Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag
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Femme ist eine Femme ist eine Femme …<br />
<br />
schiedlichem Körpergewicht, aus allen Altersstufen und sozialen<br />
Schichten, von vielfältiger Ethnizität. Die Schönheit von Femmes<br />
kann feminin, maskulin, androgyn, neutral oder gar nichts davon<br />
sein. Sie wird von uns selbst neu definiert, neu kontextualisiert<br />
und neu bewertet. Wir brauchen Schönheit, weil wir Inspiration,<br />
Begehren, Verzauberung und gegenseitige Bewunderung wollen.<br />
Sichtbar? Lesbar? Erkennbar Femme?<br />
Gründe für die verbreitete Ignoranz gegenüber Femmes liegen<br />
zum einen in der sozialen und symbolischen Entwertung, Trivialisierung<br />
und Geringschätzung des Weiblichen und zum anderen<br />
in der kulturellen Dominanz des Visuellen im Westen, hier<br />
konkretisiert als queer-politischer Strategie der Privilegierung von<br />
‚Sichtbarkeit‘.<br />
Verkörperungen, die keine visuelle Evidenz für ihre geschlechtliche<br />
oder sexuelle Devianz liefern, werden durch das herrschende<br />
visuelle Repräsentationssystem der ‚Sichtbarkeit‘ ignoriert<br />
oder marginalisiert. Lesbische/queere Femmes fungieren mithin<br />
als blinder Fleck queerer Kultur und Forschung. Während die<br />
Butch den Bruch der naturalisierten Übereinstimmung von Körpergeschlecht<br />
und Genderinszenierung repräsentiert und somit<br />
ein Modell für die visuelle Evidenz von Subversion liefert, eignet<br />
sich die Figur der Femme kaum, um ihren Bruch mit Geschlechter-<br />
und Sexualitätsnormen im Feld des Visuellen zu belegen.<br />
Auch wenn Femmes sich von der Unterstellung der Heteronormativität<br />
distanzieren, sie bleiben anfällig für den Vorwurf des<br />
‚Durchgehens‘ 21 als heterosexuell, solange der äußere Schein eines<br />
feminin stilisierten, weiblichen Körpers Femmes in die Nähe<br />
der visuellen Norm von Weiblichkeit rückt. Dabei ist dieser Vorwurf<br />
seinerseits ein Effekt der Heteronormativität, die die Verbindung<br />
von weiblichem Körper mit femininer Genderinszenierung<br />
als ausschließlich heterosexuell und natürlich kodiert.<br />
21 Mit der Rede vom ‚Durchgehen als‘ oder ‚Passen als‘ oder ‚Passing‘ ist ein<br />
Konzept von fehlgedeuteten Zugehörigkeiten angesprochen, bei dem ein<br />
Subjekt von anderen als Vertreter_in einer bestimmten Subjektposition<br />
(falsch) wahrgenommen wird, mit der sich die/der Durchgehende selbst<br />
jedoch nicht identifiziert. Damit verbunden ist manchmal der Vorwurf<br />
einer absichtlichen Assimilation.<br />
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