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Sabine Fuchs (Hg.) - Querverlag

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Femme ist eine Femme ist eine Femme …<br />

<br />

während Femmes, so sie Butches und/oder Transkerle begehren,<br />

eher von einer Anziehung zwischen zwei unterschiedlichen Gendern<br />

motiviert sind und somit von gegengeschlechtlicher Anziehung<br />

gesprochen werden kann. So gesehen wären Femmes (und<br />

Butches) keine Lesben. Mit Verweis auf Monique Wittig, die sagte,<br />

Lesben sind keine Frauen, lässt sich behaupten, dass Femmes keine<br />

Frauen sind, weil bei ‚Frauen‘ Weiblichkeit, Femininität und Heterosexualität<br />

(angeblich) natürlich und ungebrochen in eins fallen.<br />

Hier wirken Prozesse der Identifikation und Disidentifikation<br />

zusammen, um immer komplexer werdenden Subjektpositionen<br />

gerecht zu werden. Wir wissen, dass Identitäten nur darum fortbestehen,<br />

weil sie immer wieder neu geformt werden. Und wir<br />

wissen, dass es möglich ist, diesen Prozessen und Inszenierungen<br />

in und zwischen den Kategorien – obwohl sie nach wie vor auch<br />

als Basis gesellschaftlicher Ungleichheit und Ungerechtigkeit herhalten<br />

müssen – eine Menge Vergnügen abzugewinnen und unser<br />

Begehren immer wieder aufs Neue mit ihnen zu füttern.<br />

Femmes fallen meist nicht in die gängigen Kategorien, weder<br />

in die des vorwiegend heterosexuell geprägten Mainstreams noch<br />

in die von alternativen Szenen. Femmes sind Grenzgängerinnen,<br />

sie durchkreuzen lesbische wie heterosexuelle Welten und fallen<br />

überall durch die Raster. So lässt sich die Femme als Zaunreiterin<br />

auf der semiotischen Grenze zwischen ‚lesbisch‘ und ‚hetero‘ verstehen.<br />

Und das wird ihr von beiden Seiten übelgenommen. Die<br />

Positionierung zwischen den Stühlen, zwischen Kategorien, auf<br />

der Grenzlinie, trägt zur Undenkbarkeit und damit zur erschwerten<br />

Lebbarkeit dieser Existenzweise bei.<br />

Die Femme-Kategorie ist niemals eine ‚reine‘ Kategorie. Sie<br />

wird auf der einen Bedeutungsebene von ‚Unreinheit als Vermischung‘<br />

verunreinigt durch ihre Assoziation mit dem nicht ‚wirklich‘<br />

Queeren, nicht ‚wirklich‘ Lesbischen und durch die Nähe zum<br />

Heterosexuellen. Auf der anderen Bedeutungsebene von ‚Unreinheit<br />

als Schmutz‘ ist die Kategorie ‚Femme‘ durch ihre Verbindung<br />

mit Femininität, Sexualität und Devianz mit dem Unreinen<br />

assoziiert. Wie Judith Butler uns erinnert, ist es wichtig, keine<br />

Angst vor der ‚Verunreinigung‘ durch das ‚Andere‘ zu haben. In<br />

ihrem Nachwort zu Butch/Femme. Inside Lesbian Gender schreibt<br />

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