsgleichung: Al Al 3+ + 3 e –<br />
Reduktionsgleichung: Br + 1 e – Br – x 3<br />
Redoxgleichung Al + 3 Br Al 3+ + 3 Br –<br />
Reaktionsgleichung Al + 1½ Br 2<br />
oder<br />
2 Al + 3 Br 2<br />
AlBr 3<br />
2 AlBr 3<br />
Aufgabe:<br />
11. Formuliere Oxidations-, Reduktions-, Redox- und Reaktionsgleichung für die Reaktion von:<br />
a) Magnesium mit Brom<br />
b) Aluminium mit Sauerstoff<br />
c) Kalium mit Schwefel<br />
d) Calcium und Stickstoff<br />
1<strong>2.</strong> Schwarz angelaufenes Silber enthält einen Belag von Silber(I)-sulfid. Es kann gereinigt werden, wenn<br />
es in heissem Salzwasser mit einer Aluminiumfolie umwickelt wird.<br />
Dabei findet folgende Reaktion statt:<br />
Silber(I)-sulfid + Aluminium<br />
Silber + Aluminiumsulfid.<br />
a) Formuliere die Reaktionsgleichung mit Formeln.<br />
b) Zerlege die Salze in die Ionen.<br />
c) Formuliere die Oxidations- und die Reduktionsgleichung.
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 17<br />
5.1.7 Salze mit mehratomigen Ionen<br />
Gemäss unserer Modellvorstellung entstehen Elektronenpaarbindungen, indem Einzelelektronen von<br />
Atomen bindende Elektronenpaare zwischen den Atomen ausbilden. So gehen O- und S-Atome<br />
normalerweise zwei Bindungen ein. Es existieren aber auch Stoffe mit Molekülen oder Ionen, die wir<br />
mit diesem Modell nicht erklären und deren Existenz wir nicht vorhersagen können. Durch eine<br />
Erweiterung unserer Modellvorstellungen mit nachfolgenden Regeln, können wir bei bekannter<br />
Summenformel dennoch die Lewis-Formel und die räumliche Struktur solcher Teilchen ermitteln.<br />
Mehratomige Ionen<br />
Das Salz CaSO 4 (Calciumsulfat) besteht aus Ca 2+ und SO 4 2 -Ionen. SO 4 2 ist ein mehratomiges Ion,<br />
das als Ganzes eine elektrische Ladung trägt, die nicht einem bestimmten Atom zugeordnet werden<br />
kann. Die Atome im SO 4 2 -Ion sind über gemeinsame Elektronenpaare miteinander verbunden. Der<br />
Bau des Sulfat-Ions kann mit den folgenden Regeln vorausgesagt werden:<br />
Lewis-Formel: - Sehr oft gilt für Atomverbände das Symmetrieprinzip.<br />
Das Schwefel-Atom wird also von vier Sauerstoff-<br />
Atomen umgeben.<br />
- Die Gesamtzahl der Aussenelektronen im Sulfat-Ion<br />
beträgt 32, dies entspricht 16 Elektronenpaaren.<br />
Diese 16 Elektronenpaare müssen so verteilt werden,<br />
dass für alle Atome die Oktettregel erfüllt ist. Jedes<br />
Atom muss also von vier Elektronenpaaren (egal ob<br />
bindenden oder nichtbindenden) umgeben sein.<br />
Räumliche Struktur: - Die tetraedrische Gestalt des Sulfat-Ions ist eine<br />
Folge der Elektronenpaarabstossung.<br />
O<br />
N<br />
O<br />
O<br />
-<br />
Für das Nitrat-Ion (NO 3<br />
- ) vermag die übliche Schreibweise mit einer Doppelbindung<br />
und zwei Einfachbindungen seine Eigenschaften nicht in befriedigender<br />
Weise zu erklären. Messungen der Bindungslängen an vielen Molekülen<br />
haben gezeigt, dass Mehrfachbindungen kürzer sind als Einfachbindungen.<br />
Man würde also erwarten, dass das Nitrat-Ion eine kürzere und<br />
zwei längere N-O-Bindungen besitzt. In Wirklichkeit sind alle drei Bindungen mit je 124 pm gleich lang.<br />
Offenbar muss in diesem Teilchen ein besonderer Zustand vorliegen, der mit einer gewöhnlichen<br />
Lewis-Formel nicht beschrieben werden kann.<br />
O<br />
N<br />
O<br />
O<br />
-<br />
Man nimmt an, dass hier drei Elektronenpaare nicht nur zwei, sondern<br />
gleichzeitig mehreren Atomen angehören. Diese Elektronenpaare sind<br />
über mehrere Atome delokalisiert, d.h. sie bilden über mehrere Atome<br />
ausgedehnte Elektronenwolken.<br />
Da die Energie der Elektronen um so geringer ist, je mehr Raum ihnen zur Verfügung steht, ist ein<br />
Teilchen mit delokalisierten Elektronen energieärmer und somit stabiler als ein Teilchen von vergleichbarer<br />
Struktur, dessen Elektronen paarweise zwischen zwei Atomen lokalisiert sind.<br />
Teilchen mit delokalisierten Elektronen können durch eine Lewis-Formel nicht wiedergegeben werden.<br />
Um nicht auf diese praktische Schreibweise verzichten zu müssen, schreibt man oft mehrere Lewis-
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 18<br />
Formeln für ein solches Teilchen, die sogenannten Grenzformeln. Man meint damit, dass keine dieser<br />
Formeln die wahre Elektronenverteilung wiedergibt. Der wirkliche Zustand liegt irgendwo dazwischen.<br />
Diese Formulierung nennt man Mesomerie. Von Teilchen mit delokalisierten Elektronen sagt man oft,<br />
sie seien mesomer.<br />
Mesomerie-Schreibweise für das Nitrat-Ion:<br />
-<br />
-<br />
O<br />
O<br />
O N<br />
O N<br />
O N<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
-<br />
Die Grenzformeln stellen aber keine wirklich existierenden Teilchen dar, sondern sind bloss Schreibhilfen,<br />
um den wirklichen, mit einer Lewis-Formel nicht wiederzugebenden Zustand zu beschreiben.<br />
Dies wird durch das Zeichen angedeutet.<br />
Mesomere Systeme sind immer planar.<br />
Mesomere Systeme sind energieärmer als jede der (nicht existierenden) Grenzformeln.<br />
In vielen wichtigen Salzen liegen mehratomige Anionen oder Kationen vor:<br />
Name Formel Name Formel<br />
Sulfat<br />
2–<br />
SO 4 Sulfit<br />
2–<br />
SO 3<br />
Hydrogensulfat<br />
–<br />
HSO 4 Hydrogensulfit<br />
–<br />
HSO 3<br />
Phosphat<br />
3–<br />
PO 4 Phosphit<br />
3–<br />
PO 3<br />
Hydrogenphosphat<br />
2-<br />
HPO 4 Dihydrogenphosphat<br />
–<br />
H 2 PO 4<br />
Perchlorat<br />
–<br />
ClO 4 Chlorat<br />
–<br />
ClO 3<br />
Chlorit<br />
–<br />
ClO 2 Hypochlorit ClO –<br />
Ammonium<br />
+<br />
NH 4<br />
Nitrat (mesomer)<br />
–<br />
NO 3 Nitrit<br />
–<br />
NO 2<br />
Carbonat (mesomer)<br />
2–<br />
CO 3 Hydrogencarbonat<br />
–<br />
HCO 3<br />
Aufgaben<br />
<strong>13</strong>. Zeichne Lewis-Formel und räumliche Struktur folgender Ionen:<br />
Phosphat, Hydrogenphosphat, Chlorat, Ammonium, Nitrosyl (NO 2 + ), Chlorit, Dithionit (S 2 O 4 2– )<br />
14. a) Das Carbonat-, das Hydrogencarbonat und das Acetat-Ion (CH 3 COO - ) sind mesomer.<br />
Zeichne die möglichen Grenzstrukturen und die räumliche Struktur.<br />
b) Liegt im Sulfit-Ion Mesomerie vor? Welche räumliche Struktur besitzt das Ion?<br />
15. Zeichne die Lewis-Formel und die räumliche Struktur der folgenden Teilchen:<br />
NO 2 – , NO 2 und N 2 O 4 . Markiere die delokalisierten Elektronen mit Farbe.<br />
16. Nenne Gitterbausteine und Formeln folgender Salze: Natriumsulfat, Magnesiumphosphat,<br />
Ammoniumnitrat, Bariumnitrit, Natriumcarbonat, Natriumnitrid, Chrom(III)-sulfat,<br />
Calciumdihydrogenphosphat.
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 19<br />
5.1.8 Wasserlöslichkeit von Salzen (Ion-Dipol-Kräfte)<br />
Der Lösungsvorgang: Da Wasser-Moleküle Dipole<br />
sind, werden sie von den Ionen stark angezogen und<br />
lagern sich an der Oberfläche des Gitters an. Die<br />
elektrostatischen Kräfte zwischen den Ionen und den<br />
Wassermolekülen werden Ion-Dipol-Kräfte genannt.<br />
Durch die Wasseranlagerung lockert sich an diesen<br />
Stellen der Ionenverband. Einzelne Ionen lösen sich aus<br />
dem Gitter, dabei werden sie vollständig von den<br />
Wassermolekülen umhüllt. Dieser Vorgang lässt sich bis<br />
zum völligen Abbau des Gitters wiederholen. In der<br />
Lösung besitzen alle Ionen eine Hülle von Wassermolekülen,<br />
die Hydrathülle. Die Bildung einer Hydrathülle<br />
nennt man Hydration. Die Hydrathüllen der<br />
negativen und positiven Ionen verhindern, dass sich die<br />
Ionen soweit nähern können, dass die Anziehungskräfte<br />
zwischen den Ionen wieder wirksam werden können.<br />
Zerteilung eines Ionengitters durch<br />
Wassermoleküle.<br />
Die Reaktionsgleichung für das Auflösen eines Salzes in Wasser wird wie folgt geschrieben:<br />
NaCl(s)<br />
Na + (aq) + Cl – (aq)<br />
Hydration und Gitterkräfte: Löst man Salze in Wasser, so beobachtet man häufig eine Temperaturänderung.<br />
Bei der Bildung der Hydrathülle wird Energie frei. Zum Herauslösen der Ionen aus dem<br />
Gitter muss dagegen Energie aufgewendet werden. Ist der Betrag der freigesetzten Hydrationsenthalpie<br />
(H H ) grösser als die aufzuwendende Gitterenenthalpie (H G ), erwärmt sich die Lösung. Der<br />
Lösungsvorgang ist exotherm., die Lösungsenthalpie (H L ) hat ein negatives Vorzeichen. Im<br />
umgekehrten Fall kühlt sich die Lösung ab, der Vorgang verläuft endotherm.<br />
H L = H G + H H<br />
H G : Gitterenenthalpie<br />
H H : Hydrationsenenthalpie<br />
H L : Lösungsenthalpie<br />
Wenn die Gitterenenthalpie sehr viel grösser ist als die Hydrationsenthalpie, sind die Salze schwer<br />
wasserlöslich.<br />
Faustregel: Salze, die aus je zweifach- oder stärker geladenen einatomigen Ionen bestehen,<br />
sind wenig wasserlöslich.<br />
Aquakomplexe<br />
Ein Komplex ist ein aus verschiedenen Atomen aufgebautes, in sich<br />
abgeschlossenes Teilchen. Das Teilchen im Zentrum des Komplexes<br />
bezeichnet man als Zentralteilchen, die daran gebundenen Teilchen<br />
als Liganden.Ionen mit Hydrathüllen nennt man Aquakomplexe.<br />
Das Ion bildet das Zentralteilchen, die umgebenden Wassermoleküle<br />
sind die Liganden. Aquakomplexe positiver Ionen sind beständiger<br />
als die der negativen Ionen, weil positive Ionen kleiner sind und<br />
daher die Ladung pro Oberflächeneinheit grösser ist.<br />
Für Aquakomplexe mit bekannter Anzahl Wasserliganden schreibt<br />
man z.B. [Ca(H 2 O) 6 ] 2+ . Ein Ca 2+ -Ion ist von 6 Wasser-Liganden<br />
umgeben.<br />
Hexaaquacalcium-Komplex<br />
[Ca(H 2 O) 6 ] 2+
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 20<br />
Wenn die Anzahl der von einem Ion gebundenen Wassermoleküle nicht genau bekannt ist, schreibt man<br />
z.B. Na + (aq) oder Cl – (aq).<br />
Salzhydrate: Bei vielen Salzen sind die Anziehungskräfte zwischen Ionen und Wassermolekülen so<br />
stark, dass die Kationen beim Verdunsten des Wassers ihre Hydrathülle behalten. Es kristallisiert ein<br />
Salz aus, das hydratisierte Ionen als Gitterbausteine enthält.In der Formel eines solchen Salzes<br />
werden die pro Formeleinheit gebundenen Wassermoleküle ebenfalls angegeben:<br />
z.B. CaCl 2 . 6 H 2 O oder [Ca(H 2 O) 6 ]Cl 2<br />
Durch Erhitzen lassen sich solche Salze vom Hydratwasser befreien.<br />
17. Berechne die Lösungsenthalpie für NaCl. Die Gitterenthalpie beträgt 781 kJ . mol . l -1 , die<br />
Hydrationsenthalpie -780 kJ . mol . l -1 .<br />
18. Beurteile die Löslichkeit von Natriumchlorid, Calciumbromid und Aluminiumoxid.<br />
19. Wieso wird CaCl 2 als Trocknungsmittel eingesetzt.<br />
20. CaCl 2 löst sich exotherm, CaCl 2<br />
. 6 H2 O dagegen endotherm. Worauf beruht die unterschiedliche<br />
Lösungsenthalpie?<br />
21. Welche der folgenden Stoffsysteme leiten den elektrischen Strom: Ethanol/Wasser, NaCl/Wasser,<br />
Ether/Pentan, BaCl 2 /H 2 O, Al 2 O 3 /H 2 O.<br />
5.1.9 Elektrolyse<br />
Elektrolyse einer wässrigen Kupferchloridlösung: In eine Kupferchloridlösung tauchen zwei<br />
Elektroden, die mit den Polen einer Gleichspannungsquelle leitend verbunden sind. An der Elektrode,<br />
die mit dem Minuspol verbunden und deshalb negativ geladen ist, wird Kupfer abgeschieden. Diese<br />
Elektrode, die Kathode, besitzt einen Elektronenüberschuss und zieht positiv geladene Ionen,<br />
Kationen, an. Ein an der Kathode ankommendes Kupferion bekommt aus ihr zwei Elektronen und es<br />
entsteht daraus ein Kupfer-Atom.<br />
Kathodenreaktion: Cu 2+ + 2 e – Cu<br />
An der Elektrode, die mit dem Pluspol verbunden und deshalb positiv geladen ist, beobachtet man die<br />
Entwicklung von Chlor. An dieser Elektrode, der Anode, herrscht Elektronenmangel, sie zieht negativ<br />
geladene Ionen, Anionen, an. Die Chlorid-Ionen geben jeweils ein Elektron an die Anode ab, die<br />
entstehenden Chlor-Atome vereinigen sich zu Chlor-Molekülen.<br />
Anodenreaktion: 2 Cl - 2 Cl + 2 e –<br />
2 Cl Cl 2<br />
Durch die Elektrolyse wird das Kupferchlorid in die Elemente Kupfer und Chlorgas zerlegt. An der<br />
Kathode werden dabei so viele Elektronen abgegeben, wie an der Anode aufgenommen werden. Die<br />
Gleichspannungsquelle muss der Kathode ständig so viele Elektronen nachliefern, wie sie der Anode<br />
entzieht. Die Gleichspannungsquelle hat demnach die Funktion einer Elektronenpumpe.<br />
Bei der Elektrolyse werden positiv geladene Ionen von der Kathode (Minuspol) angezogen und<br />
nehmen dort Elektronen auf (Reduktion). Negativ geladene Ionen geben an der Anode (Pluspol)<br />
Elektronen ab (Oxidation).
