Isabella von Ägypten - Universität Heidelberg
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aun schwerpunktmäßig untersucht werden.<br />
3.3.2.1 Schöpfung des Golems<br />
Arnims wichtigste Quelle für das Golemmotiv war wahrscheinlich ein Bericht Jacob Grimms in<br />
der „Zeitung für Einsiedler“ (Nr. 7) 93 , den Arnim selbst mit dem satirischen Titel „Entstehung<br />
der Verlagspoesie“ versehen hat. 94 Der Golem ist die letzte der phantastischen Gestalten, die in<br />
die Erzählung eintritt und unterscheidet sich dadurch <strong>von</strong> Alraun und Bärnhäuter, dass er auf<br />
der Karl-Ebene geschaffen wird. Dies ist bedeutsam, da es zeigt, dass in der scheinbar histori-<br />
schen Umgebung Karls übernatürliches Geschehen ebenso möglich ist wie im Umfeld <strong>Isabella</strong>s.<br />
Cenrio, Karls Vertrauter und Hofmeister, ist es, der die Erschaffung des Golems vorschlägt. Er<br />
kennt „einen gelehrten Juden aus Polen [...], der ihm schon früher durch die Kunst, Golems zu<br />
machen, manche Ergötzlichkeit verschafft hatte.“ (IÄ, S. 686) Während die Schöpfung des Al-<br />
rauns als erstes übernatürliches Ereignis in der Erzählung dramatisch geschildert wird, wird die<br />
Golemerschaffung mit einer gewissen Leichtfertigkeit präsentiert, als sei sie durchaus üblich<br />
und zum Zweck des bloßen Vergnügens durchführbar. Dies zeigt die fortschreitende Integration<br />
phantastischer Elemente in die Erzählung.<br />
Um das Ebenbild <strong>Isabella</strong>s zu erschaffen, bedarf es eines phantastischen Hilfsmittels: des<br />
„Kunstspiegel[s]“ (IÄ, S. 687), der in einem Guckkasten versteckt ist. Dieses Objekt wird in der<br />
Erzählung nur beiläufig erwähnt, obwohl seine Macht nicht unbedeutend ist. Zum einen kann<br />
es, wie ein Fotoapparat, das Bild dessen festhalten, der hineinsieht. Darüber hinaus bannt der<br />
Spiegel jedoch auch Erinnerungen. Hier greift Arnim auf den alten Glauben an die Magie <strong>von</strong><br />
Bildnissen zurück. Das äußere Erscheinungsbild und die Erinnerungen, also das, was nicht zum<br />
inneren Wesen gehört, sondern <strong>von</strong> der Außenwelt in den Geist des Menschen kommt, dienen<br />
als Grundlage zur Erschaffung des Golems.<br />
Als Spiegel, der sich noch dazu in einem Guckkasten befindet, hat dieses phantastische Objekt<br />
zudem einen Bezug zum indirekten Sehen, das in der Erzählung ausgesprochen negativ bewer-<br />
tet wird. Als der Alraun eine Brille aufsetzt, kommentiert der Erzähler: „[D]er Sinn, der sonst<br />
seine Freude nur in Luft und Licht sucht, [muss] jetzt die harte Gewalt der Erde zu seiner Hülfe<br />
brauchen [...], die ihn notwendig mit sich herabzieht und vernichtet. Die Brille ist das schreck-<br />
lichste Gefängnis, aus welchem die Welt verändert erscheint und nur die Gewohnheit kann den<br />
Schreck vor dieser Welt, wie sie dadurch erscheint, aufheben.“ (IÄ, S. 647) Vor diesem Hinter-<br />
grund kann man vermuten, dass der Spiegel, der ebenfalls kein direktes Bild der Welt liefert<br />
und aus harter Materie besteht, genauso eine Verzerrung bewirkt. Er kann darum nicht die wah-<br />
93. Siehe Zeitung für Einsiedler, Sp. 56.<br />
94. Siehe Arnim: Werke in 6 Bänden (Bd. 3) [Kommentar], S. 1256.<br />
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