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Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag

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Femme ist eine Femme ist eine Femme …<br />

<br />

der Erzählung nicht sterben muss, sondern als Teil eines Butch/<br />

Femme-Paars nach bestandener Feuerprobe triumphiert. Femme<br />

Violet, gespielt von Jennifer Tilly, darf ultrafeminin sein, während<br />

sie coole Sprüche säuselt, und verliert dadurch – bestätigt<br />

durch das untypische Happy End dieses Neo-Film noir – nicht<br />

ihre lesbische Glaubhaftigkeit.<br />

Zu Beginn des Films bezweifelt Corky, die androgyne Lesbe<br />

oder ‚Butch‘ (die wahrscheinlich beabsichtigte Inszenierung als<br />

Butch gelingt aus eingeweihter Sicht nicht überzeugend), Femme<br />

Violets Identität als Lesbe. Als Corky sagt „Wir sind verschieden“,<br />

widerspricht ihr Violet: „Wir sind nicht so verschieden, Corky.“<br />

Doch Corky bleibt misstrauisch: „Jetzt erzählst du mir gleich, dass<br />

nur das zählt, was im Inneren ist. Und in deinem Innersten steckt<br />

eine kleine Lesbe wie ich.“ Die Femme kontert femme as femme<br />

can: „Nein, sie ist nicht so wie du. Sie ist viel gerissener, als du<br />

es bist.“ Dann proklamiert Violet den vielleicht bedeutendsten<br />

Femme-Slogan der Filmgeschichte: „Ich weiß, was ich bin. Ich<br />

muss es mir nicht auf die Schulter tätowieren lassen.“ Tatsächlich<br />

trägt die Butch oder androgyne Lesbe eine tätowierte Doppelaxt<br />

auf dem Oberarm, die sie als Lesbe visuell erkennbar macht.<br />

Als Violet Corky ihr Verhältnis zu Sexarbeit erklärt („Du hast<br />

dich für Dinge im Leben entschieden und dafür bezahlt. Du hast<br />

es gemacht, weil du gut warst und es dir leicht fiel. Glaubst du,<br />

du bist die einzige, die irgendetwas gut kann?“), versucht sie<br />

eine strukturelle Symmetrie zwischen Femmes und Butches zu<br />

verdeutlichen: „Jeder entscheidet sich für etwas und jeder muss<br />

dafür bezahlen. Wir sind uns ähnlicher, als du zugeben willst.“<br />

Der Rest der Story ist eine Parabel auf das Vertrauen zwischen<br />

Femme und Butch, das gegenseitige Vertrauen, das notwendig<br />

ist, um gemeinsam einen Coup durchzuziehen, der patriarchale<br />

Strukturen unterläuft und das heterosexistische System austrickst.<br />

Funktionieren kann dies aber nur, wenn sich herausstellen<br />

sollte, dass Violet genauso eine ‚echte Lesbe‘ und daher vertrauenswürdig<br />

ist wie Corky. Damit ist der subkulturelle Diskurs<br />

über die ‚mangelhafte Echtheit und Vertrauenswürdigkeit‘ von<br />

Femmes unter Lesben angesprochen. Femme Violets Performanz<br />

von Hyper-Femininität, vorgetäuschter Heterosexualität und Un-<br />

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