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 21<br />
Arbeitsblatt zur Elektrolyse<br />
Elektrolyse einer CuCl 2 -Lösung<br />
+Pol -Pol Metalldraht<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
Elektrolyse einer NaCl-Lösung<br />
+Pol -Pol Metalldraht<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................<br />
...................................................................................................................................................................
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 22<br />
5.<strong>2.</strong> Metallische Bindung<br />
Die Mehrheit der Elemente (ca. 75%) zählt man zu den Metallen. Diese Zuordnung erfolgt aufgrund<br />
charakteristischer Eigenschaften:<br />
- Alle Metalle sind gute Leiter für Wärme und Elektrizität. Sie leiten den elektrischen Strom im festen<br />
wie im flüssigen Zustand. Dabei nimmt die elektrische Leitfähigkeit mit steigender Temperatur ab.<br />
- Metallschmelzen sowie Metallstücke mit glatter Oberfläche zeigen den typischen metallischen<br />
Glanz.<br />
- Die besondere Bedeutung vieler Metalle als Werkstoffe ist vor allem auf deren hohe Festigkeit,<br />
kombiniert mit plastischer Verformbarkeit (Duktilität) zurückzuführen.<br />
Die gemeinsamen Eigenschaften der Metalle sind auf die besondere Art der chemischen Bindung bei<br />
Metallen und auf ähnliche Strukturmerkmale bezüglich Anordnung der Atome im festen Metall zurückzuführen.<br />
5.<strong>2.</strong>1 Das Elektronengasmodell<br />
Zum Verständnis der guten elektrischen Leitfähigkeit<br />
von Metallen benötigt man ein Modell, das das<br />
Fliessen von Elektronen durch ein Metallstück<br />
deuten kann. Metall-Atome besitzen im Gegensatz<br />
zu Nichtmetall-Atomen geringe Ionisierungsenergien<br />
für die Valenzelektronen. Die Anzahl der<br />
Valenzelektronen ist meist gering. Man kann<br />
modellhaft annehmen, dass die im Gitter dicht<br />
beieinander sitzenden Metall-Atome ihre Valenzelektronen<br />
nicht im Einflussbereich jeweils eines<br />
Kerns halten. Diese Elektronen können sich<br />
zwischen den positiven Atomrümpfen im ganzen<br />
Kristall bewegen. Sie bilden ein "Elektronengas",<br />
das die positiven Atomrümpfe zusammenhält.<br />
Atomrumpf<br />
Valenzelektron<br />
Metalle sind im allgemeinen um so härter, je mehr Aussenelektronen sie besitzen. Je grösser die<br />
Anzahl der im Elektronengas vorhandenen Elektronen und je höher die Ladung der Atomrümpfe ist,<br />
desto stärker ist der Zusammenhalt im Gitter.<br />
Mit dem Elektronengasmodell lässt sich die elektrische Leitfähigkeit der Metalle erklären:<br />
Beim Anlegen einer Spannung können die Elektronen im elektrischen Feld fliessen. Da mit höherer<br />
Temperatur das Schwingen der Atomrümpfe um die Gitterplätze zunimmt, wird dieser Elektronenfluss<br />
immer stärker behindert, so dass die elektrische Leitfähigkeit des Metalls mit steigender Temperatur<br />
abnimmt. Die beim Stromfluss auftretende Erwärmung des Metalls lässt sich als Reibungswärme der<br />
Elektronen an den Atomrümpfen deuten. (http://www.chemie-interaktiv.net/bilder/stromleitung.swf)<br />
5.<strong>2.</strong>2 Das Metallgitter<br />
In einem Metallkristall sind die Atome regelmässig angeordnet. Sie nehmen, ähnlich wie die Ionen bei<br />
den Ionengittern der Salze, feste Gitterplätze ein. Man spricht deshalb von einem Metallgitter. Die<br />
Strukturverhältnisse in Gittern reiner Metalle sind gegenüber Ionengittern vereinfacht, da alle<br />
Bausteine des Gitters dieselbe Grösse besitzen. Während in Ionengittern die Anordnung der Ionen<br />
zudem durch deren Ladungsverhältnis mitbestimmt wird, können sich die ungeladenen Metall-Atome<br />
zu sehr viel dichteren Strukturen zusammenlagern. Die Koordinationszahlen in Metallgittern sind<br />
deshalb meist höher als in Ionengittern. Wegen dieser einfachen Verhältnisse findet man im<br />
wesentlichen nur drei Strukturtypen, denen man die meisten Metallgitter zuordnen kann. Im Metall
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 23<br />
betrachtet man vereinfacht die Metall-Atome als gleich grosse Kugeln. Ordnet man diese möglichst<br />
dicht in einer Ebene, so ist jede Kugel von sechs anderen umgeben. Beim Darüberlegen einer zweiten<br />
Schicht kommt jede hinzukommende Kugel in eine Vertiefung der ersten Schicht zu liegen. Eine<br />
solche Anordnung nennt man dichteste Kugelpackung, die Koordinationszahl ist 1<strong>2.</strong> Für die Kugeln<br />
der dritten Schicht ergeben sich zwei Anordnungsmöglichkeiten:<br />
- Diese Kugeln können sich zum einen genau senkrecht über denen der ersten Schicht befinden.<br />
Dann ergibt sich für das Gitter die Schichtfolge AB-AB-AB. Wegen der hexagonalen Symmetrie<br />
bezeichnet man ein Gitter mit dieser Schichtfolge als hexagonal dichteste Kugelpackung<br />
(Magnesiumtyp).<br />
Hexagonal dichteste Packung (AB-AB)<br />
1. Schicht von oben betrachtet.<br />
Zeichne die Zentren der Atome der 1., <strong>2.</strong> und 3. Schicht.<br />
- Im zweiten Fall liegen erst die Kugeln der vierten Schicht in einer zur ersten Schicht identischen<br />
Lage. Die Schichtfolge ist hier ABC-ABC-ABC. Diese Schichtfolge ergibt die kubisch dichteste<br />
Kugelpackung (Kupfertyp).<br />
Kubisch dichteste Kugelpackung (ABC-ABC)<br />
1. Schicht von oben betrachtet.<br />
Zeichne die Zentren der Atome der 1., <strong>2.</strong> und 3. Schicht<br />
Neben diesen dichtesten Kugelpackungen kommt bei Metallen häufig<br />
ein dritter Gittertyp, das kubisch innenzentrierte Gitter mit der<br />
Koordinationszahl 8 vor (Wolframtyp). Ein Teilchen ist im Zentrum eines<br />
Würfels, die anderen acht in dessen Ecken angeordnet. Da die sechs<br />
übernächsten Nachbarn nur wenig weiter entfernt sind, ist die<br />
Raumausnützung nur geringfügig kleiner als bei den dichtesten<br />
Kugelpackungen (68% statt 74.05%)<br />
Mit dem Modell der Kugelpackungen lässt sich die Duktilität der Metalle und deren gute Wärmeleitfähigkeit<br />
erklären:
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 24<br />
Duktilität: Durch äusseren Druck können die einzelnen, durch die Kugeln gebildeten Ebenen des<br />
Gitters gegeneinander verschoben werden, ohne dass dabei das Gitter zerstört wird.<br />
Wärmeleitfähigkeit: Aufgrund der dichten Packung der Atome können auch Schwingungen des Gitters<br />
rasch vom einen zum anderen Ende weitergeleitet werden.<br />
5.<strong>2.</strong>3 Legierungen<br />
Durch Mischen verschiedener flüssiger Metalle lassen sich Legierungen herstellen. Beim Erkalten<br />
bildet sich ein Metallgitter aus, in dem je nach Mischungsverhältnis unterschiedliche Anteile an<br />
Atomen verschiedener Grösse eingebaut sind. Grössen- und Anzahlverhältnis der verschiedenen<br />
Atomsorten beeinflussen die Eigenschaften der Legierungen.<br />
Substitutionsmischkristalle: bei ähnlicher Grösse der<br />
Atomrümpfe und wenn die Partner elementar im gleichen<br />
Gittertyp kristallisieren, lassen sich die Gitterbausteine in<br />
zufälliger Weise ersetzen. Es sind beliebige Mischverhältnisse<br />
möglich.<br />
Beispiel: Kupfer-Gold-Legierung<br />
Einlagerungsmischkristalle: sie entstehen durch Einlagerung<br />
von kleineren Fremdatomen in ein Wirtsgitter.<br />
Beispiel: Stahl besteht aus Fe (Wirtsgitter) und weniger als<br />
1.7 % C (kleine Fremdatome)<br />
Da die Atome verschiedener Metalle nur in den seltensten Fällen genau gleich gross sind, ist das<br />
Gleiten entlang von Gleitebenen doch etwas erschwert. Legierungen sind deshalb im allgemeinen<br />
härter reine Metalle.<br />
Aufgaben<br />
1. Gib den Bereich im Hauptgruppenperiodensystem an, in dem Metalle angeordnet sind.<br />
H<br />
He<br />
Li Be B C N O F Ne<br />
Na Mg Al Si P S Cl Ar<br />
K Ca Ga Ge As Se Br Kr<br />
Rb Sr In Sn Sb Te I Xe<br />
Cs Ba Tl Pb Bi Po At Rn
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 25<br />
<strong>2.</strong> Wie kann man den Zusammenhalt der Atome in einem Metall erklären?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
3. Ist Kalium oder Calcium härter? Begründe.<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
4. Wieso leiten Metalle den elektrischen Strom?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
5. Wieso sinkt die elektrische Leitfähigkeit eines Metalls mit steigender Temperatur?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
6. Vergleiche die Leitfähigkeit von Metallen und Salzen. Skizziere, was bei Stromdurchgang passiert.<br />
7. Wieso sind Metalle leicht verformbar (duktil), Salze dagegen spröde?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
8. Wie lässt sich die gute Wärmeleitfähigkeit der Metalle erklären?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
9. Was geschieht mit unedlen Metallen (z.B. Mg) bzw. edlen Metallen (z.B. Au), wenn sie mit<br />
Sauerstoff in Kontakt sind?<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
10. Ist Aluminium oder Natrium das edlere Metall? Begründe!<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
..............................................................................................................................................................<br />
11. Beschreibe und skizziere das Gitter des Magnesiums und des Kupfers.<br />
1<strong>2.</strong> Kupfer und Gold bilden Substitutionsmischkristalle. Was kann über die Duktilität verglichen mit der<br />
von Stahl ausgesagt werden?
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 26<br />
5.3 Zusammenfassung Haupt- und Nebenvalenzen<br />
- Unter Hauptvalenzen versteht man diejenigen Arten der chemischen Bindung, bei denen die<br />
Bindungskräfte besonders stark sind. Es handelt sich um die Elektronenpaarbindung (kovalente<br />
Bindung, Atombindung), die Ionenbindung und die Metallbindung.<br />
- Alle chemischen Bindungen, die nicht zu den Hauptvalenzen gehören, fasst man unter dem Begriff<br />
Nebenvalenzen zusammen. Es handelt sich um schwächere Bindungskräfte. Zu den Nebenvalenzen<br />
gehören: Van-der-Waals-Kräfte, Dipol-Dipol-Kräfte, Wasserstoffbrücken, Ion-Dipol-Kräfte.<br />
Hauptvalenzen Struktur Art der Verbindung<br />
Ionenbindung<br />
(ungerichtet)<br />
Anziehung zwischen<br />
Anionen und Kationen<br />
Ionengitter<br />
Salze<br />
Ionenverbindungen<br />
Elektronenpaarbindung<br />
kovalente Bindung,<br />
Atombindung (gerichtet)<br />
gemeinsame<br />
Elektronenpaare<br />
Moleküle<br />
Atomgitter<br />
mehratomige Ionen<br />
Molekularverbindungen<br />
Atomkristalle<br />
Salze mit mehratomigen<br />
Ionen<br />
Metallbindung<br />
(ungerichtet)<br />
Elektronengas hält<br />
Atomrümpfe<br />
zusammen<br />
Metallgitter<br />
Metalle, Legierungen<br />
Nebenvalenzen<br />
Van-der-Waals-Kräfte<br />
Dipol-Dipol-Kräfte<br />
Wasserstoffbrücken<br />
Ion-Dipol-Kräfte<br />
Anziehung zwischen kurzlebigen Dipolen<br />
Anziehung zwischen permanenten<br />
Dipolen, die keine H-Brücken bilden<br />
können<br />
Anziehung zwischen nichtbindenden<br />
Elektronenpaaren von negativ polarisierten<br />
F, O oder N und positiv polarisierten H,<br />
die an F, O oder N gebunden sind<br />
Anziehung zwischen Ionen und<br />
permanenten Dipolen<br />
zwischen unpolaren Molekülen<br />
(und Edelgasatomen)<br />
Beispiel: Pentan<br />
zwischen polaren Molekülen<br />
Beispiel: Bromwasserstoff<br />
(HBr)<br />
zwischen polaren Molekülen,<br />
die die Bedingungen für H-<br />
Brücken erfüllen<br />
Beispiel: Wasser<br />
zwischen Ionen und polaren<br />
Molekülen<br />
Beispiel: [Ca(H 2 O) 6 ] 2+<br />
Aufgaben:<br />
1. Welche Hauptvalenzen treten in folgenden Verbindungen auf?<br />
Cu 3 Au, CaCO 3 , C 6 H 6 , MgO.<br />
<strong>2.</strong> Welche Valenzen werden beim Verdampfen von Wasser gespalten? Welches sind die kleinsten<br />
Teilchen im Wasserdampf?<br />
3. Welche Valenzen werden beim Lösen von Kochsalz in Wasser gespalten, welche werden<br />
gebildet?
