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Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag

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Femme ist eine Femme ist eine Femme …<br />

<br />

Erfahrung, dass ihre Körper gesellschaftlich meist falsch ‚gelesen‘<br />

und fehlgedeutet werden. In ihrem Film benutzt sie die Sprache<br />

des transitioning, der (geschlechtlichen) Umwandlung, um den<br />

Identifikationsprozess als Femme zu beschreiben.<br />

Femmes sind transgender, insofern bei ihnen aus ihrem biologischen<br />

Geschlecht nicht eine einfache Identifikation mit Weiblichkeit<br />

und den entsprechenden naturalisierten Zuschreibungen<br />

an das weibliche Geschlecht erfolgt. Der Film FtF: Female to<br />

Femme bietet uns durch die Setzung von Femmeness als einer<br />

Transgender-Identität ein Gedankenspiel an, das auf eine Utopie<br />

verweist: „Stell dir eine Welt vor, in der die Entwicklung zur<br />

Femme als genauso radikal betrachtet wird wie die Entwicklung,<br />

einen anderen queeren Körper zu bewohnen oder eine andere<br />

queere Identität für sich zu beanspruchen.“<br />

Der Film nimmt – unter anderem durch das Mittel der Parodie –<br />

eine Perspektive ein, aus der heraus Femme (und nicht weibliche<br />

Maskulinität) zum Musterbeispiel für Queerness wird. Die parodistischen<br />

Sequenzen in FtF: Female to Femme kommen gewitzt<br />

und erhebend daher, wenn sie beispielsweise eine fiktiv-ironische<br />

Selbsthilfegruppe von (wunderschönen und zum Teil berühmten)<br />

Femmes darstellen, die von der Leiterin dadurch zu ihrem Femmesein<br />

ermutigt werden sollen, dass es ihnen in der Sprache der Ermächtigung<br />

durch Psychotherapie explizit erlaubt wird, tiefe Ausschnitte,<br />

Parfüm und hohe Absätze zu tragen. Der grundlegende<br />

Gedanke dieser Spiele, auf dem das Konzept des Films beruht, ist<br />

jedoch gar nicht so neu, wie seine bunte Verpackung in ironischen<br />

Ulk und hippe Neo-Burlesque zunächst erscheinen lässt.<br />

Dieser grundlegende, radikale Gedanke besteht darin, dass<br />

Femmes sich ernst nehmen als eine Form von Transgender. Bereits<br />

im Jahre 1995, mehr als zehn Jahre vor dem Film FtF: Female to<br />

Femme, stellte Barbara Cruikshank in einem intergenerationellen<br />

Gespräch zwischen ihr und Joan Nestle letzterer die Frage nach<br />

deren „transition from woman to fem“. 31 Nestle erzählt, dass<br />

„[i]n the early seventies, when I first heard Monique Wittig<br />

say, ‚I am a lesbian and not a woman,‘ it made perfect sen-<br />

31 Cruikshank, Barbara and Joan Nestle: I‘ll be the Girl. Generations of Fem.<br />

In: Harris, Laura/Crocker, Elizabeth (<strong>Hg</strong>.): Femme. Feminists, Lesbians &<br />

Bad Girls. New York, London 1997, S. 111.<br />

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