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Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag

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Vorwort<br />

<br />

Begehren, das alles zusammenhielt, zu ehren. Eine der Schwarzweißfotografien,<br />

die dem Archiv an diesem Abend geschenkt<br />

wurden, zeigt drei Moody-Gardens-Fems Mitte der 1950er Jahre<br />

– die ‚Ehefrauen‘ – auf einer Decke am Strand sitzend. Sie schauen<br />

direkt in die Kamera, große Frauen, lächelnd. Das Bild der<br />

selbstbeherrschten Frau im Vordergrund hat mich in den letzten<br />

Wochen begleitet, als ich Femmes of Power: Exploding Queer Femininities<br />

von Del LaGrace Volcano und Ulrika Dahl las und die<br />

Bilder betrachtete und Zusammenfassungen der Aufsätze für den<br />

spannenden neuen Sammelband Femme! radikal – queer – feminin<br />

von <strong>Sabine</strong> <strong>Fuchs</strong> las.<br />

Die 50er-Jahre-Fem auf dem Foto neigt sich zu einer Seite,<br />

stützt sich auf ihren ausgestreckten Arm, mit ihrem tief sitzenden<br />

trägerlosen Badeanzug über ihrer großen Oberweite, die Beine<br />

untergeschlagen. Gar nichts Auffälliges, nur eine kräftige, selbstbewusste<br />

Fem-Frau in den besten Jahren, die in härteren Zeiten<br />

arbeitete und liebte. Diese Frauen aus meiner eigenen Fem-Zeit<br />

sind immer bei mir, während ich eure Worte lese und in die Fem-<br />

Zukunft blicke.<br />

Ein neuer Diskurs findet seine Stimme, seine Sprachen, und wie<br />

glücklich fühle ich mich, meine eigene Fem-Geschichte lange genug<br />

überlebt zu haben, um Zeugin dessen zu werden, was eine<br />

reichhaltige und komplexe Auseinandersetzung zu werden verspricht.<br />

Viel zu lange wurden wir in der queeren Welt und im<br />

Feminismus für das schwache Bindeglied gehalten und zuvor für<br />

das kindliche Opfer männlicher Frauen. Vielleicht haben wir jetzt<br />

zum ersten Mal die Sprache gefunden, um die Büchse der Pandora<br />

zu öffnen. Die Autor_innen der Beiträge hier haben den Mut,<br />

aus früheren Diskursen das aufzugreifen, was sie brauchen, um<br />

neue Fragen zu stellen: Sind wir wirklich die Frau, die nicht eine<br />

ist, sind wir eine getarnte Widerstandskraft, und – wenn wir auf<br />

unserem Feminismus, unserer Queerness und unserem Begehren<br />

bestehen – welche Auswirkungen haben wir auf das Wissen über<br />

Geschlechtsidentitäten? Wie schauen wir auf einander und wie<br />

werden wir gesehen; was macht uns tatsächlich sichtbar – die<br />

Butch an unserer Seite, die Stärke unserer eigenen Körperhaltung,<br />

unser Gespür für Darstellung und Enthüllung, unsere Lust<br />

an Verführung, unsere Selbstaussagen, unsere Rocklänge, unsere<br />

politische Einstellung, unsere Farben, unsere Hüften? Ich spreche<br />

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