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 27<br />
Art der Verbindung Skizze, Name der Teilchen Bindungen und Kräfte<br />
bzw. des Reinstoffs<br />
………………..………………..<br />
…………………………………………..<br />
………………………………….. .<br />
Natriumchlorid, fest (Smp. 800 °C)<br />
……………………………..<br />
…………………………………………..<br />
Lithium, fest (Smp. 180 °C)<br />
………………………………<br />
…………………………………………..<br />
…………………………………………..<br />
Wasser, flüssig (Sdp.100 °C)<br />
……………………………….<br />
………………………………………….<br />
…………………………………………..<br />
Methanal, flüssig (Sdp.-19° C)<br />
………………………………<br />
………………………………………….<br />
………………………………………….<br />
Methan, flüssig (Sdp. -162°C)
5 Ionenbindung und metallische Bindung Seite 28<br />
Arbeitsblatt: Haupt- und Nebenvalenzen<br />
Name<br />
Formel<br />
Art der Verbindung<br />
Hauptvalenzen Nebenvalenzen Wasserlöslichkeit<br />
Aggregatzustand<br />
bei RT<br />
Butan<br />
Ethansäure<br />
Methanal<br />
Ammoniak<br />
Kaliumiodid<br />
Calciumcarbonat<br />
Benzol<br />
Kohlenstoffdioxid<br />
Aluminiumoxid<br />
Cu 3 Au<br />
Calciumchloridhexahydrat<br />
Siliciumcarbid,<br />
sehr hart, SiC
6 Organische Chemie Seite 29<br />
6 Organische Chemie<br />
6.1 Einleitung<br />
Seit dem 18. Jahrhundert ist bekannt, dass Stoffe aus tierischen und pflanzlichen Organismen Kohlenstoff<br />
enthalten. Trotz intensiver Bemühungen gelang es damals aber nicht, solche Verbindungen der belebten<br />
Natur im Labor künstlich herzustellen. Dadurch bestätigte sich die Vorstellung, dass Verbindungen der<br />
lebenden Organismen nur mit Hilfe einer "Lebenskraft" aufgebaut werden können. Man nannte daher die<br />
betreffenden Stoffe "organische Verbindungen" und grenzte sie damit von den "anorganischen<br />
Verbindungen" der unbelebten Natur ab.<br />
1828 gelang es jedoch Wöhler die organische Verbindung Harnstoff herzustellen.<br />
N H 2<br />
NH 4 OCN<br />
N H 2<br />
C<br />
O<br />
Ammoniumcyanat<br />
(anorganisches Salz)<br />
Harnstoff<br />
(Ausscheidungsprodukt für Stickstoff beim Menschen<br />
und vielen Tieren)<br />
Mit dieser Synthese, der bald weitere folgten, war bewiesen, dass prinzipiell auch organische Verbindungen<br />
im Labor hergestellt werden können.<br />
Heute kennt man etwa 5 Millionen organische Verbindungen, und man weiss, dass die Zahl der möglichen<br />
Kohlenstoffverbindungen fast unbeschränkt gross ist.<br />
Die Gründe für die Vielzahl organischer Verbindungen sind:<br />
- Unbeschränkte Selbstbindefähigkeit des Kohlenstoffatoms. Dies ermöglicht die Ausbildung von<br />
Makromolekülen.<br />
- In vielen Kohlenstoffverbindungen sind trotz gleicher Summenformel verschiedene Atomanordnungen<br />
möglich, eine Erscheinung die als Isomerie bezeichnet wird.<br />
- Weitere Verbindungsmöglichkeiten ergeben sich durch das Auftreten von "Fremdatomen" (O, N,<br />
seltener S, P) in oder an den Kohlenstoffketten oder Ringen.<br />
Organische Verbindungen besitzen folgende charakteristische Merkmale:<br />
- Sie sind in der Regel brennbar und russen beim Verbrennen.<br />
- Sie zersetzen sich unter der Einwirkung von Hitze oder starken Säuren oder Basen.<br />
- Sie besitzen meist einen typischen Geruch.<br />
- Sie weisen in Lösung kaum elektrische Leitfähigkeit auf.<br />
- Sie besitzen tiefe Schmelz- oder Siedepunkte.<br />
Die Eigenschaften organischer Verbindungen werden weniger durch das Molekülgerüst bestimmt als durch<br />
reaktive Molekülteile, die funktionellen Gruppen. Die funktionellen Gruppen sind Atomgruppen, die nicht<br />
nur aus C und H bestehen, sondern noch zusätzliche Atomarten enthalten. Durch Zusammenfassen von<br />
Verbindungen mit gleicher funktioneller Gruppe zu Stoffklassen lässt sich die Vielzahl organischer<br />
Verbindungen übersichtlich ordnen.<br />
Aufgabe:<br />
1. Zeichne folgende Verbindungen:<br />
Butanol, Methylpropylether, Ethandisäure, Pentan-2,4-diol, 2,3-Dimethyl-pentan,<br />
2-Hydroxybutansäure, Hexa-2,4-dien, Propanal, Butan-2,3-dion, Ethylamin, Propin.
6 Organische Chemie Seite 30<br />
Name Stoffklasse funktionelle Gruppe<br />
OH<br />
OH<br />
O<br />
O<br />
O<br />
O<br />
OH<br />
COOH<br />
HOOC<br />
COOH<br />
O<br />
O<br />
NH 2<br />
HO<br />
OH<br />
O<br />
O
6 Organische Chemie Seite 31<br />
Einteilung in Stoffklassen<br />
1. Kohlenwasserstoffe<br />
Stoffklasse<br />
Allgemeine<br />
Summenformel<br />
Alkane C n H 2n+2 -an<br />
C<br />
Alkene C n H 2n -en<br />
C<br />
Alkine C n H 2n-2 -in<br />
C<br />
C<br />
C<br />
C<br />
Endung<br />
Aromaten<br />
<strong>2.</strong> Kohlenstoff-Sauerstoff-Verbindungen<br />
Stoffklasse Kurzschreibweise funktionelle Gruppe Endung<br />
Alkohole Hydroxylgruppe -ol (Hydroxy-)<br />
Ether<br />
R<br />
OH<br />
R 1 O R 2<br />
R<br />
Alkoxygruppe<br />
Aldehyde Carbonylgruppe -al<br />
O<br />
Ketone<br />
R 1 C R 2<br />
Carbonylgruppe -on<br />
R<br />
C<br />
C<br />
O<br />
H<br />
O<br />
Carbonsäuren Carboxylgruppe -säure<br />
OH<br />
Hydroxycarbonsäure<br />
R<br />
CH<br />
OH<br />
C O OH<br />
Carboxylgruppe<br />
Hydroxylgruppe<br />
Ester<br />
C O O<br />
-ester<br />
Säurechlorid<br />
R 1<br />
O<br />
C<br />
R 1<br />
R 2<br />
R 2<br />
OCl<br />
O<br />
C<br />
-säurechlorid<br />
3. Kohlenstoff-Stickstoff-(Sauerstoff)-Verbindungen<br />
Stoffklasse Kurzschreibweise Funktionelle Gruppe Endung<br />
Amine Aminogruppe -amin<br />
R<br />
Aminosäuren<br />
R<br />
NH 2<br />
C O OH<br />
CH<br />
NH 2<br />
Carboxylgruppe<br />
Aminogruppe<br />
Amide<br />
R 1<br />
O<br />
C<br />
NH<br />
R 2<br />
-amid
6 Organische Chemie Seite 32<br />
Nomenklaturregeln für organische Verbindungen<br />
Benennung von Alkanen<br />
1. Die ersten vier Alkane tragen historische Namen. Beispiel: Methan, Ethan, Propan, Butan.<br />
Die weiteren Alkane erhalten systematische Namen, die sich durch Anhängen der Silbe -an an<br />
griechische oder lateinische Zahlwörter ergeben. Beispiel: Pentan.<br />
<strong>2.</strong> Die längste Kette (Hauptkette) bestimmt den Stammnamen.<br />
3. Dem Stammnamen werden die Namen der Seitenketten vorangestellt. Diese ergeben sich durch<br />
Austausch der Endung -an des entsprechenden Alkans durch -yl. Beispiel: Methylpropan.<br />
4. Um die Verknüpfungsstelle zwischen Haupt- und Seitenkette anzuzeigen, werden die Kohlenstoffatome<br />
der Hauptkette so durchnumeriert, dass die Verzweigungsstellen möglichst kleine Zahlen<br />
erhalten. Diese Zahlen werden dem Namen der Seitenketten vorangestellt.<br />
Beispiel: 2-Methylhexan, nicht 5-Methylhexan.<br />
5. Gleiche Seitenketten werden durch Zahlwörter (di, tri, tetra, penta) zusammengefasst.<br />
Beispiel: 2,3-Dimethylbutan.<br />
6. Verschiedene Seitenketten werden alphabetisch geordnet. Beispiel: 3-Ethyl-2,2-dimethylhexan.<br />
Benennung von Verbindungen mit funktionellen Gruppen<br />
1. Der Name von Alkenen und Alkinen ergibt sich durch Ersatz der Endung -an im Namen des Alkans durch<br />
den Buchstaben -en und -in. Die Lage der Mehrfachbindung wird durch möglichst kleine Zahlen<br />
gekennzeichnet.<br />
Beispiele: Pent-2-en, Pent-1,3-dien (oder Penta-1,3-dien).<br />
<strong>2.</strong> Bei Halogenkohlenwasserstoffen werden die Halogen-Atome wie Alkyl-Gruppen berücksichtigt.<br />
Beispiel: 2-Chlorpropan.<br />
3. Bei Alkoholen (-OH), Aldehyden (-CHO), Ketonen (-CO-) und Carbonsäuren (-COOH) wird der Name<br />
aus dem Namen des Alkans durch Anfügung der Endung -ol, -al, -on oder -säure gebildet. Die Stellung<br />
der funktionellen Gruppe wird durch eine möglichst kleine, vorangestellte Zahl angegeben.<br />
Beispiel: Pentan-2-ol.<br />
4. Bei Ethern (-O-) ergibt sich der Name durch Aufreihung der Namen der Alkylgruppen und Anfügen der<br />
Endung -ether. Beispiel: Ethylmethylether.<br />
In gleicher Weise verfährt man mit den Aminen (-NH 2 ). Beispiel: Ethylamin.<br />
5. Bei Verbindungen mit mehreren funktionellen Gruppen bildet die funktionelle Gruppe mit höchster Priorität<br />
die Endung, alle anderen Substituenten werden in alphabetischer Reihenfolge dem Stammnamen<br />
vorangestellt. Vorsilben funktioneller Gruppen (nach zunehmender Priorität geordnet):<br />
Amino- (-NH 2 ), Hydroxy- (-OH), Oxo- (-CO-), Oxo- (CHO).<br />
Beispiele: 2-Hydroxypropansäure, 4-Aminobutan-2-ol, 3-Oxopropansäure, 2-Oxopropanal.<br />
6. Bei der Nummerierung der Hauptkette haben funktionelle Gruppen, die die Endung bilden, höchste<br />
Priorität. Dann folgen Mehrfachbindungen und an letzter Stelle Seitenketten oder funktionelle Gruppen,<br />
die dem Stammnamen vorangestellt werden.<br />
Beispiele: Oct-6-en-2-ol und nicht Oct-2-en-7-ol, 6,7-Dichlor-oct-2-en und nicht 2,3-Dichlor-oct-6-en.<br />
Die homologe Reihe der Alkane (Allgemeine Summenformel C n H 2n+2 )<br />
Formel Name Formel Name<br />
CH 4<br />
Methan<br />
C 6 H 14<br />
Hexan<br />
C 2 H 6<br />
Ethan<br />
C 7 H 16<br />
Heptan<br />
C 3 H 8<br />
Propan<br />
C 8 H 18<br />
Octan<br />
C 4 H 10<br />
Butan<br />
C 9 H 20<br />
Nonan<br />
C 5 H 12<br />
Pentan<br />
C 10 H 22<br />
Decan
6 Organische Chemie Seite 33<br />
6.2 Redoxreaktionen in der organischen Chemie<br />
Die formale Trennung einer Redoxreaktion in einen Oxidations- und einen Reduktionsschritt bereitet keine<br />
Schwierigkeiten, so lange an der Reaktion Elemente und einfache Ionen beteiligt sind. In diesem Fall lässt<br />
sich die Elektronenübertragung einfach nachvollziehen (z.B. Bildung von Salzen aus Metallen und<br />
Nichtmetallen).<br />
Oxidation<br />
Reduktion<br />
Al Al 3+ + 3 e -<br />
∙ 2<br />
O + 2 e - O 2– ∙ 3<br />
Redoxgleichung 2 Al + 3 O 2 Al 3+ + 3 O 2–<br />
Reaktionsgleichung 2 Al + 1½ O 2 Al 2 O 3 oder<br />
4 Al + 3 O 2 2 Al 2 O 3<br />
Bei der Reaktion von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser oder bei der Verbrennung von Methan liegen<br />
jedoch keine Ionenbindungen vor, sondern ausschliesslich Elektronenpaarbindungen. Um dennoch zu<br />
einer allgemein gültigen Formulierung des Redoxbegriffs zu kommen, hat man folgenden Formalismus<br />
entwickelt: Man ordnet die Bindungselektronen der polaren Elektronenpaarbindungen formal dem elektronegativeren<br />
Atom zu. Die sich für die Atome ergebenden fiktiven Ladungszahlen nennt man<br />
Oxidationszahlen. Oxidationszahlen werden in Formeln als römische Zahlen über die Elementsymbole<br />
geschrieben.<br />
Regeln zur Ermittlung der Oxidationszahlen<br />
1. Bindungselektronen von polaren Elektronenpaarbindungen werden formal dem elektronegativeren<br />
Atom zugeordnet.<br />
<strong>2.</strong> Bei den unpolaren Bindungen zwischen zwei gleichartigen Atomen werden die Bindungselektronen<br />
den beiden Atomen je zur Hälfte zugeordnet.<br />
3. Elemente haben die Oxidationszahl 0.<br />
4. In Verbindungen hat Wasserstoff die Oxidationszahl +I<br />
(Ausnahme: in Hydriden -I)<br />
5. In Verbindungen hat Sauerstoff die Oxidationszahl -II<br />
(Ausnahme: in Peroxiden -I)<br />
6. In Verbindungen haben Fluor, Chlor und Brom meistens die Oxidationszahl -I<br />
7. In einer Verbindung (elektrisch neutral) ist die Summe der Oxidationszahlen aller Atome Null.<br />
8. In einem Ion ist die Summe der Oxidationszahlen aller Atome gleich der Ionenladung.<br />
Nach Erweiterung des Redoxbegriffs gilt:<br />
Oxidation<br />
Elektronenabgabe<br />
Erhöhung der Oxidationszahl<br />
Beispiele: Sauerstoffaufnahme, Wasserstoffabspaltung
6 Organische Chemie Seite 34<br />
Reduktion Elektronenaufnahme<br />
Erniedrigung der Oxidationszahl<br />
Aufgaben:<br />
Beispiele: Wasserstoffanlagerung, Sauerstoffabspaltung<br />
<strong>2.</strong> Ermittle die Oxidationszahlen von: Methan, Ethan, Propan, Methanal, Ethanal, Methansäure, CO 2<br />
3. Ermittle die Oxidationszahlen von NH 3 , NH 4 + , SO 2 , SO 4 2- , PO 4 3- , Cr 2 O 7<br />
2-<br />
4. Ermittle den Oxidationsschritt und den Reduktionsschritt bei folgenden Redoxreaktionen:<br />
a) Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff<br />
b) Verbrennung von Methan<br />
c) Reaktion von Aluminium mit Salzsäure (HCl in Wasser) zu Aluminiumchlorid und Wasserstoff<br />
5. Ermittle den Oxidationsschritt und den Reduktionsschritt bei folgenden Redoxreaktionen. Setze die<br />
fehlenden Koeffizienten ein.<br />
Tipp: Die Elektronenbilanz muss ausgeglichen sein. Es müssen also gleich viele Elektronen<br />
abgegeben wie aufgenommen werden:<br />
a) NH 3 + O 2 NO + H 2 O<br />
b) SO 32<br />
- + MnO 4<br />
- + H + Mn 2+ + SO 42<br />
- + H 2 O<br />
c) MnO 4<br />
- + I - + OH - MnO 4<br />
2–<br />
+ IO 4<br />
- + H2 O<br />
6. Ermittle den Oxidations- und Reduktionsschritt durch Einsetzen der Oxidationszahlen. Setze die<br />
stöchiometrischen Koeffizienten ein.<br />
a) Mit Hilfe von Alcotest-Röhrchen (Blastest) kann die Polizei den Blutalkoholgehalt durch eine<br />
Farbreaktion abschätzen. In den Röhrchen läuft folgende Reaktion ab:<br />
CH 3 CH 2 OH + Cr 2 O 7<br />
2- + H + CH 3 CHO + Cr 3+ + H 2 O<br />
gelb<br />
b) Ethandial reagiert mit NO 3 – und H + zu CO 2 , Stickstoff und Wasser.<br />
c) Ethandisäure reagiert mit MnO 4 – und H + zu CO 2 , Mn 2+ und Wasser<br />
grün<br />
6.3 Alkohole<br />
Struktur und Eigenschaften: Alkoholmoleküle weisen als funktionelle Gruppe die Hydroxylgruppe<br />
( _ OH) auf. Stellt der Molekülrest eine Alkylgruppe das, so spricht man von einem Alkanol. Der einfachste<br />
Vertreter dieser Stoffklasse ist Methanol (CH 3 OH).<br />
Neben den unpolaren C _ H-Bindungen gibt es im Methanol eine polare<br />
C _ O-Bindung und eine polare O _ H-Bindung.<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
O<br />
H<br />
- Wegen der Hydroxylgruppe zeigen Alkohole und Wasser ein ähnliches Reaktionsverhalten (z.B.<br />
Reaktion mit Alkalimetallen).
