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Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag

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Femme ist eine Femme ist eine Femme …<br />

<br />

chend – vorzuschlagen: „Die Fem(me) ist la je ne sais quoi, die<br />

Differenz begehrt vor jeder Bestimmung von sexueller Präferenz<br />

oder Geschlechtsidentität“.<br />

Femme ist das fem(me)inistische Subjekt, das Affirmation und<br />

Differenz gleichermaßen wertschätzend sagt „ich bin wie du“ und<br />

„ich bin anders als du“. Joan Nestle schreibt statt ‚Femme‘ ‚Fem‘<br />

und erklärt, dass sie als junge Fem(me) in den 1950er Jahren in<br />

New York das Wort so vor ihrem geistigen Auge gesehen habe.<br />

Sie sagt, dass für sie als jüdische Lesbe aus der Bronx mit einem<br />

Hintergrund in der Arbeiter_innenklasse die Verwendung<br />

der französischen Schreibweise eine Affektiertheit dargestellt<br />

und nicht ihre Geschichte widergespiegelt hätte. 2 ‚Fem‘ ist wie<br />

‚Femme‘, aber auch anders; ‚Femme‘ ist wie ‚Frau‘, aber auch<br />

anders. Differenz/Ähnlichkeit wird im ersten Fall durch die Verwendung<br />

einer unterschiedlichen Schreibweise zweier phonetisch<br />

gleich klingender Wörter eingeführt 3 , im zweiten Fall durch die<br />

Verwendung einer anderen Sprache für den gleichen Begriff.<br />

Nestles ‚Fem‘ ist dementsprechend bedeutungsstiftend für eine<br />

neu zu entdeckende/entwickelnde Subjektposition unter Bezugnahme<br />

auf ‚Weiblichkeit‘, während es gleichwohl eine (doppelte)<br />

Differenz zu den Bedeutungen des Altbekannten markiert und so<br />

eine allzu leichte Assimilation verhindert. Dieser gleichzeitigen<br />

Differenzierung und Affirmation wird z.B. auch in den Schreibweisen<br />

‚Fem(me)‘ und ‚Femme‘ Rechnung getragen. 4 Wie Dagmar<br />

Fink schreibt, sind Femmes „nicht gleichzusetzen mit Frauen,<br />

auch nicht mit Lesben. Möglich, dass eine Femme sich auch als<br />

Frau bezeichnet, unter Umständen wird sie in der binären Logik<br />

der Zweigeschlechterordnung so angerufen – vielleicht aber auch<br />

2 Persönliche Kommunikation mit Joan Nestle.<br />

3 Im amerikanischen Englisch wird ‚femme‘ /fem/ ausgesprochenen und<br />

nicht wie eigentlich korrekt französisch /fam/, so wie auch im Deutschen<br />

weitestgehend verwendet.<br />

4 Lisa Duggan/Kathleen McHugh schreiben in ihrem in diesem Band erstmals<br />

in deutscher Übersetzung veröffentlichten Fem(me)inistischen Manifest<br />

‚Fem(me)‘; im Titel der Anthologie von Laura Harris/Elizabeth Crocker<br />

Femme. Feminists, Lesbians, and Bad Girls werden die letzten beiden<br />

Buchstaben ‚me‘ farblich abgesetzt, bzw. kursiv gesetzt, während Dagmar<br />

Fink in ihren Aufsätzen über Femme die Binnenkursivsetzung durchgehend<br />

zum Kenntlichmachen einer internen Differenz benutzt. Vgl. auch<br />

die Schreibweise mitsamt Erläuterung im Beitrag von Joke Janssen in<br />

diesem Sammelband.<br />

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