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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />

Y-chromosomale STR-Systeme<br />

Das Y-Chromosom weist wie jedes Chromosom ebenfalls STR-Systeme auf (vgl.<br />

Kap. 1.4.). Diese im Gegensatz zu den SNPs hochpolymorphen Marker bilden ebenso<br />

einen Haplotypen wie die SNP-Kombinationen. Da die Vererbung genau wie die<br />

der erwähnten SNPs gleich ist, können mit Hilfe dieser Systeme ebenso väterliche<br />

Linien identifiziert werden. Die Auflösung dieses Haplotypen ist jedoch wesentlich<br />

höher, so dass - je nach Anzahl der untersuchten Systeme - auch einzelne Familienlinien<br />

identifiziert werden können Die höhere Auflösung der Systeme wird dabei unter<br />

anderem für Abstammungsgutachten und in der Forensik eingesetzt.<br />

Mittlerweile wurden neun (DYS19, DYS385a, DYS385b, DYS389I, DYS389II,<br />

DYS390, DYS391, DYS392, DYS393 = minimal haplotype, minHT) bzw. 16 (zusätzlich<br />

DYS437, DYS438, DYS439, DYS448, DYS456, DYS458, DYS635, YGA-<br />

THA4 =extended haplotype, exHT) Systeme als Standard etabliert. Dabei wird die<br />

kombinierte Mutationsrate der Systeme des minHT mit etwa 2,8 x 10 -3 pro Meiose<br />

angegeben (Kayser et al. 2000). Die Lokalisation der Systeme auf dem Chromosom<br />

und weiterführende Informationen können z.B. unter http://ymap.ftdna.com/cgibin/gb2/gbrowse/hs_chrY/<br />

abgerufen werden. Neueste Multiplex-Kits, z.B. der<br />

PowerPlex Y23-Kit der Firma Promega, beinhalten sogar bis zu 23 Y-STR-Systeme,<br />

die z.T. deutlich höhere Mutationsraten aufweisen und entsprechend höhere Auflösung<br />

an der Grenze der Individualisierung bieten. Die Validierung und Etablierung<br />

dieser Systeme findet gerade statt. Der größte Teil der Y-Daten, der in Datenbanken<br />

(z.B. YHRD.org) zugänglich ist, basiert momentan noch auf den oben genannten<br />

Systemen.<br />

Zwischen den SNP- und den STR-basierten Haplotypen existiert einen Zusammenhang,<br />

der für europäische Populationen statistisch belegt wurde. Athey (2005) hat<br />

einen Bayesischen Ansatz für die Berechnung der SNP-Haplogruppe auf Basis der<br />

STR-Daten publiziert. Auf dessen Grundlage entstand ein Algorithmus, der für jeden<br />

beliebigen STR-Haplotypen die wahrscheinlichste Haplogruppe bestimmt (Athey<br />

2006). Mit Hilfe eines frei zugänglichen online-Eingabetools kann dies einfach<br />

durchgeführt werden (http://www.hprg.com/hapest5/).<br />

Ancient DNA-Studien mit mt- und Y-chromosomalen Daten<br />

Die Ableitungen über die Besiedlungsgeschichte und -kontinuität stützen sich vor<br />

allem auf Untersuchungen moderner Populationen (z.B. Underhill et al. 2000). In den<br />

letzten Jahren gab es allerdings einen enormen Erkenntnisgewinn durch Analysen an<br />

historischen Populationen und den diachronen Vergleichen verschiedener Zeitstellungen<br />

zueinander (z.B. Bramanti et al. 2009, Lee et al. 2012, Soares et al. 2010).<br />

Aufgrund der generell besseren Erhaltung muss sich dabei hauptsächlich auf mitochondriale<br />

Daten gestützt werden. So z.B. konnte durch ancient DNA-Analysen<br />

(aDNA-Analysen) ein deutlicheres Bild in der komplexen Besiedlungsgeschichte<br />

Nordosteuropas gewonnen werden (Der Sarkissian et al. 2013) und Melchior und<br />

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