6 Organische Chemie Seite 35<br />
- Die Siedetemperatur der Alkohole liegt viel höher als bei Alkanen ähnlicher Grösse, da zwischen den<br />
OH-Gruppen Wasserstoffbrücken ausgebildet werden.<br />
- Mit steigender Grösse des Alkylrests nimmt der Einfluss der funktionellen Gruppe auf die Stoffeigenschaften<br />
ab. Langkettige Alkanole ähneln den entsprechenden Alkanen.<br />
Methanol<br />
Methanol unterscheidet sich im Geschmack kaum von Ethanol, ist<br />
für den Menschen aber sehr giftig. Bereits 30 - 50 ml Methanol sind<br />
tödlich. Die Giftwirkung zeigt sich jedoch erst nach ca. 20 Stunden.<br />
Ethanol<br />
Zu Genusszwecken in alkoholischen Getränken. Brennspiritus,<br />
Lösungsmittel für Farben, Reinigungs- und Desinfektionsmittel,<br />
Treibstoff.<br />
Alkohole bilden eine homologe Reihe mit der allgemeinen Summenformel C n H 2n+1 OH.<br />
Die Hydroxylgruppe ist die funktionelle Gruppe der Alkohole.<br />
Isomerie bei Alkoholen: Die Isomeren Butan-1-ol und Butan-2-ol unterscheiden sich in chemischen<br />
Reaktionen teilweise erheblich. Das Reaktionsverhalten wird offensichtlich auch durch die Stellung der<br />
Hydroxylgruppe bestimmt. Man unterscheidet drei Klassen von Alkanolen:<br />
Primäre Alkohole:<br />
Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />
nur mit einem weiteren C-Atom verbunden.<br />
Beispiel: Butan-1-ol<br />
OH<br />
Sekundäre Alkohole: Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />
mit zwei C-Atomen verbunden.<br />
Beispiel: Butan-2-ol.<br />
OH<br />
Tertiäre Alkohole:<br />
Das Kohlenstoffatom, das die Hydroxylgruppe trägt, ist<br />
mit drei weiteren C-Atomen verbunden. Beispiel: 2-<br />
Methylpropan-2-ol.<br />
OH<br />
Unter Isomerie versteht man die Tatsache, dass bei gleicher Summenformel unterschiedliche Stoffteilchen<br />
existieren. Isomere unterschiedlicher Atomsequenz nennt man Strukturisomere (Konstitutionsisomere).<br />
Mehrwertige Alkohole: Alkohole, die mehr als eine Hydroxylgruppe im Molekül aufweisen, werden<br />
mehrwertig genannt. Dabei finden sich die Hydroxylgruppen an verschiedenen C-Atomen.<br />
Nach der Erlenmeyer-Regel sind Verbindungen mit zwei Hydroxylgruppen am selben C-Atom nicht stabil.<br />
Ethan-1,2-diol<br />
(Ethylenglycol)<br />
Propan-1,2,3-triol<br />
(Glycerin)<br />
Frostschutzmittel (Schmelzpunkt -15,6°C,<br />
Siedepunkt 197°C)<br />
Dickflüssige, süssliche Flüssigkeit. Nicht nur gut<br />
wasserlöslich, sondern sogar hygroskopisch.<br />
Experiment: Nachweis mehrwertiger Alkohole<br />
Einige Tropfen eines Alkohols (Ethanol und Ethandiol) werden zu 1 ml CuSO 4 -Lösung (c = 0.5 mol · l –1 )<br />
gegeben. Danach wird mit Natronlauge (c = 1 mol · l –1 ) aufgefüllt und geschüttelt.<br />
Bei Ethanol zeigt sich die übliche Blaufärbung des Cu 2+ -Aquakomplexes, bei Ethandiol färbt sich die<br />
Lösung tiefblau. Diese Farbe wird durch wasserlösliche Cu 2+ -Chelat-Komplexe hervorgerufen.
6 Organische Chemie Seite 36<br />
Experiment: Oxidation von primären, sekundären und tertiären Alkoholen durch<br />
Kupfer(II)-oxid<br />
über Bunsenbrennner<br />
erhitzen<br />
eintauchen in<br />
Ethanol<br />
Zugabe von<br />
Schiffs-<br />
Reagens<br />
über Bunsenbrennner<br />
erhitzen<br />
eintauchen in<br />
Propan-2-ol<br />
Zugabe von<br />
Schiffs-<br />
Reagens<br />
über Bunsenbrennner<br />
erhitzen<br />
eintauchen in<br />
Schiffs-<br />
2-Methylpropan-2-ol<br />
Zugabe von<br />
Reagens
6 Organische Chemie Seite 37<br />
Aufgaben:<br />
7. Formuliere die Reaktion von Natrium mit Methanol, bzw. von Natrium mit Wasser. Gib Oxidationsund<br />
Reduktionsschritt an.<br />
8. a) Zeichne einen primären, sekundären und tertiären Alkohol mit der Summenformel C 5 H 10 O.<br />
Benenne die Verbindungen.<br />
b) Die Verbindungen aus a) werden mit heissem Kupfer(II)-oxid behandelt. Formuliere die<br />
Reaktionsgleichungen.<br />
Kupfer und seine Verbindungen Formel Farbe<br />
Kupfermetall<br />
Kupfer(II)-oxid<br />
Kupfer(I)-oxid<br />
Kupfer-Aquakomplex<br />
Kupfer-Chelatkomplex<br />
(Komplex mit einem<br />
mehrzähnigem Liganden)<br />
...………………………<br />
...………………………<br />
...………………………<br />
...………………………<br />
………………………………………..<br />
………………………………………..<br />
………………………………………..<br />
………………………………………..<br />
………………………………………..<br />
6.4 Aldehyde und Ketone<br />
Aldehyde weisen als funktionelle Gruppe eine endständige Carbonylgruppe _ CHO auf.<br />
Der Name Aldehyd leitet sich ab von alcoholus dehydrogenatus, da sich Aldehyde durch Wasserstoffabspaltung<br />
(Dehydrierung) aus primären Alkoholen herstellen lassen.<br />
Bei der Oxidation von primären Alkoholen entstehen Aldehyde:<br />
H<br />
C<br />
O<br />
Ethanol + Kupfer(II)-oxid ..................... + Wasser + Kupfer<br />
Ketone tragen als funktionelle Gruppe ebenfalls eine Carbonylgruppe. Die<br />
Carbonylgruppe ist aber nicht endständig wie bei den Aldehyden.<br />
C<br />
C<br />
C<br />
O<br />
.
6 Organische Chemie Seite 38<br />
Bei der Oxidation von sekundären Alkoholen entstehen Ketone:<br />
Propan-2-ol + Kupfer(II)-oxid ....................... + Wasser + Kupfer<br />
Propan-2-on (Aceton) ist eine leicht brennbare Flüssigkeit, die sowohl mit Wasser als auch mit hydrophoben<br />
Stoffen in jedem Verhältnis mischbar ist. Es ist deshalb ein häufig verwendetes Lösungsmittel.<br />
Tertiäre Alkohole lassen sich nicht oxidieren:<br />
2-Methylpropan-2-ol<br />
+ Kupfer(II)-oxid<br />
- Primäre Alkohole lassen sich zu Aldehyden, sekundäre Alkohole zu Ketonen oxidieren.<br />
- Es handelt sich um eine Eliminierungsreaktion (Abspaltung von 2 Atomen aus einem Molekül).<br />
Die Silberspiegelprobe - eine Nachweisreaktion für Aldehyde: Versetzt man eine ammoniakalische<br />
Silbernitratlösung mit einem Aldehyd, so entsteht Silber, das sich als Silberspiegel an der<br />
Gefässwand absetzt. Der Aldehyd reduziert Silberionen zu Silber und wird dabei oxidiert.<br />
Ethanal + ... Ag + + ... OH - Ethansäure + ... Ag + H 2 O<br />
Im Gegensatz zu den Aldehyden besitzen Ketone keine reduzierende Wirkung, da sie nicht weiter<br />
oxidiert werden können. Die Silberspiegelprobe fällt bei Ketonen deshalb negativ aus.
6 Organische Chemie Seite 39<br />
Experiment:<br />
Fehling-Probe zur Unterscheidung von Aldehyden und Ketonen<br />
Fehling-Reagens:<br />
CuSO 4 , NaOH und Tartrat gelöst in Wasser<br />
(Tartrat: mehrzähniger Ligand, verhindert das Auskristallisieren von festem Cu(OH) 2 )<br />
Wichtig für die Reaktion sind Cu 2+ - und OH − -Ionen.<br />
Ethanal + Fehling-Reagens<br />
Propan-2-on + Fehling-Reagens<br />
Glucose + Fehling-Reagens
6 Organische Chemie Seite 40<br />
6.5 Carbonsäuren<br />
Die funktionelle Gruppe der Carbonsäuren ist die Carboxylgruppe ( _ COOH).<br />
Carbonsäuremoleküle sind stark polar. Über die Carboxylgruppe können die Moleküle untereinander<br />
Wasserstoffbrücken ausbilden. Die Siedepunkte der Carbonsäuren liegen deshalb viel höher als bei<br />
vergleichbaren Verbindungen, die keine H-Brücken ausbilden können.<br />
Bei der Oxidation von Ethanal entsteht Ethansäure (Essigsäure). Bei folgender Reaktion handelt es sich<br />
um die Fehling-Reaktion, die auch zur Unterscheidung zwischen Aldehyden und Ketonen dient:<br />
C<br />
O<br />
O<br />
H<br />
Ethanal + ....Cu 2+ (aq) + ....OH - Ethansäure + ...Cu 2 O (s) + ... H 2 O<br />
Essig ist eine wässrige Lösung von Ethansäure und zusätzlichen Aromastoffen. Wenn man Wein an der<br />
Luft stehen lässt, so entsteht daraus Essig. An der Oberfläche des Weins bildet sich eine Haut von<br />
Essigsäurebakterien. Deren Enzyme oxidieren Ethanol stufenweise über Ethanal zu Essigsäure.<br />
Methansäure<br />
(Ameisensäure)<br />
Ethansäure<br />
(Essigsäure)<br />
Butansäure<br />
(Buttersäure)<br />
Höhere Carbonsäuren<br />
Fettsäuren<br />
Stark ätzende Flüssigkeit. z.B. in den Giftdrüsen der<br />
Ameisen und in den Brennhaaren der Brennnessel.<br />
Stark ätzende Flüssigkeit, stechend riechend. Essig<br />
wird zum Konservieren von Nahrungsmitteln<br />
verwendet, da die Essigsäure Bakterien abtötet.<br />
Übelriechende Flüssigkeit. Entsteht beim Ranzigwerden<br />
von Butter, Vorkommen im Schweiss von<br />
Menschen und Säugetieren.<br />
Bei Zimmertemperatur fest. Sie sind als Verbindungen<br />
in Fetten und fetten Ölen enthalten.<br />
Die saure Reaktion: Werden Carbonsäuren in Wasser gelöst, so erhält man saure Lösungen (z.B. Essig,<br />
Zitronensaft). Löst man Essigsäure in Wasser, so leitet die Lösung den elektrischen Strom. In der wässrigen<br />
Lösung müssen also Ionen vorliegen.<br />
Carbonsäure + Wasser Carboxylat-Ion + Hydronium-Ion
6 Organische Chemie Seite 41<br />
Bei dieser Reaktion gibt die Carbonsäure ein H + (Proton) ab. Das abgetrennte H + reagiert sofort mit einem<br />
Wassermolekül zum Hydronium-Ion.<br />
Säuren sind Stoffe, die H + abgeben können. Die mit Wasser gebildeten H 3 O + -Ionen sind die Ursache der<br />
typischen Eigenschaften wässriger Säurelösungen.<br />
Die Carbonsäureanionen heissen Carboxylat-Ionen. Ihre funktionelle Gruppe heisst Carboxylat-gruppe.<br />
Die Carboxylatgruppe ist mesomer:<br />
Grenzformeln der Carboxylatgruppe<br />
Dicarbonsäuren: Stoffe, deren Moleküle zwei Carboxylgruppen enthalten, heissen Dicarbonsäuren.<br />
Wichtige Vertreter dieser Stoffklasse sind die Oxalsäure (Ethandisäure, in Spinat und<br />
Rhabarbern) und die Bernsteinsäure (Butandisäure).<br />
Mehr als die Hälfte der Nierensteine sind Oxalatsteine. Nierensteine entstehen durch Ausfällung<br />
von sonst im Harn gelösten Stoffen. Oxalationen bilden mit Calciumionen unlösliche Salze.<br />
Oxalsäure + Wasser Oxalat + Hydronium-Ionen<br />
Oxalat + Ca 2+ Calciumoxalat<br />
Hydroxycarbonsäuren: Der wichtigste Vertreter dieser Stoffgruppe ist die<br />
Milchsäure (2-Hydroxypropansäure). Milchsäure entsteht bei der Vergärung<br />
von Kohlenhydraten durch bestimmte Bakterien (z.B. Lactobacillus). Die<br />
Milchsäuregärung spielt eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Joghurt<br />
und Sauerkraut. Im Muskel entsteht beim Abbau von Kohlenhydraten Milchsäure,<br />
wenn die Sauerstoffzufuhr ungenügend ist.<br />
Zwei Hydroxylgruppen im Molekül enthält die Weinsäure (2,3-Dihydroxybutandisäure).<br />
Ein schwerlösliches Salz der Weinsäure, das Kaliumhydrogentartrat,<br />
ist Hauptbestandteil des Weinsteins.<br />
Aromatische Carbonsäuren: Die einfachste aromatische Carbonsäure ist<br />
die Benzoesäure (Benzolcarbonsäure). Das Natriumbenzoat dient zur<br />
Lebensmittelkonservierung.<br />
Salicylsäure (2-Hydroxy-Benzolcarbonsäure) wirkt als Heilmittel gegen<br />
Schmerzen und Fieber.
