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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />

Körperhöhenrekonstruktion<br />

Ein weiteres biologisches Datum ist die Körperhöhe eines Individuums. Der Berechnung<br />

liegt die Tatsache zugrunde, dass die Größe der Langknochen direkt mit der<br />

Körperhöhe korreliert. Dies gilt besonders für die Langknochen der unteren Extremität,<br />

während die Maße der oberen Extremität größere Varianzen aufweisen. Anhand<br />

von Individuen mit bekannter Höhe wurden Regressionsfunktionen für eine Vielzahl<br />

von Maßen ermittelt. Dabei ist zu bedenken, dass die Körperhöhe nicht nur im Laufe<br />

des Lebens, sondern auch im Laufe eines Tages im Zentimeterbereich schwankt. Die<br />

berechnete Körperhöhe kann daher nur eine ungefähre Näherung sein (vgl. Rösing<br />

1988).<br />

Die Körperhöhe ist im Allgemeinen zunächst von der individuellen Genausstattung<br />

abhängig, d.h. große Eltern haben im Vergleich auch größere Kinder. Ein weiterer<br />

Faktor findet sich aber auch in den Lebensumständen, wie etwa der Ernährung und<br />

Hygiene. Daher kam es in Europa seit Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund der allgemein<br />

besseren Lebensbedingungen von Generation zu Generation zu einer stetigen<br />

Zunahme der mittleren Körperhöhe, der Trend der so genannten säkularen Akzeleration<br />

(z.B. Zimmer 1989). Durch die Veränderung der Proportionen sind daher an<br />

Rezentpopulationen ermittelte Funktionen nur bedingt für eine historische Population<br />

geeignet. Im Weiteren müssen unterschiedliche Proportionen zwischen verschiedenen<br />

Bevölkerungen berücksichtigt werden, so dass für verschiedene Populationen<br />

verschiedene Schätzformeln angewendet werden müssen. Eine räumliche und zeitliche<br />

Verortung der Individuen ist daher zwingend notwendig, um verlässliche Aussagen<br />

treffen zu können.<br />

Für (prä)-historische Individuen eignen sich die Schätzformeln nach Pearson (1899),<br />

da diese auf Daten vor dem Beginn der säkularen Akzeleration beruhen. Die Formeln<br />

sind aufgrund der unterschiedlichen Proportionen nach den Geschlechtern getrennt.<br />

Bei nicht erwachsenen Individuen kann auf ähnliche Schätzformeln zurückgegriffen<br />

werden (z.B. Telkkä et al. 1962), wobei auch nach den Geschlechtern getrennt wird<br />

und in der Regel die größte Länge der Langknochen ohne Epiphysen gemessen wird.<br />

Sollte das Geschlecht nicht bekannt sein, wird der Mittelwert der beiden Formeln<br />

verwendet.<br />

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