Isabella von Ägypten - Universität Heidelberg
Isabella von Ägypten - Universität Heidelberg
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1 Einleitung<br />
Eine lebendig gewordene Alraunwurzel kommt zur Audienz beim jungen Erzherzog, dem spä-<br />
teren Karl V., Herrscher über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Ein Naturforscher<br />
eilt in Siebenmeilenstiefeln <strong>von</strong> Kontinent zu Kontinent und katalogisiert Pflanzenproben für<br />
ein umfassendes Werk, das er der Berliner <strong>Universität</strong> vermachen möchte. – Historie und All-<br />
tagswelt auf der einen, Ausgeburten der Phantasie auf der anderen Seite: Gerade das Zusam-<br />
menspiel <strong>von</strong> Gegensätzen macht den Reiz dieser Szenen aus, die sich in Achim <strong>von</strong> Arnims<br />
„<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>“ und Adelbert <strong>von</strong> Chamissos „Peter Schlemihls wundersame Geschich-<br />
te“ finden.<br />
Thema dieser Arbeit sind die phantastischen Elemente in diesen Werken: Alraun und Zauber-<br />
stiefel, Golem und niemals leer werdender Talersack, Wesen und Dinge, deren Existenz der<br />
Realität zuwiderläuft.<br />
Entstanden sind die beiden Werke vor einem ähnlichen Erfahrungshintergrund. Sie wurden mit<br />
nur zwei Jahren Abstand verfasst, „<strong>Isabella</strong> <strong>von</strong> <strong>Ägypten</strong>“ im Jahr 1811 und „Peter Schlemihl“<br />
im Jahr 1813. Die Autoren waren gleichaltrig, beide adliger Abstammung und eng mit Preußen<br />
verbunden. Achim <strong>von</strong> Arnim entstammte dem märkischen Landadel; der gebürtige Franzose<br />
Adelbert <strong>von</strong> Chamisso floh mit seiner Familie während der französischen Revolution und kam<br />
über Umwege nach Berlin. Sie erlebten die napoleonischen Kriege, den Zusammenbruch<br />
Preußens und die Freiheitskriege, eine unruhige Zeit der sozialen und politischen Umwälzun-<br />
gen.<br />
Zugleich war dies die Zeit der Romantik, in der das Interesse an Phantasie wieder stark gewor-<br />
den war. Arnim, Mitherausgeber <strong>von</strong> „Des Knaben Wunderhorn“, war einer der bekanntesten<br />
Vertreter dieser Epoche und auch Chamisso war vor allem in seiner Jugend <strong>von</strong> romantischem<br />
Gedankengut beeinflusst.<br />
Diese Einflüsse, denen beide Autoren ausgesetzt waren, schlagen sich in ihren Werken nieder.<br />
Doch trotz einer ähnlichen Grundstruktur lassen sich grundlegende Unterschiede in der Behand-<br />
lung der phantastischen Elemente feststellen.<br />
Übereinstimmungen und Abweichungen sollen im Folgenden in einer textnahen Analyse unter-<br />
sucht werden. Dieser wird eine kurze Erläuterung des Begriffs ‚Phantastik‘ und der Probleme<br />
bei deren Untersuchung vorangestellt, an die sich eine Festlegung der Terminologie in dieser<br />
Arbeit anschließt. Bei der Untersuchung der beiden Werke wird zunächst festgestellt, <strong>von</strong> wel-<br />
cher Grundlage sich die phantastischen Elemente jeweils abheben. Darauf folgt eine Analyse<br />
der einzelnen Elemente, ihrer Bedeutung und Integration in die Erzählungen. In einem abschlie-<br />
ßenden Vergleichsteil werden verschiedene Aspekte ihrer Verwendung einander gegen-<br />
übergestellt.<br />
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