6 Organische Chemie Seite 42<br />
Arbeitsblatt: Berechnung des Blutalkoholgehalts<br />
Getränk<br />
Alkoholgehalt <br />
(% Vol.)<br />
Bier:<br />
Wein:<br />
Feldschlösschen Original<br />
Feldschlösschen <strong>2.</strong>4<br />
Feldschlösschen alkoholfrei<br />
Rotwein<br />
Weisswein<br />
4.8<br />
<strong>2.</strong>4<br />
0.5<br />
<strong>13</strong>.5<br />
1<strong>2.</strong>5<br />
Wodka 37.5 (- 55)<br />
Malibu 21.5<br />
Baileys, Pasoa 17<br />
Café de Paris, Litschi 6.7<br />
Promillegrenze im Strassenverkehr: Blutalkoholgehalt maximal 0.5 0 / 00.<br />
⁄ ⁄<br />
Zur Abschätzung des Blutalkoholgehaltes muss bekannt sein, wieviel Gramm Alkohol man zu sich<br />
genommen hat.<br />
Der Alkoholgehalt von Getränken wird als Volumenkonzentration in Prozent (% Vol.) angegeben.<br />
V(Alkohol) = V(Getränk) ∙(Alkohol)<br />
m(Alkohol) = (Alkohol) ∙V(Alkohol)<br />
V: Volumen [ml]<br />
m: Masse [g]<br />
: Dichte des Alkohols 0.78 g/ml<br />
: Alkoholgehalt 10 % = 0.10<br />
Der Alkohol verteilt sich schnell im gesamten Körper, vor allem im Wasseranteil, der bei Männern bei 70%,<br />
bei Frauen (und übergewichtigen Männern) bei ca. 60 % liegt. Dies wird durch den Faktor 0.7 bzw. 0.6<br />
berücksichtigt.<br />
Für die Berechnung des Blutalkoholgehalts gilt folgende Näherungsformel:<br />
Männ r ⁄<br />
m<br />
m Körp r ∙ 7<br />
Fr n ⁄<br />
m<br />
m Körp r ∙ 6<br />
m(Alkohol): [g]<br />
m(Körper): [kg]<br />
Der Alkohol wird in der Leber mit näherungsweise konstanter Geschwindigkeit abgebaut. Pro Stunde sinkt<br />
der Alkoholgehalt bei Männern um ca. 0.15 0 / 00, bei Frauen etwa um ca. 0.1 0 / 00<br />
Aufgabe: Wie hoch wäre dein Blutalkoholgehalt, wenn du um 22 Uhr folgende Getränke trinken würdest?<br />
0.5 Liter Bier<br />
0.5 Liter Rotwein<br />
3 Gummibärli (enthält je 40 ml Wodka)<br />
………………………………………….…<br />
………………………………………….…<br />
………………………………………….…<br />
………………………………………….…<br />
kurz nach 22 Uhr<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
am nächsten Morgen um 7 Uhr<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………<br />
……………………
6 Organische Chemie Seite 43<br />
6.6 Carbonsäureester<br />
Die funktionellen Gruppen sind reaktionsfähige Stellen. Bringt man Carbonsäuren und Alkohole miteinander<br />
zur Reaktion, so entstehen Ester.<br />
Essigsäure + Ethanol Essigsäureethylester + Wasser<br />
Allgemein:<br />
Carbonsäure + Alkohol Ester + Wasser<br />
Bei der Reaktion der Carboxylgruppe mit der Hydroxylgruppe spaltet sich Wasser ab und es entsteht ein<br />
Estermolekül. Die funktionelle Gruppe der Carbonsäureester ist die R-COO-R'-Gruppe. (R und R':<br />
Abkürzung der jeweiligen Alkylreste).<br />
Kondensationsreaktionen sind Reaktionen, bei denen sich zwei Moleküle unter Abspaltung von Wasser<br />
(oder anderen kleinen Molekülen) vereinigen.<br />
Bei der Kondensation von Säuren und Alkoholen entstehen Ester, man nennt diese Reaktion auch<br />
Veresterung.<br />
Ester niederer Carbonsäuren: Ester aus niederen Carbonsäuren und niederen Alkoholen (jeweils (C 1 –<br />
C 5 ) haben einen angenehmen fruchtigen oder blumigen Geruch und werden als Duft- oder Aromastoffe<br />
verwendet. Solche Ester sind auch gute Lösungsmittel für Fette.<br />
Ester höherer Carbonsäuren: Ester höherer Carbonsäuren und höherer Alkohole findet man in natürlichem<br />
Wachs. Bienenwachs besteht aus Palmitinsäure (C 16 ) und einem C 30 -Alkohol.<br />
Aufgaben<br />
9. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Oxidation von Butan-2-ol und von Propanol. Oxidiere zuerst<br />
mit Kupfer(II)oxid und danach mit Fehling-Reagenz.<br />
10. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Kondensation von Ethanol mit Ethanol. Zu welcher<br />
Stoffklasse gehört das Produkt?<br />
11. Formuliere die Reaktionsgleichung für die Kondensation von Ethansäure mit Methylamin. Zu welcher<br />
Stoffklasse gehört das Produkt?<br />
1<strong>2.</strong> a) Die Hydroxylgruppe von Salicylsäure kondensiert mit Ethansäurechlorid (CH 3 COCl) zu Acetylsalicylsäure<br />
(Aspirin). Formuliere die Reaktionsgleichung.<br />
b) Aus welchen Edukten kann Paracetamol (HO-C 6 H 4 -NH-CO-CH 3 , Benzolring mit Substituenten in<br />
1,4 Stellung) synthetisiert werden?<br />
<strong>13</strong>. Nitroglycerin ist ein Ester, der aus dem 3-wertigen Alkohol Glycerin (Propan-1,2,3-triol) und der<br />
anorganischen Salpetersäure (HNO 3 , H ist an O gebunden) gebildet wird. Formuliere die Reaktionsgleichung.<br />
14. Aus Methanol und beliebigen anorganischen Verbindungen soll Methansäuremethylester hergestellt<br />
werden. Formuliere die Reaktionsgleichungen für die drei erforderlichen Reaktionsschritte.
6 Organische Chemie Seite 44<br />
Experimente: Synthese von Essigsäurepentylester<br />
Material und Chemikalien:<br />
Rundkolben, Liebigkühler, Scheidetrichter, Heizpilz, Gummischläuche, Schliffklammern, Stativmaterial<br />
Pentanol, Essigsäure, ZnCl 2 (wasserfrei)<br />
Arbeitsanleitung:<br />
In einem Rundkolben werden 25 ml Pentanol (0.23 mol) mit 25 ml Essigsäure (0.43 mol) gemischt. Dann<br />
werden 7 – 8 Spatel ZnCl 2 zugegeben. Das Gemisch wird bis zum Sieden erhitzt (Stufe 5) und dann<br />
während ca. 20 Minuten rückflussiert (Stufe 3.5).<br />
Das Produkt wird in den Scheidetrichter gegossen und dreimal mit 100 ml Wasser ausgeschüttelt um die<br />
überschüssige Essigsäure zu entfernen.<br />
Scheidetrichter für die<br />
Abtrennung der Essigsäure<br />
Apparatur für die<br />
Synthese<br />
Aufgaben:<br />
1. Formuliere die Reaktionsgleichung mit Strukturformeln und bezeichne bei den Edukten die Teilchen,<br />
die abgespalten werden. Begründe, wieso diese Teilchen abgespalten werden.<br />
<strong>2.</strong> Welche Funktion hat das ZnCl 2 ?<br />
Herstellung von künstlichem Wintergrünöl (Salicylsäuremethylester)<br />
Prinzip:<br />
Salicylsäure bildet mit Methanol den Salicylsäuremethylester, der in vielen Pflanzen<br />
vorkommt. Er wurde erstmals als duftender Bestandteil des Wintergrüns entdeckt und<br />
deshalb Wintergrünöl genannt.<br />
Reagenzien:<br />
Salicylsäure, Methanol, konz. Schwefelsäure<br />
Material:<br />
Reagenzglas und Reagenzglashalter, 250 ml Becherglas als Wasserbad<br />
Arbeitsanleitung:<br />
Aufgabe:<br />
10 Tropfen Methanol werden in einem Reagenzglas mit 4 Tropfen konz.<br />
Schwefelsäure versetzt. Achtung: Schutzbrille! Dazu gibt man eine kleine<br />
Spatelspitze Salicylsäure (ca. 0.02 g) und erhitzt 5 min lang im siedenden<br />
Wasserbad. Wasserbad: ca. 100 ml Wasser in Becherglas mit Bunsenbrenner zum<br />
Sieden erhitzen.<br />
Formuliere die Reaktionsgleichung mit Strukturformeln und bezeichne bei den Edukten die Teilchen, die<br />
abgespalten werden. Begründe, wieso diese Teilchen abgespalten werden.
6 Organische Chemie Seite 45<br />
Arbeitsblatt Schmerzmittel:<br />
a) Gib an, um was für Stoffklassen es sich handelt.<br />
Schwach wirkende Schmerzmittel<br />
COOH<br />
O<br />
C<br />
CH 3<br />
O<br />
O<br />
H N C CH 3<br />
HOOC<br />
H<br />
N<br />
CH 3<br />
CH 3<br />
OH<br />
Acetylsalicylsäure<br />
Präparate:<br />
Aspirin. Alcacyl, Aspro,<br />
Treupel, Contra-Schmerz,<br />
NeoCitran<br />
Paracetamol<br />
Präparate:<br />
Panadol, Tylenol,<br />
Treupel, Contra-<br />
Schmerz, NeoCitran<br />
Mefenaminsäure<br />
Präparat:<br />
Ponstan<br />
b) Durch welche Reaktion kann Heroin aus Morphin hergestellt werden?<br />
Stark wirkende Schmerzmittel und Drogen<br />
N CH 3 N CH 3<br />
HO<br />
O<br />
Morphin<br />
OH<br />
H 3 C<br />
C<br />
O<br />
O<br />
Heroin<br />
O O C CH 3<br />
O<br />
N CH 2 CH CH 2<br />
H 3 C<br />
CH 2<br />
C<br />
O<br />
C<br />
CH 3<br />
CH 3<br />
CH 2 CH N CH 3<br />
HO<br />
HO<br />
O<br />
O<br />
Methadon<br />
Naloxon<br />
(Gegenmittel bei Heroin-Überdosis)
6 Organische Chemie Seite 46<br />
Arbeitsblatt: Zusammenstellung wichtiger Reaktionen<br />
Oxidationen<br />
prim. Alkohol + .<br />
+ .<br />
sek. Alkohol +<br />
Kondensationen<br />
Alkohol + Carbonsäure<br />
Alkohol + Säurechlorid<br />
Amin + Carbonsäure<br />
Amin + Säurechlorid<br />
Alkohol + Alkohol
6 Organische Chemie Seite 47<br />
6.7 Fette<br />
Fette sind Ester aus höheren Fettsäuren und dem mehrwertigen Alkohol Glycerin (Propan-1,2,3-triol).<br />
H 2 C OH<br />
HC OH<br />
H 2 C OH<br />
H 2 C O<br />
O<br />
C C 17 H 35<br />
O<br />
O<br />
+ 3 C C 17 H 35<br />
HC O C C 17 H 35 + 3<br />
HO<br />
O<br />
H 2 O<br />
H 2 C O C C 17 H 35<br />
Glycerin + Stearinsäure Glycerintristearat + Wasser<br />
Allgemein:<br />
Glycerin + Fettsäuren Fett + Wasser<br />
Die drei Hydroxylgruppen des Glycerins können im Fettmolekül sowohl mit gleichen als auch mit verschiedenen<br />
Fettsäuren verestert sein. Dies erklärt die grosse Vielfalt der Fette.<br />
Eigenschaften von Fetten: Fette sind ausgesprochen hydrophob ("wasserfeindlich"). Sie lösen sich gut in<br />
Benzin und anderen unpolaren Lösungsmitteln. In Wasser sind Fette nicht löslich. Fett und Wasser bilden<br />
scharfe Grenzflächen.<br />
Fette lassen sich in feste, halbfeste und flüssige Fette einteilen. Ursache dafür ist der unterschiedliche Anteil<br />
gesättigter und ungesättigter Fettsäuren. Gesättigte Fettsäuren enthalten keine C=C-Doppelbindungen,<br />
ungesättigte Fettsäuren enthalten C=C-Doppelbindungen in cis-Anordnung.<br />
Der Schmelzpunkt eines Fetts ist um so tiefer, je mehr C=C-Doppelbindungen in den Fettsäuren vorhanden<br />
sind.<br />
Einige wichtige Fettsäuren<br />
Stearinsäure<br />
(C 18 H 36 O 2 ) (18:0)<br />
Ölsäure<br />
(C 18 H 34 O 2 ) (18:1)<br />
Linolsäure<br />
(C 18 H 32 O 2 ) (18:2)<br />
10 9<br />
<strong>13</strong> 12 10 9<br />
COOH<br />
COOH<br />
COOH<br />
Linolensäure<br />
(C 18 H 30 O 2 ) (18:3)<br />
16 15 <strong>13</strong> 12<br />
10<br />
9<br />
COOH<br />
Die letzteren zwei Fettsäuren werden auch als essentielle Fettsäuren bezeichnet, da der menschliche<br />
Organismus diese Fettsäuren benötigt, sie aber nicht selbst herstellen kann und somit auf ihre Zufuhr durch die<br />
Nahrung angewiesen ist.<br />
Aufgaben:<br />
15. Zeichne ein Fettmolekül mit einer Palmitinsäure (Hexadecansäure, 16:0), einer Ölsäure (cis-Octa-dec-9-ensäure,<br />
18:1) und einer Linolensäure (alls cis-Octadec-9,12,15-triensäure, 18:3).<br />
16. Wieso haben Fette mit ungesättigten Fettsäuren einen tieferen Schmelzpunkt als Fette mit gesättigten<br />
Fettsäuren?
6 Organische Chemie Seite 48<br />
Experiment: Herstellung von Seife<br />
Ein Fett wird in alkalischer Lösung in Seifeanionen und Glycerin gespalten. Sind die Gegenionen zu den<br />
Seifeanionen Kaliumionen, so entsteht Flüssigseife, im Falle von Natriumionen Kernseife.<br />
Material: - 1 150 ml Becherglas<br />
- 1 100 ml Becherglas<br />
- Thermometer<br />
- Glasstab<br />
- Gummifinger<br />
- Fläschchen mit Schraubverschluss<br />
- Bunsenbrenner, Dreibein, Drahtnetz<br />
- Schutzbrille<br />
Chemikalien: - Fettlösung: 60% Cocosfett und 40 % Oelsäure (18:1),<br />
durch Erwärmen verflüssigt (mit 25 ml Messzylinder)<br />
- 15%-ige Kalilauge (mit 50 ml Messzylinder)<br />
- Wasser (mit 50 ml Messzylinder)<br />
- Duftstoff (Rosen- oder Citronellöl)<br />
Durchführung:<br />
Schutzbrille tragen! Kalilauge ist stark ätzend.<br />
- In einem 150 ml Becherglas werden 50 ml Wasser und 22 ml Fettlösung unter gutem Rühren auf 90° C<br />
(aber nicht höher) erhitzt.<br />
- Gleichzeitig werden in einem 100 ml Becherglas 30 ml Kalilauge ebenfalls auf 90°C erhitzt.<br />
- Beide Bechergläser werden auf die Tischplatte gestellt. Anschliessend wird die Kalilauge unter gutem<br />
Rühren in die Fett/Wasser-Mischung gegeben, bis die Lösung klar erscheint.<br />
- Wenn die Lösung nicht klar wird, muss sie unter gutem Rühren noch einmal auf 90°C erhitzt werden.<br />
- Die fertige Seife kann mit einem Duftstoff (3 Tropfen) parfümiert und/oder einem Lebensmittelfarbstoff<br />
(1 Tropfen) gefärbt und in ein Fläschchen abgefüllt werden.<br />
Untersuchungen der Seife<br />
Material: - 3 Reagenzgläser<br />
- Wasser mit 5 ml Pipette<br />
- 1%-ige Seifenlösung mit 5 ml Plastikpipette<br />
- 4 M Salzsäure mit 3 ml Plastikpipette<br />
- 0.1 M CaCl 2 -Lösung mit 3 ml Plastikpipette<br />
- Bromthymolblaulösung (gelb: neutral, blau: alkalisch)<br />
Durchführung:<br />
1. Gib ca. 2 ml Wasser und 2 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und schüttle. Füge einige Tropfen<br />
Bromthymolblaulösung zu und schüttle.<br />
<strong>2.</strong> Gib ca. 3 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und füge einige Tropfen Salzsäure (c = 1 mol · l –1 ) zu.<br />
3. Gib ca. 3 ml Seifenlösung in ein Reagenzglas und füge einige Tropfen CaCl 2 -Lösung (c = 0.1 mol · l –1 ) zu.<br />
Aufgaben:<br />
- Zeichne eine Seifenblase (enthält Wasser, Seife und Luft) im Modell.<br />
- Formuliere die Reaktionsgleichungen für Reaktion 1-3.
