PSC 3-12 - FSP
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DOSSIER: Militärpsychologie<br />
PSYCHOSCOPE 3/20<strong>12</strong><br />
Gruppenkohäsion, die Legitimität des Auftrags sowie<br />
das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in Vorgesetzte<br />
entscheidende Faktoren sind.<br />
Selbstreflexion<br />
Wiederholt ist deutlich geworden, welch zentrale Bedeutung<br />
der Führungskraft zukommt. Das ist an sich<br />
eine Binsenweisheit. Die wirkliche Herausforderung<br />
ist, die Kader für Erkenntnisse wie die oben beschriebenen<br />
zu sensibilisieren. Voraussetzung dafür ist die<br />
Bereitschaft, das eigene Verhalten und dessen Wirkung<br />
regelmässig unter die Lupe zu nehmen. Militärische<br />
Führungspersonen sollten folglich von Anfang an in<br />
der Selbstwahrnehmung geschult werden.<br />
Als im Jahr 2004 das Beurteilungsverfahren für Kader<br />
der Schweizer Armee vollständig erneuert wurde,<br />
trug man diesem Sachverhalt Rechnung. So wurde bereits<br />
auf der untersten Kaderstufe die Selbstbeurteilung<br />
institutionalisiert. In einem Beurteilungsgespräch<br />
vergleichen Vorgesetzte und Begutachtete die Einschätzungen.<br />
Im Dialog versuchen sie zu klären, wie<br />
die Bewertung zustande kommt, und entwickeln gemeinsam<br />
Massnahmen, um Verhalten und Leistung<br />
zu verbessern. Untersuchungen haben gezeigt, dass die<br />
Qualität der Selbstbeurteilung mit Fortdauer der Anwendung<br />
spürbar steigt. Zudem wirkt sich die Gelegenheit,<br />
sich äussern zu können, positiv auf die Akzeptanz<br />
des Verfahrens aus. Auch erhöht sich dadurch die Motivation,<br />
die Fördermassnahmen wirklich umzusetzen.<br />
Coaching ist ein weiteres Instrument, die Weiterentwicklung<br />
der Kader zu fördern. Unter anderem ermöglicht<br />
das Projekt «Coaching für militärische Berufskader»<br />
dem militärischen Personal, sich von einem<br />
spezifisch ausgebildeten Berufskameraden unterstützen<br />
zu lassen. Die wissenschaftliche Evaluation dieses<br />
Verfahrens hat zutage gefördert, dass «Coachees»<br />
durchwegs sehr zufrieden auf den erlebten Coachingprozess<br />
zurückblicken. Sie sind überzeugt, in der betreffenden<br />
Problemstellung einen entscheidenden<br />
Schritt weitergekommen zu sein. Allerdings ist die<br />
Nachfrage nach Coaching noch sehr zögerlich. Wie<br />
vergleichbare Studien zeigen, dürfte dies mit der spezifisch<br />
militärischen Kultur zu tun haben. Hilfe in Anspruch<br />
zu nehmen, wird noch zu häufig als Schwäche<br />
ausgelegt. Nichtsdestotrotz: Der eingeschlagene Weg,<br />
mit passenden Instrumenten Feedbackkultur und Eigenverantwortung<br />
zu fördern, zur Selbstreflexion anzuregen<br />
und bedarfsweise Unterstützung im persönlichen<br />
und sozialen Bereich anzubieten, wird beibehalten.<br />
Stress<br />
Angehörige der Schweizer Armee laufen wie erwähnt<br />
kaum Gefahr, in Kriegshandlungen verwickelt zu werden.<br />
Die Umstellung aufs militärische Leben in der<br />
Rekrutenschule sowie aussergewöhnliche Herausforderungen<br />
in der Ausbildung können jedoch ebenfalls<br />
übermässigen Stress hervorrufen. Als Reaktion darauf<br />
und als Folge bereits bestehender informeller Beratungsangebote<br />
erliess der Bundesrat im Jahr 1995 die<br />
Verordnung über den Psychologisch-Pädagogischen<br />
Dienst der Armee (PPD). Dies war insofern ein Meilenstein<br />
in der schweizerischen Militärpsychologie, als sie<br />
damit erstmals in einem derart grundlegenden Dokument<br />
verankert wurde. Die Aufgaben des PPD umfas-<br />
Selektion<br />
Motivation<br />
– –<br />
Stress<br />
–<br />
Selbstreflexion<br />
Tätigkeitsfelder der Schweizer Militär psychologie – ein ho listisches Modell