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Einleitung – Kapitel 1.3.<br />

häufigste Beispiel sind Brüche der Mittelfußknochen als Folge der Dauerbelastung<br />

bei langem Gehen („Marschfraktur“).<br />

Als direkte Folge von Brüchen können auch Komplikationen auftreten, die je nach<br />

Schwere ebenfalls am Knochen sichtbar sein können. Dazu gehört zum Beispiel eine<br />

Infektion mit Bakterien, die eine Osteomyelitis, eine Entzündung des Knochen(-<br />

marks), auslösen können (z.B. Zimmer 1982).<br />

Infektionserkrankungen<br />

Die Infektion mit einem Pathogen stellt eine starke Belastung für das Individuum<br />

dar, die sich in extremen Fällen auch auf den Knochen auswirken kann. Dabei ist es<br />

abhängig von der Art und Dauer der Infektion, ob diese später am Skelett sichtbar ist.<br />

Eine Infektion mit dem Pesterreger Yersinia pestis beispielsweise ist morphologisch<br />

am Knochen nicht sichtbar, da der Erreger in der Regel bereits kurz nach der Infektion<br />

zum Tode führt und das Skelettsystem nicht angegriffen wird (Herrmann et al.<br />

1990).<br />

Abbildung 1.9: Großflächige Strukturauslöschungen<br />

am Cranium in Folge einer Syphilis-<br />

Infektion, Pathologische Sammlung der Historischen<br />

Anthropologie.<br />

Nur in einigen Fällen können durch typische<br />

Veränderungen der Knochen Rückschlüsse<br />

auf eine konkrete Krankheit gezogen werden.<br />

Dazu zählt z.B. die durch Mycobakterium<br />

tuberculosis ausgelöste Tuberkulose, die<br />

charakteristische Veränderungen der Wirbelsäule<br />

(„Spondylitis tuberculosa“) auslösen<br />

kann (z.B. Palfi et al. 2012). Ein weiteres<br />

klassisches Beispiel für eine gut dokumentierbare<br />

Erkrankung ist eine langjährige Infektion<br />

mit Treponema pallidum, dem Erreger<br />

der Syphilis. Der Ausdruck des „Syphilis-Schädels“<br />

hat sich als Begriff für die typischen<br />

Strukturauslöschungen am Cranium<br />

im Endstadium der Krankheit gefestigt<br />

(Abb. 1.9, für einen Überblick z.B. Harper et<br />

al. 2011).<br />

Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl von Infektionskrankheiten, die bei entsprechender<br />

Wirkdauer Veränderungen am Skelett hervorrufen, deren Auftreten jedoch<br />

uncharakteristisch sind. So lassen sich z.B. periostale Reaktionen am Knochen<br />

sowohl nach lokalen Verletzungen als auch bei Skorbut, Rachitis oder Syphilis beobachten<br />

(Herrmann et al. 1990). Auf morphologischer Ebene ergibt sich somit zwar<br />

ein potentieller Hinweis auf eine Erkrankung, diese kann jedoch nicht näher eingegrenzt<br />

werden bzw. können andere Ursachen für ihr Auftreten, wie etwa Mangelernährung,<br />

nicht ausgeschlossen werden (z.B. Zimmer 1982).<br />

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