6 Organische Chemie Seite 49<br />
6.8 Seifen<br />
Ausgangsstoffe für die Seifenherstellung sind vor allem pflanzliche Fette und Öle, die unter Zugabe<br />
von Natronlauge oder Kalilauge stundenlang gekocht werden. Dabei werden die Fette als natürliche<br />
Ester in Glycerin und Fettsäuren gespalten. Von diesem Verfahren stammt der früher gebräuchliche<br />
Ausdruck Verseifung für die Hydrolyse der Ester.<br />
Mit Natronlauge erhält man feste Kernseife, mit Kalilauge dagegen Schmierseife:<br />
H 2 C O<br />
HC O<br />
H 2 C O<br />
O<br />
C<br />
O<br />
C<br />
O<br />
C<br />
C 17 H 35<br />
H 2 C OH<br />
C 17 H 35 + 3 Na + + 3 OH -<br />
3 C 17 H 35 COO - + 3 Na + + HC OH<br />
C 17 H 35<br />
H 2 C OH<br />
Glycerintristearat + 3 NaOH 3 Natriumstearat + Glycerin<br />
Seifen sind Natrium- oder Kaliumsalze der höheren Fettsäuren.<br />
Nachteile von Seifen:<br />
- In hartem Wasser reagieren die für die Waschwirkung entscheidenden Fettsäureanionen mit den<br />
Ca 2+ -Ionen des Wassers zu schwerlöslichen Salzen, den Kalkseifen. Dadurch wird ein Teil der<br />
Seife nutzlos verbraucht, andererseits lagert sich die Kalkseife als "Grauschleier" auf der Wäsche<br />
ab.<br />
2 C 17 H 35 COO – + Ca 2+ (C 17 H 35 COO) 2 Ca<br />
- In saurem Wasser werden die Carboxylat-Anionen protoniert. Die sich bildenden Fettsäuren<br />
scheiden sich im Wasser als weisse Flocken ab.<br />
C 17 H 35 COO – + H 3 O + C 17 H 35 COOH + H 2 O<br />
- Seifen wirken alkalisch:<br />
C 17 H 35 COO – + H 2 O C 17 H 35 COOH + OH-<br />
Grenzflächenaktivität: Grenzflächenaktive Stoffe wie Seifen nennt man Tenside. Sie reichern sich<br />
an Grenzflächen an. Taucht man z.B. ein Stück Kernseife in Wasser, dessen Oberfläche mit einem<br />
Pulver bestreut wurde, so bewegt sich das Pulver sofort von der Seife weg. Das Tensid besetzt die<br />
Grenzfläche zwischen Wasser und Luft. Dabei bilden sich zwischen den Carboxylatgruppen und den<br />
Wassermolekülen Wasserstoffbrücken. Die unpolaren Alkylreste sind hydrophob und ragen aus der<br />
Oberfläche des Wassers heraus. Dasselbe geschieht auch an der Grenzfläche zwischen einer polaren<br />
und einer unpolaren Lösung (z. B. Wasser und Benzol).
6 Organische Chemie Seite 50<br />
Micellbildung und Emulgiervermögen: Wenn eine<br />
Seifenlösung mehr Seife enthält, als an der Oberfläche Platz<br />
hat, bilden sich in der Lösung Aggregate von Seifenionen, die<br />
Micellen. Die hydrophoben Alkylreste lagern sich zusammen<br />
und bilden das Innere der Micelle. Die hydrophilen Carboxylatgruppen<br />
bilden mit Wassermolekülen Wasserstoffbrücken<br />
aus. Durch die Ausbildung von Micellen wirken Tenside als<br />
Emulgatoren. Gibt man z.B. wenig Öl in Wasser, so lagert sich<br />
das Öl in das hydrophobe (oder lipophile) Innere der Micellen<br />
ein und wird so in kleinsten Tröpfchen im Wasser verteilt. Es<br />
liegt eine Öl-in-Wasser-Emulsion (O/W) vor. In Wasser-in-Öl-<br />
Emulsionen (W/O) ist das Wasser in Form kleinster Tröpfchen<br />
im Öl verteilt. Die polaren Gruppen sind nun im Inneren der<br />
Micellen, während die Alkylreste aussen mit Ölmolekülen Vander-Waals-Bindungen<br />
eingehen.<br />
Dispergiervermögen: Tenside ermöglichen nicht nur das<br />
Emulgieren nicht miteinander mischbarer Flüssigkeiten, sie<br />
begünstigen auch das feine Verteilen oder Dispergieren<br />
unlöslicher Feststoffe in Flüssigkeiten. Aktivkohle kann z.B.<br />
durch Filtrieren von Wasser getrennt werden. Nach Zugabe<br />
eines Tensids wird die Aktivkohle jedoch dispergiert und läuft<br />
durch das Filterpapier.<br />
Waschvorgang: Beim Waschen sind alle beschriebenen<br />
Eigenschaften der Tenside von Bedeutung. In einer Seifenlösung<br />
beginnt das Ablösen von Öl von einem Gewebe durch<br />
Anreicherung der Seifenionen an der Grenzfläche zwischen<br />
Lösung und Faser. Aufgrund der erniedrigten Oberflächenspannung<br />
(siehe Kapitel 5) kann das Wasser das Gewebe<br />
benetzen und in die Fasern eindringen. Die hydrophoben<br />
Alkylreste treten mit dem unpolaren Schmutz in Wechselwirkung,<br />
der Schmutz wird in kleinere Bruchstücke zerlegt.<br />
Schliesslich wird er in Micellen eingelagert und abtransportiert.<br />
Grenzflächenadsorption und<br />
Micellbildung in einer Seifenlösung<br />
Phasen der Schmutzablösung beim<br />
Waschen<br />
Synthetische Tenside: Die Nachteile der Seife führten nach dem 1. Weltkrieg zu intensiven<br />
Versuchen, grenzflächenaktive Substanzen mit günstigeren Eigenschaften herzustellen. Als Leitfaden<br />
diente das Strukturprinzip der Seifenanionen: ein langkettiger Alkylrest und eine polare Endgruppe.<br />
Heute gibt es anionische, kationische, nichtionische und zwitterionische Tenside.<br />
Dodecylsulfat (Natriumlaurylsulfat) ist ein wichtiges anionisches Tensid, das stark schäumt. Es wird in<br />
Duschgel, Zahnpasta und Shampoo eingesetzt. Es ist eine sehr schwache Base, d.h. es macht<br />
Wasser nicht alkalisch und reagiert nicht mit H 3 O + in sauren Lösungen.<br />
O<br />
O<br />
S<br />
O<br />
Na +<br />
O
6 Organische Chemie Seite 51<br />
6.9 Fossile Brennstoffe<br />
Vollständige Verbrennung: ....................................................................................................................<br />
Zunahme von<br />
Erdgas .............................................................................<br />
- .......................................................<br />
Erdöl: - ........................................................<br />
- ........................................................<br />
..............................................................................<br />
..............................................................................<br />
..............................................................................<br />
................................................................................<br />
Russbildung:<br />
(Unvollständige Verbrennung)<br />
Saurer Regen:<br />
Treibhauseffekt: Bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entsteht CO 2 und Wasser. CO 2 und<br />
Wasserdampf lassen das sichtbare und kurzwellige (UV) Sonnenlicht zur Erde durchdringen, absorbieren<br />
aber die von der Erde zurückgeworfene langwellige Wärmestrahlung, so dass sich die erdnahe<br />
Luftschicht erwärmt. Der natürliche Treibhauseffekt bewirkt eine mittlere globale Temperatur von etwa<br />
+ 15°C.<br />
Seit 1958 ist der CO 2 -Gehalt der Atmosphäre<br />
laufend gestiegen, eine Folge des wachsenden<br />
Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Diese Zunahme<br />
verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt und<br />
führt somit zu einem Temperaturanstieg.<br />
Bei der Verbrennung nachwachsender Brennstoffe<br />
wird zwar auch CO 2 freigesetzt, beim Nachwachsen<br />
neuer Pflanzen für die Photosynthese<br />
aber wieder aufgenommen.<br />
Photosynthese<br />
6 CO 2 + 6 H 2 O C 6 H 12 O 6 + 6 O 2<br />
Verbrennung<br />
H 2 O, CO 2<br />
H 2 O<br />
CO 2<br />
Rapspflanze<br />
CO 2<br />
6.10 Alkane, Alkene und Alkine<br />
Rapsöl
6 Organische Chemie Seite 52<br />
Alkane<br />
Die häufigste Reaktion der Alkane ist die Verbrennung, bei der viel Energie freigesetzt wird. Bei<br />
vollständiger Verbrennung entstehen Kohlenstoffdioxid und Wasser. Aus der Sicht des Chemikers ist<br />
die Verbrennung eine nutzlose Reaktion, da keine verwertbaren Reaktionsprodukte erhalten werden.<br />
Die Alkane sind sehr reaktionsträge, was sich durch ihre Struktur erklären lässt. Alle Atome weisen die<br />
maximale Zahl an Bindungspartnern auf, d.h. die Alkane sind gesättigte Kohlenwasserstoffe. Bevor<br />
eine neue Bindung geknüpft werden kann, muss eine andere Bindung gelöst werden. C-H-Bindungen<br />
sind sehr stabile Bindungen, die etwas schwächeren C-C-Bindungen sind durch die Wasserstoffatome<br />
gegen Angriffe geschützt. Die Reaktion mit den reaktionsfreudigen Halogenen Chlor und Brom stellt<br />
eine der wenigen Möglichkeiten dar, um aus den reaktionsträgen Alkanen verwertbare Produkte zu<br />
synthetisieren.<br />
Experiment: Hexan wird mit Brom versetzt und das Gemisch wird mit einer Lampe belichtet. Die<br />
entweichenden Dämpfe werden zuerst über Universalindikatorpapier geleitet und<br />
danach in Silber(I)-nitrat-Lösung eingeleitet.<br />
Formuliere die Reaktionsgleichungen für die Bromierung von Hexan und die Nachweisreaktionen<br />
von Bromwasserstoff.<br />
Reaktionsmechanismus der Bromierung von Methan:<br />
Die Reaktion von Alkanen mit Brom findet nur statt, wenn Energie in Form von Licht oder Wärme zugeführt<br />
wird, da Brom-Moleküle zuerst in Radikale aufgepalten werden müssen (homolytische Bindungsspaltung).<br />
Licht, Wärme<br />
1) Br–Br 2 Br<br />
Br-Radikale sind reaktiv genug, um ein H aus einer C–H-Bindung abzulösen.<br />
2) CH 4 + Br CH 3 + H-Br<br />
Das Methyl-Radikal vermag mit einem Brom-Molekül zu reagieren:<br />
3) CH 3 + Br 2 CH 3 Br + Br<br />
Das bei Reaktion 3) entstandene Brom-Radikal steht wieder für Reaktion 2) zur Verfügung.<br />
Beendet man die Belichtung, so bricht die Reaktion nach kurzer Zeit ab, da sich zwei Radikale beim<br />
Zusammenstoss vereinigen.<br />
4) H 3 C + CH 3 H 3 C–CH 3<br />
H 3 C + Br<br />
H 3C–Br
6 Organische Chemie Seite 53<br />
Die Gesamtreaktion ist eine Substitution, bei der die angreifenden Teilchen Radikale sind. Sie wird<br />
deshalb radikalische Substitution (abgekürzt S R ) genannt:<br />
CH 4 + Br 2 CH 3 Br + H-Br<br />
Da jedes Wasserstoffatom eines Alkanmoleküls durch ein Halogenatom ersetzt werden kann, gibt es<br />
eine Vielzahl von Halogenalkanen.<br />
Eigenschaften und Verwendung von Halogenalkanen:<br />
Je mehr Wasserstoffatome durch Halogenatome ersetzt sind, desto schlechter ist die Brennbarkeit.<br />
Vollständig substituierte Halogenalkane sind nicht brennbar<br />
- Kleine Halogenalkane (Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe, FCKW) wurden als Treibgase in<br />
Spraydosen, zum Entfetten von Metallteilen, in der chemischen Reinigung (Tetrachlorethen), als<br />
Feuerlöschmittel, als Narkosemittel (z.B. Halothan, 2-Brom-2-chlor-1,1,1-trifluorethan), als<br />
Kältemittel in Kühlschränken und bei der Herstellung von Schaumstoffen verwendet. Heute sind<br />
Halogenalkane für die meisten dieser Anwendungen verboten.<br />
- Durch Halogenierung können aus dem Erdöl gewonnene Alkane in verwertbare Produkte<br />
umgewandelt werden:<br />
R<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
H<br />
H<br />
+ Cl 2 + OH Oxidation O Oxidation<br />
R C Cl R C OH R C<br />
– HCl – Cl <br />
H<br />
H<br />
H<br />
R<br />
C<br />
O<br />
OH<br />
Da Halogenkohlenwasserstoffe in der Natur kaum vorkommen, sind sie schwer abbaubar. FCKW<br />
gelangen durch Diffusion in 10 – 20 Jahren in die Stratosphäre und zerstören die Ozonschicht, welche<br />
die Erde vor UV-B-Strahlen schützt.<br />
Alkene<br />
Treten in Kohlenwasserstoffen C=C-Doppelbindungen auf, so gehören die Moleküle zur Stoffklasse<br />
der Alkene. Es handelt sich um ungesättigte Kohlenwasserstoffe.<br />
Im Unterschied zu den C _ C-Einfachbindungen sind Doppelbindungen starr, also nicht frei drehbar.<br />
Die vier Substituenten einer Doppelbindung liegen mit den beiden C=C in derselben Ebene. Deshalb<br />
gibt es für die Substituenten an einer C=C-Gruppe unterschiedliche geometrische Anordnungen, es<br />
existieren damit zwei isomere Moleküle.<br />
H 3 C<br />
H<br />
C<br />
C<br />
CH 3<br />
H<br />
H<br />
H 3 C<br />
C<br />
C<br />
CH 3<br />
H<br />
cis-But-2-en<br />
trans-But-2-en<br />
cis-trans-Isomerie: Unterschiedliche räumliche Anordnung der Substituenten an einer C=C-<br />
Doppelbindung bei gleicher Atomsequenz und gleicher Summenformel.<br />
Im Gegensatz zur Einfachbindung stellt die Doppelbindung einen Ort stark erhöhter Reaktionsfähigkeit<br />
dar. Die Elektronendichte ist im Bereich der Doppelbindung erhöht. Nähert sich ein Brom-Molekül
6 Organische Chemie Seite 54<br />
diesem Bereich erhöhter negativer Ladung, so kann es zu einer Polarisierung des Brom-Moleküls<br />
kommen. Durch die erhöhte Ladungsdichte der Doppelbindung werden die Elektronen des Brom-<br />
Moleküls abgestossen. Gleichzeitig wird ein Elektronenpaar des Alkens auf die positivierte Seite des<br />
Brom-Moleküls verschoben. Zwischen dem C-Atom und dem positivierten und deshalb elektrophilen<br />
Br-Atom bildet sich eine Bindung, gleichzeitig entsteht ein Br - -Ion. Man spricht von einer<br />
heterolytischen Bindungsspaltung. Im zweiten Reaktionsschritt lagert sich das nucleophile Br – -Ion an<br />
das nun positiv geladene C-Atom an und es bildet sich eine weitere C–Br-Bindung. So erfolgen bereits<br />
bei Zimmertemperatur Additionsreaktionen.<br />
Carbenium-Ion<br />
Reaktionsmechanismus der<br />
elektrophilen Addition von<br />
Brom an Ethen:<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
H<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
H<br />
Gesamtreaktion:<br />
Elektrophile Addition<br />
Ethen + Brom 1,2-Dibromethan<br />
Die Elektronendichte im Bereich der Doppelbindung wird durch Substituenten an den C-Atomen<br />
beeinflusst. So reagiert Chlorethen etwa 25-mal langsamer mit Brom als Ethen. 1,2-Dichlorethen<br />
reagiert nocht langsamer und Tetrachlorethen praktisch nicht. Aufgrund der grösseren Elektronegativität<br />
kommt es zu einer Elektronenverschiebung der C-Cl-Bindung. Die Ladungsverschiebung wirkt über<br />
die direkt betroffene Bindung hinaus auch auf die benachbarten Bindungen. Im Bereich der C=C-<br />
Bindung nimmt die Elektronendichte ab.<br />
Ethen (Ethylen): Ethen ist heute der wichtigste Grundstoff für organische Synthesen in der<br />
chemischen Industrie. Da Ethen-Moleküle symmetrisch gebaut sind, ergeben sich bei der Addition<br />
keine isomeren Nebenprodukte. Etwa die Hälfte des hergestellten Ethens wird zum Kunststoff<br />
Polyethen (Polyethylen, PE) umgesetzt.<br />
Alkine<br />
Treten in Kohlenwasserstoffen CC-Dreifachbindungen auf, so gehören die Moleküle zur Stoffklasse<br />
der Alkine. Ethin, der einfachste Vertreter der Alkine, brennt mit einer sehr hellen und stark russenden<br />
Flamme; Ethin-Luft-Gemische sind. explosionsfähig. Mit reinem Sauerstoff erreicht man eine<br />
Verbrennungstemperatur von 3000°C. Ethin wird daher zum Schweissen verwendet.<br />
Bei Alkinen sind Additionsreaktionen in zwei Stufen möglich.<br />
Aufgaben:<br />
17. Ein Mol Cyclopenten wird mit drei Mol Brom gemischt.<br />
a) Das Gemisch wird zuerst im Dunkeln reagieren gelassen.<br />
b) Danach wird das Gemisch belichtet.<br />
Formuliere alle Reaktionsgleichungen (Gesamtreaktion für a) und b) und Reaktionsmechanismus)<br />
18. Ein Mol 1,2-Dichlorbut-1,3-dien wird mit einem Mol Chlor reagieren gelassen. Formuliere die<br />
Reaktionsgleichung für die Gesamtreaktion. Welche der beiden Doppelbindungen wird bevorzugt<br />
chloriert? Begründe.
