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Virtuelles Mahnmal für die „Euthanasie“-Opfer - Der Paritätische Berlin

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Im Gespräch<br />

in punkto Barrierefreiheit in <strong>Berlin</strong> <strong>die</strong> Hörgeschädigten<br />

und Gehörlosen oder auch Menschen mit Lernschwierigkeiten,<br />

<strong>die</strong> immer noch sehr stark ausgegrenzt sind.<br />

35 000 Daten - können Sie, was <strong>die</strong> Nutzer angeht,<br />

damit eine Art Hitparade aufstellen?<br />

Ja! Wir haben zwei Bereiche, <strong>die</strong> im Moment ganz weit<br />

oben liegen: Erstens der Touristik- und Freizeitbereich.<br />

Viele <strong>Berlin</strong>besucher, wenn sie etwa mit einer Schulklasse<br />

kommen, wo Rollstuhlfahrer, sehbehinderte oder blinde<br />

Kinder dabei sind, wollen wissen, welche Hotels oder<br />

Hostels in Frage kommen. <strong>Berlin</strong>er selbst fragen nach<br />

Freizeiteinrichtungen: Ist ein bestimmtes Museum etc.<br />

barrierefrei? Wo gibt es eine Bowlingbahn, <strong>die</strong> ich auch<br />

als Rollstuhlfahrer benutzen kann?<br />

Und der zweite Bereich in Ihrem Ranking?<br />

Das ist der Wohnbereich. Ältere Menschen und Menschen<br />

mit Behinderungen haben große Probleme bei der<br />

Wohnraumsuche. Darum haben wir eine Wohnraum-<br />

Datenbank mit aufgebaut und entwickelt. Wir bemühen<br />

uns, aktuell frei werdenden Wohnraum vor Ort zu begutachten,<br />

etwa im Hinblick auf Rollstuhlzugänglichkeit<br />

und Zugang <strong>für</strong> sinnesbeeinträchtigte Menschen. Diese<br />

Daten stellen wir dann ins Netz.<br />

Was wissen Sie über <strong>die</strong> Nutzer Ihrer Datenbank?<br />

Gibt es ein Profil des klassischen Kunden?<br />

Die Zahl der Internetnutzer nimmt zu. Aber das ist immer<br />

noch mehr ein Medium, das sich an jüngere bis mittelalte<br />

Menschen richtet. Die älteren rufen doch lieber an<br />

oder greifen auf analoge Printprodukte zurück.<br />

Es gibt ja nicht nur ältere Leute, <strong>die</strong> an Barrierefreiheit<br />

interessiert sind, sondern auch immer mehr<br />

jüngere, <strong>die</strong> mit Facebook, Twitter & Co. vertraut<br />

sind. Wie wichtig ist es <strong>für</strong> Sie und Mobidat, in den<br />

sozialen Netzwerken zu sein?<br />

Da muss ich mich selbst kritisieren, wir sind da doch<br />

noch relativ zaghaft unterwegs. Die „Social Networks“<br />

sind mir doch noch ein bisschen fremd. Aber wir werden<br />

das forcieren. Wir werden in Zukunft stärker solche<br />

Netzwerke besuchen und be<strong>die</strong>nen.<br />

Da scheint das Mitmach-Projekt wheelmap.org von<br />

Raul Krauthausen (Sozialhelden e.V.) weiter zu sein.<br />

Ist das Projekt eine Art Konkurrenz?<br />

Es kann eine gute Ergänzung sein. Ein bisschen schwierig<br />

finde ich dort, dass es sozusagen eingeschränkt auf<br />

<strong>die</strong> Rollstuhlfahrer ist und auch nicht klar ist, was <strong>für</strong> ein<br />

Bewertungsschema eigentlich dahinter steckt. Ich finde<br />

es auf der einen Seite gut, wenn Menschen aktiviert und<br />

motiviert werden, sich zu beteiligen. Und das macht Herr<br />

Krauthausen sehr gut. Er bemüht sich um eine große<br />

Teilhabe der Behinderten, ihrer Freunde und Familien.<br />

Seit ein paar Wochen gibt‘s sogar eine Wheelmap-<br />

App <strong>für</strong> Smartphones und Tablet-PC.<br />

Das wird auch bei uns in Zukunft eine Rolle spielen. Es<br />

ist ja ganz klar, dass viele Informationen in Zukunft über<br />

<strong>die</strong> Smartphone-Handys gehen müssen. Das werden wir<br />

auch tun. Das sind <strong>die</strong>se notwendigen technischen Weiterentwicklungen.,<br />

<strong>die</strong> natürlich auch von Förderung und<br />

Finanzierung abhängig sind.<br />

Wie finanziert sich Mobidat insgesamt?<br />

Es gibt eine Kernförderung, <strong>die</strong> durch das Land <strong>Berlin</strong> getragen<br />

wird, sie kommt ursprünglich aus dem Ligavertrag.<br />

Es wird auch heute aus dem Nachfolgeprogramm finanziert<br />

- im Moment <strong>die</strong> einzige Sicherung <strong>die</strong>ses Projektes.<br />

Mobidat scheint eine Erfolgsgeschichte zu sein?<br />

Absolut!<br />

Und wenn das so ist, was hindert Sie daran, <strong>die</strong>se<br />

<strong>Berlin</strong>er Geschichte in Hamburg, München und<br />

Stuttgart, Frankfurt fortzusetzen? Oder in Rom,<br />

London, Paris, Madrid?<br />

Wenn Sie mich dabei unterstützen, dass wir das dort hinbringen,<br />

bin ich gerne bereit. Im Ernst: Wir haben schon<br />

mal auch mit einer Förderung der Aktion Mensch Mobidat<br />

in Warschau mit anderen Trägern gemeinsam mit<br />

aufgebaut und entwickelt; <strong>die</strong> Datenbank besteht dort<br />

nach wie vor. Auch in Moskau haben wir unsere Inhalte<br />

vorgestellt. Ein großes Problem in Deutschland ist, dass<br />

oft <strong>die</strong> einzelnen Kommunen und <strong>die</strong> einzelnen Institutionen<br />

eher <strong>für</strong> sich erst mal eine Entwicklung durchmachen<br />

und eigene Konzepte entwickeln wollen.<br />

Was plant Mobidat in nächster Zeit?<br />

Es wird hoffentlich so sein, dass wir vom nächsten Jahr<br />

an ein Projekt mit insgesamt sieben Partnern starten werden<br />

- ein Forschungsprojekt, bei dem es auch sehr stark<br />

darum geht, den öffentlichen Raum auf Barrierefreiheit<br />

hin zu prüfen und auch Anwendungen zu entwickeln, <strong>die</strong><br />

als Applikationen <strong>für</strong> Handys und Tablets funktionieren<br />

können.<br />

Da geht es dann nicht mehr um Behinderungen?<br />

Doch. Ein Navigationssystem <strong>für</strong> Fußgänger, so könnte<br />

man das vielleicht übersetzen, was uns vorschwebt. Solche<br />

Dinge gibt es schon in ersten Anwendungen. Aber<br />

wir wollen den Fokus auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Behinderungsarten<br />

setzen, so dass tatsächlich behinderte<br />

Menschen Informationen auf ihr Handy übertragen bekommen<br />

können, <strong>die</strong> <strong>für</strong> sie in dem Moment relevant<br />

sind, in dem sie sich gerade zu Fuß in der Stadt bewegen.<br />

www.mobidat.net<br />

November 2011 13

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