PSC 3-12 - FSP
PSC 3-12 - FSP
PSC 3-12 - FSP
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
«Wer sich nicht wohlfühlt,<br />
lernt auch nicht»<br />
rungsgedanke war aber schon da.»<br />
Zuerst fing er deswegen ein Jus-Studium<br />
an, empfand die Materie jedoch<br />
schon bald als sehr trocken.<br />
Geleitet von seinem Idealismus, besuchte<br />
er ein Semester lang Vorlesungen<br />
aus anderen Gebieten. Medizin<br />
befand er als besonders interessant<br />
und liess sich auf ein Praktikum ein.<br />
Den Studienplatz hatte er bereits ergattert,<br />
als er zum Schluss kam, dass<br />
Medizin doch nicht das Richtige ist.<br />
Denn kaum ein Arzt habe die Zeit,<br />
sich um die Patienten zu kümmern.<br />
Also gab es nur eine richtige Wahl:<br />
Psychologie.<br />
Auch heute noch ist Menti zufrieden<br />
mit dieser Entscheidung – obwohl er<br />
vom Studium mehr Praxisorientierung<br />
erwarten würde. Das Studium<br />
bilde zum Wissenschaftler aus, die<br />
Vermittlung von Beratungskompetenzen<br />
und Selbsterfahrung kämen<br />
zu kurz. Gerade Hochschulabgänger<br />
seien in den ersten Jahren beruflicher<br />
Tätigkeit überfordert. Trotz Praktika.<br />
Ob er das habe bewältigen können?<br />
«Irgendwie gehts immer, doch wer<br />
zahlt den Preis?»<br />
Eine Frage der Grundhaltung<br />
Doch auch wenn der Einstieg einmal<br />
gelungen sei, könne man als<br />
Schulpsychologe meist nur im Einzelfall<br />
etwas beeinflussen. Es wäre<br />
wichtig, auf der Ebene des Schulsystems<br />
etwas bewirken zu können.<br />
Menti macht jedoch deutlich, dass<br />
die Struktur eigentlich sekundär ist.<br />
Positive Einstellungen sowie ein lösungsorientiertes<br />
und empathisches<br />
Verhalten seien viel eher ausschlaggebend.<br />
«Das sind Grundgesetze, die<br />
gelten überall.» Menti arbeitet heute<br />
daher nicht nur mit Kindern und Jugendlichen,<br />
sondern genauso gerne<br />
mit Erwachsenen. «Ich lege viel Wert<br />
auf Psychodynamik. Es geht darum,<br />
das Zusammenspiel zwischen Körper,<br />
Seele und Geist, eingebettet im<br />
sozialen Kontext, besser zu verstehen.»<br />
Motivtheorien sind für ihn daher<br />
sehr wichtig. «Eine Theorie ist jedoch<br />
nur so lange gut, wie sie sich in<br />
der Praxis bewährt.»<br />
Vielfältige Tätigkeit<br />
Eine eigene Praxis eröffnete er dementsprechend,<br />
weil er seine Ziele in<br />
einer Anstellung wohl kaum hätte<br />
erreichen können. Noch in Zürich<br />
nahm er das Zepter selbst in die<br />
Hand, und nach zwei Jahren zog es<br />
ihn zurück nach Luzern. Neben dem<br />
selbstständigen Arbeiten trat er eine<br />
Stelle im luzernischen Sempach an –<br />
als Schulpsychologe und Schulsozialarbeiter<br />
in einem. Ausserdem organisierte<br />
er diverse Weiterbildungen<br />
für Lehrpersonen, um diesen den lösungs-<br />
und ressourcenorientierten<br />
Ansatz näherzubringen. Bis vor Kurzem<br />
half er ausserdem beim Aufbau<br />
des Kinder- und Jugendpsychiatrischen<br />
Dienstes in den Kantonen Obund<br />
Nidwalden.<br />
Körper und Seele<br />
Am neuen Praxisstandort feiern<br />
Menti und seine Frau diesen Sommer<br />
fünf Jahre Bestand. Inzwischen<br />
gründete das Therapeutenpaar auch<br />
eine Familie: Zwei Buben, ein und<br />
vier Jahre alt, bereichern ihr Leben.<br />
Die Zusammenarbeit mit seiner Frau<br />
sei zurzeit noch gering, doch er könne<br />
sich auch ein stärkeres Gespann<br />
vorstellen. Denn er sieht Körper und<br />
Seele nicht als getrennt, wie es die<br />
westlichen Gesellschaften tun. Das<br />
Schlimme daran sei aber, dass der<br />
Körper für etwas Wichtigeres gehalten<br />
werde als die Seele. Die Psychologie<br />
habe einen sehr schlechten<br />
Stand. Auch im Gesundheitswesen.<br />
«Und deswegen wünsche ich mir<br />
für uns Psychologen und Psychologinnen<br />
so viel Selbstvertrauen, dass<br />
wir sagen können: Die Seele ist das<br />
Wichtigste. Wenn das Innere nicht<br />
stimmt, stimmt alles andere auch<br />
nicht.»<br />
Simone Eberhart<br />
Résumé<br />
Durant ses études de psychologie,<br />
Carlos Menti s’intéresse déjà à la<br />
psychologie scolaire, notamment à<br />
ses aspects émotionnels ou orientés<br />
sur les ressources. Mais dans<br />
son premier poste au sein d’un service<br />
de psychologie scolaire classique,<br />
ceux-ci lui manquent; il entre<br />
alors à l’Institut Beatenberg, une<br />
école de l’Oberland bernois qui se<br />
consacre tout entière à l’apprentissage<br />
positif. Par la suite, il se décide<br />
pour une formation classique<br />
en thérapie systémique à l’IEF (Institut<br />
de développement et de formation<br />
systémiques) à Zurich.<br />
Avant même la fin de ses études, il<br />
ouvre son propre cabinet, en commun<br />
avec sa femme pratiquant la<br />
médecine chinoise.<br />
Du droit à la psychologie<br />
Au départ, il s’était lancé dans<br />
des études de droit, mais il trouva<br />
bien vite la matière trop sèche.<br />
Il songea ensuite à la médecine,<br />
pour constater lors d’un stage que<br />
les médecins avaient à peine le<br />
temps de s’occuper correctement<br />
de leurs patients. Dès lors un seul<br />
choix s’imposait: la psychologie.<br />
Il se perfectionne en psychologie<br />
appliquée, dont les relations avec<br />
la psychologie scolaire sont très<br />
étroites. Comme disciplines secondaires,<br />
il choisit la psychopathologie<br />
de l’enfant et de l’adolescent et,<br />
comme il a passé ses dix premières<br />
années en Amérique du Sud, la littérature<br />
espagnole et latino-américaine.<br />
La pratique<br />
Dans sa profession, pense-t-il, des<br />
dispositions d’esprit positives et<br />
une attitude empathique et orientée<br />
vers les solutions sont essentielles.<br />
Aujourd’hui Menti ne travaille plus<br />
seulement avec des enfants et des<br />
adolescents mais a aussi du plaisir<br />
à le faire avec des adultes.<br />
Dans leur nouveau cabinet lucernois,<br />
Menti et son épouse fêteront<br />
cet été leurs cinq ans d’existence.<br />
Entre-temps ils ont aussi fondé une<br />
famille avec deux enfants. Si la collaboration<br />
avec sa femme est pour<br />
l’instant limitée, il imagine volontiers<br />
renforcer à l’avenir le travail en<br />
tandem.<br />
29<br />
PANORAMA<br />
PSYCHOSCOPE X-X/200X 3/20<strong>12</strong>