6 Organische Chemie Seite 55<br />
Bildung und Abbau von Ozon in der Stratosphäre<br />
Zerstörung des Ozons am Beispiel von CF 2 Cl 2 :<br />
UV-C<br />
CF 2 Cl 2 CF 2 Cl . + Cl .<br />
Cl . + O 3 ClO . + O 2 1 Chloratom kann bis zu 100'000 O 3 -<br />
ClO . + O 3 Cl . + 2O 2 Moleküle zerstören<br />
2 O 3 3 O 2<br />
Bildung und Abbau von Ozon in der Troposphäre
6 Organische Chemie Seite 56<br />
Arbeitsblatt: Energetische Betrachtungen zur Halogenierung von Alkanen und Alkenen<br />
Bindungsenthalpien in kJ/mol<br />
Br−Br 193 H−Br 366 H−H 436 C=C 614<br />
C−Br 285 C−H 4<strong>13</strong> C−C 348<br />
Wieso findet bei der Bromierung von Ethan Reaktion 1) statt und nicht Reaktion 2)?<br />
Berechne für beide Reaktionen die Reaktionsenthalpie H.<br />
1)<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H H<br />
H + Br Br H C C H + H Br<br />
H Br<br />
H =<br />
2)<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H H<br />
H + Br Br<br />
H C C H + H H<br />
Br Br<br />
H =<br />
Wieso findet bei der Bromierung von Ethen eine Addition 3) und nicht eine Substitution 4) statt?<br />
Berechne für beide Reaktionen die Reaktionsenthalpie H.<br />
3)<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
H<br />
H H<br />
+ Br Br<br />
H C C<br />
Br Br<br />
H<br />
H =<br />
4)<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
H<br />
+ Br Br<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
Br<br />
+ H Br<br />
H =
6 Organische Chemie Seite 57<br />
6.11 Kunststoffe<br />
Nach dem <strong>2.</strong> Weltkrieg haben die Kunststoffe in vielen Bereichen die herkömmlichen Werkstoffe wie<br />
Holz, Metall und Stein verdrängt. Dies ist auf ihre vielseitige Verwendbarkeit zurückzuführen.<br />
Kunststoffe lassen sich bei ihrer Synthese gezielt mit den gewünschten Eigenschaften herstellen.<br />
Vorteilhafte Eigenschaften<br />
- Als Nichtleiter isolieren Kunststoffe gut<br />
gegen Elektrizität und Wärme.<br />
- Beständigkeit gegen Wasser und Luft.<br />
- Beständigkeit gegen Säuren und Laugen.<br />
- Kunststoffe lassen sich bei der Herstellung<br />
leicht verformen, einfärben und<br />
verarbeiten.<br />
- "Werkstoffe nach Mass".<br />
Nachteilige Eigenschaften<br />
- Geringe Härte und Kratzfestigkeit.<br />
- Meistens geringe Temperaturbeständigkeit<br />
- Geringe Beständigkeit gegen organische<br />
Lösungsmittel.<br />
- Elektrische Aufladung beim Reiben.<br />
- Unter Einwirkung von Licht und Wärme<br />
werden viele Kunststoffe brüchig.<br />
- Wegwerfartikel<br />
Bei der Synthese von Kunststoffen geht man von kleinen Molekülen aus. Diese Monomere sind die<br />
Bausteine für die Bildung kettenförmiger oder netzförmiger Makromoleküle. Die Monomere müssen<br />
Mehrfachbindungen oder mindestens zwei funktionelle Gruppen besitzen. Ihre Verknüpfung zu<br />
Polymeren kann je nach Art der Monomeren durch verschiedene Polyreaktionen erfolgen.<br />
Polymerisation: Bei der Polymerisation geht man von ungesättigten Monomeren aus. Als funktionelle<br />
Gruppe reagieren C=C-Doppelbindungen. Die Reaktion verläuft als Kettenreaktion und wird durch<br />
Initiatoren wie Radikale oder Ionen ausgelöst. Bei der Reaktion eines Radikals entsteht ein neues<br />
Radikal. Durch Anlagerung weiterer Monomere wird die Kette verlängert. Es bilden sich thermoplastische<br />
Kunststoffe, die man als Polymerisate bezeichnet.<br />
Bildung von Radikalen<br />
Wärme, Licht<br />
R R<br />
R<br />
Initiatormolekül<br />
+ R<br />
Radikal<br />
Mechanismus der<br />
radikalischen Polymerisation<br />
Kettenstart<br />
H H<br />
H H<br />
R + C C<br />
R C C<br />
H H<br />
H H<br />
Monomermolekül<br />
Kettenwachstum<br />
R<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
H H<br />
+ n C C<br />
H H<br />
R<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
H H<br />
C C<br />
nH H<br />
Kettenabbruch<br />
R<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
H H<br />
C C<br />
nH H<br />
+<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
R<br />
m<br />
R<br />
H H<br />
C C<br />
H H<br />
R<br />
n+m+2
6 Organische Chemie Seite 58<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
F<br />
C<br />
F<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
H<br />
H<br />
C<br />
CH 3<br />
H<br />
C<br />
Cl<br />
F<br />
C<br />
F<br />
H<br />
C<br />
CN<br />
H<br />
C<br />
H H<br />
C C<br />
H H n<br />
H H<br />
C C<br />
H CH 3 n<br />
H H<br />
C C<br />
H Cl n<br />
F F<br />
C C<br />
F F n<br />
H H<br />
C C<br />
H CNnn<br />
H H<br />
C C<br />
H<br />
n<br />
Polyethen (PE)<br />
Lupolen, Hostalen<br />
Polypropen (PP)<br />
Polyvinylchlorid (PVC)<br />
Polytetrafluorethen<br />
(PTFE), Teflon<br />
Polyacrylnitril (PAN)<br />
Dralon, Orlon<br />
Polystyrol (PS)<br />
Styropor<br />
Wichtige Polymere aus<br />
Ethen und Ethenderivaten<br />
H<br />
H<br />
C<br />
C<br />
H<br />
COOCH 3<br />
H H<br />
C C<br />
H COOCH 3<br />
n<br />
Polymethacrylsäuremethylester<br />
(PMMA)<br />
Plexiglas<br />
Polykondensation: Bei der Polykondensation geht man von Monomeren mit mindestens zwei<br />
funktionellen Gruppen aus. Als funktionelle Gruppen eignen sich Hydroxylgruppen, Carboxylgruppen<br />
und Aminogruppen. Die Verknüpfung erfolgt zuerst zu Dimeren, woraus durch weitere Kondensation<br />
schliesslich Makromoleküle entstehen. Bei jedem Reaktionsschritt spalten sich kleinere Moleküle aus<br />
zwei miteinander reagierenden funktionellen Gruppen ab.<br />
Die Polykondensation von bifunktionellen Monomeren führt zu linearen, thermoplastischen Makromolekülen.<br />
Aus trifunktionellen Monomeren bilden sich dreidimensional vernetzte, duroplastische<br />
Makromoleküle. Die nach diesem Reaktionstyp gebildeten Kunststoffe heissen allgemein Polykondensate<br />
(Polyamide oder Polyester).<br />
Beispiel:<br />
H<br />
O<br />
O<br />
C<br />
(CH 2 ) 2<br />
O<br />
C<br />
O<br />
H<br />
-H O O<br />
2 O<br />
+ H O (CH<br />
... O ...<br />
2 ) 4 O H<br />
O C (CH 2 ) 2 C O (CH 2 ) 4<br />
Disäure + Diol Polyester<br />
Polyaddition: Die Verknüpfung von Monomeren kann auch über funktionelle Gruppen erfolgen, die<br />
Additionsreaktionen eingehen. Im Gegensatz zur Polykondensation werden keine kleineren Moleküle<br />
abgespalten. Kennzeichnend für die Polyaddition ist die Übertragung von Wasserstoffatomen von<br />
einer Monomerart zur anderen. Zu den wichtigsten durch Polyaddition hergestellten Kunststoffen<br />
gehören die Polyurethane.<br />
Beispiel:<br />
O C N (CH<br />
...<br />
2 ) 2 N C O + H O (CH C N (CH 2 ) 2 N C<br />
O ...<br />
2 ) 4 O H<br />
O (CH 2 ) 4<br />
Diisocyanat Diol Polyurethan<br />
O<br />
H<br />
H<br />
O
6 Organische Chemie Seite 59<br />
Klassifizierung von Kunststoffen<br />
Thermoplaste bestehen aus linearen Molekülen unterschiedlicher Länge, die durch Wasserstoffbrücken,<br />
Dipol-Dipol-Kräfte und/oder Van-der-Waals-Kräfte zusammengehalten werden. Sie werden<br />
aus Monomeren mit zwei funktionellen Gruppen hergestellt. Beim Erwärmen werden die zwischenmolekularen<br />
Bindungen allmählich gelöst und die Ketten können aneinander vorbeigleiten. Der<br />
Thermoplast erweicht und schmilzt schliesslich. Bei höherer Temperatur lassen sich thermoplastische<br />
Kunststoffe in beliebige Formen pressen. Nach dem Abkühlen erhält man ein festes thermoplastisches<br />
Formteil.<br />
Duroplaste bestehen aus netzartigen Strukturen. Die Monomere haben drei funktionelle Gruppen und<br />
können durch Elektronenpaarbindungen dreidimensional vernetzt werden. Erhitzt man Duroplaste, so<br />
bleibt die dreidimensionale Struktur erhalten. Erst bei sehr hohen Temperaturen zerreisst das Netz<br />
unter Spaltung von Elektronenpaarbindungen, wobei sich der Kunststoff zersetzt.<br />
Da sich duroplastische Kunststoffe in der Wärme nicht verformen lassen, müssen sie bereits bei der<br />
Synthese die gewünschte Form erhalten. Nach dem Aushärten können sie nur noch mechanisch<br />
bearbeitet werden.<br />
Elastoplaste bestehen ebenfalls aus Netzstrukturen, die aber weitmaschiger sind als bei den<br />
Duroplasten. Elastoplaste (oder Elastomere) lassen sich unter Zug oder Druck leicht verformen.<br />
Wegen ihrer Elastizität kehren sie danach immer wieder in ihre ursprüngliche Form zurück. Bei hoher<br />
Temperatur zersetzen sich Elastoplaste ähnlich wie Duroplaste. Die Verarbeitung der Elastoplaste<br />
erfolgt wie bei den Duroplasten. Sie werden meist unter Einwirkung von Hitze und Druck in der<br />
Endform synthetisiert.<br />
Zersetzung<br />
Abbau der<br />
Makromoleküle<br />
Thermoplaste<br />
Zersetzungstemperaturbereich<br />
plastischer Zustand<br />
Makromoleküle<br />
frei beweglich<br />
Elastoplaste<br />
Thermoplaste<br />
Fliesstemperaturbereich<br />
weichplastischer<br />
Zustand<br />
Makromoleküle<br />
teilweise frei beweglich<br />
Duroplaste<br />
Thermoplaste<br />
Elastoplaste<br />
Erweichungstemperaturbereich<br />
hartelastischer<br />
Zustand<br />
Makromoleküle fest<br />
miteinander verbunden
6 Organische Chemie Seite 60<br />
Arbeitsblatt: Bildung von Polymeren<br />
Strukturformeln der<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
HO-(CH 2 ) 4 -OH<br />
HOOC<br />
COOH<br />
COOH<br />
Name der Monomeren Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp<br />
1,3,5-Benzoltricarbonsäure<br />
Strukturformel des<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
H<br />
C<br />
H<br />
C<br />
H<br />
CH 3<br />
Name des Monomeren Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp<br />
Strukturformeln der<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
HOOC<br />
COOH<br />
H 2 N-(CH 2 ) 4 -NH 2<br />
Name der Monomeren Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp<br />
Terephtalsäure
6 Organische Chemie Seite 61<br />
Arbeitsblatt: Zusammensetzung von Polymeren<br />
Strukturformeln der<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
F F F F F F<br />
C C C C C C<br />
F F F F F F<br />
Name des<br />
Monomeren<br />
Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp<br />
Strukturformel des<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
O<br />
H O H O H O<br />
C C O C C O C C<br />
CH 3 CH 3 CH 3<br />
Name des<br />
Monomeren<br />
Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp<br />
Strukturformeln der<br />
Monomeren<br />
Strukturformel des Polymeren (Ausschnitt)<br />
O<br />
O<br />
O<br />
C N N C O (CH 2 ) 2 O C N<br />
N<br />
H H H H<br />
O<br />
C<br />
Name der<br />
Monomeren<br />
Polyreaktionstyp<br />
Name des<br />
Polymeren<br />
Kunststofftyp
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 62<br />
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie<br />
7.1 Soffmengenkonzentration, molares Volumen und Gasgleichung<br />
Die Stoffmengenkonzentration<br />
Um den Gehalt einer Substanz in einer Lösung anzugeben, wird die Stoffmengenkonzentration c verwendet.<br />
Wenn die Art des Lösungsmittels nicht angegeben ist, wird Wasser verwendet.<br />
Es gilt:<br />
c<br />
<br />
n<br />
V<br />
c: Stoffmengenkonzentration [c] = 1 mol/l<br />
n: Stoffmenge des gelösten Stoffes [n] = 1 mol<br />
V: Volumen der Lösung [V] = 1 l<br />
Das molare Volumen<br />
Bei Gasen lässt sich das Volumen einfacher bestimmen als die Masse. Deshalb ist die Erkenntnis von<br />
Avogadro, dass in 1 Liter Helium gleich viele Moleküle enthalten sind wie in einem Liter Sauerstoff, von grosser<br />
Bedeutung. Das Gesetz von Avogadro lautet:<br />
Gleiche Volumina gasförmiger Stoffe enthalten bei gleicher Temperatur und gleichem Druck gleich<br />
viele Teilchen.<br />
Helium<br />
2<strong>2.</strong>4 l<br />
Sauerstoff<br />
Wählt man als äussere Bedingungen p = 101'325 Pa<br />
und T = 273 K (0°C), so nimmt bei Gasen die Stoffmenge<br />
1 mol ein Volumen von 2<strong>2.</strong>4 Liter ein.<br />
Unter diesen Normbedingungen enthalten 2<strong>2.</strong>4 l eines idealen<br />
Gases 6 . 10 23 Teilchen (d.h. Gasmoleküle).<br />
m = 4 g<br />
n =1 mol<br />
m = 32 g<br />
n = 1 mol<br />
N = N = 6.02 10 23 N = N = 6.02 10 23<br />
Es gilt somit:<br />
n<br />
<br />
V<br />
V<br />
m<br />
(p, T = konst.)<br />
n: Stoffmenge [n] = 1 mol<br />
V: Volumen des Gases [V] = 1 l<br />
V m : Molares Volumen<br />
[V m ] = 1 l / mol<br />
Das molare Volumen von idealen Gasen beträgt:<br />
bei Normbedingungen (p = 101'325 Pa, T = 273 K): V m = 2<strong>2.</strong>4 l / mol<br />
bei Standardbedingungen (p = 101'325 Pa, T = 298 K): V m = 24.45 l / mol<br />
Die allgemeine Gasgleichung<br />
Wenn die Stoffmenge nicht bei Norm- oder Standardbedingungen berechnet werden soll, so kommt die<br />
allgemeine Gasgleichung zur Anwendung (Herleitung siehe Physik).
