Isabella von Ägypten - Universität Heidelberg
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3 „<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>“ 22<br />
„<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>“ war vermutlich im Juli/August 1811 fertig gestellt und erschien 1812<br />
zusammen mit drei anderen Erzählungen Achim <strong>von</strong> Arnims in einer Sammlung ohne übergrei-<br />
fenden Titel, die in der Forschung als die „Novellensammlung <strong>von</strong> 1812“ bezeichnet wird. Die<br />
Einzelerzählungen sind locker durch eine Rahmenhandlung verknüpft, in der der Erzähler mit<br />
Freunden eine Fahrt auf dem Rhein unternimmt und dabei verschiedene Geschichten zum Bes-<br />
ten gibt. Der Rahmen hat autobiographische Bezüge: Im Herbst 1811 verbrachte Arnim<br />
gemeinsam mit Bettine, der Schwester seines Freundes Clemens Brentano, die er im Frühling<br />
des Jahres geheiratet hatte, einige Zeit am Rhein und es finden sich verschiedene Anspielungen<br />
auf Ereignisse und Personen aus seinem Bekanntenkreis. Der Sammlung vorangestellt sind die<br />
„Zueignung an meine Freunde Jakob Grimm und Wilhelm Grimm“ in Versen sowie die „Anre-<br />
de an meine Zuhörer im Herbste 1811“. Diese geht in die Einführung zur ersten Erzählung über.<br />
Die Verschmelzung <strong>von</strong> nichtfiktionalen und fiktionalen Elementen zeigt sich schon am voll-<br />
ständigen Titel der Erzählung: „<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>, Kaiser Karl des Fünften erste Jugendlie-<br />
be“. Durch die Nennung Karls V. (1500-1558), dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches<br />
Deutscher Nation, wird der Eindruck einer historischen Erzählung erweckt. Die Titelheldin<br />
<strong>Isabella</strong> jedoch ist eine sagenhafte Zigeunerprinzessin.<br />
Aufgrund <strong>von</strong> historischen Anspielungen lässt sich der Beginn der Handlung auf das Jahr 1515<br />
festlegen, als der 15jährige Erzherzog Karl kurz vor seiner Krönung zum König <strong>von</strong> Spanien<br />
und dem Beginn seiner Herrscherlaufbahn steht. Die etwa gleichaltrige <strong>Isabella</strong>, nach der un-<br />
rechtmäßigen Hinrichtung ihres Vaters, des Zigeunerherzogs Michael, die letzte Nachfahrin des<br />
ägyptischen Königshauses, lebt zurückgezogen in einem angeblichen Spukhaus. Als Karl in<br />
diesem Haus übernachtet, tritt sie als vermeintliches Gespenst an sein Bett. Er flieht, doch der<br />
Keim für ihre Liebe ist gelegt. Um das nötige Geld für ein Leben in der Stadt zu beschaffen und<br />
Karl so wieder sehen zu können, erschafft <strong>Isabella</strong> den Alraun Cornelius Nepos, ein Wurzel-<br />
männlein, das verborgene Schätze finden kann. Zusammen mit ihm, der alten Zigeunerin Braka<br />
und einem <strong>von</strong> den Toten erstandenen ‚Bärnhäuter‘ fährt sie nach Gent und es gelingt der selt-<br />
samen Gruppe, sich als angebliche Adlige in die Gesellschaft einzufügen. Ein Treffen zwischen<br />
Karl und <strong>Isabella</strong> wird schließlich während einer Kirmes in Buik arrangiert und sie verbringen<br />
eine Nacht zusammen, in der ein Sohn gezeugt wird. Ihre Begegnung ist jedoch überschattet<br />
<strong>von</strong> Täuschung, Intrigen und Missverständnissen. Um den Alraun abzulenken, der <strong>Isabella</strong> als<br />
seine Braut ansieht, lässt Karl <strong>von</strong> einem Jahrmarktsjuden einen Golem schaffen, der <strong>Isabella</strong>s<br />
exaktes Ebenbild ist. Diese ‚Golem Bella‘ verdrängt jedoch die echte <strong>Isabella</strong>, sodass Karl<br />
selbst ihr verfällt. Zwar erkennt er schließlich den Irrtum und vernichtet den Golem, ist aber aus<br />
22. Werkzitate aus „<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>“ erfolgen direkt im Fließtext mit dem Kürzel „IÄ“ für: Arnim,<br />
Achim <strong>von</strong>: Werke in sechs Bänden. Bd. 3: Sämtliche Erzählungen 1802-1817, hrsg. v. Renate<br />
Moering, Frankfurt a. M. 1990, S. 622-743.<br />
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