09.04.2014 Aufrufe

Nachhaltige Lieferkette - UmweltDialog E-Paper Nr. 1 - April 2014

Deutschland ist nicht zuletzt deshalb eine weltweit führende Handelsnation, weil unsere Waren und Dienstleistungen aus aller Welt beziehen und in alle Welt liefern. Diese hohe Maß an Globalisierung ermöglicht erst den wirtschaftlichen Erfolg. Funktionierende Lieferketten spielen hierbei eine zentrale Rolle. Jeder aus der Praxis weiß allerdings auch, dass mit der Auslagerung von Produktion auch die Kontrolle über die Umsetzung ausgelagert wird. Die Verantwortung für das Produkt und die Marke bleiben aber beim Auftraggeber. Neben Qualitätsstandards müssen daher auch Umwelt- und Sozialstandards beachtet werden. In dieser ePaper Ausgabe von UmweltDialog widmen wir uns daher schwerpunktmäßig den Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette.

Deutschland ist nicht zuletzt deshalb eine weltweit führende Handelsnation, weil unsere Waren und Dienstleistungen aus aller Welt beziehen und in alle Welt liefern. Diese hohe Maß an Globalisierung ermöglicht erst den wirtschaftlichen Erfolg. Funktionierende Lieferketten spielen hierbei eine zentrale Rolle. Jeder aus der Praxis weiß allerdings auch, dass mit der Auslagerung von Produktion auch die Kontrolle über die Umsetzung ausgelagert wird. Die Verantwortung für das Produkt und die Marke bleiben aber beim Auftraggeber. Neben Qualitätsstandards müssen daher auch Umwelt- und Sozialstandards beachtet werden. In dieser ePaper Ausgabe von UmweltDialog widmen wir uns daher schwerpunktmäßig den Nachhaltigkeitsaspekten in der Lieferkette.

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Management verankert.<br />

Im Ländervergleich liegen Unternehmen aus Finnland und Deutschland vorne. So erreichen 64,3 Prozent der relevanten<br />

finnischen Unternehmen den oekom Prime Status, von den deutschen Unternehmen sind es 58,3 Prozent. Auf den<br />

weiteren Plätzen folgen Italien (50,0 Prozent), Niederlande (40,7 Prozent) und Frankreich (40,3 Prozent). In Österreich<br />

zeigt jedes dritte Unternehmen eine hinreichende Leistung, in der Schweiz gut ein Viertel der Unternehmen. Von den USamerikanischen<br />

und kanadischen Großunternehmen genügt nicht einmal jedes Zehnte den Anforderungen, Japan bildet<br />

wie in den Vorjahren mit einem Anteil von 7,7 Prozent das Schlusslicht.<br />

Im Branchenvergleich erreichen die Hersteller von Haushaltsprodukten für ihr Nachhaltigkeitsmanagement im<br />

Durchschnitt 46,3 von 100 möglichen Punkten und damit die höchste Bewertung. Auf Rang 2 des<br />

Branchenratings platziert sich die Automobilindustrie mit einer Durchschnittsbewertung von 42,7. Die Öl- und<br />

Gasindustrie (22,4) sowie die Immobilienbranche (18,4) rangieren am unteren Ende der Rangliste.<br />

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„Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen, Verstöße gegen Umweltstandards und Korruption sind unter den global<br />

tätigen Großunternehmen nach wie vor stark verbreitet“, stellt Matthias Bönning, COO und Head of Research von oekom<br />

research, fest. Verletzungen international anerkannter Arbeitsrechte finden dabei häufig nicht durch die Großkonzerne<br />

selbst statt, sondern bei deren Zulieferern in Entwicklungs- und Schwellenländern. In der Textilindustrie haben dies in<br />

jüngerer Zeit die schweren Arbeitsunfälle in Fabriken in Bangladesch gezeigt. oekom research hat bei jedem fünften der<br />

analysierten Textilunternehmen entsprechende Verstöße gegen Arbeitsrechtsstandards festgestellt. Noch höher ist der<br />

Anteil bei den Herstellern von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräten, von denen mehr als jedes vierte<br />

Unternehmen (26,7 Prozent) durch entsprechende Verstöße aufgefallen ist.<br />

In die Verletzung von Menschenrechten besonders häufig involviert sind die Unternehmen der Bergbaubranche. Knapp<br />

jedes zehnte Unternehmen (8,9 Prozent) weist hier einen entsprechenden Verstoß auf. Häufig geht es dabei um die<br />

unzureichende Entschädigung oder die gewaltsame Vertreibung von Anwohnern im Zuge der Erweiterung von Minen.<br />

Auch in Verstöße gegen Umweltstandards sind Unternehmen der Bergbaubranche besonders häufig verwickelt, bedingt<br />

unter anderem durch die massiven Umweltauswirkungen des Tagebaus sowie den Einsatz und die Freisetzung giftiger<br />

Substanzen. Mehr als jedes dritte analysierte Unternehmen (35,6 Prozent) weist hier einen Verstoß auf. Gleiches gilt für<br />

knapp jede sechste im globalen Warenaustausch tätige Handelsgesellschaft. Dabei sind insbesondere große asiatische<br />

Handelshäuser, die auch im Abbau von Rohstoffen wie Kohle oder der Öl- und Gasförderung aktiv sind, an<br />

Umweltzerstörungen beteiligt.<br />

Fälle von Korruption hat oekom research insbesondere bei den Anbietern von Medizintechnik und -produkten registriert.<br />

Rund jedes siebte analysierte Unternehmen (14,3 Prozent) ist hier in Korruptionsfälle verwickelt. Auch bei den Ausrüstern<br />

und Dienstleistern in der Öl- und Gasbranche, in der Pharmaindustrie sowie in der Baubranche liegt der Anteil von in<br />

Korruption involvierten Unternehmen bei über zehn Prozent.<br />

„Wir sehen bei den weltweit größten Unternehmen zu wenige und zu kleine Schritte in Richtung einer nachhaltigen<br />

Wirtschaftsweise“, fasst Matthias Bönning zusammen. Dies ist nach Einschätzung von oekom research in doppelter<br />

Hinsicht problematisch: Zum einen drohen in vielen kritischen Bereichen wie beispielsweise dem Klimawandel die<br />

Entwicklungen zu eskalieren. Je später hier gehandelt wird, desto höher wird der Aufwand sein, um Fehlentwicklungen zu<br />

korrigieren, sofern dies dann überhaupt noch möglich ist. Zum anderen werden auch Unternehmen, die etwa ihren<br />

40 Umweltdialog e<strong>Paper</strong> - Ein Verlagsprodukt der macondo publishing GmbH

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