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 63<br />
p V nR T<br />
R = 8.3144 J . K -1 . mol -1<br />
Diese Gleichung gilt streng genommen nur für ideale Gase:<br />
- kein Eigenvolumen der Gasteilchen<br />
- keine Kräfte zwischen den Teilchen<br />
Reale Gase erfüllen diese Gleichung um so besser, je kleiner der Druck und je höher die Temperatur. Unter<br />
diesen Bedingungen spielen die Wechselwirkungen zwischen den Molekülen die geringste Rolle.<br />
Aufgaben<br />
1. Wie viel Gramm Magnesiumchlorid muss man abwägen, um 2 l einer Lösung herzustellen, deren Chlorid-<br />
Ionenkonzentration 0.05 mol/l beträgt?<br />
<strong>2.</strong> Schwefelsäure-Lösung (H 2 SO 4(aq) ) reagiert mit Natronlauge (NaOH (aq) ) zu Natriumsulfat (Na 2 SO 4 ) und<br />
Wasser. Wie viele Milliliter Natronlauge mit c(NaOH) = 0.75 mol / l werden benötigt, damit die<br />
Schwefelsäure in 50 ml Schwefelsäure-Lösung mit c(H 2 SO 4 ) = 0.15 mol / l vollständig reagiert?<br />
3. Natriumthiosulfat (Na 2 S 2 O 3 ) reagiert mit Iod vollständig zu Natriumtetrathionat (Na 2 S 4 O 6 ) und Natriumiodid.<br />
Welches Volumen einer Lösung mit c(Na 2 S 2 O 3 ) = 0.64 mol / l braucht es zur vollständigen Umsetzung von<br />
15.3 g I 2 ?<br />
4. Lösung 1: 2 g Calciumbromid werden in Wasser gelöst, so dass das Volumen der Lösung<br />
0.4 Liter beträgt.<br />
Lösung 2: 2 g Aluminiumbromid werden in Wasser gelöst, so dass das Volumen der Lösung<br />
0.4 Liter beträgt.<br />
Lösung 1 und 2 werden gemischt. Berechne die Konzentration der Calcium-, Aluminium- und Bromid-Ionen<br />
in der Mischlösung.<br />
5. Bestimmung des Citronensäure- und Vitamin C-Gehalts in einer Zitrone<br />
a) Wie viel Gramm Citronensäure (C 6 H 8 O 7 ) enthalten 10 ml Zitronensaft, wenn für die vollständige<br />
Reaktion der Citronensäure 18 ml Natronlauge mit c(NaOH) = 1 mol/l verbraucht wurde? Citronensäure<br />
reagiert mit NaOH zu Na 3 C 6 H 5 O 7 und H 2 O.<br />
b) Wie viel Gramm Vitamin C (C 6 H 8 O 6 ) enthält eine Zitrone, wenn für die vollständige Umsetzung des<br />
darin enthaltenen Vitamin C 45 ml Iodat-Lösung mit c(KIO 3 ) = 0.02 mol/l benötigt wurde?<br />
3 C 6 H 8 O 6 + KIO 3 3 C 6 H 6 O 6 + KI + 3 H 2 O<br />
6. 1000 g Soda (Na 2 CO 3 ) werden in einem Tank in Wasser gelöst. 250 ml der Lösung werden mit HCl-Lösung<br />
mit c(HCl) = 0.5 mol / l titriert, wobei 40 ml verbraucht werden. Berechne das Volumen der Lösung im Tank.<br />
Soda reagiert mit HCl zu NaCl, CO 2 und H 2 O.<br />
7. Wie viel Teilchen enthalten 50 Liter Sauerstoff bei 60°C und 90'000 Pa?<br />
8. Berechne das molare Volumen von Stickstoff bei 200°C und 50'000 Pa.<br />
9. Welche Dichte haben Kohlenstoffmonoxid, Stickstoff und Sauerstoff bei 50°C und 100'000 Pa?
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 64<br />
10. 0.19 ml Ethanol (Dichte: 782 kg/m 3 ) wurden verdampft. Bei einer Temperatur von 89°C ergab sich ein<br />
Gasvolumen von 90 ml. Der Luftdruck betrug 101'000 Pa. Berechne die molare Masse von Ethanol.<br />
11. Eine Verbindung aus den Elementen C, H und N hat eine molare Masse von 162 g . mol -1 .<br />
Bei der vollständigen Verbrennung von 5.278 g Verbindung entstehen bei Normbedingungen 14.336 g<br />
Kohlenstoffdioxid, 728 ml Stickstoffgas und Wasser.<br />
Ermittle die Summenformel der Verbindung und zeichne eine mögliche Strukturformel.<br />
1<strong>2.</strong> Ein Gemisch von C 2 H 6 und C 3 H 8 wird mit O 2 vollständig verbrannt unter Bildung von 1<strong>2.</strong>5 g CO 2 und 7.2 g<br />
H 2 O. Wieviel Massenprozent C 2 H 6 enthält das Gemisch?<br />
7.2 Die Reaktionsenthalpie<br />
Der Energieinhalt der Welt ist konstant<br />
Energieerhaltungssatz<br />
1. Hauptsatz der Thermodynamik<br />
(in der Formulierung des deutschen Physikers Clausius)<br />
Dies bedeutet, dass Energie weder neu geschaffen, noch zerstört werden kann.<br />
Energie, d.h. die Fähigkeit Arbeit zu leisten, existiert in verschiedenen Formen und kann als kinetische Energie<br />
oder potentielle Energie in Erscheinung treten. Potentielle und kinetische Energie sowie auch die verschiedenen<br />
Energieformen können ineinander umgewandelt werden.<br />
Auch chemische Vorgänge sind immer mit Energieumsätzen verknüpft. Die Wärmeenergie, die ein System bei<br />
konstantem Druck an die Umgebung abgibt oder von ihr aufnimmt, wird als Reaktionsenthalpie (H)<br />
bezeichnet. Die meisten chemischen Reaktionen erfolgen bei konstantem Druck.<br />
Stoffsystem<br />
wird durch die Reaktion vorerst wärmer als die<br />
Umgebung bzw. als die Edukte<br />
exotherm<br />
Wärmefluss<br />
Umgebung<br />
(Lufthülle)<br />
Stoffsystem<br />
wird durch die Reaktion vorerst kälter als die<br />
Umgebung bzw. als die Edukte<br />
endotherm<br />
Wärmefluss<br />
<br />
Umgebung<br />
(Lufthülle)<br />
Exotherme Reaktionen Wärmeabgabe H < 0, Vorzeichen von H negativ<br />
Endotherme Reaktionen Wärmeaufnahme H > 0, Vorzeichen von H positiv<br />
Da chemische Reaktionen durch Trennung und Neubildung von Bindungen charakterisiert sind, ist die<br />
Veränderung des Energieinhalts in erster Linie durch die Energiebilanz dieser Vorgänge bestimmt.<br />
- Um eine Bindung zu trennen, ist stets Energie erforderlich.<br />
- Bei der Bildung einer Bindung wird stets Energie frei.
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 65<br />
Werden bei einer Reaktion also schwache Bindungen gespalten und neue, festere Bindungen gebildet, so<br />
verläuft die Reaktion exotherm. Werden starke Bindungen gespalten und neue schwache gebildet, so verläuft<br />
die Reaktion endotherm.<br />
In vielen Fällen können die gleichen Produkte auf verschiedene Weise hergestellt werden. Der Energieumsatz<br />
ist dabei unabhängig vom Reaktionsverlauf, sonst würde der Energieerhaltungssatz nicht erfüllt. Diese<br />
Überlegungen wurden im Satz von Hess zusammengefasst:<br />
Die Reaktionsenthalpie ist unabhängig vom Reaktionsweg. Sie hängt nur vom Anfangs- und<br />
Endzustand des Systems ab.<br />
Beispiel:<br />
Graphit kann direkt zu Kohlenstoffdioxid verbrannt werden (Weg A) oder indirekt über<br />
Kohlenstoffmonoxid (Weg B und C).<br />
CO<br />
+ ½ O 2<br />
+ ½ O 2<br />
C CO 2<br />
+ O 2<br />
Weg A: C (Graphit) + O 2 (g) CO 2 (g) H A = -393 kJ . mol -1<br />
Weg B: C (Graphit) + ½ O 2 (g) CO(g) H B = -111 kJ . mol -1<br />
Weg C: CO(g) + ½ O 2 (g) CO 2 (g) H C = -282 kJ . mol -1<br />
Entsprechend dem Satz von Hess gilt:<br />
H A = H B + H C = -111 kJ . mol -1 + (-282 kJ . mol -1 ) = -393 kJ . mol -1<br />
Würde die Reaktion über Weg A mehr Energie liefern als bei der Rückreaktion über Weg B und C zugeführt<br />
werden muss, so könnte man Energie aus dem "Nichts" erzeugen (Perpetuum mobile). Gemäss<br />
Energieerhaltungssatz ist dies nicht möglich.<br />
Berechnung von Reaktionsenthalpien aus Bindungsenthalpien<br />
Der für die Spaltung von 1 mol einer bestimmten Elektronenpaarbindung notwendige Energiebetrag<br />
wird molare Bindungsenthalpie genannt.<br />
Beispiele: H _ H (g) 2 H(g) H m = + 436 kJ·mol –1<br />
2 H(g) H _ H(g) H m = - 436 kJ·mol –1
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 66<br />
Die Reaktionsenthalpie kann berechnet werden, wenn die Reaktion in Teilschritte zerlegt wird:<br />
- die Bindungen der Edukte werden unter Energiezufuhr gespalten (H positives Vorzeichen)<br />
- die Bindungen der Produkte werden unter Energieabgabe neu gebildet (H negatives Vorzeichen).<br />
Die Summe der bei diesen Teilschritten benötigten und freigesetzten Energie entspricht der molaren<br />
Reaktionsenthalpie H m<br />
.<br />
H m = H m (Spaltung) + H m (Neubildung)<br />
Berechnung von Reaktionsenthalpien aus Bildungsenthalpien<br />
Die molare Standardbildungsenthalpie (H f ) ist die molare Reaktionsenthalpie für die Bildung einer<br />
Verbindung aus den Elementen bei Standardbedingungen.<br />
[H f ] = 1 kJ . mol -1<br />
(Der Index f bedeutet of formation = Bildungs....)<br />
Standardbedingungen: T = 298 K (25°C), p = 101'300 Pa<br />
Die molare Standardbildungsenthalpie der Elemente hat man willkürlich gleich Null gesetzt. Wenn verschiedene<br />
Modifikationen vorkommen, ordnet man der stabileren Modifikation den Wert Null zu:<br />
H f (Graphit) = 0 kJ . mol -1 H f (Diamant) = + 2 kJ . mol -1<br />
Beispiele:<br />
H 2 (g) + ½ O 2 (g) H 2 O(g) H f = -242 kJ . mol -1<br />
Na (s) + ½ Cl 2 (g) NaCl(s) H f = -411 kJ . mol -1<br />
Sind die molaren Standardbildungsenthalpien von allen Reaktionspartnern bekannt, so kann die molare<br />
Reaktionsenthalpie bei Standardbedingungen berechnet werden.<br />
Es gilt:<br />
H m = H f (Produkte) - H f (Edukte)<br />
Die Reaktionsenthalpie H für eine beliebige Stoffmenge n kann wie folgt berechnet werden:<br />
H = H<br />
<br />
m<br />
n<br />
<br />
H m ] = 1 kJ . mol -1<br />
H] = 1 kJ<br />
n] = 1 mol<br />
Aufgaben:<br />
<strong>13</strong>. Berechne die molare Reaktionsenthalpie für die Verbrennung von Propan mit Hilfe der molaren<br />
Standardbildungsenthalpien.<br />
14. a) Berechne die molare Verbrennungsenthalpie von Glucose (C 6 H 12 O 6 ). Rechne mit H 2 O (l) .<br />
b) Wie gross ist der physikalische Brennwert (Reaktionsenthalpie pro Gramm) von Glucose?<br />
c) Wie viele Liter Sauerstoff werden bei Standardbedingungen für die Verbrennung von einem Mol<br />
Glucose verbraucht?
7 Stöchiometrie und Reaktionsenthalpie Seite 67<br />
15. a) Wie viele Liter Methangas müssen bei Standardbedingungen verbrannt werden, um eine<br />
Energiemenge von 15000 kJ zu gewinnen? Rechne mit H 2 O(l).<br />
b) Wie viele Liter CO 2 werden dabei gebildet?<br />
c) Berechne den Brennwert von Methan.<br />
16. a) Berechne die Standardbildungsenthalpie von 1,3,5-Cyclohexatrien mit Hilfe der Bindungsenthalpien.<br />
b) Die molare Standardbildungsenthalpie für Benzol 83 kJ·mol –1 . Berechne die Mesomerieenergie von<br />
Benzol.<br />
Mesomerieenergie<br />
1,3,5-Cyclohexatrien, nicht existent! Benzol<br />
3 Einfachbindungen, 3 Doppelbindungen 6 Einfachbindungen, 6 Elektronen delokalisiert<br />
17. Berechne die molare Reaktionsenthalpie für die Bildung von Ethanal aus den Elementen mit Hilfe von<br />
Bindungsenthalpien. Um was für eine Art von Reaktionsenthalpie handelt es sich?<br />
18. Berechne die Gitterenthalpie von NaCl: Na + (g) + Cl - (g) NaCl(s)<br />
Gitterenthalpie<br />
19. Berechne die molare Sublimationsenthalpie für Aluminium. Die Standardbildungsenthalpie für<br />
Aluminiumoxid beträgt -1610 kJ·mol –1 , die Gitterenthalpie -15‘200 kJ·mol –1 .<br />
Lösungen:<br />
1. m(MgCl 2 ) = 4.76 g<br />
<strong>2.</strong> V(NaOH) = 20 ml<br />
3. V(Na 2 S 2 O 3 ) = 188 ml<br />
4. n(Ca 2+ ) = 0.01 mol, c(Ca 2+ ) = 0.0125 mol · l –1 , n(Al 3+ ) = 0.0075 mol, c(Al 3+ ) = 0.0094 mol · l –1 ,<br />
n(Br – ) = 0.02 + 0.0225 mol, c(Br – ) = 0.053 mol · l –1<br />
5. a) m(C 6 H 8 O 7 )=1.152 g b) m(C 6 H 8 O 6 ) = 0.475 g<br />
6. V(Soda) = 235.8 l<br />
7. n = 1.625 mol<br />
8. V m = 78.65 l . mol - 1<br />
9. (CO) = 1.043 kg m –3 , (N 2 ) = 1.043 kg m –3 , (O 2 ) = 1.192 kg m –3 ,<br />
10. 49.3 g . mol - 1<br />
11. C 10 H 14 N 2<br />
1<strong>2.</strong> m(C 2 H 6 ) = 1.92 g, m(C 3 H 8 ) = <strong>2.</strong>288 g 45.6 % C 2 H 6<br />
<strong>13</strong>. H m = -2219 kJ . mol - 1<br />
14. a) H m = -2814 kJ . mol -1 , b) H = -15.6 kJ, c) V(O 2 ) = 146.7 l<br />
15. a) V(Methan) = 0.412 m 3 = 412 l, b) V(CO 2 ) = 412 l c) H = -55.6 kJ<br />
16. a) H f = 246 kJ . mol -1 , b) H Mesomerie = -163 kJ . mol - 1<br />
17. H m = -190 kJ . mol -1 = H f(Ethanal)<br />
18. H G = -789 kJ . mol - 1